Bauer-Druck Köln Helmut Schmidt ist wieder an seinem Arbeitsplatz Seite 2

February 21, 2021 | Author: Catharina Kurzmann | Category: N/A
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Bauer-Druck Köln

Tarifrunde 2003

Ein Leben für die Schrift

Helmut Schmidt ist wieder an seinem Arbeitsplatz Seite 2

Lohnverhandlungen von massiven Warnstreiks begleitet Seiten 4/5

Adrian Frutiger hat seine Autobiografie veröffentlicht Seite 7

Branchenzeitung www.drupa-online.de

Die

Fotos (4): argum/Bert Bostelmann

N r. 4 | J u l i 2 0 0 3 | Ja h rg a n g 14 1

Zeitungszusteller müssen meistens ihre Arbeitsmittel aus eigener Tasche finanzieren – Ein Stundenlohn von 2,60 Euro ist nicht selten

Die im Dunkeln ... Nur mal angenommen: Die Redakteurin recherchiert mit dem Privathandy,

I N

Gebühren zahlt sie selbst. Der Mediengestalter spielt die neue Software auf seinen PC, die er aus eigener Tasche finanziert. Der Lohn des Druckers ist mal hoch, mal

A U S G A B E

Tarifrunde 2003 in Papierverarbeitung und Druckindustrie

niedrig, er schwankt je nach Auflage. Der Mann in der Weiterverarbeitung steht

aufwarten. Für den 4. Juni war die 4. Verhandlungsrunde

rum. Das Papier ist gerissen, er hat nichts zu tun. Die Wartezeit wird ihm nicht

in der Papierverarbeitung angesetzt, für den 6. Juni die

bezahlt. Natürlich alles Quatsch. Aber nicht für Zeitungszusteller.

5. Runde für die Druckindustrie. In beiden Branchen, schätzten wir, gab es Chancen für einen Abschluss. Also

VON MICHAELA BÖHM

Die Nacht ist in ihrem Nirwana gelandet. Zu spät für all jene, die nur noch nuschlig sprechen und schwankend gehen können. Und zu früh für junge Hunde, die zum nächsten Baum müssen. Gisbert Kraus hievt die Zeitungspacken auf den Rücksitz seines Autos und überfliegt im Licht der Schalterhalle einer Sparkasse den Beipackzettel. Vier Bezugsunterbrechungen, ein neues Probeabo, die Familie aus der Steinstraße ist aus dem Urlaub zurück. Es ist so still, dass nur das Klappern eines losen Schutzbleches zu hören ist. Die Zustellerin, die den südlichen Teil der Kleinstadt versorgt, radelt gerade davon. 2.30 Uhr. Gisbert Kraus gibt Gas. Seine Tour in Langen-West und -Nord hat er in mehrere Routen aufgeteilt, die er mit dem Auto anfährt und zu Fuß abläuft. Er zählt acht Zeitungen ab und klemmt sie unter den Arm. Seine Schritte sind schnell – wie jemand, der lieber wandert als spazieren geht. Er biegt um die Ecke, schiebt eine Zeitung in den Kasten. Wie immer der dritte von oben. Wer jeden Morgen, sechs Nächte die Woche, dieselben

D I E S E R

… wollten wir eigentlich mit den Lohnabschlüssen der

Häuser ansteuert, muss nicht mehr auf Namensschilder gucken. Dumpf plumpst die FR in den Kasten. Nächste Straße, wieder wird er eine »Frankfurter Rundschau« los: »Es ist ein Jammer, dass so wenige Leute Zeitung lesen.« In Langens einzigem Hochhaus wohnen 232 Parteien, viele Eigentumswohnungen, zwei Abonnenten. Gisbert Kraus trägt auf der ersten Tour 110 Zeitungen aus, vor allem die FR, ein paarmal die »Süddeutsche Zeitung«, noch weniger vom »Handelsblatt«. Dafür wird er knapp zwei Stunden brauchen. In Egelsbach, seiner zweiten Tour am Morgen, wenn die Schritte langsamer werden, sind es noch mal 70. Es nieselt. Gisbert Kraus zieht die Kappe tiefer in die Stirn und den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Hals hoch. Die Jacke verhindert, dass er im Winter friert und sich im Sommer der Schweiß nass und kalt auf die Haut legt. Gegen Platschregen hilft sie nicht. Dann stellt er sich unter. Nicht zu lange. Die Zeitungen müssen bis sechs Uhr zugestellt sein. Die atmungsaktive Jacke hat er selbst bezahlt. Das Auto, mit dem er fährt, gehört ihm. Es ist üblich, dass Zusteller ihre Arbeitskleidung selbst finanzieren. Nötig wären knöchelhohe Schuhe, um nicht umzuknicken, Regenkleidung mit Reflektoren ebenso wie ein stabiles Fahrrad oder ein Karren, Taschenlampen, ein Not-Handy oder ein Schrillalarm, um sich bemerkbar zu

haben wir die Fristen für Vorstufenproduktion und Druck extrem ausgereizt. In der Nacht zum 12. Juni sollte DRUCK+ PAPIER auf die Rolle gehen. In der Papierverarbeitung hat es mit einem akzeptablen Abschluss denn auch geklappt. Die Druck-Unternehmer haben uns aber einen Strich durch die Rechnung gemacht und sind bei nicht annehmbaren 1,4 Prozent als letztem Angebot stehen geblieben (S. 4/5). Und diese 1,4 Prozent soll es auch nur mit zwei Nullmonaten geben, schrumpfen also auf 1,17 Prozent zusammen. machen, wenn man ausgerutscht ist und nicht von selbst wieder hochkommt. Oder überfallen worden ist. Gisbert Kraus macht den Job seit sechs Jahren. Bislang ist er allenfalls um Zigaretten angehauen worden. Aber die Angst ist da, sobald ihm mehrere angetrunkene Männer begegnen. Heute Nacht wird es ruhig sein auf den Straßen – wie immer von Sonntag auf Montag. Gisbert Kraus arbeitet für eine Vertriebsagentur. In der Regel sind es Gesellschaften mit beschränkter Haftung, die Zeitungszusteller beschäftigen. Sie gehören selten einem Arbeitgeberverband an, selbst wenn sie Töchter von großen Zeitungsverlagen sind. Bis auf wenige Ausnahmen gelten für Zusteller keine Tarifverträge. Alles, was für Redakteure, Verlagsangestellte und Drucker – noch – normal ist, kennt der Zusteller nicht. Die Entlohnung ist in jeder Presseserviceagentur anders, üblich ist Stücklohn. >>> weiter auf Seite 3

Dass sie in diesem Jahr so frech sind und auf einem so hohen Ross sitzen, ist nicht zuletzt dem gesellschaftspolitischen Klima geschuldet, das der Publizist und Theaterleiter Ivan Nagel in der »Süddeutschen Zeitung« so auf den Punkt gebracht hat: »Neu sind in der Geschichte der Bundesrepublik aber nicht nur die Eingriffe (in die sozialen Rechte der Menschen, d. Red), sondern auch die Grobheit und Wut, mit denen sie einer amtierenden Regierung abgepresst werden. Opposition, Verbände, Medien sind seit zehn Monaten dabei, Kanzler und Kabinett rabiat weichzuklopfen, um eine neoliberale Gleichschaltung unseres sozialen Lebens und Umgangs zu erzwingen. (…) Trotz der Schroffheit der vorgeschlagenen Maßnahmen, trotz der Stimmungshitze bei ihrer Durchsetzung – eine Diskussion über ihre Richtigkeit und Nützlichkeit fand nicht statt. Von ARD bis RTL, vom Wirtschaftsteil der SZ und FAZ bis zur Bild-Zeitung wurden die immergleichen extremliberalen Dogmen vorausgesetzt und uns eingehämmert.«

HENRIK MÜLLER

4.2003

K U R Z

+

B Ü N D I G

Die arvato AG baut eine neue Tiefdruckerei in Norditalien. Mit 100 Mio. Euro die bislang größte Investition der Bertelsmann-Tochter. Ende des Jahres sollen die Bauarbeiten in der Nähe von Treviglio – zwischen Mailand und Bergamo – beginnen. Von 2005 an sollen sämtliche Tiefdruckaktivitäten in Italien dort zusammengeführt werden. Der WAZ-Konzern will die drei führenden Zeitungen in Mazedonien kaufen. Geplant sei die Zusammenführung von Verlagsdienstleistungen und Druckereien der drei Titel »Dnevnik«, »Utrinski Vesnik« und »Vest« (Auflage insgesamt 120.000 Exemplare). Die Investitionen lägen je Zeitung in einstelliger Millionenhöhe, sagte WAZ-Geschäftsführer Glandt. Der WAZKonzern ist der führende Zeitungsverlag auf dem Balkan. Ihre neue Druckerei haben die »Kieler Nachrichten« Anfang Mai eingeweiht. 50 Mio. Euro kostete das Druckzentrum in Kiel-Moorsee, wo 80 Beschäftigte bis zu 800.000 Zeitungsexemplare täglich drucken sollen. Die neue »Colorman« ist 17 Meter hoch, acht Meter breit und 38 Meter lang. Heinz Holfter ist am 16. Mai 2003 im Alter von 81 Jahren gestorben. Er war lange Jahre in Baden-Württemberg Landesbezirkskassierer der IG Druck und Papier.

