Pflegepraxis. Stomatherapie. Grundlagen & Praxis. von Elisabeth Stoll-Salzer, Gerlinde Wiesinger. 1. Auflage. Thieme 2004

June 21, 2018 | Author: Eleonora Otto | Category: N/A
Share Embed Donate


Short Description

1 Pflegepraxis Stomatherapie Grundlagen & Praxis von Elisabeth Stoll-Salzer, Gerlinde Wiesinger 1. Auflage Thieme 20...

Description

Pflegepraxis

Stomatherapie Grundlagen & Praxis von Elisabeth Stoll-Salzer, Gerlinde Wiesinger 1. Auflage

Thieme 2004 Verlag C.H. Beck im Internet: www.beck.de ISBN 978 3 13 138971 8

Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG

5

Präoperative Markierung

Abb. 5.4 Korrekte Stomalage. Die Stomatherapeutin überprüft die Lage des Stomas. Bei einer Urostomie soll ein leichtes Gefälle von der Niere zur Urostomie bestehen, damit ein Harnrückstau in die Niere vermieden wird (Produkte Fa. Convatec).

5.2

Schulung des Patienten

Nachdem die vorläufige Stelle am Bauch markiert ist, wird mit dem Patienten das Anbringen des Versorgungsbeutels geübt (Abb. 5.5). Sollte das Abdomen behaart sein, werden vorab mit dem Einverständnis des Patienten die Haare rund um die provisorische Markierung ab-

rasiert. Die Beutelversorgung würde ansonsten nicht halten und das führt schon präoperativ zur Verunsicherung. Dem Patienten wird empfohlen den Bereich, an dem später die Versorgung haften wird, regelmäßig zu rasieren.

5.2.1

Versorgungsbeutel anbringen

Dem Patienten wird vom Stomatherapeuten gezeigt, wie er den Versorgungsbeutel auf dem vorgegebenen Punkt korrekt fixieren kann. Das künftige Stoma muss vom Patienten im Liegen, Sitzen und Stehen und in jeder Position gut einsehbar sein. Der Patient wird ermutigt die Stomaversorgung einmal selbst anzubringen. Dabei werden ihm vom Stomatherapeuten Hilfestellungen und fachliche Tipps gegeben (Abb. 5.6). Zusammen mit dem Patienten wird solange probiert, bis er in jeder Position seine Versorgung selbst anbringen kann. Das ist schon der erste Schritt zur späteren Selbstversorgung. Der Patient sollte präoperativ das Fixieren eines Versorgungsbeutels auf dem vorgegebenen Punkt auf seiner Bauchhaut im Liegen, Stehen und Sitzen erlernen.

M

5.2.2

Abb. 5.5 Vorläufige Markierung. Mit einem schwarzen Filzstift werden die Lage der geplanten Urostomie und die Höhe des Hosenbundes gekennzeichnet, wobei zuerst im Stehen und danach im Sitzen markiert wird (Produkte Fa. Hollister).

58

Verschiedene Auslaufrichtungen

Dem Patienten werden des Weiteren die verschiedenen Möglichkeiten zur Positionierung des Stomabeutels gezeigt. Nach der Operation wird der Patient erst mal vermehrt liegen. Der Beutel wird deshalb so aufgeklebt, dass sich das Auslaufventil an der rechten oder linken Körperseite (je nach Stomaanlage, s. Tab. 5.1) befindet. So kann der Beutel ohne Schwierigkeiten von Stomatherapeuten oder Pflegenden geleert werden. Wird der Patient später wieder mobiler, wird die Stomaversorgung

Teil II Stomapflege Stoll-Salzer, Wiesinger, Stomatherapie (ISBN 3131389710), 䊚 2005 Georg Thieme Verlag KG

Anzeichnen des Stomas

5.3

Abb. 5.6 Beutel anbringen. Die Stomatherapeutin berät den zukünftigen Stomaträger hinsichtlich der verschiedenen Fixierungsmöglichkeiten und Beutelversorgungen. Welche Versorgung nach der Operation tatsächlich verwendet wird, kann erst im Nachhinein ermittelt werden (Produkte Fa. Hollister).

so geklebt, dass das Auslaufventil nach unten zeigt, damit der Stomaträger seinen Beutel ohne Komplikationen oder „Pannen“ selbstständig ausleeren kann. Um die Inhalte zu vertiefen, können Sie sich die Videos „Postoperative Stomaversorgung“ und „Produktinformationen“ ansehen.

