Gendersensibel-diversityorientierte

March 27, 2018 | Author: Emilia Goldschmidt | Category: N/A
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1 Gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention Grundlagen und Checkliste für den Schulkontext Stadt Z&u...

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Gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention Grundlagen und Checkliste für den Schulkontext

Stadt Zürich Suchtpräventionsstelle Röntgenstrasse 44 8005 Zürich

Andreas Pfister Projektleiter Schule & Ausbildung

[email protected] www.stadt-zuerich.ch/suchtpraevention

Zürich, Dezember 2013

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Inhalt 1

Einleitung

3

2.

Ausgangslage

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3.

Suchtprävention und Gender

7

3.1. 3.2. 3.3. 4.

Bisherige Ansätze – Eine kleine «tour d’horizon» 7 Gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention 10 Wirksame gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention im Kontext Schule 11 Suchtpräventiver Gender/Diversity-Check im Kontext Schule 15

4.1. 4.2. 4.3. 5.

Eine Bestandesaufnahme in der Schweiz Kriterien Checkliste Diskussion und Ausblick

15 17 18 20

6.

Literatur

22

7.

Anhang

24

Stadt Zürich | Suchtpräventionsstelle Eine Fachstelle der Schulgesundheitsdienste im Schul- und Sportdepartement

Stadt Zürich | Suchtpräventionsstelle | Bericht «Gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention» | Andreas Pfister | Dezember 2013

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Einleitung

Zieht man die im Englischen auch sprachliche Unterscheidung zwischen dem biologischen Geschlecht («sex») und dem kulturellen und sozialen Geschlecht («gender») herbei1, so liegt der Schwerpunkt der Beachtung des Geschlechteraspekts in der Suchtprävention derzeit häufig immer noch bei «sex», dem biologischen Geschlecht. Es werden zu wenig die sozialen und kulturellen Aspekte von Geschlecht und das Geschlechterrollenverhalten in den Blick genommen, wie Männer und Frauen in verschiedenen Situationen, sich mittels Kleidung, Gesten und Sprache überhaupt erst als Männer und Frauen bemerkbar machen. Dabei werden in Geschlechterdarstellungen und -interaktionen auch bestimmte psychoaktive Substanzen (z.B. Alkohol, Tabak) dazu genutzt, das eigene Mann- oder Frausein immer wieder zu verdeutlichen. Konsumhäufigkeit, -muster und -motive hängen also nicht nur mit blossen biologischen Tatsachen zusammen, sondern vielmehr mit der sozialen und kulturellen Konstruktion und Darstellung von Geschlecht («gender»), welcher die Suchtprävention besondere Beachtung schenken muss. Im Jahr 2012 hat sich die Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich intensiv mit dieser Thematik befasst. Es wurden Grundlagen und eine Checkliste erarbeitet, um bestehende Angebote im Schulkontext darauf hin zu überprüfen, ob eine genderbezogene Sicht berücksichtigt wird. Zudem sollten die Grundlagen auch für die Entwicklung neuer Präventionsprojekte und -angebote im Schulkontext genutzt werden können. Bei der Erarbeitung der Grundlagen wurde deutlich, dass es wenig Sinn macht, ausschliesslich auf die Dimension Gender zu fokussieren. Gender ist zwar eine wichtige und bedeutsame soziale Differenzierungskategorie, zugleich aber niemals das einzige Identifikations- und Verortungsmoment einer Person. Bei der Konzeption und Durchführung von Präventionsangeboten müssen auch andere soziale Differenzierungskategorien wie Alter, Behinderung/Beeinträchtigung, Ethnie/kulturelle Herkunft, soziale Schicht und sexuelle Orientierung/Identität berücksichtigt werden. Infolgedessen wird – ausgehend von der Dimension Gender – unter dem Titel einer «gendersensibeldiversityorientierten Suchtprävention» der Versuch einer integrierenden Perspektive unternommen.

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Diese Unterscheidung wurde durch die Anthropologin Gayle Rubin im Englischen eingeführt.

Stadt Zürich | Suchtpräventionsstelle | Bericht «Gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention» | Andreas Pfister | Dezember 2013

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2.

Ausgangslage

Braucht es eigentlich einen Gender-/Diversityblick in der Suchtprävention? Untenstehend wird mit epidemiologischen Daten und anderen wissenschaftlichen Grundlagen exemplarisch bei Jugendlichen gezeigt, wieso eine gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention nicht nur «nice to have», sondern geradezu ein «must» ist. Dabei wird vorerst vor allem auf die Dimension Gender fokussiert.

In Bezug auf die Gesundheit und das Wohlbefinden junger Menschen lassen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern festmachen. Diese Unterschiede nehmen zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr deutlich zu, wie Zahlen der international durchgeführten Studie «Health Behaviour in School-aged Children» (HBSC) zeigen (vgl. Currie et. al. 2012). Die Studie weist gemäss der Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation nach, dass Mädchen im Vergleich zu Jungen im Durchschnitt eher die Gesundheit fördernde Verhaltensweisen (Zähne putzen, Obst essen, geringer Softdrink-Konsum) annehmen, dafür aber mehr psychische und gesundheitliche Probleme zeigen als diese. 40% der Mädchen sind mit ihrem Körper unzufrieden. Das sind fast doppelt so viele wie bei den Jungen. Jungen befolgen zwar eher die Empfehlungen für körperliche Betätigungen, nehmen im Vergleich zu den Mädchen aber auch eher die Gesundheit beeinträchtigende Verhaltensweisen an. Sie haben eine mindestens 10% höhere Prävalenz von Verletzungen und auch der Substanzkonsum (Alkohol, Cannabis, Tabak) ist höher als bei den Mädchen (siehe unten). Zudem ist die Wahrscheinlichkeit für körperliche Auseinandersetzungen bei Jungen dreimal höher als bei Mädchen (vgl. Weltgesundheitsorganisation 2012: 3ff.). Die Schweizer HBSC-Daten (vgl. Windlin/Kuntsche/Delgrande Jordan 2011) machen zudem deutlich: Der Geschlechterunterschied bei Gesundheit und Risikoverhalten bleibt bestehen. Die Geschlechter gleichen sich nicht wie angenommen an. Die Unterschiede treten, zumindest auf die Schweiz bezogen, vielmehr deutlich zu Tage und haben sich sogar noch vergrössert (vgl. Tab. 1). Jungen sind systematisch in der Mehrzahl, wenn es um Rauchen, Alkohol- und Cannabiskonsum geht.

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Tabelle 1: Substanzkonsum 15-jähriger Mädchen und Jungen 2006 und 2010 (nach Daten von Windlin et al. 2011: 26, 33, 55)

2006

2010

Mädchen

Jungen

Mädchen

Jungen

(15 J.)

(15 J.)

(15 J.)

(15 J.)

Alkohol (mindestens wöchentlich)

17.4%

25.2%

13.1%

26.6%

Tabak (mindestens wöchentlich)

14,5%

15,1%

15,2%

19,4%

Cannabis (mindestens ein Mal im

26.9%

34.2%

24.8%

35.7%

Leben)

Während die Anteile von Mädchen und Jungen, die mindestens wöchentlich (d.h. wöchentlich oder täglich) rauchen, mindestens wöchentlich (d.h. wöchentlich oder täglich) Alkohol trinken oder in ihrem Leben schon mindestens einmal Cannabis konsumiert haben, zwischen früheren HBSC-Studien jeweils weitgehend parallel verliefen2 oder tendenziell kleiner wurden, zeichnet sich zwischen den HBSC-Studien 2006 und 2010 bei den 15-Jährigen für die genannten Gebrauchsmuster tendenziell eine Vergrösserung der Differenzen zwischen den Geschlechtsgruppen ab (vgl. Windlin et al. 2011: 62 ff.). Unterschiede von Frauen und Männern in Bezug auf den Substanzkonsum und sonstiges Abhängigkeitsverhalten zeigen sich auch im Erwachsenenalter. Die epidemiologischen Geschlechterunterschiede sind ein wichtiger Hinweis, dass in der Suchtprävention (auch) geschlechtersensibel und gendergerecht agiert werden muss. Solche Unterschiede – die epidemiologischen Daten über die Konsumhäufigkeit – sagen aber noch nichts über die Gründe aus, weshalb Jungen und Mädchen zum Glimmstängel oder zur Wodka-Flasche greifen. Den Konsummustern und -motiven muss zusätzliche Beachtung geschenkt werden, will man den Substanzgebrauch auf der Genderebene verstehen und entsprechende präventive und interventive Strategien gendersensibel ausrichten. Anhand des Alkoholkonsums kann dies gut verdeutlich werden: 13-jährige Mädchen geben signifikant öfters als 13-jährige Jungen an, beim ersten Alkoholkonsum aus Bewältigungsgründen («weil ich niedergeschlagen war») konsumiert zu haben. Auch wenn 15-jährige Jugendliche nach den Motiven für den Alkoholkonsum in den letzten 12 Monaten gefragt werden, zeigen sich Genderunterschiede. So geben 15-jährige Jungen soziale Motive, Verstär-

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Im Falle des mindestens wöchentlichen Rauchens waren sie praktisch identisch.

