sofid Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst Osteuropaforschung

November 19, 2016 | Author: Rosa Margarete Böhm | Category: N/A
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soFid

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst

Osteuropaforschung

2009|2

Osteuropaforschung

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid

Osteuropaforschung

Band 2009/2

bearbeitet von Wolfgang Mallock mit einem Beitrag von Ingmar Bredies

GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften 2009

ISSN: Herausgeber: bearbeitet von: Programmierung: Druck u. Vertrieb:

0942-2498 GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften Wolfgang Mallock Siegfried Schomisch GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0 Printed in Germany

Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung von GESIS durch den Bund und die Länder gemeinsam bereitgestellt. © 2009 GESIS. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.

Inhalt Vorwort .................................................................................................................................................7 Ingmar Bredies Leistungen und Grenzen europäischer Demokratieförderung in Osteuropa..........................................9

Sachgebiete 1

Beziehungen zwischen Ost- und Westeuropa, einschließlich USA / europäische Integrationsprozesse................................................................................................................21

2

Allgemeine Aspekte der Transformation innerhalb der osteuropäischen Länder....................45

3

Russland / Gemeinschaft Unabhängiger Staaten

3.1

Internationale Beziehungen......................................................................................................61

3.2

Politische Transformation und ihre Folgen..............................................................................70

3.3

Geschichte................................................................................................................................77

3.4

Wirtschaft / Recht....................................................................................................................83

3.5

Kunst / Kultur / Medien...........................................................................................................90

3.6

Nationalitätenpolitik / Migration.............................................................................................98

3.7

Verschiedenes........................................................................................................................103

4

Balkanländer..........................................................................................................................115

5

Baltische Länder....................................................................................................................143

6

Polen.......................................................................................................................................147

7

Rumänien...............................................................................................................................165

8

Tschechische Republik / Slowakische Republik...................................................................172

9

Ungarn....................................................................................................................................179

Register Hinweise zur Registerbenutzung.......................................................................................................187 Personenregister.................................................................................................................................189 Sachregister........................................................................................................................................195 Institutionenregister...........................................................................................................................211 Anhang Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur...............................................................................217 Zur Benutzung der Forschungsnachweise.........................................................................................217

soFid Osteuropaforschung 2009/2 Vorwort

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Vorwort zum soFid „Osteuropaforschung“

GESIS bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden. Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die von GESIS produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften – bisher FORIS). Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie hier den vollständigen Text des Dokuments. Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für SOFIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Zur Meldung neuer Projekte steht unter http://www.gesis.org/SOFIS/Erhebung/ permanent ein Fragebogen zur Verfügung. Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.

*** Der soFid „Osteuropaforschung“ ist eine regional ausgerichtete Sammlung von Forschungsprojekten und Literatur der Sozialwissenschaften. Er bietet dem Leser einen Überblick über das breite Spektrum des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels in den osteuropäischen Staaten. In den ersten beiden Kapiteln des soFid „Osteuropaforschung“ sind Nachweise zusammengestellt, in denen sich die gesellschaftlichen Veränderungen in Europa widerspiegeln. Darüber hinaus wird die Entwicklung der Ost-West-Beziehungen dokumentiert, wie sie sich in Europa, aber auch in der übrigen Welt zur Geltung bringt.

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soFid Osteuropaforschung 2009/2 Vorwort

Die historische Aufarbeitung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Prozesse in der ehemaligen Sowjetunion bzw. die Transformation in den heutigen GUS-Staaten stellt sich innerhalb der Osteuropaforschung als besonderer Schwerpunkt dar. Diese Tatsache findet auch in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch eine große Anzahl von Nachweisen ihren Niederschlag. Um dem Leser das Auffinden der Informationen in diesem soFid zu erleichtern, werden die Nachweise dieser Ländergruppe nach inhaltlichen Schwerpunkten wie Internationale Beziehungen, Politische Transformation und ihre Folgen, Geschichte, Wirtschaft, Recht, Kultur sowie Nationalitätenpolitik und Migration weiter untergegliedert. In den nachfolgenden Kapiteln werden die Nachweise alphabetisch nach Ländernamen bzw. -gruppen aufgelistet. In dieser soFid-Ausgabe veröffentlichen wir den Beitrag „Leistungen und Grenzen europäischer Demokratieförderung in Osteuropa“. Er wurde verfasst von Dr. Ingmar Bredies, DAAD-Fachlektor am Fachbereich Politikwissenschaft der Nationalen Universität „Kiewer Mohyla-Akademie“ im Rahmen eines deutschsprachigen Studiengangs für „Deutschland- und Europastudien“ Wir bedanken uns bei dem Autor für die gute Kooperation.

Leistungen und Grenzen europäischer Demokratieförderung in Osteuropa Ingmar Bredies

Einleitung Externe Demokratieförderung gehört in Europa erst seit relativ kurzer Zeit zum Instrumentarium außenpolitischen Handelns. Umso beeindruckender ist, mit welcher Dynamik und Vielschichtigkeit dieses Aktionsfeld seit der Zeitenwende 1989/90 an Konturen gewonnen hat. Mit Hinblick auf die Region Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa sowie die ehemaligen Sowjetrepubliken Zentralasiens und im südlichen Kaukasus wird – analog zu den starken Unterschieden bei Verlauf, Formen und Folgen des politischen Systemwechsels – auch bei der Einschätzung der Auswirkungen und Effizienz von Demokratieförderung oft ein starkes Erfolgsgefälle ausgemacht. So haben sich die Staaten des Baltikums und Ostmitteleuropas innerhalb kürzester Zeit aus Zielländern zu aktiven „Demokratisierern“ mit eigenen Zielstellungen und Strategien entwickeln können (Jonavicius 2008). Den anderen Gegenpol bilden die Staaten Zentralasiens, im Südkaukasus (Georgien mit Einschränkungen), die Russische Föderation und die Republik Belarus, wo der EU mitunter vorgeworfen wird, mit ihrer Strategie versagt zu haben (Hanisch 2004; McFaul 2005a; Mendelson 2001; Wieck 2006). Ambivalent fällt das Urteil für die Ukraine, die Republik Moldau und Georgien aus, wo die Annäherungsabsichten der jeweiligen Regierungen an die EU bis hin zur vollständigen Integration noch vorrangig deklaratorischer Natur sind (McFaul 2007) und zudem auch die Europäische Union selbst momentan nicht die entsprechende Inklusionskraft entfalten kann. Das Engagement auf dem westlichen Balkan ist hingegen vor allem mit der Zielsetzung von zivilem Krisenmanagement im Rahmen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Zusammenhang zu bringen und folgt demnach einer separat zu betrachtenden Logik externer Demokratieförderung (vgl. Schimmelpfennig 2007: 127 ff.). Wie ist die Rolle europäischer, externer Demokratieförderung einzuschätzen, welche Erfolgsbedingungen bestehen für entsprechende Maßnahmen in Osteuropa und was ist vor dem Hintergrund eines sich international stark wandelnden Umfeldes noch erwartbar? In diesem Beitrag sollen zunächst die zentralen Grundsätze und Prioritäten europäischer Demokratieförderung herausgestellt werden, die am deutlichsten in einer Gegenüberstellung mit dem US-amerikanischen Ansatz zu Tage treten. Hieran schließt sich eine Einschätzung der EU als externer „Demokratisierer“ an. In der betreffenden Region lässt sich die Relevanz einiger unerwarteter und dem eigentlichen Förderziel der Demokratisierung mitunter zuwider laufenden „Nebeneffekte“ feststellen, auf die ebenfalls in diesem Beitrag eingegangen wird. Abschließend werden auf dieser Grundlage einige Entwicklungsperspektiven und der künftige Handlungsrahmen europäischer Demokratieförderung vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen skizziert.

Grundannahmen, Problemstellungen, Thesen Diesem Beitrag liegt zunächst folgende Definition zugrunde: Externe Demokratieförderung umfasst die Gesamtheit aller nichtmilitärischen, (in)direkt von öffentlichen wie privaten ausländischen Ak-

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teuren umgesetzten Maßnahmen, mit denen im Rahmen der Liberalisierung und Demokratisierung autokratischer Regime oder der Konsolidierung und Restauration der Demokratie die nachhaltige Etablierung zumindest minimaler Kriterien liberaldemokratisch und republikanisch verfasster Staatenordnungen und entsprechender politischer Entscheidungsprozesse erwirkt werden soll (vgl. Burnell 2007: 1 ff.; DIE 2009: 2; Sandschneider 2003: 3 f.; Schmitter / Brouwer 1999: 12 ff.). Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Erwartungshaltungen an Ziele und Aufgaben externer Demokratieförderung in der hier relevanten Region sowie deren Leistungen und Grenzen nähert sich dieser Beitrag dem Thema über folgende Grundannahmen und Problemstellungen an, die in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit externer Demokratieförderung zunehmend an Bedeutung gewinnen: § Demokratieförderung befindet sich aus der Perspektive eines normativ motivierten Exports von

universalistisch anwendbaren und alternativlos scheinenden Normen, Werten und Prinzipien in einer tiefen Sinnkrise. Westliche Demokratien haben viel von ihrer ursprünglichen Glaubwürdigkeit und Anziehungskraft eingebüßt und dienen längst nicht mehr als vorbehaltslos übernommene Gesellschaftsentwürfe mit klaren Zielvorgaben und Orientierungsleistungen für Systemwechselstaaten. Dieser Befund ist unter anderem auch auf eine Krise der Demokratie in den Geberländern selbst zurückzuführen. Die gegenwärtig stark eingeschränkte Anziehungskraft und der enge Handlungsrahmen der EU als Demokratiepromoter in der hier relevanten Region ergibt sich vorrangig aus den andauernden, institutionellen Strukturanpassungen, deren Lösung mit dem Verfassungsvertrag zunächst gescheitert (vgl. Gänzle 2007: 110 f.), gegenwärtig jedoch mit der Neuverhandlung des Vertrags von Lissabon vor dem Abschluss stehen. § Die normativ fundiert betriebene externe Demokratisierung kommt immer häufiger einer riskan-

ten Gratwanderung gleich: Zum Einen dient sie als Instrument einer als legitim empfundenen Sozialisierung von Gesellschaften mit dem Verweis auf universal gültige Normen, Werte und Prinzipien. Da dadurch der Entgrenzung des Nationalstaatsprinzips Vorschub geleistet wird, sieht sich die Praxis externer Demokratieförderung andererseits dem Vorwurf ausgesetzt, international anerkannte Prinzipien des Völkerrechts (Nichteinmischung, Souveränität) zu unterwandern und zudem andere subjektive Interessenlagen (wirtschaftliche, politische, kulturelle) der Geberländer zu befördern (vgl. Krasner 2008; McFaul 2004: 153 ff.). Wie lässt sich dieser Widerspruch aufheben und das hier angelegte Konfliktpotential entschärfen? § Motivationen, Ziele und Wirkungsweisen externer Demokratieförderung werden auch im Kontext

des Verlustes einer klaren Vorstellung von einer idealen „Ankunftsgesellschaft“ in einigen Systemwechselstaaten in der Region zunehmend ambivalenter. So haben sich semiautokratische und andere hybride Regime mit dem Anpassungsdruck externer Demokratieförderung sehr gut arrangieren können und diese teilweise gar zur Stabilisierung ihrer Position nutzen können. Auch die vermeintliche Vorreiterrolle der 2004 (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen) und 2007 (Bulgarien, Rumänien) der EU beigetretenen Staaten verblasst vor dem Hintergrund zunehmender Zweifel an einer durch politische Konditionalität und der Aussicht auf Vollmitgliedschaft erzeugten, nachhaltigen Demokratisierung (vgl. Ekiert 2007: 15 ff.; Gawrich / Lapins 2006: 9 ff.; Schimmelpfennig 2007: 139 f.; Steunenberg / Dimitrova 2007). Maßnahmen externer Demokratieförderung können zu sehr ambivalenten Resultaten führen; mitunter der Demokratiequalität und Demokratiekonsolidierung in einer Zielregion sogar abträglich sein. Die maßgeblich durch externe Akteure herbeigeführten „zweiten Systemwechsel“ der Farb- und Wahlrevolutionen sind so beispielsweise voreilig als demokratischer Durchbruch bezeichnet worden (Forbrig / Demeš 2007; Karatnycky / Ackerman 2005; McFaul 2005b: 6 ff.) und haben die innenpolitische Situation in einigen Staaten (Ukraine, Georgien) eher destabilisiert. Wie ist die

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Effizienz externer Demokratieförderung in diesen Fällen einzuschätzen und welche Lehren sind daraus für die künftige Formulierung und Umsetzung externer Demokratieförderung zu ziehen?

Grundsätze und Prioritäten europäischer Demokratieförderung In diesem Abschnitt erfolgt eine Kurzdarstellung von Anspruch, Strategie, Ausrichtung, Wahl von Instrumentarien und der Umsetzung europäischer Demokratieförderung, wobei eine Gegenüberstellung mit den USA einige Besonderheiten illustrieren soll. Im Zusammenspiel beider zu kennzeichnender Ansätze lassen sich komplementäre und kooperative Elemente; in einigen Aspekten jedoch auch eine deutlich eingeschränkte Kompatibilität nachweisen (vgl. Basile 2009: 25 ff.; Kopstein 2006). Um diese Aussagen zu stützen, stellt sich bei der Untersuchung externer Demokratieförderung aus vergleichender Perspektive demnach die Frage, was, wer, wo, warum und wie gefördert wird (vgl. Basile 2009: 1 ff.; Sandschneider 2003: 11). Im Vergleich zur EU und ihrer Mitgliedstaaten hat externe Demokratieförderung in den USA eine lange Tradition, die sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Dabei sind signifikante Paradigmenwechsel vollzogen worden, wobei Demokratieförderung sehr häufig realpolitisch motiviert und insbesondere im Kontext des Ost-West-Konflikts durch eine widersprüchliche Doppelmoral gerade auch gegenüber autokratischen politischen Regimen unterschiedlichster Couleur gekennzeichnet war (Bunce / Wolchik 2006: 1 ff.; Basile 2009: 10 f.; Carothers 2007a; Krasner 2008: 2 ff.). Die USA sehen sich gegenwärtig in besonderem Maße mit einem zunehmenden Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust konfrontiert. Der Legitimitätsanspruch der USA als Promoter von Demokratie als „world value“ (McFaul 2004) hat starken Schaden genommen. In erster Linie ist dies auf das unilaterale, außenpolitische Handeln (Irak) sowie fragwürdige Verfahrensweisen (Guantanamo, Abu Ghuraib) zurückzuführen. Hinzu treten illiberale Regierungspraktiken in der Innenpolitik. Die anhaltende Debatte um die Reformierung des Wahlsystems in den USA im Allgemeinen und der fragwürdige Ausgang der Präsidentschaftswahlen 2000 im Besonderen hat so beispielsweise die russische Staatsduma veranlasst, ihrerseits Wahlbeobachter in die USA zu entsenden und somit den amerikanischen „Überwachungsanspruch“ demokratischer Wahlen generell in Frage zu stellen (Bunce / Wolchik 2006: 11 f.; Carothers 2007b: 20 ff.). Erschwert werden alle Rehabilitierungsversuche der USA durch den Umstand, dass die allgemeine Aufbruchsstimmung im Zuge des als „Sternstunde der Demokratie“ empfundenen Umbruchs 1989/91 in Osteuropa zunehmend neuen Handlungs- und Denkmustern kompetitiver Geopolitik weicht (vgl. Carothers 2007b: 19 ff.; Youngs 2008: 1 f.). Trotz zahlreicher programmatischer Übereinstimmungen lassen sich einige signifikante Unterschiede bei der Konzeption und Umsetzung externer Demokratieförderung der EU ausmachen. Der proaktiven oder antizipativen Ausrichtung der USA wird generell ein eher reaktiver Ansatz der EU gegenübergestellt. Sowohl die USA als auch die EU unterstreichen in entsprechenden Strategien, dass mit externer Demokratieförderung in erster Linie die Absicherung und Verbreitung politisch-moralischer Wertvorstellungen mit universalem Geltungsanspruch verfolgt wird (Basile 2009: 12 f.; Epstein / Serafino / Miko 2007: 18-27). Zentral ist dabei das normativ gestützte, wenngleich auch elastisch und diffus formulierte Konzept von „good governance“, dem sich auf vielfältige Weise angenähert werden kann. Im Kern handelt es sich um den prozessualen Rahmen „legitimen demokratischen Regierens“ (Jünemann / Knodt 2006: 113), der insbesondere den Schutz von Menschenrechten und Grundfreiheiten, die Etablierung von Rechts- und Verfassungsstaatlichkeit, die institutionelle Einbettung von Regierungshandeln, einheitliche Rechtssetzung und -sprechung, Justiz- und

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politisch-administrative Reformen sowie die Einbeziehung intermediärer, zivilgesellschaftlicher Strukturen umfasst (vgl. DIE 2009; GTZ 2004). Dabei wird häufig auf die in der Friedens- und Konfliktforschung vorherrschende Prämisse hingewiesen, Demokratien würden eine besonders hohe 1 „Friedensfähigkeit“ aufweisen. Das Instrumentarium externer Demokratieförderung reicht dabei über „softe“ diplomatische Maßnahmen über wirtschaftliche Sanktionen bis hin zu militärischen Aspekten, wobei letztere jedoch von der eingangs dargelegten Definition ausgenommen worden sind. Dieser Aspekt ist im Unterschied zu den USA auch in allen offiziellen Programmen und Strategien der EU ausgeklammert worden. Aus dem Selbstverständnis der EU als Zivilmacht ergibt sich, dass die Anwendung militärischer Instrumente sich grundsätzlich in einen klar definierten Rahmen von Prinzipien und Bedingungen (effektiver Multilateralismus; Mandat durch UN; Regierungen oder Einbettung in andere internationale/regionale Institutionen; im Rahmen von Konfliktprävention, Friedenssicherung oder „Friedenserzwingung“) einzufügen hat (vgl. Basile 2009: 20 ff.; Beichelt 2007: 12 ff.). Hieran knüpft ein weiterer, ganz entscheidender Gegensatz an, der die Einschätzung betrifft, durch welche Wirkungskräfte autokratische Regime oder unterschiedliche Formen illiberaler Demokratien zur Öffnung bewegt oder aufgeweicht werden können. Der von den USA favorisierte „bottom-up-approach“ erzeugt im Idealfall einen von zivilgesellschaftlichen Akteuren ausgeübten Druck, in dessen Folge sich der Zusammenbruch von autoritären Regimen sowie die Errichtung von Demokratie und Marktwirtschaft einstellen (Basile 2009: 24 f.). Dieser Ansatz impliziert auch ein aktives Eingreifen nach dem Prinzip “topple the leader…and let civil society take over“ (Kopstein 2006: 2). Im Gegensatz hierzu verfolgt die EU in der hier relevanten Region sehr deutlich einen „top-down-approach“, bei dem die Kooperation mit den amtierenden Regierungen und den relevanten politischen Eliten gesucht wird. Die Maßnahmen richten sich auf die Etablierung und Stabilisierung der bereits erwähnten Prinzipien legitimen demokratischen Regierens, ohne jedoch zwingend einen Regimewechsel einleiten zu müssen. So wird gerade auch die EU-Osterweiterung überwiegend als „Elitenprojekt“ gewertet, bei dem die öffentliche Unterstützungshaltung sich in den betreffenden Staaten oft erst im Nachhinein eingestellt hat (Raik 2004: 567 ff.); Sandschneider 2003: 34 ff.). Dieser Ansatz der EU setzt im Übrigen auch bewusst und pragmatisch auf gewisse Lernprozesse 2 von Amtsinhabern in autokratischen Regimen oder defekten Demokratien. Die Gründe für dieses Vorgehen ergeben sich aus dem Zielkonflikt zwischen Stabilisierungs- und Sicherheitspolitik einerseits und der in der Regel nachgeordneten Rolle der EU als normativ handelnder Demokratiepromoter (vgl. Fröhlich 2007: 75 ff.; Gänzle 2007: 119 ff.; Jünemann / Knodt 2006: 116 ff.). Generell lassen sich externe Akteure in internationale und multilaterale regionale Organisationen, Nationalstaaten sowie NGOs unterscheiden (Sandschneider 2003: 23 ff.). Die für die EU typische Vielfalt von Akteuren, Formen und Finanzierungsquellen externer Demokratieförderung stellt dabei vor allem auch eine gewisse Konkurrenzsituation und gegenseitige Kontrolle sicher. Darüber hinaus 1

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Die Gesetzmäßigkeit, Demokratien würden gegeneinander keinen Krieg führen, ist nach Auffassung einiger Politikwissenschaftler lediglich für die Periode 1946-1980 relevant. Im Zusammenhang mit sicherheitspolitischen Dilemmata wird mitunter autokratischen Regimen aufgrund ihrer vermeintlich effektiveren Entscheidungsstrukturen sogar eine höhere „Friedensfähigkeit“ zugeschrieben (vgl. Epstein / Serafino / Miko 2007: 7-11). Als Beispiele hierfür können die Republik Belarus, Armenien, Aserbaidschan und die zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken angeführt werden.

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lässt sich innerhalb der Strukturen und Akteure externer Demokratieförderung zwischen den Mitgliedstaaten der EU und auch auf nationaler Ebene eine Arbeitsteilung nach bestimmten Arbeitsbereichen und Instrumenten ausmachen (Brucker 2007: 303 ff.; Langdon 2007; Youngs 2008: 10). Hieran knüpft sich jedoch die Schwierigkeit der Koordination und Abstimmung von Strategien, Ziel3 stellungen und Organisationsstrukturen. Externe Demokratieförderung kann grundsätzlich nie ausschließlich normativ motiviert sein und geographische, ökonomische, kulturelle oder sicherheitspolitische Interessenlagen spielen bei den Geberländern stets eine erhebliche Rolle. Dies kann mitunter zu einer gewissen Inkonsistenz und Beliebigkeit bei der Instrumentenwahl und Implementierung von Maßnahmen führen (Jünemann / Knodt 2006: 120 ff.; Sandschneider 2003: 15-20; Schimmelpfennig 2007: 139 ff.). Dennoch steht gerade der europäische Integrationsprozess – und dies nicht erst im Kontext der EU-Osterweiterung (Ekiert 2007: 1 ff.) – für ein zuvor beispielloses Maß an Demokratisierung erzeugender konzeptioneller Stringenz. Im Zentrum steht dabei ein an das Prinzip Konditionalität gekoppeltes Set politischer und ökonomischer Anreize, das die sukzessive Angleichung der Staaten des Baltikums und Ostmitteleuropas bis zur vollständigen Integration ermöglicht hat (Schimmelpfennig 2007: 127 ff.). Für die hier relevante Region in ihrer Gesamtheit hat die EU bereits frühzeitig einen mehrgleisigen Kurs eingeschlagen. So wurden sehr deutlich potentielle Kandidaten für eine EU-Mitgliedschaft (Ostmitteleuropa, Baltikum), von einem erweiterten Kandidatenkreis (Balkan) und einem semiperiphären Raum (GUS) unterschieden. Für Letzteren wurde mit der Europäischen Nachbarschaftspolitik ein Konzept entwickelt, das mehr als Kooperation, jedoch weniger als den EU-Beitritt in Aussicht stellt (vgl. Fröhlich 2007: 77; Gänzle 2007: 110 ff.). Durch die Finalität des EU-Beitritts, die weit über sektorale Kooperationsformen anderer internationaler und regionaler Organisationen hinausgeht, konnte der Demokratisierungsprozess in Ostmitteleuropa und dem Baltikum eine besondere Dynamik entwickeln (vgl. Gawrich / Lapins 2006: 14 ff.; Kneuer 2007: 108 ff.). Einige Autoren weisen allerdings zu Recht darauf hin, dass in den EU-Mitgliedstaaten Ostmitteleuropas und des Baltikums auch schon ein gewisses „Ausgangsniveau“ und ein grundsätzliches Bekenntnis zu demokratischen Grundwerten bereits vorherrschte. Dies wird auch durch den Umstand illustriert, dass der materielle Anteil von Demokratieförderungsmaßnahmen – gemessen am von der EU gewährleisteten finanziellen Gesamtvolumen in der Region in den 1990er Jahren – lediglich etwa bei einem Prozent lag (Raik 2004: 568 f.). Die Effektivität des Prinzips politischer Konditionalität hängt demnach vor allem vom Umfang internationaler Unterstützungsleistungen und deren Verhältnis zu den internen Strukturanpassungskosten ab (Schimmelpfennig / Engert / Knobel 2005: 30 ff.). Wie bereits betont, ist das Engagement der EU auf dem westlichen Balkan stark in den Kontext stabilitätsfördernden, zivilen Krisenmanagements zu bringen, was in der Etablierung eines speziellen EU-Instrumentariums (Stabilisierungs- und Assoziierungsprozess) für diese Region ihren Ausdruck findet. Der Kooperationstiefe semisouveräner Staaten mit eingeschränkter Handlungsautonomie und schwacher Staatlichkeit (Bosnien-Herzegowina, Kosovo) oder tief gespaltener Gesellschaftsordnungen (Mazedonien, Serbien, Kroatien) mit der EU wären ansonsten deutlich engere Grenzen gesetzt. Die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) kann hingegen in erheblich geringerem Maße Anreize für Demokratisierung setzen, was sich vor allem aus der Heterogenität der Zielländer, Problemstellun3

Auch amerikanische Demokratieförderung sieht sich mit einem ähnlichen Problem konfrontiert, wobei im Wesentlichen folgende dominante Organisationsstrukturen unterschieden werden können: USAID, NED (National Endowment for Democracy), Außen- Finanz und Verteidigungsministerium, Weißes Haus und Kongress betreiben ihre Maßnahmen mit völlig unterschiedlichen Absichten, Methoden und Mitteln (Carothers 2007a; Karatnycky / Ackerman 2005: 9 ff.; Spence 2005: 11-30).

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gen und Handlungsgrundlagen der EU ergibt (Beichelt 2007: 10-16; Schimmelpfennig / Scholtz 2008: 187 ff.). Die EU hat auf dieses Problem in den letzten Jahren verstärkt mit der Bilateralisierung der Beziehungen zu den betreffenden Staaten und eine individuell angepasste Ausdifferenzierung der Anreiz- und Motivationsstruktur reagiert. Um die unterschiedliche Integrationstiefe der Systemwechselstaaten in der betreffenden Region im Verhältnis zur EU nachzuvollziehen, bietet sich die Modellierung des Verhältnisses zwischen der EU und potentieller Mitgliedstaaten an, wobei beide die Wahl haben, miteinander unter der Zielgabe der EU-Erweiterung zu kooperieren oder aber getrennte Weg zu gehen. Während die Entscheidung der EU im jeweiligen Kontext maßgeblich von der eigenen Integrationskapazität und -tauglichkeit abhängt, so spielt bei potentiellen Bewerbern die entscheidende Rolle, ob die durch diese Option zu erwartende Nutzen die internen Strukturanpassungskosten in den Ländern übersteigen. Hieraus ergeben sich demnach vier Konstellationen, denen sich die Staaten Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas sowie der sowjetischen Nachfolgestaaten zuordnen lassen (vgl. Steunenberg / Dimitrova 2007: 5 ff.). Im Idealfall fällt der Wunsch der EU und des betreffenden Staates nach vollständiger Integration in die EU zusammen, wie dies bei den acht, 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten des Baltikums und Ostmitteleuropas der Fall war. Sind beide Seiten nicht zu einer engeren Zusammenarbeit gewillt oder befähigt, so kommt keine Beitrittschance zustande – die Staaten Zentralasiens, des Südkaukasus (mit dem Sonderfall Georgien), die Russische Föderation und die Republik Belarus wären hierfür Beispiele. Für die Ausrichtung und Zielstellungen externer Demokratieförderungsmaßnahmen der EU wird es vor allem bei entsprechenden Mischkonstellationen interessant: So im Falle, dass die EU eine Beitrittsoption offen hält, obwohl das betreffende Land entsprechende Vorgaben verfehlt (z.B. Ru4 mänien, Bulgarien, westlicher Balkan, Türkei) oder ein Land einen auf vollständige Integration zielenden Reformkurs einschlägt, was von der EU jedoch aus verschiedensten Gründen nicht mit einer Beitrittsgarantie honoriert werden kann (mit Einschränkung Ukraine, Georgien, Republik Moldau). Gerade mit der nach der Osterweiterung zunächst eingeschränkten politischen Integrationsfähigkeit der EU wird die Erfolgsbilanz europäischer Demokratieförderung somit zunehmend ambivalenter und die Strategie externer Demokratieförderung inkonsistenter, woraus einige unvorhergesehene „Nebeneffekte“ resultieren können (vgl. Youngs 2008: 3 ff.).

„Nebeneffekte“ und Herausforderungen externer Demokratieförderung in Osteuropa Aus der eingangs formulierten Definition ergibt sich, dass externe Demokratieförderung selbst dem Wesen nach ja nur ein temporäres Phänomen in den entsprechenden Zielländern darstellen kann. Hieran knüpft sich eine Vielzahl von Problemlagen. In erster Linie können aus Fördermaßnahmen Abhängigkeiten in den Zielländern entstehen, neue Ungleichheiten verstetigt oder eine erhebliche Verzerrung innenpolitischer Realitäten bewirkt werden, was die jungen Demokratien Ost-, Ostmittel- und Südosteuropas sowie die Staaten im postsowjetischen Raum vor enorme innenpolitische Belastungsproben stellen kann (vgl. Ekiert 2007: 4 ff.). Gerade auch in den neuen Mitgliedstaaten Ostmitteleuropas, des Baltikums und in Bulgarien und Rumänien sprechen einige Indizien dafür, dass 4

So sah sich die EU aufgrund entsprechender Verfehlungen in Rumänien und Bulgarien genötigt, zwei Mal vom vorgegebenen Zeitplan abzuweichen, da die betreffenden Staaten in den Bereichen Justiz- und Verwaltungsreform sowie Korruptionsbekämpfung erhebliche Defizite aufwiesen (Bechev / Noutcheva 2008: 120 ff.; Steunenberg / Dimitrova 2007).

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der normative Wert externer Demokratieförderung dem Prozess institutioneller und ökonomischer Harmonisierung nachgeordnet worden ist. Hier stellt sich die Frage, ob die Rolle der EU als Demokratieförderer im Zuge der Osterweiterung nicht überschätzt wird. So haben sich beispielsweise aus dem nicht verhandelbaren Transfer des acquis und den Entscheidungsverfahren bei dessen Implementierung sowie den oft informellen Formen der Einflussnahme zahlreiche Einschränkungen für die Demokratiequalität in den neuen Mitgliedstaaten ergeben, die auf einen „Export des Demokratiedefizits der EU“ hinweisen. Neben dem für die EU typischen Exekutionalismus treten noch weitere Probleme auf, die sehr stark verdeutlichen, dass an der Nachhaltigkeit einer durch politische und ökonomische Konditionalität erzeugten Demokratisierung berechtigte Zweifel bestehen. Die vollständige Durchdringung der Innenpolitik erweckt in vielen neuen Mitgliedstaaten den Eindruck, nur geringfügig auf Politikgestaltung innerhalb der EU und im eigenen Land einwirken zu können und einem fremdgesteuerten Automatismus ausgeliefert zu sein. Das Institutionensystem wurde innerhalb weniger Jahre fundamental überformt und konnte sich nicht kontinuierlich entwickeln. Die empfundene Marginalisierung wird zudem durch die vergleichsweise geringe Größe und Bevölkerungszahl der meisten neuen Mitgliedstaaten bedingt. Auch der ökonomischen Konvergenz mit der EU-15 ist in den neuen Mitgliedstaaten Grenzen gesetzt (vgl. Ekiert 2007: 16 ff.; Raik 2004: 567 ff.). Gewisse Schieflagen zwischen Geber- und Empfängerstaaten ergeben sich zudem aus der Tendenz, dass sich die Konzipierung und Umsetzung externer Demokratieförderung oft an „in-issues“ in den Geberländern orientiert ist und nicht ausreichend auf die regionalen Spezifika und Anforderungen in den Zielregionen eingegangen wird (Bunce / Wolchik 2006: 1 ff.; McFaul 2007: 46 f.). Hieraus können sich erhebliche Fehlleistungen ergeben. So ist in bestimmten Zielländern – insbesondere in einigen postsowjetischen Staaten (Russische Föderation, Ukraine) – eine spezifische „Förderindustrie“ entstanden, die im Rahmen konkreter Zielsetzungen externer Demokratieförderung zwar einen wichtigen Beitrag leisten kann, jedoch gegenwärtig kaum Breitenwirkung auf größere Bevölkerungsteile oder Ausstrahlungskraft auf angewandte Politik erzielen kann. Zudem folgt die Gewährung von Förderleistungen mitunter zu offensichtlich den Präferenzen der Geberländer und kommt häufig konkret angebbaren Akteuren zu Gute. In diesem Zusammenhang ist den „farbigen Wahlrevolutionen“ in der Slowakei (1998), Serbien (2000), Georgien (2003) und der Ukraine (2004) besonderes Interesse entgegen zu bringen. Europäische – und stärker noch amerikanische externe Demokratisierungsmaßnahmen – haben bei den sich im Zuge von Wahlen vollziehenden „zweiten Systemwechseln“ in diesen Staaten eine herausragende Rolle gespielt (Bunce / Wolchik 2007; McFaul 5 2007: 48 ff.). In einigen Fällen, so insbesondere in der Ukraine und in Georgien, werden die Wahlausgänge der „farbigen Revolutionen“ jedoch von einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung und der politischen Elite als vorrangig durch externe Kräfte fabriziert und inszeniert betrachtet, wor6 in mitunter ein Indiz für die Erosion staatlicher Souveränität gesehen wird. Westliche Akteure haben 5

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Zum erweiterten Kreis lassen sich ab 1996 zudem Bulgarien, Kroatien und Rumänien zählen. Die „Tulpenrevolution“ in Kirgisien konnte keine Nachhaltigkeit erzeugen und wird daher hier nicht berücksichtigt. Bisher blieb ähnlichen Maßnahmen bei Wahlen in Armenien, Belarus und Aserbaidschan der Erfolg verwehrt. Die externe Unterstützung freier und kompetitiver Wahlen lässt sich in den USA bis in die 1980er Jahre zurückverfolgen. Als erfolgreich dürfen die auf diesem Wege eingeleiteten Demokratisierungsprozesse auf den Philippinen (1986), in Chile (1988) und Nicaragua (1990) gelten (Bunce / Wolchik 2006: 8 ff.). Georgien und die Ukraine sind nach Israel finanziell die größten Nutznießer amerikanischer, externer Unterstützungsmaßnahmen. Gemessen an den Gesamtaufwendungen pro-Kopf hat kein Land seit Mitte der 1990er Jahre mehr Unterstützung erhalten als Georgien, wo man die zentrale Zubringerstraße zum Flugha-

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bei der „Partnerwahl“ in diesen Fällen vor allem verschiedene regimeoppositionelle Gruppierungen begünstigt, denen allein aufgrund ihres Status affektiv eine besondere Demokratiekompetenz und zivilgesellschaftliche Verankerung zugeschrieben wurde. Die einseitige Bevorzugung von oppositionellen Akteuren kann jedoch die Glaubwürdigkeit von Förderern wie Geförderten untergraben. In diesem Zusammenhang ist auch das mitunter stark kritisierte Vorgehen der EU zu betrachten, dass auch der Dialog mit den Amtsinhabern und Regierungsstrukturen in Autokratien oder illiberalen Demokratien gesucht wird, auch wenn der Handlungsspielraum von Fördermaßnahmen sehr beschränkt bleibt und mitunter auf offene Ablehnung stößt (Hanisch 2004; Wieck 2006: 58 ff.). Wo Demokratieförderung demnach zu „aufgesetzt“ wirkt und nicht nach klar formulierten, überprüfbaren und in den Zielregionen akzeptierten Kriterien verfahren wird, können derartige Maßnahmen in den betreffenden Staaten innenpolitisch destabilisierend wirken. Bestehen zudem noch Vorbehalte gegen die Zielstellungen der Geberländer innerhalb der Bevölkerung und einem Teil der politischen Elite in den Zielregionen, so können autokratische Regime mitunter noch einen Popularitätszuwachs verzeichnen. Gleiches gilt für negative Sanktionen, die sich als regimestabilisierend für autokratisch regierte Staaten (z.B. Belarus) erweisen können (Carothers 2007b: 13 ff.). Geberländer sollten sich unter Berücksichtigung regionaler Spezifika in den Zielländern um eine möglichst „indigene“ Form der Demokratieförderung bemühen, um asymmetrische Interdependenzen zu vermeiden, auch wenn dies mit Hinblick auf die jungen Staaten in Osteuropa ohne eigene demokratische Traditionen und Staatlichkeit mitunter schwierig erscheinen mag (vgl. GTZ 2004: 15 ff.; Pop-Eleches 2007: 156 ff.). Demokratisierungsprozesse – ob nun von inneren oder äußeren Faktoren bedingt – birgen ein enormes Konflikt- und Destabilisierungspotenzial. Hier sieht sich die EU als externer Demokratisierer gerade in ihrem unmittelbaren Umfeld einem Zielkonflikt zwischen sicherheitspolitisch motivierter Gewährleistung von Stabilität und der normativ ausgerichteten Förderung einer als universalistisch verstandenen, liberaldemokratisch und republikanisch verfassten Gesellschaftsordnung. Der Primat der Sicherheitspolitik kann zu ambivalenten Ergebnissen in der externen Demokratieförderung führen. In Staaten mit verzögerten und unvollständigen Systemwechseln, deren Regierungssysteme unterschiedliche hybride Mischformen mit autokratischen Herrschaftselementen annehmen können, sind mitunter westliche Demokratieförderungsprogramme als Ursache innenpolitischer Destabilisierung und Konflikten ausgemacht worden (Jünemann / Knodt 2006: 118 f.). Mitunter haben auch Regierungen mit schwachem Demokratiebekenntnis in unterschiedlicher Weise gelernt, mit dem durch Maßnahmen der Demokratieförderung erzeugten Anpassungsdruck umzugehen und ihn nach Möglichkeit zu ihren Gunsten einzusetzen. In Anknüpfung daran attestieren einige Politikwissenschaftler voll entwickelten Diktaturen bessere Aussichten auf eine erfolgreiche Demokratisierung als Semiautokratien oder illiberalen Demokratien, die in dieser Hinsicht bereits bestimmte Anpassungsstrategien entwickeln konnten (Beaulieu 2009; McFaul 2007: 52 ff.).

fen Tiflis zu Ehren des damaligen US-amerikanischen Präsidenten 2005 in „George W. Bush Street“ umbenannte (Bunce / Wolchik 2006: 5 ff.). In der Ukraine wurde beispielsweise im Kontext der „Orangenen Revolution“ mitunter die amerikanische Staatsangehörigkeit der Frau von Präsidentschaftskandidat Viktor Juschtschenko Kateryna, die u.a. in der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit am Weißen Haus und im Justizministerium tätig war, als Indiz für dessen eingeschränkte Handlungsautonomie und „Hörigkeit“ gegenüber der USA gewertet.

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Schlussfolgerungen und Perspektiven In diesem Beitrag wurde der Versuch unternommen, zunächst die Grundsätze und Prioritäten europäischer externer Demokratieförderung zu verorten sowie eine Zwischenbilanz und weitere Perspektiven für Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa sowie den postsowjetischen Raum aufzuzeigen. Die EU und ihre Mitgliedstaaten stehen dabei vor der Herausforderung, die Auswahl neuer Strategien, Zielstellungen, Instrumente und Erfolgskriterien in der Region an ein verändertes internationales Umfeld anzupassen, um einem nachhaltigen Glaubwürdigkeits- und Legitimationsverlust als Demokratiepromoter entgegen zu wirken. Über welche Wirkungshebel verfügt die EU vor allem im postsowjetischen Raum noch? In den Staaten Ostmitteleuropas und des Baltikums, wo aufgrund geographischer, kultureller, historischer und ökonomischer Faktoren die Aussichten auf eine Integration und die damit verbundenen Gewinne am höchsten waren, konnte dieser Prozess mit der EU-Osterweiterung abgeschlossen werden (Pop-Eleches 2007: 142 ff.). Die betreffenden Staaten leisten bereits mit unterschiedlichen Zielstellungen im Rahmen der EU, anderer regionaler Organisationen oder bilateral einen nicht unerheblichen Eigenbeitrag externer Demokratieförderung (Jonavicius 2008). Dennoch wurde in diesem Beitrag explizit darauf hingewiesen, dass das Prinzip der politischen und ökonomischen Konditionalität mitunter mit den Ansprüchen einer normativ betriebenen Demokratieförderung kollidieren kann. Unter der Zielgabe eines vollständigen Beitritts zur EU konnte externe Demokratieförderung zunächst eine völlig andere Integrationsdynamik entwickeln als dies beispielsweise im Rahmen der Europäischen Nachbarschaftspolitik möglich ist. Die häufig unterstellte „Demokratisierungsresistenz“ bestimmter Regionen und Staaten (z.B. Zentralasien, Südkaukasus, Russische Föderation) entspringt also neben innenpolitischen Faktoren auch einer begrenzten Inklusionskraft und fehlender Anreize durch die EU. Künftig steht die EU insbesondere in den Staaten mit einer zumindest langfristig realistischen und praktikablen Beitrittsperspektive (Ukraine, Republik Moldau mit Einschränkung Republik Belarus) vor der Herausforderung, die Effizienz externer Demokratieförderung in den entsprechenden Staaten durch ein lukratives System von Belohnungen und Gegenleistungen zu erhöhen. In diesen Staaten und auf dem westlichen Balkan sind auch künftig die Schwerpunktregionen europäischer Demokratieförderung zu vermuten. Wesentlich bescheidenere Ziele und Ergebnisse werden auch weiterhin für die Staaten des südlichen Kaukasus und Zentralasiens zu erwarten sein.

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Zur Person: Dr. Ingmar Bredies, 1997-2002 Studium der Politik- und Geschichtswissenschaften an der Universität Rostock und der Staatlichen Moskauer Lomonossow-Universität; 2006 Promotion im Fach Politikwissenschaft an der Universität Rostock und der Kiewer Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität zum Thema „Institutionenwandel ohne Elitenwechsel? Das ukrainische Parlament im Kontext des politischen Systemwechsels 1990-2006“; seit Herbst 2006 DAAD-Fachlektor am Fachbereich Politikwissenschaft der Nationalen Universität „Kiewer Mohyla-Akademie“ im Rahmen eines deutschsprachigen Studiengangs für „Deutschland- und Europastudien“. Forschungsschwerpunkte: Systemwechselforschung, Parlaments- und Parlamentarismusforschung, Recht und Politik in Osteuropa Kontakt: [email protected]

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Beziehungen zwischen Ost- und Westeuropa, einschließlich USA / europäische Integrationsprozesse

[1-F] Alber, Jens, Prof.Dr.; Böhnke, Petra, Dr.; Keck, Wolfgang, Dipl.-Soz.; Kohler, Ulrich, Dr. (Bearbeitung): Lebensqualität in Europa: eine vergleichende Analyse von Mitglieds- und Kandidatenländern der Europäischen Union INHALT: Die Erweiterung der Europäischen Union hat das Interesse an einer systematischen Erfassung der Lebensqualität in verschiedenen Regionen Europas verstärkt. Vier Drittmittelprojekte der Abteilung haben sich bislang dieser Thematik mit dem Ziel gewidmet, einen umfassenden und systematischen Vergleich der Lebensbedingungen in 28 europäischen Ländern (EU-15, neue Mitgliedsstaaten, Türkei) zu erarbeiten. Im Jahr 2002 wurden mit dazu eigens harmonisierten Eurobarometer-Daten verschiedene Lebensbereiche näher untersucht und Berichte zur Einkommenssituation und sozialer Ausgrenzung, zu Arbeitsbedingungen, zu Fertilität, Gesundheit und Pflege sowie zur allgemeinen Lebenszufriedenheit erstellt. In einem Folgeprojekt wurde auf der Grundlage einer im Jahr 2003 erhobenen Umfrage in den genannten Ländern (European Quality of Life Survey) detaillierte Analysen zu materiellen Lebensbedingungen, subjektivem Wohlbefinden und der wahrgenommenen Qualität der Gesellschaft vorgelegt. Zu klären war dabei u.a., in welchem Maße die Heterogenität der Europäischen Union im Zuge der Erweiterung zunimmt. Über die reine Beschreibung des Lebensstandards und der subjektiven Zufriedenheit hinaus wurde analytisch erschlossen, welche Beziehung zwischen objektiver Soziallage und subjektivem Wohlbefinden besteht, welche Faktoren den stärksten Einfluss auf die Zufriedenheit der Bürger ausüben, in welchem Maße die Lebenslagen sozialer Gruppen in verschiedenen Ländern polarisiert sind und wie stark hierbei alte und neue Formen sozialer Ungleichheit zum Tragen kommen, an welchen Maßstäben sich die Bürger bei der Einschätzung ihrer Lage orientieren und wie sich die länderspezifischen Profile und Beziehungsmuster in West-, Mittel- und Osteuropa ähneln oder unterscheiden. Beide Projekte sowie die Beteiligung der Abteilung an der Fragebogenentwicklung für den EQLS wurden von der European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions in Dublin finanziert und in Zusammenarbeit mit dem Economic and Social Research Institute (ESRI) in Dublin, dem Department of Social Sciences in Turin, der Polish Academy of Sciences in Warschau und dem Demographic Research Institut (DRI) in Budapest durchgeführt. Die Kooperation mit diesen Instituten und diversen Experten aus alten und neuen EUMitgliedsstaaten dauert an. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa METHODE: Das Projekt beruht auf repräsentativen Bevölkerungsumfragen und ergänzt deren Ergebnisse durch Makrodaten zur Charakterisierung der 28 Länder. VERÖFFENTLICHUNGEN: Alber, Jens; Fahey, Tony; Saraceno, Chiara (eds.): Handbook of quality of life in the enlarged European Union. London et al.: Routledge 2008, 430 p. ISBN 10:0-415-42467-4.+++Böhnke, Petra: First European Quality of Life Survey: life satisfaction, happiness and sense of belonging. European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities 2005, 100 p.+++Alber, Jens; Fahey, Tony: Perceptions of living conditions in an enlarged Europe. European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities 2004, 59 p.+++ Alber, Jens; Kohler, Ulrich: Health and care in an enlarged Europe. European Foundation for

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the Improvement of Living and Working Conditions. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities 2004, 84 p.+++Alber, Jens; Delhey, Jan; Keck, Wolfgang; Nauenburg, Ricarda et al.: Quality of life in Europe. European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities 2004, 112 p.+++Böhnke, Petra: Perceptions of social integration and exclusion in an enlarged Europe. European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities 2004, 62 p.+++Delhey, Jan: Life satisfaction in an enlarged Europe. European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions. Luxembourg: Office for Official Publications of the European Communities 2004, 76 p. ART: BEGINN: 2002-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions INSTITUTION: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit und Lebenschancen Abt. Ungleichheit und soziale Integration (Reichpietschufer 50, 10785 Berlin); The Economic and Social Research Institute -ESRI- (4 Burlington Road, Dublin, Irland); Demographic Research Institute (Fenyes Elek v. 14-18, 1024 Budapest, Ungarn) KONTAKT: Böhnke, Petra (Dr. Tel. 030-25491-372, e-mail: [email protected])

[2-F] Alesina, Alberto; Giuliano, Paola (Bearbeitung): In Deutschland und Litauen zählt die Familie am wenigsten - Studie zum familiären Zusammenhalt in 78 Ländern INHALT: In kaum einem anderen Land der Welt zählt die Familie so wenig wie in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn erschienen ist. Demnach sind die familiären Bande lediglich in Litauen noch schwächer als im Land der Dichter und Denker. Die Wissenschaftler untersuchten auch, inwieweit die regional unterschiedliche Rolle der Familie wirtschaftliche Folgen hat. Ihr Fazit: Wo die Familie eine zentrale Rolle spielt, nehmen Frauen weit seltener am Erwerbsleben teil. Gleichzeitig gaben die Bewohner dort an, mit ihrem Leben zufriedener zu sein. Die Studie analysiert Umfragedaten des "World Value Surveys" aus 78 Ländern. In dieser Umfrage zu Werten und Normen wird unter anderem danach gefragt, wie groß der Stellenwert der Familie für die Befragten ist, wie groß der Respekt gegenüber den Eltern ist und ob Eltern ihr eigenes Wohlergehen zu Gunsten ihrer Kinder zurückstellen sollten. Die Forscher berechneten aus den gegebenen Antworten einen Gesamtwert, der Aufschluss über die gesellschaftliche Stellung der Familie im jeweiligen Land gab. Ergebnis: In Litauen, Deutschland und den Niederlanden sind die familiären Bande am schwächsten, dicht gefolgt von den Ländern Skandinaviens. Besonders wichtig ist die Familie dagegen in Afrika, Asien und Südamerika. Die Formel "reiche Länder = schwache Stellung der Familie" greift jedoch zu kurz: Die Vereinigten Staaten belegen ebenso wie Kanada, Irland oder auch Frankreich einen Platz im Mittelfeld. Der Untersuchung zufolge sind die familiären Bande in ehemals kommunistischen Staaten auch bald zwanzig Jahre nach der "Wende" immer noch schwächer ausgeprägt als im Westen - Folge der Omnipräsenz staatlicher Regelungen. Insofern kann auch von einer erheblichen innerdeutschen Diskrepanz in dieser Hinsicht ausgegangen werden. Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Untersuchung: Zuwanderer werden noch lange Zeit von den familienbezogenen Werten und Normen des Herkunftslandes geprägt und passen sich im Durchschnitt erst über Generationen hinweg den Einstellungen in der neuen Heimat an. Familie als Ersatz für das soziale NetzDie Forschungsarbeit geht auch der Frage nach, inwieweit der Familie heute noch die Funktion