5.2.3

Üben in Alltagskleidung

Nachdem der Patient das Anbringen der Stomaversorgung mit freiem Oberkörper und heruntergezogener

5.3

Anzeichnen des Stomas

Nachdem der Stomatherapeut gemeinsam mit dem Patienten folgende Punkte geklärt hat, kann das Stoma präoperativ markiert werden: richtige Position im Liegen, Sitzen und Stehen, frei von knöchernen Vorsprüngen, innerhalb des Musculus rectus abdominis, links oder rechts, ober- oder unterhalb des Bauchnabels, nicht in Falten oder Narben, entsprechend der vorhandenen Kleidung, nach Wunsch des Patienten.

5.3.1

Hose geübt hat, wird er gebeten seine Alltagsbekleidung komplett anzuziehen. Da die Kleidung im täglichen Leben von großer Bedeutung für das Wohlbefinden eines Menschen ist, sollte nun nochmals überprüft werden, ob die vorläufige Beutelversorgung den Patienten behindern oder einengen würde. So ist es z. B. wichtig, dass sich der Rock- oder Hosenbund nicht direkt über dem Stoma befindet. Des weiteren soll verhindert werden, dass der Patient sich nach der Stomaanlage komplett neu einkleiden oder unbedingt Hosenträger tragen muss.

Durchführung

Mit einem wasserfesten Stift wird die geplante Stomastelle markiert. Dabei wird ein Punkt aufgezeichnet, der in etwa so groß sein sollte wie das zukünftige Stoma ca. 6 Wochen nach der Operation. Auf den Punkt wird ein Etikett mit aktuellem Datum und Namenszeichen des beteiligten Stomatherapeuten angebracht. Darüber klebt der Stomatherapeut eine wasserdichte Folie (z. B. von 3 M im Format 5 ⫻ 7,5 cm), damit der Patient die Möglichkeit hat vor der Operation zu duschen (Abb. 5.7).

Um die Inhalte zu vertiefen, können Sie sich das Video „Präoperative Markierung“ ansehen.

Störungen im Ablauf Patient und Stomatherapeut sollten während der Stomamarkierung nicht gestört werden. Es ist wenig hilfreich, wenn neben der Markierung gleichzeitig auch noch weitere vorbereitende Maßnahmen (z. B. Aufklärungsgespräch durch Anästhesisten oder Chirurgen) durchgeführt werden müssen. Der Patient wird im normalen Ablauf schon deshalb gestört, weil er zur Darmvorbereitung eine Spüllösung trinken muss, die dazu führt, dass er vermehrt zur Toilette muss. Markierung im OP. Eine Stomamarkierung im Operationssaal sollte vermieden werden. Die postoperative Lage des Stomas ist beim gelagerten und anästhesierten Patienten nicht mehr abschätzbar, z. B. flacht ein stark vorgewölbtes Abdomen im Zuge der zur Operation erforderlichen überstreckten Rückenlage ab. Auch die Art und Lage von Falten der Bauchhaut ist am Operationstisch nicht beurteilbar.

Teil II Stomapflege Stoll-Salzer, Wiesinger, Stomatherapie (ISBN 3131389710), 䊚 2005 Georg Thieme Verlag KG

59

5

Präoperative Markierung

a

b

c

d Abb. 5.7 Exakte Markierung der Urostomie. a u. b Die Schutzfolie eines Urostomiebeutels wird als Schablone verwendet. Die Markierung wird mit einem wasserlöslichen Filzstift in der Größe des zukünftigen Urostomas angezeichnet. c Nachdem die Schutzfolie entfernt wurde, wird noch mal ohne markiert. d Auf den markierten Punkt wird ein Aufkleber mit dem Datum der Markierung und dem Handzeichen der Stomatherapeutin angebracht (Produkte Fa. Hollister).