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kungs- und Konformitätsmotive3 für den Konsum von Alkohol signifikant häufiger an als die gleichaltrigen Mädchen. Bei den Bewältigungsmotiven4 weisen die 15-jährigen Mädchen durchgängig höhere Werte auf, die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind jedoch statistisch nicht signifikant (vgl. Windlin/Kuntsche/Delgrande Jordan 2011: 46ff.). Wenn es um Konsummuster und -motive geht, gilt es auch zu bedenken, dass Substanzkonsum wie andere kulturelle Praktiken und Symbole (Kleider, Gestik, Mimik, Sprache/Kommunikation, Musikgeschmack) bewusst und unbewusst zur Inszenierung und Aufrechterhaltung von Gender genutzt und eingesetzt wird, wie dies Zenker (2010: 15) mit der sprachlichen Wendung «doing gender with drugs» deutlich macht. Zenker verweist darauf, dass insbesondere von Männern mit niedrigem sozialen Status und niedriger Bildung hoher Substanzkonsum dazu genutzt werden kann, Männlichkeit zu demonstrieren (vgl. Zenker 2010: 16). Dabei werden mittels Substanzkonsum nicht nur traditionelle und in unserem Kulturkreis akzeptierte Männlichkeiten und Weiblichkeiten inszeniert (z.B. Trinkrituale als Ausdruck von männlicher Stärke und Durchhaltevermögen). Gewisse Formen können auch gezielt zur Verdeutlichung einer anderen Subjektpositionierung, jenseits des bipolaren Schemas von traditionellen Männlichkeiten und Weiblichkeiten, genutzt werden. Nicht zuletzt gilt es auch (entwicklungs-)psychologische Aspekte zu berücksichtigen, um den Konsum von Substanzen bei Mädchen und Jungen verstehen zu können, z.B. wieweit Substanzen zur Bewältigung von anstehenden Entwicklungsaufgaben eingesetzt werden (siehe auch Pfister 2013; Raithel 2011a, 2011b). Im Zentrum der Adoleszenz geht es um die Identitätsfindung, um die Auseinandersetzung mit dem sich verändernden Körper und der erwachenden Sexualität sowie um die Gestaltung der Beziehung mit Gleichaltrigen. Gleichzeitig stehen die Ablösung von den Eltern und die Entwicklung von Zukunftsperspektiven, insbesondere die Berufswahl, an. Substanzkonsum im Jugendalter hat unter anderem die Funktion, Hemmungen und Unsicherheiten abzubauen und zu überwinden sowie Nähe und Gefühle intensiv wahrzunehmen. Substanzkonsum im Jugendalter dient auch der Grenzerfahrung und nicht zuletzt gibt der Substanzkonsum den Jugendlichen die Möglichkeit, den Erwachsenenstatus zu erproben. In Bezug auf Gender gilt es insbesondere, die Entwicklungsaufgabe «Identitätsentwicklung» zu betrachten. Wie unter anderem Raithel (2011b: 7) zeigt, kann Substanzkonsum bei Jugendlichen die Funktion geschlechtsspezifischer Stilisierung einnehmen, etwa wenn einzelne Jungen übermässig zu Alkohol greifen, um Durchhaltekraft zu zeigen und ima-

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Soziale Motive: «weil es dann lustiger wurde, wenn ich mit anderen zusammen war», «weil dadurch Partys besser wurden»; Verstärkungsmotive: «um berauscht zu sein», «weil ich das Feeling mag»; Konformitätsmotive: «um von anderen gemocht zu werden», «weil ich gerne zu einer bestimmten Clique gehören wollte» 4

Bewältigungsmotive: «um mich aufzumuntern als ich in schlechter Stimmung war», «weil es mir half, als ich niedergeschlagen oder gereizt war», «um meine Probleme zu vergessen»

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ginierten Männlichkeitsbildern zu entsprechen. Oder wenn sich gewisse Mädchen zusammen mit der entsprechenden Kleidung der Zigarette bedienen, zur Vervollkommnung eines eleganten, stilbewussten Erscheinungsbilds, angelehnt an Idole aus der Werbung.

3.

Suchtprävention und Gender

Suchtprävention muss auf die Lebenslagen von Jungen und Mädchen eingehen, wie im vorhergehenden Kapitel deutlich wurde. Gender kann – zusammen mit vielen anderen Faktoren – einen entscheidenden Einfluss auf das Konsumverhalten und die Konsummotive haben. Doch inwieweit bzw. wie ist die Suchtprävention bisher auf dieses Faktum eingegangen? Im Anschluss wird die Entwicklung der Ansätze kurz nachgezeichnet (3.1) um anschliessend eine Vision zu entwerfen, wie eine zeitgemässe gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention aussehen könnte (3.2). Abschliessend wird im Kapitel 3.3 angedacht, wie eine solche Art der Suchtprävention im schulischen Kontext auf wirksame Weise stattfinden könnte.

3.1.

Bisherige Ansätze – Eine kleine «tour d’horizon»

Die Entwicklung der auf Gender bezogenen Ansätze in der Suchtprävention verläuft in ihren Hauptzügen entlang der Konzeption von Gender in der sozialwissenschaftlichen Sozialisationsforschung, wie sie z.B. im Aufsatz von Sigrid Metz-Göckel (2000) nachgezeichnet wird. Von Pionierinnen der feministischen Frauenemanzipationsbewegung ausgehend stand in den Anfängen fast ausschliesslich die weibliche Sozialisation im Zentrum. Geschlechtsspezifische Suchtprävention war zu Beginn parteiliche Mädchenarbeit, mit der Folge, dass geschlechtsspezifische Suchtprävention bis heute oftmals fälschlicherweise mit frauenspezifischer bzw. frauengerechter Suchtprävention gleichgesetzt wird. Später wurden dann die Ansätze weiter ausdifferenziert. Interaktionistische Perspektiven – das Bewusstsein für die Inszenierung und Herstellung von Geschlecht («doing gender») im Rahmen der Substanznutzung – kamen dazu und

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auch die Jungen bzw. jungen Männer rückten vermehrt in den Fokus. Die Suchtprävention blieb und bleibt aber – wenn sie denn Ansätze in Bezug auf das Geschlecht/Gender berücksichtigte – weitgehend geschlechtsspezifisch orientiert. Jungen und Mädchen wurden z.B. in geschlechtergetrennte Gruppen aufgeteilt, um jeweils mit einer Pädagogin und einem Pädagogen an einem präventionsrelevanten Thema zu arbeiten. Man ging davon aus, dass bereits diese Aufteilung per se und die Arbeit mit einer Fachperson des gleichen Geschlechts eine positive Wirkung entfalten würden und in diesem Rahmen Aspekte der Geschlechtersozialisation und -repräsentation thematisiert und bearbeitet werden können. Oftmals wurde entsprechend des Differenzansatzes davon ausgegangen, dass Mädchen und Jungen im Rahmen solcher Workshops verschiedene Themen bearbeiten sollten. Im Ansatz gut gemeint führte dies manchmal dazu, dass Mädchen sich mit dem Verhältnis zum eigenen Körper (Prävention von Essstörungen) beschäftigten, während Jungen sich mit Gewaltthemen auseinandersetzten; der Blick war so manchmal nicht nur geschlechterdifferent sondern auch geschlechterstereotyp ausgerichtet. In jüngerer Zeit werden gendergerechte bzw. gendersensible suchtpräventive Ansätze diskutiert und gepflegt. Die Abhandlung von Ernst/Stöver (2012) gibt dazu einen guten Einblick, auch wenn ein bedeutender Teil des Artikels auf die Suchthilfe fokussiert ist. Die Perspektive der gendersensiblen bzw. gendergerechten Suchtarbeit – beide Begriffe werden synonym verwendet – soll die «…geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Realitäten, Erfahrungen, Ressourcen und Bedürfnisse von Frauen und Männern…» berücksichtigen (ebd.: 2). Dies wird z.B. getan, indem unterschiedliche Konsummuster und auch Ursachen für den Substanzkonsum von Frauen und Männern in den Blick genommen werden (vgl. ebd.: 6). Zum Beispiel kann im Rahmen dieser Perspektive exzessiver Alkoholkonsum bei gewissen jungen Männern als Mittel zur Konstruktion von Männlichkeit angesehen werden. Ein indizierter Präventionssatz bei diesen Männern würde nicht auf der Ebene der Substanz stehen bleiben, z.B. über mögliche Risiken und Nebenwirkungen aufklären. Es würden vielmehr Methoden eingesetzt, die auch die Ebene der Geschlechtersozialisation berücksichtigen und es erlauben, diesen jungen Männern andere soziale Praktiken und Möglichkeiten an die Hand zu geben, um zu einer authentischen, gesundheitsförderlichen und mitunter auch sozial verträglichen Männlichkeit zu finden. Im Unterschied zu Vorläufern in der Suchtprävention und der Suchtarbeit erfolgt in der gendersensiblen/gendergerechten Perspektive eine wichtige Erweiterung. Es wird abgestritten, dass die Arbeit in geschlechtergetrennten Gruppen immer die Methode der Wahl in einem genderorientierten Ansatz ist: «Geschlechtergerechte Suchthilfe bedeutet nicht, dass es nur noch frauen- oder männerspezifische Angebote gibt, sondern sie prüft, ob die gewählten Metho-