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zugeschrieben wird, soziale Absicherung zu gewährleisten. Die Befragten sollten angeben, ob sie bereit wären, für gut funktionierende soziale Sicherungssysteme höhere Steuern zu bezahlen. "In Ländern mit starken familiären Bindungen wird dies häufiger mit nein beantwortet", erläutert Paola Giuliano - vermutlich deshalb, weil hier die Familie als "Versicherung" einspringt, wenn ein Familienmitglied Not leidet. Daher besteht für staatliche Sicherungssysteme eine geringere Notwendigkeit. Zugleich gehen in diesen Ländern Frauen deutlich seltener einer bezahlten Arbeit nach. Stattdessen arbeiten sie häufiger im Haushalt. Ein Grund dafür ist das traditionellere Rollenverständnis: Befragte aus Nationen, in denen die Familie einen besonders hohen Stellenwert hat, billigten Männern eher als Frauen das Recht zu, einer Arbeit nachzugehen. Außerdem gaben sie öfter zu Protokoll, es gehe zu Lasten der Kinder, wenn deren Mütter arbeiteten. Deutschland fällt in diesem Punkt übrigens aus dem Rahmen: Hierzulande arbeiten vergleichsweise wenige Frauen - weniger sogar als in Kanada oder selbst Uganda, wo die Familienbande viel stärker sind. Das dürfte auch auf die Auswirkungen der deutschen Sozial- und Familienpoliti zurückzuführen sein. GEOGRAPHISCHER RAUM: insb. Bundesrepublik Deutschland, Litauen VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Alesina, A.; Giuliano, P.: The power of the family. IZA discussion paper, No. 2750. Bonn 2007, 53 p. Download: ftp.iza.org/dp2750.pdf . ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH (Schaumburg-Lippe-Str. 9, 53113 Bonn); Harvard University Cambridge (27 Kirkland Street, MA 02138 Cambridge, Vereinigte Staaten von Amerika)

[3-L] Baer, Susanne; Hoheisel, Miriam (Hrsg.): Between success and disappointment: gender equality policies in an enlarged Europe, (Gender kompetent : Beiträge aus dem GenderKompetenzZentrum, Bd. 4), Bielefeld: Kleine 2008, 301 S., ISBN: 978-3-89370-446-0 INHALT: "Success as well as shattered illusions characterise the experience of European countries in implementing gender equality policies. With the new gen-der equality acquis, mandatory for all Member States, the European Union (EU) sets a strong incentive for de jure progress. Yet the European influence an the administrative, political and social practice of gender equality is rather weak - particularly in the Eastern European Member S Reports from eleven Member States describe the problems, but also the opportunities and challenges that any country implementing equality policies has to face." (author's abstract). Contents: Susanne Baer, Miriam Hoheisel: Different Traditions - Similar Challenges. Gender Equality Policies in an Enlarged Europe - An Introduction (9-26); Petra Schott: The European Union: A Trailblazer for Equality Petra Schott (27-45); Henriette Meseke: Gender Mainstreaming in the European Structural Funds - Contradictory Developments (46-68); Mieke Verloo: Assessing a Former Pioneer of Gender Equality: Lessons from the Netherlands (69-81); Karen Sjorup: Danish Gender Equality Policies after the Year 2000: Mainstreaming - into the Mainstream or Silently Dropped? (82-95); Agnete Andersen. The Work an Gender Mainstreaming in the Ministry of Employment in Denmark: Organisation, Data and Impact Assessment (96-108); Claudia Sorger: Gender Mainstreaming in Austria - On the Way to Gender Equality? Implementation Experiences (109-119); Elizabeth Villagomez: Gender Mainstreaming in Spain (120-142); Dalia Marcinkeviciene, Vanda Jurseniene: Gender Mainstreaming in Social Inclusion Policies in Lithuania Preconditions, Achievements and Challenges (143-159); Mara

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Kuhl: Gender Mainstreaming in Estonia (160-179); Kinga Lohmann: What Has Happened So Far in Poland? EU Gender Equality Policy in a New Member State (180-190); Petr Pavlik: Equal Opportunities For All? Gender Politics in the Czech Republic (191-205); Regina Barendt: Gender Equality Policy and Outcomes in Bulgaria. The Impact of EU Gender Mainstreaming Requirements (206-225); lazar Lazarov: Gender Equality Policy in the Republic of Bulgaria (226-233); Vlasta Jalusic, Roman Kuhar, Ana Frank: Gender (In)equality in Slovenia (234-256); Silke Steinhilber: Success and Disenchantment. Experiences with Gender Mainstreaming and Gender Equality Policies in an Enlarged Europe (257-274).|

[4-F] Behne, Markus W., M.A. (Bearbeitung); Lange, Dirk, Univ.-Prof.Dr. (Leitung): Living and learning in border regions (project in context of Comenius 2.1) INHALT: Im Projekt "Leben und Lernen in Grenzregionen" wird der Besuch von außerschulischen Lernorten verknüpft mit einem neuen Ansatz aus der Lerntheorie, welches die Suche nach Verstehen in den Mittelpunkt der Bildungsaufgabe stellt. Der Grund für Letzteres ist, dass im Klassenzimmer immer noch vornehmlich Wissen vermittelt wird und lehrerzentrierte Methoden vorherrschend sind, obwohl nach Ansicht vieler LehrerInnen kritisches Denken eine Grundvoraussetzung für die Politische Bildung ist. Dazu ist eine breitere Palette von Kompetenzen erforderlich, die so genannten "Denkkompetenzen". Die Entwicklung der Denkkompetenzen ist ein Beispiel für lebenslanges Lernen; SchülerInnen haben die Möglichkeit Lernstrategien zu entwickeln. ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Europäische Kommission INSTITUTION: Universität Oldenburg, Fak. 01 Bildungs- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Arbeitsgruppe Politische Bildung (26111 Oldenburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0441-798-5149, e-mail: [email protected])

[5-L] Böhme, Dominique: Das größte Spiel: der Kampf um den Kaspischen Raum ; eine geostrategische Analyse, Frankfurt am Main: R. G. Fischer 2008, 379 S., ISBN: 978-3-8301-1187-0 INHALT: Der Kaspische Raum wird vornehmlich durch die Subräume Zentralasien sowie Transkaukasien (Südkaukasien) konstituiert und entwickelte sich in den letzten zehn Jahren zur dynamischsten Konfliktregion der Welt. Der Kampf um Ressourcen, gebrochene Transformationsphasen, klientelistische Netzwerke, Umweltzerstörung, organisierte Kriminalität, Migration, Kriege und ethnische Konflikte, Tbc, Aids und der bereits begonnene Zerfall der meist multiethnischen, multireligiösen und multikulturellen Gesellschaften stellen nur einige der komplexen Konfliktlinien dar. Daneben existieren die Interessen von global agierenden Konzernen, von Staaten, von NROs, von Warlords und diversen anderen Akteuren. Auch sie spielen, ringen, kämpfen um Einfluss und Macht. Dieses Buch untersucht die genannten Phänomene und will die geostrategische Bedeutung des Kaspischen Raumes im beginnenden 21. Jahrhundert klären. Es wird u.a. eine Länderanalyse unter geographischen Gesichtspunkten nach Identifizierung von Hauptstabilitätsdimensionen vorgenommen. Um die Komplexität der Problemlagen und die Interdependenzen zu verdeutlichen wurde ein integrierendes Analyseverfahren gegenüber der ausschließlichen Verwendung einer Methodik der Theorien der Internationalen Beziehungen bewusst bevorzugt. Länder- und natürliche Grenzen stellen kei-

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ne Analysegrenzen dar. Insofern dient die anschließende Untersuchung einer engeren und einer weiteren Interessenregion der Konkretisierung der Interessenzone der Europäischen Union bzw. Deutschlands anhand ihrer strategischen Maximalprioritäten. Es handelt sich hierbei um "Sicherheit" und "Rohstoffe". Ziel ist die Darstellung der Vernetzung der Subräume und der Einstieg in eine konzentrische Darstellung von Geofaktoren. (LO2)

[6-L] Börzel, Tanja A.; Pamuk, Yasemin; Stahn, Andreas: The European Union and the promotion of good governance in its near abroad: one size fits all?, (SFB-Governance Working Paper Series, No. 18), Berlin 2008, 40 S. (Graue Literatur; www.sfb-governance.de/publikationen/sfbgov_wp/wp18/SFB-Governance_Working_Paper_Nr18 .pdf) INHALT: "Seit dem Ende des Kalten Krieges haben Staaten und Internationale Organisationen die Förderung 'Guten Regierens' systematisch in ihre Entwicklungshilfestrategien integriert. Die EU ist dabei keine Ausnahme. Durch die EU-Osterweiterung und die Verschiebung ihrer Grenzen nach Osten spielt die Förderung von Good Governance eine besonders gewichtige Rolle in der neuen Nachbarschaft der EU. Dieser Beitrag stellt einen systematischen Vergleich der EU Good Governance Förderung im Südkaukasus an. Armenien, Aserbaidschan und Georgien sind gleichermaßen von 'Bad Governance' betroffen. Willkürliches politisches Handeln und weit verbreitete Korruption sind alltäglich in allen drei Ländern. Gleichwohl unterscheiden sie sich mit Blick auf den Grad an Staatlichkeit und die Qualität des politischen Regimes. Unser Ziel ist zu untersuchen, ob und auf welche Weise diese Varianz sich auf EU Good Governance Förderung auswirkt. Unseren Fokus legen wir dabei auf die relativ junge Europäische Nachbarschaftspolitik und die Frage, wie viel Differenzierung dieses gemeinsame Dachkonzept zulässt." (Autorenreferat)

[7-L] Bos, Ellen; Dieringer, Jürgen (Hrsg.): Die Genese einer Union der 27: die Europäische Union nach der Osterweiterung, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 418 S., ISBN: 978-3-531-15744-3 (Standort: UB Bielefeld(361)IE755G3U5S) INHALT: "Mit dem Beitritt der Staaten Mitteleuropas hat sich die Europäische Union heterogenisiert. Die unterschiedlichen Erfahrungshorizonte von Transformationsgesellschaften treffen auf gewachsene Politikverarbeitungsmuster im institutionellen Gefüge der Union. Die spezifischen Interessen der neuen Mitglieder beeinflussen, gepaart mit divergierenden Verwaltungskulturen, Inhalt und Form europäischer Politik. Dieses Buch untersucht die Veränderung der europäischen policies in der ersten Phase nach der Osterweiterung. Behandelt werden insbesondere redistributive und regulatorische Politiken sowie die intergouvernemental organisierte gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Jürgen Dieringer: Einführung: Probleme der Integration und Herausforderungen für das neue Europa (9-13); Martin Große Hüttmann: Vom Elefanten, den blinden Männern und der EU-Osterweiterung: neue Herausforderungen für die Integrationstheorien (17-35); Jürgen Dieringer, KaiSebastian Melzer, Micha Wirtz: Die Europäische Union nach der Osterweiterung: zur politisch-kulturellen und institutionellen Entwicklung (37-53); Ulrich Hufeld: Der staatliche Souveränitätsvorbehalt in der EU: Polen als Paradigma (55-81); Attila Agh: Completing EU membership in Central Europe: Lisbon strategy and the qualitative catching-up process (83-

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110); Roland Sturm: Wettbewerbspolitik: die Fortschritte ihrer Europäisierung (113-123); Klaus Beckmann: Tax competition strategies and Europe's fiscal constitution (125-138); Uwe Puetter: Regieren in der Eurozone und die wirtschaftspolitische Koordinierung in der erweiterten Union - die Bedeutung deliberativer Entscheidungsprozesse (139-155); Zoltan Pogatsa: Cohesion policy after 2007 (157-168); Zoltan Csealvay: Regionalpolitik am Wendepunkt Ungarn nach dem EU-Beitritt (169-191); Johannes Kleis: Perspektiven der europäischen Umweltpolitik nach der Osterweiterung (193-204); Markus M. Müller: Daseinsvorsorge und die EU: Anmerkungen zu einem alten Streit und jüngeren Entwicklungen (205-212); Andrej Stuchlik: Sozialpolitik in der erweiterten Europäischen Union (213-225); Petra Bendel: Die EU-Migrationspolitik: Exportschlager oder Neuorientierung? (227-242); Michaela Willen: Was kann die Offene Methode der Koordinierung im Bereich Alterssicherung leisten? (243262); Gisela Müller-Brandeck-Bocquet: Die Europäische Außenpolitik: Genese, Entwicklungsstand und Perspektiven (265-282); Margareta Mommsen: Die Europäisch-Russischen Beziehungen - eine Europäische Perspektive (283-297); Galina Michaleva: Die Europäische Union und die russländische Transformation - eine russische Perspektive (299-315); Ellen Bos: Die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Ukraine (317-330); Margarete Klein: Die Beziehungen der EU zum Kaukasus: neue Dynamik ohne Strategie (331-350); Antje Helmerich: Der westliche Balkan vor den Toren der Europäischen Union (351-377); Dieter Bingen: Polnische Europapolitik, polnische Nachbarschaftspolitik (381-396); Laszlo J. Kiss: Integration, Nation und Modernisierung Ungarns Außenpolitik am Anfang des 21. Jahrhunderts (397-418).

[8-L] Charrad, Kristina: Lobbying and European civil society: problems and perspectives of civil society actors from Visegrád countries, in: Matthias Freise (Hrsg.): European civil society on the road to success?, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 109-128 INHALT: "This contribution deals with the lobbying efforts of civil society actors from the Visegrád countries (the Czech Republic, Hungary, Poland and Slovakia), with regard to how the organisations from the new member states establish themselves and act on the European level and what challenges they face. Methodologically the contribution is based on qualitative interviews examining the attitudes and problems of lobbyists from these countries and a network analysis of the issue network on the Directive on services in order to determine the scope of integration of these actors into the decision-making process on the European level." (author's abstract)|

[9-L] Eyl-Mazzega, Marc-Antoine: The EU and its direct and indirect neighbours from the East: the balance of relations between France, Germany, Poland, Russia and Ukraine as the key to a common space of stability, prosperity and security, in: Dai Bingran (Hrsg.) ; Jian Junbo (Hrsg.): The enlarged European Union : prospects and implications, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S.191-212 INHALT: Der Verfasser untersucht die Dynamik und die Bedeutung der Beziehungen zwischen der EU und ihren Nachbarn und zeichnet die Herausforderungen nach, die mit dieser Nachbarschaft verbunden sind. Es wird argumentiert, dass es höchste Zeit für die EU ist, ihre Politik gegenüber Russland und der Ukraine radikal zu verändern. Diese Länder dürfen nicht ge-

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geneinander ausgespielt werden. Obwohl die EU eine Zone der Stabilität und des Wohlstands ist, ist sie gegen geopolitische Risiken und Drohungen, die von ihren Nachbarschaft ausgehen, nicht immun. Daher ist es im Interesse der EU, diese Beziehungen nicht situativ sondern auf stabiler Basis auf- und auszubauen. Nur unter dieser Bedingung können diese Beziehungen die Stabilität und Sicherheit gewährleisten. Es ist auch eine Aufgabe der Bürger der EU, sich an der Entwicklung der Beziehungen zu den Nachbarn zu beteiligen und dadurch das politische Projekt der EU in diesem internationalen Kontext mit zu entwickeln. Die Intensivierung der zwischenmenschlichen Kontakte auf europäischer Ebene kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. (ICF2)

[10-L] Filho, Walter Leal; Weresa, Marzenna (Hrsg.): Fostering innovation and knowledge transfer in European regions, Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 234 S., ISBN: 978-3-631-58195-7 INHALT: "This book provides an overview of the most important issues related to innovation and technology and knowledge transfer, drawing from a number of case studies from across Europe. This publication is part of the project 'The transfer of knowledge - the analysis of the science-business relationship for the Regional Innovation Strategy in Mazovia region' co-financed by the Polish government and the European Social Fund within the framework of the Action 2.6 - Regional. Innovation Strategies and the Transfer of Knowledge. Thanks to its scope and transnational dimension, this book will provide useful references and insights to national and international organisations working on innovation and, in particular, motivate them to intensify their efforts on innovation and technology and knowledge transfer." (author's abstract). Contents: Marzenna A. Weresa: Science and Business: Bonds That Bind (926); Elvira Uyarra: Learning Regions? Reflections on Regional Innovation Strategies Illustrated by the Castilla y León Region in Spain (27-48); Walter Leal Filho: Innovation Policy in Germany - Examples of the Policy Instruments that Support Industry-Science Relations and Commercialization of Knowledge Produced at Universities in the Region of Hamburg (4968); Andreas Bielig: Reform of Patenting University Inventions in Germany - Implications for the Innovation Transfer (69-86); Lynn M Martin: Supporting Industry-Science Relations Contexts and Good Practices from the UK, with a Focus on the West Midlands (87-108); Annamária Inzelt, László Csonka: Strengthening and Upgrading Regional Knowledge Capabilities in Hungary (109-132); Anna Kaderabkova: Supporting Industry-Science Relations in European Regions - The Case of the Czech Republic (133-172); Marta Mackiewicz: Innovative Potential of the Polish Regions - Measuring Innovation in a Regional Economy (173-186); Marta Mackiewicz, Marcin Gomulka: Activities of Spin-off Companies - A Case of Mazovia Region in Poland (187-206); Beata Michorowska: Technology Transfer Centres in Mazovia Region as Institutions Supporting Transfer of Knowledge (207-226).

[11-L] Hamilton, Daniel S.: Unsettled: the new Eastern Europe and the West after the Russian-Georgian conflict, in: WeltTrends : Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 16/2008, Nr. 63, S. 83-91 (Standort: UuStB Köln (38)-LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Der Kaukasuskrieg ist Teil einer russischen Außenpolitik, welche die aktuellen geopolitischen Gegebenheiten nicht anerkennt. Russland will seinen Einflussbereich ausweiten

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und Georgien spielt hierbei eine energiepolitische Schlüsselrolle. Der Autor fordert eine gemeinsame Strategie westlicher Staaten, die ein Gegengewicht zu Russlands machtpolitischen Bestrebungen bildet." (Autorenreferat)

[12-L] Hammer, Erika; Kupa, Laszlo (Hrsg.): Ethno-kulturelle Begegnungen in Mittel- und Osteuropa, (Socialia : Studienreihe Soziologische Forschungsergebnisse, Bd. 94), Hamburg: Kovac 2008, 259 S., ISBN: 978-3-83003434-6 INHALT: "Der vorliegende Band gibt eine Kostprobe der Forschungsergebnisse einer Werkstatt für Minderheitenforschung. Die jedes Jahr stattfindenden interdisziplinären Konferenzen legen den Akzent immer wieder auf die Region Mitteleuropa als verbindendes Gebiet zwischen den vier Himmelsrichtungen, die Europa als Raum aufteilen und Gegenden des Kontinents kategorisieren. Gesucht wird hier nicht zuletzt der Ort Ungarns und des für Ungarn so wichtigen sogenannten Karpatenbeckens. Dieser Raum ist sowohl geographisch als auch ideengeschichtlich schwer abzugrenzen, da das Territorium von Demarkations- und Identitätsproblemen gebrandmarkt ist. Zentrales Element der Fragestellung ist der Topos der Grenze, dem in den Untersuchungen eine gewichtige Rolle zukommt. Die Region an der Schnittstelle von christlich-okzidentaler Kultur, östlichem Christentum und Islam ist durch eine Überlagerung markiert. Das Gebiet, oft auch als Tor des Balkans definiert, ist der Ort diverser Klassifikationen und Zuschreibungen, die das Zusammenspiel und die gegenseitige Beeinflussung von Kulturen, Traditionen, Identitäten und Interessen zu bändigen suchen, daran jedoch scheitern. Statt Trennungen versuchen die Herausgeber, in diesem Buch Kontakte zu beschwören, und die ethno-kulturelle Annäherung, die Akzentuierung von Begegnungen ist auch als ein Plädoyer zu verstehen dafür, den Anderen in seinem Anders-Sein zu akzeptieren und Toleranz zu fördern durch Öffnung und gegenseitiges Kennenlernen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Tamas Barcsi: Human Dignity Problems in the Beginning of the 21st Century (920); Silvia Nagy-Zekmi: The Border: a Space of Shifting Identities (21-26); Erika Hammer: Balkan-Puzzle. Balkan-Bilder, virtuelle Räume, Migration und hybride Identitäten bei Terezia Mora und Saga Stanigi (27-40); Jozsef Toth: Regionen und Staatsgrenzen im Karpatenbecken (41-52); Gyula Horvath: Das Karpatenbecken - Eine Europäische Makroregion (53-68); Zoltan Hajdu: The historic and politico-geographical problems of Central Europe's ethnic regions (69-76); Lajos Balint: Geographical mortality pattern in Hungary after the Millennium (77-88); Mariann Nagy: Die Agrargesellschaft der Nationalitätenregionen Ungarns zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts (89-100); Laszlo Kupa: The first German Resettlement in Szatmär County (101-118); Zsuzsa Gerner: Über objektive und subjektive Determinanten des Sprachwandels in den deutschen Sprachinseln Ungarns in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (119-130); Eszter Bucher, Gabor Pirisi, Peter Remenyi: Der Einfluss der Ungarndeutschen auf die gesellschaftlich-wirtschaftliche Entwicklung Ungarns in der Region Südtransdanubien (131-146); Gabor Baranyai, Jozsef Toth: Nationalitätenunterricht im Komitat Branau (Baranya)(147-156); Margit Molnar: The cultural heritage of the Pecs University National Minority Institution (157-164); Agnes Pal: A Population Geographical Study of Hungarian Ethnic Minorities in the Danube-Körös-Maros-Tisza Euroregion (165-172); Kinga Lampek, Maria Törocsik: Health and the Hungarian Roma adult population - based an research into the consumer behaviour of the minority (173-190); Attila Kovacs: Die Minderheiten in Slowenien an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert (In besonderer Hinsicht auf die statistischen Daten der ungarischen und italienischen Minderheiten, sowie der Volksgruppe der

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Roma) (191-198); Norbert Pap, Andor Vegh: Minderheit-Mehrheit-Mutternation-Verhältnisse im Westbalkan - Raum (199-214); Erno Barics: The evolution of the position of the mothertongue and the development of identity awareness in the Croatian national minority in SouthWest Hungary in the second half of the 20th century (215-224); Arpad Hornyak: Kontroversen in Bezug auf die in Jugoslawien lebende ungarische Minderheit in der ungarischen Außenpolitik um 1920 (225-232); Iren Gabrity Molnar: Higher educational chances in Vojvodina - ethnical research (233-246); Laszlo Kupa: A Bosnian Landscape - Painted with a Hungarian Brush. Religious and Educational History in Jänos Asböth's Travelogue (247-259).

[13-F] Kahancová, Marta (Bearbeitung): Akteure im europäischen Kapitalismus: wirtschaftliches Handeln und soziale Einbettung multinationaler Konzerne INHALT: Wie wichtig sind multinationale Konzerne für die Gestaltung des Kapitalismus in West- und Osteuropa? Multinationale Unternehmen gehören zu den mächtigsten Wirtschaftsakteuren, weil sie wählen können, ob sie sich den institutionellen Gegebenheiten in ihren Gastgeberländern anpassen oder sie umgehen. Aus Perspektive der Vergleichenden Kapitalismusforschung dulden Firmen lokale Bedingungen, wenn rationale Gründe dafür vorliegen. Die Sichtweise des neuen soziologischen Institutionalismus legt dagegen nahe, dass institutionelle Zwänge normativen Druck auf das rationale Verhalten von Akteuren ausüben. Dieses Projekt untersucht die Kompatibilität und Interaktion zwischen dem von wirtschaftlichen Interessen geleitetem Verhalten multinationaler Konzerne und den Institutionen zur Regulierung von Arbeitsbedingungen. Ziel des Projektes ist es, anhand qualitativer Vergleichsdaten aus west- und osteuropäischen Niederlassungen großer Konzerne folgende Fragen zu beantworten: Wie interagiert das Firmenverhalten mit den sozio-institutionellen Bedingungen? Was sind die Folgen dieser Interaktion für lokale Akteure wie Angestellte und Gewerkschaften? Wie beeinflussen nichtwirtschaftliche Faktoren, wie Unternehmensleitlinien, Vertrauen, Machtverhältnisse und soziale Interaktionen mit Ortsansässigen, das Gewinnstreben der Unternehmen? ART: BEGINN: 2007-10 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (Paulstr. 3, 50676 Köln) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[14-F] Kuitto, Kati, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Jahn, Detlef, Prof.Dr. (Leitung): Wohlfahrtsstaatliche Politik im erweiterten Europa. Eine Untersuchung der Entwicklungstendenzen wohlfahrtsstaatlicher Arrangements in West- und Osteuropa INHALT: Europäische Wohlfahrtsstaaten sehen sich seit Jahren mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Wachsender Wettbewerbsdruck als Folge wirtschaftlicher Globalisierung, demographischer und wirtschaftsstruktureller Wandel, Austerität der Sozialversicherungssysteme sowie wachsenden Interdependenzen zwischen west- und osteuropäischen Staaten durch die Integration der postkommunistischen Staaten, deren Wohlfahrtsstaatlichkeit im Rahmen der wirtschaftlichen und politischen Transformation gänzlich zur Revision stand, haben Forscher und Entscheidungsträger befürchten lassen, dass eine Konvergenz von europäischer Wohlfahrtsstaatlichkeit auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hin (race to the bottom) statt-

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finden wird. Doch lässt sich dieser Trend empirisch bestätigen? Wohin geht die Wohlfahrtsstaatlichkeit im erweiterten Europa? Das Ziel des Projektes ist es, erstens die wohlfahrtsstaatlichen Politikmuster sowie ihren Wandel und mögliche Konvergenz-/ Divergenztendenzen in 29 west- und mittelosteuropäischen Staaten im Zeitraum von 1995 bis 2006 zu identifizieren. Zweitens soll empirisch getestet werden, welchen Einfluss internationale Faktoren, die unter den Stichworten Globalisierung und Europäisierung summiert werden können, unter Berücksichtigung zentraler nationalstaatlicher Faktoren auf die wohlfahrtsstaatliche Politik im erweiterten Europa ausüben. Damit trägt das Projekt dazu bei, unsere wissenschaftlichen Kenntnisse über die Entwicklung der Wohlfahrtsstaatlichkeit im gesamten Europa unter Berücksichtigung der postkommunistischen Staaten zu vertiefen und den Forschungsstand der empirisch vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung auf die mittelosteuropäischen Staaten zu erweitern. ZEITRAUM: 1995-2006 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa (29 Länder) METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt; gepoolte Zeitreihenanalyse DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten. ART: BEGINN: 2009-03 ENDE: 2011-02 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Greifswald, Philosophische Fakultät, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre (Baderstr. 6-7, 17489 Greifswald) KONTAKT: Kuitto, Kati (Tel. 03834-863156, e-mail: [email protected])

[15-L] Kunze, Cornelie; Lenk, Thomas (Hrsg.): Die Arbeitsmärkte in der erweiterten Europäischen Union, (Transformation : Leipziger Beiträge zu Wirtschaft und Gesellschaft, Nr. 24), (21. Leipziger Weltwirtschaftsseminar, 2007), Leipzig: Leipziger Univ.-Verl. 2008, 158 S., ISBN: 978-3-86583-297-9 INHALT: "Ziel des ZIW ist die Förderung der interdisziplinären Forschung an der Universität Leipzig zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas im Rahmen des Europäischen Integrationsprozesses und der Globalisierung. Forschungsschwerpunkte sind: Die wirtschaftliche Transformation und der wirtschaftliche Aufholprozess der Region und deren gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die EU-Strukturpolitik und die soziale Kohäsion, monetäre und finanzpolitische Fragestellungen der EU-Osterweiterung, die Erweiterung und Vertiefung der Europäischen Union sowie die Beziehungen der MOE-Länder zu ihren östlichen Nachbarn. Das ZIW untersucht außerdem die wirtschaftliche Kooperation von Unternehmen aus Deutschland, insbesondere der Region Leipzig bzw. des Landes Sachsen, mit Unternehmen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Die Forschungen basieren auf der multi- und interdisziplinären Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der verschiedenen Fakultäten der Universität Leipzig und anderer Einrichtungen der Region, die vom ZIW organisiert und koordiniert wird. Besonderes Anliegen ist eine enge und projektbezogene Kooperation mit Wissenschaftlern und Institutionen aus den mittel- und osteuropäischen Ländern." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rolf Hasse: Die Beschleunigung des Aufholprozesses der mittel- und osteuropäischen Länder durch Strategiewandel (13-16); Romy Kohlmann: Entwicklungen und Tendenzen in den Forschungs- und Entwicklungssystemen in Mittel- und Osteuropa (17-32); Michael Thiel: Globalisierung, EU-Osterweiterung und Arbeitsmärkte in den EU 15 (33-48); Dierk Hirschel: Lohnentwicklung und Lohnpolitik in Deutschland (49-64); Matthew Allen: Migration and the Free Movement of Labour within the EU: The UK Model (65-82); Agnieszka Furmanska-Maruszak: Labour costs versus labour

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market development in Poland in the context of globalisation (83-98); Tomasz Budnikowski: Arbeitsmigration und ihre Auswirkungen auf die polnische Wirtschaft (99-116); Raul Eamets, Kristjan-Olari Leping, Jüri Sepp: Arbeitsmigration und Arbeitsplatzverlagerung aus Estland (117-136); Werner Sesselmeier, Gabriele Somaggio: Die Arbeitsmärkte der neuen Mitgliedstaaten im Spannungsfeld von EWU-Beitritt und Transformationsprozess (137-150).

[16-F] Lindner, Katja, Dipl.-Soz. (Bearbeitung): "Bruchzonen der Globalisierung" - zur Konkurrenz von nordafrikanischen und osteuropäischen Arbeitsmigranten in der südspanischen Bewässerungslandwirtschaft (Arbeitstitel) INHALT: Transnationale Migrantennetzwerke treten als zentraler Untersuchungsgegenstand der gegenwärtigen Migrationsforschung zu tage. Diese Netzwerke sind von zentraler Bedeutung für das Aufrechterhalten der internationalen Migrationsbewegungen und sie entziehen sich teilweise nationalstaatlicher Einwanderungspolitik. In der geplanten Arbeit soll untersucht werden, inwieweit die Bildung von Netzwerken die traditionellen Raumstrukturen und Raumvorstellungen im Sinne von "territorial fixierten Containergesellschaften" aufbricht. Inwieweit kommt es durch Netzwerkbildung von Arbeitsmigranten, die in der südspanischen Landwirtschaft beschäftigt sind, zur Herausbildung so genannter transnationaler sozialer Räume? Lässt sich das Aufeinandertreffen mehrerer solcher - meist ethnisch homogen organisierter Netzwerke (im Kontext von Konkurrenz und selektiven Migrationspolitiken) als eine Bruchzone der Globalisierung beschreiben? GEOGRAPHISCHER RAUM: Südspanien ART: BEGINN: 2006-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistesund Sozialwissenschaften (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig); Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[17-L] Marchetti, Andreas: Consolidation in times of crisis?: the setup of the European neighbourhood policy and its challenges, in: Laure Delcour (Hrsg.) ; Elsa Tulmets (Hrsg.): Pioneer Europe? : testing EU foreign policy in the neighbourhood, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 21-34 INHALT: Neue europäische Nachbarschafts- oder Integrationspolitik ist bereits seit dem Ende des Kalten Krieges entwickelt worden. Mit der Realisierung der historischen EU-Erweiterung in den Jahren 2004 und 2006, sind die Bemühungen um Integrationspolitik in einem kohärenten Integrationsprogramm, der European Neighbourhood Policy, zusammengefasst worden. Aufgrund der unterschiedlichen Interessenlagen umfasst das Programm sowohl inklusive als auch exklusive Elemente und führt deshalb selbst zu Spannungen innerhalb der Integrationspolitik. Im Hinblick auf die allgemeine Neigung der EU-Mitglieder, eher nationale Interessen als die Interessen der europäischen Nachbarn zu berücksichtigen, läuft das Programm Gefahr, weniger als Politik zur Förderung der Partnerschaft, sondern eher als Marker für die Trennlinien zwischen den Staaten wahrgenommen zu werden. Der Beitrag diskutiert die Einführung des Programms, den bisherigen Verlauf und gibt eine Einschätzung des zu erwartenden Erfolgs. (ICB)

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[18-F] Müller, Kristine (Bearbeitung); Bürkner, Hans-Joachim, Prof.Dr. (Betreuung): Inklusion trotz Exklusion? Grenzüberschreitende Aktivitäten an der Außengrenze der Europäischen Union INHALT: Im Rahmen dieser Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie verschiedene Akteure in unterschiedlichen lokalen Kontexten für sich Handlungsräume entlang der EU-Außengrenze konstruieren und wie somit die einheitliche (politische) EU-Außengrenze in den diversen lokalen Kontexten umgesetzt wird. Im Zuge dieser Nachforschungen soll ebenfalls diskutiert werden, ob (wie?) dabei der (sozial-)räumlichen Abschottung der EU durch eine streng kontrollierte Außengrenze und der damit verbundenen sozialen Exklusion ein Moment der Inklusion auf kleinräumiger Ebene entgegengesetzt wird. ZEITRAUM: 2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Abschnitte an den Grenzen von Finnland/ Russland, und Polen/ Ukraine METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (Dokumente zum Aufbau des Grenzregimes der EU-Außengrenze). Gruppendiskussion (Gruppen von KleinhändlerInnen; KleinunternehmerInnen). Qualitatives Interview (Experteninterviews mit Akteuren). Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts VERÖFFENTLICHUNGEN: Müller, Kristine: Gleich und doch nicht gleich. Lokale Kontextbedingungen grenzüberschreitender Wirtschaftsaktivitäten von Kleinunternehmern an der EUAußengrenze. in: Forschungsstelle Osteuropa: Modernisierung in Ost- und Ostmitteleuropa? Dynamiken innerstaatlichen und internationalen Wandels: Beiträge für die 16. Tagung junger Osteuropa-Experten (Arbeitspapiere und Materialien, Nr. 98). Bremen: Forschungsstelle Osteuropa 2008, S.69-75. ART: BEGINN: 2007-07 ENDE: 2010-05 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung e.V. -IRS- (Flakenstr. 28-31, 15537 Erkner) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 03362-793157, e-mail: [email protected])

[19-F] Nicht, Jörg, M.A. (Bearbeitung); Ramseger, Jörg, Prof.Dr. (Betreuung): Fremdheit in Schulklassen. Soziale Beziehungen von Schülerinnen und Schülern in zweisprachigen Schulprojekten in europäischen Grenzregionen INHALT: In den sächsischen Städten Görlitz und Pirna sind seit 1998 Schulen entstanden, in denen deutsche und polnische bzw. deutsche und tschechische Kinder und Jugendliche gemeinsam unterrichtet werden. Die geplante Dissertation fokussiert darauf, welche sozialen Beziehungen sich in diesen zweisprachigen Schulprojekten entwickelt haben. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, wie die Beziehungsqualität zwischen den SchülerInnen pädagogisch und didaktisch von LehrerInnen beeinflusst wird. GEOGRAPHISCHER RAUM: Sachsen, Görlitz, Pirna METHODE: Mit Hilfe der quantitativen Untersuchung soll sowohl eine Analyse des Umfangs und der Intensität der sozialen Beziehungen der SchülerInnen gewonnen als auch eine Erklärung für diese Beziehungen geliefert werden. Insbesondere soziometrische Verfahren werden hierbei angewendet. Während mit dem quantitativen Teil die Beziehungsqualität analysiert werden soll, besteht das Ziel der qualitativen Untersuchung darin, weitere Dimensionen zu ermitteln, die - aus der Sicht der Akteure - zur jeweiligen Beziehung geführt haben. Quantitativen und qualitativen Teil eint das gemeinsame Interesse an der Qualität sozialer Beziehungen, wobei die mit quantitativen Methoden gewonnenen Erkenntnisse mit Hilfe qualitativer Me-

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thoden vertieft und erweitert werden. Die Untersuchungsschritte sind miteinander inhaltlich wie methodisch verschränkt (Triangulation). Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 160; SchülerInnen bilingualer und binationaler Schulklassen sowie aus Kontrollklassen; Auswahlverfahren: total). Gruppendiskussion (Stichprobe: 15; theoriegeleitete Auswahl nach Analyse der Fragebogendaten; Auswahlverfahren: Quota). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Nicht, Jörg: Schulentwicklung an der Grenze. Regionale Anpassungsprobleme im sächsischen Schulsystem. in: Berliner Debatte Initial (ISSN 0863-4564), Jg. 16, 2005, H. 4, S. 41-52. ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Erziehungswissenschaft Arbeitsstelle Bildungsforschung Primarstufe -ABP(Habelschwerter Allee 45, 14195 Berlin) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-838-56333, e-mail: [email protected])

[20-F] Nuenlist, Christian, Dr.des.; Kreiner, Sonja; Locher, Anna, Dr.des.; Holderegger, Thomas; Niedermann, Leo, M.A.; Popp, Roland, M.A.; Goldberg, Shayna, M.Sc. (Bearbeitung); Spillmann, Kurt R., Prof.Dr.; Wenger, Andreas, Prof.Dr. (Leitung): Parallel History Project on Cooperative Security (PHP) INHALT: Dank der Eröffnung des NATO-Archives in Brüssel im Jahre 1999 und der zunehmenden Zugänglichkeit von Dokumenten des Warschauer Paktes in Archiven ehemaliger Ostblockstaaten ist es erstmals möglich geworden, mithilfe von Primärquellen die gegenseitige Bedrohungswahrnehmung und die daraus resultierenden Kriegspläne der beiden Allianzen zu dokumentieren. Das "Parallel History Project on Cooperative Security" (ehemals Parallel History Project on NATO and the Warsaw Pact), PHP, zielt darauf ab, diese Originaldokumente in Archiven der NATO, ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten und Nationalarchiven in Europa und Nordamerika zu lokalisieren, zu evaluieren, zu übersetzen und in Publikationen zu verarbeiten. Seit 2007 hat das Projekt seinen Fokus geografisch und konzeptionell erweitert. Neu Forschungsschwerpunkte sind der globale Kalte Krieg sowie Modelle kooperativer Sicherheit in verschiedenen Weltgegenden. Kern des Projektes bleiben vormals unzugängliche Dokumente, die in thematischen Sammlungen veröffentlicht werden. Das PHP arbeitet mit Historikern, Archivarinnen und Regierungsbeamten in den jeweiligen Ländern zusammen, um die relevanten Dokumente zu identifizieren und - wo nötig - ihre Deklassifizierung zu erreichen. Sie helfen dabei, die wichtigsten Dokumente auszuwählen und zu beschreiben. Weil sehr viele dieser Dokumente in Russisch, Deutsch, Polnisch, Tschechisch, Ungarisch, Rumänisch oder Bulgarisch vorliegen, übersetzt das Projekt Schlüsseldokumente ins Englische. Ausgewählte Dokumente und Forschungsresultate werden auf dem Internet unter www.php.isn.ethz.ch, an Konferenzen und in wissenschaftlichen Studien veröffentlicht; sie ermöglichen der interessierten Öffentlichkeit ein vertiefteres Verständnis der Geschichte des Kalten Krieges und bieten Spezialisten in den Fachbereichen Geschichte und Politikwissenschaften neue Forschungsperspektiven. Das Projekt wird gemeinsam durchgeführt von der Forschungsstelle für Sicherheitspolitik der ETH Zürich, dem National Security Archive in Washington, D.C., dem Institut für Strategie und Sicherheitspolitik der Österreichischen Landesverteidigungsakademie in Wien, dem Centro Interuniversitario "Machiavelli" per lo studio dei conflitti strutturali della guerra fredda in Florenz, dem norwegischen Institutt for forsvarsstu-

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dier in Oslo, dem dänischen Institut for Internationale Studier, dem Genfer Graduate Institute und der University of Aberystwyth, Wales. PHP arbeitet eng zusammen mit zahlreichen assoziierten Partnern, darunter das Cold War International History Project (CWIHP) in Washington, D.C., sowie Institutionen und Forschende in ganz Europa, den USA, Asien und Lateinamerika. Weitere interessierte Institute und Archive sind eingeladen, zum Projekt dazuzustoßen. Weitere Informationen unter: www.php.isn.ethz.ch/ . ZEITRAUM: 1949-1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, transatlantischer Raum, Asien, Lateinamerika VERÖFFENTLICHUNGEN: Mastny, Vojtech; Byrne, Malcolm (eds): A cardboard castle: an inside history of the Warsaw Pact, 1955-91. Budapest: CEU Press 2005.+++Mastny, Vojtech; Holtsmark, Sven G.; Wenger, Andreas (eds): Alliances and war plans. London: Routledge 2006.+++Wenger, Andreas; Nuenlist, Christian; Locher, Anna (eds.): Transforming NATO in the Cold War. London: Routledge 2007.+++S.a. www.php.isn.ethz.ch/publications/ . ART: BEGINN: 1998-12 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Département Geistes-, Sozialund Staatswissenschaften, Center for Security Studies -CSS- (Seilergraben 45-49, 8092 Zürich, Schweiz); Landesverteidigungsakademie Institut für Strategie und Sicherheitspolitik (Mariahilferstr. 58-62, 1070 Wien, Österreich); Université de Genève, Graduate Institute of International and Development Studies (Rue de Lausanne 132, 1211 Genève, Schweiz) KONTAKT: Wenger, Andreas (Prof.Dr. e-mail: [email protected])

[21-F] Odziemczyk, Angelika Joanna, Dipl.-Kulturw. (Bearbeitung): Netzwerkkultur: eine kulturtheoretische Erklärung grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion INHALT: Ausgehend von einem qualitativen Defizit der Praxis grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion und dem Fehlen theoretisch fundierter Studien, die zum Verstehen der prozessualen Logik der sozialen Reproduktion grenzüberschreitender Praxisfelder beitragen, wurde in der Arbeit die Frage des Gelingens grenzüberschreitender Vernetzung untersucht. Mit dem Analysekonzept der Netzwerkkultur wurde eine theoretisch fundierte Heuristik entwickelt, die unterschiedliche Argumente aus der praxistheoretisch orientierten Netzwerk- und Kulturforschung miteinander verknüpft und damit eine dichte Neubeschreibung grenzüberschreitender Vernetzungsprozesse aus der kulturtheoretischen Perspektive ermöglicht. Im Rahmen zweier qualitativer Fallstudien trilateraler Projektnetzwerke aus der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzregion konnte der heuristische Mehrwert der entwickelten theoretischen Rahmung einer empirischen Validierung unterzogen und die untersuchten Vernetzungsprozesse im Hinblick auf ihr Gelingen bzw. Misslingen dicht erklärt werden. Vor dem Hintergrund der empirischen Befunde lässt sich festhalten, dass erfolgreiche grenzüberschreitende Vernetzung der Logik einer transkulturellen Praxis folgen muss. Diese ist in der Lage, die unterschiedlichen kulturellen Deutungs- und Handlungsmuster in Rahmen einer grenzüberschreitenden Interaktionsroutine so miteinander zu verknüpfen, dass sozial erwartbare und einsichtige Beziehungen trotz fortbestehender kultureller Unterschiede entstehen können. ZEITRAUM: Dezember 2005 bis März 2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Euroregion Neiße, Dreiländereck Bundesrepublik Deutschland-Polen-Tschechien, Grenzregion METHODE: Grenzüberschreitende Vernetzung wird in der Arbeit vor dem Hintergrund der Theorie der Strukturierung von Anthony Giddens als aktive prozessuale Vernetzungspraxis

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aufgefasst, die von kompetenten Akteuren in spezifischen Grenzraumkontexten gestaltet wird. Vernetzungspraktiken sind dabei alle Formen von Projektaktivitäten, die die individuellen und kollektiven Akteure aus den benachbarten Grenzregionen in regelmäßige Interaktionskontexte einbinden und ihr Handeln in einem koordinierten, systemischen Beziehungszusammenhang organisieren. Erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit liegt vor dem Hintergrund der getroffenen Annahmen dann vor, wenn es den Akteuren gelingt, ihr Handeln so miteinander zu koordinieren, dass eine repetitive, regelhafte, organisierte soziale Praxis grenzüberschreitender Zusammenarbeit etabliert wird und grenzüberschreitende Beziehungsstrukturen von einer gewissen Dauerhaftigkeit, z.B. in Form interorganisationaler Projektnetzwerke, entstehen. Bei diesen Prozessen wird den sozialen Akteuren aus den Grenzregionen eine aktive Rolle zugeschrieben: Sie sind keine Opfer struktureller Zwänge sondern kompetente Agenten, die in der Lage sind, ihr Handeln reflexiv zu steuern und trotz Heterogenität grenzüberschreitender Handlungsfelder eine Anschlussfähigkeit grenzüberschreitender Projektpraxis herzustellen. Das Gelingen von Koordination in und von grenzüberschreitenden Projektnetzwerken so die weitere Argumentation hängt nicht allein von den einzelnen Beziehungsqualitäten wie Vertrauen, Verlässlichkeit oder rechtliche Grundlage ab, sondern wird maßgeblich durch die Ausgestaltung der Dauerhaftigkeit des gesamten Beziehungszusammenhangs im Projekt beeinflusst. In dieser Annahme kommen Postulate der strukturierungstheoretisch informierten Netzwerktheorie zum Tragen. Diese begreift, die Vernetzung als Medium und Resultat der Praxis kompetenter Netzwerkakteure, welche ihr Handeln dominant unter Rekurs auf den Beziehungszusammenhang koordinieren. Die zentrale These der Arbeit betont schließlich, dass Koordination in und von grenzüberschreitenden Projektnetzwerken primär ein Problem der Herstellung von Kulturalität darstellt. Für das Gelingen der Koordination vernetzter Beziehungszusammenhänge kommt es dabei nicht auf gleiche Werte, Normen oder Interessen an, sondern auf die sinnhafte Integration von Heterogenität des Netzwerkalltags im Rahmen einer kulturellen Wirklichkeitskonstruktion, die kollektives Netzwerkwissen bereitstellt und unterschiedliche kulturelle Logiken in einer transkulturellen Praxis miteinander vernetzt. Um das Gelingen einer dauerhaften Strukturierung grenzüberschreitender Interaktionen und Beziehungen zu erklären, wurde das Konzept der Netzwerkkultur als spezifischer Analysefokus entwickelt, der die theoretischen Argumente im Sinne einer Heuristik miteinander verknüpft und das Gelingen grenzüberschreitender Vernetzung einer qualitativen empirischen Rekonstruktion zugänglich macht. Im Hinblick auf das methodische Vorgehen wurde ein verstehender Zugang zum Phänomen grenzüberschreitender Zusammenarbeit in interorganisationalen Projektnetzwerken gesucht, der eine ganzheitliche Analyse grenzüberschreitender Vernetzungsprozesse ermöglicht und eine adäquate Forschungsstrategie bietet. Dieses Design ermöglichte die Untersuchung der Frage nach dem 'Wie' der dauerhaften Reproduktion vernetzter Beziehungszusammenhänge vor dem Hintergrund des Wissens der beteiligten Akteure. Die empirische Forschung wurde im qualitativen Fallstudiedesign durchgeführt. Für die Wahl relevanter Untersuchungseinheiten wurde ein zweistufiges Sampling-Modell entwickelt, in dessen Rahmen die Grundgesamtheit definiert und zwei Fallbeispiele grenzüberschreitender Projektnetzwerke bestimmt wurden. Es wurde ein Kernfall für die Analyse bestimmt, der idealtypisch für den Untersuchungskontext grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der Untersuchungsregion war. Diesem wurde ein Kontrastfall gegenübergestellt, der sich als realtypisches Beispiel für die Anwendung der Kontra stierungstechnik im Rahmen eines Fallvergleichs gut eignete. Die Untersuchung des Kernfalls erfolgte im Rahmen teilnehmender Beobachtungen, qualitativer Interviews und Dokumentanalysen, was eine Methoden-Triangulation ermöglichte. Die Rekonstruktion des Kontrastfalls basierte auf Daten aus qualitativen Interviews. Schriftliche Daten wurden mithilfe computergestützter Analy-

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severfahren bearbeitet und fallorientiert sowie fallvergleichend analysiert. Dies erfolgte in Anlehnung an das Verfahren der strukturierten inhaltsanalytischen Zusammenfassung. Für die Darstellung der Analyseergebnisse wurde ein stark datenorientiertes Vorgehen gewählt. Untersuchungsdesign: qualitative Fallstudien DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend. Qualitatives Interview (Stichprobe: 26). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2004-03 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Internationales Hochschulinstitut Zittau, Lehrstuhl für Sozialwissenschaften (Markt 23, 02763 Zittau) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 03583-61-2739, e-mail: [email protected])