D D rr u u cc k k ii n nd du u ss tt rr ii ee

Helmut Schmidt ist wieder an seinem Arbeitsplatz Helmut Schmidt, Bundesvorsitzender der ver.di-Fachgruppe Druckindustrie, Mitglied des ver.di-Gewerkschaftsrates und seit 1984 ehrenamtlicher Verhandlungsführer in den Tarifrunden der Druckindustrie, ist nach erfolgreicher Neuwahl des Betriebsrates Anfang Juni wieder an seinen Arbeitsplatz als freigestellter Betriebsratsvorsitzender von Bauer-Druck Köln zurückgekehrt, nachdem er von Konzernchef Heinz Heinrich Bauer persönlich im April entlassen worden war (PUBLIK 6/2003 berichtete). Die Unternehmensleitung will allerdings die gegen Schmidt gerichtete betriebsbedingte Kündigung zum 30. November 2003 vor Gericht weiterbetreiben. Die Entlassung war dem BauerKonzern möglich erschienen, weil nach Auffassung des Arbeitgebers eine beim Arbeitsgericht Köln erfolg-

reiche Anfechtung der Betriebsratswahl 2002 rechtswirksam geworden und der nachwirkende Kündigungsschutz im April 2003 ausgelaufen war. Da Helmut Schmidt aber im Rahmen seiner Kündigungsfrist nach wie vor Arbeitnehmer bei Bauer-Druck war und ist, konnte er erneut kandidieren und wurde – bei einer außerordentlich hohen Wahlbeteiligung von 74,4 Prozent – mit einem famosen persönlichen Ergebnis (608 von 731 abgegebenen Stimmen, also 83 Prozent) wieder in den Betriebsrat gewählt, der ihn erneut zum Vorsitzenden kürte und für die Betriebsratsarbeit freistellte. Am 7. Juli 2003, 10.30 Uhr, findet im Arbeitsgericht Köln, Saal 107, der Gütetermin im Kündigungsschutzverfahren von Helmut Schmidt gegen Bauer-Druck statt. Drei Tage später, am 10. Juli 2003, ist um 10.15 Uhr beim im Landesarbeitsgericht (LAG)

Foto: Jürgen Seidel

Vier deutsche Druckereien haben beim »Sappi European Printer of the Year Awards 2003« gewonnen: Zweimal Gold bekam Raff aus Riederich in den Kategorien »Geschäftsberichte« und »Allgemeines«. Heidenreich aus Bünde erhielt Silber bei »Kalender & und Poster«. Aumüller Druck aus Regensburg und Gewa Druck aus Bingen bekamen Bronze bei »Broschüren« und »Verpackungen und Etiketten«.

Köln, Saal 102, das Verfahren zur »Wiedereinsetzung in den vorigen Stand« des Betriebsrates gegen BauerDruck angesetzt. Wenn das LAG dabei entscheidet, dass der Kölner Arbeitsgerichtsbeschluss über die Anfechtung der Betriebsratswahl 2002 doch noch nicht rechtskräftig geworden ist, dann ist auch die betriebsbedingte Kündigung automatisch vom Tisch.

Boeder: Jede Bildbearbeitung ist unerlaubte Manipulation

Borek-Media aus Braunschweig verlegt Vertrieb und InternetAgentur nach Osterwieck in Sachsen-Anhalt. Das Druckereiunternehmen hat dort ein modernes Produktionszentrum mit rund 250 Beschäftigten. In Braunschweig sollen nur die Verwaltung und der Archiv-Verlag bleiben. Kündigungen werden nicht ausgeschlossen.

Vortrag: Prof. Stephan Boeder beim ver.disignForum Köln am 10. April 2003

Modernste Digitaltechnik macht es möglich: Noch nie war die Bearbeitung von Fotos so leicht wie heute. Umso größer ist die Verantwortung, die Fotografen und Bildredakteure in den Medien für eine wahrhaftige Berichterstattung haben, stellte Professor Stephan Boeder fest. Ver.disignForum, eine Gruppe engagierter Kölner ver.di-Mitglieder, hatte den Bildjournalisten und langjährigen Chefdesigner der ARD zu einem öffentlichen Vortrag über dieses Thema eingeladen. Angesichts der Berichterstattung über den Irak-Krieg, der auch ein Krieg der Bilder war, hatte die Veranstaltung eine ungeplante Aktualität. Boeder setzte die Messlatte hoch an: Jede Bearbeitung eines fertig gelieferten Fotos ist für ihn eine uner-

N A C H R I C H T E N

Foto: Jürgen Seidel

2

laubte Manipulation, ein verfälschender Eingriff. Nicht einmal einen anderen Ausschnitt lässt er gelten. Von Redakteuren verlangt er, sich entsprechenden Wünschen zu verweigern, Fotografen empfiehlt er, ihre Fotos mit entsprechenden Änderungsverboten zu versehen. Schließlich solle jeder Eingriff als Bearbeitung oder Montage gekennzeichnet werden. Sollte sich die Presse nicht an solchen Maximen ausrichten, so warnte Boeder, würden die Bilder als Dokumente der Realität bald ihre Glaubwürdigkeit vollends verlieren. Die Boulevardpresse habe mit montierten Bildern ihren Kredit schon lange verspielt, doch auch seriöse Medien wie der »Spiegel« seien nicht immer von solchen Anfechtungen frei.

Streik bei »Heidelberger« Kiel ausgesetzt Seit dem 24. April ist der Streik bei »Heidelberg« in Kiel (DRUCK+PAPIER berichtete) ausgesetzt. Gestreikt wurde für eine tarifliche Verlängerung von Kündigungsfristen, bessere Abfindungsregelungen und eine zweijährige Qualifizierung von Entlassenen. »Der Streik war notwendig, ist toll gelaufen, und die Solidarität war riesengroß«, sagt der Kieler IG-Metall-Bevollmächtigte Wolfgang Mädel. »Nun ist er erstmal ausgesetzt, weil es jetzt darum geht, aus den Sozialplanverhandlungen das Maximum für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen herauszuholen.« Geld scheine für den Konzern keine Rolle zu spielen, »für uns schon«, so Wolfgang Mädel. »Heidelberg hat Vertragsbruch begangen und den Interessenausgleich vom Vorjahr, in dem die Produktion für Kiel zugesichert war, wenige Monate später für nichtig erklärt. 562 Menschen müssen jetzt ihr Leben nach den Wünschen von Heidelberg organisieren – und dafür muss der Konzern bezahlen.« Der Streik wird erst beendet, wenn das Ergebnis vorliegt – mit einer Urabstimmung. RÜDIGER LÜHR

Zusätzliche aktuelle Themen unter www.drupa-online.de + Warum die Beschäftigten beim Mittelrhein-Verlag in Koblenz ihren Streik beenden mussten. + Sieg auf der ganzen Linie – gekündigte WAZ-Kolleginnen müssen weiterbeschäftigt werden. + Holtzbrinck muss den Berliner »Tagesspiegel« feilbieten. + Lust auf mehr: Das Projekt Mediengestalter2000plus ist abgeschlossen.

Aktuelle Informationen zur Tarifrunde 2003

I M P R E S S U M DRUCK+PAPIER – die ver.di-Branchenzeitung – erscheint für die Mitglieder der Fachgruppen Druckindustrie und Papierverarbeitung sechsmal im Jahr als Beilage zur ver.di-Mitgliederzeitung PUBLIK. Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Bundesvorstand/Fachbereich Medien, Kunst und Industrie, Frank Bsirske und Frank Werneke. Redaktion: Henrik Müller (verantwortlich),Telefon: 0 30 / 69 56 - 10 76, E-Mail: henrik.mueller @verdi.de; Hermann Zoller (-10 14), Potsdamer Platz 10,10785 Berlin, Telefax: 0 30 / 69 56 - 30 12. Anzeigenleitung: Bernd Heußinger, Kornweg 21, 21445 Wulfsen, Telefon: 0 41 73 / 5 09 92 0, Telefax: 04173 / 511912, E-Mail: heussinger @verdi-anzeigen.de. Es gilt Preisliste 8A. Design und Vorstufe: werkzwei, Bielefeld/Lage. Druck: apm AG Eppelheim, Niederlassung Frankfurt/Main, TheodorHeuss-Allee 90-98, 60486 Frankfurt/Main.

»Heidelberg«: Weitere Arbeitsplatzvernichtung geplant www immer auch auf:

www.drupa-online.de

»Wir befinden uns nach wie vor in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld«, sagte Bernhard Schreier, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen AG, bei der Präsentation der Zahlen für das zum 31. März 2003 beendete Geschäftsjahr 2002/ 2003. Die Investitionsbereitschaft in der Druckindustrie bewege sich weltweit weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. So lag der vorläufige Umsatz der Heidelberg-Gruppe bei 4,1 Mrd. Euro gegenüber 5 Mrd. im Vorjahr. Die Auftragseingänge im abgelaufenen Geschäftsjahr betrugen rund

4 Mrd. Euro gegenüber knapp 4,6 Mrd. Euro im Vorjahr. Das vorläufige operative Ergebnis belief sich im Berichtszeitraum auf 102 Mio. Euro; im Vorjahr waren es 356 Mio. Euro. Das Nettoergebnis beträgt minus 138 Mio. Euro. Damit schreibt »Heidelberger« erstmals in seiner 150-jährigen Geschichte rote Zahlen. Das im Oktober 2002 verabschiedete Maßnahmenpaket zur Effizienzsteigerung – mit dem auch viele Arbeitsplätze vernichtet wurden – soll den Ergebnisrückgang zu einem gewissen Teil aufgefangen haben. Zum

31. März 2003 beschäftigte »Heidelberger« weltweit 24.181 Mitarbeiter. Bereinigt bedeutet dies einen Rückgang um rund 1.500 Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt seien wegen der geplanten Maßnahmen zur Kostenreduzierung weltweit rund 1.000 Stellenstreichungen zusätzlich erforderlich, teilte das Unternehmen mit. »Heidelberger« gehört zur Hälfte der RWE AG. Weitere Großaktionäre sind die Allianz (12 Prozent), die Commerzbank (10 Prozent) sowie die Münchener Rück (6 Prozent).

präsentiert zeitgenössische Buchkunst Handpressendrucke, Künstlerbücher, Malerbücher, Mappenwerke, Einblattdrucke und Buchobjekte aus aller Welt. 19. Ausgabe: Wieder als Jahrbuch mit einer exklusiven Vorzugsausgabe. Bitte Prospekt anfordern. forum book art Heinz Stefan Bartkowiak · 22301 Hamburg Körnerstr. 24 · Tel. 040-2793674 Fax -2704397 e-mail: [email protected] www.forumbookart.com

Cartoon: Reinhard Alff

Von der Zweigniederlassung der Bundesdruckerei in NeuIsenburg hat deren bisheriger Chef Georg Friederich 51 Prozent per Management-Buy-out übernommen. Die Bundesdruckerei GmbH selbst will ihre 49 Prozent noch zwei Jahre halten, um einen Investor zu finden, der die Zukunft der 65 Arbeitsplätze sichert.