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den zu den Ressourcen und Bedürfnissen von Frauen sowie zu den Ressourcen und Bedürfnissen von Männern passen» (infosetdirect, zit. in. Ernst/Stöver 2012: 2). Der Ansatz ist also im wahrsten Sinne des Wortes «gendersensibel»; er ist aufmerksam für die Bedürfnisse von Frauen und Männern, ohne davon auszugehen dass Frauen und Männer immer grundsätzlich verschieden wären. Weitgehend inexistent scheinen im Moment noch genderorientierte Ansätze in der Suchtprävention, die Erkenntnisse aus der Diversity-Forschung und dem Paradigma der Intersektionalität einbeziehen5. Dabei wäre eine solche Erweiterung der Perspektive nur folgerichtig, zumal sie bereits in anderen Kontexten der Sozialen Arbeit6 – z.B. in der Arbeit mit Menschen mit Migrationshintergrund (siehe z.B. Tunç 2012) – diskutiert wird und auch erfolgreiche Ansatzpunkte für die Praxis birgt. Die Perspektive der Intersektionalität thematisiert – ähnlich wie auch diversityorientierte Ansätze – verschiedene Kategorien sozialer Differenzierung (z.B. Gender, Ethnizität, soziale Schicht/Klasse, Alter, sexuelle Identität, Behinderung/Beeinträchtigung). Intersektionale Ansätze nehmen insbesondere die Überschneidungen und Überlagerungen dieser Kategorien in den Blick und beleuchten, welche Ressourcen und Benachteiligungen dadurch entstehen. Michael Tunç verdeutlicht so z.B. anhand von Männern/Vätern mit Migrationshintergrund, dass sich diese gegenüber von Migrantinnen weitgehend in einer bevorzugten Position im Geschlechterverhältnis befinden, währenddessen sie – zusammen mit den Migrantinnen – als potentielle Arbeitnehmer gegenüber einheimischen Arbeitskräften oftmals einen Nachteil haben (vgl. ebd.: 66). Die gleichen sozialen Differenzierungskategorien in einer Person vereint, können in unterschiedlichen Situationen verschiedene – für die Person positive wie negative – Wirkungen entfalten. Übertragen auf die Suchtprävention würde eine solche Perspektive mit Fokus auf Gender bedeuten, dass suchtpräventives Handeln über die Benennung der Unterschiede des Substanzkonsums von Männern und Frauen hinausgeht und neben Gender genau betrachtet, welche anderen sozialen Differenzierungskategorien (z.B. Ethnizität, soziale Schicht/Klasse, Alter, sexuelle Identität, Behinderung/Beeinträchtigung) bei einer Person vorkommen, inwieweit sich diese gegenseitig überschneiden und ob bzw. inwieweit sie in einer Situation bzw. bestimmten Lebenslagen im Hinblick auf eine potentielle Suchtentwicklung eher ein kritischer Faktor oder eine Ressource sein können. Wie eine solche gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention aussehen könnte, wird im nächsten Kapitel erläutert.

5

Die Berliner Publikation von Weissbach et.al. (2012) bietet Ansätze dazu, legt den Fokus aber weiterhin vorwiegend auf die Dimensionen Gender und Ethnie/kultureller Hintergrund. Eine intersektionale Perspektive – Überschneidungen und Überlagerungen der verschiedenen Diversity-Dimensionen – und die sich dadurch im sozialen Kontext manifestierenden Ressourcen und Benachteiligungen, auch im Hinblick auf potentielle Suchtentwicklungen, werden nicht deutlich. 6

Einen Überblick über den Diskurs «Diversity und Soziale Arbeit» bieten Mecheril und Plösser (2011).

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3.2.

Gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention

Rekapituliert man die bisherigen Erkenntnisse im Themenbereich «Suchtprävention mit Fokus auf Gender» ergibt sich folgendes Bild: Neben anderen wichtigen sozialen Differenzierungskriterien (Alter, sozioökonomischer Status, Ethnie usw.) ist Gender eine relevante Determinante in Bezug auf Substanzkonsum und nicht-substanzbezogene Verhaltensweisen (z.B. digitale Mediennutzung). Studien belegen systematische Geschlechterunterschiede im Konsumverhalten und können diese unter Rückgriff auf biologisch-genetische, sozialisationstheoretische und entwicklungspsychologische Erklärungsansätze deuten. Neben gemeinsamen Konsummustern und -motiven ist es deshalb für die Gestaltung erfolgreicher und gezielter Prävention und Interventionen essentiell, die Unterschiede und das Zustandekommen der Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu kennen und zu verstehen. Die Konsequenz kann aber nicht sein, durch die Fokussierung auf Gender, die Suchtprävention ausschliesslich geschlechterdifferent auszurichten, mit Geschlechterstereotypen zu arbeiten und womöglich dabei andere bedeutsame soziale Differenzierungskategorien (wie z.B. Alter, Ethnie, sozioökonomischer Status) zu vernachlässigen. Eine gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention bezieht Erkenntnisse aus den bisherigen Entwicklungen der Suchtprävention mit ein und erweitert sie. Sie nimmt die in der Forschung belegten Geschlechterunterschiede in Bezug auf den Substanzkonsum und bestimmte Verhaltensweisen (z.B. digitale Mediennutzung) zur Kenntnis und richtet ihre (sozial)pädagogischen und präventiven Ansätze danach aus. Eine solche Suchtprävention geht aber weit über die Betrachtung von Unterschieden hinaus7 und öffnet sich den Gemeinsamkeiten, der Vielfalt, den Widersprüchen und Übergängen innerhalb und zwischen den Geschlechtern. Wie im gendersensiblen Ansatz legt sie besonderes Augenmerk darauf, wie Gender immer wieder von Männern, Frauen und Personen mit Transgender-Identität interaktiv her- und dargestellt wird und an welchen Stellen solche Darstellungen mit dem Konsum von Substanzen oder bestimmten suchtrelevanten Verhaltensweisen einher gehen («doing gender with drugs»). Zusätzlich legt sie aber Wert darauf, Gender in einem breiteren Kontext zu sehen. Hier kommt die Diversity-Perspektive zum Zuge, weshalb auch von der «gendersensibel-diversityorientierten Suchtprävention» die Rede ist. Gender ist bei keinem Menschen der alleinige Orientierungs- und Identifikationspunkt. Andere sozialen Differenzierungskategorien (z.B. Ethnizität, soziale Schicht/Klasse, Alter, sexuelle Identität, Behinderung/Beeinträchtigung) kön-

7

Es geht eben gerade nicht um ein «Feiern der Differenz(en) », wie Mecheril/Plösser (2011: 285) es in ihrer Konturierung einer kritisch-reflexiven Diversity-Perspektive schön aufzeigen.

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nen, nicht nur im Hinblick auf den Substanzkonsum und bestimmte Verhaltensweisen, auch eine Rolle spielen. Wie bereits das Paradigma der Intersektionalität aufzeigte gibt es Verbindungs- und Überschneidungspunkte mehrerer bedeutsamer Kategorien innerhalb derselben Person. Diese Kategorien können je nach Situation und Konstellation als Ressource oder Benachteiligung bedeutsam werden. Übertragen auf die Suchtpräven-tion heisst dies, genau in den Blick zu nehmen, in welchen Kontexten Gender und andere soziale Differenzierungskategorien in Bezug auf (potentielle) Suchtentwicklungen eine Rolle spielen und mit geeigneten Angeboten und Instrumenten der Suchtprävention darauf einzugehen.

3.3.

Wirksame gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention im Kontext Schule

Gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention sollte nicht nur diversityund gendergerecht, sondern auch wirksam sein; also die nötigen Schutzmechanismen stärken, Risikofaktoren möglichst abschwächen und idealerweise – insbesondere in der indizierten Prävention – zu Einstellungs- und Verhaltensänderungen führen. Wie könnte also eine gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention im Schulkontext aussehen, die zugleich Wirkung zeitigt?