[22-F] Oppeln, Sabine von, Dr.; Sprungk, Carina, Dr.des. (Leitung): Umwelt- und Sozialpolitik in alten und neuen Mitgliedstaaten in der EU - neue Regulierungsformen im Politik- und Ländervergleich INHALT: Spätestens mit der Veröffentlichung des Weißbuchs Europäisches Regieren im Jahre 2001 hat die Europäische Union (EU) die Nutzung neuer Formen politischer Steuerung als Alternative zu den herkömmlichen hierarchischen Formen der Regulierung propagiert. Gefolgt von dem im Jahre 2002 veröffentlichten Aktionsplan zur "Vereinfachung und Verbesserung des Regelungsumfelds" wurde hier insbesondere die Einbindung nichtstaatlicher Akteure in den Prozess europäischer Politikformulierung in Formen von Ko-Regulierung, Selbstregulierung oder "regulierter Selbstregulierung" vorgesehen. Während diese neuen Steuerungsformen zunächst für die Politikformulierung auf EU-Ebene angedacht wurden, hat die EU mit der Methode der Offenen Koordinierung die Nutzung neuer Steuerungsformen auch durch die Mitgliedstaaten selbst und in Feldern, in denen sie keine (ausreichende) Kompetenz zur Politikformulierung besitzt, propagiert. Das gleiche gilt jedoch auch für Fälle, in denen die EU über Regelungskompetenzen verfügt. So hat die Europäische Kommission bereits Mitte der 1990er Jahre im Bereich der Umweltpolitik die Nutzung freiwilliger Vereinbarungen zwischen Industrie und nationalen Regierungen angeregt. Das Forschungsvorhaben setzt es sich zum Ziel, die Umsetzung dieser neuen "weichen" Formen des Regierens im Europäischen Mehrebenensystem zu untersuchen. Gefragt werden soll nach den Faktoren, die die Anwendung neuer Steuerungsformen, die Kooperation staatlicher und nichtstaatlicher Akteure und die Selbstregulierung durch zivilgesellschaftliche Akteure begünstigen. Dieser Frage soll auf der Basis eines Vergleichs der Umsetzung der von der EU propagierten neuen Formen politischer Steuerung in ausgewählten Mitgliedstaaten der Union (voraussichtlich Deutschland, Frankreich und Polen) und in ausgewählten Politikfeldern (Umwelt- und Sozialpolitik) nachgegangen werden. Konkret wird das Vorhaben von drei Fragestellungen geleitet. Zunächst wird aus der Perspektive des Ländervergleichs gefragt, inwieweit und in welcher Weise die Umsetzung neuer Steuerungsformen durch staatliche und nichtstaatliche Akteure auf nationaler Ebene durch die Spezifika (institutionelle-administrative Strukturen, Werte, Grundorientierungen und Politikstile der handelnden Akteure) der jeweils vorherrschenden Politikmodelle gefördert oder behindert wird. Des Weiteren beschäftigt sich der Politikfeldvergleich mit der Frage, inwieweit sich Unterschiede im Integrationsgrad der einzelnen Politikfelder und in der Gewichtung regulativer und redistributiver Steuerungsstrategien auf die Umsetzung neuer Steuerungsformen in den Mitgliedstaaten auswirken. Letztlich wird auch die diachrone Vergleichsperspektive in den Blick genommen und gefragt, inwieweit im Zeitverlauf von der na-

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tionalen Ebene neue Anstöße zu einer Weiterentwicklung neuer Steuerungsformen auf europäischer Ebene ausgehen. GEOGRAPHISCHER RAUM: ausgewählte Mitgliedstaaten der Union (vorauss. Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Polen ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Anschubförderung durch die Forschungskommission der FU Berlin INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Internationale Politik und Regionalstudien Arbeitsstelle Europäische Integration (Ihnestr. 22, 14195 Berlin) KONTAKT: Oppeln, Sabine von (Dr. Tel. 030-838-55016, Fax: 030-838-55049, e-mail: [email protected])

[23-F] Pohl, Carsten, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Thum, Marcel, Prof.Dr. (Leitung): Migration in der erweiterten Europäischen Union INHALT: In seinem letzten Jahresgutachten weist der Sachverständigenrat für Zuwanderung und Migration darauf hin, dass einige Wirtschaftszweige in Deutschland bereits heute einen Engpass bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal spüren. Dieses Problem wird sich aufgrund der verstärkten Nachfrage nach gut ausgebildeten Mitarbeitern - infolge des technologischen Fortschritts - und dem demographischen Wandel verschärfen. Die Zuwanderung aus dem Ausland stellt eine Stellschraube dar, um die sich abzeichnenden Herausforderungen zu bewältigen. Es ist allerdings nicht nur erforderlich, dass es zu Zuwanderungen von gut ausgebildeten Migranten kommt, sondern auch, dass diese erfolgreich in Arbeitsmarkt und Gesellschaft integriert werden. Da die Mehrheit der EU-Mitgliedsländer vor ähnlichen Herausforderungen steht, wird sich der Wettbewerb um die hoch qualifizierten Arbeitnehmer verschärfen. In diesem Zusammenhang werden sowohl die Attraktivität Deutschlands als Einwanderungsland als auch die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt untersucht. ZEITRAUM: seit 1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: EU, Bundesrepublik Deutschland, mittel- und osteuropäische Länder, Polen, Tschechien, Sachsen ART: BEGINN: 2002-04 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Niederlassung Dresden (Einsteinstr. 3, 01069 Dresden) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0351-26476-24, e-mail: [email protected])

[24-L] Rothholz, Walter; Berglund, Sten (Hrsg.): Vom Symbol zur Realität: Studien zur politischen Kultur des Ostseeraums und des östlichen Europas, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl. 2008, 400 S., ISBN: 978-3-8305-1548-7 (Standort: UB Bamberg(473)-31MG80086WX49765) INHALT: "Der Ostseeraum und der Osten Europas insgesamt kann als Laboratorium eines zukünftigen Europas betrachtet werden. Diese Deutung ist bis jetzt überproportional für die ökonomische Entwicklung, die sich zugleich als politische Modernisierungstheorie geriert, in Anspruch genommen worden. Zweifelsohne haben einige Länder Osteuropas von dieser Entwicklung ökonomisch profitiert, wobei sich dabei die sozialen Spannungen eher verschärft haben. Die Prophezeiungen der 90er Jahre nach schnellem Reichtum sind allerdings nicht in Erfüllung gegangen. Eine grundsätzliche Prämisse dieses Buches ist: Die Modernisierung eines Landes hängt von spezifischen kulturellen Voraussetzungen ab, die die politische Basis

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für die Bereitschaft und Möglichkeit einer modernisierenden Entwicklung darstellt. Die Deutung einer Entwicklung als 'modern' steht daher in einem Spannungszustand zu den Symbolen des Selbstverständnisses eines Landes im Prozess seiner historischen Existenz. Die Bezeichnung dieses Verhältnisses als 'politische Kultur' trifft diesen Zusammenhang genau, insofern sie einen gemeinsamen Bedeutungszusammenhang deutlich macht. Politik kann demnach nicht als Projektion eines autonomen Ich zum Zwecke seiner Realisierung in der Gesellschaft angesehen werden, sondern das 'missing link' zwischen Individuum und Gesellschaft ist die nicht gegenständlich verfügbare Symbolebene der sog. politischen Kultur - der Ort, wo Macht und Geist zusammenstoßen und zuweilen ein höchst eigenartiges Gemisch entsteht. Das Politische durchzieht sämtliche Ebenen der Gesellschaft und äußert sich in der oftmals stereotypen Art und Weise wie politische Konflikte gemeistert oder verloren werden. Ordnungsvorstellungen können nicht frei konstruiert werden, sie sind das Resultat der Erfahrung von Unordnung und dem Wunsch, ein geordnetes und sinnhaftes Leben zu führen. Sie dürfen nicht mit einer sog. Identität verwechselt werden - Identitäten gibt es mehrere, nicht aber Ordnungskonzeptionen in einem solchen Sinne. Sie sind in mythischer Form immer schon vorhanden und werden oftmals mit dem Terminus "politische Religion" umschrieben, deren übrig gebliebene Strukturen ihren christlichen Hintergrund nicht verleugnen können. Eine der entscheidenden Spekulationstypen im östlichen Europa ist die Politisierung von Sprache, Kultur und Ethnos mit dem Ziel der Einheit und Freiheit. Diese Tatsache zeitigt bis zum heutigen Tag weit reichende Folgen, wobei die Hoffnung besteht, dass deren Analyse innerhalb der EU in ruhigeres Fahrwasser als bisher gelenkt werden könnte." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sten Berglund and Walter Rothholz: Preface (5); Walter Rothholz: Introduction (9-27); Mathias Hildebrandt: Civil Religion and Political Culture in Intercultural Prospects (29-50); Martin Sattler: From Nation State to Member State of the European Union (51-64); Norbert Götz: Corporatism and Universalism in Foreign Affairs: The Case of Civil Society Inclusion in Swedish Delegations to the General Assembly of the United Nations (65-80); Mikko Lagerspetz: L'etat, c'est ils: Post-Socialist Individualism and Political Culture in Estonia (81-94); Stephan Kessler: Eine Variante des R-Lautes als Symbol der ersten Republik Lettlands (95110); Nicolas Winkler: Die Rolle nationaler Mythen in der politischen Kultur Litauens (111122); Zdzislaw Krasnodebski: Poland's Civil Religion and its 'Liberal' Deconstruction (123138); Francois Guesnet: Political Culture of Polish Jewry: Introductory Questions (139-148); Wilfried Jilge: Geschichtspolitik und nationalstaatliche Symbole in der postkommunistischen Ukraine (1990/1991-2004) (149-176); Vladimira Dvorakova and Jiri Kunc: The Plurality of the "Pasts" as a Problem of Today (177-200); Silvia Mihalikova: Political Culture in Postcommunist Slovakia (201-222); Gerhard Seewann und Eva Kovacs: Juden und Holocaust in der ungarischen Erinnerungskultur seit 1945 (223-254); Wolf Oschlies: Politische Kultur in Serbien und Ex-Jugoslawien (255-278); Alina Mungiu-Pippidi: Hijacked Modernization: Romanian Political Culture in the 20th Century (279-302); Karl Kaser: "The Winner Takes It All": Tribal Aspects of Albania's Political Culture (303-328); Ulf Brunnbauer: Identity, Ethnopolitics and Corruption: Political Culture in the Republic of Macedonia (329-360); Rajwantee Lakshman-Lepain: The Development of Post-Ottoman Islam in South-Eastern Europe (361-396).

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[25-F] Schimmelfenning, Frank, Prof.Dr.; Mikalayeva, Liudmila; Balázs, Lilla (Bearbeitung); Schwellnus, Guido, Dr. (Leitung): The adoption, implementation and sustainability of minority protection rules in the context of EU conditionality - a comparative analysis of ten new member states in Central and Eastern Europe INHALT: Since its inclusion in the 'Copenhagen criteria', the EU has demanded and monitored compliance with international minority protection rules as a precondition for accession, while at the same time these rules are mostly (with the exception of non-discrimination on the basis of race and ethnicity) not part of the acquis communautaire. Two questions follow from this observation: first, to what extent was conditionality a necessary and sufficient factor for the adoption of minority protection rules in the Central and Eastern European countries; second, how sustainable are minority protection measures after accession, when EU conditionality has ceased and compliance is not enforced by the internal EU sanctioning mechanism. The proposed research project investigates the sustainability of minority protection rules in all ten new EU member states from Central and Eastern Europe by analyzing the conditions for the adoption, implementation and maintenance of minority protection in the pre- and post-accession phase.| ZEITRAUM: 1997-2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: European Union, Central- and Eastern Europe METHODE: 1. We create a dataset using a bidirectional five-value fuzzy scale coding for two dependent variables (formal rule adoption, implementation) and eight independent variables (external incentives, external funding, government ideology, veto players, capacity for mobilization, norm entrepreneurs, material costs) in five issue areas (non-discrimination, language use, education, citizenship and specific measures for the integration of Roma) across ten new EU member states from Central and Eastern Europe from the beginning of accession negotiations in 1997 until today. 2. We conduct a fuzzy-set Qualitative Comparative Analysis (fsQCA) on the basis of this dataset. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Akten- und Dokumentenanalyse, offen; Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Stichprobe: 10; Länder; Auswahlverfahren: total). VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Schwellnus, G.: The adoption, implementation and sustainability of minority protection rules in the context of EU conditionality - a comparative analysis of ten new member states in Central and Eastern Europe. Paper presented at the Workshop "Political institutions in the European Union: theoretical and empirical innovations in current research", Univ. of Konstanz, 7-8 July 2008. ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung INSTITUTION: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Center for Comparative and International Studies -CIS- European Politics Research Group (Seilergraben 49 ETH Zentrum SEI, 8092 Zürich, Schweiz) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])

[26-F] Schmidt, Susanne K., Prof.Dr.; Blauberger, Michael, Dr.rer.pol.; Nouland, Wendelmoet van den, M.A. (Bearbeitung); Schmidt, Susanne K., Prof.Dr. (Betreuung): Die nationalen Auswirkungen europäischen Rechts INHALT: For the EU accession of the Central and Eastern European countries (CEEC), conditionality has played a significant role. Given the feeble administrative structures and the large

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acquis that needs to be implemented, it is very questionable how implementation can be secured once new Member states have joined and conditionality can no longer be invoked. This project complements the other projects in this Newgov cluster that seek to establish in how far new modes of governance may replace the "carrot" of EU membership in ensuring the implementation of the acquis. Rather than focusing on the implementation of specific secondary community law, it analyzes what happens when new Member states conflict with Community law in domestic economic policy-making. Moreover, conflicts may also emerge on a horizontal level, i.e. between old and new Member states, due to the impact of European Treaty law. The approach to economic integration taken by the EU is one not exclusively focusing on interstate commerce, but transforming also domestic policies. Consequently, European law may pose serious constraints for domestic policy-making. The European Court of Justice (ECJ) interprets the validity of European law widely, making it sufficient that a national regulation could potentially impact cross-border transactions. How do Member states and European institutions manage to reconcile important national institutions and policies with European demands? How are legitimacy issues absorbed in such conflicts between the national and the European level? The sort of compromises that have been practised when central institutions or important policy goals in the old Member states conflicted with European law may provide important lessons for the management of the Union after accession. The project links perspectives on old and new European governance in several ways. By dealing with a central feature of 'old' European governance - the constraints that European economic law poses for domestic policies and institutions - the project is concerned with an issue that is at the core of several important concerns: the division of competencies between the national and the European level (i.e. the issue of subsidiarity); the legitimacy of the European order; the potential of new modes of governance; and the functioning of the European legal order after accession of CEE countries. By dealing with an area of law, where new modes of governance are relevant, we can discuss the question how new modes of governance help to cope with the increased heterogeneity of Member states after enlargement.| ZEITRAUM: ca. 2000 bis Gegenwart GEOGRAPHISCHER RAUM: EU METHODE: Theory: The project draws on theories of political science as well as the legal and political science literature on the development of the EU constitution. Based on actor-centred institutionalism and multi-level research different types of conflicts and their solution between domestic economic policy-making and European law are explained. These types of compromises are linked to the literature explaining the development of the EU constitution and the evolution of the ECJ's case law? In how far would altered ways to delineate the reach of European law enhance domestic policy-making capacities, thereby also strengthening the legitimacy of the European legal order? Taking the experience of conflicts with the old and the new Member states, the project develops hypotheses as to the impact of enlargement on the functioning and integrity of the European legal order, including important parts of it for which new modes of governance are central. Methodology: The project focuses on European competition rules and internal market law. These policies are chosen because of the high domestic political salience in times of high unemployment and low economic growth. Because of the central interest of the way the acquis can accommodate the increasing differences between the Member states, the project has chosen two complementary cases: In the case of state aid control the researchers analyze a regime that was devised for the needs of old Member states, and now has to be adapted to the new Member states. The adaptation of Poland and the Czech Republic to European state aid control is analyzed in depth. In the case of services freedom, they focus on a part of the acquis that now seems to have become unacceptable to some of the Member states after accession. While mutual recognition was acceptable as long

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as Member states were relatively similar, with the large wage differential after accession Member states without a minimum wage have come under significant pressure, most of all Germany by the influx of (primarily) Polish services workers. By analyzing these two cases, they therefore capture the impact of greater heterogeneity upon the old and the new Member states. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Schmidt, Susanne K.: Mutual recognition as a new mode of governance. Abingdon, Oxon: Routledge, Taylor & Francis 2008.+++Schmidt, Susanne K.: Mutual recognition as a new mode of governance. in: Journal of European Public Policy, 14, 2007, 5, pp. 667-681.+++Schmidt, Susanne K.; Nicolaidis, Kalypso: Mutual recognition on 'trial': the long road to services liberalization. in: Journal of European Public Policy, 14, 2007, 5, pp. 717-734.+++Schmidt, Susanne K.: Research note: beyond compliance - the europeanisation of member states through negative integration. in: Journal of Comparative Policy Aanalysis, Special Iss. "The Europeanisation of Public Policies in Comparative Perspective", 20, 2008, 3.+++Schmidt, Susanne K.: Europäische Integration zwischen judikativer und legislativer Politik. in: Höpner, Martin; Schäfer, Armin (Hrsg.): Die Politische Ökonomie der europäischen Integration. Frankfurt, New York: Campus 2008, S. 101-128.+++Schmidt, Susanne K.: Governance through mutual recognition. in: NewGov Policy Brief, 2008, No. 10. +++Schmidt, Susanne K.: When efficiency results in redistribution: the conflict over the single services market. in: West European Politics, Special Iss., 2009 (forthcoming).+++Blauberger, Michael: From negative to positive integration? European state aid control through soft and hard law. MPIfG Discussion Paper, 08/4. Cologne: Max Planck Institute for the Study of Societies 2008.+++Blauberger, Michael: Of 'good' and 'bad' subsidies. European state aid control through soft and hard law. in: West European Politics, Special Iss., 2009 (forthcoming). ARBEITSPAPIERE: Schmidt, Susanne K.; Nicolaidis, Kalypso: Mutual recognition on 'trial': the long road to services liberalization. Montreal: EUSA Tenth Biennial International Conference 2007.+++Schmidt, Susanne K.: When efficiency results in redistribution: the conflict over the single services market. Pisa: ECPR General Conference 2007.+++Schmidt, Susanne K.; Blauberger, Michael: Interpreting the treaty - the role of the ECJ and the commission in the areas of mutual recognition of goods and services and state aid control. NewGov Deliverable 13/D01.+++Blauberger, Michael: European state aid control in the new member states. The examples of Poland and the Czech Republic. Montreal: EUSA Tenth Biennial International Conference 2007.+++Blauberger, Michael: Complying with rules of negative integration. European State Aid Control in the New Member States. Rennes: ECPR Joint Sessions 2008.++Nouland, Wendelmoet van den: Flexible Interpretation: How existing policies change the face of European integration. To be presented at the Fourth International Workshop for Young Scholars (WISH), November 2005. ART: BEGINN: 2004-09 ENDE: 2008-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Europäische Union INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Bremen International Graduate School of Social Sciences -BIGSSS- (Postfach 330440, 28334 Bremen) KONTAKT: Blauberger, Michael (Dr. Tel. 0421-2188735, e-mail: [email protected])

[27-F] Siebert, Rosemarie, Dr.; Tiemann, Silja, Dipl.-Agr.-Ing. (Bearbeitung): Knowledge for Ecological Networks (KEN): catalysing stakeholder involvement in the practical implementation of ecological network

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INHALT: Bei der praktischen Umsetzung der ökologischen Netzwerke (Biotopverbund) vor Ort besteht derzeit eine große Wissenslücke in Bezug auf geeignete Möglichkeiten und Strategien der Akteursbeteiligung. Es stellt sich die Frage, wie a) die notwendige Beteiligung und Unterstützung der relevanten Akteursgruppen, insbesondere aus Landwirtschaft, Raumplanung, Verkehr, Infrastrukturentwicklung und Wasserwirtschaft erfolgen kann, um die ökologischen Netzwerke zu etablieren und langfristig zu sichern; b) ein Ausgleich zwischen den sozioökonomischen Interessen der Landnutzung, die häufig eine Zerschneidung der Landschaft vorantreiben und dem Interesse die ökologische Verbundenheit von Biotopflächen zu erhalten, erreicht werden kann; c) Kohäsion und Synergie zwischen den Aktivitäten auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene geschaffen werden kann. Das Projekt erweitert das Wissen zur praktischen Umsetzung ökologischer Netzwerke, indem es erfasst, wie relevante Akteure im Umsetzungsprozess in den verschiedenen Ländern beteiligt werden. Es untersucht 'best practice'-Beispiele und leitet daraus ab, welche Synergien mit anderen gesellschaftlichen und politischen Strukturen möglich sind und wo Chancen und Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung von ökologischen Netzwerken liegen. Beteiligte Institutionen: ECNC European Centre for Nature Conservation, NL; Alterra; Croatian State Institute for Nature Protection; Estonian University of Life Science, Estonia; Federal Office for Environment (FOEN), Switzerland; Natural England, UK. METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2007-04 ENDE: 2009-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Netherlands Ministry of Agriculture, Nature and Food Quality INSTITUTION: Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung -ZALF- e.V. Institut für Sozioökonomie (Eberswalder Str. 84, 15374 Müncheberg) KONTAKT: Siebert, Rosemarie (Dr. Tel. 033432-82-204, Fax: 033432-82-308, e-mail: [email protected])

[28-L] Söller, Carola; Wünsch, Thomas (Hrsg.): Korruption in Ost und West: eine Debatte, (Kritische Positionen, H. 1), Passau: Stutz 2008, 106 S., ISBN: 978-3-88849-341-6 INHALT: "Die hier auszugsweise präsentierte Debatte fand vom 18. bis 26. Februar 2008 an der Universität Passau im Rahmen einer 'Winterschule' des DAAD für ehemalige osteuropäische Stipendiaten statt. Das Thema Korruption wurde vom Veranstalter, der Passauer 'Perspektive Osteuropa', nicht aus tagespolitischer Effekthascherei gewählt, und schon gar nicht, weil Osteuropa für diese Allzeitversuchung der Menschen und Systeme eine vermeintliche Vorreiterstellung hat. Deshalb geht es auch in den hier präsentierten Beiträgen - neben den osteuropäischen Spezifika - darum, die allgemeinen Komponenten des Problembündels Korruption herauszuheben und zu diskutieren. Drei Linien waren dafür wegweisend: Erstens die regional übergreifenden Züge von Korruption, mit Europa im Mittelpunkt, aber nicht exklusiv. Neben Osteuropa galt die vergewissernde Abgleichung immer auch Deutschland und dem übrigen Europa, ergänzt durch Vergleichsmomente mit außereuropäischen (hier: südostasiatischen) Gesellschaften. Zweitens wurden die systemübergreifenden Aspekte angesprochen. Korruption ist kein Markenzeichen von Diktaturen oder 'formalen' bzw. 'gelenkten' Demokratien, also von gewissermaßen entgleisten Staatswesen. Vielmehr betrifft Korruption alle politischen Systeme, von der Republik bis zur Monarchie, und die funktionierenden parlamentarischen Demokratien sind keineswegs davor gefeit. Drittens schließlich sollten Anregungen für die

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weitere Beschäftigung mit dem Thema geboten werden. Gerade die hier gepflegte multi-disziplinäre Herangehensweise betonte die Herausforderungen bei der Erforschung von Korruption. Ziel der hier abgedruckten Beiträge ist es, ein Bewusstsein vor allem für die Dimensionen des Themas zu schaffen. Korruption spielt sich auf sozialer wie auf individueller Ebene ab, und dementsprechend breit ist der Erklärungsansatz für das Verständnis von Korruption: Er reicht vom rationalen Kosten-Nutzen-Kalkül bis hin zu anthropologischen Konstanten. Neben diesem klassischen Anliegen der Korruptionsforschung ging es hier, stärker als sonst, um die aus kulturellen Prägungen erwachsenden Beurteilungskriterien von Korruption. Das bedeutet keine Relativierung des von Korruption verursachten Schadens, genauso wenig wie eine Ent-Schuldung der an Korruption Beteiligten. Von Interesse ist vielmehr, herauszufinden, in welchem Wertekodex und Normgefüge sich das abspielt, was man - zumeist von außen - als Korruption bezeichnet." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Thomas Mohrs: "Ungesellige Geselligkeit" oder Wieso wir für die Korrumpierbarkeit des Menschen dankbar sein sollten (11-31); Stephan Merl: Die Korruption in Russland heute - ein Vermächtnis Stalins? (33-78); Podiumsdiskussion im Rahmen der DAAD-Winterschule "Korruption", Universität Passau, 26. Februar 2008. Korruption im Ost-West-Vergleich - Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Lösungen? (79-103).

[29-F] Stoklosa, Katarzyna, Dr.; Lorenz, Torsten, Dr.; Besier, Gerhard, Prof.Dr.Dr. (Bearbeitung): Migrations-, Vertreibungs- und Minderheitenforschung in europäischer Perspektive. Grenzüberschreitende interdisziplinäre Arbeit und Bildung der Netzwerke INHALT: Beinahe jedes Volk in Osteuropa, Ostmitteleuropa, Mitteleuropa und Südosteuropa war im 20. Jahrhundert von Fluchtmigrationen betroffen - aus diesem Grund bezeichnet man dieses Jahrhundert, neben "Jahrhundert der Diktaturen", auch als "Jahrhundert der Vertreibungen". Zu räumlicher Mobilität gezwungen, haben zwischen sechzig und achtzig Millionen Menschen in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts auf dem europäischen Kontinent ihre Heimat verloren und mussten sich eine neue suchen. Die meisten Vertreibungen (aufgrund von Aussiedlungen, Ausweisungen oder Flucht) fanden zwischen 1938 und 1948 im mittleren und östlichen Europa statt. Im Rahmen des Projekts werden erstens verschiedene Phasen und einzelne Fälle von Zwangsmigrationen miteinander verglichen. Zweitens wird die Lage von nationalen Minderheiten in verschiedenen Ländern vergleichend analysiert. Drittens sollen die neu gewonnenen Erkenntnisse für den Umgang mit nationalen Minderheiten heute in der Praxis fruchtbar gemacht werden. Die Forschungsergebnisse werden im Rahmen von internationalen Konferenzen, Doktorandenseminaren und Workshops evaluiert. ZEITRAUM: 1945-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Osteuropa, Ostmitteleuropa ART: BEGINN: 2008-11 ENDE: 2009-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Europastudien (01062 Dresden) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0351-463-42175, Fax: 0351-463-42173, e-mail: [email protected])

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[30-L] Timmermann, Heinz: Osteuropas Zukunft im geopolitischen Dreieck, in: WeltTrends : Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 16/2008, Nr. 63, S. 57-68 (Standort: UuStB Köln (38)LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:517-opus-27057) INHALT: "Die Zukunft Osteuropas entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Russland und der EU. Die dortigen Staaten lösen sich aus der einseitigen Abhängigkeit eines erstarkten und seine Interessen im postsowjetischen Raum verteidigenden Russland. Ob die EU diese Chance in Osteuropa nutzen kann, hängt davon ab, ob sich die Mitgliedstaaten bereit finden, ihre wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen in der Region gemeinsam zu verfolgen." (Autorenreferat)

[31-F] Vogel, Dita, Dr. (Bearbeitung): Irregular migration: counting the uncountable, data and trends across Europe (CLANDESTINO) INHALT: Mit diesem interdisziplinären Forschungsprojekt wird der Versuch unternommen, politische Entscheidungsträger bei der Entwicklung und Umsetzung von Politikmaßnahmen im Bereich der irregulären Migration zu unterstützen. Ziel des Projektes ist es, a) Daten, Statistiken und Schätzungen über irreguläre Migration (Bestand und Ströme) in ausgesuchten EULändern zusammenzustellen, b) eine ländervergleichende Datenanalyse vorzunehmen, c) ethische und methodologische Implikationen bei der Sammlung von Daten, Erstellung von Schätzungen sowie deren Gebrauch zu diskutieren, und d) neue Methodiken zur Bewertung von Datenschätzungen über irreguläre Migration zu entwickeln. Diese Fragen sollen in Bezug auf folgende Länder untersucht werden: Griechenland, Italien, Portugal und Spanien für Südeuropa; die Niederlande, das Vereinigte Königreich, Deutschland und Österreich für Westeuropa sowie Polen, Ungarn und die Slowakei für Zentraleuropa. Das Projekt wird in Kooperation mit Forschungsinstituten in Griechenland, Polen, England, Österreich und Belgien durchführt werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa ART: BEGINN: 2007-09 ENDE: 2009-08 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Europäische Union INSTITUTION: Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gGmbH (Heimhuderstr. 71, 20148 Hamburg) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 040-340576-552, e-mail: [email protected])

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Allgemeine Aspekte der Transformation innerhalb der osteuropäischen Länder

[32-L] Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Bertelsmann Transformation Index 2008: politische Gestaltung im internationalen Vergleich, Gütersloh: Verl. Bertelsmann Stiftung 2008, 243 S., ISBN: 978-3-89204-967-8 INHALT: Unter den Rankings, die globale Trends zu erfassen versuchen, widmet sich der von der Bertelsmann-Stiftung getragene Transformationsindex (BTI) alle zwei Jahre den Transformationsprozessen in 125 Staaten. Normativer Bezugspunkt ist dabei 'das Konzept einer rechtsstaatlichen und repräsentativen Demokratie in Verbindung mit einer sozialpolitisch flankierten und nachhaltigen Marktwirtschaft' (29). Im BTI fließen deshalb drei Untersuchungsbereiche zusammen: die politische Transformation (Staatlichkeit, politische Partizipation, Rechtsstaatlichkeit, Stabilität demokratischer Institutionen, politische und gesellschaftliche Integration), die wirtschaftliche Transformation (sozialökonomisches Entwicklungsniveau, Markt- und Wettbewerbsordnung, Währungs- und Preisstabilität, Privateigentum, Sozialordnung, Leistungsstärke, Nachhaltigkeit) und die Management-Leistung (Gestaltungsfähigkeit, Ressourceneffizienz, Konsensbildung, internationale Zusammenarbeit). Konkretisiert werden diese Kriterien in insgesamt 52 Indikatoren. Das Ergebnis ist ein Ranking, das in zwei Reihen einen Überblick gibt über den Stand der politischen und wirtschaftlichen Transformation (Status-Index) sowie die politische Gestaltung auf dem Weg zu Demokratie und Marktwirtschaft (Management-Index). Die Top Five im Status-Index sind Tschechien, Slowenien, Estland, Taiwan und Ungarn; im Management-Index führen Chile, Estland, Botswana, Mauritius und die Slowakei. Auf den Plätzen 124 und 125 liegen in beiden Indizes Myanmar und Somalia. Der BTI ergänzt damit die durch die Berichte von Freedom House, den Political Terror Scale und den Failed State-Index gewonnenen globalen Trends um einen grundlegenden weiteren Aspekt. Wie in den vorangegangenen Ausgaben ist auch diesem Band eine CDRom und ein Poster beigelegt. (ZPol, NOMOS)

[33-F] Bohata, Petr, Dr.; Vries, Tina de; Himmelreich, Antje; Pintaric, Tomislav; Bormann, Axel; Ivanova, Stela (Bearbeitung); Schroeder, Friedrich-Christian, Prof.Dr.Dr.h.c.; Küpper, Herbert, Prof.Dr. (Leitung): Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa INHALT: Dargestellt wird anhand von Länderberichten zu Deutschland, Russland, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Rumänien und Bulgarien, welche rechtlichen Instrumente zur Vergangenheitsbewältigung erlassen wurden und wie die Umsetzung in den letzten zwei Jahrzehnten erfolgt ist. Berücksichtigt werden Leistungen zugunsten der Opfer der Diktatur, die Bestrafung der Täter früheren Staatsunrechts, die Frage der Fortbeschäftigung im öffentlichen Dienst und der Lustration heutiger Beamter, Politiker usw., das rechtliche Schicksal der Staatspartei, der Blockparteien und der gesellschaftlichen Organisationen einschließlich des Schicksals ihres Vermögens, die heutige Strafbarkeit der Symbole des alten Regimes sowie der Umgang mit den archivarischen Hinterlassenschaften der Geheimpolizei. ZEITRAUM: 1989 bis heute GEOGRAPHISCHER RAUM: ehemals sozialistische Staaten in Osteuropa, Deutschland zum Vergleich

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METHODE: Auf der Grundlage einer einheitlichen Gliederung werden die Rechtslage sowie die Rechtspraxis dargestellt. Ausgewertet werden Primär-, Sekundär- und Tertiärtexte sowie Statistiken. ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2009-03 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur INSTITUTION: Institut für Ostrecht München e.V. -IOR- (Landshuter Str. 4, 93047 Regensburg) KONTAKT: Bormann, Axel (Tel. 0941-943-5450, e-mail: [email protected])

[34-F] Bohata, Petr, Dr.; Vries, Tina de; Pintaric, Tomislav; Bormann, Axel; Ivanova, Stela (Bearbeitung); Schroeder, Friedrich-Christian, Prof.Dr.Dr.h.c.; Küpper, Herbert, Prof.Dr. (Leitung): Korruptionsbekämpfung in Osteuropa INHALT: Erforscht werden sollen die vor allem rechtlichen Mittel, mit denen die einzelnen ehemals sozialistischen Staaten in Osteuropa gegen das Phänomen Korruption vorgehen. Derartige Regelungen finden sich in zahlreichen Rechtsgebieten, z.B. im Vergaberecht, im öffentlichen Dienstrecht, im Strafrecht, im Steuerrecht, im Zivilrecht, im allgemeinen Verwaltungsrecht oder im Finanzrecht. Ausgangspunkt ist das geltende Recht in seiner normativen Fassung ebenso wie in seiner Umsetzung durch staatliche und private Rechtsanwender. Erforscht wird zudem die wissenschaftliche Aufarbeitung dieser rechtlichen Regelungen in der Rechtswissenschaft der erforschten Länder ebenso wie im westlichen Schrifttum. Ergänzend werden rechtsgeschichtliche Aspekte und Pläne zum Erlass zukünftigen Rechts einbezogen. Bei den untersuchten Staaten, die EU-Mitglieder sind oder in absehbarer Zeit werden, tritt der Aspekt der Europarechtskompatibilität ihrer Regelungen hinzu. Am Ende dieser in Länderberichte gegliederten Darstellung des Antikorruptionsrechts in Theorie und Praxis sollen Empfehlungen erarbeiten werden, wie sich westliche Akteure (Unternehmen, Behörden, Gerichte) im Kontakt mit osteuropäischen Partnern verhalten können, um Rechtsverstöße zu vermeiden und korruptionsbedingte Transaktionskosten gering zu halten. Des Weiteren werden Hinweise auf Fortentwicklungsmöglichkeiten des geltenden Rechts in den untersuchten Staaten erwartet; besonders gut gelungene osteuropäische Regelungen können zudem den deutschen Normsetzern als Modell präsentiert werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Russland, Ukraine, Polen, Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Bulgarien METHODE: Untersucht werden zum einen die Normtexte und deren Rezeption durch behördliche und gerichtliche Praxis und durch die Rechtswissenschaft. Durch Interviews mit Unternehmern, Behördenvertretern und anderen geeigneten Personen sollen Informationen über die tatsächliche Umsetzung des geltenden Rechts gewonnen werden. DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2006-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Freistaat Bayern Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst INSTITUTION: Institut für Ostrecht München e.V. -IOR- (Landshuter Str. 4, 93047 Regensburg); Universität München, Bayer. Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa -forost(Postfach 97, 80539 München) KONTAKT: Küpper, Herbert (Prof.Dr. e-mail: [email protected])

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[35-L] Bönker, Frank; Wielgohs, Jan (Hrsg.): Postsozialistische Transformation und europäische (Des-)Integration: Bilanz und Perspektiven, Marburg: Metropolis-Verl. 2008, 302 S., ISBN: 978-3-89518-628-8 INHALT: Die Hauptbotschaft des aus einer Konferenz des Frankfurter Instituts für Transformationsstudien (FIT) im November 2006 hervorgegangenen Bandes ist eine längst überfällige: Westeuropäische Integration und osteuropäische Transformation bilden einen 'komplexen, interdependenten Entwicklungszusammenhang' (11) - eine Botschaft, der wenige widersprechen würden, deren analytischen Implikationen aber aufgrund der Arbeitsteilung zwischen Europäisierungsforschung einerseits und Transformationsforschung andererseits bislang wenig Beachtung geschenkt wurde. Diesem Grundgedanken folgend, gliedert sich das Buch in drei Teile. Im ersten Teil werden wichtige Erkenntnisse der Transformationsforschung bilanziert, während im zweiten Teil unterschiedliche Aspekte von Europäisierungsprozessen in Mittel- und Osteuropa ins Blickfeld gerückt werden. Im abschließenden Teil des Bandes wird versucht, beide Prozesse im Zusammenhang zu diskutieren. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Frank Bönker und Jan Wielgohs: Postsozialistische Transformation und europäische Integration: Interdependenzen und Ambivalenzen. Einleitung (9-21); Anna Schwarz: Vom Paradigma der 'nachholenden Modernisierung' zum cultural turn: Sozialwissenschaftliche Transformationsforschung im Rückblick (23-40); Detlef Pollack: Theoriefortschritte in der Transformationsforschung? Erfahrungen mit der Schwerkraft der Modernisierungstheorie beim Versuch ihrer Überwindung (41-62); Thomas Hanf: Reflexionsdefizite in der Diskussion zur Transformationsforschung: Kommentar (63-78); Jürgen Beyer: Transformationssteuerung als Governance-Problem (79-94); Timm Beichelt: Zur Anatomie paradoxer Reformerfolge: Kommentar (95-98); Herman W. Hoen: 'It's the Institutions, Stupid'. Eine Bestandsaufnahme der ökonomischen Transformationsforschung (99-116); Hermann Ribhegge: Transformationsforschung: Ein Auslaufmodell? Kommentar (117-120); Klaus Müller: 'Europäisierung' - Zur kulturellen Codierung der postkommunistischen Transformation (121-142); Wilfried Spohn: Europäisierung, kulturell Codes und kollektive Identitäten: Kommentar (143148); Jürgen Neyer und Jan Wielgohs: Das demokratische Paradox externer Transformationsförderung (149-166); Guido Tiemann: Externe Aspekte der Transition, Konsolidierung und Qualifizierung von Demokratien: Kommentar (167-174); Annelie Kutter und Vera Trappmann: EU-induzierter Wandel? Europäisierung und Transformation in Ostmitteleuropa (175194); Frank Schimmelfennig: Zur theoretischen Integration von Europäisierungs- und Transformationsforschung: Kommentar (195-198); Frank Bönker: Von der Europäisierung zur DeEuropäisierung? Das Beispiel der Steuerpolitik in Ostmitteleuropa (199-210); László Csaba: Europäisierung und Steuerpolitik: Kommentar (211-217); Georg Vobruba: Expansion und Integration nach der Osterweiterung (219-230); Jörg Jacobs: Die Entwicklung der EU zwischen evolutionärer Logik und politischen Prozessen: Kommentar (231-236); Heinz Kleger: Erweiterung ohne Vertiefung? Zur Parallelität von EU-Osterweiterung und europäischem Verfassungsprozess (237-252); Robert Brier: Heterogenität und Integration im europäischen Erweiterungs- und Einigungsprozess: Kommentar (253-258); Hans-Jürgen Wagener: Von der Transformation zur Integration: Eine Bilanz (259-270).

[36-F] Caramani, Daniele, Prof.Ph.D. (Leitung): The nationalisation of party systems in Central and East Europe

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INHALT: An ECPR workshop organised in 2008 in Rennes with Ingrid van Biezen will analyse processes of nationalisation since 1989 in Central and East European countries (including Russia, Bulgaria and Romania) after the break-down of communism. Papers will include country case studies with two introductory chapters: one analysing common trends in Central and Eastern Europe and the other comparing these trends with Western Europe.| ZEITRAUM: 1989-2009 GEOGRAPHISCHER RAUM: Central and Eastern Europe METHODE: election data analysis ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2012-09 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität St. Gallen, Rechtswissenschaftliche Abteilung, Institut für Politikwissenschaft -IPW- Vergleichende Politikwissenschaft und Methoden (Bodanstr. 8, 9000 St. Gallen, Schweiz)

[37-L] Damert, Annette: Party systems in Eastern Europe - what determines the chances of newcomers?, (Arbeitspapiere des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin, Arbeitsschwerpunkt Politik, H. 63), Berlin 2008, 63 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0144-200712134716) INHALT: "In February 2000 the EU opened accession negotiations with the last of the countries that were to become members in 2004 and 2007 (EU-10). Ten years after the more or less peaceful revolutions these countries had made remarkable progress in the transformation processes towards democracy and market economy. The economies had stabilized and started to grow. In the political sphere party systems as a 'set of parties that interact in patterned ways' had developed. Despite of this apparent consolidation some of the parliamentary elections in the EU-10 in the periods 2000-2003 and 2004-2007 saw landslide victories of complete newcomers. In other cases, however, new parties remained marginal or failed to pass the representation threshold. The following paper aims at investigating why new parties were so successful in some countries/ elections, while failing in others. The background section provides an overview about the existing literature on emergence and success of new parties - in 'old' and 'new' democracies. Independent variables not yet addressed in research are identified. The second part describes frameworks for analysis and develops hypotheses. Operationalization and measurement of the variables is then followed by analysis and discussion of the results." (author's abstract)|

[38-L] Eckert, Florian: Vom Plan zum Markt: Parteipolitik und Privatisierungsprozesse in Osteuropa, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 279 S., ISBN: 978-3-531-15703-0 INHALT: Die nationalen Strategien beim Umbau der osteuropäischen Wirtschaftssysteme während der 90er-Jahre seien auf die Politik der Regierungsparteien zurückzuführen, schreibt Eckert. Andere maßgebliche Akteure seien für diese Zeit des Systemwechsels nicht festzustellen. Gemäß dem Eigennutz-Axiom geht er davon aus, dass die regierungsverantwortlichen Parteien bemüht waren, die Interessen ihrer Wähler zu bedienen. Damit wird der Wandel von der Plan- zur Marktwirtschaft und die Privatisierung der Staatsunternehmen als ein politisches Projekt verstanden. Ob eine radikale oder graduelle Reform angestrebt wurde oder der Status quo möglichst erhalten bleiben sollte, erklärt Eckert mit der Ausrichtung der Parteien. Diese

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werden in die Kategorien Pro-Markt-, Pro-Staat und Fokusparteien (diese vertreten z. B. die Interessen einer Minderheit) eingeteilt. Anhand der Transformationen in Bulgarien, Rumänien, der Tschechoslowakei und Polen untersucht Eckert dann, ob die Ausrichtung einer Regierungspartei wie erwartet zu einer spezifischen Strategie führte. Für Bulgarien und Rumänien, wo die alten Eliten 1989 die Macht nicht vollständig aufgeben mussten, wird konstatiert, dass die Privatisierung der Wirtschaft relativ langsam vollzogen wurde, vor allem mit Rücksicht auf die sozialen Folgen. In der Tschechoslowakei dagegen, in der der Kommunismus innerhalb von drei Wochen vollständig kollabiert war und in der die neuen Regierungen kontinuierlich der Kategorie Pro-Markt zuzuordnen sind, verlief die Privatisierung am zügigsten. Aus diesem Modell, in dem also die Korrelation zwischen Parteigruppierung und Privatisierung zur Erklärung der Transformation im Vordergrund steht, fällt allerdings Polen heraus. Dort wurde nicht nur der Systemwandel in einem längeren Prozess zwischen der alten und neuen Elite ausgehandelt. Eckert sieht auch keine Möglichkeit, die Regierungsparteien (insbesondere die Solidarnosch) zu klassifizieren. Bei diesem Erklärungsmodell bleiben also einige der Zusammenhänge in einer 'black box' (259) verborgen. (ZPol, NOMOS)

[39-L] Falt'an, L'ubomir: Socio-spatial coherence of consumerism in post-communist city, in: Wendelin Strubelt (Hrsg.) ; Grzegorz Gorzelak (Hrsg.) ; Jiri Musil (Adressat): City and region : papers in honour of Jiri Musil, Opladen: Budrich UniPress, 2008, S. 55-69, ISBN: 978-3-940755-07-0 (Standort: UB Bonn(5)-2008/1977) INHALT: Die Transformation des politischen Systems und die Einführung der Marktwirtschaft in den postsozialistischen Ländern eröffnete eine neue Kultur für Konsumverhalten und beeinflusste damit Stadtregionen in Bezug auf ihre räumliche Struktur, ihre Wertschätzung durch die Konsumenten und deren Bewegungsverhalten innerhalb der Städte aufgrund wachsenden Konsumdrucks. Auf diesem Hintergrund werden für die Zeit nach 1989 die Einflüsse von Lokalisierungsstrategien durch die Geschäfte und Supermärkte in Stadtzentren, der Errichtung neuer Einkaufszentren und der Schaffung von Räumen für Geschäftslogistiken auf die Städte in ost- und mitteleuropäischen Ländern untersucht. Zudem geht es um die sozialräumlichen Auswirkungen des Konsumverhaltens, der massiven Werbepolitik und des damit vermittelten Lebensstilgefühls auf die Gestalt der Städte und das Leben darin. Abschließend werden die Diskurse um die Öffnungszeiten (7 Tage, 24 Stunden) und deren Befürworter und Gegner untersucht. Auch Freizeit- und Vergnügungsparks haben Einzug in die postkommunistischen Gesellschaften gehalten; sie werden symbolisch als postmoderne Formen der Ausbeutung des von Land, Raum und Siedlungsstrukturen angesehen. (ICH)

[40-F] Fester, Thomas, Dipl.-Volksw.; Pohl, Carsten, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Pohl, Carsten, Dipl.-Volksw. (Leitung): Gouvernance und Effizienz des öffentlichen Sektors in den MOE-Ländern INHALT: Seit Beginn der neunziger Jahre sind in hohem Umfang ausländische Direktinvestitionen in die neuen EU-Mitgliedstaaten geflossen. Von Unternehmen werden neben niedrigen Arbeitskosten und geringer Steuerbelastung die geringe Regulierungsdichte und eine effiziente Verwaltung als wesentliche Gründe für die Attraktivität dieser Standorte genannt. In ihren Monitoring-Berichten kommt die Europäische Kommission jedoch zu dem Schluss, dass in

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den mittel- und osteuropäischen Ländern das Problem der Korruption im öffentlichen Sektor nach wie vor verbreitet ist. Vor diesem Hintergrund wird analysiert, inwiefern die neuen EUMitgliedsländer in den letzten Jahren Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung und in der Reformierung des öffentlichen Sektors erzielen konnten. ZEITRAUM: seit 1989 GEOGRAPHISCHER RAUM: EU, MOE-Länder, Deutschland, Polen, Ungarn, Tschechien VERÖFFENTLICHUNGEN: Pohl, C.: Institutionelle Entwicklung in der Europäischen Union: holen die mittel- und osteuropäischen Länder auf? in: ifo Dresden berichtet, Jg. 12, 2005, 5, S. 27-30.+++Pohl, C.: Entwicklung der Korruption in Mittel- und Osteuropa. in: ifo Dresden berichtet, Jg. 11, 2004, 5, S. 29-36.+++Jungfer, J.: Die Entwicklung des tschechischen Kapitalmarktes. in: ifo Dresden berichtet, Jg. 9, 2002, 2, S. 21-32.+++Jungfer, J.: Korruptionsbekämpfung: Hintergründe, neue Messkonzepte und Ergebnisse. in: ifo Dresden berichtet, Jg. 8, 2001, 2, S. 29-38. ART: BEGINN: 2001-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Niederlassung Dresden (Einsteinstr. 3, 01069 Dresden) KONTAKT: Leiter (Tel. 0351-26476-24, e-mail: [email protected])

[41-L] German, Daniel B.: Political socialization, education, culture, and political system, in: Russell Farnen (Hrsg.) ; Daniel B. German (Hrsg.) ; Henk Dekker (Hrsg.) ; Christ'l de Landtsheer (Hrsg.) ; Heinz Suenker (Hrsg.): Political culture, socialization, democracy, and education : interdisciplinary and crossnational perspectives for a New Century, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 271-274 INHALT: "This chapter outlines some of the major themes of this book with particular attention to political socialization and culture, democratization in CEE, press freedom, "cyber" citizenship, and developing political systems and their crucial components, such as ethics, technology, and youth." (author's abstract)|

[42-L] Hensell, Stephan: Räuber oder Gendarm?: zur informellen Betriebslogik der Polizei in Osteuropa, (Arbeitspapier / Universität Hamburg, Forschungsstelle Kriege, Rüstung und Entwicklung, Nr. 1/2008), Hamburg 2008, 94 S. (Graue Literatur; www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/publ/AP2008-1.pdf) INHALT: "Dass die Polizei nicht überall auf der Welt 'Dein Freund und Helfer' ist, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Darüber hinaus ist über die Organisationswirklichkeit der Polizei jenseits der OECD wenig bekannt. Wie lässt sich die bürokratische Praxis der Polizei beschreiben? Welchen Stellenwert haben informelle Handlungen für die Funktionsweise polizeilicher Apparate? Das Papier geht diesen Fragen nach und untersucht sie exemplarisch am Beispiel Georgiens und Albaniens. Dabei zeigt sich, dass die dortige Polizeiarbeit in einem signifikanten Ausmaß partikularen Interessen unterliegt und einer informellen Betriebslogik folgt. Die Willkür bürokratischer Big Men, der Klientelismus und die illegale Aneignung von Ressourcen sind zentrale Kennzeichen dieser Betriebslogik. Die Untersuchung basiert auf umfangreichem empirischen Material, das im Verlauf von Feldforschungen in beiden Ländern gewonnen wurde." (Autorenreferat)

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[43-F] Jaskulowski, Tytus, Dr.; Polese, Abel (Bearbeitung); Backes, Uwe, Prof.Dr. (Leitung): Demokratiekonsolidierung und -dekonsolidierung in mittel-/ osteuropäischen Transformationsgesellschaften INHALT: Demokratiekonsolidierung/ -dekonsolidierung in den östlichen deutschen Ländern, Polen, Tschechien, Russland im Vergleich; Elitenkontinuität/ -diskontinuität; extremistische Akteure und Einstellungen/ Werthaltungen; Demokratiezufriedenheit; Funktionsfähigkeit der Institutionen; Regierungsstabilität; Parteienpluralismus; Wechselspiel Regierung/ Opposition; Korruption. ZEITRAUM: 1990-2004 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europäische Union, Russland METHODE: Transitologie; Konsolidierungsforschung; Demokratietheorie VERÖFFENTLICHUNGEN: Backes, Uwe; Jaskulowski, Tytus; Polese, Abel (Hrsg.): Totalitarismus und Transformation. Defizite der Demokratiekonsolidierung in Mittel- und Osteuropa. Göttingen 2008. ART: BEGINN: 2004-07 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Europäische Kommission INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden (01062 Dresden) KONTAKT: Leiter (Tel. 0351-463-31654, e-mail: [email protected])

[44-L] Kaselitz, Verena; Ziegler, Petra (Hrsg.): Gleichstellung in der erweiterten Europäischen Union, Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 152 S., ISBN: 978-3-631-57237-5 INHALT: "Chancen und Hindernisse der Gleichstellungspolitik im europäischen Kontext standen im Mittelpunkt einer internationalen Tagung im April 2007 in Wien. Drei Jahre nach der EUOsterweiterung zogen Referentinnen aus Slowenien, Ungarn und Tschechien sowie Bulgarien Bilanz über die Auswirkungen der EU-Gleichstellungspolitik auf die nationalen Ebenen. Kontrastiert wurden diese Analysen mit Beiträgen aus den langjährigen EU-Mitgliedsländern Frankreich, Deutschland und Österreich." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Marianne Klemun: Gleichstellungspolitik als Stagnation oder Bewegung und (oder) Normalisierung? Befindlichkeiten aus der Sicht einer universitären 'Funktionsträgerin' (11-16); Petra Ziegler: Gender Equality Policies in the European Union (17-28); Sabine Riedel: Die EU-Richtlinien für Gleichstellung und gegen Diskriminierung - Normativer Rahmen und Probleme der Umsetzung in Frankreich und Deutschland (29-44); Alena Krizkova, Hana Haskova: Gender (In) Equalities in Employment and Care in the Czech Republic during the EU Accession and EU Membership (45-60); Beáta Nagy: Women in the Hungarian Labour Market and in Leadership Positions (61-72); Ziva Humer: Equality between Women and Men in Slovenia: The Inclusion of Men in Gender Equality Policy (73-86); Nadejda Alexandrova: Bulgaria's Accession to the European Union and the Impact on Gender Equality Policies: Harmonies and Discords (87-96); Milica Antic Gaber: Slow Progress of Women's Representation in Politics on the 'Sunny Side of the Alps' (97-112); Gwenaelle Perrier: Vereinbarkeit von Beruf und Kindern für Französinnen mit niedriger Qualifikation und geringen Einkünften - Fallstudie in der Region Ile-de-France (113-122); Verena Kaselitz, Petra Ziegler: Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Österreich (123-138); Nadejda Alexandrova: In or Out of Policy Making: Inclusion of Men in Gender Equality Policy (139-150).