B u n d e s k o n f e r e n z d e s v e r. d i - F a c h b e r e i c h s M e d i e n , K u n s t u n d I n d u s t r i e

4.2003

3

25köpfiger Vorstand mit zehn Frauen und 15 Männern: In den Bundesfachbereichsvorstand, in dem alle Fachgruppen des Fachbereichs vertreten sind, wurden gewählt: Christian-Ulrich Behring, Uwe Todten (beide Berlin), Ursula van Raamsdonk (Bremen), Eckhard Kussinger (Dortmund), Monika Ophey (Düsseldorf), Karl-Heinz Sünderhaft

Werneke: »Politischen Standort grundsätzlich neu bestimmen«

(Forchheim), Viktor Kalla (Frankfurt/Main), Adriana Rossi (Göppingen), Rainer Moeckel, Gisela Ziehm, Martina Hartung, Gesche Blanken (alle Hamburg), Helmut Schmidt (Hürth), Norbert Reykers (Kevelaer), Isolde Künzler (Lampertheim), Jens Grimm, Regine Möbius (beide Leipzig), Usa Beer (Loope), Peter Reher (München) ,Wolfgang Weinisch (Obersulm), Uli Möhler, Renée Möhler (beide Saarbrücken), Peter Madey (Singen), Dieter Flörke (Wolfsburg) und Klaus-Peter Hellmich (Wuppertal).

Die 158 Delegierten der ersten Bundeskonferenz des Fachbereiches Medien, Kunst und Industrie nach Gründung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft vom 15. bis 17. Mai 2003 in Magdeburg zogen Bilanz, hielten Ausschau, fassten Beschlüsse und wählten für die nächsten vier Jahre neben dem Bundesfachbereichsvorstand den Bundesfachbereichsleiter. Diskutiert wurde über den aktuellen politischen Standort der Gewerkschaft und das Zusammenwachsen der fünf Gründungsorganisationen. Die Stimmung war nüchtern, die Zusammenkunft ein eher ruhiger Kongress, wenig spektakulär und nicht geprägt durch heftige oder gar aus dem Ruder laufende Debatten. Dennoch herrschte nicht eitel Sonnenschein. Forderungen um eine klare Positionierung von ver.di nach außen und eine konsequente Interessenvertretung der Mitglieder wurden debattiert, waren Gegenstand von Anträgen aus vorangegangenen

»Ver.di ist – bei allen Problemen – insgesamt ein erfolgreiches Projekt«

Fotos (5): Jürgen Seidel

Frank Werneke:

>>> Fortsetzung von Seite 1 1,02 Euro pro Zeitung und Monat wie bei den Töchtern des Aachener Zeitungsverlags. Oder 1,53 Euro pro Monat und Zeitung für die Beschäftigten der Zeitungsvertriebsgesellschaft, einer WAZ-Tochter. Oder 2,30 Euro wie bei der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten«. Urlaubsgeld gibt es selten, Weihnachtsgeld mal als Gutschein über 20 Euro oder auch in der Höhe eines knappen Monatslohns, der vor Gericht erstritten wurde. Es gilt der gesetzliche Urlaub von 24 Tagen, selten mehr: in Aachen gibt es 34 Tage. Manchmal muss sich der Zusteller selbst um seine Urlaubsvertretung kümmern wie beim »Zollern-AlbKurier« in Balingen, manchmal bekommt die Zustellerin eine Entschädigung von 10 Euro wie in Stuttgart, wenn sie nachts an der Abladestelle ein, zwei Stunden wartet, weil sich die Zeitungsauslieferung verzögert hat. Es ist 3.15 Uhr. Der Zeitungspacken auf der Rückbank ist kaum kleiner geworden. Die nächste Tour ist eine Autorunde: anhalten, Motor lau-

fen lassen, Zeitung einwerfen, weiterfahren. Keinem Menschen ist Gisbert Kraus bis jetzt begegnet. »Ich bin gern allein.« Nur mit Wolfi, nennen wir ihn Wolfi, kreuzen sich seine Wege jede Nacht. Er hat den gleichen Bezirk wie Kraus, stellt allerdings die »Offenbach Post« und die FAZ zu, 250 Stück pro Nacht. Wolfi ist eingewickelt wie eine Zwiebel, Pullover, Weste, Jacke, Schal und Mütze mit Ohrenklappen. Wolfi knattert mit seinem Motorroller durch die Straßen, auf dem Sitz ein Handtuch, damit der Hintern nicht nass wird, die Beine beim Fahren weit von sich gestreckt. Ist ja auch kein Platz. Überall Zeitungspacken. In den Satteltaschen, links und rechts vom Hinterrad, im Korb unterhalb des Lenkers. Wolfi findet, dass Zeitungszusteller »alle einen Schuss haben«. Immerhin hat man es nicht mit miesen Kollegen zu tun, sagts und brettert davon. Keine Zeit für einen Plausch. Zeitungszusteller haben kaum Kontakt zueinander. Da weiß der eine vom anderen nicht, wie hoch der Nachtzuschlag ist und das Wegegeld. Da hat es der Arbeitgeber leicht, neuen Mit-

Konferenzen des Fachbereichs in den Ländern. Und es gab den Versuch, Ansätze für Alternativen in der Medienkrise zu entwickeln. »Ein steifer Wind weht uns ins Gesicht«, analysierte Bundesvorsitzender Frank Bsirske die Position von ver.di im Kampf gegen die Demontage des Sozialstaats durch die wortbrüchige Regierung. Hohn sei es, wie Sozialdemokraten und Grüne den »blanken Sozialabbau als Reformen verkaufen« würden. »Mit uns nicht!«, fasste Frank Bsirske die gewerkschaftliche Haltung zur Agenda 2010 zusammen. Klagen über die beabsichtigten Ungerechtigkeiten alleine würden aber nicht helfen. Stattdessen sollten die ver.dianer die Diskussion in den Betrieben suchen und auf erfolgreiche Politikbeispiele in anderen Ländern verweisen. Bsirske bescheinigte der eigenen Organisation allerdings auch, intern oft mit einer »Erbsenzählermentalität und Kleinkariertheit« zu reagieren, »die ich so nicht erwartet hatte«. Dennoch blickte er optimistisch in die Zukunft. Immerhin seien 27 Prozent der Neueintretenden in die Gewerkschaft jünger als 28 Jahre. Der stellvertretende ver.di-Bundesvorsitzende Frank Werneke sagte zur politischen Lage, zwar verhalte ver.di sich »im Ergebnis derzeit richtig. Das gilt insbesondere für unser klares Nein

zu den Sozialabbau-Plänen der Bundesregierung.« Aber, so der später mit 87 Prozent der Delegiertenstimmen wieder gewählte Bundesfachbereichsleiter: »Ich glaube nicht, dass wir es mit einer vorübergehenden Konfliktlage zu tun haben, nach der dann irgendwann wieder eine Phase der Normalisierung eintritt und wir uns als Gewerkschaften in den gewohnten politischen Kategorien wieder finden. Nein: Meine Sicht auf die Dinge ist eher die, dass wir gezwungen sind, unseren politischen Standort grundsätzlich neu zu bestimmen!« Ver.di sei, bei allen Problemen, insgesamt ein erfolgreiches Projekt, sagte Werneke. Es gebe eine Reihe von Erfolgen, das Zusammenwachsen der fünf Gründungsgewerkschaften funktioniere gut: »Aber es ist unverzichtbar, dass die finanzielle Situation von ver.di in Ordnung gebracht wird. Sonst bluten wir weiterhin unsere Streikrücklagen aus und beschneiden unsere Fähigkeit zum politischen Konflikt.« Gerade für die Medienbranchen könne der Fachbereich Medien, Kunst und Industrie auf Projekte verweisen, die deutlich machten, dass ver.di bei den Zukunftsthemen am Ball und in der Lage sei, Menschen für die Gewerkschaft zu erreichen, die bislang in kritischer Distanz zu ihnen, fasste

Frank Werneke zusammen und nannte als Beispiel u.a. die Erfolg versprechende bevorstehende Gründung der »designers union«. Die Tatsache, dass die Vorhaben des Fachbereichs mit Beiträgen in Millionenhöhe aus dem Innovationsfonds von ver.di finanziert würden, sei »auch ein Zeichen für das Vertrauen, das in uns gesetzt wird. Vertrauen in einen Fachbereich, der kämpferisch ist, manchmal sperrig in der Debatte, aber mit klarem Blick auf künftige Herausforderungen, phantasievoll und selbstbewusst.« A.M.

arbeitern beispielsweise schlechte Bezirke zuzuschustern. Das sind solche mit weiten Wegen und geringer Stückzahl. »Das wird nach Gutsherrenart verteilt«, sagt Franz Blatt, verdiSekretär in Aachen. Der Betriebsrat der Aachener Zustelltöchter ist schon unzählige Male vor die Einigungsstelle gegangen. Ob es um die Bezahlung der atmungsaktiven Jacken ging oder um den Stücklohn, der Urlaub wurde ebenso gerichtlich erstritten wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das war aber nur möglich, weil sich die Zusteller zuvor untereinander ausgetauscht und einen Betriebsrat gewählt hatten. Franz Blatt hat sie alle persönlich angesprochen, knapp 600 Zusteller. Er hat jeden Einzelnen zu Hause besucht und erst dann zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Irgendwann zwischen 18 und 20 Uhr, bevor sich die ersten wieder auf den Heimweg machen. Wer mitten in der Nacht raus muss, ist knauserig mit seiner Zeit. Zumal viele zu ihrem Hauptjob aufbrechen, kaum dass die letzte Zeitung in den Kasten geplumpst ist.

Für Gisbert Kraus ist die Zustellung sein einziger Job. Ein Job für Profis. Kein Verlag kann sich verärgerte Leser leisten, weil morgens keine Zeitung oder die falsche im Rohr steckt. Ein Zusteller muss seinen Bezirk kennen, zuverlässig und pünktlich arbeiten und auch mal drei Straßen zurücklaufen, wenn er einen Abonnenten vergessen hat. Mit der neuen Mini-Job-Regelung könnte sich das womöglich ändern. Seit 1. April 2003 dürfen Mini-Jobber 400 Euro im Monat verdienen, ohne Sozialabgaben oder Steuern zahlen zu müssen. Chefs könnten auf die Idee kommen, die Bezirke zu verkleinern und Nebenjobber anzuheuern. »Fluktuation und damit schlechten Service können sich die Verlage aber nicht leisten«, sagt Thomas MeyerFries, Berater von Betriebsräten. Die Mini-Job-Regelung hat zur Folge, dass es zum einen mehr sozialversicherungsfreie Jobs gibt. Zum anderen müssen Zusteller mit lukrativen Bezirken um ihren Verdienst fürchten. Für die Mini-Jobber zahlt der Arbeitgeber pauschal Abgaben zur Kranken- und zur Rentenversicherung und Steuern.