In ihrem Bericht zu wirksamer Suchtprävention in der Schule unterscheidet Irene Abderhalden von Sucht Schweiz zwischen unspezifischer, verhaltensorientierter Suchtprävention und spezifischer, substanzbezogener Suchtprävention (vgl. Abderhalden 2011: 27ff.). Für eine gute Wirkung von Suchtprävention im Kontext Schule ist eine Verbindung dieser beiden Arten von Suchtprävention sinnvoll. Mit unspezifischer, verhaltensorientierter Suchtprävention sind Präventionsprogramme gemeint, die auf die umfassende Förderung von Lebenskompetenzen abzielen. Diese sind nach Abderhalden besonders wirksam, wenn sie früh, also bereits in der Unterstufe oder im vorschulischen Bereich einsetzen und über einen stufenadäquaten Aufbau verfügen, also z.B. einen geregelten Programmablauf von der 1. bis zur 6. Primarschulklasse aufweisen (vgl. ebd.). Spezifische, substanzbezogene Suchtprävention thematisiert insbesondere ausgewählte psychoaktive Substanzen und suchtrelevante Verhaltensweisen (z.B. Medienkonsum). Damit diese Art von Prävention aber auch wirksam ist, ist es wichtig, nicht auf der kognitiven Ebene stehen zu bleiben und «nur» Wissen zu vermitteln. Substanzbezogene Suchtprävention – wenn sie denn wirksam sein will – sollte immer mit der Förderung von sozialen und personalen

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Kompetenzen einher gehen und den nötigen Raum für die Selbsterfahrung der Jugendlichen zulassen. Zudem sollten die Lebens- und Erfahrungswelten der Jugendlichen mit einbezogen und neben der Thematisierung von Substanzen auch gefährdende Verhaltensweisen – insbesondere exzessiver Bildschirmmedienkonsum – aufgegriffen werden (vgl. ebd.). Besonders hervorzuheben ist, dass in der schulischen Suchtprävention ein Multiadressatinnen- und -Adressaten-Ansatz sehr gute Wirkungen zeigt. Mit diesem Ansatz werden – entweder in einer konzertierten Abfolge von einzelnen Elementen oder einem fix bestehenden Präventionsangebot – sowohl Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Eltern/Erziehungsberechtigte und die Schulleitung einbezogen. Dabei gilt Partizipation als Methode der Wahl. Zu beachten ist aber ein rechtzeitiger Einbezug der Anspruchs-/Zielgruppen. Sie sollen bereits bei der Entwicklung eines Präventionsangebots und nicht erst bei der Umsetzung dabei sein (vgl. ebd.).

Versucht man gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention möglichst wirksam im Kontext Schule zu betreiben, könnte dies Folgendes bedeuten:

Bei den unspezifischen, verhaltensorientierten Programmen auf Kindergartenund Primarschulstufe können Gender- und andere Diversityaspekte gut integriert werden. Strukturell scheint wichtig, dass diese dabei stufenadäquat und längerfristig in die Programme eingebaut werden. Wie Abderhalden aufzeigt, hängt die Wirksamkeit von universellen Lebenskompetenzprogrammen wesentlich davon ab, dass diese Programme nicht nur vereinzelt erfolgen (vgl. ebd.). Bei Gender- und anderen Diversityaspekten dürfte dies nicht anders sein. Im Rahmen einer gendersensibel-diversityorientierten Suchtprävention wird der Fokus zwar auf Gender gelegt, aber nicht ausschliesslich. Die Überschneidung mit anderen sozialen Differenzierungskategorien (Ethnie/kulturelle Herkunft, Behinderung, sozioökonomischer Status usw.) muss bereits im Kindesalter in den Blick geraten. Den teilweise unterschiedlichen Bedürfnissen der Jungen und Mädchen soll im Rahmen der Lebenskompetenzprogramme auf Kindergarten- und Primarstufe Rechnung getragen werden, ohne dass dabei Geschlechterstereotype bei den Kindern verstärkt werden. Es gilt in der Schule und in den Lebenskompetenzprogrammen vielfältige Interessen und Kompetenzen zu fördern, unabhängig des Geschlechts. Den Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, stufengerecht zu erfahren, wie vielfältig das Leben ist, welche verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten und Lebensformen es gibt. So kann das Bewusstsein geschärft werden, dass zwar geschlechtsspezifische

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Interessen und Lebensformen manchmal im Alltag deutlich werden, dass es aber viele Unterschiede innerhalb der Geschlechtergruppe gibt, dass Mädchen technikinteressiert, Jungen sozial engagiert usw. sein können und dies auch sehr gut so ist. Gerade bei der Beleuchtung der Vielfalt innerhalb der Geschlechtergruppe können auch andere Diversity-Kategorien wie z.B. Behinderung/Entwicklungsbeeinträchtigung einfliessen8. Im Gesamten soll das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen der Kinder gestärkt werden, möglichst unabhängig davon, ob ein Junge oder ein Mädchen den manchmal stereotypen gesellschaftlichen Erwartungen an seine/ihre Geschlechterrolle entspricht, entsprechen kann oder will. Ziel wäre, dass eine solcherart ausgestaltete gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention zu einer Stärkung des Selbstvertrauens und der Selbstwirksamkeitserwartung (inkl. Kontrollüberzeugung) beiträgt, die sich gesundheitsförderlich und suchtpräventiv auswirkt. Betrachtet man nun die spezifische, substanzbezogene Suchtprävention, so ergeben sich auch hier vielseitige Anschlussmöglichkeiten für eine Gender- und Diversityorientierung. Abderhalden (2011) betont, dass für eine wirksame substanzbezogene Suchtprävention im schulischen Kontext auch die Lebens- und Erfahrungswelten der Jugendlichen einbezogen werden müssen. Ein wesentliches Element in der Lebenswelt der Jugendlichen ist die Ausbildung und Festigung einer eigenen Identität und die Aufnahme erster sexueller Beziehungen. Die Kategorie Gender und andere diversityrelevante Kategorien (z.B. sexuelle Orientierung/Identität) sind also im Jugendalter von grosser Relevanz. Substanzkonsum und suchtrelevante Verhaltensweisen müssen u.a. in diesem Zusammenhang betrachtet werden. Sie werden von den Jugendlichen auch zur Geschlechtsinszenierung, sozialen Positionierung und Darstellung einer eigenen Identität genutzt («doing gender with drugs»). Die Suchtprävention hat denn auch die Aufgabe, genau zu verstehen, welche Funktionen psychoaktive Substanzen und suchtrelevante Verhaltensweisen in Bezug auf die Geschlechterdarstellung bei einzelnen Jugendlichen einnehmen; sie soll diese Darstellungen mit den Jugendlichen gegebenenfalls hinterfragen oder/und den Jugendlichen funktionale Äquivalente9 anbieten. Für den methodischen und didaktischen Zugang im Schulsetting bedeutet dies, dass die suchtpräventiven Gefässe einen individualisierten Unterricht zulassen müssen, der nicht ausschliesslich auf die kognitive Ebene (Wissensvermittlung) ausgerichtet ist. Es muss genug Raum für Selbsterfahrung und Gespräche bestehen und die Gruppen dürfen nicht zu gross sein. Zudem macht es oft Sinn, die Workshops aufgrund der persönlichen Themen von qualifizierten externen Fachpersonen 8

Hier kann es z.B. darum gehen, gegenseitiges Verständnis dafür zu fördern, wenn Kinder mit Behinderungen und/oder chronischen Krankheiten nicht immer am Schul- und Freizeitalltag teilhaben können und Ausgrenzung vorzeitig zu verhindern. 9

Mit «funktionalen Äquivalenten» ist gemeint, dass man zur Befriedigung von bestehenden Bedürfnissen andere nichtgesundheitsschädliche Mittel zur Befriedigung dieser Bedürfnisse anbietet.