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[45-L] Knogler, Michael; Lankes, Fidelis: Sozialmodelle im internationalen Vergleich: wo stehen die neuen EU-Mitgliedstaaten, (Working Papers / Arbeiten aus dem Osteuropa-Institut Regensburg, Nr. 268), Regensburg 2008, V, 61 S., ISBN: 978-3-938980-15-6 (Graue Literatur; www.osteuropa-institut.de/ext_dateien/wp-268.pdf) INHALT: "Die Arbeit untersucht die Sozialmodelle der EU-Länder mit dem Fokus auf die neuen Mitgliedstaaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas in vergleichender Perspektive. Die Untersuchung erfolgt auf Basis von Indikatoren zu den wesentlichen Zielsetzungen von Sozialmodellen. Mit Hilfe einer Hauptkomponentenanalyse werden drei Komponenten von Sozialmodellen identifiziert, die diese Zielsetzungen widerspiegeln: Die Komponente Arbeitsmarktsicherheit gibt die Flexibilität und Einkommenssicherheit auf den Arbeitsmärkten wider. Sie kann auch als Komponente für Flexicurity, die im Rahmen der Lissabonstrategie zur Erneuerung der Sozialmodelle eine wichtige Rolle spielt, interpretiert werden. Die weiteren Komponenten sind Soziale Gleichheit und Eigenverantwortung, die auf das Verhältnis zwischen Inanspruchnahme staatlicher Transfers und der Regulierungskraft des Marktes durch einen liberal ausgestalteten Beschäftigungsschutz zielt. Auf Grundlage dieser Komponenten werden fünf Ländergruppen identifiziert, die die in der Literatur vorgefundene regionale Einordnung von Sozialmodellen nur bedingt bestätigen. Die meisten der neuen EU-Mitgliedstaaten bilden zusammen mit Italien und Griechenland eine eigene Gruppe, für die geringe Arbeitsmarktsicherheit und geringe Eigenverantwortung charakteristisch ist." (Autorenreferat)

[46-L] Les, Ewa; Galera, Giulia: Die Soziale Ökonomie in Ostmitteleuropa: Konzepte und Perspektiven, in: Sven Giegold (Hrsg.) ; Dagmar Embshoff (Hrsg.): Solidarische Ökonomie im globalisierten Kapitalismus, Hamburg: VSA-Verl., 2008, S. 149-152 INHALT: Die Region Ostmitteleuropa steht vor großen Herausforderungen und ihr Wirtschaftswachstum ist mit einer Polarisierung des Lebensstandards, hoher Armut, sozialer Ausgrenzung, ungleichem Zugang zu sozialer Sicherheit und ethnischen Konflikten verbunden. Eine Veränderung dieser Situation wird behindert durch Streitigkeiten zwischen den Regionen, Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung unabhängiger Medien sowie einem teilweise korrupten öffentlichen Sektor. Hinzu kommt eine weitgehende öffentliche Teilnahmslosigkeit und ein Mangel an Vertrauen in bürgerschaftliche Initiativen, begünstigt durch nur schwach ausgeprägte öffentliche Beteiligungsstrukturen. Vor diesem Hintergrund werden im vorliegenden Aufsatz einige Formen und Einrichtungen der Solidarischen Ökonomie, das Konzept "Soziale Unternehmen" in Polen sowie aktuelle Herausforderungen und zukünftige Aufgaben kurz umrissen. (ICI2)

[47-F] Müller-Rommel, Ferdinand, Prof.Dr.; Jahn, Detlef, Prof.Dr. (Bearbeitung): Demokratiemuster und Leistungsbilanz politischer Systeme in Mittel- und Osteuropa: ein quantitativ-empirischer, systematischer Vergleich der ökonomischen, ökologischen und sozialen Performanz in 10 mittel- und osteuropäischen Ländern INHALT: Das Ziel des Forschungsvorhabens besteht darin, die unterschiedlichen Demokratiemuster (patterns of democracy) sowie die Leistungsbilanzen von politischen Systemen (poli-

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cy performance) in 10 mittel- und osteuropäischen Ländern im Zeitraum von 1989/90 bis 2003 empirisch zu identifizieren und analytisch zu verbinden. Theoretisch wird von der "institutions do matter" Annahme ausgegangen, wie sie für die OECD-Staaten formuliert und empirisch belegt wurde. Empirisch soll der Einfluss der Demokratiemuster auf die Leistungsbilanz von politischen Systemen vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung (legacies) und der internationalen Einbindung der einzelnen mittel- und osteuropäischen Länder erklärt werden. Insofern werden die traditionellen Analysen über Politikperformanz in westlichen Ländern um die für Mittel- und Osteuropa bedeutenden Fragen "does history matter" bzw. "does globalization matter" ergänzt. ZEITRAUM: 1989-2003 GEOGRAPHISCHER RAUM: Mitteleuropa, Osteuropa METHODE: Methodisch basiert das Forschungsvorhaben auf der Anwendung der makro-quantitativen Vielländeranalyse (Aggregatdatenanalyse). Eingang in die Analyse finden jene Länder in Mittel- und Osteuropa, die empirisch vergleichbar sind (most similar systems design). DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Zeitreihenanalyse über die Jahre 1989-2003 für 10 Länder). VERÖFFENTLICHUNGEN: Joas, Marko; Jahn, Detlef; Kern, Kristine (eds.): Governing a common sea - environmental policies in the Baltic Sea region. London: Earthscan 2008. ISBN 978-1-8440-7537-9.+++Jahn, Detlef; Joas, Marko; Kern, Kristine: Governance in the Baltic Sea region: balancing states, cities and people. in: Joas, Marko; Jahn, Detlef; Kern, Kristine (eds.): Governing a common sea - environmental policies in the Baltic Sea region. London: Earthscan 2008, pp. 3-15. ISBN 978-1-8440-7537-9.+++Jahn, Detlef; Kuitto, Kati: Environmental pollution and economic performance in the Baltic Sea region. in: Joas, Marko; Jahn, Detlef; Kern, Kristine (eds.): Governing a common sea - environmental policies in the Baltic Sea region. London: Earthscan 2008, pp. 19-42. ISBN 978-1-8440-7537-9.+++Kuitto, Kati; Kontio, Panu: Environmental governance in the Baltic states. in: Joas, Marko; Jahn, Detlef; Kern, Kristine (eds.): Governing a common sea - environmental policies in the Baltic Sea region. London: Earthscan 2008, pp. 83-112. ISBN 978-1-8440-7537-9.+++Müller-Rommel, Ferdinand: Prime ministerial staff in Central Eastern European democracies. in: Journal of Communist Studies and Transition Politics (ISSN 1352-3279), vol. 24, 2008, iss. 2, pp. 256-271.+++Müller-Rommel, Ferdinand; Blindel, Jean; Malova, Darina: Governing new European democracies. London: Palgrave/ Macmillan 2007. ISBN 978-1-403-99404-2.+++Müller-Rommel, Ferdinand: From consolidation to negotiation: democracy and policy reform in Central Eastern Europe. in: Ahn, Chung-Si; Fort, Bertrand (eds.): Democracy in Asia, Europe and the world: toward a universal definition. Singapore: Marshall Cavendish Academic 2006, pp. 151-166. ISBN 978-981-210325-3.+++Müller-Rommel, Ferdinand; Fettelschoss, Katja; Harfst, Philipp: Party government in Central Eastern European democracies: a data collection (1990-2003). in: European Journal of Political Research (ISSN 0304-4130), vol. 43, 2004, iss. 6, pp. 869-894. ARBEITSPAPIERE: Müller-Rommel, Ferdinand; Jahn, Detlef: Patterns of democracy and policy performance in Central Eastern Europe (eingereicht als Vortrag für die APSA Annual Conference, Boston, 28.-31. August 2008). August 2008.+++Harfst, Philipp: Electoral system design in Central Eastern Europe: strategic design of a political institution. Paper presented at the panel on "The Politics of Electoral Reform", 4th ECPR General Conference, Pisa. Pisa 2007.+++Müller-Rommel, Ferdinand; Harfst, Philipp; Schultze, Henrike: Von der typologischen zur dimensionalen Analyse parlamentarischer Demokratien: konzeptionelle Überlegungen am Beispiel Mittelosteuropas. Tagung des AK Demokratieforschung der DVPW "Die Leistungsfähigkeit von Demokratien", Lüneburg. 11.-13.10.2007. Lüneburg 2007.+++Kuitto, Kati: Coping with the costs of transition - patterns of social outcomes and welfare policy efforts in Central and Eastern Europe. Paper presented at the ESPAnet Annual

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Conference 2007, Wien, 20.-22. September 2007. Wien 2007.+++Kuitto, Kati: Emerging patterns of welfare policy outcomes in Central Eastern Europe. Paper presented at the ECPR 1st Graduate Conference, University of Essex, Colchester, 7.-9. September 2006. Cholchester 2006.+++Müller-Rommel, Ferdinand: Stability of democracy and cabinet governments in Central Eastern Europe. Centre of Area and International Studies, Comenius University, Bratislava, Slovakia. 21.11.2006. Bratislava 2006.+++Müller-Rommel, Ferdinand; Schultze, Henrike: Patterns of democracy in Central Eastern Europe. ECPR/ DAAD Summer School on Governance and Democracy, Universität Lüneburg. 14.08.2006. Lüneburg 2006.+++Jahn, Detlef; Kuitto, Kati: Socio-economic performance of Central Eastern European democracies. Paper presented at the workshop "The Performance of Democracy in Central Eastern Europe", ECPR Joint Sessions, Granada, 14.-19. April 2005. Granada 2005.+++Jahn, Detlef; Kuitto, Kati: Environmental pollution and economic performance in the Baltic Sea region. Paper presented at the Nordic Political Science Association (NOPSA) Conference, Reykjavik 11.-13. August, 2005. Reykjavik 2005.+++Henrike Schultze: Decision and majority rules. ECPR/ DAAD Summer School on Governance and Democracy, Universität Lüneburg. 22.08.2005. Lüneburg 2005.+++Müller-Rommel, Ferdinand: The performance of democracy in Central Eastern Europe. European Consortium for Political Research, Joint Sessions, Granada (Spanien). April 2005. Granada 2005.+++Jahn, Detlef; Kuitto, Kati: Environmental pollution and economic performance in the Baltic Sea region. Paper presented at "Governing a Common Sea (GOVCOM)"-Symposium, Turku, 23.-25. September 2004. Turku 2004.+++ Müller-Rommel, Ferdinand: Patterns of democracy and government performance in Europe. Robert Schuman Center for Advanced Studies, Europäische Universität, Florenz. 23.11.2004. Florenz 2004.+++Müller-Rommel, Ferdinand: The anatomy of governments in Central Eastern Europe. Facolta di Scienze Politiche, Universität Siena. 19.10.2004. Siena 2004.+++Müller-Rommel, Ferdinand: From consolidation to negotiation: a new type of democracy in Central Eastern Europe. International Conference on Democracy in Asia, Europe, and the World, co-organised by the Korean Association of International Studies and the Asia-Europe Foundation, Seoul. 03.-04.06.2004. Seoul 2004. ART: BEGINN: 2003-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur Vergleichende Politikwissenschaft (Postfach 2440, 21314 Lüneburg); Universität Greifswald, Philosophische Fakultät, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre (Baderstr. 6-7, 17489 Greifswald) KONTAKT: Müller-Rommel, Ferdinand (Prof.Dr. e-mail: [email protected], Tel. 04131-78-2471); Jahn, Detlef (Prof.Dr. Tel. 03834-863151, e-mail: [email protected])

[48-L] Müller-Rommel, Ferdinand; Schultze, Henrike; Harfst, Philipp; Fettelschof, Katja: Parteienregierungen in Mittel- und Osteuropa: empirische Befunde im Ländervergleich 1990 bis 2008, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 39/2008, H. 4, S. 810-831 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Beitrag gibt einen vergleichenden Überblick der Parteienregierungen in elf parlamentarischen Demokratien Mittel- und Osteuropas zwischen 1990 und 2008. Als dominanter Typ stellen sich Koalitionsregierungen mit parlamentarischen Mehrheiten heraus. Einpartei-

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enregierungen mit parlamentarischer Mehrheit sind stabiler als Mehrparteienregierungen. Insgesamt gleichen die Parteienregierungen in Mittel- und Osteuropa denen in Westeuropa, was auf eine Angleichung der Parteienregierungen in Europa hindeutet. (ICEÜbers)

[49-L] Offe, Claus: Die genetische Entschlüsselung der politischen Ordnung: Jon Elster über Selbstbindung und die Verfassungsprozesse in Osteuropa, in: Ingo Pies (Hrsg.) ; Martin Leschke (Hrsg.): Jon Elsters Theorie rationaler Bindungen: Mohr Siebeck, 2008, S. 33-54, ISBN: 978-3-16-149757-5 (Standort: USB Köln(38)-36A1059) INHALT: Der Verfasser untersucht am Beispiel von Elsters Analyse der postsozialistische Verfassungspolitik warum der vermeintliche Segen einer kollektiven Selbstbindung bei der Gründung einer neuen konstitutionellen Ordnung nur sehr bedingt zur Geltung kommt. Es wird gezeigt, dass Elster seine theoretischen und empirischen Anstrengungen mit einer gewissen Einseitigkeit auf den Entstehungsprozess der neuen Verfassungen richtet und dabei von der funktionalen Seite, also den Leistungen, Folgen und Misserfolgen der Verfassungsordnung in der "Verfassungswirklichkeit" der neuen Demokratien absieht. Gegen diesen Einwand lässt sich wiederum, so der Autor, zweierlei einwenden. Zum einen ist es eine offene Frage, ob sich die soeben angedeuteten Mängel in der Verfassungsordnung dieser Länder, v.a. ihre defiziente Konfliktregelungskapazität, auf jene Motive kausal zurückführen lassen, die bei der Entstehung der Verfassungen eine Rolle gespielt haben. Zum anderen ist die Möglichkeit zu bedenken, dass die politischen und ökonomischen Pathologien der postsozialistischen Gesellschaften allenfalls zum Teil darauf zurückzuführen sind, dass sie unzulänglich oder "falsch" verfasst worden sind. Es könnte sich nämlich auch um kaum vorhersehbare Umstände einer anhaltenden Transformationskrise handeln, die auch unter der Geltung einer vollkommeneren Verfassung nicht hätte bewältigt werden können. Aus dem einen wie dem anderen Grund verfehlte Motive und widrige Umstände - ist generell fraglich, ob Genese und Funktionsweise einer stabilen Herrschaftsordnung sich überhaupt nach der Logik der Selbstbindung ausbuchstabieren lassen. Herrschaft kann nur gelingen, wenn der Herrscher sich gleichsam gegen seine eigenen Launen und Willkürakte absichert und erst dadurch für andere Akteure kalkulierbar und mithin kooperationsfähig wird. Aber diese Art von Ordnungsstiftung durch "rationale" Selbstbindung muss weder das maßgebliche Motiv noch das tatsächliche Ergebnis einer selbstauferlegten Beschränkung von Handlungsoptionen sein. (ICF2)

[50-F] Pickel, Gert, Prof.Dr. (Bearbeitung): Die Verankerung der Demokratie in Osteuropa - Stand, Gründe und Konsequenzen der Bevölkerungseinstellungen in den jungen Demokratien Osteuropas INHALT: Ermittlung der Bestimmungsgründe für politische Unterstützung der Demokratie in Osteuropa im Vergleich zu Westeuropa. ZEITRAUM: 1990-2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: West- und Osteuropa METHODE: Modernisierungstheorie; politische Kulturforschung; Neoinstitutionalismus; Transformationsforschung DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 20.000; Gesamteuropa). Sekundäranalyse von Aggregatdaten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Pickel, Gert: Die subjektive Verankerung der Demokratie in Osteuropa - die Legitimität der Demokratie in der Bevölkerung als Faktor demokratischer Stabi-

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lität und Qualität. in: Backes, Uwe; Jaskulowski, Tytus; Polese, Abel (Hrsg.): Totalitarismus und Transformation. Defizite der Demokratiekonsolidierung in Mittel- und Osteuropa. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, S.261-284. ART: BEGINN: 2003-04 ENDE: 2008-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Leipzig, Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Abt. Religions- und Kirchensoziologie (Otto-Schill-Str. 2, 04109 Leipzig) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0341-9735463, e-mail: [email protected])

[51-F] Riedel, Jürgen, Dr. (Bearbeitung): Strukturentwicklungen in den neuen EU-Beitrittsländern INHALT: Vergleichende Darstellung über strukturelle Entwicklung in den mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittsländern (MOEL); sozio-ökonomische Transformation in der Slowakei. ZEITRAUM: 1995-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: mittel- und osteuropäische EU-Beitrittsländer (MOEL) METHODE: Auswertung makroökonomischer Datensätze; vergleichende Struktur- und Transformationsforschung. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Panel DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert; Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, standardisiert; Aktenanalyse, offen; Beobachtung, nicht teilnehmend; Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatdaten. VERÖFFENTLICHUNGEN: Riedel, J.: Politische und wirtschaftsgeographische Entwicklungsfaktoren der Slowakischen Republik. in: ifo Dresden berichtet, 2008, 6, S. 26-34. Download unter: www.cesifo-group.de/link/ifodb_2008_6_26_34.pdf .+++Ders.: Entwicklungstrends der Slowakischen Republik im größeren Europa. in: IGM (Hrsg.): 7. Internationale Arbeitstagung der IG Metall und der Friedrich-Ebert-Stiftung "Europa im Spannungsfeld des sozialen Zusammenhalts - Demokratie und Solidarität stärken", 19.-21.9.2007 in Bautzen. ART: BEGINN: 2008-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Teilfinanzierung IGM/ FES INSTITUTION: TraSt - Transformationsprozesse und Strukturpolitik (Reitmorstr. 2A, 80538 München) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 089-295353, e-mail: [email protected])

[52-L] Scholz, Sylka; Willms, Weertje (Hrsg.): Postsozialistische Männlichkeiten in einer globalisierten Welt, (Focus Gender, Bd. 9), Berlin: Lit Verl. 2008, 259 S., ISBN: 978-3-8258-0999-7 (Standort: UB Köln(38)-36A789) INHALT: "Wie haben sich die Vorstellungen von Männlichkeiten in den postsozialistischen Ländern Osteuropas und Ostdeutschlands seit den politischen, ökonomischen und sozialen Umbrüchen in den 1990er Jahren verändert? Dieser Frage wird aus einer interdisziplinären Perspektive an unterschiedlichen Gegenständen wie Bildern, Filmen, Literatur oder Interviews mit verschiedenen Methoden nachgegangen. Die Beiträge zeigen, dass sich in den untersuchten Ländern jeweils regionale Unterschiede abzeichnen, es lassen sich jedoch auch deutliche Konturen neuer Männlichkeitsformen und Geschlechterverhältnisse erkennen: So findet eine Pluralisierung von Männlichkeiten statt, welche sich einerseits globaler (Manager-Typ) und andererseits nationaler (Macho, Ritter, Held) Muster bedient. Die Verhältnisse zwischen

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Männern und Frauen sind von einer Renaissance patriarchaler Strukturen geprägt, gleichzeitig halten die Frauen an einer Vereinbarung von Erwerbsarbeit und Familie fest, was zu Widersprüchen in den Geschlechterarrangements führt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Sylka Scholz: "Sozialistische Helden". Hegemoniale Männlichkeit in der DDR (11-36); Claudia Dreke, Erhard Stölting: Helden und Schwächlinge: Männerbilder in der Fernsehserie Polizeiruf 110 (37-58); Holger Brandes: Hegemoniale Männlichkeiten in Ost- und Westdeutschland (59-80); Weertje Willms: Transformationen von Männlichkeitskonstrukten in russischer Gegenwartsliteratur: Ljudmila Petrusevskaja und Ilja Stogoff im Generationenvergleich (81102); Elena V. Müller: Von Memmen und Machos. Das Männerbild in der spät- und postsowjetischen populären Kultur (103-118); Elena Rozdestvenskaja: Soziologische Untersuchungen der Maskulinität: Das männliche Geschlecht im öffentlichen und privaten Bereich in Russland (119-140); Monika Szczepaniak: Abschied von Rittern (und Damen)? Literarische und bildnerische Dekonstruktionen der traditionellen Männlichkeit in der polnischen Kulturnach 1989 (141-162); Lidia Gluchowska: Bild und Gegenbild. Die Männlichkeit nach 1989 in Polen im Spiegel der hohen und der populären Kultur (163-194); Ana Luleva: Krise der Männlichkeit und/oder die (Neu-)Erfindung des Patriarchats. Der Fall der bulgarischen postsozialistischen Transformation der Geschlechterverhältnisse (195-216); Toni Tholen: Männlichkeit(en) literatur- und kulturwissenschaftlich erforschen. Diskussion (217-230); Sylka Scholz, Weertje Willms: Postsozialistische Männlichkeiten in einer globalisierten Welt. Zusammenfassung und Diskussion (231-256).

[53-F] Schucknecht, Katja, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Weiske, Christine, Prof.Dr. (Betreuung): Die Positionierung ostmitteleuropäischer Städte in einem europäischen Städtesystem nach 1989/90. Eine Sekundäranalyse amtlicher Statistiken INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa insb. Ostmitteleuropa METHODE: Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, standardisiert. Sekundäranalyse von Aggregatdaten (Städte: Urban Audit). ART: BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur Soziologie des Raumes (09107 Chemnitz) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[54-F] Terletzki, Peggy, Dipl.-Soz.Wiss. (Bearbeitung); Schwarz, Anna, Prof.Dr. (Betreuung): Der politische Prozess der Unternehmensprivatisierung in Mittel- und Osteuropa und Bedingungen für Policy-Learning INHALT: Ziel des Dissertationsvorhabens ist es, in dem Politikfeld "Privatisierungspolitik", das sich von anderen Politikfeldern v.a. durch die sachliche und zeitliche Begrenztheit seines Gegenstands auszeichnet, Bedingungen für Policy Learning herauszuarbeiten. Dabei untersucht die Bearbeiterin den Prozess der Privatisierungspolitik in Mittel- und Osteuropa auf PolicyMuster hin und erklärt die unterschiedlichen Entwicklungen zwischen den untersuchten Ländern anhand des institutionellen und organisationalen Kontextes als auch anhand von PolicyEntscheidungen und Anpassungsstragien der beteiligten Akteure und der den privatisierungspolitischen Entscheidungen zugrundeliegenden Motive. ZEITRAUM: 1989 bis ca. 2005

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GEOGRAPHISCHER RAUM: Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Ukraine METHODE: Mit Hilfe der Qualitative Comparative Analysis (QCA) und Fuzzy-Set QCA von Charles Ragin bereitet die Bearbeiterin Daten des Policy-Prozess der Privatisierungspolitik in 12 mittel- und osteuropäischen Ländern auf, d.h. alle Länder, die nicht von Krieg betroffen waren oder im Laufe der Transformation renationalisiert haben (Weißrussland). In Einzelfallstudien unterzieht sie diejenigen Länderpaare einer tiefergehenden Analyse, die entweder einen ähnlichen Privatisierungsverlauf, aber ein unterschiedliches Ergebnis oder einen unterschiedlichen Privatisierungsverlauf, aber ein gleiches Ergebnis aufweisen. Dabei rekonstruiert sie den Politikprozess und die Bedingungen für Policy Learning mittels Triangulation (Theorien des Policy Process, Organisational and Policy Learing Theories und Akteurzentrierter lnstitutionalismus). VERÖFFENTLICHUNGEN: Terletzki, Peggy: The privatisation process in Central and East European countries and patterns of policy change, 3rd General Conference of the European Consortium for Political Research (ECPR), Section 13: theory and praxis of policy analysis: trends, panel "How do public policies change? The role of single policy actors" in Budapest, Konferenzpapier 2005.+++Terletzki, Peggy: Successful policy patterns in the process of enterprise privatisation in Central and Eastern European countries of transition. 2. Paneuropäischen Konferenz zur EU Politik Implications of A Wider Europe: Politics, Institutions and Diversity der ECPR, Panel "Central and East European Countries (CEEC): Reform and Development" in Bologna. Konferenzpapier 2004.+++Thode, Peggy: Politische Rahmenbedingungen für die Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen in Mittel- und Osteuropa. Diplomarbeit 2001. Siehe unter: www2.hu-berlin.de/gesint/publik/dipl-arb1.pdf . ART: BEGINN: 2003-06 ENDE: 2009-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler; Stipendium: Europa-Fellows II an d. Europa-Univ. Viadrina INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für Vergleichende Politische Soziologie (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0171-9439-547, e-mail: [email protected])

[55-L] Thieme, Tom: Wandel der Parteiensysteme in den Ländern Ostmitteleuropas: Stabilität und Effektivität durch Konzentrationseffekte?, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 39/2008, H. 4, S. 795809 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Das Parteiensystem in Ostmitteleuropa hat in den vergangenen 20 Jahren verschiedene Veränderungen durchgemacht. Einerseits sind hierfür grundlegende Prozesse politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandels während der Transformation verantwortlich. Andererseits ist die verkürzte Demokratisierungsphase ein Grund, in der sich das Parteiensystem schneller und dynamischer veränderte als in Westeuropa. Eine zentrale Veränderung ist die beständig zunehmende Parteienkonzentration in Verbindung mit einem Rückgang der Fragmentierung. Drei Ursachenbündel können identifiziert werden: (1) grundlegende institutionelle Bedingungen, (2) soziale Differenzierungen und (3) individuelle Formen der Organisation und des Verhaltens der politisch Beteiligten. Der Prozess der Parteienkonzentration führte zu einer höheren Regierungsstabilität und erhöhter Bündnisfähigkeit. Dies kann durch individuelles Fehlverhalten der politischen Elite untergraben werden. (ICEÜbers)

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[56-L] Veen, Hans-Joachim; Mählert, Ulrich; Schlichting, Franz-Josef (Hrsg.): Parteien in jungen Demokratien: zwischen Fragilität und Stabilisierung in Ostmitteleuropa, (Europäische Diktaturen und ihre Überwindung), Köln: Böhlau 2008, 226 S., ISBN: 978-3-41220180-7 INHALT: "Wie demokratisch sind die Parteien und Parteiensysteme in Ostmitteleuropa nach dem Ende der Diktaturen? Gerade auf den Parteien lastet der lange Schatten der kommunistischen Monopolparteien von einst, und ohne funktionsfähige Parteien kann eine parlamentarischpluralistische Demokratie nicht bestehen. Wie steht es also um den Organisationsaufbau, die programmatischen Alternativen und die Förderung des politischen Nachwuchses in den Parteien? Die Frage der Konsolidierung junger Demokratien ist zunehmend ins Blickfeld der Transformationsforschung gerückt und steht auch in diesem Band im Zentrum der Fragestellungen. Untersucht werden die Entwicklung demokratischer Parteien und Parteiensysteme sowie die Ausbildung bürgergesellschaftlicher Strukturen. Der Schwerpunkt liegt auf Ostmitteleuropa, in einem vergleichenden Rückblick wird aber auch den postdiktatorischen Entwicklungen in Südeuropa nach 1974/75 nachgegangen. Mit Blick auf die jungen Demokratien Ostmitteleuropas wird abschließend gefragt, wie weit sich demokratische Konsolidierung und teilweise rudimentäre und fragile Parteiensysteme miteinander vereinbaren lassen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hans Joachim Veen: Was bedeutet demokratische Konsolidierung? (7-12); Hans Jürgen Puhle: Demokratisierung, Europäisierung, Modernisierung: Parteienentwicklungen in Südeuropa seit den siebziger Jahren (13-36); Detlef Pollack: Demokratieakzeptanz in postkommunistischen Staaten: Befunde der politischen Kulturforschung (3754); Dieter Segert: Zwischen Fragilität und Stabilisierung: Die Parteienlandschaften Ostmitteleuropas im Überblick (55-72); Pawel Spiewak: Erfolgsbedingungen neuer Parteien in Polen: Das polnische Parteiensystem nach den Parlamentswahlen 2007 (73-86); Zoltan Kiszelly: Erfolgsbedingungen neuer Parteien in Ungarn (87-100); Stanislav Balik: Erfolgsbedingungen neuer Parteien in der Tschechischen Republik (101-112); Grigorij Meseznikov: Erfolgsbedingungen neuer Parteien in der Slowakei (113-126); Zoltan Kiszelly: Wie konnten Postkommunisten in Ungarn erfolgreich bleiben: Eine "unendliche Geschichte"? (127-148); Richard Stöss: Wie konnten Postkommunisten erfolgreich bleiben? Das Beispiel der PDS (149-174); Geoffrey Pridham: Faktoren "externer Demokratisierung": Der EU-Beitrittsprozess und die Parteienentwicklung in Ostmitteleuropa (175-202); Podiumsdiskussion: Demokratie ohne funktionierendes Parteiensystem? (203-218).

[57-F] Wagner, Helmut, Prof.Dr. (Bearbeitung): Fiskalpolitik in den neuen EU-Mitgliedsstaaten INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: neue EU-Mitgliedsstaaten VERÖFFENTLICHUNGEN: Fiscal issues in the new EU-member countries - prospects and challenges. Paper prepared for the IMF's Fiscal Affairs Department. Hagener Diskussionsreihe Nr. 379, FernUniversität Hagen 2005.+++Pension reform in the new EU member states will a 3-pillar pension system work? Hagener Diskussionsreihe Nr. 372.+++Pension reform in the new EU member states - will a 3-pillar pension system work? in: Eastem European Economics, Vol. 43, 2005.+++Wagner, H.: Fiscal issues in the new EUMember Countries lessons for Asian economic and monetary cooperation? in: World Economic Papers, Iss. 2, 2007.+++Wagner, H.: Fiscal issues in the new EU-Member Countries - prospects and challenges. in: SUERF Studies, 1, 2006.

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ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Wirtschaftswissenschaft, Lehrstuhl für VWL, insb. Makroökonomik (Universitätsstr. 41, ESG, 58084 Hagen) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[58-L] Zulehner, Paul M.; Tomka, Miklós; Naletova, Inna: Religionen und Kirchen in Ost(mittel)Europa: Entwicklungen seit der Wende, Ostfildern: Schwabenverl. 2008, 208 S., ISBN: 978-3-7966-1405-7 INHALT: "Die Gesellschaften Ost(Mittel)Europas sind nach wie vor in einem tiefgreifenden kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Umbau begriffen. Auch Religionen und Kirchen sind von diesem betroffen. So wurde untersucht, wie sich in den letzten Jahren die religiös-kirchliche Dimension in 14 ost(mittel)europäischen Reformdemokratien entwickelt hat. Die vorausgegangene Umfrage von 1997 lässt uneinheitliche Entwicklungen der letzten zehn Jahre erkennen. Besonderes Augenmerk wurde auf Länder mit orthodox gefärbten Kulturen gelegt: Weißrussland, Moldawien, Bulgarien, Serbien." (Autorenreferat)

soFid Osteuropaforschung 2009/2 3.1 Russland/GUS - Internationale Beziehungen

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Russland / Gemeinschaft Unabhängiger Staaten

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Internationale Beziehungen

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[59-L] Brzoska, Michael; Heller, Regina; König, Marietta; Kreikemeyer, Anna; Kropatcheva, Elena; Mutz, Reinhard; Schlichting, Ursel; Zellner, Wolfgang: Der Kaukasuskrieg 2008: ein regionaler Konflikt mit internationalen Folgen, (Hamburger Informationen zur Friedensforschung und Sicherheitspolitik, 45), Hamburg 2008, 16 S. (Graue Literatur; www.ifsh.de/pdf/publikationen/hifs/HI45.pdf) INHALT: Von der Weltöffentlichkeit beinahe unbemerkt startete die georgische Armee in der Nacht zum 8. August 2008, dem Tag der Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking, eine Militäroffensive in Südossetien. Georgische Truppen marschierten in die abtrünnige Provinz ein und lieferten sich schwere Gefechte mit südossetischen Milizen. Zchinwali, die Hauptstadt Südossetiens, wurde unter massiven Raketenbeschuss genommen und innerhalb weniger Stunden besetzt. Vertreter der südossetischen De-facto-Regierung warfen Georgien eine "breitangelegte militärische Aggression" vor. Die georgische Regierung hingegen rechtfertigte das militärische Vorgehen als notwendige Antwort auf anhaltende Angriffe südossetischer Kämpfer auf georgische Dörfer im Konfliktgebiet und als Maßnahme zur "Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung Georgiens". Der vorliegende Beitrag untersucht die internationalen Auswirkungen dieses Konfliktes, bei dem erstmals nach Ende des Kalten Krieges die USA und Russland in einem militärisch ausgetragenen Regionalkonflikt auf verschiedenen Seiten standen. Es wird deutlich, wie schlecht es um die Beziehungen zwischen den westlichen Ländern, insbesondere den USA, und Russland bestellt ist und welches Potenzial für eine weitere Eskalation besteht. Exemplarisch wurde deutlich, dass die mit der Charta von Paris 1990 eingeleitete kooperative Sicherheitspolitik in Europa, aber auch zwischen Russland und den USA, vor dem Kollaps steht. Die Liste strittiger Fragen reicht inzwischen von strategischen Nuklearwaffen und Raketenabwehr über taktische Nuklearwaffen und konventionelle Rüstungskontrolle in Europa bis zur NATO-Erweiterung und den beiden prominentesten Regionalkonflikten in Europa, Georgien und Kosovo. (ICD2)

[60-L] Delcour, Laure: A missing Eastern dimension?: the ENP and region-building in the Post-Soviet area, in: Laure Delcour (Hrsg.) ; Elsa Tulmets (Hrsg.): Pioneer Europe? : testing EU foreign policy in the neighbourhood, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 161-176 INHALT: Der Beitrag diskutiert die Politik der EU und EU-Mitgliedsstaaten zur osteuropäischen Region der ehemaligen Sowjetunion. Es zeigt sich, dass zu einer Zeit, wenn die Europäische Union sich für eine umfassende Einbindung des südlichen Mittelmeerraumes stark macht, keine Visionen für den Osten zu existieren scheinen. Während realpolitische und institutionelle Gründe die Ostpolitik der EU in den 1990er Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends erklären können, als die Europäische Gemeinschaft noch auf regionale Konflikte fokussiert war und damit ihre eigenen Erfahrungen einbrachte, erweisen solche Erklärungen heute nur noch die Abgrenzungspolitik der EU gegenüber den Nachbarn. Die eingeschränkten Beiträge der EU in Bezug auf regionale Aspekte erklären nun konstruktivistische Argumente am

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Besten, da sie am ehesten die Interaktionen der beteiligten politischen Akteure in Visier nehmen. Obwohl die regionale Politik besonders in Bezug auf die südliche Mittelmeerregion ausgeprägt worden ist, fehlen solche Initiativen für Osteuropa völlig und auch der Einbezug Russlands ist nur dadurch und insofern motiviert als Russland als global player berücksichtigt werden muss. (ICB)

[61-L] Dembinski, Matthias; Schmidt, Hans-Joachim; Schoch, Bruno; Spanger, Hans-Joachim: Nach dem Kaukasus-Krieg: Einbindung statt Eindämmung Russlands, (HSFK-Report, 6/2008), Frankfurt am Main 2008, IV, 38 S., ISBN: 978-3-937829-74-6 (Graue Literatur; www.hsfk.de/fileadmin/downloads/report0608_01.pdf) INHALT: "Während der Warenaustausch zwischen Russland und dem Westen in den letzten Jahren immer neue Rekordmarken erreichte, wurde der sicherheitspolitische Dialog zunehmend eisiger. Die Osterweiterung der NATO, das mangelnde Engagement der NATO beim Thema Rüstungskontrolle und die Anerkennung des Kosovo wurden von Russland immer schärfer kommentiert. Vorläufiger Höhepunkt dieser neuen Entfremdung war der Krieg im Kaukasus. Ohne lange Umstände und ohne sich um Völkerrecht oder Proteste zu scheren, erkannte Russland Abchasien und Südossetien an und machte damit unmissverständlich klar, dass es sich nicht länger mit einer Nebenrolle auf der sicherheitspolitischen Bühne Europas begnügen würde. Droht ein neuer Kalter Krieg? Ist Frieden ohne Russland möglich? Waren alle Annäherungsbeteuerungen nach 1989 nur hohle Phrasen? Die Autoren suchen nach Lösungen für die Krise und nach Wegen zu einer europäischen Friedensordnung. Nach einer gründlichen Analyse der Standpunkte Russlands, der EU und der USA zur Kaukasus-Krise diskutieren sie eine Reihe von Instrumenten, um einen konstruktiven Dialog wieder in Gang zu setzen. Als Bausteine hierfür empfehlen die Autoren die Wiederbelebung der Rüstungskontrolle, den Ausbau der europäischen Institutionen und die multilaterale Regelung der Konflikte im Kaukasus. Eine weitere Osterweiterung der NATO lehnen sie ab. Die Autoren plädieren für einen paneuropäischen Annäherungsprozess. Eindringlich warnen sie vor den Gefahren einer erneuten Politik der Einflusssphären und zeigen, dass Sicherheit in Europa ohne Russland nicht möglich ist." (Autorenreferat)

[62-L] Gall, Julia: Aktuelle Entwicklungen in der Außen- und Sicherheitspolitik Russlands: Russland als Großmacht in einer "multipolaren Welt"?, in: Ronald H. Tuschl (Hrsg.): Die neue Weltordnung in der Krise : von der uni- zur multipolaren Weltordnung? Friedensbericht 2008: Lit Verl., 2008, S. 174-192, ISBN: 978-3-7000-0855-2 (Standort: SUB Hamburg(18)-A20085195) INHALT: Russland ist, so die Verfasserin, vom Kurs des bedingungslosen Euroatlantismus und den Bemühungen um eine Integration in Europa abgekommen und setzt nun verstärkt auf alternative Partner wie China und Indien. Russland versteht sich heute wieder als Großmacht und ist nicht mehr gewillt, eine Rolle als Juniorpartner der USA zu spielen, sondern beansprucht ein Mitspracherecht in der internationalen Politik. Der aktuelle außen- und sicherheitspolitische Kurs Russlands gründet sich auf gute Beziehungen sowohl zum Westen als auch zum Osten. Einerseits wird die Partnerschaft zur USA betont, und es gibt Zusammenarbeit vor allem im Bereich der Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Andererseits ringen die USA und Russland um Einflusssphären, z.B. im Kaukasus und in Zentralasien, und

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ihre geopolitischen Interessen stehen im direkten Konflikt zueinander. Durch mehrere Ereignisse, wie die Verkündung amerikanischer Pläne für eine Raketenabwehr in Osteuropa, die Unterstützung der "bunten Revolutionen" in ehemaligen sowjetischen Ländern durch die USA und die militärische Stationierung US-amerikanischer Truppen in Zentralasien kam es zu einer Verschlechterung der transatlantischen Beziehungen. Russland sieht sich dabei selbst in der Defensive, was Präsident Putin in seiner wegweisenden Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz am 10. Februar 2007 deutlich ausdrückte. Die zentrale Aussage in Putins Rede war, dass Russland sich nicht mehr alles gefallen lassen wird, und dass eine unilaterale Vorgehensweise der USA aus russischer Sicht nicht mehr akzeptabel ist. In dieser Auffassung wird Russland durch seine an Bedeutung gewinnenden Partner China und Indien unterstützt. Es wird die These vertreten, dass Russland, sofern sein Wirtschaftswachstum und seine weitgehende innere Stabilität anhalten, auch unter Präsident Putins Nachfolger seinen multidirektionalen Kurs in der Außenpolitik fortsetzen wird, der auf Partnerschaften sowohl mit dem Westen als auch mit dem Osten abzielt, um ein internationales Gleichgewicht der Kräfte innerhalb der multipolaren Welt sicherzustellen. (ICF2)

[63-L] Grabowski, Wolfgang: Russland in der globalen Politik: Moskaus neues Selbstbewusstsein und die Beziehungen zu den USA, in: Erhard Crome (Hrsg.): Internationale Politik im 21. Jahrhundert : Konfliktlinien und geostrategische Veränderungen, Berlin: Dietz, 2008, S. 70-77 INHALT: Der Beitrag betrachtet aus dem Blickwinkel der politischen Linken die Entwicklung von Russlands Außenpolitik mit besonderem Blick auf die USA. So werden im ersten Schritt zunächst die geostrategischen Veränderungen in der Welt skizziert. Der zweite Schritt gibt die Rede Putins in München wider, in der der russische Präsident das internationale Agieren der USA-Administration einer grundsätzlichen Kritik unterzieht und ein Konzept für die Gestaltung einer Weltordnung entwickelt, die den realen Kräfte- und Interessenentwicklungen entspricht und eine von den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ausgehende, neue Sicherheitsarchitektur in der Welt beinhaltet. Der dritte Schritt stellt die Entwicklung der russisch-amerikanischen Beziehungen seit Mitte der 1990er Jahre dar. So verspricht Bush eine neue Kooperation mit Russland. Man will sich bald aus den Stützpunkten in Zentralasien wieder zurückziehen. Die Beseitigung der Jackson-Vanik-Klausel von 1974, der zufolge jedes Jahr die Meistbegünstigung neu beantragt und beschlossen werden muss, wird in Aussicht gestellt. Doch Nichts wird eingehalten. Im Gegenteil: Das aggressive Agieren im post-sowjetischen Raum wird verschärft. In Georgien hilft der US-Botschafter die Revolution zu organisieren, in der Ukraine sind es hunderte Berater. Somit stellt der Verfasser fest, dass die aktuelle Liste der Divergenzen nicht kürzer geworden ist, sondern eher länger. Dies beeinträchtigt allerdings nicht das neue Selbstbewusstsein Russlands, hervorgerufen durch das Scheitern der US-amerikanischen Sicherheitspolitik im Nahen Osten. Dem wachsenden Selbstbewusstsein Russlands ist auch die engere Kooperation zwischen Russland, China und Indien dienlich. Sie hat eine neue Kraft in die Weltentwicklung gebracht, die den unilateralen Führungsanspruch der USA ad absurdum führt. Die Asien-Dimension der russischen Außenpolitik hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Neu ist auch die Institutionalisierung der Zusammenarbeit der so genannten BRIC-Staaten, die unlängst auf einem Treffen der Außenminister der vier Länder in Jekaterinenburg vereinbart wurde. (ICG2)

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[64-L] Helly, Damien: EU's influence in its Eastern neighbourhood: the case of crisis management in the South Caucasus, in: Laure Delcour (Hrsg.) ; Elsa Tulmets (Hrsg.): Pioneer Europe? : testing EU foreign policy in the neighbourhood, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 191-202 INHALT: Der Beitrag vergleicht zunächst die Erweiterungsprozesse mit den Ansätzen der European Neighbourhood Policy und beschreibt überblicksartig, welche Probleme bei der Formulierung der Bedingungen für die osteuropäischen Nachbarn bereits durch die Erfahrungen der Vergangenheit ausgemerzt worden sind. Es besteht unter den EU Mitgliedsstaaten immer noch kein Konsens in Bezug auf die Beziehung zu Russland und auch die Rolle der EU in der Region Georgiens nach dem Krieg im Jahr 2008 ist noch nicht definiert. Trotz dieser Unzulänglichkeiten hat die European Neighbourhood Policy große Erwartungen in Bezug auf die Zusammenarbeit in Wirtschaft, Handel und bei Visa-Angelegenheiten bei den östlichen Nachbarn geweckt. Das bedeutet, dass EU-Politik auch dann schon wirksame Impulse geben kann, bevor noch eine vollständige Kohärenz bei der Implementation erreicht worden ist. Darüber hinaus wird ein stärkeres Engagement der EU beim Konfliktmanagement in den östlichen Nachbarregionen ihre politischen Absichten positiv befördern und als vertrauensbildende Maßnahme dienen. Daraus könnte sich eine neue sicherheitspolitische Ausrichtung entwickeln. (ICB)

[65-L] Kästner, Antje: From chaos to pragmatism?: the domestic dimension of Russian foreign policy 1991-2008, (DIE Discussion Paper, 19/2008), Bonn 2008, 61 S., ISBN: 978-3-88985-409-4 (Graue Literatur; www.die-gdi.de/CMS-Homepage/openwebcms3.nsf/(ynDK_contentByKey)/ANES-7JKGJ8/$FIL E/DP%2019.2008.pdf) INHALT: "Whether the Russian-Ukrainian gas affair, stepped-up engagement in the Shanghai Cooperation Organisation or an active stance against NATO's eastward enlargement: Russian foreign policy under Putin underwent an evolution from a reactive, incohesive and at times contradictory OECD-centred approach towards a proactive, more coherent 'multivectoral' policy. This paper argues from a Political Economy perspective that shifts in Russian foreign policy from Yeltsin to Putin were mainly connected to developments in the sphere of domestic politics. With Russian politics strongly determined by small societal interest groups, the government's capacity to formulate and implement its own policy line was largely dependent on its financial situation and, thus, a function of the world oil price. Accordingly, the rise and fall of particular interest groups and their changing leverage over policy makers considerably shaped official foreign policy decision making." (author's abstract)|

[66-L] Kranz, Jerzy: Der Kampf um den Frieden und sein besonderer Facilitator: Anmerkungen zur Georgienkrise, in: Archiv des Völkerrechts, Bd. 46/2008, H. 4, S. 481-501 (Standort: USB Köln(38)-FHM Ga 00252; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Seit Beginn der 1990er Jahre hat Georgien immer wieder vergeblich versucht, die Kontrolle über seine abtrünnigen Provinzen (Abchasien und Südossetien) militärisch zurückzugewinnen. Auch wenn sich über diese Methode der Machtsicherung streiten lässt, bleibt

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dennoch festzuhalten, dass Russland die Wiederherstellung von normalen Beziehungen zwischen Georgiern und Abchasen bzw. Osseten keinesfalls erleichtert hat (divide et impera).Russland fällt es schwer, sich mit dem Verlust des ehemaligen Imperiums abzufinden. Der ehemalige Staatspräsident Putin bezeichnete den Zerfall der Sowjetunion als größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Während der Kreml in der Ara des Kalten Krieges die Interessen des Sozialismus verteidigte (sog. Breschnew-Doktrin), favorisierte er in den 1990er Jahren die Konzeption des sog. nahen Auslands, also der an Russland angrenzenden Nachbarstaaten, von denen man die Respektierung der russischen Interessen erwartet. Resümierend bleibt festzuhalten, dass sowohl Russland als auch Georgien die aus ihrer Sicht schlüssigen Rechtsstandpunkte vertreten. Es stellt sich nur die Frage, ob die in Moskau und Tiflis gefällten politischen Entscheidungen richtig waren bzw. sind. Etwaige Irrtümer liefern jedenfalls keine Rechtfertigung für Verstöße gegen das Völkerrecht. Dabei ist auch zu untersuchen, inwieweit beide Konfliktparteien die Bestimmungen des humanitären Völkerrechts eingehalten haben. (LO2)

[67-L] Malek, Martin; Schor-Tschudnowskaja, Anna (Hrsg.): Europa im Tschetschenienkrieg: zwischen politischer Ohnmacht und Gleichgültigkeit, (Soviet and post-soviet politics and society, Vol. 84), Stuttgart: Ibidem-Verl. 2008, 516 S., ISBN: 978-3-89821-676-0 INHALT: "Das Buch befasst sich mit unterschiedlichen Facetten des europäischen politischen Denkens und Handelns, indem es diese einer 'Tschetschenien-Prüfung' unterzieht. Am Beispiel der Reaktionen auf den Krieg in der kleinen nordkaukasischen Republik wird die Fähigkeit der Europäer hinterfragt, ihr politisches und geistiges Wertefundament zu vertreten, zu verteidigen und durchzusetzen. Damit konzentriert sich die Aufmerksamkeit weniger auf das Geschehen in Russland bzw. Tschetschenien selbst, sondern eher darauf, wie jenes in Europa wahrgenommen, reflektiert und gedeutet wurde. Die hier versammelten Autorinnen und Autoren kommen aus den Bereichen Wissenschaft, Journalismus, Diplomatie und Menschenrechtsarbeit. Die von ihnen untersuchte Problematik lässt sich mit folgender Frage eines Beiträgers zusammenfassen: 'Wie ist es möglich, dass trotz der massiven Menschenrechtsverstöße in Tschetschenien und der im Prinzip ausreichenden Informationen darüber jenes 'Europa' passiv bleibt, das sich ständig auf die Menschenrechte als eine seiner geistigen und politischen Grundlagen beruft?' (S. Reinke)" (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Anna SchorTschudnowskaja: Einleitung: Die Gleichgültigkeit der Politik. Versuch einer systematischen Analyse (17-34); Martin Malek: Tschetschenien und die europäische Öffentlichkeit: Positionen, Reaktionen, Aktivitäten (35-102); Susanne Scholl: Über die Grenzen des Journalismus Oder: Wo die vierte Gewalt machtlos ist (103-112); Irena Brezná: Wenn fremde Trümmer zur Heimat werden (113-124); Irena Brezná: Liebespost an Ramzan - Eine Replik auf die Tschetschenienreportagen von Barbara Lehmann (125-130); Karl Grobe-Hagel: Die russischen Kriege in Tschetschenien: Versuch eines selbstreflexiven Rückblicks (131-144); Sarah Reinke: Versuche gegen das Scheitern - Menschenrechtsarbeit zum Tschetschenienkrieg am Beispiel der Gesellschaft für bedrohte Völker (145-162); Ondrej Ditrych, Emil Souleimanov: Tschechische Reflexionen über den Tschetschenienkonflikt (163-180); Karol Sauerland: Tschetschenien aus polnischer Sicht (181-190); Raphael Utz: Russland als europäische Projektion: Der Triumph des Ressentiments (191-220); Martin Malek: Das Reden und Schweigen europäischer Intellektueller, Kunst- und Kulturschaffender zu Tschetschenien (221-254); Micha Brumlik: Stärker als Hass - Tschetschenien, Tolstoj und die Weltgesellschaft (255-

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274); Olaf Melzer: Russland und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte - Ausgewählte Aspekte ihrer Beziehungen (275-296); Olaf Melzer: Der Europarat, Russland und Tschetschenien: Dialog ohne Konsequenzen? (297-340); Georg Heindl: Das Vorgehen der russischen Regierung in Tschetschenien seit 1999 im Lichte der internationalen Normen der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts (341-390); Barbara Morlock: Männerfreundschaft vor dem Hintergrund des Krieges: Die deutsche Tschetschenienpolitik unter Schröder (291-438); Barbara Esser: Tschetschenische Flüchtlinge in Deutschland -von Abschiebung bedroht (439-488); Karl Grobe-Hagel: Anhang: Der Krieg in Tschetschenien - Zur Perzeption wenig beachteter Aspekte (489-504).

