SAISON KAMMERABEND

March 3, 2017 | Author: Inge Feld | Category: N/A
Share Embed Donate


Short Description

1 SAISON KAMMERABEND2 MONTAG UHR I SEMPEROPER DRESDEN 4. KAMMERABEND Mitwirkende Gäste Jana Büchner Sopran And...

Description

SAISON 2015 2016 1.2.16

4. KAMMERABEND

M O N TAG 1. 2 .16 2 0 U H R

I SEMPEROPER DRESDEN

4. KAMMERABEND Mitwirkende Gäste Jana Büchner Sopran Andreas Scheibner Bariton Cornelia Schumann Viola Mitglieder des Sächsischen Staatsopernchors Dresden Jörn Hinnerk Andresen Chordirektor Ausführende Eden Quartett Dresden Anette Thiem und Ulrike Scobel Violine Cornelia Schumann Viola Andreas Priebst Violoncello

Hans Auenmüller (19 2 6 -19 91)

»Gesänge aus der Arche Noah« für zwei Singstimmen und Streichquartett Jana Büchner, Andreas Scheibner und das Eden Quartett Dresden PAU S E

»Nacht und Tod«

Max Reger (18 7 3 -1916)

Aus »Acht geistliche Gesänge« op. 138 für gemischten Chor a cappella 1. Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit 2. Morgengesang 3. Nachtlied

Johannes Brahms (18 3 3 -18 9 7 )

»Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen« op. 74 Nr. 1 Motette für gemischten Chor a cappella

PROGRAMM

Peter Cornelius (18 2 4 -18 74)

Rudolf Mauersberger (18 8 9 -19 71)

Streichquartett fis-Moll RMWV 449 (1918 / 19) 1. Melancholie 2. Scherzo – Trio 3. Intermezzo – Trio 4. Finale Eden Quartett Dresden

Requiem »Seele, vergiss sie nicht« für gemischten Chor a cappella Mäßig langsam Mitglieder des Sächsischen Staatsopernchors Dresden Leitung: Jörn Hinnerk Andresen

ZUM PROGRAMM Rudolf Mauersberger hat als Kreuzkantor von 1930-1971 weitreichende Spuren in der Dresdner Musikgeschichte hinterlassen. Sein Œuvre setzt sich hauptsächlich aus Werken für Chor zusammen, die er vor allem für die Knabenstimmen des Dresdner Kreuzchors geschrieben hat. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen das »Dresdner Requiem« und der Trauerhymnus »Wie liegt die Stadt so wüst«. Dass sich Mauersberger kompositorisch auch auf instrumentalem Feld bewegt hat, ist hingegen weniger bekannt. Neben einigen Orgelwerken, die bereits während seines Leipziger Musikstudiums und später während seines Wirkens als Organist und Chorleiter in Aachen entstehen, schreibt er zudem mehrere konzertante Werke. Nach Kriegsende komponiert er als letztes Instrumentalwerk das Streichquartett fis-Moll, dessen Aufführung zu Mauersbergers Lebzeiten nicht belegbar ist. Das viersätzige Werk atmet einen spätromantischen Geist in der Nachfolge Max Regers, vielleicht weniger harmonisch wuchernd, dafür mit zart fließenden kantablen Linien. Entsprechend trägt der erste Satz, eine Melancholie, Züge eines elegischen Gesangs. Auch die aufgelockerte, dabei immer wieder vokal gefärbte Faktur im Intermezzo – Trio wird in elegischen Sammelpunkten aufgehoben. Als Sohn des Pfarrers der Dresdner Dreikönigskirche wird Hans Auenmüller am Reformationstag des Jahres 1926 geboren. Am Ende des Zweiten Weltkriegs studiert er an der Musikhochschule Dresden. Nach Stationen in Meiningen und Staßfurt kommt er 1952 als Chordirektor an das Theater Halberstadt, wo er 1955 zum Musikdirektor ernannt wird und hier vierzig Jahre das Musikleben der Stadt prägt. Im Frühjahr 1990 erleidet er einen gesundheitlichen Zusammenbruch, die Diagnose lautet Krebs. »In dieser Zeit zeigte er mir ein kleines Gedicht aus dem Zyklus ›Gebete aus der Arche‹, den er einige Jahre zuvor nach seinem damaligen Motorradunfall komponiert hatte. Es war das ›Gebet des alten Gauls‹, der alles gegeben hatte und nun am Ende war. ›Siehst du, so fühle ich mich‹, sagte er niedergeschlagen«, erinnert sich Silke Nuss, langjährige Mitarbeiterin in der Öffentlichkeitsarbeit. Die »Gesänge aus der Arche Noah« basieren auf Texten der französischen Autorin Carmen Bernos de Gasztold, die nach dem Zweiten Weltkrieg das Gelübde der Benediktiner ablegt. In den Gebeten offenbart sich einer der benediktinischen Leitsprüche »Ut in omnibus glorificetur Deus« (dass Gott in allem verherrlicht werde). In Gottes Schöpfung stellt sich die kreatürliche Existenz den Fragen der Sinnfälligkeit des Lebens und tritt damit in Dialog zu einer Instanz, von der man sich Erbarmen über die eigene Unzulänglichkeit erhofft. Am 11. Mai 1916 scheidet Max Reger im Alter von nur 43 Jahren aus dem Leben. In seinem Leipziger Sterbezimmer liegen die Korrekturbögen der »Acht geistlichen Gesänge« op. 138: »Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit, und alle Welt vergehet mit ihrer Herrlichkeit.« Der Zyklus entsteht im September 1914 und bildet in den Wochen der Hysterie und nationalen Aufwallung ein Memento mori, das im allgemeinen Kriegsgeschrei untergeht. Im Dämmer des Morgens spiegeln sich die Umrisse der Nacht. Die Texte sind der überkonfessionellen