Schon gibt es erste Fälle, bei denen der Arbeitgeber versucht hat, die zwei Prozent Steuern den Zustellern vom Lohn abzuziehen. Gisbert Kraus hat die letzte Zeitung eingeworfen. Er wird sich jetzt frische Brötchen kaufen, frühstücken und ins Bett legen. Die Zeit bis zum Mittag ist seine Nacht. Abends macht er um halb zehn das Licht aus, außer samstags, sein einzig freier Abend. Kraus arbeitet täglich drei, pro Woche 18 Stunden. Dafür bekommt der 60-Jährige – ohne Spesen, Kilometergeld und Nachtzuschlag – knapp 210 Euro überwiesen, ein Stundenlohn von 2,60 Euro.

Frank Bsirske:

»Blanken Sozialabbau als Reformen verkaufen: Mit uns nicht!«

4

4.2003

Ta r i f p o l i t i k

Der Streikdruck war groß, die Papierverarbeitungs-Arbeitgeber haben auch sichtlich darunter gelitten. Die Druck-Unternehmer hingegen sitzen auf dem hohen Ross, und zumindest eine Mehrheit in ihrer Verhandlungsdelegation tat so, als könnten die Arbeitsniederlegungen in bundesweit 107 Druckereien ihr nichts anhaben. Um darüber zu beraten, was zu tun ist, um dennoch auch in der Druckindustrie alsbald zu einem akzeptablen Ergebnis zu kommen, wurde für den 18. Juni die Große Tarifkommission eingeladen.

Die Tarifrunde 2003 Papierverarbeitung

Druckindustrie

Zwei Prozent zum 1. Juli 2003 und weitere 2,3 Prozent zum 1. Juni 2004

Auch 5. Verhandlung ohne Ergebnis – Die Unternehmer bleiben bei 1,4 Prozent stehen

Die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen der bundesweit 100.000 Beschäftigten steigen zum 1. Juli 2003 um zwei Prozent und zum 1. Juni 2004 weitere 2,3 Prozent. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags beträgt 24 Monate bis zum 31. März 2005. Darauf einigten sich am 4. Juni 2003 kurz vor Mitternacht in Frankfurt/Main die Verhandlungskommission von ver.di und die des Hauptverbands der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie (HPV) in der 4. Verhandlungsrunde. Um dieses Ergebnis zu erreichen, musste ver.di akzeptieren, dass es für April bis Juni 2003 keine Erhöhung gibt. Nach harten Verhandlungen hatten die HPV-Vertreter sichtlich unter dem Eindruck der massiven Streiks der zurückliegenden Tage und der drohenden Urabstimmung schließlich eingelenkt. Als besonderer Erfolg der Streikbewegung in den Betrieben ist zu bewerten, dass die Unternehmer in letzter Minute ihre immer wieder vorgetragene Forderung nach betrieblichen Öffnungsklauseln haben fallen lassen. Ver.di hatte eine solche Klausel bis zum Schluss abgelehnt, aber im Verlauf der Verhandlungen vorgeschlagen, mit den Unternehmern in einen Branchendialog zu Themen wie Ausbildung, Qualifizierung, Arbeitsorganisation, Arbeitszeit und Branchenentwicklung einzutreten. Dieses Angebot zum Dialog bleibt auch bestehen. Die Große Tarifkommission für die Papierverarbeitung wurde für den 12. Juni 2003 eingeladen, um über die Annahme des Ergebnisses zu beraten.

Mit einer großen Enttäuschung endete für die 220.000 Beschäftigten der Druckindustrie in der Nacht zum 7. Juni 2003 die 5. Verhandlung der Tarifrunde 2003 über mehr Lohn und Gehalt: Nach 13stündigem Gesprächsmarathon trennten sich die Vertreter/innen von ver.di und die des Unternehmerverbandes ohne Ergebnis und ohne Vereinbarung eines neuen Verhandlungstermins. Auch die zahlreichen und teilweise massiven Warnstreiks der letzten Tage hatten die Arbeitgeber noch nicht zur Vernunft gebracht. Ihr letztes Angebot: 1,4 Prozent mehr zum 1. Juni 2003 und weitere 1,4 Prozent zum 1. Mai 2004 bei einer Laufzeit bis zum 31. März 2005. Deutlich wurde überdies, dass sie in absehbarer Zeit den Manteltarifvertrag kündigen wollen. Die ver.di-Delegation war den Unternehmern – auch unter Berücksichtigung der schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Druckbetriebe – sehr weit entgegen gekommen: Sie war bereit, zunächst drei Nullmonate und insgesamt eine Laufzeit von 24 Monaten zu akzeptieren, und hatte vorgeschlagen, die Löhne und Gehälter zum 1. Juli 2003 um 1,9 Prozent und zum 1. Juli 2004 um weitere 2,1 Prozent zu erhöhen – unter der Voraussetzung, dass der Manteltarifvertrag bis zum Ende der Laufzeit des neuen Lohntarifvertrags unangetastet bleibt. Eine Mehrheit in der Verhandlungsdelegation des Unternehmerverbandes wollte aber offensichtlich die Verschärfung des Konflikts. Die Große Tarifkommission wurde für den 18. Juni 2003 eingeladen.

k Neuss Procter und Gamble

k Wuppertal Rheinisch-Bergische Druckerei, Westdeutsche Zeitung

NORDRHEIN-WESTFALEN

HESSEN

RHEINLANDPFALZ

SAARLAND

k Stuttgart Druckzentrum

k Hannover Madsack, Hannoversche Allgemeine / Neue Presse

k Backnang, Kreiszeitung

BADENWÜRTTEMBERG

N

Ta r i f p o l i t i k

5

4.2003

Die Streikbetriebe Papierverarbeitung

An der Tarifbewegung 2003 beteiligten sich bis zum 6. Juni mehr als 5.000 Beschäftigte

SCHLESWIG SCHLESWIGHOLSTEIN HOLSTEIN

der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in 70 Betrieben und rund

MECKLENBURGVORPOMMERN

7.500 Beschäftigte der Druckindustrie in 107 Betrieben mit zum Teil ganzschichtigen Warnstreiks, etliche sogar mehrfach. Außerdem gab es in weiteren Betrieben eine Viel-

NIEDERSACHSEN

zahl von anderen Aktionen wie Unterschriftensammlungen, außerordentlichen Betriebsversammlungen und kollek-

SACHSENANHALT

BRANDENBURG

tivem Besuch beim Betriebsrat.

Baden-Württemberg SCA, Mannheim; Edelmann, Heidenheim; Kappa Wiesloch, St. Leon Rot; Nestler, Lahr; Dr. Carl Höhn, Ulm; Landerer, Neckarsulm. Bayern Europa Carton, Neuburg/Donau; A + R Carton, Königsbrunn; Meiller, Schwandorf; Kimberly-Clark, Forchheim; Sti D+V, Neutraubling; SCA, Nördlingen; OldenbourgGruppe (Papierverarbeitung), Heimstetten; Buchmanufaktur Oldenbourg, Monheim; Töpfer, Kulmbach; Druckverarbeitung Nürnberg, Nürnberg. Berlin/Brandenburg Schöneberger Buchbinderei, Berlin Hessen A & R Carton, Kriftel; Amcor Flexibles, Hochheim; Ebert-Folien, Wiesbaden; Pechiney Folien, Darmstadt; Kappa Sieger, Hanau; Marburger Tapetenfabrik, Kirchhain; Schümann Papierverarbeitung, Stadtallendorf; Hyga Hygiene, Eichenzell. Niedersachsen/Bremen Willy Michel KG, Göttingen; A & R Carton, Bremen; Beucke & Soehne, Dissen; Gebrüder Rasch Tapetenfabrik, Bramsche; Kappa Sieger, Sarstedt; Schleicher & Schuell, Dassel; Klingele, Delmenhorst.

SACHSEN

Nord Altonaer Wellpappe, Panther Well, beide Tornesch; H. O. Persiehl, Norderstedt; Kappa, Lübeck; Europa Carton, Waren; Willy Schacht, Ahrensburg.

THÜRINGEN

BAYERN

k Berlin Schöneberger Buchbinderei

Nordrhein-Westfalen Wellpappe Gelsenkirchen, Gelsenkirchen; Graphia, Bielefeld; PKL, SIG Combibloc, beide Linnich; AJS, Theis, Edelmann, alle Wuppertal; Kappa P. E. Hoesch, Euskirchen; Europa Carton, Lübbecke; Wolf, Vlotho; Gundlach Display, Service, Verpackung, alle Oerlinghausen; PVG, Spenge; Walki Wisa, Jülich; Walki Wisa, Steinfurt; SCA, Hövelhof; Cofresco und Melitta Haushaltsprodukte, beide Minden; Otto Hampel, Remscheid; Kappa Sieger, Brühl; SCA, Pulheim; Bischof + Klein, Lengerich; May & Spies, Düren; Jackstädt, Schwelm; Procter & Gamble, Neuss; Amcor Flexibles Helio Folien, Viersen; Kobusch/Sengewald, Halle/Westfalen; PPC, Paderborn. Rheinland-Pfalz/Saar Wellpappe Sausenheim, Grünstadt; Europa Carton, Germersheim. Südost SIG Combibloc, Wittenberg/Elbe.