[68-L] Manutscharjan, Aschot: Abchasien und Südossetien: Russlands Intervention in Georgien (August 2008), in: KASAuslands-Informationen, 2008, Nr. 10, S. 59-83 (Standort: USB Köln(38)-M XE 00681; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.kas.de/wf/doc/kas_15189-544-1-30.pdf) INHALT: "Der Einmarsch der Russen in Georgien im August 2008 ist das Resultat eines sehr komplexen Prozesses, in dessen Verlauf beide Seiten durchaus bewusst die Konfrontation gesucht haben. Während Moskau seit den Tagen seiner harschen Kritik an der amerikanisch-europäischen Kosovo-Politik die eingefrorenen südkaukasischen Konflikte - Berg Karabach, Südossetien und Abchasien - zu instrumentalisieren bestrebt war und in scharfer Form vor einem NATO-Beitritt Georgiens warnte, arbeitete die georgische Regierung, allen voran Präsident Saakaschwili, von Anfang an und im Glauben an die Unterstützung durch Washington auf den Konflikt mit Russland hin. Nun, nach dem völkerrechtswidrigen, von manchen NATO-Generälen indes als angemessen bewerteten Einmarsch Moskaus in der Region hat auch Tiflis seine Fehleinschätzung der Entwicklung erkannt, die nicht zuletzt eines bewirkt hat - die weitere Verschärfung der russisch-amerikanischen Konfrontation im Südkaukasus insgesamt." (Autorenreferat)

[69-L] Petritsch, Wolfgang: Russia in the Balkans: another bully on the block?: Kosovo and the new realities in South East Europe, in: Wolfgang Petritsch (Hrsg.) ; Christophe Solioz (Hrsg.): Regional cooperation in South East Europe and beyond : challenges and prospects, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 147-158 INHALT: Der Verfasser analysiert die Rückkehr der russischen Föderation auf dem Balkan. Ihr unnachgiebiger Widerstand gegen die Unabhängigkeit Kosovos wird als ein Teil der neuen Bemühungen Russlands um politischen und ökonomischen Einfluss in Südosteuropa interpretiert. Während Anfang der 1990er Jahre die Rolle der Russischen Föderation in der Region eher ambivalent war und zwischen der slawisch-orthodoxen Solidarität und Kooperation mit dem Westen pendelte, gewinnt heutzutage diese Rolle eine neue Gestalt durch die Demonstration von eindeutigen ökonomischen, politischen und strategischen Zielen. Moskaus Unterstützung der Position Belgrads bezüglich des Status von Kosovo ist nicht nur ein Ausdruck der traditionellen Beziehung zwischen der Russischen Föderation und Serbien, sondern stellt auch eine Bestätigung für ökonomische Verpflichtung in Serbien dar, dessen Energiesektor als ein strategisches Ziel angesehen wird. Die EU kann in dieser Situation Serbien eine Integration in ihre Sphäre anbieten. Für den Autor ist die Rückkehr Russlands auf den Balkan so-

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wohl eine Herausforderung als auch eine Chance, die Kooperation zwischen der EU, der russischen Föderation und der südosteuropäischen Region zu fördern. (ICF2)

[70-L] Reinhardt, Victoria: Fördermittel statt Beitrittsperspektive: Brüssel und Chisinau seit der Auflösung der Sowjetunion, (Nomos Universitätsschriften : Politik, Bd. 162), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 268 S., ISBN: 978-3-8329-3815-4 INHALT: Die vorliegende Studie untersucht die Beziehungen zwischen der Republik Moldau als Nachfolgestaat der UdSSR von der Herausforderung einer gleichzeitigen dreifachen Transformation (Etablierung der Staatlichkeit, Übergang zur Marktwirtschaft und Demokratie) und der Europäischen Union als zentraler Förderer des Systemwandels in Europa seit der Auflösung der UdSSR. Die zentrale Fragestellung lautet: Konnten sich die Entwicklungs- bzw. Transformationspotenziale der EU-Förderinstrumente in der Republik Moldau entfalten und wie lässt sich das festgestellte Ergebnis theoretisch und politisch erklären? Daraus ergeben sich weitere Fragen, welche ebenfalls Gegenstand der Studie sind: Welche Faktoren haben in welcher Phase die Ansätze der Union für Moldova bestimmt? Inwieweit entsprechen die sich aus diesen Ansätzen ergebenden Prioritäten der Förderung den Bedürfnissen des Landes? Welche Faktoren haben in welcher Phase die Umsetzung der EU-Förderinstrumente für Moldova bestimmt? Wie hat sich dies auf die Potenziale der Programme ausgewirkt? Wie werden die Ansätze, die Umsetzung und die Wirkung der EU-Förderinstrumente von den politischen Akteuren in Chisinau wahrgenommen? Als Gegenstand der Untersuchung dienen alle Förderinstrumente der Europäischen Union für Moldova von der Auflösung der UdSSR bis in die Gegenwart, d. h. "Technical Assistance for the Community of lndependent States" (TACIS), TACIS "Cross Border Cooperation" (TACIS CBC), das Europäische Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument (ENPI), die Programme in den Bereichen Bildung und Forschung sowie die von der EU (mit)finanzierten Programme im Rahmen des Stabilitätspaktes für Südosteuropa. (ICI2)

[71-L] Rill, Bernd (Hrsg.): Die Ukraine - Partner der EU, (Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen, 61), München: Hanns-Seidel-Stiftung e.V. 2008, 91 S., ISBN: 978-3-88795-329-4 (Graue Literatur; www.hss.de/ downloads/AMZ61-Ukraine.pdf) INHALT: Inhaltsverzeichnis: Friedrich-Christian Schroeder: Etablierung der Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine (13-18); Ernst Lüdemann: Nach den Septemberwahlen 2007 - innerukrainische Gegensätze (19-28); Rainer Lindner: Parteien in der Ukraine - zwischen Demokratisierung und Orientierungskrise (29-36); Klaus Heller: Die Ukraine - Partner oder Opfer Moskaus? (37-44); Taras Kijak: Die Ukraine und Russland: Probleme und Perspektiven des Nebeneinanderseins (45-52); Jerzy Ma?ków: Berlin und Kiew in der Warschauer "Geopolitik" (53-62); Dmytro Zlepko: Die Ukraine als "Rohstoffleiter" zwischen Europa und Asien (63-74); György Nogradi: Die Ukraine und die europäische Sicherheitsstruktur (75-78); Aron Buzogany, Ion Marandici: Vom Statisten zum Akteur? Die Europäische Nachbarschaftspolitik und die Rolle der Ukraine im Transnistrien-Konflikt (79-90).

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[72-L] Schröder, Hans-Henning (Hrsg.): Die Kaukasus-Krise: internationale Perzeptionen und Konsequenzen für deutsche und europäische Politik, (SWP-Studie, S 25), Berlin 2008, 55 S. (Graue Literatur; www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=5255;www.swp-berlin.org/en/common /get_document.php?asset_id=5524) INHALT: "In der zweiten Augustwoche 2008 entwickelte sich ein lokaler Konflikt in Südossetien unversehens zu einem Brandherd internationalen Maßstabs. Die Entscheidung der russischen Führung, den georgischen Angriff auf Südossetien mit einem massiven Truppeneinsatz zu beantworten und Georgiens missliebige Führung 'zu bestrafen', löste eine internationale Krise aus. In den hier versammelten Kurzanalysen fragen die Autoren danach, wie die Kaukasus-Krise in den wichtigsten betroffenen Staaten und den internationalen Organisationen wahrgenommen wird, und welche Handlungsoptionen sich daraus ergeben. Dabei stehen drei Themen im Vordergrund - neben dem unmittelbaren Konfliktmanagement geht es um eine stabile europäische Friedensordnung auch über die Grenzen der EU hinaus, es geht um eine stärkere politische Integration der EU selbst und um die Bestimmung der Rolle der Nato in einem erweiterten Europa." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Problemstellung und Empfehlungen (5-6); Hans-Henning Schröder: Ein kurzer, siegreicher Krieg ... Russische Sichtweisen der Kaukasus-Krise (7-11); Uwe Halbach: Die regionale Dimension: Georgien und der Südkaukasus nach dem Krieg (12-15); Andrea Schmitz: Der Kaukasus-Konflikt und die Zukunft der GUSS (16-19); Rainer Lindner: Ukraine und Russland: die Krim als neuer Konfliktherd im Schwarzmeerraum (20-23); Kai-Olaf Lang: Die alte Angst der neuen Europäer (24-28); Markus Kaim: "We are all Georgians" - Perzeptionen des russisch-georgischen Krieges in den USA (29-32); Frank Kupferschmidt: Erste Priorität: das Bündnis zusammenhalten (3336); Annegret Bendiek, Daniela Schwarzer: Die Südkaukasuspolitik der EU unter französischer Ratspräsidentschaft: zwischen Konsultation, Kooperation und Konfrontation (37-42).

[73-L] Stewart, Susan: Die Konstruktion des Feindbilds Westen im heutigen Russland: seine Geschichte und seine Funktionen, (SWP-Studie, S 28), Berlin 2008, 27 S. (Graue Literatur; www.swp-berlin.org/common/get_document.php?asset_id=5348) INHALT: "Die Studie analysiert die Entwicklung eines antiwestlichen Feindbilds in Russland insbesondere seit 2004 und bettet sie in die Geschichte der Sowjetperiode ein. Im heutigen Russland wird sowohl in offiziellen Reden als auch in halboffiziellen und gesellschaftlichen Kontexten ein zusammenhängendes Feindbild 'Westen' vermittelt. Russland wird dabei als ein Staat dargestellt, der trotz des Zusammenspiels von internen und externen Feinden in der Lage ist, sich zu verteidigen und seinen eigenen Weg zu gehen. Die externen Akteure werden im russischen Diskurs allerdings differenziert betrachtet: Während die USA eher als Feind stilisiert werden, trifft dies für die EU nur partiell zu. Dennoch kann das Feindbild, auch weil es isolationistischen und nationalistischen Strömungen in Russland den Weg bahnt, einer russischen Außenpolitik Vorschub leisten, die insbesondere für die europäische Sicherheit Risiken birgt. Um zum Abbau dieses Feindbilds beizutragen, wird empfohlen, 1. den Dialog mit russischen Akteuren interessengeleitet zu gestalten; 2. die Kontakte mit der russischen Wirtschaft und Zivilgesellschaft weiter zu vertiefen; 3. durch Visaerleichterungen die Möglichkeiten zu Europareisen speziell für junge und weniger wohlhabende Russen und Russinnen zu

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erweitern; 4. die USA stärker in einen Dialog über und mit Russland einzubeziehen." (Autorenreferat)

[74-L] Sushko, Oleksandr: The impact of Russia on governance structures in Ukraine, (DIE Discussion Paper, 24/2008), Bonn 2008, 32 S., ISBN: 978-3-88985-415-5 (Graue Literatur; www.die-gdi.de/CMS-Homepage/ openwebcms3.nsf/(ynDK_contentByKey)/ANES-7NQBKV/$FILE/DP%2024.2008.pdf) INHALT: "Does Russia impacton governance structures in Ukraine? Does the Russian leadership have either a motive or leverage to shape Ukraines political system? What has determined Russian foreign policy vis-à-vis Ukraine since the fall of the Soviet Union? This paper takes up these questions and investigates the historical background to the current relationship between Russia and Ukraine, outlines the dyadic dependencies and conflicting interests and analyses Russia's Ukraine policy with a special focus on political practices rather than formal policies. On the one hand, Moscows direct impact on Ukraine has declined since the country'sindependence in 1991 and its closer affiliation with European structures. On the other hand, Ukraine remains vulnerable to subversive Russian influence deriving from cultural, structural, organisational and societal similarities, as well as from a deep connection between the business elites and populations of both countries. Since the Orange revolution, Russian-Ukrainian relations were increasingly shaped by conflicting political processes underway in both countries with Russia aiming to retain Ukraine within its sphere of influence by creating and strengthening anti-western platforms inside the country." (author's abstract)|

[75-L] Zahorka, Hans-Jürgen; Abazyan, Nona; Harutyunyan, Nune: Armenien und die Europäische Union: Bewegung oder Stillstand?, (Libertas Paper, 68), Rangendingen: Libertas-Verl. 2008, 75 S., ISBN: 978-3-937642-05-5 INHALT: Die Verfasser analysieren die Argumente für und gegen einen EU-Beitritt Armeniens. Armenien ist zwar in den Augen der herrschenden Lehre der Geographie ein zu Asien gehörendes Land, das freilich am Rande Europas liegt. Diese Brücken- und Drehscheibenfunktion sollte Armenien offensiv unterstreichen. Das Europäische Parlament hat am 12.1.2002 festgestellt, dass Armenien (und Georgien) Mitglieder der EU werden könnten. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass Armenien Mitglied des Europarats ist. Dies erfordert eine einstimmige Haltung von dessen Mitgliedstaaten, einschließlich derer der Europäischen Union. Zwischen der EU und dem Europarat muss eine eng verzahnte Zusammenarbeit eingehalten werden. Dies steht so auch im EU-Vertrag. So gesehen, kann sich niemand in der EU darauf berufen, dass Armenien allein deshalb, weil es geographisch zu Asien gehört, nicht in die EU darf. Im übrigen gilt auch Zypern zu Asien gehörend. Das Land wurde dennoch ohne Wenn und Aber in die EU aufgenommen. Armenien ist nach allem ein "europäischer Staat" im Sinne dieser Kondition. Vor diesem Hintergrund werden die Beziehungen Armeniens zu der Europäischen Union und zu Russland untersucht. Einen Schwerpunkt der Studie stellen die Interessen Russlands in der Kaukasusregion und seine Außenpolitik dar. Ein weiterer Teil der Analyse ist dem Konfliktpotenzial der Kaukasusregion und den möglichen Problemlösungen gewidmet. (ICF2)

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3.2

soFid Osteuropaforschung 2009/2 3.2 Russland/GUS - Politische Transformation und ihre Folgen

Politische Transformation und ihre Folgen

[76-L] Busuleanu, Adam: Internationale Wahlüberwachung in Wahlprozessen: die Fallbeispiele Ukraine und Belarus, (Arbeitspapiere des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin, Arbeitsschwerpunkt Politik, H. 62), Berlin 2008, 100 S. (Graue Literatur; nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0144-200712134664) INHALT: Mit dem Beitritt zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) im Januar 1992 haben sich Belarus und die Ukraine verpflichtet, die Freiheit und Fairness der Wahlen einer einheimischen sowie internationalen Wahlüberwachung zur Prüfung zu stellen. Diese Verpflichtung löste einen Sozialisationsprozess aus, der zur Normeninternalisierung in beiden Ländern führte. Während eine solche Internalisierung der demokratischen Wahlnormen aber in der Ukraine infolge der so genannten "Orangenen Revolution" im Jahr 2004 stattgefunden hat, sind in Belarus keine Bedingungen für einen freien und fairen Urnengang geschaffen worden. Beim vorliegenden Beitrag handelt es sich um eine Vergleichsanalyse der politischen Entwicklungen in Belarus und in der Ukraine. Es wird überprüft, ob es Unterschiede hinsichtlich der Konsolidierung der internationalen und nationalen Wahlüberwachung in beiden Ländern gab und welchen Einfluss diese Unterschiede auf die Demokratisierung des Wahlprozesses hatten. Der Untersuchungszeitraum umfasst für beide Länder die Periode von der Erlangung der Unabhängigkeit bis zu den Wahlen im Jahr 2004. Die Studie ist in drei große Teile unterteilt: die theoretischen Überlegungen, die Einführung in die nationalen und internationalen Wahlstandards sowie die empirische Überprüfung der Hypothese. (ICG2)

[77-L] Gallina, Nicole: Personalismus und Machterhaltungsstrategien in semi-autoritären Regimen, in: Johannes Pollak (Hrsg.) ; Fritz Sager (Hrsg.) ; Ulrich Sarcinelli (Hrsg.) ; Annette Zimmer (Hrsg.): Politik und Persönlichkeit, Wien: WUV Facultas, 2008, S. 267-279 INHALT: Gegenstand des Beitrags ist der Zusammenhang zwischen einem personalistischen Politikverständnis und den zur Anwendung kommenden Machtstrategien im postsowjetischen Raum. Als Beispiele dienen die Präsidenten von Russland (Putin), Kasachstan (Nazarbajew), Kirgistan (Bakijew), Belarus (Lukaschenka) und Ukraine (Kuchma), die allesamt einen persönlichkeitsbezogenen, autokratischen Führungsstil pflegten. Die wichtigsten Machtstrategien dieser Präsidenten und der von ihnen abhängigen Institutionen werden herausgearbeitet: (1) eingeschränkter Pluralismus im Zusammenhang mit politischen Wahlen, (2) Instrumentalisierung von politischen Institutionen im politischen Tagesgeschäft, (3) Macht der Informalität, (4) Depolitisierung des Staates und Verstaatlichung der Gesellschaft, (5) Instrumentalisierung der Wirtschaft. Abschließend wird der Zusammenhang zwischen unbeschränkter Herrschaftsausübung, personenbezogener Führung und formellen demokratischen Prinzipien angesprochen, der für die Mehrheit der Staaten Osteuropas und Zentralasiens kennzeichnend ist. (ICE2)

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[78-L] Göls, Cornelia: Die politischen Parteien in der Ukraine: eine Analyse ihrer Funktionsfähigkeit in Wahlen, Parlament, Regierung, (Politik und Demokratie, Bd. 15), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 124 S., ISBN: 978-3-631-57822-3 INHALT: Die Analyse erstreckt sich hauptsächlich auf die Funktionserfüllung der Parteien in den Bereichen Wahlen, Parlament und Regierung. Neben der relevanten Sekundärliteratur dienen v.a. aussagekräftige Primärquellen als Grundlage für die Auseinandersetzung mit der Problematik. In Zusammenhang mit dem Funktionsbereich 'Wahlen' werden Partei- und Wahlprogramme einer inhaltlichen Analyse unterzogen und Umfrageergebnisse untersucht, die auf die Mobilisierungsfunktion der Parteien zurückschließen lassen können (z. B. Wahlbeteiligung, Vertrauen in und Bindung an Parteien usw.). Zur Betrachtung der Funktionsfähigkeit ukrainischer politischer Parteien in der Legislative dienen Daten über die Aktivität der Parteien im Gesetzgebungsverfahren, über Parteidisziplin, Fraktionswechsel usw., die u.a. auf der Internetseite des ukrainischen Parlaments zu finden sind. Zeitungsberichte über Hintergründe und Verhalten von Abgeordneten sowie rechtliche Regelungen zum Status der parlamentarischen Opposition werden auch einbezogen. Anhand einer Analyse der exekutiven Funktion von Parteien und ihrer Effizienz in diesem Feld wird im Handeln der Akteure nach Wahlen einen Einfluss auf die Ausübung der Regierungsbildungsfunktion nachgewiesen. Auch Konflikte zwischen Präsident und Regierung werden untersucht - als Faktor, der die Funktionsfähigkeit der politischen Parteien im exekutiven Bereich beeinträchtigt. (ICF2)

[79-L] Krumm, Reinhard: Länderanalyse: das doppelte Russland: zum Aufbruch bereit, in der Tradition gefangen, Berlin 2008, 16 S., ISBN: 978-3-89892-973-8 (Graue Literatur; library.fes.de/pdf-files/id/ipa/05776.pdf) INHALT: "Die Russische Föderation hat in den 17 Jahren der Transformation einen erstaunlichen Wandel vollzogen. Trotz schwerer politischer und wirtschaftlicher Rückschläge hat sich das größte Land der Erde stabilisiert. Der politische Rahmen ist dabei eng gezogen, Stabilität und Sicherheit haben höchste Priorität. Der beeindruckende wirtschaftliche Aufschwung dauert seit Jahren an. Zu einem großen Maße beruht er auf dem Verkauf von Rohstoffen. Von der dringenden Notwendigkeit, die Wirtschaft zu diversifizieren und zu modernisieren, den Aufbau der weiterverarbeitenden Industrie zu fördern und die klein- und mittelständischen Betriebe zu unterstützen, ist die Regierung überzeugt, doch die Umsetzung ist mangelhaft. Russland läuft Gefahr, zu einem sozial ungerechten Land zu verkommen. Der Staat versteht es nicht, die mit einem Wirtschaftsboom einhergehende Ungleichheit zu verringern. Dringend bedürfen die sozialen Sicherungssysteme wie Renten- und Krankenversicherung einschneidende Reformen, genauso wie das Bildungswesen. Außenpolitisch hat Russland durch den Wirtschaftsboom an Gewicht gewonnen. Moskau ist entschlossen, mehr Einfluss auf die internationale Politik zu nehmen und eigene Interessen zu verfolgen. Vorrangiges Ziel ist es, an der Architektur einer neuen Weltordnung mitzuwirken. Dabei scheut die russische Führung nicht davor zurück, wie der Krieg in Georgien eindrucksvoll beweist, Waffen einzusetzen. Trotzdem: Eine Eindämmungspolitik oder Ausgrenzung Russlands wäre fatal." (Autorenreferat)

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[80-L] Malek, Martin: Tschetschenien und die europäische Öffentlichkeit: Positionen, Reaktionen, Aktivitäten, in: Martin Malek (Hrsg.) ; Anna Schor-Tschudnowskaja (Hrsg.): Europa im Tschetschenienkrieg : zwischen politischer Ohnmacht und Gleichgültigkeit, Stuttgart: Ibidem-Verl., 2008, S. 35-102 INHALT: Das System "Putin" mit seinen autoritären Zügen nach innen und Weltmachtanspruch nach außen stößt in der russischen Bevölkerung auf viel mehr Zustimmung als die Präsidentschaft von Boris Jelzin. Die in den 1990er Jahren immerhin vorhandenen demokratischen Ansätze wurden mit der stillschweigenden und aktiven Unterstützung der Bevölkerung zurückgedrängt. Die "heftigste" Kritik zahlreicher westeuropäischer und nordamerikanischer Beobachter an Russland besteht oft aus dem Vorwurf der "Unberechenbarkeit". Dagegen ist es aufschlussreich zu sehen, aus welchen Anlässen die westeuropäische Bürgergesellschaft aktiv wird - und wo nicht. Die friedensbewegten Teile demonstrieren kaum jemals gegen russische Kriege und Interventionen. Kritik an Putin und seinem Tschetschenienkrieg wird mit Kritik an Russland und allen seinen Einwohnern, seiner Kultur etc. gleichgesetzt. Das bedeutet erstens eine vollkommen unzulässige Gleichsetzung Putins und seines Systems mit "Russland" sowie zweitens eine weitgehende Übernahme der Methoden der Kreml-"Polittechnologen" in der "Informationskriegsführung". (ICB2)

[81-L] Malek, Martin: Russland nach den Wahlen: erste Amtszeit Medwedjews oder "dritte Amtszeit" Putins?, (AIPA - Arbeitspapiere zur Internationalen Politik und Außenpolitik, 2/2008), Köln 2008, 20 S. (Graue Literatur; www.jaeger.uni-koeln.de/fileadmin/templates/publikationen/aipa/AIPA_Malek_0208.pdf) INHALT: "Im Dezember 2007 stellte der Kreml Dmitrij Medwedjew als Kandidaten für die kommende Präsidentenwahl vor und designierte ihn damit de facto zum Nachfolger von Amtsinhaber Wladimir Putin, der sich dem Ende seiner zweiten und nach der Verfassung letzten Amtszeit näherte. Damit fanden lange Spekulationen über Putins Nachfolgeregelung ein Ende. Unverzüglich einsetzende Mutmaßungen über die Hintergründe dieser Entscheidung sind erheblich weniger relevant als die Frage, was von Medwedjew zu erwarten ist. Wird er aus dem mächtigen Schatten seines Mentors Putin heraustreten können, ja überhaupt wollen? Ist von einer Umverteilung der Kompetenzen des Präsidenten zugunsten des Premierministers auszugehen? Und wie wahrscheinlich sind Änderungen des außen- und sicherheitspolitischen Kurses unter Medwedjew? Vorliegende Kurzanalyse versucht Antworten auf diese Fragen." (Autorenreferat)

[82-L] Mark, Rudolf A.: Between conformity and the struggle for political survival: the Communist Parties in Belarus, in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 403-435 INHALT: Die Unabhängigkeit Weißrusslands ging mit keiner wesentlichen Erneuerung der Elite und keiner Privatisierung der großen Unternehmen einher. Die neue Verfassung übernahm das Muster des sowjetischen Systems: Der Präsident wurde von der Mehrheit einer Bevölkerung gewählt, die sich ihrer Vorstellungen hinsichtlich der Demokratisierung und der sozialen

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und ökonomischen Modernisierung unsicher war. Anschließend etablierte der erste Präsident ein autoritäres Regime, das von der früheren sowjetischen Nomenklatura unterstützt worden war. Obwohl sie offiziell ihre führende politische Rolle verloren hat, haben ihre Vertreter ihre privilegierten Positionen in den administrativen Strukturen und in der Wirtschaft behalten. Sie ist vom Regime übernommen und als tragende Säulen von Lukashenkos Diktatur institutionalisiert worden. Sowohl die KPB als auch die Agrarpartei setzen sich aus Mitgliedern der früheren KPdSU zusammen. Sie versprechen einen bestimmten Wohlstand und eine soziale Sicherheit und bekommen im Gegenzug die Loyalität der Bevölkerung. Es ist möglich, dass sich die Situation in der Zukunft ändert, wie die Fälle von der Ukraine und von Georgien gezeigt haben, aber in der Gegenwart gibt es keine Aussicht auf größere politische Änderung in Belarus. (ICF2)

[83-L] Michaleva, Galina: The Communist Party of the Russian Federation (CPRF), in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 437-459 INHALT: Die Verfasserin präsentiert die Entwicklung der KPRF seit dem Zusammenbruch der UdSSR und zeigt, dass sie eine gut organisierte, eher gemäßigte politische Kraft darstellt. Obwohl ihr ursprünglicher Einfluss abgenommen hat, hat sie nicht das Schicksal der kleinen kommunistischen Parteien geteilt, die vollständig marginalisiert worden sind. Die wachsende Machtkonzentration der regierenden Partei 'Vereinigtes Russland' hat die Vertreter der regionalen Eliten gezwungen, ihren Kurs zu ändern, ihre Beziehungen zu den Kommunisten zu revidieren und ggf. in die regierende Partei einzutreten, um ihre Positionen nicht zu verlieren. Die KPRF versucht, junge Wähler zu gewinnen, aber ohne großen Erfolg - die politisch interessierte Jugend bevorzugt radikale linke Organisationen wie die Nationalbolschewistische Partei. Die Kommunistische Partei zeigt ihre wachsende Bereitschaft zur Kooperation mit Vertretern der demokratischen Opposition z. B. bei der Beobachtung der Wahlen und bei gemeinsamen Protestaktionen. Die KPRF nützt ihre gemäßigte Haltung gegenüber dem Präsidenten, um ihre Distanz gegenüber den radikalen kommunistischen Gruppen zu demonstrieren. Patriotische, antiwestliche und nationalistische Positionen, die für die Partei typisch sind, stehen im Einklang mit der Zunahme des offiziellen Nationalismus. Die KPRF stellt gegenwärtig keine gefährliche Opposition für den Kreml dar, aber für die kommenden Jahre bleibt sie einer der wichtigsten Akteure im politischen Leben Russlands. (ICF2)

[84-L] Nurmasheva, Svetlana: Regionale Integration als Element wirtschaftlicher und politischer Sicherheit für die Länder des postsowietischen Raums, in: Philipp Juchli (Hrsg.) ; Marcel Würmli (Hrsg.) ; Diego Haunreiter (Hrsg.): Sicherheit als wirtschaftliches, rechtliches und kulturelles Phänomen, Bern: Stämpfli, 2008, S. 435-477 INHALT: Im vorliegenden Beitrag werden die nach der Auflösung der Sowjetunion und zu Beginn der Integrationsprozesse erfolgten signifikanten Veränderungen sowie der derzeitige Zustand der wirtschaftlichen und politischen Verflechtungen im postsowjetischen Raum aufgezeigt. Zu diesem Zweck werden die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen analysiert, die nach dem Zerfall der Sowjetunion vorherrschten und die weitere Entwicklung

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der postsowjetischen Staaten bestimmten. Diese Rahmenbedingungen hatten einen starken Einfluss auf die Zusammenarbeit der postsowjetischen Staaten, indem sie entweder integrationshemmend oder integrationsfördernd wirkten. Darüber hinaus werden unterschiedliche in die Diskussion gebrachte Ansätze über die weitere Entwicklung bzw. Neuorganisation des postsowjetischen Raumes zusammengefasst und diskutiert. Desweiteren werden die zwei Etappen in der Evolution der Integrationsprozesse im postsowjetischen Raum als realer Prozess des wirtschaftlichen und politischen Zusammenwirkens vor dem Hintergrund bestehender Rahmenbedingungen erläutert. Abschließend werden die bestehenden Integrationsinitiativen der postsowjetischen Staaten, wie GUS, Eurasec, GU(U)AM, Russisch-Weißrussische Union, EWR und ZAU, dargestellt und in Bezug auf ihre Entstehungsgründe, Zielsetzungen und den aktuellen Stand der Integrationsfortschritte charakterisiert. (ICI2)

[85-L] Panov, Petr V.: Political processes in Russian regions in the framework of centralization policy, in: Hede Helfrich (Hrsg.) ; Andrey V. Dakhin (Hrsg.) ; Erich Hölter (Hrsg.) ; Igor V. Arzhenovskiy (Hrsg.): Impact of culture on human interaction : clash or challenge?, Lewiston: Hogrefe & Huber Publ., 2008, S. 85-98 INHALT: "This article examines the effects of the centralization policy, which has been carried out since the beginning of the 2000s in Russian Federation, on regional political processes. The starting points are the division of two aspects of centralization and the assumption that the degree of 'formal centralization' (allocation of resources and competences between the Center and regions) is not identical to the degree of 'political centralization' (political coherence between different levels of government). Interrelations of the Center and the regions in Russia were based on a 'system of personalized exchanges'. In such circumstances 'formal' centralization revealed its limits and the Center started 'political' centralization presumably through the creation and institutionalization of the strong 'government party' known as 'United Russia'. Nevertheless, quantitative analysis of regional elections shows that the regions have still demonstrated a great extent of variety in 'government party' Support. Moreover, in Russian cultural environment political parties are reinterpreted by political actors otherwise than in Western democracies. Within the parties there are the same 'systems of personalized exchanges' between influential political actors who are seeking seif beneficial. Consequently, even in the cases of the triumphant victories of 'United Russia', it is not correct to draw conclusions about successful political centralization." (author's abstract)|

[86-L] Polese, Abel: Ukraine 1991-2006: where have all the Communists gone?, in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 371-401 INHALT: Obwohl der Kommunismus als offizielle Ideologie abgeschafft worden ist, sind die Kommunisten immer noch präsent. Entgegen dem Muster anderer früherer sozialistischer Länder, ist in der Ukraine keine Lustration durchgeführt worden. Daher ist die Tendenz, die Eliten des totalitären Regimes wieder zu etablieren, immer noch deutlich. Auf der einen Seite ist es logisch, dass die Ukraine eine neue politische Elite hätte, die in der Staatsverwaltung ziemlich unerfahren ist, wenn die früheren kommunistischen Eliten vertrieben worden wären.

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Aber der Verzicht sogar auf eine formale Stigmatisierung hat andererseits den gefährlichsten Elementen des kommunistischen Regimes eine volle Kontinuität gewährleistet. Die politische Anpassung der Kommunisten macht die gegenwärtige politische Situation in der Ukraine äußerst mehrdeutig. Wo sind die Kommunisten heute? Wenn man als Kommunisten nur die Mitglieder der kommunistischen Partei versteht, ist klar, dass sie die politische Szene bei den nächsten Wahlen verlassen werden. Wenn keine radikale Reform der Parteistrukturen stattfindet, werden sie das Parlament nicht betreten. Wenn man jedoch annimmt, dass ein Kommunist jemand mit kommunistischem Hintergrund ist, dann sind überall in der Politik Kommunisten. Es ist schwierig zu entscheiden, welche Definition angemessener ist, wenn man heute in der Ukraine nach Kommunisten sucht. Das einzig sichere ist die Tatsache, dass das kommunistische Erbe weiterhin eine entscheidende Rolle in der ukrainischen Politik spielt - die Bezeichnung der einzelnen Parteien als rechte, linke oder zentristische ist bedeutungslos. (ICF2)

[87-L] Raspopov, Nikolai P.: Party-political aspects in implementing the administrative reform in Russia in 2000s (as exemplified by the Nizhny Novgorod Oblast), in: Hede Helfrich (Hrsg.) ; Andrey V. Dakhin (Hrsg.) ; Erich Hölter (Hrsg.) ; Igor V. Arzhenovskiy (Hrsg.): Impact of culture on human interaction : clash or challenge?, Lewiston: Hogrefe & Huber Publ., 2008, S. 63-75 INHALT: "The main scientific problem is the identification of new trends in the comprehensive management of social and political processes like the administrative reform implemented by power structures and business, in understanding how the administrative functions are distributed between the authorities and business in the course of the reform. This research has been prompted by the recently launched 'national projects' and by the Impact these projects have on the regional administration system as exemplified by the Nizhny Novgorod Oblast. The problems discussed in this article are associated with newly structured political and economic space in regions featuring increasing numbers of entities acting at regional level. This research is intended to gain insight into the structure of interrelations and the principal tendencies characteristic for the changes in the resource potential tapped by the main entities of administrative and economic influence. In this connection the basic purpose of this article is to clarify how and to what extent the concept and the course of the administrative reform address the real needs and challenges of the public life in the region, and to what extent consideration was given to the existing forms of social dialogue between the power and business structures in the region." (author's abstract)|

[88-L] Salagaev, Alexander L.; Safin, Rustem R.: Administrative reform and increasing independence of the regions in forming socio-cultural policy, in: Hede Helfrich (Hrsg.) ; Andrey V. Dakhin (Hrsg.) ; Erich Hölter (Hrsg.) ; Igor V. Arzhenovskiy (Hrsg.): Impact of culture on human interaction : clash or challenge?, Lewiston: Hogrefe & Huber Publ., 2008, S. 77-83 INHALT: "Administrative reform ongoing in Russian Federation since the beginning of current decade, has introduced a lot of changes to Russian political sphere. Nevertheless there is much to be done vet, especially with respect to existing resources of administrative reform in Russian regions. One of the main issues that have to be addressed during current stage of ad-

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ministrative reform is the issue of governmental management of interethnic relations in context of rising ethnic identity during the recent decades. This article deals with regulation of interethnic relations in the context of socio-cultural policy in Tatarstan Republic." (author's abstract)|

[89-L] Singhofen, Sven C.: Russland nach den Präsidentschaftswahlen: wohin geht die gelenkte Demokratie und Energiegroßmacht unter Dmitrij Medwedew?, (Kieler Analysen zur Sicherheitspolitik, Nr. 24), Kiel 2008, 20 S. (Graue Literatur; www.isuk.org/1/wp-content/uploads/2008/05/Kieler %20Analysen%20zur%20Sicherheitspolitik%20Nr.%2024%20SS%20Russland%20Wahlen.pdf) INHALT: "Bei den Präsidentschaftswahlen vom 02.03.2008 ist Dmitrij Medwedew mit großem Abstand zum Nachfolger Wladimir Putins im Kreml gewählt worden. Verglichen mit den übrigen Kandidaten aber auch mit Putin selbst erscheint der neue Präsident Russlands als ein eher liberal ausgerichteter Akteur. Ein Blick auf seine Biographie und seine programmatischen Äußerungen während und nach den Wahlen bestätigt diesen Eindruck. Berücksichtigt man allerdings die Rahmenbedingungen, die durch Russlands momentane Verfasstheit als 'gelenkte Demokratie' und durch die Weichenstellungen der letzten Jahre vorgegeben werden, dann scheint der Spielraum für einen substantiellen Politikwechsel in der Innen- und Außenpolitik begrenzt zu sein." (Autorenreferat)

[90-F] Stiklorus, Jochen, M.A. (Bearbeitung); Schrader, Heiko, Prof.Dr. (Betreuung): Demokratie in Russland - eine Untersuchung ihrer Entwicklungsbedingungen aus prozesslogischer Perspektive INHALT: Im neuzeitlichen Weltverständnis kann die Demokratie als sozio-kulturelle Organisationsform nicht mehr aus einem absolut gedachten, quasi-natürlichen Ursprung abgeleitet werden, sondern muss als Resultat eines gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses verstanden werden, das vorher nicht schon in irgendeiner Form angelegt war. Erkenntnis in Entstehung und Funktionsbedingungen der Demokratie sind somit allein durch die Rekonstruktion aus ihren Entstehungsbedingungen zu gewinnen. Dabei gewährleistet der Umstand, dass der ontogenetische und insbesondere kognitive Bildungsprozess der Gesellschaftsmitglieder unter den Bedingungen der Sozialwelt verläuft und durch diese bestimmt wird, dass der demokratischen Organisationsform in der Gesellschaft, aus der sie herausgesetzt wurde, Sinnhaftigkeit und Akzeptanz zukommt. Eben dies wird zum Problem bei dem Versuch, die Demokratie auf andere Gesellschaften zu übertragen. Aufgabe dieser Forschungsarbeit soll es sein, diesen Konflikt zwischen den sozialen Funktionsvoraussetzungen der Demokratie und den in der russischen Gesellschaft realen Gegebenheiten einsichtig zu machen. Dazu ist es notwendig, Kenntnis von den in der russischen Gesellschaft ausgeprägten kognitiven Strukturen und des sich darauf gründenden Welt- und Selbstverständnisses zu erlangen, was über die Rekonstruktion des Entwicklungsprozesses der russischen gesellschaftlichen Organisationsformen ermöglicht wird. Dadurch wird ein realer Erkenntniszugang in die aktuelle Verfassung der russischen Gesellschaft und ihrer "hybriden Struktur" eröffnet, wie er über die gängige Beschreibung und die zwangsläufig spekulative Interpretation sozialer Phänomene nicht zu gewinnen ist. Dies bildet zugleich die Grundlage für eine realistische Einschätzung einer demokratischen (Weiter-)Entwicklung Russlands. GEOGRAPHISCHER RAUM: Russland

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ART: BEGINN: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie (Postfach 4120, 39016 Magdeburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 030-31517136, e-mail: [email protected])

[91-L] Stykow, Petra: Die Transformation des russischen Parteiensystems: Regimestabilisierung durch personalisierte Institutionalisierung, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 39/2008, H. 4, S. 772-794 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Das russische Parteiensystem der 1990er Jahre war instabil, hoch fragmentiert und polarisiert. Unter Putins Präsidentschaft wandelte es sich zu einem stabilen System mit einer dominierenden Staatspartei. Während Boris Yeltsin sich auf den Apparat verließ, setzte Putin auf die Institutionalisierung der Wahl-, Parlaments- und Mitgliederpartei "Einiges Russland", deren dominierende Stellung Reformen des Parteien- und Wahlrechts ermöglichte. Diese Reformen waren zwar nicht wirklich undemokratisch, trugen aber zu einer Einschränkung des politischen Wettbewerbs bei. Die Dynamik des Parteiensystems ist Teil eines breiteren autoritären Trends im politischen System, der sich als Wettbewerbs-Autoritarismus kennzeichnen lässt. Die endogene Stabilisierung dieses Regime-Typs erscheint möglich unter der Voraussetzung, dass die Machteliten ihre Konkurrenz einschränken und ausreichende Unterstützung bei den Wählern finden. Putins Reformprogramm beinhaltete verschiedene Institutionalisierungsvorhaben. Undemokratische Regimekonsolidierung braucht damit nicht unbedingt oder exklusiv auf informeller Klientelpolitik oder offener Repression beruhen. (ICEÜbers)

3.3

Geschichte

[92-F] Boeckh, Katrin, PD Dr. (Bearbeitung): Die Ukraine im Totalitarismus des 20. Jahrhunderts INHALT: Im Mittelpunkt dieses Projekts steht die Untersuchung des politischen Systems in der sowjetischen Ukraine und seine Verankerung. Dabei geht es insbesondere um Aspekte der Partizipation von Ukrainern an der politischen Herrschaft, um kulturelle Fragen wie regionale und temporär zugelassene Ukrainisierungstendenzen, um Kontrolle, Überwachung und Repression der Bevölkerung, um ethnische Minderheiten, um Propaganda, aber auch um sozialpolitisch relevante Faktoren wie die Integration von Frauen und Waisen in das staatliche System. Materialien aus ukrainischen Archiven, die erst vor einigen Jahren voll zugänglich wurden, stellen die wichtigste Grundlage für das Projekt dar. Innerhalb des Projekts entstand eine Habilitationsschrift über die Situation in der Ukraine nach 1944/45. Unter dem Titel "Die Ukraine nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kriegsfolgen und die Wiederherstellung des stalinistischen Systems" wird auch die Stalinismusdiskussion um den bisher wenig beachteten Aspekt der Nachkriegsentwicklung und um den speziell auf die Ukraine konzentrierten Blickwinkel ergänzt. Eine Reihe von Aufsätzen behandelt allgemeine Strukturen der sowjetischen Herrschaft in der Ukraine, Zwangsmigrationen sowie Folgen der sowjetischen Herrschaft auf Bereiche der Transition in der Ukraine. ZEITRAUM: 20. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Ukraine

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METHODE: Auf der Grundlage historischer Quellen verschiedener Art (v.a. Archivalien, Zeitungsberichte, Memoiren und Interviews) wird kritisch und systematisch ein Modell totalitärer Herrschaftsmechanismen erarbeitet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Boeckh, K.: Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik 19451991. in: Jordan, Peter u.a. (Hrsg.): Ukraine. Geographie, Ethnische Struktur, Geschichte, Sprache und Literatur, Kultur, Politik, Bildung, Wirtschaft, Recht. Österreichische Osthefte, Sonderbd. 15. Wien 2000, S. 363-388.+++Dies.: Die Religionsfront. Ukrainische Kirchen unter deutscher Militärverwaltung 1941/42. in: Slavica Tarnopolensia, 2001, 8, S. 60-85.+++ Dies.: Fallstudie: Lemberg in Galizien. Jüdisches Gemeindeleben in der Ukraine zwischen 1945-1953. in: Glaube in der 2. Welt, 30, 2002, Nr. 4, S. 20-25. Zweitabdruck in: Boeckh, Katrin; Ivanov, Aleksandr; Seidl, Christian: Die Ukraine im Aufbruch. Historiographische und kirchenpolitische Aspekte der postsozialistischen Transformation. forost Arbeitspapier, Nr. 9. München, Nov. 2002, S. 57-69.+++Dies.: Staat und Kirchen während der Transformation in der Ukraine. in: Bremer, Thomas (Hrsg.): Religion und Nation. Die Situation der Kirchen in der Ukraine. Wiesbaden 2003, S. 67-89. Zweitabdruck in: Boeckh, Katrin; Ivanov, Aleksandr; Seidl, Christian: Die Ukraine im Aufbruch. Historiographische und kirchenpolitische Aspekte der postsozialistischen Transformation. forost Arbeitspapier, Nr. 9. München 2002, S. 33-56,+++Dies.: "Völlig normal, entsprechend den Prinzipien der Gewissensfreiheit, garantiert durch die Stalin-Verfassung". Die Verfolgung der Kirchen in Galizien unter Stalin im Vergleich (1944-1953). in: Historische Zeitschrift, Bd. 278, Febr. 2004, H. 1, S. 55-100. +++Dies.: "Liberalisierung" und Repression. Zur Praxis der Religionspolitik in der Ukraine während NS-Besatzung und stalinistischer Herrschaft 1941-1953. in: Gevers, Lieve; Bank, Jan (eds.): Religion under siege, Vol. 2. Leuven u.a. Peeters 2007, pp. 119-174.+++Dies.: Zwangsmigration und Zivilisation im Stalinismus. Die Westukraine nach 1944/45 (im Druck für einen Tagungsband des Collegium Carolinum). ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Osteuropa-Institut (Landshuter Str. 4, 93047 Regensburg) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[93-L] Bohn, Thomas M.: "Im allgemeinen Meer der Stimmen soll auch meine Stimme erklingen...": die Wahlen zum Obersten Sowjet der UdSSR von 1958 ; Loyalität and Dissens im Kommunismus, in: Geschichte und Gesellschaft : Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, Jg. 34/2008, H. 4, S. 524-549 (Standort: USB Köln(38)-XE393; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.v-r.de/ de/titel/2000002333/?sn=e8h0fvi5fpcq72ehoke7acc1c3) INHALT: Oft zitierte Positionen behaupten, dass Wahlen in der UdSSR vor der "Archivrevolution" der 1990er Jahre kaum der Rede wert waren. Sie waren "Wahlen ohne Wahl", nicht-kompetitive Wahlen mit nur einem Kandidaten pro Wahlkreis und fast einhundertprozentiger Zustimmung. Wahlen wurden abgehalten, um über den stabilisierenden Effekt der Massenmobilisierung Macht zu demonstrieren. Hier wird gezeigt, dass solche Wahlen auch eine andere Funktion hatten und dass Formen des Dissens möglich waren. Das Erkenntnisinteresse des Beitrags richtet sich auf Sphären der Sowjetgesellschaft, in denen sich Nonkonformität und Widerstand artikulierten. Solches Verhalten war die Kehrseite der eigentlichen Funktion von Wahlen in sozialistischen Staaten: der Vergewisserung der Loyalität der Bevölkerung. Kommentare auf Wahlscheinen - bis dato eine unbekannte archivalische Quelle - werden genutzt, um beide Seiten der Wahlen im Sozialismus zu analysieren. (ICEÜbers)