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durchführen zu lassen. Je nach Thema und Zielsetzung kann es sich auch lohnen, geschlechtergetrennt zu arbeiten, damit sich die männlichen und weiblichen Jugendlichen auf sensible und für sie manchmal «peinliche» Themen auch wirklich einlassen können. Dabei dürfen aber die Differenzen innerhalb der Geschlechtergruppe nicht vergessen werden. Auch hier gilt es, die Intersektionalität, die Verbindung und Überschneidung zu anderen sozialen Differenzierungskategorien nicht aus den Augen zu verlieren und nicht in blosse Geschlechterstereotype zu verfallen. Wenn man den Multi-Adressatinnen- und -Adressaten-Ansatz ernst nimmt, müssen auch Lehrpersonen, Eltern/Erziehungsberechtigte und Schulleitung gender- und diversitygerecht «versorgt» werden. Insbesondere sind dabei neben den suchtpräventiv relevanten Fähigkeiten ihre Gender- und Diversitykompetenzen zu stärken. Damit ist gemeint, dass pädagogische Fachpersonen in der Lage sein müssen, neben Besonderheiten von bestimmten Gruppen (Mädchen, Jungen, Personen mit/ohne Migrationshintergrund) auch die Unterschiede und die Vielfalt innerhalb dieser Gruppen wahrzunehmen, pädagogische Interaktionen und Interventionen nicht stereotyp auszurichten, sondern auch dort die im Leben bestehende Vielfalt immer wieder, wahrzunehmen, einfliessen zu lassen und zu bedenken. Es heisst aber auch, dass man in der Suchtprävention von einem breiten Familien- und Elternbegriff ausgeht und auch gesellschaftlich marginalisierte Familien (z.B. Alleinerziehende mit geringem Einkommen, Regenbogenfamilien10) im Schulkontext zu erreichen vermag.

10

Der Dachverband Regenbogenfamilien und die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich haben im Mai 2013 eine Informationsbroschüre zu Regenbogenfamilien herausgegeben. «Als Regenbogenfamilien definieren sich Familien in welchen sich mindestens ein Elternteil als schwul, lesbisch, bisexuell oder trans* versteht» (www.regenbogenfamilien.ch).

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4.

Suchtpräventiver Gender/Diversity-Check im Kontext Schule

4.1.

Eine Bestandesaufnahme in der Schweiz

Wie sieht die Praxis in der Schweiz aus? Welche bewährten Projekte und Gender-Checklisten existieren im Bereich der gendersensiblen und gendersensibeldiversityorientierten Suchtprävention? Zuerst gilt es einen Blick auf das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu werfen, welches massgebliche Anstösse im Thema «Gender und Sucht» gab. 1997 wurde ein Mandat zur Förderung frauengerechter Suchtarbeit im BAG eingeführt. Dieses wurde dann 2001 auf gendergerechte Präventions- und Suchtarbeit ausgeweitet (vgl. Ernst 2008; Chisholm 2008). Im Rahmen des Mandats «gendergerechte Suchtarbeit» des BAG wurde als Projekt von 2006 bis 2009 auch das «Gender-Netz» initiiert, welches Fachleute aus dem Suchtbereich zusammenbrachte (vgl. Chisholm 2008). «Ziel war es, Suchtfachleute aus der ganzen Schweiz, die sich für Gender-Fragen interessieren, zu erreichen, sie zu informieren, zu vernetzen und zur Weiterentwicklung von gendergerechten Angeboten in ihren Institutionen anzuregen», so Alison Chisholm in der Schlussevalution des Netzwerks (Chisholm 2009: 2). Inwieweit dies längerfristig gelungen ist, muss sich erst weisen. Die nationale Datenbank im Bereich Sucht (www.suchtindex.ch), auf welche die Austauschplattform www.drugsandgender.ch verweist, führt im Oktober 2013 unter den Suchkategorien «Prävention und Gesundheitsförderung», «männerspezifisch» und «frauenspezifisch» gesamtschweizerisch lediglich sechs Institutionen mit solchen Angeboten auf11. Weiter fällt auf, dass zwei der aufgeführten Institutionen ausschliesslich frauenspezifische Angebote vermerken. Ob die Datenbank ein repräsentatives Bild über den Stand der Angebote in der Schweiz zu geben vermag ist zu bezweifeln, zumal sie – gemäss Auskunft der Projektveranwortlichen bei Infodrog – von den Institutionen im Suchtbereich selbst aktualisiert werden muss. Trotzdem gibt die Datenbank doch ein eher klägliches Bild der aktuellen Präventionslandschaft im Bezug auf Gender ab. Dies ist nicht nur für den Bereich der Prävention so, sondern die Autorinnen einer vom BAG im Auftrag gegebenen Metaevaluation zur Wirksamkeit gendersensibler Suchtarbeit machen die gleiche Feststellung. Der Rücklauf der Antworten auf die Anfrage zur Mitwirkung fiel mit 13.5% sehr tief aus, was sich Guggenbühl et. al. so

11

Beratungsstelle für Suchtfragen, Appenzell Ausserrhoden; Blaues Kreuz Bern, Fachstelle für Suchtprävention; Berner Gesundheit, Regionalzentrum Bern; Offene Kinder- und Jugendarbeit Steffisburg, Jugendfachstelle z4; Kantonales Sozialamt Obwalden, Jugend-Familien-Suchtberatung; Blaues Kreuz St. Gallen, Fachstelle für Alkoholberatung, Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung.

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erklären, «…dass nachwievor (sic!) wenige Institutionen explizit gendersensibel arbeiten und noch viel weniger Institutionen ihre Arbeit auch evaluiert haben» (Guggenbühl/Bütler/Ruflin 2010: 4)12.

Bei der Suche nach Gender-Checklisten und Qualitätsinstrumenten wird man in der Schweiz schneller fündig. Sowohl die «Checkliste zur Genderperspektive»13 von Quint-Essenz als auch die «Minimal Standards» und der ausführliche «Gender-Click-Check» des BAG14 sind sehr qualifiziert und nutzbar. Besonders der ausführliche «Check» des BAG überzeugt und ist praxistauglich, da für die jeweiligen Kontrollfragen auch Beispiele und Indikatoren zur Überprüfung aufgeführt werden. So gibt der «Check» konkrete Anregungen, wie die Kontrollfragen für das eigene (Präventions-)Angebot einzuschätzen sind. Vor der Grundlage der Checklisten von BAG und Quintessenz – und in Zusammenarbeit mit der BAG-Beauftragten für die Förderung gendergerechter Suchtarbeit (Marie-Louise Ernst) – erstellte die Stiftung Berner Gesundheit eigene Checklisten, die noch stärker auf den Phasenablauf von Präventionsprojekten und -angeboten fokussieren (Mezzera 2008)15. So werden die Phasen Grobplanung/Projektantrag, Feinplanung, Umsetzung, Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit, Berichterstattung und Evaluation unterschieden. Die Checklisten der Berner Gesundheit bringen Erweiterungen und Differenzierungen mit sich, aber auch diese haben keine Antwort darauf, wie damit umzugehen ist, dass Gender zwar eine sehr wichtige soziale Differenzierungskategorie ist, daneben aber auch noch andere Kategorien (z.B. Migrationshintergrund, soziale Schicht) in Präventionsprojekten und -angeboten von Relevanz sind (Mezzera 2008: 25). Der hier verfolgte Ansatz einer gendersensibeldiversityorientierten Suchtprävention versucht, darauf eine Antwort zu geben. Inwieweit dies gelingt, und auch für die Praxis sinnvolle Antworten möglich sind, muss sich längerfristig noch weisen.

12

Weitere Ergebnisse der Evaluation von Güggenbühl/Bütler/Ruflin (2010) fliessen in diesen Bericht nicht ein, da sich die Evaluation vorwiegend auf den Bereich der Therapie und Beratung konzentriert. 13 14 15

http://www.quint-essenz.ch/de/files/Checkliste_Gender_10.pdf (Zugriff: August 2012) http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/10417/11218/index.html?lang=de (Zugriff: August 2012) http://www.bernergesundheit.ch/download/Gender_Checklisten.pdf (Zugriff: August 2012)

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4.2.

Kriterien

Bei der Erstellung der Checkliste standen die folgenden Kriterien im Zentrum.

Kontextspezifizität Anhand der Checkliste können suchtpräventive Projekte und Angebote im Schulkontext daraufhin überprüft werden, inwieweit sie eine gendersensibeldiversityorientierte Sichtweise verfolgen. Diversity Die Checkliste fokussiert auf Gender, zeigt aber auch die Relevanz von anderen sozialen Differenzierungskategorien auf. Praktikabilität/Handhabbarkeit Die Checkliste ist möglichst kurz und prägnant gehalten, damit sie im Arbeitsalltag einer praxisorientierten Institution auch wirklich angewendet wird bzw. werden kann.

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4.3.

Checkliste16

Planungs- und Entscheidungsgrundlagen Sind die Planungsgrundlagen (Statistiken, Studienergebnisse, ScreeningTests usw.) aussagekräftig für Frauen/Mädchen und Männer/Jungen?

Sind in den Planungsgrundlagen genderspezifische Konsummuster und -motive belegt? Wenn ja, welche? Welche Gemeinsamkeiten gibt es?

Welche sozialen Differenzierungskategorien (Alter, Behinderung/Beeinträchtigung, Ethnie/kulturelle Herkunft, soziale Schicht, sexuelle Orientierung/Identität) sind neben Gender im Bezug auf Konsummuster/-motive und/oder die Erreichbarkeit der Zielgruppe im Schulkontext von Relevanz? Inwiefern?