Sammlung »Der Deutsche Psalter. Ein Jahrtausend geistlicher Dichtung« entnommen, entsprechend Regers eigener ungebundener Konfession. Sätze evangelischer Anschauung wechseln sich ab mit Gesängen katholischer Provenienz. Reger entwirft eine archaisch anmutende, von feingesponnener Polyphonie durchwirkte Klangwelt, in der ein Note-gegen-Note-Stil dominiert. Entrückt, wie aus einer fernen Welt, wehen in Nr. 1 die ansetzenden Töne leise ins Diesseits und holen den barocken Vanitas-Gedanken in eine still fließende Gegenwart. Der Morgen bricht im zweiten Gesang mit einem Choral an und lässt im Aufgang der Sonne die Kraft des Glaubens leuchten. Der folgende Nachtgesang ist ein Bittlied, dessen chromatische Linien Abbilder der bösen Geister darstellen, die es zu bannen gilt. In seinem Bekenntnisbrief an Vincenz Lachner nennt Johannes Brahms die Motette op. 74 Nr. 1 eine »kleine Abhandlung über das große ›Warum‹«. Warum gibt es Leben? Wozu dient es? Und wäre es nicht besser etwas, das – nach Schopenhauer oder dem Prediger Salomo – lieber nicht sein sollte? Diese Frage komponiert Brahms anfangs als strengen Kanon, der in seiner weitläufigen Harmonik die tonale »Heimat« des Stücks sprengt. Die Frage gebiert immer wieder neue Fragen, trotz eines funktionierenden Systems führt das »große Warum« in die Irre, es gibt keine Antwort. Es scheint, als habe die Welt ihren Sinn in der Realität des menschlichen Lebens verloren. Dieser Nicht-Notwendigkeit alles Bestehenden ist nicht zu entkommen, man kann sie nur annehmen. So endet Brahms’ konfliktreiche Studie über das »große Warum«, entstanden im Juni 1878 unter formaler Anregung der Motetten Johann Sebastian Bachs, mit einem »Schlummerlied« nach Martin Luther: »Der Tod ist mir Schlaf worden.« Nicht nur das Sterben scheint hier »Schlaf« geworden zu sein, sondern das Leben selbst. Die Furcht vor einer möglichen Grundlosigkeit des eigenen Lebens wird in den Schlummer gewiegt. Der Trost, dass da irgendwo ein Erbarmer sei – ein großer Sinnstifter, der sich schweigend dem Menschen entzieht –, deutet auf die einzig mögliche Antwort. Auch wenn diese schwach ausfällt, gibt sie den Weg vor, sich dem Unverfügbaren zu nähern. »So weit im Leben, ist zu nah am Tod«, schreibt Friedrich Hebbel 1844 während seines einjährigen Aufenthalts in Paris in seinem Gedicht »Sommerbild«. Das Geheimnis des Vergänglichen zieht Hebbel wiederholt in seinen Bann. Bereits vier Jahre früher setzt er sich in den Versen zu »Requiem« mit dem menschlichen Verlöschen auseinander und verknüpft daran die Mahnung, das Vermächtnis der Entschlafenen zu wahren: »Seele, vergiss sie nicht, Seele, vergiss nicht die Toten!« Auffällig ist die doppelte Aufforderung zur Erinnerung, sie betont die Ernsthaftigkeit des Appells und führt zurück in eine bewegte Gegenwart, formuliert sie doch so etwas wie eine Handlungsanweisung für die Zurückgebliebenen. Als Friedrich Hebbel am 13. Dezember 1863 in Wien stirbt, ist es der mit ihm befreundete Komponist Peter Cornelius, der Hebbels »Requiem« für gemischten Chor vertont und das Werk in späteren Jahren nochmals bearbeitet. Cornelius, neben seiner kompositorischen Begabung auch als Lyriker und Übersetzer bekannt, steht unter dem Einfluss der neudeutschen Schule um Liszt und Wagner. Das Spiel mit chromatischen Verschränkungen und modulatorischen Wendungen zeigt einen harmonisch verfeinerten Stil, der auf die Besonderheiten der Deklamation eingeht.