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[94-F] Dagyeli, Jeanine Elif, M.A. (Bearbeitung); Bellér-Hann, Ildiko, Dr.habil. (Leitung); Paul, Jürgen, Prof.Dr.; Baldauf, Prof.Dr. (Betreuung): Die mittelasiatische Handwerker-risala INHALT: Die Handwerker-risala ist ein bekanntes Element der "traditionellen Arbeit". "Handwerk" im Sinn der Texte schließt landwirtschaftliche Tätigkeit ein, so dass der entsprechende Ausdruck eigentlich "Erwerbstätigkeit" ist. Die sehr unterschiedlich umfangreichen Texte stammen aus den mittelasiatischen früheren Sowjetrepubliken, aus dem Autonomen Gebiet Xinjiang der Uighuren in der Volksrepublik China und dem nördlichen Afghanistan. Die bekannten Exemplare stammen hauptsächlich aus dem 19. Jahrhundert und den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Gattung in ihrer Gesamtheit ist noch nicht untersucht worden. Es ist ebenfalls unklar, wann und auf welche Weise sie in den verschiedenen Staaten außer Gebrauch kam. Die Texte geben Auskunft über den Schutzpatron des jeweiligen Handwerks, sie sind Garantie dafür, dass die ausgeübte Tätigkeit im religiösen Sinn erlaubt ist usw. Informationen über die technische Seite der Produktion sind eher selten anzutreffen. Wohl aber erlauben die Texte Schlüsse auf die Sicht der Arbeit z.B. anhand der Terminologie oder der in ihnen ausgedrückten Hierarchie der Wertschätzung bestimmter Branchen. Weiter können die Texte Aufschluss über die soziale Organisation der Arbeit geben, so etwa über die Hierarchie der Tätigen, der Ausbildung usw. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR (und in gewisser Weise seit dem Ende der Kulturrevolution in der VR China) ist in den entsprechenden Ländern eine Rückbesinnung auf "Tradition" unverkennbar. Hierzu gehört auch eine gewisse Traditionalisierung des Handwerks. Das Projekt widmet sich einigen Aspekten der Frage nach der "Tradition" in Mittelasien. Im Kontext vor allem der UdSSR und Xinjiangs (Afghanistan kommt nur für die historische Forschung in Betracht) sind die örtlichen Formen der Weitergabe von Wissen und Handeln teilweise mehrfach politisch gebrochen. Dies relativiert den Begriff der "Tradition" weiter: Wenn heute etwa in Usbekistan an eine "Tradition" angeknüpft werden soll, in welche Periode werden die entsprechenden Handlungen dann projiziert: in die Zeit vor der Oktoberrevolution oder in die Zeit vor der russischen kolonialen Durchdringung? Haben Produktionstechniken und Organisationsformen des Handwerks, aber auch Formen der Weitergabe des Wissens sowie die Rede über Arbeit überhaupt lokal authentisch überleben können? Das Thema eignet sich als sozialgeschichtliche Fallstudie der Wahrnehmung von Produktion und Arbeit. Das Projekt nimmt sich vor, die Texte selbst, ihre Geschichte und ihr Funktionieren im sozialen Kontext ebenso wie die entsprechenden Veränderungen in der Organisation der handwerklichen Produktion zu untersuchen. Es verbindet dabei die Methoden der Philologie, der Geschichtswissenschaft und in gewissem Maße der Ethnologie. ZEITRAUM: 19. Jahrhundert, erste Jahre des 20. Jahrhunderts GEOGRAPHISCHER RAUM: Mittelasien, insb. frühere Sowjetrepubliken, VR China, autonomes Gebiet Xinjiang, nördliches Afghanistan ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Sachsen-Anhalt; Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" (Mühlweg 15, 06114 Halle); Universität Halle-Wittenberg, Orientwissenschaftliches Zentrum -OWZ- (Mühlweg 15, 06114 Halle) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

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[95-L] Filtzer, Donald; Goldman, Wendy Z.; Kessler, Gijs; Pirani, Simon (Hrsg.): A dream deferred: new studies in Russian and Soviet labour history, (International and Comparative Social History, 11), Bern: P. Lang 2008, 508 S., ISBN: 978-3-03911-797-0 INHALT: "This volume brings together the latest work in Russian labour history, based on exciting materials from previously closed archives and collections. Sixteen essays, focusing on peasants and workers, explore the lives and struggles of working people. Ranging over a century of dramatic upheaval, from the late 1800s to the present, the essays are organized around three broad themes: workers' politics, incentives and coercion within industrial and rural workplaces, and household strategies. The volume explores the relationship between the peasantry and the working dass, a nexus that has been central to state policy, oppositional politics, economic development, and household configuration. It profiles a working dass rent by divisions and defined not only by its relationship to the workplace or the state, but also by its household strategies for daily survival. The essays explore many topics accessible for the first time, including the motivations of women workers, roots of revolutionary activism, the revolutionary movement outside the great cities, socialist Opposition to the Soviet regime, reactions of workers to Stalinist terror, socialist tourism, peasant families in forced exile, and work discipline on the collective farms." (author's abstract). Contents: Nikolai V. Mikhailov: NonParty Workers' Organizations in St Petersburg and the Provinces before and during the First Russian Revolution (29-45); Christine Ruane: The 1906 Moscow Garment Workers' Strike (47-68); Sarah Badcock: Politics, Parties, and Power: Sormovo Workers in 1917 (69-93); Simon Pirani: Mass Mobilization versus Participatory Democracy: Moscow Workers and the Bolshevik Expropriation of Political Power (95-127); Barbara Allen: Transforming Factions into Blocs: Alexander Shliapnikov, Sergei Medvedev, and the ccc Investigation of the "Baku Affair" in 1926 (129-152); Aleksei Gusev: The "Bolshevik Leninist" Opposition and the Working Class, 1928-1929 (153-169); Kevin Murphy: Strikes during the Early Soviet Period, 1922 to 1932: From Working-Class Militancy to Working-Class Passivity? (171-191); Wendy Z. Golduran: Terror in the Factories (193-218); Lynne Viola: Taiga Conditions: Kulak Special Settlers, Commandants, and Soviet Industry (221-242); Jean Uvesque: Foremen in the Field: Collective Farm Chairmen and the Fate of Labour Discipline alter Collectivization, 1932-1953 (243-264); Diane P. Koenker: Soviet Worker Leisure Travel in the 1930s (265289); Barbara Alpern Engel: "Earning My Own Crust of Bread": Labor in the Lives of Discontented Wives in Late Imperial Russia (293-314); Gijs Kessler: A Population under Pressure: Household Responses to Demographic and Economic Shock in the Interwar Soviet Union (315-242); Donald Filtzer: The 1947 Food Crisis and its Aftermath: Worker and Peasant Consumption in Non-Famine Regions of the RSFSR (343-383); Andrei Markevich: Finding Additional Income: Subsidiary Agriculture in Soviet Urban Households, 1941-1964 (385-415); Sergey A. Afontsev: The Choice of Income-Earning Activities: Russian Urban Households and the Challenges of Transition (417-440).|

[96-L] Gernet, Katharina: "Kulturrevolution" in Zentral-Kamtschatka: zur Integration der evenischen Rentiernomaden in die sowjetische Gesellschaft, (Tunguso Sibirica, 25), Wiesbaden: Harrassowitz 2008, 167 S., ISBN: 978-3-447-05687-8 INHALT: Bei den Evenen handelt es sich um ein indigenes Nomadenvolk des russischen Nordens. Sie gehören zur Gruppe der Nordtungusen und lebten bis ins 20. Jahrhundert als Jäger,

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Rentierhalter, Fischer und Sammler. Aufbauend auf ihrer bereits 2007 vorgelegte Publikation zur Geschichte der territorialen Ausbreitung dieses Volkes im fernen Osten des Zarenreiches befasst Gernet sich nun mit der Integration der Evenen in die sowjetische Gesellschaft Zentral-Kamtschatkas. Untersucht wird die Entwicklung der Evenen auf dem Gebiet des heutigen Bystrinskij-Bezirks im Zeitraum von der Oktoberrevolution bis zur Auflösung der Sowjetunion. Ein vorrangiges Ziel des Exekutivkomitees dieses Bezirks bestand in der Eindämmung der Jagd auf Pelztiere sowie des privaten Handels mit Fellen. Zusätzlich sollte die Rentierhaltung optimiert werden. Beim ersten Teil des Bandes handelt es sich um eine ethnografische Feldforschung. Die Autorin skizziert die Entwicklung in Perioden, denn ihr geht es vor allem um die Erstellung eines Datengerüstes. Ihre Forschung basiert auf schriftlichen Quellen und Archivunterlagen sowie ergänzenden Gesprächen mit Zeitzeugen. Im Mittelpunkt des zweiten Teils steht die Institution der Frauenräte und ihre Rolle bei der Sowjetisierung der indigenen Bevölkerung im Bystrinskij-Bezirk. Die Institution der russischen Frauenräte entstand in den 20er-Jahren als Resultat der russischen Frauenbewegung. Sie stellten sich der Aufgabe, für das soziale und geistige Wohlbefinden von Frauen und ihren Familien zu sorgen. Gernet geht nun ihrer tatsächlichen Bedeutung für das gemeinschaftliche Leben in den kleinen Siedlungen des russischen Nordens nach. In diesen Frauenräten sieht sie kein bloßes Instrument sowjetischer Kontrolle, sondern eine Institution mit ernsthaftem Interesse an der Überwindung sozialer Unterschiede. (ZPol, NOMOS)

[97-L] March, Luke: Die Kommunistische Partei in der Sowjetunion und in Russland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2008, H. 47, S. 26-33 (www.bpb.de/files/ZH7QG9.pdf) INHALT: Ein Vergleich der KPdSU und der KPRF führt zu dem Ergebnis, dass sich die KPRF von ihrer Vorgängerpartei - außer in Stil und Symbolik - in jeder Hinsicht stark unterscheidet. Sie ist eine gemäßigte, konservative parlamentarische Partei, in einigen Bereichen ist eine linke Ausrichtung kaum noch erkennbar. Die Mitgliederzahlen betragen nur noch ein Hundertstel der Vorgängerpartei. Die Parteiführung hat mit der verfehlten Strategie eines "Staatspatriotismus" und einer Vielzahl politischer Fehleinschätzungen viel zum Niedergang der Partei beigetragen. Ihr politisches Gewicht ist heute gering. (ICE2)

[98-L] Mirschel, Markus: Der Kampf um die parteipolitische Macht in der Russländischen Föderation: die KPRF 1991-1996, Hamburg: Diplomica Verl. 2008, 141 S., ISBN: 978-3-8366-6974-0 INHALT: Der Verfasser stellt zunächst das Parteiensystem der Russländischen Föderation dar. Er behandelt die rechtliche Stellung der gesellschaftlichen Vereinigungen und beschreibt vier unterschiedliche politische Strömungen: den Block "JABLOKO", das Zentrum, die nationalistischen Rechten, die kommunistische und sozialistische Linke. Im Folgenden wird die KPRF im Kampf um die Macht in der Russländischen Föderation behandelt. Es werden externe Faktoren, wie das Regierungs- und Parteiensystem, und interne Faktoren (Programmatik, personelle Besetzung, Faktoren der internen Beeinflussung) analysiert und Einflüsse des Gesamtsystems der Russländischen Föderation auf die KPRF herausgearbeitet. (ICE2)

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[99-F] Nohejl, Regine, Dr.des.; Carl, Friederike, M.A. (Bearbeitung); Cheauré, Elisabeth, Prof.Dr. (Leitung): Genderdiskurse und nationale Identität in Russland. Historische Perspektiven und aktuelle Tendenzen INHALT: Mithilfe der Gender Studies sollen die Besonderheiten des nationalen Diskurses in Russland seit dem 18. Jahrhundert herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse sollen für ein Verständnis der aktuellen innen- und außenpolitischen Probleme Russlands nutzbar gemacht werden. ZEITRAUM: 18. bis 21. Jahrhundert GEOGRAPHISCHER RAUM: Russland METHODE: Identitäts-/ Diskursanalyse; Alteritätsdiskurse, Nationalismusforschung; Gender Studies; Postcolonial Studies ART: BEGINN: 2007-07 ENDE: 2009-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Slavisches Seminar (Universitätsstr. 9, 79098 Freiburg im Breisgau) KONTAKT: Nohejl, Regine (Dr. Tel. 0761-203-8321, Fax: 0761-203-8328, e-mail: [email protected])

[100-F] Pamuk, Yasemin; Stahn, Andreas (Bearbeitung); Börzel, Tanja A., Prof.Dr. (Leitung): "Gutes Regieren" ohne den Schatten der Hierarchie? Korruptionsbekämpfung im südlichen Kaukasus im Rahmen der EU-Nachbarschaftspolitik (Teilprojekt B2) INHALT: Wieviel Staatlichkeit ist nötig, damit staatliche und nicht-staatliche Akteure erfolgreich bei der Bewältigung politischer Probleme in Räumen begrenzter Staatlichkeit kooperieren können? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Teilprojekts, das die Vorgaben zur Korruptionsbekämpfung durch die EU-Nachbarschaftspolitik gegenüber den Ländern des Südkaukasus und Weißrussland untersucht. Zur Durchsetzung ihrer Politik des Guten Regierens gegenüber Drittstaaten kann die EU nicht auf hierarchische Steuerungsformen zurückgreifen. Ihre Beziehungen zu Ländern in den Nachbarregionen fallen in den klassischen Bereich internationaler Verhandlungen, in den die Supranationalität der EU nicht einmal einen Schatten von Hierarchie wirft. Die EU ist also auf nicht-hierarchische Mechanismen der Handlungskoordination angewiesen. Dabei greift sie auf die Kooperation mit nicht-staatlichen Akteuren zurück. Neben Überzeugungs- und Lernprozessen stehen ihr auch positive und negative finanzielle Anreize zur Verfügung. Während die Beziehungen zwischen der EU und Drittstaaten grundsätzlich nicht-hierarchisch sind, unterscheiden sich die untersuchten Länder intern hinsichtlich der Länge des "Schattens der Hierarchie", da eine sanktionsbewehrte Zentralgewalt im Sinne eines legitimen Gewaltmonopols nur begrenzt oder gar nicht vorhanden ist. Mithin kann die Umsetzung von EU-Vorgaben zu Good Governance sowohl jenseits als auch diesseits der Staaten nur durch nicht-hierarchische Koordinationsmodi und der Kooperation mit nicht-staatlichen Akteuren erfolgen. Im Mittelpunkt der empirischen Untersuchung steht die Umsetzung der EU-Vorgaben zur Korruptionsbekämpfung im Rahmen der Nachbarschaftspolitik in Weißrussland, Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Beeinflusst der unterschiedlich lange "Schatten der Hierarchie" in den vier Untersuchungsländern die Wirksamkeit nicht-hierarchischer Modi der Handlungskoordination sowie der Kooperation zwischen öffentlichen und privaten Akteuren? GEOGRAPHISCHER RAUM: Europäische Union; Weißrussland, Georgien, Armenien, Aserbaidschan, Südkaukasus

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METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Projektbeschreibung (Langfassung). Download unter: www.sfb-governance.de/teilprojekte/projektbereich_b/b2/sfb700_ b2.pdf .+++Börzel, Tanja A.: Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit: "Gutes Regieren" ohne den Schatten der Hierarchie? SFB Teilprojekt B2. Darstellung. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Freie Universität Berlin, SFB 700 Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit: neue Formen des Regierens? (Binger Str. 40, 14197 Berlin); Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Internationale Politik und Regionalstudien Arbeitsstelle Europäische Integration (Ihnestr. 22, 14195 Berlin) KONTAKT: Leiterin (Tel. 030-838-54830, Fax: 030-838-55049, e-mail: [email protected])

[101-L] Ryklin, Michail K.: Kommunismus als Religion: die Intellektuellen und die Oktoberrevolution, Frankfurt am Main: Verl. der Weltreligionen 2008, 192 S., ISBN: 978-3-458-71010-3 (Standort: UB Bonn(5)20082681) INHALT: "Die Bolschewiki inspirierte der Glaube - eine Art weltliche Religion - an die Möglichkeit einer radikalen Umgestaltung der Welt. Von Anfang an erklärten sie der Orthodoxie den unversöhnlichen Krieg, installierten ein System von kommunistischen Riten und betrieben eine effektive Propaganda der Errungenschaften des neuen Regimes. Zentrum des sowjetischen Kubus wurde das Leninmausoleum: dort liegt bis zum heutigen Tag der einbalsamierte Leichnam des toten Parteiführers. In den dreißiger Jahren kommt es zu seiner Vergöttlichung, wird im Recht die 'Schuldvermutung' eingeführt, in der Kunst ein einheitlicher Stil (der sozialistische Realismus) verordnet und der Sowjetpatriotismus eingepflanzt. Keine weltliche Religion des 20. Jahrhunderts kann sich in ihrer Anziehungskraft auf die Intellektuellen mit der kommunistischen (Raymond Aron nannte sie das 'Opium der Intellektuellen') vergleichen. Der russische Philosoph Michail Ryklin unternimmt es, die Gründe dieser Begeisterung, die auch die westeuropäischen Intellektuellen erfaßt hatte, zu erklären. Was am ursprünglichen revolutionären Glauben und seiner Kultur erschien Walter Benjamin, Andre Gide, Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht und vielen anderen als ungewöhnlich wertvoll und sogar einzigartig? In diesem Buch werden erstmals die Konturen des kommunistischen Glaubens und die Funktionsweise des Kommunismus als Religion nachgezeichnet." (Autorenreferat)

3.4

Wirtschaft / Recht

[102-L] Alakbarov, Gurban: Die Energieressourcen der kaspischen Region und ihre Auswirkungen auf die Energiesicherheit der EU, (Politik, Bd. 5), Bochum: Europ. Univ.-Verl. 2008, 349, IX S., ISBN: 978-3-89966-291-7

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INHALT: Der Verfasser stellt zunächst den aktuellen und den prognostizierten Bedarf der Europäischen Union an Versorgung mit Erdöl und Erdgas dar und geht in diesem Zusammenhang auch auf die "Grünbücher" der EU mit energiepolitischer Thematik ein. Er gibt dann einen Überblick über den Umfang der Energiereserven der kaspischen Region (Aserbaidschan, Kasachstan, Turkmenistan, Russland, Iran). Er diskutiert im Folgenden für die Erschließung der kaspischen Energieressourcen relevante Faktoren - Exportwege, Pipelinenetze, Umweltfaktoren und den rechtlichen Status des Kaspischen Meeres - und stellt exemplarische Energieprojekte im kaspischen Raum vor. In Form von ausführlichen Berichten über die Identitäten und Interessen der relevanten staatlichen Akteure im kaspischen Raum - neben den fünf Anrainerstaaten auch die Türkei, die USA und China - werden die regionalen politischen Rahmenbedingungen für die europäische Politik auf dem Gebiet der Energiesicherheit dargestellt. Die Untersuchung schließt mit einer Würdigung des bisher eingesetzten Instrumentariums der EU zur politischen und wirtschaftlichen Einflussnahme in der kaspischen Region. Dazu gehören die Europäische Energiecharta, Partnerschafts- und Kooperationsabkommen, Europäische Nachbarschaftsprogramme mit Aserbaidschan und Kasachstan, die TRACECA- und INOGATE-Projekte und der Energiedialog EU-Russland. (ICE2)

[103-L] Bach-von Gummppenberg, Markus: Energie und Sicherheit - das "neue Spiel" um die Ressourcen, in: Marie-Carin Gumppenberg (Hrsg.) ; Udo Steinbach (Hrsg.): Der Kaukasus : Geschichte - Kultur - Politik: Beck, 2008, S. 159174, ISBN: 978-3-406-56800-8 (Standort: UB Bonn(5)-2008/2589) INHALT: Anhand der Analyse der Situationsdynamik im Kaukasus stellt der Verfasser fest, dass es - mit Ausnahme Armeniens - keine Verlierer in diesem Spiel gibt. Über Russland ließe sich allenfalls sagen, dass es nicht im von Moskau erwarteten Maße zum Zuge gekommen ist. Die strukturelle Kontrolle Russlands über die Energieversorgung Armeniens und einen immer noch beträchtlichen Anteil der Gasversorgung Georgiens ist natürlich auch dem Beharrungsvermögen einer "imperialen" Politik gegenüber dem "Nahen Ausland" geschuldet. Dennoch darf man Russland nicht als einen Verlierer im "Neuen Großen Spiel" ansehen. Es wird argumentiert, dass von einer wirklichen Konfrontation der Großmächte USA und Russland hingegen keine Rede sein kann. Zwar stimmen die beiden mächtigsten Spieler in mancher taktischen Überlegung nicht überein, dennoch stehen sie sich nicht antagonistisch gegenüber. Zum einen respektiert Russland die Interessen des "Westens" am kaspischen Öl und Gas, zum anderen weiß Moskau auch, dass ein friedlicher und prosperierender Südkaukasus nur förderlich sein kann für eine nachhaltige Befriedung des Nordkaukasus. (ICF2)

[104-L] Bikmetov, Rustam M.: The place and role of the adminsitrative reform in the process of regionalization in Russia, in: Hede Helfrich (Hrsg.) ; Andrey V. Dakhin (Hrsg.) ; Erich Hölter (Hrsg.) ; Igor V. Arzhenovskiy (Hrsg.): Impact of culture on human interaction : clash or challenge?, Lewiston: Hogrefe & Huber Publ., 2008, S. 99-105 INHALT: "Social and political changes in early 90s initiated the process of regionalization in Russia. However, the changes were inconsistent, and at present there is no proper balance of relations between the federal center and the regions. The regional contradictions even endangered territorial wholeness and unity of the state. At a certain point regional level of adminis-

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tration lacking democratic changes became an obstacle in political and economic reforms. The government reforms launched by the President of the Russian Federation, Vladimir Putin, in the beginning of his term became an attempt to counteract negative consequences of the initial regionalization. As a result, at present regional political elite is placed under strict control from the direction of the federal center. These reforms resulted in reinforcement of centralizations, which was regarded by some experts and politicians as deviation from the principles of federalism. At the same time, the problems in relations between the center and the regions remained unsolved. Therefore, one of the directions of the administrative reform in the Russian Federation is to finish the process of power delimitation between federal and regional authorities as well as to optimize the work of regional government. This orientation is mean to promote optimization of public administration on the one hand, and to increase independence and responsibilitv of regional government - on the other hand, as well as to promote the development of regionalism principles. However, the reform is conducted mainly by administrative methods which makes it inconsistent and does not to effectively solve all regional problems." (author's abstract)|

[105-F] Budnikov, Evgeni, Dipl.-Kfm. (Bearbeitung); Engelhard, Johann, Prof.Dr. (Betreuung): Governance-Strukturen in russischen Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen INHALT: Erforschung von Governance-Mechanismen (Einsatz von Expatriates/ Locals, Entlohnung, Aufsichtsrat, Revision, Audit), die eingesetzt werden um die Beziehung zwischen dem Management der Tochtergesellschaft und dem Management der Muttergesellschaft zu gestalten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Russland METHODE: Theoretischer Ansatz: Neue Institutionenökonomik. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Aktenanalyse, offen; Qualitatives Interview (Stichprobe: 20; Unternehmen). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Budnikov, E.: Corporate Governance deutscher Unternehmen in ihren russischen Tochtergesellschaften. Perspektive der Prinzipal-Agenten-Theorie. Working paper, Workshop des Graduiertenkollegs "Märkte und Sozialräume in Europa" an der Univ,. Bamberg, 6. Okt. 2006, ca. 28 S.+++Ders.: Direktorenrat in russischen Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen. Working paper, Workshop des Graduiertenkollegs "Märkte und Sozialräume in Europa" an der Univ. Bamberg, 23./24. Nov. 2007. ART: BEGINN: 2005-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Graduiertenkolleg "Märkte und Sozialräume in Europa" (Lichtenhaidestr. 11, 96045 Bamberg); Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für BWL, insb. Internationales Management mit Schwerpunkt Europäisches Management (Kirschäckerstr. 39, 96045 Bamberg) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[106-L] Gimpelson, Vladimir: Labour market flexibility and security: the Russian way, in: Mitteilungen / SFB 580, 2008, H. 30, S. 50-65 (www.sfb580.uni-jena.de/typo3/uploads/tx_publicationlist/Heft30.pdf)

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INHALT: Der Beitrag untersucht die Tatsache, dass die Mischung aus Flexibilität und Sicherheit, als wichtiger Unterscheidungsfaktor im internationalen Vergleich, stark institutionell verankert ist. Als Beispiel hierfür führt die Studie die Transformation der russischen Wirtschaft von Anfang bis Mitte der Neunzigerjahre an. Das Russische Modell unterscheidet sich deutlich von anderen Modellen mit variierenden Beschäftigungsraten. Im Gegensatz dazu ist das russische Modell durch eine relativ stabile Beschäftigungssituation, flexible Arbeitszeiten und äußerst flexible Einkommensstrukturen gekennzeichnet. Der Beitrag erläutert die partielle Kompensation der Arbeitsnachfrageelastizität durch eine Lohnelastizität der russischen Arbeitsmarktpolitik mit Hilfe des landestypischen institutionellen Gefüges. Der russische Arbeitsmarkt ist einer der reguliertesten Arbeitsmärkte aller modernen Volkswirtschaften. Die Durchsetzungskraft der Regulierungsnormen ist jedoch speziell und meist eher gering. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der Beitrag eine Deregulierung des russischen Arbeitmarktes in Verbindung mit der Erfüllung bestimmter Voraussetzungen. Die Rechtsgrundlagen zur Sicherung des Beschäftigungsniveaus bedarf weiterer Deregulierung, während Rechts- und Vertragsvollzug radikal verbessert und gestärkt werden müssen. Dies soll mit Hilfe einer Stärkung der Arbeiterposition und der Gewerkschaften umgesetzt werden. (ICG)

[107-L] Götz, Friedrich: Russlands Gas - Chance für Europa, Norderstedt: Books on Demand 2008, 141 S., ISBN: 9783-8334-7454-5 INHALT: Wie gefährlich ist die Abhängigkeit Europas vom russischen Erdgas? Nach Meinung des Autors stellt das russische Gas keine Gefahr, sondern eine Chance für die Energiesicherheit Europas dar. Für die europäischen Länder gebe es heute keine nennenswerte Alternative zum russischen Gas, argumentiert Götz. Seine Begründung klingt plausibel: Mehr als 90 Prozent des primären Energiebedarfs der Europäischen Union muss durch fossile Brennstoffe befriedigt werden. Erdgas bietet sich als Energieträger an. Es ist mindestens noch die nächsten 200 Jahre vorhanden und ist im Gegensatz zu Kohle und Erdöl relativ umweltfreundlich. Auch an der Verbrauchsprognose für Europa lässt sich ablesen, dass die EU das russische Erdgas braucht. Bis zum Jahr 2010 werde die Hälfte und bis zum Jahr 2020 etwa zwei Drittel des in Europa benötigten Gases aus anderen Weltregionen kommen, so der Autor. Aber was spricht gegen die Russen als Gaslieferanten? Nur die Unterstellung, dass Russland das Erdgas als Waffe zur Durchsetzung imperialer Absichten nutzen könnte? Für Götz ist Russland ein verlässlicher Partner, mit dem es seit vier Jahrzehnten eine erfolgreiche Zusammenarbeit gebe. Selbst in der Zeit des Kalten Krieges habe es immer zuverlässige Energielieferungen nach Westeuropa gegeben. Das Erdgas sei die wirtschaftliche Basis Russlands und deshalb bräuchten die Russen den europäischen Endverbraucher. Auch der Einwand, dass der große russische Gasproduzent ein staatliches Unternehmen sei, kann als Argument nicht mehr zählen. Selbst in Deutschland gibt es jetzt ein Gesetz, das den Einfluss ausländischer Investoren einschränkt, falls der ausländische Eigner die staatliche Sicherheit der Bundesrepublik gefährdet. 'Ohne Russland geht es nicht' (2), schreibt der Autor. Zumindest nicht auf dem europäischen Erdgasmarkt. (ZPol, NOMOS)

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[108-L] Gumpel, Werner: Wirtschaft und Gesellschaft Russlands vor neuen Herausforderungen, in: KAS-AuslandsInformationen, 2008, Nr. 11, S. 7-21 (Standort: USB Köln(38)-M XE 00681; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.kas.de/wf/doc/kas_15388-544-1-30.pdf) INHALT: "Nach dem Fall der Sowjetunion erlebte Russland rasch die Auflösung seiner alten Wirtschaftsstrukturen. Diesen folgte ein Filz aus Staat, Geheimdienst und Mafia, der den ökonomischen Ruin des Landes forcierte, zumal die Gewinne aus dem Öl- und Gasgeschäft nicht auf Nachhaltigkeit beruhten, sondern auf der Gier nach schnellem Geld. Eines der aktuellen Probleme ist der steigende Energiebedarf. Neue Quellen gibt es zwar in Ostsibirien und im Fernen Osten, doch da fehlen die Infrastruktur und die Bevölkerung. Auch die russische Gesellschaft hat Probleme - niedrige Löhne und eine hohe Arbeitslosigkeit, steigende Selbstmordraten und verbreiteter Alkoholismus, Medikamentenknappheit und Wohnungsnot. Und die Politik selbst macht kein gutes Bild: Sorge bereiten Korruption und Willkür in der Rechtsprechung, Umweltgefährdung und fehlender Bevölkerungsschutz. Russland, ein sektoral und sozial gespaltenes Land, steht am Scheideweg. Viel Grund zu einer optimistischen Sicht in die Zukunft besteht nicht." (Autorenreferat)

[109-F] Jalabadze, Natia, Dr.; Janiashvili, Lavrenti, Dr. (Bearbeitung); Münzel, Mark, Prof.Dr.; Voell, Stéphane, Dr. (Leitung): Revitalisation of traditional law in the Republic of Georgia INHALT: The subject of the research project is to analyse the resurrection of traditional law in Georgia. What are the processes and basic conditions that lead to a revitalisation of traditional forms of law? Why, when and by whom is traditional law practiced? Is the current practice of traditional law a postsocialist development or was it always present, but simply hard to observe because of the powerful socialist state ideology? The frame of research encompasses four individual projects, referring to traditional law in socialism, blood feud in the lowlands, the enhancement of traditional law through NGOs and the relevance of honour conceptions. By means of this thematic selection we will exemplarily analyse the practice of traditional law, including the following general questions: What is considered as traditional law? Does traditional law has a historical continuity or is it a recent creation? In which social circumstances can traditional law be observed? Who are the actors and what are the places and motivations for using traditional law? How does the state and its administration reacts to the practice of traditional law? What is the position of religion and its representatives in the practice of traditional law?| ZEITRAUM: nach 1991 GEOGRAPHISCHER RAUM: Georgien METHODE: Law is understood here as an equally enabling and constraining structure (BendaBeckmann/ Benda-Beckmann 2006). On the one hand, law is a resource for social action (Turk 1978) and proposes a repertoire of motives to justify one's interests. Law has to be studied in relation to the structures of power that affect legal practice. On the other hand, law is embedded in a historically evolved social field that constrains a free individual use of legal conceptions. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2009-01 ENDE: 2011-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung

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INSTITUTION: Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Vergleichende Kulturforschung Fachgebiet Völkerkunde (Kugelgasse 10, 35032 Marburg) KONTAKT: Voell, Stéphane (Dr. Tel. 06421-2822161, e-mail: [email protected])

[110-L] Meister, Stefan: Russische Wirtschaftspolitik zwischen Staat und Markt, (DGAP-Analyse, Nr. 3), Berlin 2008, 16 S. (Graue Literatur; www.dgap.org/midcom-serveattachmentguid-1dd8ec41b4884fe8ec411dd814f2f31c5a270297029/ 2008-03_dgapana_meister_www.pdf) INHALT: "Mit den gravierenden Auswirkungen der internationalen Finanzkrise auf Russland, stellt sich die Frage, welche Strategie die russische Führung zur Reform ihrer Wirtschaft favorisiert. Trotz neuer Impulse durch Präsident Medwedew wird deutlich, dass sich die wirtschaftspolitische Strategie Russlands in den nächsten Jahren nicht radikal verändern wird. Die politische Kultur und industrielle Struktur werden dazu führen, dass auch künftig der russische Staat in der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielen wird." (Autorenreferat)

[111-L] Partsch, Juliane: Deutsches Know-how für russisches Öl?: Perspektiven und Potentiale des Transfers von Wissensprodukten in den deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen, Hamburg: Diplomica Verl. 2008, 75 S., ISBN: 978-3-8366-5901-7 INHALT: "Die russische Wirtschaft wächst rasant. 2006 betrug das inflationsbereinigte Wirtschaftswachstum knapp 7%. Das stetige Wachstum hat Russland in erster Linie seinem enormen Rohstoffreichtum zu verdanken. Dieser hat dem Land in Zusammenhang mit den weltweit steigenden Ölpreisen und dem globalen Rohstoffboom nach jahrelangem Transformationschaos wieder zu internationaler Größe verholfen. Um neben der Rohstoffindustrie in einer globalisierten und mehr und mehr wissensbasierten Welt national und international wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben, fehlt es in russischen Schlüsselindustrien jedoch vielfach an technologischen und personellen Grundvoraussetzungen. Die russische Wirtschaft ist angewiesen auf neues, aktuell notwendiges und zukünftig wichtiges Know how zur Modernisierung veralteter Wirtschaftsstrukturen. Die vorliegende Arbeit analysiert den Wissensbedarf der russischen Wirtschaft, betrachtet die Akquirierung benötigten Wissens in Form des intraund interorganisationalen Transfers von impliziten und expliziten Wissensprodukten am Beispiel der Region Nischni Nowgorod und stellt davon ausgehend Chancen und Gefahren des Transfers von Wissensprodukten für Deutschland und Russland fest. Der Fokus der Betrachtung liegt bei der Russischen Föderation. Einer theoretischen Verortung des genannten Themas folgt die Erstellung eines Ist-Wissensprofils der russischen Wirtschaft in Form einer Stärken und Schwächen-Analyse, um Aussagen über den derzeitigen Wissensstand zu treffen. Dazu wird ausgehend von den Resultaten empirischer Erhebungen und unter Zuhilfenahme sekundärer Literatur eine Situationsanalyse der Russischen Föderation erstellt, die kulturelle, gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Perspektiven mit einbezieht. Die Größe des Landes, die unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsstufen der russischen Regionen und die Vielfalt der wirtschaftlichen Branchen lassen allgemeine Aussagen über Wissenspotentiale und Wissensdefizite nur bedingt zu. Daher wird im Anschluss ein Soll-Wissensprofil

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exemplarisch an ausgewählten Branchen in der russischen Region Nischni Nowgorod erarbeitet. Die Betrachtung beider Wissensprofile zeigt vorhandene Wissenspotentiale und -defizite auf Organisations- und Wissensträgerebene in den Prioritätsbranchen des Gebietes auf. Als Maßnahme zur Deckung des belegten Wissensdefizits wird die Akquirierung durch externe Wissensträger in Form von ausländischen Unternehmen mit Produktionsstätten in der Region Nischni Nowgorod beobachtet. Ausgehend von den Schlussfolgerungen und Beobachtungen werden schließlich Potentiale, Perspektiven und Gefahren des Transfers von Wissensprodukten für Russland und Deutschland formuliert." (Autorenreferat)

[112-F] Shkolnikov, Vladimir, Dr.; Konietzka, Dirk, Dr.; Houle, René, Dr.; Magun, Vladimir, Dr.; Maleva, Tatyana; Sinyavskaya, Oksana; Kozyreva, Polina; Kosolapov, Mikhail (Bearbeitung); Bühler, Christoph, Dr. (Leitung): Education and employment histories in Russia INHALT: Retrospective survey of education and employment of Russian men and women. Educational systems and labor markets underwent significant changes after the breakdown of the socialist regimes in Central and Eastern Europe. People spend more time on their education but they also have to face unemployment, unstable employment relations, low wages, and the need to have two or more jobs to accumulate a sufficient level of income. Their educational and occupational biographies became more complex. The purpose of the Education and Employment Survey (EES) is to collect retrospectively data on these new biographies. It will provide detailed information on periods of education, gainful employment, unemployment, parental leave, and other non-working activities. A special emphasis is drawn on parallel activities, to cover periods of for example two or more income generating activities at the same time, education and parallel work, or parental leave and part-time employment.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Russia METHODE: The Education and Employment History Survey (EES) collects retrospective histories of education, employment, and migration from Russian males and females born between 1949 and 1986. Methodical approach: The EES is carried out as an intermediary survey between the first and the second wave of the Russian Gender and Generations Survey (GGS). The survey therefore follows the panel design of the GGS. As the EES collects information about education and employment histories to explain processes of leaving parental home, family formation, and fertility, it considers only respondents that were 18 to 54 at the first wave of the GGS. Personal interviews are carried outusing a modified version of the 'Life History Calendar', which is especially designed for recording parallel working activities. VERÖFFENTLICHUNGEN: Bühler, Christoph; Magun, Vladimir; Kozyreva, Polina; Kosolapov, Mikhail S.; Sinyavskaya, Oksana; Shkolnikov, Vladimir M.; Kulu, Hill; Vikat, Andres; Houle, René: The education and employment survey for Russia: survey instruments. Rostock: Max Planck Institute for Demographic Research 2007, 85 pp. (Download unter: www.demogr.mpg.de/publications/files/2756_1195659215_1_questionnaire.pdf ). ART: BEGINN: 2005-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock) KONTAKT: Leiter (Tel. 0381-2081-174, e-mail: [email protected])

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soFid Osteuropaforschung 2009/2 3.4 Russland/GUS - Wirtschaft / Recht

[113-F] Zaiceva, Anzelika, Dr. (Bearbeitung); Dohmen, Thomas, Dr.; Lehmann, Hartmut, Prof.Ph.D. (Leitung): Inside the black box: Russian and Ukrainian firms and internal labor markets in economic transition (sub-project P20 within the framework of the overall project "Flexibilization potentials regarding heterogeneous job markets") INHALT: Es werden Personaldaten großer russischer und ukrainischer Firmen im Produktionssektor untersucht, um Licht auf die interne Arbeitsorganisation in Sowjet- und Post-SowjetFirmen während des Übergangs von einer Zentralplan- zu einer Marktwirtschaft zu werfen. Detaillierte Personaldaten von Firmen in Volkswirtschaften im Umbruch werden analysiert. Es wurden bereits einige Daten von 1997 bis 2003 aus den Personalakten einer großen russischen Produktionsfirma zusammengetragen. Diese Daten werden durch Zusammenstellung zusätzlicher Informationen über Arbeiter- und Karrieremerkmale verfeinert und durch Akquise von Daten, die den Zeitraum von 1990 bis 2008 abdecken, erweitert werden. Dies wird es ermöglichen, interne Arbeitsmarktanpassungen während der Perestroika und aller Stufen der Transformation zu analysieren. Zusätzlich werden Personaldaten in ähnlicher Form von zwei weiteren russischen Firmen und mindestens einer ukrainischen Firma beschafft. Erstmalig werden empirische Anhaltspunkte über die Funktionsweise interner Arbeitsmärkte in Volkswirtschaften im Umbruch geliefert. Zur Ergänzung der Literatur über interne Arbeitsmärkte in westlichen Volkswirtschaften werden wird ein wesentlicher Beitrag geleistet, indem herausgearbeitet wird, welche Muster interner Arbeitsmärkte allgemeingültig sind, d.h. unter verschiedensten institutionellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vorherrschenden, und welche Aspekte interner Arbeitsmärkte spezifisch für ein bestimmtes Umfeld sind. Die Analyse der Vorgänge innerhalb von Firmen in Transformationsländern ist eine konstruktive Methode, um Verschiebungen in der Organisation und dem Verhalten in Firmen, die großangelegten Restrukturierungen unterworfen sind, besser zu verstehen. Deshalb wird die empirische Studie auch wertvolle Einsichten für die Analyse von Transformations- und Schwellenländern liefern, die einem bedeuteten Abschnitt strukturellen Wandels gegenüberstehen. Damit werden die Ergebnisse des Forschungsprojekts sowohl für wirtschaftliche Akteure als auch für politische Entscheidungsträger nützlich sein. ART: BEGINN: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH (Schaumburg-Lippe-Str. 9, 53113 Bonn) KONTAKT: Dohmen, Thomas (e-mail: [email protected])

3.5

Kunst / Kultur / Medien

[114-F] Angermüller, Johannes, Dr.; Davis, Howard; Giro, Xavier; Ponarin, Eduard (Leitung): Toleranz und Intoleranz in der post-sowjetischen Presse INHALT: The key themes of the project are tolerance and intolerance in the recent post-Soviet press (in the Russian Federation, Kazakhstan and Uzbekistan). The research addresses the topic of identities in transformation and responds to current concerns about the rise of racism and ethnic discrimination in public communication, aiming to provide an objective basis for evaluating the performance of a broadly representative sample of periodicals. It builds on the

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achievements of recent research on the media and ethnic relations by the 5 NIS members of the consortium, including the RF Ministry of Education initiative on tolerance. The proposed project follows on from debates about theory and method generated in this framework and aims to break new ground in terms of the theory of tolerance, the scope of the research, methods of analysis and application to the practice of journalism.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Russische Föderation, Kasachstan, Usbekistan METHODE: Tolerance is assumed to be revealed through mutual recognition and access to the understanding of different worldviews in the context of common rights and if any of these components are absent there is a risk of intolerance. The methodology reflects this by treating all expressions relating to the 'Other' as relevant data, not simply those which are extreme or overtly racist. The research design will include the following steps: the creation of a comparative database using common software, an inventory of the main thematic fields of ethno-cultural representation, a quantitative analysis of formal text characteristics, a qualitative interpretation of the language of difference and expressions of the 'Other', and the construction of indices of tolerance and intolerance (TI) for each publication. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 10.000; Pressetexte; Auswahlverfahren: theoretisch). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2005-05 ENDE: 2008-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Europäische Union INSTITUTION: Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie (Postfach 4120, 39016 Magdeburg) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])

[115-F] Barthel, Henner, Univ.-Prof.Dr.phil.habil. (Bearbeitung); Barthel, Henner, Univ.-Prof.Dr.phil.habil. (Leitung): Russische Sprechkunst INHALT: a) Anknüpfung an wenigen ethnopoetischen Forschungstraditionen; b) Erforschung der (russischen) Sprechkunst; c) Überwindung ethnozentristischer Isolation im Bereich der Ästhetischen Kommunikation. ZEITRAUM: 1910-1978 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Russland METHODE: ethnopoetischer Vergleich DATENGEWINNUNG: Datenanalyse, offen. VERÖFFENTLICHUNGEN: Barthel, H.: Zur Deklamationskunst der Moderne. in: Merten, St.; Pohl, I. (Hrsg.): Texte. Landau/ Pf.: Knecht 2005, S. 291-303.+++Barthel, H.: Russische Vortragskunst. in: Wagner, R.W. u.a. (Hrsg.): hören - lesen - sprechen. München: Basel: Reinhardt 2006, S. 9-16.+++Barthel, H.: Die Kunst des "klingenden Wortes" ... in: Slembek, E. (Hrsg.): Transzensionen. St-Ingbert: Röhrig 2007, S. 23-28.+++Artobolorskij, G.V.: Vortragskunst. Hrsg. u. kommentiert von H. Barthel. Landau: VEP 2009 (in Vorbereitung). ART: BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 08 Psychologie, IKMS - Institut für Kommunikationspsychologie, Medienpädagogik und Sprechwissenschaft, Abt. Sprechwissenschaft -ISW- (Marktstr. 40, 76829 Landau) KONTAKT: Ruzika, Bärbel (Tel. 06341-146-400, e-mail: [email protected])

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soFid Osteuropaforschung 2009/2 3.5 Russland/GUS - Kunst / Kultur / Medien

[116-L] Benovska-Sabkova, Milena: Martyrs and heroes: the politics of memory in the context of Russian post-Soviet religious revival, (Max Planck Institute for Social Anthropology Working Papers, No. 108), Halle 2008, 27 S. (Graue Literatur; www.eth.mpg.de/pubs/wps/pdf/mpi-eth-working-paper-0108.pdf) INHALT: "The return to the practices and values of religion in post-Soviet Russia is often described through the metaphorical expression of 'religious revival' (religioznoe vozrozhdenie), used both at emic and at etic level. This notion refers to a complicated and often debated process, which is either glorified or denied. Analytically, the 'religious revival' could be described as an overarching frame, uniting the heterogeneous manifestations of the revitalisation of religious life in Russia after 'the long winter' of Soviet atheism. This paper is based on field research carried out in the city of Kaluga for two weeks in September 2006 and during July and August 2007. Russian examples analysed here eloquently confirm the observation that political and religious movements often involve the same processes, particularly evocations and appeals to the past. I am going to address different manifestations and aspects of the politics of memory as an intersection of religious and secular activities: the proliferation of so called 'church kraevedenie' (tserkovnoe kraevedenie) and the worship of the 'special dead', respectively, martyrs and heroes." (author's abstract)|

[117-L] Gumppenberg, Marie-Carin; Steinbach, Udo (Hrsg.): Der Kaukasus: Geschichte - Kultur - Politik, (Beck'sche Reihe), München: Beck 2008, 254 S., ISBN: 978-3-406-56800-8 (Standort: UB Bonn(5)-2008/2589) INHALT: "Den Herausgebern des vorliegenden Buches war es insbesondere ein Anliegen, das skizzenhafte, häufig auch überzeichnete Bild vom Kaukasus mit Fakten zu untermauern oder, wo nötig, mit Argumenten zurückzuweisen und Fehlwahrnehmungen beim Namen zu nennen. Dem entspricht auch die Struktur des Buches: Nach der Darstellung der Länder im ersten Teil werden im zweiten Abschnitt die zahlreichen Konflikte und konfliktträchtigen Situationen analysiert. In einem dritten Teil wendet sich diese Publikation dann den Kulturen zu, die zu oft in der öffentlichen Wahrnehmung des Kaukasus ausgeblendet werden: Literatur, Musik, Sprachen, die Vielfalt der Völker, das traditionelle Rechtsverständnis sowie die religiösen Traditionen und die politische Kultur." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Tessa Hofmann: Armenien - Überleben am Fuße erloschener Vulkane (17-33) Oliver Reisner: Georgien - Transitland im Süden (34-48); Bahodir Sidikov: Aserbaidschan - Machtpoker um die Petrodollars (49-63); Uwe Halbach: Nordkaukasus - Porträt einer spannungsreichen Region (64-79) Henner Fürtig: Iran - Großmacht mit Ambitionen? (80-90); Udo Steinbach Türkei - Politik in historischem Hinterland (91-101); Ulrike Gruska: Abchasien - Kämpfe um den schönsten Teil der Schwarzmeerküste (102-110); Eva-Maria Auch: Berg Karabach - Krieg um die "Schwarzen Berge" (111-122) Marietta S. König: Der ungelöste Streit um Südossetien (123-133); Uwe Halbach: Krisenregion Nordkaukasus - Ursachen, Akteure, Perspektiven (134-148); Rainer Freitag-Wirminghaus: Internationale Organisationen - Hemmschuh oder Motor für eine Konfliktlösung im Südkaukasus? (149-158); Markus Brach-von Gumppenberg: Energie und Sicherheit - Das "neue Spiel" um die Ressourcen (159-174); Wolfgang Schulze: Ethnische Vielfalt - Wahrnehmung und Fakten (175-191); Winfried Boeder: Der "Berg der Sprachen" die Sprachenvielfalt (192-201); Raoul Motika: Religionen - Identitätsstiftende Momente (202-216); Wolfgang Schulze: Kunsttradition, Minnesang und Heldenepik (217-232); Eva-

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Maria Auch: Politische Kultur: Autoritäre Herrscher pragmatische Loyalitäten (233-243); Otto Luchterhand: Rechtsbewusstsein und Rechtsverständnis (244-253).