Angemerkt:

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mehr als 7.500 Beschäftigte in 70 Betrieben der Papierverarbeitung und 107 Betrieben der Druckindustrie haben sich in den zurückliegenden Wochen mit teilweise ganztägigen Warnstreiks für die Forderung nach einer angemessenen Erhöhung ihrer Löhne und Gehälter eingesetzt. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung. Es ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich, gegen alle Widerstände Arbeitnehmerinteressen nötigenfalls auch mit Warnstreiks durchzusetzen. Dabei sind diese Interessen nicht zuletzt unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nur berechtigt: Nur höhere Einkommen der Arbeitnehmer/innen können die lahmende Konjunktur beleben. Lohnverzicht hingegen sichert keine Arbeitsplätze, im Gegenteil. In der Papierverarbeitung waren wir mit den betrieblichen Aktivitäten zur Begleitung der Tarifverhandlungen erfolgreich, nur durch den Streikdruck war es möglich, am Verhandlungstisch Bewegung zu erreichen.Im Unternehmerverband der Druckindustrie gibt es hingegen offenbar eine Mehrheit, die sich gerne abgebrüht gibt, die so tut, als könne sie die Streiks aussitzen, und die die in vielen Betrieben verbreitete Sorge um die Arbeitsplätze ausnutzen will, um uns als Organisation und den Beschäftigten eine Niederlage zuzufügen. Wir sind den Unternehmern – gerade auch unter Berücksichtigung

Frank Werneke, stellvertretender ver.di-Bundesvorsitzender und gewerkschaftlicher Verhandlungsführer

der wirtschaftlichen Lage vieler Druckbetriebe – sehr weit entgegen gekommen bei Laufzeit, Nullmonaten und Volumen – manche werden meinen: zu weit. Wir waren bereit, unter den Papierverarbeitungs-Abschluss zu gehen. Aber der Flächentarifvertrag ist für viele Unternehmer in ihrem blinden betriebswirtschaftlichen Eifer nichts anderes mehr als eine lästige Fessel, die sie vermeintlich in ihrer freien wirtschaftlichen Betätigung behindert. Zu den Ursachen dieser Haltung zählt sicher auch, dass angesichts von Preiskampf und Überkapazitäten der Verdrängungswettbewerb immer härter wird. Wir müssen in den nächsten Wochen einen neuen Anlauf nehmen, um ganz konkret zu beweisen, dass wir nicht erpressbar sind. Meine Bitte an alle Beschäftigten der Druckindustrie, insbesondere an alle ver.di-Mitglieder ist daher, die Verhandlungskommission noch stärker mit den Mitteln des Arbeitskampfs zu unterstützen, den Unternehmern noch energischer zu zeigen, dass sie hinter der gewerkschaftlichen Forderung nach einer angemessenen tariflichen Erhöhung ihrer Einkommen stehen. Wenn auch diejenigen aktiv werden, die sich in den zurückliegenden Jahren – aus welchen Gründen auch immer – mit ihrer Beteiligung an Streikmaßnahmen zurückgehalten haben, werden wir Erfolg haben.

k München Druckhaus Dessauer Straße

Druckindustrie

Baden-Württemberg Druckhaus Ulm/Oberschwaben, Ulm; Druckhaus Ulm/Oberschwaben, Weingarten; Walcker, Isny; Schlott, Freudenstadt; Kreiszeitung, Backnang; Mannheimer Morgen, Mannheim; Hohenloher Druck- und Verlagshaus, Crailsheim/Gerabronn; Pressehaus/Druck, Südwestrolle, beide Stuttgart. Berlin/Brandenburg Springer, GMZ, Goetz & Müller, Elsnerdruck, alle Berlin. Bayern VG Nicolaus, Kösel, beide Kempten; C.H. Beck, Engelhardt, beide Nördlingen; RotaForm, Hausham; Schoder, Gersthofen; Krugmann Kunstanstalt, Fürth; Amberger Zeitung; Neuer Tag, Weiden; Holzer, Weiler; Alois Erdl, Trostberg; Presse Druck und Verlag, Augsburg; Huhtamaki van Leer, Ronsberg; Oldenbourg-Gruppe, Kirchheim; Willmy, Sebald, Heckel, alle Nürnberg; Oberbayerisches Volksblatt, Rosenheim; Schwann-Bagel, Oberschleißheim; Mainpresse, Vogel, Stürtz, alle Würzburg; Münchner Zeitungsverlag, Druckhaus Dessauer Straße, beide München; Süddeutscher Verlag Druckzentrum, Steinhausen; Passauer Neue Presse, Passau, Druckhaus Wolfratshausen, Wolfratshausen; Mittelbayerische Zeitung, Pustet, beide Regensburg; MainEcho, Aschaffenburg. Hessen Springer, Darmstadt; Parzeller, Fulda; Verlag FNP/FSD; Frankfurt/Main; Druck- und Verlagsgesellschaft, Fieldt-Boxmore, beide Neu-Isenburg; Druckhaus FSD, Mörfelden; Dierichs Akzidenz, Zeitungsdruck, Verlag, alle Kassel; Oberhessische Presse, Eukerdruck, beide Marburg. Niedersachsen/Bremen Westermann, Braunschweiger Zeitungsverlag, beide Braunschweig; Nordsee-Zeitung, Bremerhaven; Meinders & Elstermann, Belm; Madsack, Hannover; Stader Tageblatt, Stade. Nord Ebeling, Norderstedt; Broschek, Bergedorfer Zeitung, beide Hamburg; Springer Tiefdruck, Offset, beide Ahrensburg; Mero, Geesthacht; Schurpack, Büchen; Bude, Schwarzenbek; Ostsee-Zeitung, Rostock; Kieler Nachrichten, Kiel; Schweriner Volkszeitung, Schwerin. Nordrhein-Westfalen Gieseking, Küster & Pressedruck, Westfalenblatt Technik, Oro, Graphia Abt. Druck, alle Bielefeld; Generalanzeiger, Bonn; Bauer-Druck, Kölner Stadt-Anzeiger, Kölner Verlags-Druckerei, Locher, J.P. Bachem, VG Nicolaus, Scheiwe Tiefdruck, alle Köln; Interprint, Arnsberg; Gebr. Lensing, MM Graphia, beide Dortmund; Verlag J. Bauer, Marl; Griebsch & Rochol, Kamen; Laumanns, Lippstadt; Knaup, Kirchlengern; J.C.C. Bruns, Minden; Schaffrath, Geldern; Springer, Druckhaus WAZ, beide Essen; Verlag W. Giradet, Rheinisch-Bergische Druckerei, W. Wandt Druckerei, Fr. Staats, alle Wuppertal; Brimberg, Aachen; RheinischBergische Druckerei, Düsseldorf; Gundlach Verpackung/Druckbereich, Oerlinghausen; Drucklinie, Detmold; Gatzen, Geilenkirchen; Koopmann, Leverkusen. Rheinland-Pfalz-Saar WWK-Druck, Landau; VRM, Mainz.

Fotos: Werner Bachmeier, Ebersberg (1) Thomas Langreder, Hannover (1) Joachim E. Roettgers, Stuttgart (3) Jürgen Seidel, Köln (4) Christian von Polentz, Berlin (4)

6

4.2003

Fo r m u n d Te c h n i k

W O R K F LO W - U N D M A N AG E M E N T- I N F O R M AT I O N S S Y S T E M E

ACROBAT 6.0

2,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt im BuchbindeHandwerk Für die bundesweit rund 5.000 Beschäftigten des Buchbinde-Handwerks hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft mit dem Bund Deutscher Buchbinder-Innungen eine lineare Erhöhung der tariflichen Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 2,2 Prozent rückwirkend zum 1. Mai 2003 vereinbart. Die Laufzeit der neuen Tarifverträge beträgt elf Monate bis zum 31. März 2004. Der zurückliegende April musste dabei als Nullmonat akzeptiert werden.

Ständig auf dem Laufenden

Längst überfällig und zukunftsweisend

Tarifverhandlungen mit der Schlott-Gruppe aufgenommen Nur in Koppelung mit einer Vereinbarung über einen »Arbeitszeitkorridor« ist die Unternehmensleitung der Schlott-Gruppe bereit, einer Regelung zu zustimmen, die Tarifsicherheit für die Beschäftigten der Tiefdruckstandorte garantiert. Einen Haustarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, lehnt die Unternehmensleitung kategorisch ab. Dies stellte sich bei der ersten Tarifverhandlung am 5. Mai 2003 in Freudenstadt (Schwarzwald) heraus. Nächster Verhandlungstermin ist der 24. Juni 2003 in Hamburg.

angeschlossen haben, ist die Entwicklung und Bereitstellung integrierter Produk-

N A C H R I C H T E N

Schreibwarenkonzern Esselte will bei Herlitz einsteigen Der schwedische Schreibwarenkonzern Esselte will sich an dem Berliner Papierund Schreibwarenunternehmen Herlitz beteiligen. Die Verhandlungen zwischen den Firmen befänden sich allerdings in einem schwierigen Stadium, berichtete die »Financial Times Deutschland« im Mai. Ein Einstig des Schreibgeräteherstellers Pelikan war zuvor nicht zu Stande gekommen. Herlitz hatte nach der Rettung aus der Insolvenz für das vergangene Jahr wieder ein Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern von 15 Mio. Euro vorgelegt. Das Traditionsunternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten hatte vor einem Jahr Insolvenz anmelden müssen. Der Konzern gehört bisher zu zwei Dritteln einem Konsortium aus neun Banken. Burda erwartet trotz Werbekrise leichten Umsatzzuwachs Der Burda-Konzern rechnet in diesem Jahr trotz der Werbekrise mit einem leichten Umsatzwachstum und einem stabilen Ergebnis. «Auch wir sind im Anzeigengeschäft natürlich von der Flaute betroffen», sagte VerlagsVorstand Jürgen Todenhöfer der dpa. Wegen der breiten Aufstellung und des schon vor Jahren eingeleiteten Sparkurses komme Burda aber besser durch die Krise als viele Konkurrenten. «Wir gehören zu den wenigen Verlagshäusern, die nie in den roten Bereich gekommen sind.» Dies werde selbst so bleiben, falls auch 2004 noch einmal ein schwieriges Jahr für die Branche werden sollte. Zahlen nannte Todenhöfer nicht. Das Ergebnis habe sich aber «im sehr gesunden schwarzen Bereich» bewegt. Creos auf JDF basierenden Workflow: Management und Kunden sind in den laufend

Die vernetzte Produktion in der grafischen Industrie stand im Mittelpunkt einer Demonstration des Druckvorstufen-Spezialisten Creo im Werk Radebeul der Koenig & Bauer AG (KBA). Bei dieser Gelegenheit gab KBA ihre Beteiligung am Networked-Graphic-Production-Partnerprogramm (NGP) bekannt, das Creo im Oktober vergangenen Jahres ins Leben gerufen hatte. Ziel dieser Initiative von Creo, der sich Unternehmen wie Adobe, Xerox, Komori oder Printcafe Software tionslösungen für Druckereien, Vorstufenbetriebe und deren Kunden.