MITWIRKENDE GÄSTE Jana Büchner Sopran Jana Büchner studierte in ihrer Heimatstadt Dresden an der Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber«. Sie vervollständigte ihre Ausbildung bei Elisabeth Schwarzkopf, Brigitte Fassbaender und Brigitte Eisenfeld in Berlin. Nach ihrem erfolgreichen Engagement am Chemnitzer Opernhaus ist sie seit 2009 freischaffend tätig. Operngastspiele führten sie u. a. an die Staatsopern in Dresden und Hamburg, an die Deutsche Oper Berlin sowie an das Aaltotheater in Essen. 2002 wurde sie mit dem Mozartpreis der Sächsischen Mozartgesellschaft ausgezeichnet. Seit 2007 ist sie als Vertreterin der deutschen Mozartgesellschaft als Jurorin beim Internationalen Duschekwettbewerb in Prag tätig.

Andreas Scheibner Bariton Der in Dresden geborene Andreas Scheibner erhielt frühzeitig eine Gesangs- und Violinausbildung. Nach seiner Mitgliedschaft im Dresdner Kreuzchor absolvierte er ein Gesangsstudium an der Dresdner Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber«. 1983 nahm er ein Engagement an der Staatsoper Dresden an. 1987 wurde ihm der Ehrentitel »Kammersänger« verliehen. Seit 1992 ist er freischaffend mit einem Gastvertrag an der Staatsoper Dresden tätig. Er gastierte bei führenden Orchestern und Veranstaltern u. a. in Berlin, München, Hamburg, Wien, Salzburg, Rom und Tokio und sang unter der Leitung namhafter Dirigenten wie Sir Colin Davis, Giuseppe Sinopoli, Ingo Metzmacher und Myung-Whun Chung.

Cornelia Schumann Viola Cornelia Schumann versteht sich als Grenzgängerin zwischen klassischen und unterhaltenden Bereichen in der Kunst. Nach einem Studium der Orchestermusik und Pädagogik folgte sie einem Engagement als Musikerin am Staatsschauspiel Dresden. Seit 1996 arbeitet sie freischaffend in vielfältigen musikalischen Projekten, u. a. mit der Wirbeley, dem Delirium, Text contra Musik sowie dem Dresdner Streichsextett. Zudem ist sie Mitglied der Dresdner Kapellsolisten, der Dresdner Sinfoniker und des Eden Quartetts Dresden. Seit 1982 wirkt sie als Lehrbeauftragte an der Dresdner Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber«.

Sächsischer Staatsopernchor Dresden Der Sächsische Staatsopernchor Dresden wurde 1817 von Friedrich August dem Gerechten als Dresdner Opernchor gegründet. Dies war vor allem ein Verdienst Carl Maria von Webers, der als neu engagierter Hofkapellmeister den Auftrag erhalten hatte, neben der italienischen Oper auch ein deutsches »Opern-Departement« in Dresden aufzubauen. Weber forderte die Einrichtung eines »stehenden Theaterchors«, der den gestiegenen Anforderungen des dafür neu zu schaffenden Opernrepertoires gewachsen war. Seit der Spielzeit 2014 / 2015 ist Jörn Hinnerk Andresen Chordirektor der Sächsischen Staatsoper Dresden.