[118-L] Habeck, Joachim Otto: Conditions and limitations of lifestyle plurality in Siberia: a research programme, (Max Planck Institute for Social Anthropology Working Papers, No. 104), Halle 2008, 15 S. (Graue Literatur; www.eth.mpg.de/pubs/wps/pdf/mpi-eth-working-paper-0104.pdf) INHALT: "This paper presents the research programme of the MPI's Siberian Studies Centre for 2008-2012. The aim of the programme is to describe: the preconditions and processes that lead to the differentiation of lifestyles; the scope and dimensions of social recognition, indifference or intolerance towards different models of behaviour; and the factors that facilitate the mainstreaming of such models and/or limit the diversity of lifestyle choices. With the overall improvement of the economic situation in Russia, free time and levels of consumption have increased. So has their significance for people's sense of self, even though work as a frame of reference continues to be important. On the one hand, there are many signs of growing diversity of lifestyles in Siberia (and Russia in general); on the other, the State's current emphasis on patriotism, family values, and proper moral education indicates a normative, mainstreaming tendency, with the likely result that space for alternative lifestyles and projects will be limited. After presenting a short rationale for conducting this research at this very time in this very region, I shall introduce the concept of lifestyle and then outline the research questions. In the next parts I briefly comment on two central concepts in anthropological research on Siberia: ethnos and modernisation. Highlighting the reflexivity of actors and the element of choice, the subsequent sections are devoted to divergent, often contested, frames of identification and the performative, even playful character of representation. The final part charts the scope for collaboration with other research units at the MPI. It is hoped that the paper will induce readers to contribute to the future research agenda of the Siberian Studies Centre through their comments and ideas." (author's abstract)|

[119-L] Helfrich, Hede; Dakhin, Andrey V.; Hölter, Erich; Arzhenovskiy, Igor V. (Hrsg.): Impact of culture on human interaction: clash or challenge?, Göttingen: Hogrefe & Huber Publ. 2008, XXI, 434 S., ISBN: 978-0-88937-364-8 INHALT: "Will cultural diversity inevitably result in a 'clash' (antagonism) between cultural groups, or can we rise to the 'challenge' of applying global standards of thought and behavior across diverse cultures? This is the main question examined in this unique book. Based on experiences and research in the context of the political, social, and economic reconstruction of the former Soviet Union, the book focuses on the risks and opportunities of intercultural cooperation and cultural diversity. The first part examines the administrative and political reforms in contemporary Russia from a comparative viewpoint. Capturing the polarities between governmental centralization and social self-organization, the contributions diagnose the roots of social conflicts in Russia and other countries and try to identify societal characteristics that may provide opportunities for mutual transfer of knowledge between East and West. The second part analyzes universal versus culture-specific aspects of human resource management. It addresses similarities and differences in values, work motivation, and decision-making in different cultures. As well as outlining future trends of cultural divergence and cultu-

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ral convergence, possible means of promoting cultural synergy and concrete examples of this in the fields of economics and education are presented and evaluated. The uniqueness of the book lies in its interdisciplinary and international perspectives: Experts in the fields of sociology, philosophy, economics, psychology, political science, and administration from Russia, Moldavia, Germany, The Netherlands, the USA, China, South Korea, and Japan help to bridge the gap between different disciplines as well as between different countries." (author's abstract). Contents: Andrey V. Dahmhin: The political and economic after-effects of politicaladministrative reform and of changes in structures and regional authority institutions (5-16); Tobin Im, Soon Eun Kim: A system change from centralization to decentralization: South Korea's experience (17-27); Andrey S. Makarychev: Consensus and its exceptions: Russian regionalism between "Political Pedagogy" and "Social Orthopedy" (29-36); Vladimir S. Avdonin: Administrative reform in the region: conflicts and compromises (by the example of the Ryazan region) (37-48); Viktor A. Kovalev: The abolition of direct governor election in the Russian Federation: socio-economic reasons and political consequences (49-61); Nikolai P. Raspopov: Party-political aspects in implementing the administrative reform in Russia in 2000s (as exemplified by the Nizhny Novgorod Oblast) (63-75); Alexander L. Salagaev, Rustem R. Sahn: Administrative reform and increasing independence of the regions in forming socio-cultural policy (the Gase of the Tatarstan Republic) (77-83); Petr V. Panov: Political processes in Russian regions in the framework of centralization policy (85-98); Rustam M. Bikmetov: The place and role of the administrative reform in the process of regionalization in Russia (99-105); Hong-Bin Zhang, Ru-Zhou Zhao, Rong Li: The basic principles of reengineering a government based on ICT (109-116); Zao Chen: Competence-based training: A new view on training in the Chengdu Institute of Administration (117-121); Oleg A. Kolobov: The state service in Russia: Opportunities of its improvement with the help of the best foreign experience adaptation (123-125); Andrey V. Dakhin: How the former high party school of the Soviet Communist Party changed in the context of the state reform process: a Russian experience (127-144); Svetlana A. Tikhonina: Knowledge management as a development factor for the professionalization of employees in state authorities (145-154); Olga V. Gerasimova: Career processes at the level of the individual citizen of the Federation: the Tatarstan experience (155-162); Josef F.H. Spaubeck: The advantages of the RCE in Nizhny Novgorod (165-170); Andrey V. Dakhin, Andrey A. Dakhin: The project of a regional agency for public experts' communications (RAPExCom) (171-177); Alexander E. Belyakov: The self-regulated organization of business community: Regional experience (179-185); Hede Helfrich: Cultural differences in Human Resource Management: Some methodological considerations (191-201); Walter J. Lonner: Searching for meaningful psychological categories, dimensions, and patterns of culture (203-217); Richard L. Clark: Race and ethnicity in the United States: the case of the state of Georgia (219-231); Ludmilla D. Cojocari: The culture of memory and amnesia in the borderland societies: the case of the Republic of Moldova (233247); Yury V. Filippov: Ethnic identification in the context of the intercultural dialogue (249254); Anna Böhmer: About the impact of traditional ethical principles on Western and Russian working life (257-267); Jörg Felfe: The impact of supervisor commitment on OCB and turnover intention in different cultural contexts (269-286); Irina I. Chernova: The influence of culture on the gender relationship in the modern society (287-295); Susann Kowalski: The influence of cultural origin on students' learning habits (297-315); Stefan Strohschneider: Strategies in complex decision making: economics, problem solving, and culture (319-330); Kattrin Schmelz: Complementary cooperation in Russian-German teams: the potential of cognitive cross-cultural psychology with regard to complex problem solving and time use (331-345); Adrian M. Bekarev: Economic decisions: analysis of tvpical mistakes (347-354); Shigekazu

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Kusune: Is the 'clash of civilizations' a real problem or an imaginary one? (357-367); Vladimir P. Shalaev: A bifurcation man as an intercultural boundary phenomenon and a factor of changes in the global world: Synergetic aspects (369-378); Hao Li: The study of cross-cultural conflicts in Chinese-foreign joint ventures: The Changaan Ford Company example (379390); Jingtian Ge: Thoughts an corporate culture obstacles within the economic globalization process (391-394); Erich Hölter: Internationalization of higher education from a European perspective (397-406); Igor V. Arzhenovskiy: Internationalization of higher education in Russia: the case of the International Institute of Economics, Law and Management of NNGASU (407-415); Manfred Kiy: Experiences with the accreditation process of bachelor and master programs in Germany and Russia (417-425).|

[120-F] Hennefeld, Vera, M.A. (Bearbeitung); Stockmann, Reinhard, Prof.Dr. (Leitung): Evaluation des Mediendialogs mit der Ukraine INHALT: Seit 1997 organisiert das Institut für Auslandsbeziehungen ifa e.V. als Partner des Auswärtigen Amts im Kontext der politischen Öffentlichkeitsarbeit Mediendialoge, die darauf abzielen, einen fachlichen Erfahrungsaustausch über ausgewogene, professionelle und objektive Berichterstattung vor allem in den Themenfeldern Demokratievermittlung und Stärkung der Menschenrechte zu initiieren. Durch die Begegnungen von Journalisten aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen sollen neben dem professionellen Erfahrungsaustausch grenzübergreifende Netzwerke zwischen Journalisten, Medien, Medieninstituten und Universitäten geschaffen werden, die sowohl auf individueller als auch organisationaler Ebene angesiedelt sein können. Aufgabe der Evaluation ist, den Anfang September 2008 in der Ukraine realisierten Mediendialog hinsichtlich der Zielerreichung und ausgelösten Wirkungen zu analysieren. GEOGRAPHISCHER RAUM: Kiew, Ukraine METHODE: Zur Datengewinnung werden Dokumentenanalysen, persönliche Kurz-Interviews während der Veranstaltung sowie eine standardisierte Befragung der Teilnehmer des Mediendialogs realisiert. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, online. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2008-09 ENDE: 2008-11 AUFTRAGGEBER: Auswärtiges Amt FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Universität des Saarlandes, Fak. 05 Empirische Humanwissenschaften, CEval Centrum für Evaluation (Postfach 151150, 66041 Saarbrücken) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0681-302-4507, e-mail: [email protected])

[121-L] Hunner-Kreisel, Christine: Jugendliche in Institutionen islamischer Bildung in Aserbaidschan und globale Muster muslimischer Religiosität, in: Christine Hunner-Kreisel (Hrsg.) ; Arne Schäfer (Hrsg.) ; Matthias D. Witte (Hrsg.): Jugend, Bildung und Globalisierung : sozialwissenschaftliche Reflexionen in internationaler Perspektive, Weinheim: Juventa Verl., 2008, S. 77-95 INHALT: Am Beispiel von Prozessen institutioneller islamischer Bildung bei Jugendlichen in Aserbaidschan werden im vorliegenden Beitrag beispielhaft Tendenzen globaler Entwicklungen von (muslimischer) Religiosität aufgezeigt. Dabei geht es insbesondere um die Befolgung von islamischen Geboten, die zu größerer "moralischer Reinheit" des Einzelnen und damit zu

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einer "besseren Gesellschaft" führen sollen. Die Autorin geht davon aus, dass es sich hierbei nicht um ausschließlich lokale und singuläre Phänomene handelt, sondern dass diese vielmehr Bestandteil von Globalisierungsprozessen sind. Zunächst wird ein knapper Überblick über die Rolle des Islams und der islamischen Bildung in Aserbaidschan gegeben. Im zweiten Teil werden anhand der Forschungsergebnisse, die auf Material basieren, das an zwei Institutionen islamischer Bildung in Aserbaidschan gewonnen wurde, Entwicklungen muslimischer Religiosität bei Jugendlichen anhand von Beispielen aufgezeigt. Abschließend werden diese Entwicklungen in einen Zusammenhang zu Forschungserkenntnissen zu globalen Entwicklungen von (muslimischer) Religiosität gestellt. (ICA2)

[122-F] Kuch, Birgit (Bearbeitung); Heeg, Günther, Prof.Dr. (Betreuung): Kulturelle Identitäten und Verflechtungen im postsowjetischen Georgien am Beispiel des Theatralitätsgefüges von Tbilisi (Arbeitstitel) INHALT: Die politischen, ökonomischen und sozialen Transformationsprozesse, die sich seit 1991 in der ehemaligen Sowjetrepublik Georgien abzeichnen, werden besonders auch auf dem Theater der Hauptstadt Tbilisi, dem urbanen Zentrum des eher rural geprägten Landes deutlich, und von dort aus reflektiert, sowie aktiv mitgestaltet. Ziel des Forschungsvorhabens ist es daher, aktuelle Tendenzen in der Suche nach, der Reflexion, bzw. (Re-)Konstruktion und Hinterfragung von kulturellen Identitäten im zeitgenössischen Theatralitätsgefüge von Tbilisi zu untersuchen. Gleichzeitig sollen aber auch die Auswirkungen internationaler kultureller Transfers untersucht werden, und in diesem Kontext, ästhetische Strategien, die Raumbezüge und Verortungen in einer global gewordenen Welt herstellen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Tbilisi, Georgien ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistesund Sozialwissenschaften (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig); Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" (Emil-Fuchs-Str. 1, 04105 Leipzig)

[123-F] Lindner, Diana, Dipl.-Soz.; Tesch, Sviatlana, M.A.; Brandes, Oxana, M.A; Rotman, David R., Prof.Dr.; Zaprudski, S., Dr.; Veremejeva, Natalija, Dr. (Bearbeitung); Kittel, Bernhard, Prof.Dr.; Hentschel, Gerd, Prof.Dr. (Leitung): Die Trasjanka in Weißrussland - eine "Mischvarietät" als Produkt des weißrussisch-russischen Sprachkontakts. Sprachliche Strukturierung, soziologische Identifikationsmechanismen und Sprachökonomie INHALT: Hypothesen für den soziologischen Teil der Studie: 1. Dass Trasjanka identitätsstiftende Funktion hat, ist aufgrund des seit drei Generationen andauernden Vorkommens, zu erwarten. Aufgrund der das Weißrussische immer wieder verdrängenden Sprachenpolitik, kann sie einerseits den Verlust des Weißrussischen als Sprache einleiten und trotzdem als Identitätsmechanismus dem Weißrussischen in anderer Hinsicht verhaftet bleiben. Sie kann sich aber auch als Beharrungskraft gegen Russifizierungswellen erweisen und innerhalb der nächsten Generationen die Hinwendung zum Weißrussischen ermöglichen. 2. Aussagen über die Wahrscheinlichkeit des Überlebens von Trasjanka können nach der Auswertung und Berechnung des Q-Wertes und der Bestimmung der identitätsstiftenden Funktion getroffen werden. Je nach Art der Referenzgruppe, die für das Erlernen von Trasjanka ausschlaggebend ist und

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ja nach Form von Identität, die mit dem Sprechen von Trasjanka verbunden ist, kann eine Prognose darüber abgegeben werden, welche Oberlebenschancen Trasjanka in Zukunft haben wird. Ausblick: Wenn sich die spezifischen sprachlichen Strukturbildungen und des Identitätsfunktion der Trasjanka in der weiteren Untersuchung bestätigen, so heißt das verallgemeinert für die Sprachsituation in Weißrussland: Während in der Vergangenheit eine Form der Zweisprachigkeit, die - linguistisch gesprochen - sowohl Züge der Diglossie als auch des Bilingualismus (sozial asymmetrische vs. symmetrische Zweisprachigkeit) zwischen Russisch und Weissrussisch zeigt, könnte ein weiterer Verfall der weißrussischen Dialekte (auf dem Hintergrund des europaweiten Schwundes von Dialekten) sowie eine weitere Schwächung, wenn nicht gar der Schwund des Weißrussischen als Hochsprache (was als Gefahr realistisch ist) dazu führen, dass zukünftig eine Diglossie zwischen Russisch und der Trasjanka die Sprachsituation in Weißrussland kennzeichnen würde, wobei sich die weißrussische Identität in der Trasjanka ausdrücken würde. METHODE: Theoretischer Ansatz: Sprachsoziologie; Identitätstheorie; Ökonomie der Sprache. Methodischer Ansatz: Quantitative und qualitative Erhebungs- und Analyseverfahren. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 200; weißrussische Bevölkerung; Auswahlverfahren: Quota). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 1.400; weißrussische Bevölkerung; Auswahlverfahren: Zufall). ART: BEGINN: 2008-09 ENDE: 2011-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Universität Oldenburg, Fak. 01 Bildungs- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Zentrum für Methoden der Sozialwissenschaften (26111 Oldenburg); Universität Oldenburg, Fak. 03 Sprach- und Kulturwissenschaften, Institut für Fremdsprachenphilologien Seminar für Slavistik (26111 Oldenburg) KONTAKT: Kittel, Bernhard (Prof.Dr. Tel. 0441-798-4835, e-mail: [email protected])

[124-L] Radke, Evelyn: Rock in Russland: zur Spezifik der Liedtexte einer Subkultur in der späten Sowjetzeit, Saarbrücken: VDM Verl. Dr. Müller 2008, 96 S., ISBN: 978-3-8364-3197-2 INHALT: "Vieles ist bisher über die englische und amerikanische Rockmusik geschrieben worden, die inzwischen ihren Weg in weite Teile der Welt gefunden hat. Da der russischsprachige Rock außerhalb der GUS-Staaten und der russischsprachigen Diaspora so gut wie unbekannt ist, erfolgt in dieser Arbeit - nach einer kurzen Diskussion der Definition von Rock und seiner Bedeutung im westlichen bzw. russischen Kontext - ein Überblick über die wichtigsten Etappen in der Geschichte der russischen Rockmusik. Besonderes Augenmerk gilt dabei den kulturellen Wurzeln dieser Kunstform, der Entwicklung einer eigenständigen russischsprachigen Rockmusik, den Auswirkungen des gesellschaftlichen Umbruchs in der Sowjetunion sowie der Bedeutung von St. Petersburg als dem wichtigsten Zentrum der russischen Rockmusik. Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit untersucht den russischen Rock in seiner Erscheinungsform als Subkultur. Im Zentrum stehen dabei die folgenden Aspekte: Identität und Abgrenzungsmechanismen russischer Rockmusiker; die Produktions- und Verbreitungsmechanismen von Musik sowie Kommunikationswege der Rockbewegung unter den Bedingungen des fehlenden Zugangs zum offiziellen Markt;- Maßnahmen des Staates zur Unterdrückung/Kontrolle des russischen Rock. Der dritte Teil der Arbeit gibt einen Überblick über führende russische Rockpoeten der 80er Jahre und die stilistisch-thematische Besonderheiten

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ihrer Lieder. Weiterhin wird andeutungsweise darauf eingegangen, inwieweit russische Rocktexte an russische literarische Traditionen anknüpfen. Im vierten Teil soll exemplarisch untersucht werden, wie sich der russische Rocktext seit dem gesellschaftlichen Umbruch in der Sowjetunion Ende der 80er Jahre gewandelt hat. Dazu werden zwei ausgewählte Songtexte der Gruppe DDT analysiert, in deren Liedern sich ein stilistischer Wandel besonders deutlich abzeichnet. Ziel dieser Arbeit ist es, das Thema Russische Rockmusik aus unterschiedlichen Perspektiven - Kulturwissenschaft, Soziologie, Literaturwissenschaft - darzustellen, wobei der Schwerpunkt auf literaturwissenschaftlichen Aspekten liegt." (Textauszug)

[125-L] Villányi, Dirk; Witte, Matthias D.: Patriotische Jugendbildung: Russlands Antwort auf die Globalisierung?, in: Christine Hunner-Kreisel (Hrsg.) ; Arne Schäfer (Hrsg.) ; Matthias D. Witte (Hrsg.): Jugend, Bildung und Globalisierung : sozialwissenschaftliche Reflexionen in internationaler Perspektive, Weinheim: Juventa Verl., 2008, S. 191-210 INHALT: Aus einer deskriptiv-modernisierungstheoretischen Perspektive erörtern die Autoren ein Konzept zeitgemäßer Bildung: die patriotische Jugendbildung in Russland. Nach dem scheinbar erfolglosen Aufbau liberaler und demokratischer Strukturen im postsozialistischen Russland wird die "russische Idee" einer patriotischen Jugendbildung im Rahmen der "gelenkten Demokratie" unter Putin als national-spezifische Modernisierungsstrategie aufgefasst. So greift die so genannte "Kulturologie", die vom Bildungsministerium an sämtlichen staatlichen und der Mehrzahl der privaten Hoch- und Fachschulen des Landes als Pflichtfach eingeführt wurde, gezielt und dabei hochselektiv auf Elemente russländischer Geschichte zurück. Schließlich verkörpert die von der Putin-Administration 2005 ins Leben gerufene Jugendorganisation "Nasi" (Die Unsrigen) die Wert- und Sinnvorstellungen dieses neu-alten nationalen Denkens Russlands. Beide Formen dieses polittechnologisch gesteuerten Patriotismus werden von den Autoren als Russlands Antwort auf die Globalisierung begriffen. (ICA2)

3.6

Nationalitätenpolitik / Migration

[126-L] Ditrych, Ondrej; Souleimanov, Emil: Tschechische Reflexionen über den Tschetschenienkonflikt, in: Martin Malek (Hrsg.) ; Anna Schor-Tschudnowskaja (Hrsg.): Europa im Tschetschenienkrieg : zwischen politischer Ohnmacht und Gleichgültigkeit, Stuttgart: Ibidem-Verl., 2008, S. 163-179 INHALT: Ein integraler Teil des Diskurses über den russisch-tschetschenischen Konflikt war die Einstellung der Tschechen als ehemalige (vor dem Zweiten Weltkrieg) und künftige Verbündete der westlichen Welt, auf die sich die Tschechische Republik orientierte. Insgesamt verlief die Herausbildung einer außenpolitischen Strategie und gesellschaftlicher Einstellungen im Hinblick auf den Nordkaukasus in einem breiteren, ja globalen Kontext, der sich mit der Zeit veränderte. Hier wird daher zunächst die Entwicklung der westlichen Einstellung gegenüber den Ereignissen im Nordkaukasus seit 1994 skizziert und dann festgestellt, wo die tschechische Gesellschaft im Hinblick auf Tschetschenien im breiteren Kontext der internationalen Politik, Gesellschaft und Medien steht. Der Tschetschenienkonflikt gilt in der tschechischen Gesellschaft als eher marginale Frage. Die Reaktionen auf diesen Konflikt blieben in erster

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Linie der Elite vorbehalten, welche die öffentliche Meinung beeinflusste. Dazu kamen geopolitische Änderungen (so der von den USA ausgerufene "Krieg gegen den Terror" und die russischen Positionen dazu), aber eine gewisse Unabhängigkeit kann in der Identität der Diskussionsteilnehmer in der tschechischen Gesellschaft und ihren ideologischen Positionen gefunden werden. (ICB2)

[127-L] Grobe-Hagel, Karl: Der Krieg in Tschetschenien: zur Perzeption wenig beachteter Aspekte, in: Martin Malek (Hrsg.) ; Anna Schor-Tschudnowskaja (Hrsg.): Europa im Tschetschenienkrieg : zwischen politischer Ohnmacht und Gleichgültigkeit, Stuttgart: Ibidem-Verl., 2008, S. 489-504 INHALT: Nicht nur die Vorgeschichte des ersten Tschetschenienkrieges (1994 bis 1996) wurde immer wieder weitgehend undifferenziert aufgefasst, sondern auch die Zeit danach. Die meisten ernst zu nehmenden Beobachter waren sich darin einig, dass der Krieg in einen Vernichtungsfeldzug der russischen Streitkräfte ausartet und schließlich mit deren Niederlage geendet hatte. Der Beitrag beleuchtet die historischen und sozialen Hintergründe des Tschetschenienkrieges sowie die in- und ausländische Berichterstattung über Tschetschenien. Im Anschluss werden die Aspekte des Terrors gegen die Wohnhäuser, der zunehmende Autoritarismus in Tschetschenien, der Rassismus gegen Tschetschenen, der Pogrom in Karelien sowie der Fall Baisarow geschildert. Es wird argumentiert, dass die aktuelle russische Vergangenheitsnostalgie, die postimperiale Erniedrigung und auch der weltweit anerkannte "Kampf gegen den internationalen Terror" für Zwecke der autoritären Machtzentralisierung und des politischen Missbrauchs instrumentalisiert werden. Doch gerade dem Krieg in Tschetschenien kommt womöglich eine zentrale Rolle zu: Er bereitet den Boden für die Zersetzung der während Gorbatschows "Perestrojka" begonnenen politischen Reformen vor und bediente erfolgreich die von der Kremlführung gesetzten innen- und außenpolitischen Ziele. (ICB2)

[128-F] Istomin, Kirill, Ph.D. (Bearbeitung); Schlee, Günther, Prof.Dr. (Leitung); Habeck, Joachim Otto, Ph.D. (Betreuung): Neue Technologien in der Tundra: High-Tech-Geräte, Raumwahrnehmung und Raumorientierung der nomadischen und sesshaften Bevölkerung in der russischen Arktis (Teilprojekt B6) INHALT: Das vorangegangene Projekt 'Raumnutzung, Raumvorstellung und Raumorientierung am Rande der Arktis. Nomaden und Sesshafte in Nordwestsibirien' (2004 - 2008) erbrachte das Ergebnis, dass Raumwahrnehmung und Raumorientierung Produkte eines kognitiven Systems sind, welches neben dem Intellekt einer oder mehrer menschlicher Personen auch andere Lebewesen und Dinge, beispielsweise Transportmittel, Gerätschaften, Rentiere usw., einschließt. Die Formen der Raumwahrnehmung und Orientierung, die den verschiedenen in der Tundra agierenden Gruppen zueigen sind, beruhen darauf, dass die Angehörigen dieser Gruppen in unterschiedliche kognitive Systeme eingebunden sind. Diese Systeme wiederum führen zu Unterschieden in den räumlichen Aspekten menschlicher Verhaltensmuster. Im laufenden Projekt werden die Dynamik dieser kognitiven Systeme und der Einfluss ihrer Veränderungen auf die Sozialsphäre untersucht. Untersuchungsgegenstand ist die Veränderung der Raumwahrnehmung, Orientierung und Landnutzung verschiedener Gruppen, die zwei Tundraregionen beiderseits des Nordurals bewohnen, infolge der Einführung von Satelliten- und

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Mobiltelefonen sowie GPS. Zu diesen Gruppen gehören überwiegend oder gänzlich nomadisch lebende Rentierhirten, Fischer, Händler und Verwaltungsangestellte, Industriearbeiter und die sesshaft lebenden Bewohner der Siedlungen, mit jeweils spezifischem ethnischem Hintergrund (Nenzen, Komi, Chanten, Russen u.a.). Alle diese Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Lebensweise, Landnutzungsstrategien und des Einsatzes von Geräten und Ausrüstung. Daraus resultieren vermutlich Unterschiede bezüglich ihrer Raumwahrnehmung, Orientierungsmethoden und der relativ deutlich abgegrenzten Aktionssphären. Mobil- und Satellitentelefone sowie GPS haben in den letzten fünf Jahren Verbreitung in allen Bevölkerungsgruppen der Tundra gefunden. Kommunikation zwischen Personen an weit entfernten Orten ist einfacher geworden, die Orte selbst sind nun leichter erreichbar, so dass Reisen durch die Tundra weniger lokales Wissen und Orientierungsvermögen erfordern. Die technische Innovation beeinflusst vermutlich die Orientierungsmethoden und die Konzeptualisierung des Raumes, beispielsweise solch grundlegender Kategorien wie Entfernung, Abgelegenheit, Zentrum und Peripherie. Da sich potenziell die Aktionsräume und die Möglichkeiten der sozialen, politischen und ökonomischen Kontrolle über die Tundra und ihre Ressourcen verschieben, folgt dem technologischen auch ein sozialer Wandel. Im Rahmen des Projektes soll dieser Wandel durch qualitative und quantitative Methoden dokumentiert werden. Ziel ist ein besseres Verständnis der menschlichen Raumwahrnehmung im Allgemeinen, beispielsweise durch die Weiterentwicklung der Theorie der "distribuierten Kognition". Weiterhin soll ein Beitrag zur Debatte über die Beziehung zwischen technologischem Wandel und kultureller Entwicklung geleistet werden. ZEITRAUM: heutige Zeit GEOGRAPHISCHER RAUM: Russland (Nordosteuropa, Nordwestsibirien) METHODE: Das Projekt basiert auf einer Kombination klassischer ethnologischer Methoden mit psychologischen, kognitionswissenschaftlichen und geographischen Methoden der Raumkognitionsforschung. Die klassischen ethnologischen Methoden bestehen in der teilnehmenden Beobachtung und den ethnographischen Interviews. Diese qualitativen Methoden werden mit quantitativen Zeigeexperimenten und Kartenskizzen-Analysen verknüpft, die in der Geographie, der Psychologie und den Kognitionswissenschaften eigens für die Raumkognitionsforschungen 'in vivo' (außerhalb des Laboratoriums) entwickelt wurden. Überdies sollen noch weitere quantitative Methoden der Raumkognitionsforschung einbezogen werden; diese neuen Methoden beruhen auf der Beobachtung und Analyse einer reichen Palette an äußeren Repräsentationen der Raumkognition (sogenannte 'räumliche' Produkte bzw. 'spatial products'), zu denen nicht nur Zeigegebärden und Kartenskizzen, sondern auch mündliche Beschreibungen von Wegen, Raumobjekten, Orientierungspunkten, Distanzschätzungen, Objektskizzen, usw. zählen. Die Methoden schließen auch die Lösung kognitiver Aufgaben ein: beispielsweise bittet der Forscher den Informanten einen auf einem Foto abgebildeten Ort zu erkennen, seine Lage und den Weg dorthin zu beschreiben. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Experiment; Psychologischer Test (Stichprobe: 120; 5.000; Auswahlverfahren: Quota). Beobachtung, teilnehmend (Stichprobe: 60-80; 5.000; Auswahlverfahren: Zufall). Qualitatives Interview (Stichprobe: 80-100; 5.000; Auswahlverfahren: Zufall). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dwyer, M.J.; Istomin, K.V.: Theories of Nomadic movement: a new theoretical approach for understanding the movement decisions of Nenets and Komi reindeer herders. in: Human Ecology, 36, 2008, 4, pp. 521-533. ART: BEGINN: 2008-07 ENDE: 2012-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Postfach 110351, 06017 Halle); Universität Halle-Wittenberg, SFB 586 Differenz und Integration - Wechselwirkungen

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zwischen nomadischen und seßhaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt (Mühlweg 15, 06099 Halle) KONTAKT: Habeck, Joachim Otto (Tel. 0345-2927216, e-mail: [email protected])

[129-L] Lies, Paul: Ausbreitung und Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus in Dagestan, (Studien zu Konflikt und Kooperation im Osten, Bd. 17), Berlin: Lit Verl. 2008, 100 S., ISBN: 978-38258-1136-5 (Standort: Gießen ZwB Philosophikum 2(26/009)-030polTeRus46) INHALT: "Während der islamischen Wiedergeburt im Russland der späten 1980er und 1990er Jahre sind vor allem in der Teilrepublik Dagestan zahlreiche islamisch-fundamentalistische Gemeinden entstanden. Militante Gruppierungen waren besonders auffällig: Durch radikale Forderungen und zahlreiche Gewaltakte machten sie immer wieder auf sich aufmerksam. Was genau aber ist der islamische Fundamentalismus? Was macht ihn für Menschen attraktiv? Was bewegt seine Anhänger zu Gewalthandlungen? Am Beispiel Dagestans geht die vorliegende Studie diesen Fragen nach." (Autorenreferat)

[130-F] Namsaraeva, Sayana, Ph.D. (Bearbeitung): Buryat ethnicity in three countries (Russia, China and Mongolia) INHALT: Being involved in research on the history of national minorities in Mongolia and China (and the history of the region in the general context of Qing Dynasty rule), the researcher seeks to continue this effort by examining the evolution of Mongol society in postsocialist time. By the term "Mongol society" she refers to peoples of Mongolian origin, which live in three neighbouring countries: China, Mongolia and Russia. These countries have experienced dramatic changes in postsocialist time and Mongols (Buryats, Kalmyks and Tyvans in Russia, Khalkha Mongols in the Republic of Mongolia, and the Mongols of Inner Mongolia in China) live under very divergent and contrasting political and economic conditions. This project is a comparative study of the official policies, institutional settings, and juridical statuses of Mongols in Russia, China and Mongolia. She also plans to compare the current politics of local self-government (limited "sovereignty") in Russia and Mongolia with the situation in China, which appears to be different. She shall examine to what extent cultural and social "Mongolness" has survived in the three countries, against the backdrop of strong Hanization of Mongols and other national minorities in China and "Russification" in Russia. Finally, she shall try to describe how different variants of "Mongolness" relate to the national minorities' differential economic and political success in the three contexts. As far as she knows such comparative research has not been done before, and results of the project will contribute to a more nuanced understanding of minority relations and ethnicity in Russia and China.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Russia, China, Mongolia METHODE: Theory: migration, Diaspora and social memory frame; methods: field research, interview (oral history and narratives). Untersuchungsdesign: Panel DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen. Beobachtung, teilnehmend (Stichprobe: 100; 50.000; Auswahlverfahren: Zufall). Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 40; 50.000; Auswahlverfahren: Quota). Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 3; 50.000; Auswahlverfahren: Quota). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.

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VERÖFFENTLICHUNGEN: Namsaraeva, Sayana: Concept of 'Chinese nation' and Shinehen Buryats as iths component. in: Diasporas in modern world (in Russian), 2007, pp. 250-256. ISBN 978-5-9793-0001-6. ART: BEGINN: 2007-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Postfach 110351, 06017 Halle) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0345-2927-223, Fax: 0345-2927-502, e-mail: [email protected])

[131-L] Pankov, Vladimir: Integrations- und Desintegrationstendenzen im postsowjetischen Raum, in: Wirtschaft und Gesellschaft, Jg. 34/2008, H. 4, S. 535-561 (Standort: USB Köln(38)-XH1749; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "In dem vorliegenden Artikel wird auf den Zustand, die Entwicklungstendenzen und Aussichten der zwischenstaatlichen Einrichtungen im postsowjetischen Raum (außerhalb des Baltikums) eingegangen. Aufgrund der nach dem Zerfall der Sowjetunion entstandenen Konstellationen im postsowjetischen Raum bestehen derzeit weder die Voraussetzungen für eine Entwicklung der GUS zu einer Wirtschaftsunion im Sinne des Vertrages von 1993 noch zu einer homogenen Freihandelszone. Gleichzeitig sind aber weder Russland noch seine GUSPartner (Ausnahme: Georgien) an einer Auflösung dieser Gemeinschaft interessiert. Auf Initiative Kasachstans wurde nach dem informellen GUS-Gipfeltreffen in St. Petersburg (Juni 2007) und dem ordentlichen Gipfel in Duschanbe (Oktober 2007) ein Reformkurs im Sinne der Kunst des Möglichen eingeschlagen, und zwar nach der von N. Nasarbajew geprägten Formel: Jedes Jahr wird eine Frage gelöst. Ist also für die GUS das Vorbild EU heute eher irrelevant, so könnte es für die nach der Zahl der Mitgliedstaaten kleineren Gemeinschaften im postsowjetischen Raum als Orientierungshilfe dienen, die nicht zwecks zivilisierter Ehescheidung, sondern für einen engeren ökonomischen, sozialen und politischen Zusammenhalt ins Leben gerufen wurden. In der Euroasiatischen Wirtschaftsunion (EAWG) ist die Gründung einer Zollunion, die durch diverse Elemente einer Wirtschaftsunion schrittweise zu ergänzen wäre, bereits mittelfristig (bis 2011) im Bereich des Möglichen. Die EAWG könnte zum Gravitationskern der postsowjetischen Neuintegration (eine Reintegration ist definitionsgemäß unmöglich) werden. Der Bundesstaat Russlands und Weißrusslands entwickelt sich in Bezug auf die ökonomische Integration in kleinen Schritten. Nach dem Übergang Weißrusslands zur Massenprivatisierung 2008 könnte sich diese Entwicklung beschleunigen. Russland, das als Integrationsmotor wirken könnte, fehlt immer noch eine durchdachte, konsistente Strategie für die Gestaltung des postsowjetischen Raumes." (Autorenreferat)

[132-L] Rodgers, Peter W.: Nation, region and history in post-communist transitions: identity politics in Ukraine, 19912006, (Soviet and post-soviet politics and society, Vol. 80), Stuttgart: Ibidem-Verl. 2008, 195 S., ISBN: 978-3-89821-903-7 INHALT: "Since independence in 1991, issues of nation and identity have become highly debated topics in Ukraine. This monograph explores not only how national identity is being

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(re)constructed by the Ukrainian state, but also the processes by which it is negotiated through society. The central argument of this work is that too much attention, concerning identity in Ukraine, has focused on markers of ethnicity and language. lnstead, the author advocates a regional approach, engaging with the issue of how Ukraine's regional differences affect nation-building processes. Following the tumultuous events of the 'Orange Revolution', the view of Ukraine as a country inherently 'divided' between 'East' and West' has (re)emerged to become a popular explanation for political events. The study outlines the necessity for academics, policymakers and indeed politicians to veer away from this simplistic 'West versus East' divide. The book advocates an analysis of Ukraine's unique brand of regionalism not in terms of divisions, but in terms of regional differences and diversity. The author deconstructs the concept of 'Eastern Ukraine' by focusing on three Ukrainian localities, all adjacent to the Ukrainian-Russian border. The study examines how individuals provide 'their' own understanding of the place of their region within the wider processes of nation building across Ukraine. In doing so, the book develops a 'regional' approach to the study of identity politics in Ukraine." (author's abstract)|

[133-F] Savvidis, Tessa, Dr. (Bearbeitung); Genov, Nikolai, Prof.Dr.Dr. (Leitung): Comparing out-migration from Armenia and Georgia INHALT: Die sozialstrukturellen Beweggründe der Massenemigration aus Armenien und Georgien nach 1990 vergleichend zu identifizieren und analysieren; die Besonderheiten des segmentierten Arbeitsmarktes in Moskau mit Bezug auf Arbeitsmigranten aus Armenien und Georgien empirisch zu erfassen und zu erklären; den Entscheidungstreffern in Jerewan, Tbilisi und Moskau praxisrelevante Schlussfolgerungen und Empfehlungen anzubieten. ZEITRAUM: nach 1990 GEOGRAPHISCHER RAUM: Emigration aus Armenien und Georgien nach Moskau METHODE: Varianten der Individualisierung im post-sowjetischen Raum; Integration quantitativer und qualitativer Methoden der Datenerhebung. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 1.400 -geplant-; Rückkehrer aus Migration -in Armenien und Georgien-, Migranten aus Armenien und Georgien in Moskau; Auswahlverfahren: Schneeball). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2008-09 ENDE: 2010-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Volkswagen Stiftung INSTITUTION: Freie Universität Berlin, Osteuropa-Institut Abt. Gesellschaft, Soziologie (Garystr. 55, 14195 Berlin) KONTAKT: Leiter (Tel. 030-838-52039, e-mail: [email protected])

3.7

Verschiedenes

[134-F] Gernet, Katharina (Bearbeitung): Räume und Spielräume der Lebensgestaltung junger indigener Frauen im russischen Norden zwischen Tradition und Moderne

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INHALT: Die Lebenswelten der meisten jungen indigenen Frauen in Zentral-Kamtschatka erstrecken sich über ein regional begrenztes Kontinuum von der mittleren Westküste der Halbinsel bis zur Hauptstadt Petropavlovsk an der Südostküste. Diese Kontinuum lässt sich in drei Sphären gliedern: Wald bzw. Tundra, Dorf und Stadt, wobei die Sphäre von Wald bzw. Tundra sich überwiegend mit Attributen von Tradition verbindet, während die Sphäre der Stadt für die Moderne steht. Das Dorf bildet eine Art Plattform mit Ausgangsmöglichkeiten sowohl in die eine wie auch in die andere Sphäre. Alle drei Sphären spielen im Leben der jungen indigenen Frauen eine gewisse Rolle. Das Dorf stellt in der Regel aber das Zentrum ihrer Lebenswelten dar. Sie haben zwar theoretisch die Möglichkeit, den Mittelpunkt ihrer Lebenswelten durchaus in eine andere Sphäre als die des Dorfes zu legen, wie die Beispiele einiger weniger Individuen zeigen. Diese Möglichkeiten werden jedoch kaum oder kaum mit Erfolg genutzt. Inhaltliches Ziel der Arbeit ist es, den Gründen hierfür nachzugehen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Zentral-Kamtschatka METHODE: Die vorliegende Arbeit soll dem am-Ort-Bleiben von Menschen bzw. ihrer NichtMigration gewidmet sein und zwar in einer abgelegenen ländlichen Gegend, die allein aus Gründen einer extrem ungünstigen Arbeitsmarktsituation wenig dazu angetan scheint, ihre Einwohner, besonders die jungen Leute unter ihnen, zu halten. Fragen wirft dabei die Tatsache auf, dass ihr am-Ort-Bleiben nicht unbedingt die Folge von Druck und Einschränkung, sondern durchaus Ergebnis einer bis zu einem gewissen Grad freien Wahl ist. Besonderes Augenmerk richtet sich auf die Situation von Frauen. Das Vorgehen stützt sich hauptsächlich auf qualitative Forschungsmethoden. Im Wesentlichen ist dies die Methode der teilnehmenden Beobachtung oder beobachtenden Teilnahme. Jenseits teilnehmender und beobachtender Tätigkeit werden halbstrukturierte oder Leitfaden-Interviews abgehalten, in denen einzelne Themenbereiche gesondert beleuchtet oder auch in spontanen Unterhaltungen oder anderen Interviews flüchtig und fragmentarisch Erfahrenes gezielt vertieft werden sollen. Neben schriftlichen Feldtagebuch-Aufzeichnungen, Fotografien sowie Tonaufnahmen von Interviews bilden Archivdokumente, statistisches Datenmaterial, Zeitungsberichte, Druckmaterialien wie Broschüren und Landkarten und schließlich auch Briefe die Grundlage der Analyse. DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2003-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Postfach 110351, 06017 Halle) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0345-2927-0, Fax: 0345-2927-502, e-mail: [email protected])

[135-L] Gruska, Ulrike: Abchasien - Kämpfe um den schönsten Teil der Schwarzmeerküste, in: Marie-Carin Gumppenberg (Hrsg.) ; Udo Steinbach (Hrsg.): Der Kaukasus : Geschichte - Kultur - Politik: Beck, 2008, S. 102-110, ISBN: 978-3-406-56800-8 (Standort: UB Bonn(5)-2008/2589) INHALT: Anhand historischer Daten präsentiert die Verfasserin die Konfliktursachen sowie die sowjetische Nationalitätenpolitik. Vor diesem Hintergrund werden die Konfliktakteure, ihre Interessen und die Konfliktlösungsperspektiven analysiert. Die EU als größter ausländischer Geldgeber in Abchasien könnte, so die These, diesen Prozess unterstützen, wenn sie die Entwaffnung paramilitärischer Gruppen und die Wiedereingliederung der Kämpfer in die Gesellschaft stärker in den Mittelpunkt stellte als bei ihren bisherigen, eher unpolitischen Hilfsprogrammen. Wichtiger noch als die Politik der internationalen Akteure ist allerdings das Ver-

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halten der Konfliktparteien selbst. Georgien muss sich endlich als echte Alternative zur Schutzmacht Russland präsentieren. Es muss erklären, was es mit seinem Angebot "größtmöglicher Autonomie" an die Abchasen genau meint und ein tragfähiges Modell für die friedliche Koexistenz bei der Völker entwickeln. Die Abchasen ihrerseits müssen begreifen, dass Russland kein echter Partner ist und sie nur aus taktischen Gründen unterstützt. Nicht in Moskau, Washington oder Brüssel liegt der Schlüssel zur Lösung des Konflikts, sondern in Tbilisi und Suchumi. (ICF2)

[136-L] Halemba, Agnieszka: "What does it feel like when your religion moves undef your feet?": religion, earthquakes and national unity in the Republic of Altai, Russian Federation, in: Zeitschrift für Ethnologie, Bd. 133/2008, H. 2, S. 283-299 (Standort: USB Köln(38)-EP8070; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "This article proposes an interpretation of the conflicts that occurred in relation to the recent archaeological discoveries in the Republic of Altai. First, a particular controversy over the body of the so-called Ukok Princess is introduced. Subsequently, the author considers those characteristics of contemporary Altaian religious life that made an application of this discovery as an explanatory device possible, especially after the 2003 earthquakes. An analysis of those characteristics of Altaian religious life is made with the help of the metaphor religion moving under one's feet, which is employed in three different ways: 1. With reference to particularities of Altaian religious life based on the principles of unity of land and people and of importance of movement. Here, movement is understood both as a key feature underscoring Altaian religious practices as well as a metaphor that stands for flexibility and uncertainty of their encounters with spiritual worlds. 2. With reference to specific reformulation of Altaian religious life in the context of building a national ideology. This reformulation includes reduction of various forms of mobility and flexibility for the sake ofstability. 3. With reference to the earthquakes, when the land - the foundation for Altaian religious life - shakes under peoples' feet." (author's abstract)|

[137-L] Hämmerle, Christa; Langreiter, Nikola; Lanzinger, Margareth; Saurer, Edith (Hrsg.): Gender politics in Central Asia: historical perspectives and current living conditions of women, (L'Homme Schriften/ Reihe zur Feministischen Geschichtswissenschaft, Bd. 18), Köln: Böhlau 2008, 160 S., ISBN: 978-3-412-20140-1 INHALT: "The international public has taken a while to notice the specific problems of Central Asia and its significance for Europe - both politically and as a subject of research - in contrast to its immediate attention to the post-communist states in Central, Eastern, and South-Eastern Europe. The origins of this book go back to a project on gender politics in Central Asia intended to both collect material on the situation in the countries of Central Asia with regard to organisations and women's own experiences and to analyse the findings from a gender perspective. At the same time, the project was intended to stimulate research on the region and to bring the Central Asian states into the discussions that are currently going on in women's and gender studies. The eight contributions to this book deal with gender politics in Central Asia and, in doing so, put women's current life situations into political, social, economic, and cultural contexts. Each essay focuses on some special issue, but beyond this specific focus the

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essays provide basic information and data on the state in question - demographic and economic structures or political and ideological conditions." (author's abstract). Contents: Christa Hämmerle, Nikola Langreiter, Margareth Lanzinger, Edith Saurer: Gender Relations and Gender Politics in Contexts of Radical Change. Introduction (5-20); Gulnara Mendikulova: Kazakh Women: the Impact of Three Different Socio-Political Systems within Two Centuries (21-34); Sofiya R. Kasymova: Gender Relations in Tajik Society (35-46); Mary Elaine Hegland: A Discourse of Complaint: Precursors to a Mass Women's Movement in Tajikistan (4766); Muborak Sharipova: One More War against Women: Historical and Socio-Cultural Aspects of Violence against Women in Tajikistan (67-94); Zeev Levin: The Khujum Campaign in Uzbekistan and the Bukharan Jewish Women (95-112); Zulfiya Tursunova and Nodira Azizova: Women's Progress in Uzbekistan: Political Participation (113-144); Lyudmila Kim: Mass Perceptions of Gender Roles in Modern Uzbekistan: An Empirical Study (133144); Umida Hashimova: Women's Illegal Internal Migration in Uzbekistan (145-152).|

[138-L] Ivantsov, Dmitri: Russische Idee: Transfer ins XXI. Jahrhundert, Leipzig: Meine 2008, V, 195 S., ISBN: 978-39811859-6-6 INHALT: Die "Russische Idee" ist, so der Verfasser, ein hierarchisch geordnetes Musterbild der nationalen Entwicklung. Diesem Musterbild liegt die messianische Vorstellung der Russen über das eigene Volk zugrunde. Die Mission des russischen Volkes stellt laut dieser Vorstellung die ehrenhafte Aufgabe dar, die Völker auf der ganzen Welt zu einigen. Die führende Rolle des russischen Volkes muss vor allem durch seine geistige und religiöse Stärke erklärt werden, die in der beständigen Treue zu der orthodoxen Kirche begründet ist. Die orthodoxe Kirche ihrerseits positioniert sich den anderen Zweigen des Christentums nach dem Konzil von Basel Ferrara-Florenz und mit der erfolgten Vereinigung Byzanz' als einzig wahre Religion, die das alttestamentliche Erbe nicht verlassen hat. Als philosophischer Gedanke entspricht die "Russische Idee" der Wirklichkeit unvollkommen und daher ist die messianische Rolle dem russischen Volk nicht "automatisch" zugeordnet. Als politische Nation muss es in erster Linie seine Unteilbarkeit gewährleisten und dabei auch die Eigenschaften des "auserwählten Volkes" behalten. Erst dann kann das russische Volk unter den anderen Völkern die führende Rolle über-nehmen. Die "Russische Idee" leitet aus ihrem Kerngedanken - der "ökumenischen Brüderlichkeit" - das moralische Handeln ab, drückt ihre Existenz damit aus, dass sie sich in Raum und Zeit in der Form von historischen Ereignissen und schriftlichen und architektonischen Kunstwerken widerspiegelt und entspricht daher vollkommen ihrem metaphysischen Ursprung. Es wird gezeigt, dass trotz der deutlich metaphysischen Merkmale die "Russische Idee" einen stark ausgeprägten synergischen, philosophisch-ideologischen Charakter gewonnen hat und sich auch weiter in dieser Richtung entwickelt. In den modernen Debatten über die Notwendigkeit einer neuen Ideologie für Russland stellt die "Russische Idee" die Option dar, das multinationale russische Volk zu konsolidieren und hiermit auch wieder zu einigen. (ICF2)

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[139-L] Kozhevnikova, Galina: Ultra-nationalism and hate crimes in contemporary Russia: the 2004-2006 annual reports of Moscow's SOVA Center, (Soviet and post-soviet politics and society, Vol. 77), Stuttgart: Ibidem-Verl. 2008, 169 S., ISBN: 978-3-89821-868-9 INHALT: "This book is a collection of the 2004, 2005 and 2006 annual reports as well as some additional statistics on 2007 compiled by Moscow's SOVA Center for Information and Analysis. The reports are devoted to such issues as political nationalism; hate crimes; the use of police, administrative, political and social tools to counteract xenophobic violence; and the Russian authorities' abuse of laws designed to counteract extremism, i.e. their cynical exploitation of this legislation for their own political purposes. Already in the middle of this decade, all of these problems were known to pose a certain threat to Russian society. In spite of the considerable public attention they received since then, only few effective measures have been taken and, thus, the situation is getting worse: The level of racist violence is increasing further and the spectrum of ultra-nationalist groups is consolidating. Moreover, representatives of the political elite have started to adopt cryptic and, sometimes, overtly xenophobic rhetoric. At the same time, the government's current office holders actively utilize anti-extremist legislation to unlawfully restrict not only ultra-nationalist groups, but also the rights and liberties of other non-governmental and political organizations." (author's abstract)|