Mit dem Beitritt zu Creos NGP-Partnerprogramm verspricht sich KBA, die Druckproduktion insgesamt rationeller, sicherer und wirtschaftlicher zu machen. Unser Bild zeigt eine KBA Rapida 105 mit Doppellack-Ausstattung.

Den Partnern des lockeren Zusammenschlusses geht es um flexible Lösungen auf der Basis des JDF-Standards, die sich, so Creo, derart konfigurieren lassen, dass sie sich mit minimalem Anpassungsaufwand nahtlos in die unterschiedlichen Produktionsumgebungen von Kunden einfügen. Um einen neuen Grad an Kompatibilität zu realisieren, hätten sich die NGP-Partner zu diesem Zweck zu einer stärkeren gemeinsamen Entwicklung und Vermarktung verpflichtet. Den neuen Teilnehmer am Partnerschaftsprogramm, KBA, verbindet bereits seit mehreren Jahren eine Kooperation mit Creo, die auf die gemeinschaftliche Entwicklung der Digital-Bogenoffsetmaschine 74 Karat zurückgeht. »Der weitere Ausbau der Automation wird nicht ohne die digitale Echtzeit-Kommunikation mit vorund nachgelagerten Fertigungsprozessen und Management-Informationssystemen zu verwirklichen sein«, zeigt sich KBA-Marketingdirektor Klaus Schmidt überzeugt. Die Vision besteht darin, alle Stationen der grafischen Produktion von der Konzeption und kreativen Gestaltung bis zur Auslieferung der fertigen Druckprodukte in eine vernetzte Arbeitsumgebung zu integrieren. Die Systeme der Produktionsbereiche und

aktualisierten Datenstrom einbezogen.

V E R WA LT U N G G E S C H Ä F T S L E I T U N G ManagementInformationssystem

MIS

JFP

MIS-Integration

API

KREATION + AV

UpFront

Preps-Job

Prepa

Creo Workflowsystem

JFP

Produktionsplanung, AV

Synapse Prepare Native Programmdateien

JFP

Erzeugung optimierter PDF-Dateien

EXTERN/KUNDEN

Synapse Inside Internet

WebBrowser

Creo Workflowsystem

CIP4 PPF

DRUCKVORSTUFE

JFP

Farbzonen-Voreinstellung der Druckmaschinen; Informationen für Schneid-, Falzmaschinen usw.

Jobdaten-Übermittlung, Soft-/Fernproofen, Echtzeit-Kommunikation

DRUCK + WEITERVERAR.

Synapse Link

die kaufmännisch-administrativen Systeme der Druckereiverwaltung halten sich dabei gegenseitig ständig auf dem Laufenden. Auftraggeber, Grafiker und die Mitarbeiter von Werbeagenturen, Druckereien und weiteren Produktionspartnern können, unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort, in Echtzeit miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Einige Module dieser Vision des NGP-Konzepts haben bereits Eingang in die betriebliche Praxis gefunden, z.B. das Toolset Synapse Prepare, das ein Bindeglied zwischen der kreativen Phase und der Produktion darstellt. Es ermöglicht am DTP-Arbeitsplatz die automatische Generierung produktionsoptimierter PDF-Dateien. Mit einem weiteren Modul, Synapse Link, das nun in Radebeul erstmals vorgestellt wurde, soll die Verknüpfung der vernetzten Produktion mit der Administrationsebene (mit der Druckereiverwaltung und mit betriebswirtschaftlichen Prozessen) verwirklicht werden. Das Modul ist als Bindeglied zwischen Workflow-Managementsystem, der digitalen Druckvorstufenproduktion und den so genannten Management-Informationssystemen (MIS) bzw. Enterprise-Resource-Planning-Systemen (ERP) konzipiert. Basierend auf dem Job Definition Format (JDF) und dem Job Messaging Format (JMF; siehe Kasten/Lexikon), soll sich mit Synapse Link als offener Schnittstelle laut Creo praktisch jedes MIS-System – JDF-Kompatibilität vorausgesetzt – in die Networked Graphic Production integrieren lassen. In der Branche existiert eine ganze Reihe von MIS-Systemen (Branchenlösungen). Als bidirektionale Schnittstelle übernimmt Synapse Link Daten vom MIS-System und speist sie direkt in den Produktions-Workflow ein. Beispielsweise könne das Anlegen eines neuen Auftrages im MIS-System das Workflow-Managementsystem Prinergy in Echtzeit veranlassen, automatisch einen neuen Job anzulegen. Andererseits sammelt Synapse Link relevante Betriebsdaten aus dem Workflow-Managementsystem der Produktion und stellt sie dem ManagementInformationssystem zur Verfügung.

Die Gewinnung von authentischen, auftragsbezogenen Produktionsdaten ist eine Grundvoraussetzung, damit Druckereien analysieren können, in welchen Bereichen welche Kosten anfallen und wie die Effizienz des gesamten Produktionsprozesses verbessert werden kann. Dazu zählen etwa die Zeitdauer von Verarbeitungsprozessen, der Materialverbrauch, die Zeiten für die Ausführung von Autorenkorrekturen. Viele grafische Betriebe, die zwar über ein MIS verfügen, so wird beklagt, haben dennoch sehr begrenzte Informationen darüber, bei welchem Auftrag wie viel Arbeitszeit in der Druckvorstufe angefallen ist und wie viel Material dabei verbraucht wurde. Daher werden Systemnutzungszeiten, die Arbeitszeit der Mitarbeiter, der Materialverbrauch (Platten, Papier usw.) und der Ausschuss an Proofs und Platten sowie die Druck-Makulatur vielfach nur geschätzt. Oft müssen die Daten produktionsbegleitend oder nach jedem Auftrag manuell erfasst werden. Diese wenig präzisen und unsicheren Methoden sollen mit Synapse Link demnächst der Vergangenheit angehören. Die Unternehmensleitung erhalte dann laufend die nötigen Informationen, um rasch präzise Entscheidungen in Bezug auf Kalkulation, Termindisposition, Fakturierung und Bestandsverwaltung zu treffen. Ausdrücklich weist Creo allerdings darauf hin, dass eine JDF-Schnittstelle noch kein »Plug and Play« bedeute. Die Integration von MIS-Systemen bedürfe spezifischer Anpassungen, die die Kooperation aller Beteiligten (MISHersteller und Creo) voraussetze. Die Synapse-Link-Verbindung zu den MISSystemen Hagen OA und Hiflex Print befinde sich gegenwärtig im BetatestStadium. Insgesamt stehe Creo mit rund 30 Herstellern von MIS-Lösungen bezüglich der offenen JDF-Schnittstelle in Kontakt. Was die Creo-Workflows betrifft, so ist Synapse Link bereits für Prinergy und Synapse InSite realisiert. Die JDF-Schnittstelle zu Brisque und zu weiteren Creo-Workflow-Systemen (Spire) befinde sich in Vorbereitung. BERNHARD KESSELER

Adobe hat Acrobat 6.0 noch für das erste Halbjahr 2003 angekündigt Die Publishing-Welt wartet auf – wird das Programm doch erstmals in drei Versionen angeboten. Acrobat Elements wird es lediglich in 1.000erLizenzen geben, für Großunternehmen, die eine Vielzahl von Mitarbeitern mit dem Tool für die Erstellung und den Austausch von PDF-Dokumenten ausstatten wollen. Die Standard-Version richtet sich an Arbeits- und Projektgruppen zur Abstimmung von Geschäftsdokumenten im Unternehmen. Die komplexe Professional-Version schließlich ist u.a. speziell auf die Profis aus der Druckvorstufe ausgerichtet. Zu den bedeutendsten Erweiterungen in der Pro-Version zählen Farbseparation (InRIP und Host-basierend) einschließlich Separationsvorschau, Color-Management-Funktionen, die Unterstützung von PDF/X (prüfen, sichern), der Preflight-Check (dazu wurde Callas pdfInspector integriert) und die Nutzung mehrerer Dokumentebenen (z.B. für mehrere Sprachversionen eines Dokuments). Neben Optimierungsfunktionen (z.B. für das Web-Publishing) zählen ferner verbesserte Navigationsmöglichkeiten (Lupe, Zoom, Splitscreen) und Kommentarfunktionen (z.B. für die Korrekturabwicklung) zu den Neuerungen. Der Distiller in der neuen Version, das Tool zur PDF-Erzeugung, ermöglicht nun den Import von Joboptionen, die Kompression von Bilddaten im Format JPEG2000 und – für die Druckindustrie besonders bedeutend – die Erzeugung von PDF/X-Dokumenten sowie JDF-Informationen zur Maschinensteuerung. Von Fachleuten der Druckbranche werden gerade diese neuen Funktionen von Acrobat und Distiller als hochinteressant, aber auch als schon längst überfällig bezeichnet. Die Unterstützung der neuen ISO-Standards PDF/X-1a und PDF/X-3 wird z.B. vom PDF-Experten Stephan Jaeggi (Schweiz) als von großer Bedeutung und sehr zukunftsweisend eingeschätzt. Leider habe Adobe diese Funktionen nur in die Pro-Version eingebaut:. »Da die Kunden der Druckereien, die wir ja zur Generierung guter PrepressPDFs gewinnen wollen, aber eher zum Kundensegment der StandardVersion gehören, ist das Ziel knapp verfehlt.« Es werde also nach wie vor Bedarf für die Freeware-Version des PDF/X-3 Inspectors bestehen. Doch insgesamt überwiegt die Zustimmung zu der neuen Version von Acrobat. Mit der Erzeugung, Überprüfung und Ausgabe von PDF-Dateien entsprechend dem internationalen PDF/X-Standard, mit Separationsvorschau, separierter Druckausgabe, Preflight sowie wesentlich erweiterten Möglichkeiten zur Abstimmung und Kommentierung von Dokumenten bietet Adobe nun alle wichtigen Funktionen für eine zuverlässige Printproduktion auf Basis von PDF. Das immer komplexere Programm indes, das zu allem Überfluss erneut einen Relaunch der Benutzeroberfläche erfahren hat, wird künftig erst recht einen hohen Schulungsbedarf erzeugen. RD

Berufliche Bildung

4.2003

Dem Verstehen des Lesenden alleiniges Werkzeug sein

S P R A C H WA R T

Was die Glocke geschlagen hat

Adrian Frutigers Autobiografie erschienen »Ein Leben für die Schrift«: Die Buchpräsentation wurde zu einer Hommage an den Schriftgestalter. Die Autobiographie ist sein Vermächtnis: Adrian Frutigers Leben für die Schrift. Ein Buch zum Lesen und Staunen – nicht nur für Grafikdesigner/innen und Mediengestalter/innen.

ben »Ein Le Frutiger iten, Adrian , 184 Se t« if hr Sc für die nd, ba in -E ruck aefli Präged ag Schl ro, Verl aken/ 55,85 Eu G, Interl A r re rung und Mau sausliefe z. Verlag agsgeSchwei nd: Verl la ch ts stfach für Deu ann, Po t Weinm t, sellschaf ad st er 773 Fild 1207, 70 53-10, 11 . 70 01 com Fax: 07 nmann. rlag-wei ve e@ ic serv

März 2002: Adrian Frutiger mit dem Prototypen eines seiner Acrylobjekte.