Ziele Sind die Ziele des Präventionsprojekts bzw. -angebots genderbezogen formuliert oder gelten sie gleichermassen für Frauen/Mädchen und Männer/ Jungen?

Gibt es allenfalls Ziele bzw. Unterziele, die auf andere soziale Differenzierungskategorien ausgerichtet sind?

16

Die Erstellung dieser Checkliste beruht auf der Grundlage anderer Listen (Quint-Essenz, BAG Gender Click Check, Gender-Checkliste Berner Gesundheit). Einige Fragen wurden daraus übernommen bzw. diversity-bezogen erweitert. Die hier erarbeitete Checkliste wird anhand des Präventionsangebots «Elternabend Kinder/Jugendliche im Netz» beispielhaft im Anhang durchdekliniert.

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Massnahmen und Methoden zur Zielerreichung Ermöglichen die Methoden und das Setting das Einbringen und die Berücksichtigung von gender- und diversitybezogenen Lebens- und Erfahrungswelten der Zielgruppen im Schulkontext?

Sind Massnahmen und Methoden auf genderspezifische Konsummuster und -motive ausgerichtet? Werden dabei andere soziale Differenzierungskategorien beachtet?

Wird geprüft, ob Phasen der Umsetzung gemischt oder geschlechtergetrennt durchgeführt werden sollten? Begründung?

Wird durchgehend mit einer geschlechtergerechten Sprache gearbeitet?

Verfügen die Fachpersonen über eine ausreichende Gender-/Diversitykompetenz?

Evaluation und Dokumentation Werden bei der Evaluation neben Gender auch andere diversity-relevante Dimensionen (Alter, Migration usw.) abgefragt und in der Auswertung und Dokumentation berücksichtigt? Begründung?

Sind gender- und diversity-bezogene Unterschiede im Projekt- bzw. Schlussbericht festgehalten?

Sind unterschiedliche Wirkungen des Projekts/Angebots bzw. der Massnahmen auf Frauen und Männer explizit dokumentiert und kommentiert? Werden auch allfällige Zusammenhänge mit anderen sozialen Differenzierungskategorien deutlich (z.B. Migration)?

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5.

Diskussion und Ausblick

2012 setzte sich das Bereichsteam Schule & Ausbildung der Suchtpräventionsstelle intensiv mit der Thematik gendersensibel-diversityorientierte Suchtprävention auseinander. Der Gender-/Diversity-Check der einzelnen Präventionsangebote eröffnete verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten. So wurden z.B. die Feedbackbogen, die jeweils für die Evaluation von suchtpräventiven Veranstaltungen eingesetzt werden, überarbeitet, um noch besser beurteilen zu können, wie Frauen oder Männer (mit oder ohne Migrationshintergrund) unsere Präventionsangebote aufnehmen. Zudem ermöglichte die über das ganze Jahr verteilte Beschäftigung mit dem Thema, dass Gender und Diversity immer wieder im Bereichsteam diskutiert wurden. Das eigene professionelle Handeln wurde kritisch hinterfragt und fortwährend erweitert.

Die Thematik wurde im Verlauf des Prozesses auch ins Gesamtteam der Suchtpräventionsstelle getragen. So erfolgte ein kurzer Input zur Thematik Alkoholkonsum und Gender (insbesondere Konsummotive) – eingeleitet von einem Gender-Spiel – an der Retraite im September 2012. Im November 2012 wurden zudem die zentralsten Aussagen und die Checkliste des vorliegenden Berichts an einem Teammorgen vorgestellt und diskutiert. Während die Möglichkeiten zur Diskussion und Auseinandersetzung im Gesamtteam aufgrund der personellen Ressourcen und der definierten Zeitfenster begrenzt waren, konnte man sich im Bereichsteam Schule & Ausbildung in mehreren Sitzungen ausführlicher dem Thema annehmen. Die erste Version der Checkliste wurde nach der Durchsicht und Diskussion im Bereichsteam nochmals geringfügig verändert. Anschliessend wurde ein vorbereitetes Check-Beispiel («Elternabend Kinder/Jugendliche im Netz», s. Anhang) im Bereichsteam diskutiert, bevor die einzelnen Projektleitenden und die Bereichsleiterin ihre Angebote und Projekte überprüften. So wollte man ein gemeinsames Verständnis der Checkliste entwickeln. Die jeweiligen «Checks» wurden dann individuell durchgeführt und schriftlich festgehalten. In einer Bereichssitzung wurden die Ergebnisse zusammengetragen und diskutiert. Dabei zeigte sich, dass die Checkliste neben Gender durchaus auch die Reflexion anderer Diversity-Dimensionen anregt (z.B. kultureller Hintergrund, Behinderung/Beeinträchtigung), was positiv zu werten ist. Auch in den Diskussionen im Bereichsteam während des ganzen Jahres wurde die Relevanz des gesamten Diversity-Spektrums deutlich. Wenn Suchtprävention wirksam sein soll und möglichst spezifisch auf die jeweilige

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Gruppe bzw. ein Individuum eingehen will, macht es wenig Sinn, sich nur an einzelnen – zugegebenermassen wichtigen – Diversity-Dimension, wie z.B. Gender, festzubeissen. Suchtprävention muss längerfristig eine Perspektive entwickeln, wie sie mit den verschiedenen sozialen Differenzierungskategorien umgehen will.

Ob dieser Bericht und die Checkliste in der suchtpräventiven Praxis längerfristig eine Hilfe darstellen, muss sich weisen. Der vorliegende Beitrag hat den Anspruch, einen Diskussionsanstoss in Richtung einer gendersensibeldiversityorientierten Suchtprävention zu liefern, mit all ihren Unwägbarkeiten und Widersprüchlichkeiten. Die Konzeption einer «gendersensibeldiversityorientierten Suchtprävention» mag dabei für manche analytisch gesehen eine Fehlkonstruktion sein, ist doch Gender klassischerweise eine Dimension von Diversity, wäre also im Rahmen von Diversity «mit genannt». Gerade darin liegt jedoch häufig eine Schwierigkeit. Vor lauter Diversitydimensionen und der Intersektionalität verschiedener Dimensionen, fällt es schwer, im Rahmen der Suchtprävention – und sicher auch anderer Handlungsfelder im Bereich Prävention oder Sozialer Arbeit – praktische Anknüpfungs- und Ansatzpunkte zu finden. Der Weg über Gender – und gleichzeitig die Offenheit gegenüber und den Einbezug von anderen Diversitydimensionen – ermöglicht einen gezielten Fokus, ohne dabei andere Diversitydimensionen zu vergessen. Inwieweit der Zugang im suchtpräventiven Feld noch ganzheitlicher erfolgen, die verschiedenen Dimensionen unter einem «Diversity-Dach» in allen Phasen von suchtpräventiven Projekten und Angeboten möglichst umfassend berücksichtigt werden könnten, muss sich zeigen. Weitere Beiträge aus Wissenschaft und Praxis zu diesem Themenkreis, idealerweise auch in Kooperation, sind zu wünschen. Die Suchtprävention kann sich längerfristig nicht einer umfassenden Beschäftigung mit der Diversitythematik verschliessen. Es müssen Modelle und Konzepte bereit gehalten werden, wie die verschiedenen Dimensionen von Diversity (z.B. Gender, Alter, Behinderung/Beeinträchtigung, kultureller Hintergrund, sexuelle Orientierung) im Rahmen suchtpräventiver Angebote und Interventionen zueinander in Beziehung zu setzen sind.