VORSCHAU 6. Symphoniekonzert Zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 S A M S TAG 13. 2 .16 2 0 U H R S O N N TAG 14 . 2 .16 2 0 U H R S E M P ER O P E R D R E S D E N

Christian Thielemann Dirigent Camilla Nylund Sopran Elisabeth Kulman Mezzosopran Daniel Behle Tenor Georg Zeppenfeld Bass Sächsischer Staatsopernchor Dresden Ludwig van Beethoven »Missa solemnis« D-Dur op. 123 Aufzeichnung durch MDR Figaro

Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein IMPRESSUM

Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann Spielzeit 2015 | 2016 H E R AU S G E B E R

Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © Januar 2016 R E DA K T I O N

André Podschun TEXT

Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Heft G E S TA LT U N G U N D S AT Z

schech.net Strategie. Kommunikation. Design.

7. Symphoniekonzert S A M S TAG 2 7. 2 .16 11 U H R M O N TAG 2 9. 2 .16 2 0 U H R D I E N S TAG 1. 3.16 2 0 U H R S E M P ER O P E R D R E S D E N

Andris Nelsons Dirigent Håkan Hardenberger Trompete Benjamin Britten Passacaglia op. 33b aus »Peter Grimes« Bernd Alois Zimmermann »Nobody Knows de Trouble I see« Konzert für Trompete in C und Orchester Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 8 c-Moll op. 65 Kostenlose Konzerteinführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn im Foyer des 3. Ranges der Semperoper Aufzeichnung durch MDR Figaro

DRUCK

Union Druckerei Dresden GmbH Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E

Hans Auenmüller

»GESÄNGE AUS DER ARCHE NOAH« für zwei Singstimmen und Streichquartett TEXT: »GEBETE AUS DER ARCHE« VON CARMEN BERNOS DE GASZTOLD

1. Gebet des Noah Herr, was für ein Zirkus! Bei Deiner Sintflut und diesem Tiergeschrei Versteht man sein eigenes Wort nicht mehr! Es dauert lange. All das Wasser ersäuft mir das Herz. Wann kann ich wieder einen festen Schritt tun? Es dauert lange. Meister Rabe ist nicht zurückgekommen. Hier, Deine Taube. Wird sie einen Hoffnungszweig finden? Es dauert lange. Herr, lenke Deine Arche zur Sicherheit, Auf den Gipfel der Ruhe, Und lass mich endlich herauskommen Aus dieser Viecherei! Es dauert lange. Herr, führe mich bis zum Gestade Deines Bundes! Amen. 2. Gebet der Schildkröte Ein bisschen Geduld, lieber Gott, Ich komme schon! Man muss seine Natur nehmen, wie sie ist! Nicht ich habe sie gemacht! Ich möchte keineswegs Dies Haus auf meinem Rücken kritisieren: Es hat sein Gutes. Aber gib zu, Herr: Es ist reichlich schwer zu tragen! Nun ja, lass diesen Panzer und mein Herz – die doppelte Klausur – Für Dich nicht ganz und gar verschlossen sein. Amen.

3. Gebet der Ameise Herr, man tut mir Unrecht. Ich sammle und ich lege Vorräte an. Habe ich dann nicht das Recht, ein wenig die Frucht meiner Arbeit zu genießen, Ohne mit ansehen zu müssen, Wie irgendein zirpender Bummelant meine Speicher ausräumt? Etwas ist an Deiner Gerechtigkeit, Was ich kaum verstehe. Ob man das nicht einmal überprüfen könnte? Wenn ich es wagen darf, einen Rat zu geben. Ich bin noch nie jemandem zur Last gefallen Und schlage mich ganz gut durch – Ohne mich rühmen zu wollen. Und da soll man zu diesem Unverbesserlichen Mangel an Vorsorge Gewisser Leute ewig von neuem sagen: Amen? 4. Gebet des Affen Lieber Gott, Warum hast du mich so hässlich gemacht? Wegen dieses lächerlichen Gesichtes Will der Humor von mir, dass ich Grimassen schneide. Werde ich immer der Clown deiner Schöpfung sein? Wer wird mir diese Schwermut vom Herzen nehmen? Wirst du nicht erlauben, eines Tages, Dass jemand mich ernst nimmt? Amen, Herr! 5. Gebet des Hahns Vergiss nicht, Herr, Ich lasse die Sonne aufgehen! Ich bin Dein Diener … Aber die Würde meines Amtes Zwingt mich zu einigem Prunk und Staat. Adel verpflichtet … Trotz alledem, ich bin Dein Diener … Vergiss nicht, Herr, Ich lasse die Sonne aufgehen! Amen.