Der Kreis hat sich geschlossen: In seinem Ausbildungsbetrieb, der Buch- und Kunstdruckerei Otto Schlaefli (heute Schlaefli & Maurer AG), im schweizerischen Interlaken, wo er Schriftsetzer gelernt hat, ist soeben Adrian Frutigers Autobiografie«.Ein Leben für die Schrift» erschienen, rechtzeitig zu seinem 75. Geburtstag am 24. Mai. Zwischen seiner Jugend unter der Obhut von Eiger und Mönch und der Präsentation seiner Autobiografie während einer Schiffsfahrt auf dem Thunersee liegen 60 Jahre, davon mehr als 40 in Paris. Zurückgekehrt in die Schweiz ist er als einer der wichtigsten, wenn nicht als der bedeutendste Schriftgestalter der Gegenwart. Seine Schöpfungen sind allgegenwärtig, auf Straßenschildern, Firmenlogos und als Computerschriften. Frutigers »Frutigerq ist übrigens auch die Hausschrift der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft: Das ver.diLogo, »ver.di-PUBLIK«, DRUCK+PAPIER und viele andere ver.di-Drucksachen sind aus dieser Schrift gesetzt, die zu den wichtigsten des Meisters zählt. Fast wäre aus Adrian Frutiger ein Konditor geworden, denn in den Augen seines Vaters war Schriftsetzer kein richtiger Beruf – die Druckereiarbeiter seien alle »Sozialisten«. Aber es kam anders, und sein Gesellenstück sozusagen war dann das Büchlein «Die Kirchen am Thunersee», handgesetzt natürlich und versehen mit eigenen Stirnholzschnitten. In Zürich besuchte Adrian Frutiger die Kunstgewerbeschule, hier begriff er Gesetzmäßigkeiten der Schrift. 1948 ging er nach Paris und arbeitete in der Schriftgießerei Deberny & Peignot. Die Fotosetzmaschinen machten neue Schriften erforderlich. Für die neue »Lumitype« adaptierte Frutiger zunächst alte Schriften und entwarf schliesslich eine neue Schriftfamilie: die Univers. Frutigers Schriftschaffen entwickelte sich mit der Technik. Beim Fotosatz befasste er sich mit dem Ausmerzen der Über- und Unterblendungen, bei den elektronischen Schriften suchte und fand

er Lösungen gegen das Zerhacken und die schlechte Konturierung der Schriften in Pixelform. 1953 entwarf er für Peignot das erste Fotosatzgerät Europas. Später gründete Frutiger ein eigenes Atelier in Paris, entwarf Signets und Firmenzeichen, die Schrift zur Beschilderung des Pariser Flughafens Charles de Gaulle und gestaltete die erste vom Computer lesbare Schrift: die OCR-B (Optical Character Recognition), die 1973 zum internationalen Standard wurde. Als Schriftkünstler wird Frutiger oft bezeichnet, ein Titel, der ihm nicht behagt, wie er selber erklärt: »Wenn man mir sagen würde, ich sei ein guter Geigenbauer, dann wäre ich stolz – ein Handwerker, der so lange über das Holz streicht, bis der Klang stimmt. Wenn ich die Leserinnen und Leser dazu bringen kann, dass sie den Klang fühlen in meiner Schrift, das wäre für mich Genugtuung.« Und: Eine »gute Schrift ist diejenige, die sich aus dem Bewusstsein des Lesers zurückzieht, um dem Geist des Schreibenden und dem Verstehen des Lesenden alleiniges Werkzeug zu sein«, lautet das Credo Frutigers: Die Form hat der Funktion zu folgen, nicht umgekehrt. Es erstaunt nicht, dass Adrian Frutigers Weg bis nach Indien führte, wo er sich mit Ehrfurcht vor der Tradition ans Werk machte: Der uralte kalligraphische Charakter der Schrift sollte vereinfacht und für neue Satz- und Druckverfahren konsolidiert werden. Die Neugestaltung der Devanagari-Schrift wurde vom indischen «National Institute of Design» gebilligt. Zeugnis vom künstlerischen Empfinden Adrian Frutigers legen auch seine Arbeiten in Holzschnitten, in Schiefer, Marmor, Beton und Karton ab. Das Buch ist ein spannender Rückblick auf Schriftgeschichte und -entwicklung der letzten Jahrzehnte, die Adrian Frutiger maßgeblich geprägt hat. Darüber hinaus ist es ein eindrückliches Lehrbuch für alle, die sich in irgend einer Form mit Schrift und Gestaltung befassen. Dank dem Erzähltalent und unerschöpflichen Bild- und Materialfundus des Autors ist es auch ein sehr unterhaltsames Werk geworden. Frutiger-Fans werden Neues, bisher Unveröffentlichtes entdecken, und Typografie-Muffel werden Frutiger light nie mehr für ein Diätgetränk halten. GRAZIELLA GUT HENRIK MÜLLER

»Paix-liberté« aus dem Jahre 1994: ein Beispiel des freikünstlerischen Schaffens von Adrian Frutiger. Anzeige

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Oft haben wir von einer Sache, die uns bevorsteht – meist einer unangenehmen –, schon vorher eine Ahnung. Wir wissen, im sprichwörtlichen Sinne, was die Glocke geschlagen hat. Beispielsweise wenn wir mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren sind und dabei geblitzt wurden. Ein Bußgeldbescheid wird uns ins Haus flattern oder Schlimmeres.Wie es zu dieser Redensart gekommen ist? Die Glocke gehört seit Urzeiten zur menschlichen Kultur. Sachlich betrachtet ist sie zwar nur ein Körper aus Metall oder Porzellan, nach unten offen und bei Anschlag des Klöppels laut und anhaltend tönend – profan gesagt also ein Schallgerät, aber in Wahrheit etwas, was mit seinem Klang seit Menschengedenken unser Gemüt bewegt. Dichter haben sie besungen. Sofort fällt uns Friedrich Schiller ein mit seinem Lied von der Glocke: »Fest gemauert in der Erden steht die Form, aus Lehm gebrannt ...« Weniger in Erinnerung wahrscheinlich die Strophe: »Was unten tief dem Erdensohne das wechselnde Verhängnis bringt, das schlägt an die metallne Krone, die es erbaulich weiter klingt.« Ernest Hemingway überschrieb sein wohl erfolgreichstes Buch: »Wem die Stunde schlägt«. Er soll dazu von dem englischen Poeten John Donne angeregt worden sein, der so an die Sterblichkeit des Menschen erinnerte: »Und lass deshalb niemand nachfragen, für wen die Glocke läutet; sie läutet für dich.« Glocken haben schon viele Feste eingeleitet, zum Gottesdienst gerufen. Sie mussten im Laufe der Geschichte auch schon oft vor Sturm oder Feuer oder vor Feinden warnen. Gekoppelt mit einer Uhr geben sie seit altersher die Zeit an. Der Nachtwächter rief die Stunden aus – er wurde verewigt in einem Lied des Dichters Adalbert von Chamisso; die ersten Zeilen lauten: »Hört ihr Herrn und lasst euch sagen, was die Glocke hat geschlagen ...« Dieses geflügelte Wort hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Redensart »wissen, was die Glocke geschlagen hat« allgemein verbreitet hat. DIETRICH LADE

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4.2003

Spektrum s n über da rmatione ten ge Info r Verein Vielfälti gebot de an gs en sich ildun B nd fi e t ig af ries werksch .de im stungsge gsportal Dienstlei m ist -bildun w.verdi program w w r Bildungs unte e kt uc ltlich. gedr hä er as D os z. ür Net ver.di-B tlichen in den ör

Eberhard Kremer: Was der langjährige Springen-Chef von der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit erwartet

Bildungsarbeit

Fotos (2): Jürgen Seidel

Sich selbst und die Organisation hinterfragen

»Mit der Schließung von Springen ist ein Teil der Bildungstradition der IG Medien unwiederbringlich verloren gegangen.« Frust und Trauer sprechen aus diesem Satz, mit dem zum Beispiel die Fachgruppe Papier, Pappe und

Die »Rote Burg«

Kunststoffe verarbeitende Industrie eine »fachgruppenspezifische Bildungsarbeit« von ver.di einfordert – als Ersatz für die abhanden gekommene

in Springen steht leer und soll verkauft werden.

gewerkschaftliche Heimat im Taunus. Frust und Trauer sind seine Sache nicht: Eberhard Kremer, der 31 Jahre lang die Bildungsstätte in Heidenrod-Springen geleitet hat, winkt ab. Das plötzliche Aus für das rentabel arbeitende Haus zum 31. Dezember 2002 und seine eigene Versetzung ins bayerische

Foto: Werner Bachmeier Eberhard Kremer, der schon in ganz jungen Jahren Jugend- und Bildungssekretär der IG Druck und Papier war, verpasst derzeit dem ehemaligen Beleghaus der Postgewerkschaft in Brannenburg ein eigenes Bildungsprofil und arbeitet seine Nachfolgerin ein, bevor er – 60jährig – im November in Altersteilzeit geht.