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6. Literatur

Abderhalden, Irene (2011): Wirksame Suchtprävention in der Schule. Best Practice und theoretische Grundlagen als Basis für die Entwicklung eines Suchtpräventionskonzepts zu Handen des Gesundheitsdiensts der Stadt Bern. Lausanne: Sucht Schweiz. Chisholm, Alison (2008): Das Gender-Netz: Ein Projekt zur Verankerung der Genderperspektive in der schweizerischen Suchthilfe. In: SuchtMagazin 34 (4), S. 21-22. Chisholm, Alison (2009): Schlussevaluation Gender-Netz 2006-2009. o. O.: Infodrog. Currie, Candace/Zanotti, Cara/Morgan, Anthony/Currie, Dorothy/de Looze, Margaretha/Roberts, Chris/Samdal, Oddrun/Smith, Otto R.F./Barnekow, Vivian (Hg.) (2012): Social determinants of health and well-being among young people: Health Behaviour in School-Aged Children (HBSC) study: international report from the 2009/2010 survey. Copenhagen: WHO Regional Office for Europe. Dachverband Regenbogenfamilien/Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich (2013): Regenbogenfamilien – eine Informationsbroschüre, nicht nur für Betreuungspersonen, Lehr- und Fachkräfte, o. O. Ernst, Marie-Louise (2008): Gender Mainstreaming in der Suchtarbeit. In: SuchtMagazin 34 (4), S. 11-14. Ernst, Marie-Louise/Stöver, Heino (2012): Gendersensible Sucht-/HIV/AidsHilfe. In: Akzeptanzorientierte Drogenarbeit/ Acceptance-Oriented Drug Work 2012 (9), S. 1-15, URL:www.indro-online.de/Ernst2012.pdf Guggenbühl, Lisa/Bütler, Charlotte/Ruflin, Regula (2010): Bundesamt für Gesundheit, Gender Health. Metaevaluation zur Wirksamkeit gendersensibler Suchtarbeit. Bern: socialdesign AG. Mecheril, Paul/Plösser, Melanie (2011): Diversity und Soziale Arbeit. In: Otto, Hans-Uwe/Thiersch, Hans (Hg.): Handbuch Soziale Arbeit. Grundlagen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. 4., völlig neu bearbeitete Auflage. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag, S. 278-287. Metz-Göckel, Sigrid (2000): Sozialisation der Geschlechter: Von der Geschlechterdifferenz zur Dekonstruktion der Geschlechterdualität. In: Bührmann, Andrea/Diezinger, Angelika/Metz-Göckel, Sigrid (Hg.): Arbeit, Sozialisation, Sexualität. Zentrale Felder der Frauen und Geschlechterforschung. Opladen: Leske + Budrich, S. 103-116.

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Mezzera, Maya (2008): Die Genderperspektive im Projektalltag. In: SuchtMagazin 34 (4), S. 23-26. Pfister, Andreas (2013): Vom Saufen, Rauchen, Kiffen. Zur Funktionalität und Bedeutung von Suchtmittelkonsum für Pubertierende. In: Schüler – Wissen für Lehrer (Schwerpunktheft Pubertät), S. 80-84. Raithel, Jürgen (2011a): Jugendliches Risikoverhalten. Eine Einführung. 2., überarbeitete Auflage. Wiesbaden. Raithel, Jürgen (2011b): Die Bedeutung von Risikoverhalten im jugendlichen Entwicklungsprozess. In: proJugend 2011 (4), S. 4-7. Tunç, Michael (2012): Migrationsväter zwischen Männlichkeit und Väterlichkeit. In: Barandun, Katharina (Hg.): Partizipation in interkulturellen Siedlungen. Erfolg durch Väterbeteiligung. Zürich: Seismo Verlag, S. 64-83. Weissbach, Barbara/Jüngling, Kerstin/ Schmidt, Anke/Schadt, Christina/Droste, Christiane (2012): Suchtprävention und Beratung gender- und diversitygerecht gestalten. Empfehlungen zum Handeln. Berlin: Fachstelle für Suchtprävention im Land Berlin. Weltgesundheitsorganisation (2012): Soziale Determinanten der Gesundheit und des Wohlbefindens junger Menschen. Zentrale Ergebnisse der Studie «Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter» (Health Behaviour in School-aged Children – HBSC): internationaler Bericht über die Befragung 2009/2010. o. O. Windlin, Béat/Kuntsche, Emmanuel/Delgrande Jordan, Marina (2011): Konsum psychoaktiver Substanzen Jugendlicher in der Schweiz – Zeitliche Entwicklungen und aktueller Stand. Resultate der internationalen Studie «Health Behaviour in School-aged Children» (HSBC). Forschungsbericht Nr. 58, revidierte und aktualisierte Fassung. Dezember 2011. Lausanne: Sucht Schweiz. Zenker, Christel (2010): Die Bedeutung von Gender für die suchtpräventive Arbeit. In: Landeszentrale für Gesundheit in Bayern e.V. (Hg.): Bayerisches Forum Suchtprävention 2009 (Perfektionierung der Befindlichkeit), Berichte und Materialien 9, S. 14-20.

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7. Anhang

Gender/Diversity-Check am Beispiel «Elternabend Kinder/Jugendliche im Netz» Kurzbeschrieb des Präventionsangebots Surfen und Chatten im Web, Computerspiele, Konsolen oder Handys: Die schnelle Entwicklung bei den digitalen Medien sind eine grosse Herausforderung für Schule und Elternhaus. Der Elternbildungsabend thematisiert Chancen und Risiken von Bildschirmmedien und geht darauf ein, wie potentielle Suchtentwicklungen bei Kindern und Jugendlichen vorgebeugt werden können. Der Elternabend wird sowohl für Eltern von Kindern auf Kindergarten- und Primarschulstufe also auch für Eltern von Sekundarschülerinnen und -schülern angeboten.

Planungs- und Entscheidungsgrundlagen Sind die Planungsgrundlagen (Statistiken, Studienergebnisse, Screening-Tests usw.) aussagekräftig für Frauen/Mädchen und Männer/Jungen? Ebene Kinder/Jugendliche: Ja. Die neuere Medien- und Mediennutzungsforschung differenziert in ihren Ergebnissen deutlich hinsichtlich Gender. Es ist mehrfach wissenschaftlich dokumentiert, dass sich die Mädchen und Jungen in der Nutzung der digitalen Medien in gewissen Punkten unterscheiden (Nutzung Online-Spiele, Soziale Netzwerke). Ebene Eltern: Eine Studie zum Medienerziehungshandeln von Eltern liegt in der Schweiz vor (Steiner/Goldoni 2011). Inwieweit sich Väter und Mütter in der Medienerziehung voneinander unterscheiden geht daraus jedoch nicht hervor. Sind in den Planungsgrundlagen genderspezifische Konsummuster und -motive belegt? Wenn ja, welche? Welche Gemeinsamkeiten gibt es? Ebene Kinder/Jugendliche: Ja. Während bei den Jungen die Anziehungskraft von (Online-)Spielen besonders ausgeprägt ist, nutzen die Mädchen ihrem oft kommunikativen Entwicklungsvorsprung und dem generellen Kommunikationsinteresse entsprechend häufiger soziale Netzwerke. Auch bei den Zahlen zu den Prävalenzen von Verhaltenssüchten im Bereich digitaler Medien zeigen sich Differenzen, z.B. PINTA-Studie 2011 zur Internetabhängigkeit. Dort zeigt sich, dass bei den Süchtigen 14-16-Jährigen ein deutlicher Überhang von Mädchen besteht, die v.a. exzessiv soziale Netzwerke nutzen. Süchtige Jungen nutzen zwar auch soziale Netzwerke, fokussieren aber deutlich häufiger als Mädchen auf Computerspiele.

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Neben der immer noch genderspezifischen Nutzung digitaler Medien wird jedoch auch zunehmend darauf hingewiesen, dass sich die Nutzung zwischen den Geschlechtern angleicht. Welche sozialen Differenzierungskategorien (Alter, Behinderung/Beeinträchtigung, Ethnie/kulturelle Herkunft, soziale Schicht, sexuelle Orientierung/Identität) sind neben Gender im Bezug auf Konsummuster/-motive und/oder die Erreichbarkeit der Zielgruppe im Schulkontext von Relevanz? Inwiefern? Ebene Kinder/Jugendliche: Alle anderen sozialen Differenzierungsmerkmale sind im Hinblick auf die Mediennutzung, Konsummuster/-motive relevant. Das Alter des Kindes hat einen Einfluss, welche Geräte und Inhalte es nutzt. Behinderungen (z.B. kognitive Beeinträchtigungen) können die Nutzung digitaler Medien einschränken, (digitale) Medien können Kindern mit Behinderungen aber auch Unterstützung bieten und Lebensräume eröffnen (z.B. Geräte für unterstützte Kommunikation, sprechendes «Siri» für Blinde/Sehbehinderte). Erwiesenermassen nutzen einige Kinder in einer sozial deprivierten Umgebung mit wenig Anregung durch die Eltern digitale Medien übermässig, teilweise einhergehend mit einem Bewegungsdefizit mit entsprechenden Folgen (Übergewicht). Weiter gibt es kulturelle Unterschiede, wie bestimmte Migrationsgruppen digitale Medien nutzen bzw. inwieweit die Kinder erzieherisch in diesem Thema aktiv begleitet werden. In Bezug auf die Identitätsbildung dürften digitale Medien für viele Jugendliche eine wichtige Rolle einnehmen (Selbstdarstellung und Feedback auf sozialen Netzwerken, mit Freunden chatten usw.), insbesondere schwulen, lesbischen, bisexuellen Jugendlichen – und auch Jugendlichen mit Transgender-Identität – bietet das Internet in der Phase der Selbstvergewisserung (inneres Coming-out) zusätzlich die Möglichkeit, sich anonym mit Gleichgesinnten zu unterhalten und sich online an Rollenvorbildern zu orientieren, die im realen Alltag bei ihnen nicht immer vorhanden sind. Insofern können digitale Medien auch eine positiv-kompensierende Funktion (nicht nur für homosexuelle Jugendliche!) einnehmen. Ebene Eltern: Im Bezug auf die Erreichbarkeit der Eltern spielen insbesondere die Ethnie/kulturelle Herkunft und die soziale Schicht eine Rolle. Um solche Eltern zu erreichen, müssen entsprechende Massnahmen ergriffen werden (z.B. Zuzug transkultureller Vermittler/innen; einfache Symbole/Bilder, welche die Präventionsbotschaften einfach verständlich machen; Einbindung der Migrationscommunity usw.)