Komplikationen Ein falsch angezeichnetes Stoma könnte dazu führen, dass der Patient das Stoma im Stehen gar nicht sehen kann oder es unter der Leibesprominenz liegt. Wird ein Stoma durch eine falsche Markierung in einer Hautfalte

ausgeleitet, kann die Technik der Versorgung außerordentlich problematisch werden. Die Hautflächen der Stomaversorgungsbeutel werden rasch durch das Austreten von Ausscheidung unterwandert. Die Versorgung würde dadurch nicht mehr halten und Komplikationen sind vorprogrammiert (Abb. 5.8). Abb. 5.8 Komplikationen. Wird keine präoperative Markierung durchgeführt, kommt es in fast allen Fällen zu Schwierigkeiten bei der Versorgung des Stomas.

60

Teil II Stomapflege Stoll-Salzer, Wiesinger, Stomatherapie (ISBN 3131389710), 䊚 2005 Georg Thieme Verlag KG

Allgemeine Stomapflege

6

6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.1.5

6.1

Grundsätze der Stomaversorgung

Allgemeine Stomapflege 61 Ausscheidungsgeruch 62 Postoperative Pflege 64 Reinigung der stomalen Haut 65 Anleitung zum Versorgungswechsel 66 Anwendung konvexer Stomaversorgungen

69

6.2 6.2.1 6.2.2 6.2.3 6.2.4 6.2.5

Spezielle Stomapflege 70 Versorgung einer Kolostomie 70 Versorgung einer Ileostomie 71 Versorgung eines Stomas mit Reiter 74 Versorgung einer Urostomie 76 Versorgung eines Stomas bei Patienten mit Radiotherapie oder nach intraoperativer Bestrahlung (IORT) 78

»

Ich kann über ein einmaliges Erlebnis aus meiner aktiven Zeit als Stomatherapeutin berichten, das ich Gott sei Dank nur einmal erlebt habe und nicht wieder. Ein Patient mit einer angelegten Querkolostomie, die am 1. postoperativen Tag eröffnet werden sollte: Er lag mit einem stark aufgeblähten Abdomen im schlechten Allgemeinzustand im Bett. Der Chirurg und die OP-Schwester waren dabei den Darm mittels Diathermie zu eröffnen. Der Patient war wach und klagte über starke Schmerzen im Abdomen. Trotz laufendem Sauger entleerte sich schwallartig flüssiger Darminhalt über den Patienten, die OP-Schwester und den Chirurgen. Das Bett war beschmutzt, übler Geruch breitete sich im Zimmer aus. Die Psyche des Patienten war derart angeschlagen, dass es nicht möglich war, ihn zur selbstständigen Stomaversorgung anzuleiten. Leider passiert das immer noch. Was würde dieser Chirurg empfinden, wäre er selbst Patient? Das war ein Negativbeispiel und soll nicht zur Nachahmung anregen, denn so darf und soll es nicht sein!

«

6.1

Allgemeine Stomapflege

Der Stomaträger sollte nach seiner physiologischen und psychischen Erholung rücksichtsvoll, aber bestimmt an die einzelnen Versorgungsvorgänge herangeführt werden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen (z. B. verwirrte, geistig behinderte oder gelähmte Patienten, Kinder bis zum Kindergartenalter) sollte kein Stomaträger ent-

D Definition

M Merke

P Praxistipp

W Wissen

CD-ROM

lassen werden, der nicht selbst sein Stoma korrekt versorgen kann. Um eine Qualität der Versorgung zu erreichen, muss der Stomaträger durch die Pflegenden zuvor von der Sicherheit eines korrekt angelegten Versorgungssystems überzeugt werden.

Teil II Stomapflege

Stoll-Salzer, Wiesinger, Stomatherapie (ISBN 3131389710), 䊚 2005 Georg Thieme Verlag KG

61

6

Grundsätze der Stomaversorgung

Sobald der Stomaträger mobil ist, sollte der Beutelwechsel bzw. die Entleerung des Beutels nicht mehr im Krankenzimmer durchgeführt werden, um eine Geruchsbelästigung der Mitpatienten zu vermeiden – somit können auch unliebsame Äußerungen vermieden werden.