Deutschland zwischen Multikulturalität und Rassismus – www: Was wollen wir? – Verändert die moderne Sprache die Realität oder verschleiert sie die alte Herrschaft? – Wer nicht schießen will, muss reden – Zwischen Selbstversorgung und Fürsorge: Sozialpolitik für alle? – Auf Biegen oder Brechen – Charakter zwischen Flexibilität und Standfestigkeit: Seminarthemen wie diese waren das Markenzeichen von Springen – neben Betriebsräteschulungen und Branchenseminaren. »Ich will nach vorne blicken und etwas von den Inhalten retten, für die das Haus stand«, sagt Kremer. Nüchtern, sachlich und engagiert – wie es seine Art ist. Doch unversehens wird er heftiger, zürnt seiner Organisation wegen der Unvernunft ihrer Entscheidung: Ausgerechnet im Rhein-MainGebiet, dem »geografischen Kristallisationspunkt Deutschlands«, der von überall her gut erreichbar sei, habe man eines der ver.di-Bildungshäuser geschlossen. Kremer grollend: »Offenbar ist jetzt Berlin mit der ver.diZentrale der Mittelpunkt der Republik.« Brannenburg mit seiner Lage am Alpenrand werde kaum Auslastungsprobleme bekommen, schätzt Kremer: »Aber möglicherweise nicht wegen der Inhalte der Kurse, sondern wegen der Landschaft.« Ihm sind die Sitten, die in einigen der ehemaligen »Kader-

ten, was die Älteren errungen haben.« »Ein schwieriges Unterfangen in einer Zeit«, so meint der ehemalige Springen-Chef selbst, »in der die Organisation den Mut verloren hat, zu gestalten. Sie hat die Aufgabe vernachlässigt, einen zusammenhängenden Gesellschaftsentwurf zur Debatte zu stellen.« Und: »Ein erreichter Stand ist immer nur ein Zwischenstand. Das hat häufig Zerrissenheit und emotionale Unsicherheit zur Folge«, beschreibt Kremer die Risiken der Entwicklung. Chancen sieht er in der größeren Wahlmöglichkeit der Einzelnen und folgert: »Wenn die Gewerkschaft als Organisation Bestand haben will, muss sie mehr Vertrauen in die handelnden Subjekte haben, Vielfalt zulassen und stärker zum Handeln kommen.« Er will noch eine Weile als ehrenamtlicher Teamer seinen Teil dazu beitragen und Seminare über Vernunft und Aufklärung, Psychologie, Migration und Arbeitsgesellschaft halten. »Ich freue mich auf die Kursarbeit«, sagt Kremer und fügt verschmitzt hinzu: »Besonders darauf, mich nicht mehr um die Effizienz der Bildungsstätte kümmern zu müssen.«

ergibt, auf einer Postkarte oder über das Internetformular bis 15. August 2003 senden an:

1. Preis Uwe Hindrichs, 42651 Solingen (ein Original-ver.di-Sparschwein mit 150 Euro in bar), 2. Preis Cornelia Schwirten, 51789 Lindlar (Bücher und/oder CDs der Büchergilde Gutenberg im Wert von 50 Euro), 3. Preis Kerstin Feldmann, 17034 Neubrandenburg (ein Neuer Großer Shell-Atlas 2003/2004), 4. und 5. Preis Werner Hennig, 80687 München, und Erna Reichert, 65183 Wiesbaden (je einmal die Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des Verbandshauses der Deutschen Buchdrucker in Berlin), Trostpreise: Karl Heinrich Zeiss, 35394 Gießen, Dieter Rühl, 91301 Forchheim, und Rainer Thomsen, 28844 Weyhe.

?!

Brannenburg seien ihm nicht an die Nieren gegangen, sagt er, wohl aber die Tatsache, dass die Häuserschließung nicht rational erfolgt sei.

Sie ist überzeugt: »Eberhard war ein Glücksfall für Springen, weil er den Spagat schaffte, sich um den Küchenzettel und den Bildungsplan zu kümmern, Manager und Bildungsmensch zu sein.« Bodo Murach, ebenfalls lange Jahre Kremers Mitarbeiter, lobt die kollegiale Atmosphäre im Haus, die Konzeption der politischen Seminare und die Bindewirkung, die von beidem ausging. Seinen schönsten Erfolg beschreibt der langjährige Schulleiter selbst so: »Uns ist es gelungen, eine ernsthafte Bildungsarbeit zu verwirklichen, die in Handlung mündet – nicht eine der Beliebigkeit. Wir konnten die inhaltliche Arbeit offen und kritisch gestalten, Positionen der eigenen Organisation auf den Prüfstand stellen, Diskrepanzen zwischen gewerkschaftlichen Beschlüssen und dem persönlichen Leben zur Sprache bringen, die Kollegen befähigen, sich selbst und die Organisation zu hinterfragen: Was wollen wir? Wie soll die Gesellschaft künftig aussehen?« Franz Kersjes, langjähriger Landesbezirksvorsitzender der IG Medien in NRW, setzt die Akzente anders. Er gehört zu denjenigen, für die gewerkschaftliche Bildungsarbeit nicht erst unter dem ver.di-Dach damit zu kämpfen hat, lediglich »als belastender Kostenfaktor bewertet« zu werden. Seiner Einschätzung nach ließ das Interesse an den Zielen und der Konzeption von Springen bei den jeweiligen Hauptvorständen bereits seit Mitte der 80er Jahre nach: »Unter diesen Bedingungen eine Gewerkschaftsschule zu führen, ist dem Grunde nach eine Zumutung gewesen.« Eine andere »Zumutung« bringt Gisela Kessler zum Ausdruck: »Kremers Arbeit prägt die Verpflichtung, für die Kinder das zu ret-

schmieden« der Gewerkschaften eingerissen sind, zu lasch: zu viel Wohlfühlen, zu wenig Arbeit. Für ihn gilt: »Leute, die zur Schulung kommen, sind Stellvertreter. Sie lernen, auch die Interessen der zu Hause Gebliebenen besser vertreten zu können.« Jetzt, da ver.di die Ausgaben für politische Bildung massiv kürzt, stelle sich eine Frage drängender denn je: »Wie kommt das Geld denjenigen zugute, die politisch etwas bewegen wollen und werden, statt denjenigen, die Bildungs-Urlaub machen wollen?« Streng, bisweilen dogmatisch, prinzipientreu, kenntnisreich und kooperativ – das ist Eberhard Kremer in den Augen von Wegbegleitern und Mitstreitern. Und auch darin stimmen sie überein: Milder und lockerer sei er geworden im Laufe der Jahre. Gisela Kessler, ehemals Frauensekretärin der IG Druck und Papier und stellvertretende Vorsitzende der IG Medien, erinnert sich, »dass es einst absolute Pflicht war, in Springen an der wöchentlichen Kulturveranstaltung teilzunehmen.« Und Christa Hasenmaile, vordem Mitarbeiterin in Springen und heute Landesbezirksfachbereichsleiterin in Bayern, berichtet schmunzelnd von Kremers Spitznamen »kleiner König Herodes«, den er bekam, weil ihn Kindergeschrei im Haus ganz wahnsinnig machte.

HELGA BALLAUF

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Waagerecht: 1 gewürztes Gallert, 5 im falschen Fach liegende Drucktype, 8 Wettkampfstätte, 9 Wasserfahrzeug aus verbundenen Baumstämmen, 10 militär. Ehrengruß, 11 Ulk, Vergnügen, 12 Kreuzblütler, Senfkohl, 15 ringförmige Koralleninsel, 18 menschliche Ausstrahlung, 19 Speisefisch, Goldbrasse, 24 Junge, 26 Musikstück für drei Instrumente, 27 geografisches Kartenwerk, 29 Moorstrauch, wilder Rosmarin, 30 Irrtum (lat.), 31 Negativform für den Schriftguss, 32 Heidekraut, 33 Abwesenheitsbeweis, 34 langsame Gangart, 35 Mahdgerät. Senkrecht: 1 Bestellung, 2 Handlungsvollmacht, 3 Zahlschalter, 4 drohendes Unheil, 5 Vorderseite eines Gebäudes, 6 Überschlagsprung, 7 Beherbergungsbetrieb, 13 Salz der Goldsäure, 14 österr. Schriftsteller, †1924, 16 Sänger von Erzählpartien, 17 Wohnung, Bleibe, 19 Nebenfluss der Wolga, 20 Abschiedswort, 21 Zeitungsanzeige, 22 Verrücktheit, 23 Bedrängnis, 25 Schriftgrad von 9 p, 27 Mittellosigkeit, 28 im Steindruck hergestellte Grafik (Kzw.), 29 Geldwert einer Ware.

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An unserem DRUCK+PAPIER-Preisrätsel können alle ver.di-Mitglieder teilnehmen. Bitte das Lösungswort, das sich in den gelben Kästchen

Redaktion DRUCK+PAPIER c/o ver.di – Stichwort Preisrätsel Potsdamer Platz 10 10785 Berlin Unter den Einsenderinnen und Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir – unter Ausschluss des Rechtswegs – folgende Preise: 1. Preis: ein Original-ver.di-Sparschwein mit 150 Euro in bar 2. Preis: Bücher und/oder CDs der Büchergilde Gutenberg im Wert von 50 Euro 3. Preis: ein Neuer Großer Shell-Atlas 2003/2004 4. und 5. Preis: je einmal die Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum des Verbandshauses der Deutschen Buchdrucker in Berlin sowie drei Trostpreise. Die Gewinnner/innen des Preisrätsels in der Ausgabe 3/2003 von DRUCK+PAPIER:

Auflösung des letzten Rätsels T B E F E H L C I C E R O E I R M R O L A N D K E R N I N O U U S O K A W A N H M A N N A O R K A P I T A L B A H A N S E G E S T U I B E T T V E R S A L T R A A R A K E T E S I G N E T R A D E E S T A N G E

T T E N E I X G A T R K A N N D E A T A U E B E Z I U S G

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