6. Gebet des Schmetterlings Herr, woran war ich doch eben? Ah, ja, diese Blume, diese Sonne! Dank! Deine Schöpfung ist schön! Dieser Rosenduft … Woran war ich doch eben? Ein Tropfen Tau Rollt Feuer von Freude der Lilie ins Herz. Ich wollte doch zu … Ich weiß nicht mehr! Der Wind hat seine Phantasien Auf meine Flügel gemalt. Phantasien … Woran war ich doch eben? Ah! Ja, Herr, Ich wollte Dir etwas sagen: Amen! 7. Gebet des alten Gauls Schau, Herr, Mein Fell geht dahin in Fetzen, Wie ein verschlissener alten Lappen! Ich habe alles gegeben, Was ich an Freude hatte, Und alles, was ich an Kraft hatte, In harter Mühe. Ich habe nichts für mich behalten. Und jetzt schwankt mein armer Kopf Über der Einsamkeit meines Herzens. Mein Gott, ich halte mich vor Dir, Ganz steif auf meinen schweren Beinen: Ich bin ein unnützer Knecht! Ach, gib mir am Ende in Deiner Gnade Einen sanften Tod! Amen.

8. Gebet der Maus Ich bin so grau, lieber Gott, Erinnerst Du Dich an mich? Immer belauert, immer gejagt, Knabbere ich mein kleines Leben. Etwas gegeben hat man mir nie. Warum wirft man mir vor, Ich sei eine diebische Maus? Bist Du nicht mein Schöpfer? Ich will nichts als versteckt bleiben! Gib mir nur die Ration für meinen Hunger, Fern von den Krallen Dieses Teufels mit den grünen Augen! Amen. 9. Gebet der Lerche Hier bin ich, o Du mein Gott, Hier bin ich, hier bin ich! Du reißt mich los von der Erde, Und ich steige auf Dich zu, Außer mir in jubelndem Schrei, Bis zu diesem Punkt am Himmel, Wo Du mich ankreuzigst einen Augenblick. Wann wirst Du mich behalten für immer? Wirst Du mich ohne Ende Zurückfallen lassen in die Tiefe der Furchen? Armen Vogel aus Lehm? Oh! Dass zum wenigsten Meine jubilierende Armut sich schwinge, Der Herrlichkeit Deines Erbarmens entgegen, Mit immer gleicher Hoffnung, bis zum Tod! Amen.

10. Gebet des Raben Ich glaube, Herr, ich glaube! Der Glaube ist es, der rettet, Du hast es gesagt! Ich glaube, dass die Welt für mich gemacht ist; Denn sie stirbt, Und ich, ich werde davon satt. Mein Totengräberwams Passt zu meinem alten Zynikerherzen. Mein Rabennest Ist zwischen Dir und diesem Leben ganz unten, Auf dessen Ende ich lauere; Zu meiner persönlichen Befriedigung! Ich, ich schreie: »Vor mir die Sintflut!« Welch’ ein Gelage! Ich fliege nicht mehr zurück in die Arche! Dass in mir sterbe dieses grässliche Heimweh! Amen. 11. Gebet der Taube Die Arche wartet, Herr, Die Arche wartet auf das Wollen Deiner Güte! Und auf das Zeichen Deines Friedens … Ich bin die einfältige Taube. Einfältig! Wie die sanfte Huld, die von Dir her kommt. Die Arche wartet, Herr! Sie hat gelitten … Lass mich ihr bringen Diesen Zweig der Hoffnung und der Freude! Und niederlegen im Herzen ihrer Hingegebenheit Die makellose Gnade, Mit der Deine Liebe mich umkleidet hat! Amen.

Max Reger

AUS »ACHT GEISTLICHE GESÄNGE« OP. 138 für gemischten Chor a cappella

Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit TEXT: MATTHIAS CLAUDIUS

Der Mensch lebt und bestehet Nur eine kleine Zeit; Und alle Welt vergehet Mit ihrer Herrlichkeit. Es ist nur Einer ewig und an allen Enden, Und wir in Seinen Händen.