P

Was der Stomaträger im Krankenhaus nicht oder falsch erlernt, wird ihm zuhause Schwierigkeiten bereiten. Eine inkorrekte Stomaversorgung kann verstärkt zu Hautirritationen und Versorgungsproblemen führen (S. 102). Vor seiner Krankenhausentlassung soll der Stomaträger über evtl. auftretende Pflegeprobleme informiert werden. So ist es z B. wichtig für ihn zu wissen, dass Diarrhö zu Hautirritationen führen könnte. Wird mit einer trockenen Kompresse zu fest über das Stoma gewischt, kann es zu einer Blutung kommen. Präventive Informationen und das Einüben der korrekten Stomaversorgung helfen dem Stomaträger seinen Alltag zu planen und vermeiden eine spätere Unsicherheit.

6.1.1

Ausscheidungsgeruch

Gerüche gehören in das menschliche Leben, so genießen es die Menschen, wenn ihr Gegenüber „gut riecht“. Sind die Gerüche eines anderen eher unangenehm, führen sie häufig zu spontanen Antipathien, ohne den betreffenden Menschen besonders zu kennen.

Geruchsbildung Da jeder Abschnitt im Verdauungsapparat eine besondere Aufgabe hat, entsteht auch in jedem Bereich des Verdauungssystems eine Geruchsbildung. Die Gerüche werden nicht erst im Darm gebildet. So wird der Speisebrei z. B. im Magen mit Salzsäure angereichert, um Bakterien abzutöten (S. 7). Die Darmbakterien verwerten die unverdaulichen Nahrungsbestandteile und setzen die entstandene Energie als Gas frei. Ein Mensch mit normal funktionierendem Schließmuskelapparat kann die Darmgase und den Stuhl bewusst zurückhalten, während ein Stomaträger dies nicht kann. Des Weiteren kann durch den Filter des Stomabeutels Geruch austreten, wenn sich Stuhl länger im Beutel am Körper des Stomaträgers befindet, der integrierte Kohlefilter in der Beutelfolie ist nur begrenzt aktiv. Im Krankenhaus sollten Pflegepersonen während der Stomaversorgung ganz bewusst auf ihre eigene Gestik und Mimik achten, denn jede Tätigkeit wird vom Stomaträger genau registriert (Abb. 6.1). Da das Selbstbewusstsein des Patienten nach der Anlage eines Stomas nicht besonders ausgeprägt ist und er sich schämt, seine Ausscheidungen so zu offenbaren, werden ihn negative Eindrücke noch mehr verunsichern. Häufig auftretende, unbewusst ablaufende Fehler des Personals im Krankenhaus sind: 62

Abb. 6.1 Mimik und Gestik. Bei der Stomaversorgung müssen Pflegeperson und Stomatherapeutin auf ihre Mimik und Gestik achten, denn durch die Scham des Stomaträgers könnte diese falsch interpretiert werden (Produkte Fa. Dansac).

Nase hochziehen beim Beutelentfernen, Äußerungen über den Geruch und das Fenster sofort öffnen. Diese Aspekte können eine Geruchsphobie beim Stomaträger auslösen oder verstärken.

Geruchsvermeidung Die Geruchsbelästigung spielt für die Stomaträger eine sehr große Rolle. Obwohl die heutigen Beutelfolien absolut geruchsdicht sind, besteht bei den Stomaträgern immer noch ein schwer abbaubares Misstrauen gegenüber diesen Produkten. Die Angst vor peinlichen Darmgasentweichungen oder schlechten Gerüchen ist einfach zu groß. Um unangenehme Gerüche gar nicht erst aufkommen zu lassen, sollte der Stomaträger folgende Punkte berücksichtigen: Beutelwechsel den tatsächlichen Stuhlfrequenzen anpassen, Basisplatte maximal 3 Tage belassen, bei Kontamination der Basisplatte (z. B. beim Beutelwechsel) Wechsel der Platte auch dann, wenn sie noch keine drei Tage klebt, den Ausstreifbeutel täglich erneuern (Abb. 6.2).

Teil II Stomapflege Stoll-Salzer, Wiesinger, Stomatherapie (ISBN 3131389710), 䊚 2005 Georg Thieme Verlag KG

View more...

Comments

Copyright � 2017 SILO Inc.