Ziele Sind die Ziele des Präventionsprojekts bzw. -angebots genderbezogen formuliert oder gelten sie gleichermassen für Frauen/Mädchen und Männer/Jungen?

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Die Projektziele sind nicht genderbezogen formuliert: Der Elternabend verfolgt das Ziel, die Eltern im Hinblick auf die Mediennutzung ihrer Kinder und der dazu benötigten Erziehungskompetenzen zu stärken, um möglichen Verhaltenssüchten vorzubeugen. Gibt es allenfalls Ziele bzw. Unterziele, die auf andere soziale Differenzierungskategorien ausgerichtet sind? Besonders sozial deprivierte Eltern und Eltern mit Migrationshintergrund, welche fast ausschliesslich in ihre Herkunftscommunity eingebunden sind und/oder über ungenügende Deutschkenntnisse verfügen, sollen an den Elternabenden erreicht werden.

Massnahmen und Methoden zur Zielerreichung Ermöglichen die Methoden und das Setting das Einbringen und die Berücksichtigung von gender- und diversity-bezogenen Lebens- und Erfahrungswelten der Zielgruppen im Schulkontext? In den Elterngesprächsrunden während des Abends können die Eltern die Thematik vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebens- und Erfahrungswelten vertiefen. Im Einstiegsreferat werden einzelne Botschaften, z.B. die Empfehlung bei jüngeren Kindern keine PCs im Kinderzimmer zu platzieren, ausdifferenziert und diesbezüglich Lösungen aufgezeigt, die auch in sehr engen Platzverhältnissen umsetzbar sind. Sind Massnahmen und Methoden auf genderspezifische Konsummuster und -motive ausgerichtet? Werden dabei andere soziale Differenzierungskategorien beachtet? Im Einstiegsreferat erfolgt eine Sensibilisierung auch in der Gestalt, dass die Eltern sich bewusst sind, dass es bestimmte geschlechtsspezifische Momente in der Mediennutzung ihrer Kinder gibt (z.B. wenn gewisse Jungen sehr auf Online-Spiele fokussieren oder Mädchen auf soziale Netzwerke). Wie die Eltern ihre Kinder auf eine zu häufige bzw. gar exzessive Nutzung ansprechen, wird dann aber nicht nach Junge oder Mädchen differenziert. Diesbezüglich könnte der Elternabend noch erweitert werden. Wird geprüft, ob Phasen der Umsetzung gemischt oder geschlechtergetrennt durchgeführt werden sollten? Begründung? Bisher wurde der ganze Abend immer gemischt mit Vätern und Müttern durchgeführt, ohne dies besonders zu begründen. Insgesamt funktionieren die Elterngesprächsgruppen, wenn die Eltern unter sich sind und die Gruppe von einem Vater oder einer Mutter moderiert wird, sehr gut. Es wäre jedoch einen Versuch wert und sehr interessant, an einem Elternabend die Diskussions-

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gruppen nach Geschlecht zu trennen und zu schauen, zu welchen Ergebnissen die Mütter- und Vätergruppen jeweils kommen. Wird durchgehend mit einer geschlechtergerechten Sprache gearbeitet? Ja. Die Ansprache erfolgt meist über den Begriff «Eltern», mit dem sich sowohl Väter als auch Mütter angesprochen fühlen sollten. Eventuell könnten die Eltern am Abend selbst noch direkter als «Väter» und «Mütter» angesprochen werden. Verfügen die Fachpersonen über eine ausreichende Gender/Diversitykompetenz? Wenn Mitarbeitende der Suchtpräventionsstelle die Elternabende durchführen, kann von einem gewissen Mass an Sensibilisierung und Wissen v.a. im Themenbereich «Gender» ausgegangen werden bzw. entsprechende Mitarbeitende können kurz vor dem Elternabend noch entsprechend instruiert werden. Inwieweit die externen Elternbildnerinnen und Elternbildner an den Elternabenden gender- und diversitysensibel vorgehen, ist weitgehend ungeklärt und müsste unbedingt in Erfahrung gebracht werden.

Evaluation und Dokumentation Werden bei der Evaluation neben Gender auch andere diversity-relevante Variablen (Alter, Migration usw.) abgefragt und in der Auswertung und Dokumentation berücksichtigt? Begründung? In den Evaluationsbögen (Standardformular «Externes Feedback Erwachsene») werden weder inhaltlich – auf den Elternabend selbst bezogen – die Dimensionen Gender und andere Diversitydimensionen abgefragt, noch können Rückschlüsse über die Person (soziodemografische Merkmale) gezogen werden, die den Fragebogen ausgefüllt hat. Wenn diversity- und gendergerecht gearbeitet werden soll, müssten zukünftig in den Evaluationsbögen mindestens das Geschlecht, Alter und die Muttersprache der Ausfüllenden erfragt werden. So könnte man z.B. im Nachhinein beurteilen, inwieweit gewisse methodisch-didaktische Formen an einem Elternabend bei Eltern mit Migrationshintergrund oder bei Männer und Frauen unterschiedlichen Alters auf besonderen Anklang oder auf besondere Ablehnung stossen. Sind gender- und diversity-bezogene Unterschiede im Projekt- bzw. Schlussbericht festgehalten? Es existiert kein eigentlicher Projekt- oder Schlussbericht, da der Elternabend «Kinder im Netz» als reguläres Angebot geführt wird. Inwieweit der Elternabend bei den unterschiedlichen Eltern – z.B. nach Geschlecht, kulturellem Hinter-

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grund – unterschiedlich ankommt, könnte im Moment nicht empirisch mittels Evaluationsbögen belegt werden. Im Bezug auf die medienerzieherische Begleitung der Kinder wurde bisher an den Elternabenden kein Unterschied zwischen Vätern und Müttern deutlich. Eventuell würden solche Gender-Unterschiede aber auch erst zu Tage treten, wenn die Väter und Mütter in der Elternaustauschrunde in geschlechtergetrennten Gruppen diskutieren würden. Im Hinblick auf die Dimension kulturelle Herkunft und soziale Schicht zeigt sich an manchen Elternabenden, dass mittelständische Schweizer Eltern gegenüber Eltern mit Migrationshintergrund aus der Unterschicht teilweise mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert sind. Zum Beispiel können einige ausländische Familien die Mediennutzung ihrer Kinder gar nicht intensiv begleiten, da ihre Kinder aufgrund hoher Arbeitspensen der Eltern und fehlender Kinderbetreuung/Krippe oftmals viel Zeit unbegleitet zu Hause verbringen. Sind unterschiedliche Wirkungen des Projekts/Angebots bzw. der Massnahmen auf Frauen und Männer explizit dokumentiert und kommentiert? Werden auch allfällige Zusammenhänge mit anderen sozialen Differenzierungskategorien deutlich (z.B. Migration)? Nein. Eine solch aufwändige Messung der Wirkungen eines Elternabends auf das (Medien-)Erziehungsverhalten von Vätern und Müttern ist für eine Praxisfachstelle nicht zu leisten. Zudem stellt sich die Frage, ob eine solche Evaluation überhaupt wissenschaftlich machbar wäre, da z.B. Verbesserungen im (Medien-)Erziehungsverhalten der Eltern nach dem Besuch des Elternabends nicht eindimensional dieser einmaligen Intervention (dem Elternabend) zugeschrieben werden können. Würden soziodemographische Merkmale im Evaluationsbogen erhoben, könnte man daraus zumindest Schlüsse ziehen, inwieweit Männer, Frauen und Personen mit schweizerischer bzw. nicht-schweizerischer Nationalität neue Informationen erhalten haben und auch denken, dass sie einige davon in ihrem Alltag umsetzen können.

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Gender-Checklisten anderer Institutionen BAG: http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/10417/11218/index.html ?lang=de (Zugriff : August 2012) Quint-Essenz: http://www.quint-essenz.ch/de/files/Checkliste_Gender_10.pdf (Zugriff : August 2012) Berner Gesundheit: http://www.bernergesundheit.ch/download/Gender_Checklisten.pdf (Zugriff : August 2012)

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