Morgengesang TEXT: JOHANNES ZWICK

Du höchstes Licht, ewiger Schein, Du Gott und treuer Herre mein, Von dir der Gnaden Glanz ausgaht Und leuchtet schön gleich früh und spat. Das ist der Herre Jesus Christ, Der ja die göttlich Wahrheit ist, Der mit seinr Lehr hell scheint und leucht, Bis er die Herzen zu ihm zeucht. Er ist der ganzen Welte Licht, Dabei ein jeder klarlich sicht Den hellen, schönen, lichten Tag, An dem er selig werden mag.

Die Nacht ist kommen TEXT: PETRUS HERBERT

Die Nacht ist kommen, Drin wir ruhen sollen; Gott walts zu Frommen Nach seim Wohlgefallen, Dass wir uns legen In seim Gleit und Segen, Der Ruh zu pflegen. Treib, Herr, von uns fern Die unreinen Geister, Halt die Nachtwach gern, Sei selbst unser Schützherr, Schirm beid, Leib und Seel Unter deine Flügel, Send uns dein Engel! Lass uns einschlafen Mit guten Gedanken, Fröhlich aufwachen Und von dir nicht wanken; Lass uns mit Züchten Unser Tun und Dichten Zu deim Preis richten!

Johannes Brahms

»WARUM IST DAS LICHT GEGEBEN DEM MÜHSELIGEN« OP. 74 NR. 1 (1877) Motette für gemischten Chor a cappella

Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen, Und das Leben den betrübten Herzen, Die des Todes warten und kommt nicht, Und grüben ihn wohl aus dem Verborgenen; Die sich fast freuen und sind fröhlich, Dass sie das Grab bekommen. Und dem Manne, dess Weg verborgen ist, Und Gott vor ihm den selben bedecket? TEXT: HIOB 3,20-23

Lasset uns unser Herz samt den Händen Aufheben zu Gott im Himmel. TEXT: KLAGELIEDER JEREMIAS 3,41

Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Die Geduld Hiob habt ihr gehöret, Und das Ende des Herrn habt ihr gesehen; Denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer. TEXT: JAKOB 5,11

Mit Fried und Freud ich fahr dahin, In Gottes Willen, Getrost ist mir mein Herz und Sinn, Sanft und stille. Wie Gott mir verheißen hat: Der Tod ist mir Schlaf worden. TEXT: MARTIN LUTHER

Peter Cornelius

REQUIEM TEXT: FRIEDRICH HEBBEL

Seele, vergiss sie nicht, Seele, vergiss nicht die Toten! Sieh’, sie umschweben dich, Schauernd verlassen, Und in den heiligen Gluten, Die den Armen die Liebe schürt, Atmen sie auf und erwarmen, Und genießen zum letzten Mal Ihr verglimmendes Leben. Seele, vergiss sie nicht, Seele, vergiss nicht die Toten! Und wenn du dich ihnen verschließest, So erstarren sie bis hinein in das Tiefste. Dann ergreift sie der Sturm der Nacht Dem sie zusammengekrampft In sich trotzten im Schoß der Liebe. Und er jagt sie mit Ungestüm Durch die endlose Wüste hin, Wo nicht Leben mehr ist, Nur Kampf losgelassener Kräfte Neuerneuertes Sein. Seele, vergiss sie nicht, Seele, vergiss nicht die Toten!

Chorbesetzung

Sopran 1 Beate Apitz Gabriele Berke Birgit Bonik Antje Ligeti

Sopran 2 Monika Harnisch Elke Kaplon Gundula Rosenkranz Anna Semenow

Alt 1 Anke Althoff Barbara Leo Heike Liebmann

Alt 2 Annett Eckert Hyunduk Na Heike Wiechmann

Tenor 1 Michael Auenmüller Markus Hansel Juan Carlos Navarro

Tenor 2 Rafael Harnisch Ingolf Stollberg

Bass 1 Friedrich Darge Andreas Heinze Norbert Klesse Martin Schubert

Bass 2 Matthias Beutlich Markus Brühl Werner Harke Thomas Müller

Chordirektor Jörn Hinnerk Andresen

View more...

Comments

Copyright � 2017 SILO Inc.