[140-F] Lehmann, Hartmut (Leitung): The Ukrainian Longitudinal Monitoring Survey (ULMS) INHALT: Ukraine, being one of the largest successor states of the former Soviet Union, is virtually terra incognita as far as our knowledge of labor market adjustment is concerned. While there has been some limited work done on labor market adjustment in Ukraine using firm survey and firm register data no serious studies exist that get at the behavior of individuals and households in the Ukrainian labor market. The main reason for this is the lack of good data at the individual and household level. To alleviate this situation this program started an initiative to create a panel data set on the Ukrainian working age population, the Ukrainian Longitudinal Monitoring Survey (ULMS). The ULMS panel data set, similar to the Russian Longitudinal Monitoring Survey, is conceived as a statistically representative sample of the Ukrainian population aged between 15 and 72 years, comprising 4000 households and approximately 8,500 individuals. The survey is being done by the Kiev International Institute of Sociology (KIIS). The first two waves of the data (collected in the spring of 2003 and of 2004) are now available to researchers of the sponsor organizations. These first two waves will become public user data in 2006. The ULMS survey instrument is very detailed. The household questionnaire contains questions on the demographic structure of the household, its income and expenditure patterns as well as living conditions. The core of the survey instrument is however the individual questionnaire, which tries to elicit very detailed information about the labor market experience of Ukrainian workers. Apart from standard LFS sections, there is an extensive retrospective part for the first wave, which tracks workers' labor market involvement at specific past points in time and which allows a complete reconstruction of workers' labor market histories between January 1998 and the date of the interview in 2003. For subsequent waves, there are retrospective sections that again allow the reconstruction of a complete history between the preceding and the current wave. In addition there are sections on education and skills, the ownership structure and its evolution at workers' firms, spatial mobility, health

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status and political and environmental attitudes. Finally, there is a large set of questions about wage arrears, payments in kind, unpaid leave etc. in order to address specific adjustment mechanisms that have taken place in Ukraine like in other labor markets of CIS countries. The ULMS provides arguably the most complete data source on labor market developments in any country of the CIS.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Ukraine ART: BEGINN: 2002-07 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH (Schaumburg-Lippe-Str. 9, 53113 Bonn) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])

[141-F] Mühlfried, Florian (Bearbeitung): Being a state and states of being in Highland Georgia INHALT: Prior to 1991, the border between Georgia and Turkey demarcated the front line between the Soviet Union and "the West". After the dissolution of the Soviet Union, the declaration of an independent Georgian Republic and its recent attempts to become a member of NATO and the EU, the "big border" shifted to the frontier between Georgia and the Russian Federation. In this geopolitical framework, the Russo-Georgian border separates the spheres of Western and Russian influence, with both sides claiming strategic interests in the Caucasus. The region of the fieldwork (Tusheti) is situated in immediate vicinity of the Georgian border with Chechnya and Dagestan and thus is on the frontline of the new division of the Caucasus. On the Georgian side, the border is monitored by troops trained by the OSCE (Organisation for Security and Co-operation in Europe), while on the other side, soldiers of the Russian Federation train their binoculars on people and things in the south. This situation has palpable and sometimes harsh implications for local social, economic, cultural and political life. The shepherds, for example, can no longer use pastures or trails in Chechnya or Dagestan, as they would need visas to enter the Russian Federation. Wage labour has become a scarce resource, and transnational trade and labour markets are increasingly difficult to access. Cross-border micro-political relations and processes (often for conflict management), as well as traditional cultural and religious practices that united Tushetians and their northern Muslim neighbours, have become things of the past.All of these changes are reflected, manifested, shaped and manipulated in and by citizenship regimes. On the surface, the new national passport defines (but not completely determines) the scope of Tushetian social, political, economic and cultural agency. Taking a perspective "from inside" or "from below" complements this picture and helps to illuminate localised practices of policy-making as well as imaginations of the state in a new, neo-liberal economic and pro-Western setting. Consequently, one of the aims of the project is to examine the impact of local political practices, representations and imaginations on the state - and vice versa. Taking "citizenship" as a membership category for belonging to a political entity, the editor dwells on the mutual shaping and interactions of the individual and the state. Unlike Bourdieu's "political field" (2000), his notion of a "landscape of citizenship" is not metaphoric. With "landscape" he refer to localised resources and their usage: to place and action, space and perception, the individual and its environment, the local and the global at the same time. Talking about "the landscape of citizenship", he addresses spatially articulated potentialities and restraints of political membership on the one hand, and local usages and understandings of these resources (and their limits or absence) on the other hand. Project homepage: www.eth.mpg.de/dynamic-index.html?www.eth.mpg.de/ research/d2/staff-projects.html .| GEOGRAPHISCHER RAUM: Highland Georgia

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METHODE: For practical and analytical purposes, the editor focuses on four dimensions of the landscape of citizenship: the economic, the social, the political and the cultural (which entails the religious as well). He addresses each of these domains from particular perspectives. Within the economic domain, the impact of citizenship regimes on the commercial practices of shepherds and other Tushetians involved in transhumance (including migrants) will be studied. When it comes to the political, he focuses on representation, recent changes in political administration and their impact on Tusheti, questions of political authority and local processes of decision-making. The cultural is approached in exploring whether regional cultural practices and belief systems are under pressure to conform to standardised Georgian folk traditions and church rites, and if so, how this pressure is articulated. For this purpose, he analyses a folk festival in the lowlands attended by Tushetians (Alaverdoba), contrast this event with the summer religious festivals in highland Tusheti, and look at the purpose and impact of the church mission sent to the border regions of Georgia. Finally, social citizenship is conceptualised within the dramatic decline of health care and social services. In highland Tusheti, the collapse of the Soviet Union meant the end of electricity, schools, kindergartens and nursery schools. If at all, these services are today provided by such non-state agents as local NGOs and the OSCE. Last but not least, the fact that the vast majority of Tushetians lives in two places - the mountains in the summer and the lowlands in the winter - must be taken into consideration. Sometimes this transhumance is translated into seasonal labour migration to other countries, particularly to the Russian Federation. The traditional mobility of Tushetians challenges nationalised citizenship regimes, as the transgression of boundaries is crucial for the maintenance of Tushetian economic, social and cultural life. Additionally, it helps them to adapt to and transform rapidly changing political systems and thus questions the simple dichotomy of "tradition" and "modernity". DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen (Archiv Sowjet Region Tusheti). Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview. Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 84; Dorfgemeinschaft -vergleichende Fragebogenbefragung; Auswahlverfahren: random sampling). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Mühlfried, Florian: Did communism matter? Settlement policies from above and below in Highland Georgia. in: Arutiunov, Sergey; Jones, Steven; Tsitsishvili, Nino (eds.): Caucasus in transition: a dialogue between culture and politics. Hauppage NY: Nova Science 2009 (forthcoming). ARBEITSPAPIERE: Mühlfried, Florian: New born citizens in a Post-Soviet landscape (in: Social Anthropology - under review).+++Mühlfried, Florian: Being a state and states of being in Highland Georgia. Presentation held at Conference on "Re-Thinking Citizenship" in November 2008, Halle (Saale) (edited volume planned).+++ Mühlfried, Florian: Citizenship at war - the first consequences of Russian and Georgian citizenship policies (in: Anthropology Today - in preparation). ART: BEGINN: 2006-02 ENDE: 2009-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (Postfach 110351, 06017 Halle) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0345-2927-0, Fax: 0345-2927-202, e-mail: [email protected])

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[142-L] Protsyk, Oleh: Representation and democracy in Eurasia's unrecognized states: the case of Transnistria, (ECMI Working Paper, 40), Flensburg 2008, 26 S. (Graue Literatur; www.ecmi.de/download/working_paper_40.pdf) INHALT: Der vorliegende Beitrag problematisiert die Frage der Homogenität der Präferenzen der Eliten und des gesellschaftlichen Konsenses bezüglich der Unterstützung sezessionistischer Politik. Zu diesem Zweck untersucht der Autor die Muster der politischen Repräsentation in Transnistrien. Er geht davon aus, dass anhaltende Einschränkungen der politischen Partizipation und des öffentlichen politischen Diskurses die Gestaltung der Strukturen der politischen Repräsentation beeinflussen, insbesondere durch die Minimierung der Möglichkeiten politischer Akteure, mit einer anderen politischen Agenda als die der Amtsinhaber politische Mandate gewinnen und gesellschaftliche Unterstützung für eine nichtsezessionistische Politik konsolidieren zu können. Dieser Beitrag beginnt mit einer Diskussion über die ethnische Dimension der politischen Repräsentation. Ethnizität wird, zusammen mit bestimmten anderen demographischen Merkmalen der transnistrischen parlamentarischen Eliten, analysiert im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf die Motivation der Eliten eine Politik der Sezession zu initiieren oder beizubehalten. Die Merkmale der Eliten und der allgemeinen Bevölkerung werden verglichen und die Möglichkeit der Entkopplung der Präferenzen der Politiker von denen gesellschaftlicher Gruppen wird erforscht. Der nächste Abschnitt des Papiers diskutiert die komplexe politische Natur des transnistrischen Regimes, das Elemente echten politischen Wettbewerbs mit starken Beschränkungen der Möglichkeiten oppositioneller Kandidaten kombiniert, Parlamentsmandate zu erringen und politische Alternativen zum Streben nach voller Unabhängigkeit zu artikulieren. Der letzte Abschnitt untersucht die Art der parlamentarischen Allianz, die als wichtigste Quelle der Unterstützung des transnistrischen Regimes dient. Dabei werden Mechanismen beleuchtet, die benutzt werden, um sicherzustellen, dass verschiedenen Typen politischer Akteure den Sezessionskurs des Regimes mittragen. (ICD)

[143-L] Ritter, Martina: Alltag im Umbruch: zur Dynamik von Öffentlichkeit und Privatheit im neuen Russland, Hamburg: R. Krämer 2008, 350 S., ISBN: 978-3-89622-093-6 INHALT: Die Sowjetunion, das postsowjetische Russland und seine anvisierte Demokratisierung stehen im Zentrum der Untersuchung. Sie besteht aus vier Teilen, in denen jeweils eine eigene Perspektive zu Grunde gelegt wird. Das Begriffspaar "Privatheit und Öffentlichkeit" wird als Schlüsselkategorie verwendet: Die Dynamik von Öffentlichkeit und Privatheit wird genutzt, um den Zusammenhang von soziokultureller und politischer Integration zu analysieren. Dies erfolgt auf der Basis der These, dass die Impulse, aus denen in der öffentlichen Debatte das Gemeinwohl generiert wird, aus den biographische Erfahrungen der Subjekte in ihrer privaten Welt gespeist werden. Dabei geht die Autorin davon aus, dass das Problem moderner Demokratien in der Anerkennung von Differenz und im Umgang mit Identitätskonflikten liegt. Der Erfolg von demokratischen Prozessen hängt im Wesentlichen von der politischen Integration der Subjekte und der politischen Kultur einer Gesellschaft ab. Anschließend wird das postsowjetische Russland und dessen Demokratisierungsprozess analysiert. Dabei wird ein Zusammenhang zwischen der Dynamik von Öffentlichkeit und Privatheit in der Sowjetunion und den damit verknüpften öffentlichen und privaten Deutungsmustern unterstellt. Daher wird der kulturelle Deutungshorizont der Sowjetunion rekonstruiert und eine Vorstellung

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vom kulturellen Ausgangspunkt der Demokratisierungsprozesse im postsowjetischen Russland gewonnen. Diese Rekonstruktion des Deutungshorizontes dient dazu, die Analyse des empirischen Materials - nämlich biographische Interviews im postsowjetischen Russland - im Kontext zu situieren. Es werden Fallrekonstruktionen biographische Interviews dargestellt, die denZusammenhang von öffentlichen undprivaten Deutungsmustern verdeutlichen. Die Konstruktionen des Selbst, die Konfliktstrategien im Privaten und die Organisation des Geschlechterverhältnisses stehen im Mittelpunkt der Analyse von biographische Interviews. Die Ergebnisse der demokratie- und subjekttheoretischen Reflexionen, der kultursoziologischen Untersuchungen und der empirischen Analysen werden zusammengetragen, im Zusammenhang diskutiert und im Hinblick auf den Demokratisierungsprozess im postsowjetischen Russland bilanziert. (ICF2)

[144-L] Rozdestvenskaja, Elena: Soziologische Untersuchungen der Maskulinität: das männliche Geschlecht im öffentlichen und privaten Bereich in Russland, in: Sylka Scholz (Hrsg.) ; Weertje Willms (Hrsg.): Postsozialistische Männlichkeiten in einer globalisierten Welt: Lit Verl., 2008, S. 119-138, ISBN: 978-3-8258-0999-7 (Standort: Köln(38)-36A789) INHALT: Die Verfasserin stellt verschiedene soziologische Analysen der Maskulinität vor, die sie im Laufe der letzten Jahre durchgeführt hat. Den theoretischen Hintergrund bilden das Konzept der hegemonialen Männlichkeit (Connell) und das des männlichen Habitus (Bourdieu, Meuser). Anhand der Untersuchungen zu männlichen biographischen Konstrukten, zu kollektiven Identitäten, zur Dynamik von Berufsverläufen und zur familiären Situation von Männern zeigt sie, dass die Transformationsprozesse nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu einer habituellen Verunsicherung von Männern geführt haben. Diese Verunsicherungen resultieren daraus, so die These, dass das Männlichkeitskonstrukt an Erfolg im Beruf/im Business und an den Status des Familienernährers geknüpft ist. Beide Ziele sind unter den neuen Bedingungen nur schwer zu realisieren. Verstärkt werden die Verunsicherungen dadurch, dass die Frauenrolle gegenwärtig im Umbruch ist. Insgesamt stellt die Autorin ein traditionelles Leitbild fest, das jedoch Irritationen und Diskrepanzen sowohl durch beruflich orientierte Frauen und die egalitären Praxen in den Paarbeziehungen als auch durch die Autonomisierung kultureller Milieus erfährt. (ICF2)

[145-L] Schorkowitz, Dittmar (Hrsg.): Rußland - Vertraute Fremde: Neues und Bleibendes in historischer Perspektive, (Gesellschaften und Staaten im Epochenwandel, Bd. 17), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 362 S., ISBN: 978-3-631-57453-9 INHALT: Der Sammelband fasst posthum Beiträge des Verfassers zusammen, die bereits andernorts veröffentlicht worden sind. Sie behandeln die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen (u. a. Russland und die Gründung des Deutschen Reiches, die russische Revolution 1905 im deutschen Urteil, Sowjetrussland und die Anfänge der Weimarer Republik, HitlerStalin-Pakt), Bildung und Hochschulen (u. a. die russische Universität im 19. Jahrhundert, die Gründungsgeschichte der Universität Moskau, die zarische und sowjetische Universitätspolitik, die sowjetische Hochschulpolitik der 1930er Jahre), Städte im Wandel (St. Petersburg, Moskau, Berlin, Riga) und "Historiker im Spannungsfeld ihrer Zeit". (ICE2)

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[146-L] Schorkowitz, Dittmar: Postkommunismus und verordneter Nationalismus: Gedächtnis, Gewalt und Geschichtspolitik im nördlichen Schwarzmeergebiet, (Gesellschaften und Staaten im Epochenwandel, 15), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 445 S., ISBN: 978-3-631-57610-6 INHALT: Das nördliche Schwarzmeergebiet wird in dieser Studie als ein postkolonialer Raum begriffen, belastet mit spezifischen Problemen: 'Der Zerfall des sowjetischen Vielvölkerstaats legt - rückblickend betrachtet - vor allem den systematischen Mangel an staatlicher Integration offen und verweist auf eine fehlende Nachhaltigkeit von Assimilation und Modernisierung' (65). Virulent seien ethnopolitische Konflikte. Diese werden untersucht am Beispiel der zu Russland gehörenden Region Krasnodar, von Abchasien, das sich von Georgien für unabhängig erklärt hat, und Transnistrien, einem Landstrich, der völkerrechtlich betrachtet von Staatenlosen bewohnt wird. Die in diesen drei Regionen sichtbaren ethnopolitischen Konflikte und die damit einhergehende separatistische Gewalt werden mit der Frage der postkommunistischen Nationsbildung in Beziehung gesetzt. Die Untersuchung basiert auf Interviews, der Auswertung von Tagungen und empirischer Untersuchungen sowie auf den Darstellungen in Lehr- und Schulbüchern. Nach einer eingehenden Darstellung der Konfliktgeschichten, in denen der Nationalismus auch als Besitzstandswahrungsstrategie zutage tritt, stellt der Autor fest, dass die Regionen den 'langen Schatten der Vergangenheit' (229) unterworfen sind mit der Folge, dass die Identitätsbildung rückwärtsgewandt vollzogen wird. Die aufeinander bezogenen Schlüsselbegriffe sind hierbei Geschichtspolitik, Öffentlichkeit und Konflikteskalation. Als Ergebnis bedrohten ethnischer Nationalismus und bewaffneter Separatismus den Frieden in der nördlichen Schwarzmeerregion. Schorkowitz verweist in seiner abschließenden Betrachtung auf die Verantwortung Russlands, eine ideale Konfliktlösung wäre 'die Schließung gewaltoffener Räume, also die Übertragung oder die Rückgabe des Gewaltmonopols an ein stabiles und demokratisches Staatswesen' (268). Die Voraussetzung aber - die Wahrung der individuellen bürgerlichen Rechte - sei auch in Russland gegenwärtig nicht garantiert. (ZPol, NOMOS)

[147-F] Shkolnikov, Vladimir; Maier, Heiner; Oksuzyan, Anna; Aber, B.; Weinstein, Maxine; Christensen, Kaare; Yashin, Anatoli; Shalnova, Svetlana; Deev, Alexander (Bearbeitung); Vaupel, James W.; Shkolnikova, Maria (Leitung): Biological mechanisms of stress-related hazard in Moscow INHALT: The study seeks ways to gain better measurements of cumulated stress and biological mechanisms, connecting it with disease, and death, based on records of 24-hour (Holter) monitoring and cardiac rhythm as well as other biomedical and self-reported data.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Russia METHODE: Research objectives: A pilot study looked at the practicability of the so-called Holter monitoring as a means of the dynamic measurement of physiological toll and cumulated stress. The predictive power of a new set of derived dynamic biomarkers as well as the allostatic load was investigated by examining links with subjective and objective individual health characteristics. Furthermore, it was tested whether the existing biomarkers or these new biomarkers allow the researchers to estimate the allostatic load in a population exposed to a high level of sociopsychological stress (a group of Russian men from the City of Moscow)

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aged 67+. Research questions: What are the ways for estimation of physiological toll through dynamic reactions of the body in relation to daily life activities? Data and methods: Identification and analysis of dynamic biomarkers. VERÖFFENTLICHUNGEN: Shkolnikova, M.A.: Holter monitoring data in predicting the general health status of older adults. in: Journal of Electrocardiology (ISSN 0022-0736), Vol. 40, 2007, Iss. 1, pp. S71-S72.+++ Shkolnikova, M.A.; Shubik, Y.V.; Shalnova, S.A.; Shkolnikov, V.M.; Vaupel, J.W.: Cardiac arrhythmias in elderly patients and their correlation with health indices and mortality. in: Vestnik Aritmologii (Annals of Arrhytmology), 2007, Iss. 49, 2007, pp. 5-13.+++Shkolnikova, M.; Aber, B; Weinstein, M.; Kravtsova, L; Shalnova, S.; Shkolnikov, V.M.; Vaupel, J.W.: Objective sleep duration and health in elderly Russians. Rostock, MPIDR Arbeitspapier WP-2006-009. ART: BEGINN: 2002-01 ENDE: 2011-06 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock)

[148-F] Shkolnikov, Vladimir M., Prof.Dr.; Leon, David; McKee, Martin (Bearbeitung); Shkolnikov, Vladimir M., Prof.Dr. (Leitung): Alcohol and mortality in Russia: from aetiology to intervention INHALT: The programme aims are to a) deepen our understanding of the social, behavioural and biological mechanisms linking alcohol to the poor health and high mortality of working-age Russian men; b) explore the efficacy and feasibility in Russia of 'brief' interventions (known to be effective elsewhere) aimed at reducing hazardous drinking; c) assess the scope for future full-scale prevention and treatment trials in Russia to reduce hazardous drinking and alcohol-problems delivered through standard service settings; d) strengthen epidemiological and public health research capacity to effectively address the health problems implicated in the low life-expectancy of the Russian population.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Russland VERÖFFENTLICHUNGEN: Andreev, E.M.; Kiryanov, N.; Leon, D.A.; McKee, M.; Tomkins, S.; Shkolnikov, V.M.: Zloupotreblenie alkogolem i prezhdevremennaia smertnost' v Rossii na primere Izhevska (Hazardous alcohol drinking and premature mortality in Russia on an example of Izhevsk). in: Narkologiia, Vol. 7, 38-52.+++Leon, D.A.; Saburova, L.; Tomkins, S.; Andreev, E.M.; Kiryanov, N.; McKee, M.; Shkolnikov, V.M.: Hazardous alcohol drinking and premature mortality in Russia: a population based case-control study. in: The Lancet (ISSN 0140-6736), Vol. 369, 2007, Iss. 9578, pp. 2001-2009 (Download unter: www.demo gr.mpg.de/publications/files/2663_1224692723_1_Lancet%20369%209578%202008.pdf ).+ ++Stickley, A.; Leinsalu, M; Andreev, E.M; Razvodovsky, Y.; Vagerö, D.; McKee, M: Alcohol poisoning in Russia and the countries in the European part of the former Soviet Union, 1970-2002. in: European Journal of Public Health (ISSN 1101-1262), Vol. 17, No. 5, pp. 444449 (Download unter: www.demogr.mpg.de/publications/files/2572_1205860808_1_EJPH %2002%202007.pdf ).+++Tomkins, S.; Saburova, L.; Kiryanov, N; Andreev, E.M.; McKee, M; Shkolnikov, V.M; Leon, D.A.: Prevalence and socio-economic distribution of hazardous patterns of alcohol drinking: study of alcohol consumption in men aged 25-54 years in Izhevsk, Russia. in: Addiction (ISSN 0965-2140), Vol. 102, 2007, Iss. 4, pp. 544-553. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2010-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Wellcome Trust, UK

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INSTITUTION: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock) KONTAKT: Shkolnikov, Vladimir M. (Prof.Dr. e-mail: [email protected])

[149-F] Vaupel, James W., Prof.; Shkolnikov, Vladimir M., Prof.; Shkolnikova, Maria, Dr.; Gottdiener, J.S., Dr.; Stein, P.K., Dr.; Domitrovich, P.P., Dr. (Bearbeitung); Vaupel, James W., Prof.; Shkolnikov, Vladimir M., Prof. (Leitung): Cardiovascular Health Study (Project CHS A-309): comparison of heart rate variability parameters and their circadian changes as markers of health in the US and Russian populations aged 65 and over INHALT: A huge gap in the life-expectancy between Russia and the countries of Eastern and Western Europe still remains unexplained. There is a dramatic difference in the percentage of premature deaths occurring before 65 years of age in the Russian and US male populations. Socio-economic factors, differences in health behaviors, access and quality of health care were found to be important for explaining an increased cardiovascular morbidity and reverse mortality pattern in Russia, but they are unable to fully explain such a huge difference between Russia and its western counterparts. Higher psychosocial stress may play an important role in the increase of cardiovascular morbidity and mortality in Russian population. Numerous studies proved that high level of total cholesterol and LDL, low level of HDL, hypertension, cigarette smoking, overweight, diabetes, irregular physical activity, stress, as well as male sex, older age, and family predisposition are the risk factors for CVD development and related mortality risk. Heart rate (HR) was found to predict coronary heart disease, cardiac sudden death, all-cause and non-CVD mortality, as well as death risk from cancer. In most studies HR was measured once during the daytime period either by pulse or by short-term electrocardiography (ECG) records that restricts the comparison of results. An advantageous method of HR assessment is the ambulatory 24-hour ECG recording. It produces a vastrange of valuable information that can be used for clinical, prognostic and research purposes. The present study aims to compare the Russian and US elderly populations with regard to the prevalence and distribution of conventional risk factors, heart rate, heart rate variability, and disturbances of Sinus rhythm.| METHODE: The present study aims to compare the Russian and US elderly populations with regard to the prevalence and distribution of conventional risk factors, heart rate, heart rate variability, and disturbances of sinus rhythm. VERÖFFENTLICHUNGEN: Shkolnikova, M.A.; Shubik, Y.V.; Shalnova, S.A.; Shkolnikov, V.M.; Vaupel, J.W.: Cardiac arrhythmias in elderly patients and their correlation with health indices and mortality. in: Vestnik Aritmologii (Annals of Arrhytmology), 2007, Iss. 49, 2007, pp. 5-13.+++Shkolnikova, M.A.; Shalnova, S.A.; Shkolnikov, V.M.; Vaupel, J.W.: Perceived stress, health, cognitive ability and their associations with heart rate variability and other physiological characteristics: evidence from the Moscow study on biological mechanisms of stress-related hazard. in: Meijer, J.; Oostdam, R. (Eds.): Book of abstracts: 25th Stress and Anxiety Research Society Conference, Univ. of Amsterdam, Amsterdam, 8th-10th July 2004. Amsterdam: SCO-Kohnstamm Instituut, 2004, pp. 215-215. ART: BEGINN: 2005-03 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock)

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[150-L] Alexandrova, Nadejda: Bulgaria's accession to the European Union and the impact on gender equality policies: harmonies and discords, in: Verena Kaselitz (Hrsg.) ; Petra Ziegler (Hrsg.): Gleichstellung in der erweiterten Europäischen Union, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 87-94 INHALT: Vor dem Hintergrund der historischen Entwicklung Bulgariens und der mit ihr verbundenen Deutungen der Beziehungen zwischen den Geschlechtern setzt sich die Verfasserin mit den Konsequenzen der emanzipatorischen Politik im Sozialismus auseinander. Sie führt darauf das sog. Paradox des 'Antifeminismus' in Osteuropa zurück. Anschließend präsentiert sie die relevanten Veränderungen in der Gesetzgebung, die vor der Integration des Landes in die EU gebilligt worden sind, sowie die Relevanz der Geschlechterproblematik im Rahmen der politischen Diskussionen. Die daraus resultierenden - harmonisierenden und konfliktfördernden - Entwicklungen stellen einen Schwerpunkt der Studie dar. Dabei werden Formen der Diskriminierung sowohl in den Medien als auch auf dem Arbeitsmarkt thematisiert. Abschließend werden offene Probleme auf dem Gebiet der Gesetzgebung zur Diskussion gestellt. (ICF2)

[151-L] Antic Gaber, Milica: Slow progress of women's representation in politics on the 'sunny side of the Alps', in: Verena Kaselitz (Hrsg.) ; Petra Ziegler (Hrsg.): Gleichstellung in der erweiterten Europäischen Union, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 97-109 INHALT: Die Verfasserin analysiert die Dimensionen der Präsenz von Frauen in der Politik und die Hindernisse für ihren Aufstieg auf diesem Gebiet. Vor diesem Hintergrund wird das Rollenverständnis von Frauen in der Politik thematisiert. In diesem Kontext werden die politische Kultur des Landes, sein Parteien- und Wahlsystem untersucht. Auf der Grundlage von Forschungsergebnissen über das slowenische Parlament werden die Positionen der Frauen in seinen Gremien, ihre Schwerpunktsetzungen und Handlungsorientierungen sowie die Wertung ihrer Aktivitäten von Seiten der Männer im Parlament präsentiert. Es wird argumentiert, dass die Frauen ihre Arbeit im Parlament erfolgreich erledigen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sie sowohl in ihren Parteien als auch im Parlament eine Minderheit darstellen. Ihre geschlechtsspezifische Sensibilität lässt sich an ihrer Sprache, Schwerpunktsetzungen sowie an ihrem Selbstverständnis ablesen. (ICF2)

[152-F] Atanassov, Atanas, Ph.D.; Kaltchev, Jordan; Toneva, Zdravka, Dr.; Toderova, Sacha, Dr.; Kotzeva, Tatiana, Ph.D.; Avdeev, Alexander A., Dr.; Philipov, Dimiter, Dr.; Shkolnikov, Vladimir (Bearbeitung); Bühler, Christoph, Dr. (Leitung): The impact of social capital and coping strategies on reproductive and marital behaviour in Bulgaria INHALT: The project is a representative panel survey on the demographic behavior of Bulgarian men and women and its determinants. It draws special emphasis on the processes of leaving

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the parental home, family formation, and fertility as well as on coping strategies and personal networks.| ZEITRAUM: 1995-1997-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bulgaria METHODE: Under certain social conditions social capital and coping strategies could influence demographic behaviours. Untersuchungsdesign: Panel; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, face to face (Stichprobe: 10.009; main survey, couples; Auswahlverfahren: random selection). Sekundäranalyse von Individualdaten (Stichprobe: 550; 2 pilot surveys, couples; Auswahlverfahren: random selection). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Philipov, D.; Speder, Z.; Billari, F.C.: Soon, later, or ever? The impact of anomie and social capital an fertility intentions in Bulgaria (2002) and Hungary (2001). in: Population Studies, 2006, 60, pp. 289-308. ART: BEGINN: 2001-01 AUFTRAGGEBER: Labor. of Contemporary European Fertility and Family Dynamics FINANZIERER: Institution; Auftraggeber INSTITUTION: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock) KONTAKT: Bühler, Christoph (Dr. Tel. 0381-2081-174, e-mail: [email protected])

[153-L] Bake, Julika; Runkel, Simon; Scheid, Rob: Socio-economic aspects of peacebuilding: corruption, informal labor and brain drain in Bosnia and Herzegovina, (CCS Working Papers, No. 8), Marburg 2008, 31 S. (Graue Literatur; www.uni-marburg.de/konfliktforschung/publikationen/ccswp/wp8) INHALT: "More than a decade after the Dayton Peace Accords, the question remains whether peace in Bosnia and Herzegovina (BiH) will sustain. Assuming that the economic prosperity plays a crucial role for a successful peacebuilding process, this working paper addresses the potential and the risks of economic development, focusing on three particular aspects: corruption, informal labor and the brain drain phenomenon. Rob Scheid shows that corruption is an endemic problem concerning governance, civil society, and the economy in BiH. He outlines examples of the various forms corruption takes and discusses steps taken to combat this issue, arguing that corruption's detraction from economic development prolongs the peacebuilding process. Julika Bake deals with the phenomenon of illicit labor, which is seen as one of the major obstacles to economic prosperity in BiH. She argues that besides macroeconomic recovery and labor policy, the links between local political elites and informal employers have to be taken into account to successfully create formal employment. Simon Runkel addresses the difficult labor situation of young people and the resulting emigration, particularly of the well educated. In his opinion, reforms in the fields of education as well as private investment are necessary to facilitate the return of emigrants and to benefit from the positive long-term effect of the so-called brain drain phenomenon. All three sections of this working paper hold that the peacebuilding process would benefit to a great extent from the strengthening of formal economic relations, the weakening of links between the economic and political spheres, especially on a local level, as well as from the creation of job opportunities. Although economic prosperity and sustainable development often seem beneficial they do not appear to be a primary concern in peacebuilding. This paper shows that economic aspects are crucial to the question of whether peace will stay and last in Bosnia and Herzegovina." (author's abstract)|

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[154-L] Barova, Vihra: A Bulgarian example of exchange and reciprocity in the family, (Max Planck Institute for Social Anthropology Working Papers, No. 102), Halle 2008, 14 S. (Graue Literatur; www.eth.mpg.de/pubs/wps/pdf/mpi-eth-working-paper-0102.pdf) INHALT: "The focus of this research is strongly connected to the intense periods of urbanisation, following the Second World War and the collapse of socialism in 1989, which did not appear to cause a break up of relations between urban and rural residents of the same kin. Although migrations between towns and villages created a physical separation, relatives have remained bound to each other through varying levels of commitment. The central research topic focuses on family networks that operate between countryside and city and the kinds of social and economic strategies that are employed. The research work looks at family networks and their differing degrees of personal embeddedness with respect to kinship and descent. I will focus on two levels of kinship, with regard to different groups of relatives and their unique needs. These groups differ in the sense of being actual or normative kin. The question is: what do family members exchange (in the sense of economic, social, and cultural capital) in times of transition and insecurity in order to maintain their social status? These individual and group strategies may provide an explanation for the peculiarities of the structure of Bulgarian society." (author's abstract)|

[155-L] Bolldorf, Heiko: Umstrukturierung der öffentlichen Infrastruktur in Slowenien: Sozialbau im Konsenz, in: Hans-Jürgen Bieling (Hrsg.) ; Christina Deckwirth (Hrsg.) ; Stefan Schmalz (Hrsg.): Liberalisierung und Privatisierung in Europa : die Reorganisation der öffentlichen Infrastruktur in der Europäischen Union: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2008, S. 306-331, ISBN: 978-3-89691-746-1 INHALT: Slowenien unterliegt einem starken Druck der EU, die öffentliche Infrastruktur marktund wettbewerbsorientiert zu reorganisieren. Eine Privatisierung konnte zwar nicht vorgeschrieben werden, wurde aber beständig empfohlen und als Bestandteil der Liberalisierung betrachtet. Im Falle Sloweniens weist die "Strategie für die ökonomische Entwicklung" von 2001 darauf hin, dass die entstehende nationale kapitalistische Klasse durchaus ein Interesse an der Privatisierung der öffentlichen Infrastruktur hat. Allgemein wird die Privatisierung als Mittel gesehen, durch Auslandsinvestitionen die Modernisierung der Infrastrukturunternehmen voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken. Daher stehen die Forderungen aus der EU und die "nationalen Interessen" Sloweniens nicht in einem grundsätzlichen Widerspruch. Es kam vielmehr zu einem Bündnis zwischen nationalem Kapital und der EU-Technokratie. Allerdings setzte sich dieser Machtblock nicht unangefochten durch. Dies verdeutlichen zwei Momente des Reorganisationsprozesses: Zum einen verläuft die Liberalisierung sehr langsam und wurde wiederholt verzögert. Zum anderen mündet der Privatisierungsprozess oft in gemischte Eigentumsformen, bei denen der Staat Aktienanteile behält, die ihm eine gewisse Mitsprache sichern. Für den widersprüchlichen Verlauf des Reorganisationsprozesses sind, so der Verfasser, vor allem folgende Gründe ausschlaggebend: Erstens erlaubt das relativ geringe Staatsdefizit die Herauszögerung von Privatisierungen bis zur Erzielung eines akzeptablen Preises. Zweitens wird vor der Privatisierung eine finanzielle Sanierung angestrebt (Post und Bahn). Drittens soll der staatliche Einfluss auf Sektoren behalten werden, die als wichtig für die eigene Konkurrenzfähigkeit gelten. Viertens schließlich zeichnet sich das slowenische Kapitalismusmodell durch eine ausgeprägte Konsensorientie-

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rung aus. Auch dieses Modell der vorsichtigen Reorganisation scheint sich, so die These, in jüngster Zeit aufzulösen. Die Anteile, die der Staat an Sektoren wie der Telekom nach den neuesten Privatisierungsplänen behalten soll, sind nicht allzu hoch, so dass in absehbarer Zeit die Formen einer unmittelbaren Kontrolle erodieren. Außerdem zeigen Personalabbau und Preiserhöhungen, dass die Anfang der 1990er Jahre durchgesetzte soziale Regulierung aufgeweicht wurde. Ob dies zu einem Bruch mit dem korporatistischen Modell und schärferen sozialen Konflikten führen wird, ist bislang jedoch unklar. (ICF2)

[156-L] Brunnbauer, Ulf; Voss, Christian (Hrsg.): Inklusion und Exklusion auf dem Westbalkan: 45. Internationale Hochschulwoche der Südosteuropa-Gesellschaft in Tutzing ; 9.-13.10.2006, (Südosteuropa-Jahrbuch, Bd. 33), München: Sagner 2008, 277 S., ISBN: 978-3-86688-021-4 INHALT: "Die Gesellschaften in Südosteuropa sind durch starke Exklusionsprozesse geprägt. Geschichts-, Sprach- und Literaturwissenschaft, Ethnologie, Soziologie sowie die Kulturwissenschaften können aufgrund ihrer spezifischen Fragestellungen und Methoden zentrale Einblicke in die Mechanismen von gesellschaftlicher Inklusion bzw. Exklusion geben; dabei kommen insbesondere die eng miteinander verflochtenen Fragen des Umgangs mit ethnischen Minderheiten, der Konstruktion von Identitäten, der kollektiven Geschichtsbilder, der politischen Kultur und der Gewalteskalation in Betracht. Wird eine solche Perspektive angewandt, zeigt sich noch dringender die Notwendigkeit einer raschen Integration des Westbalkans in die EU: Diese Region war als Ganze in ihrer jüngsten Geschichte immer wieder von Ausschließung bedroht und ist auch heute noch politisch und ökonomisch marginal, was sich innergesellschaftlich in einem hohen Grad an Ungleichheit und harten Verteilungskämpfen ausdrückt. So wird Minderheiten häufig die gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Verteilungsprozess verwehrt, aber auch viele Angehörige der dominanten Nation sehen sich exkludiert. Muslime hatten und haben darunter in den letzten 100 Jahren besonders zu leiden. Wie dieses Jahrbuch zeigt, kann angesichts der heterogenen ethnischen und konfessionellen Struktur der Region nur ein dezidiert staatsbürgerliches Nationsverständnis, gekoppelt mit einer starken Zivilgesellschaft und einem funktionierenden Staat zu dem Ausmaß an gesellschaftlicher Integration führen, das für die friedliche und demokratische Entwicklung des westlichen Balkans notwendig ist." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ulf Brunnbauer, Christian Voss: Inklusion und Exklusion auf dem Westbalkan: Einführende Bemerkungen zu den geisteswissenschaftlichen Perspektiven (7-24); Wim van Meurs: Europäische Integration als Allheilmittel (25-40); Gustav Auernheimer: Griechenland und der Weg zur Zivilgesellschaft (41-51); Nathalie Clayer: Islam und Zivilgesellschaft auf dem Westbalkan (53-64); Hannes Grandits: Misstrauen statt Eigenverantwortung? Alltagshintergründe politischer Blockaden in Bosnien am Beispiel der Stadt Trebinje (65-81); Enver Hoxhaj: Nation und Staat: Exklusion und Inklusion im Kosovo (83-106); Robert Pichler: Die Bildung der Nation. Geschichtswissenschaft und Bildungspolitik in der Republik Makedonien (1991-2007) (107129); Sabina Ferhadbegovic: Vom Nachteil der Historiographie für das Leben in BosnienHerzegowina (131-140); Ruth Seifert: Erinnerung und Identität im Nachkriegs-Kosovo/a (141-160); Christian Voss: Gruppenkohäsion in Südosteuropa jenseits von Sprachgrenzen (161-185); Tanja Petrovic: Sprachidentitäten im ehemaligen serbokroatischen Sprachraum (187-199); Eben Friedman: Roma auf dem Westbalkan (201-216); Armanda Hysa: Alte und neue urbane Bevölkerungen am Beispiel Tiranas (217-229); Lidija Stojanovik-Lafazanovska: Fremdseinserfahrungen und soziale Netzwerke am Beispiel makedonischer Migranten (231-

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242); Stephan Lipsius: Die albanische Minderheit in Montenegro (243-261); Dane Taleski: Minderheiten und Mehrheiten in Makedonien: Sichtweisen und Auffassungen der Bevölkerung (263-280).

[157-L] Dicke, Klaus: Westeuropäische Leitbilder der Moderne, in: Gabriella Schubert (Hrsg.): Serbien in Europa : Leitbilder in der Moderne in der Diskussion, Wiesbaden: Harrassowitz, 2008, S. 7-15 INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach den Quellen und der Substanz spezifisch-serbischer Werte-Kodizes und Leitbilder im Vergleich zu westeuropäischen Paradigmen der Moderne. Dabei steht die theoretische Frage im Vordergrund, worin die Normativität und der Universalitätsanspruch der westeuropäischen Leitbilder der Moderne begründet liegt, und warum es diese Leitbilder sind, welche am Beginn des 21. Jahrhunderts einen geeigneten Ausgangspunkt für das seit 1990 wieder mögliche Gespräch zwischen West und Osteuropa gebildet haben. Zunächst wird auf jene politisch-normativen Wertvorstellungen eingegangen, die die politische Geschichte Europas von der attischen Demokratie über die Tradition der Republik, den abendländischen Gedanken des Naturrechts bis in die Neuzeit bzw. bis zum menschenrechtlich legitimierten und demokratischen Verfassungsstaat begleiteten, wie er im KSZE-Abkommen von Helsinki im Jahre 1975 definiert wurde. Haupt-Orientierungspunkte in Europa als einen Versuch politischer Freiheit sind: 1) die Modernität, 2) die Westlichkeit und 3) Europa als politisches Projekt der Moderne. Abschließend geht es um das Problem der Universalität europäischer Leitbilder der Moderne. Dabei wird betont, dass die Autonomie des Subjekts, wie sie unter anderem auch von Max Weber gefordert wurde, unverzichtbar ist für die Moderne, die nicht als Endzustand, sondern als Entwicklungsprozess aufzufassen ist. (ICH)

[158-L] Franovic, Ivana: Dealing with the past in the context of ethnonationalism: the case of Bosnia-Herzegovina, Croatia and Serbia, (Berghof Arbeitspapiere, Nr. 29), Berlin 2008, 57 S., ISBN: 978-3-92778392-8 (Graue Literatur; www.berghof-center.org/uploads/download/boc29e.pdf) INHALT: Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Problemen und Möglichkeiten der Friedensbildung in Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Zunächst erfolgt ein kurzer Überblick über die Kriegsjahre und deren Konsequenzen für die Menschen. Im zweiten Kapitel geht die Autorin auf die Rolle des Ethnonationalismus in diesem Kontext ein. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Versöhnungs- und Friedensbildungsprozess und stellt unterschiedliche Konzepte in diesem Zusammenhang vor. Im vierten Kapitel wird ein Überblick über die unterschiedlichen rechtlichen Mechanismen in den Regionen Ex-Jugoslawiens gegeben und der Frage nachgegangen, was unternommen werden muss, um einen dauerhaften Frieden zu gewährleisten. Abschließend werden gesellschaftlichen Akteure vorgestellt, die an dem Friedensbildungsprozess beteiligt sind bzw. sein sollten. (ICD)

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[159-L] Franqué, Frederike von: Medienhilfen als Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik: Ziele, Motive und Implementierungswege internationaler Akteure in Bosnien-Herzegowina und Kosovo, Berlin: Wiss. Verl. Berlin 2008, 363 S., ISBN: 978-3-86573-369-6 INHALT: Die vorliegende Arbeit ist in einen theoretischen und empirischen Teil gegliedert. Im ersten Kapitel des Theorieteils wird die Medienhilfe definiert und mit ihren Anwendungsgebieten spezifiziert. Im zweiten Kapitel werden die möglichen Motive und Konzepte, die dem Einsatz von Medienhilfe zugrunde liegen, theoretisch hergeleitet. Im dritten Kapitel werden diese anhand von Begründungsmustern aus der Praxis überprüft und ausdifferenziert. Im vierten Kapitel wird gezeigt, welche wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen in den Strategien der Medienhilfe-Akteure berücksichtigt werden müssten, um die Erfolgswahrscheinlichkeit ihrer Ziele zu erhöhen. Im empirischen Teil der Arbeit befasst sich das erste Kapitel mit den Regionen in Bosnien-Herzegowina und Kosovo, ihren spezifischen Rahmenbedingungen aus postsozialistischem Erbe, der gesellschaftlichen Fragmentierung und der durch die Kriegshandlungen zerstörten Infrastruktur. Im zweiten Kapitel geht es um das Spektrum der externen Akteure und ihre Ressourcen, Zielen, Interessen und Mandate. Das dritte Kapitel des Empirieteils stellt unterschiedliche Ansätze und den Verlauf der Medienhilfe dar. Aus den im vierten Kapitel thematisierten Konflikten bei der Implementierung der Medienhilfe wird deutlich, das es unter den Akteuren in Bosnien-Herzegowina und Kosovo unterschiedliche Konzepte und Medienperzeptionen gibt, die den Fortschritt der Implementierung beeinflussen. Der Empirieteil schließt mit einer Bestandsaufnahme zur Situation der Medien im Jahr 2006 und einer kurzen Bewertung der Veränderungen seit Kriegsende. Abschließend wird ein Fazit zur Medienhilfe als Instrument der Außenpolitik gezogen. (ICI2)

[160-L] Georgiev, Plamen K.: Corruptive patterns of patronage in South East Europe, (VS research), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 142 s., ISBN: 978-3-531-16039-9 INHALT: "The transformation of Eastern Europe has challenged the characteristics of patron-client relations both in their context and meaning. The former patrimonial frameworks and patterns have worn out while global power and increasing disparities overwhelm traditional systems of patronage. Plamen K. Georgiev discusses the controversial issues of endemic corruption, state capture, institutional fraud, and networks of organized crime in South East Europe and in a wider global context. He traces back types of patronage and patron-client relations through the ages up to modernity. The author critically comments on shifts of loyalties, friendship, nepotism as well as on deficits of constitutional and public procurement in the context of 'quasidemocracies' on the Balkans. His analysis is based on empirical findings and sociological observations made during the past seven years. Finally, the author presents valuable methodological suggestions for innovative interdisciplinary research in this field." (author's abstract)|

[161-F] Gromes, Thorsten, Dr. (Bearbeitung): Ohne Staat und Nation ist keine Demokratie zu machen. Die Demokratisierung von Nachbürgerkriegsgesellschaften

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INHALT: Nach 1989 gaben fast alle Abkommen zur Beendigung von Bürgerkriegen den Aufbau einer Demokratie vor. Das galt auch für Kriege zwischen ethnisch definierten Konfliktparteien. Hier treten Probleme, die seit jeher die Demokratisierung kennzeichnen, besonders zugespitzt auf. Der Theorie zufolge setzt der Aufbau einer Demokratie einen akzeptierten Staat voraus und verlangt von den Bürgern, sowohl die eigene als auch die andere Konfliktpartei als Teil des Staatsvolks, des Demos zu sehen. In ethnisch gespaltenen Nachbürgerkriegsgesellschaften streiten die Konfliktparteien über den Staat und die Definition des Staatsvolks. Die Demokratisierung steht daher vor einer doppelten Aufgabe: Zum einen gilt es, demokratische Staatsinstitutionen aufzubauen (state-building), zum anderen muss jenes Minimum eines gemeinsamen Zugehörigkeitsgefühls erzeugt werden, ohne das eine Demokratie nicht existieren kann (nation-building). Bei der Demokratisierung von ethnisch gespaltenen Nachbürgerkriegsgesellschaften setzt das state-building Fortschritte beim nation-building voraus und umgekehrt. GEOGRAPHISCHER RAUM: u.a. Bosnien und Herzegowina und Kosovo METHODE: Das Projekt untersucht, wie sich beides zugleich bewältigen lässt. Das Vorhaben kombiniert Prozessanalysen in Längsschnittstudien unter anderem zu Bosnien und Herzegowina und zum Kosovo mit einem fallübergreifenden Vergleich und verspricht theoretische und praxisrelevante Erkenntnisse über die Bedingungen gelingender Demokratisierung. ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung -HSFK- (Baseler Straße 27-31, 60329 Frankfurt am Main) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 069-95910437, e-mail: [email protected])

[162-L] Heuss, Herbert; Heidelberg, Sofia: Civil Society, Desegregation, Antiziganismus: Roma in Bulgarien, in: Herbert Uerlings (Hrsg.) ; Iulia-Karin Patrut (Hrsg.): 'Zigeuner' und Nation : Repräsentation - Inklusion - Exklusion, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 469-481 INHALT: Der Beitrag beschreibt zunächst Entwicklungen in Bulgarien, um einige Unterschiede zur Situation von Roma in Mitteleuropa deutlich zu machen. Er geht dann auf die aktuelle Diskussion von Segregation und Desegregation in der schulischen Bildung der Roma in Bulgarien ein. Dabei werden am Beispiel von Desegregationsprogrammen, wie sie seit einigen Jahren in Bulgarien durchgeführt werden, zwei Leitfragen untersucht: (1) Sind Bilder vom Zigeuner, wie sie sich in Westeuropa herausgebildet haben, aktuell von Westeuropa nach Südeuropa transportiert worden? (2) Haben Bilder vom Zigeuner in aktuellen Desegregationsprojekten Auswirkungen, und wenn ja: welche Alternativen oder komplementäre Aktivitäten zu diesen Projekten sind vorstellbar? Dabei gilt, dass die Funktionen von Antiziganismus jeweils neu zu bestimmen sind, weil sonst ein überall gültiges Bild vom Zigeuner reproduziert wird, das selbst wiederum die Perpetuierung des Vorurteils beschreibt. Es scheint, also ob Begründungen für Desintegrationsprogramme explizit oder implizit Bilder vom Zigeuner transportieren, die Roma als Objekte pädagogischen Zugriffs definieren, nur dass sie diesmal von RomaEliten und ihren Organisationen formuliert und die Programme von nationalen und internationalen Geldgebern finanziert werden. (ICB2)

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[163-L] Hofer, Stephan: Die Europäische Union als Regelexporteur: die Europäisierung der Energiepolitik in Bulgarien, Serbien und der Ukraine, (Internationale Beziehungen, 9), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 206 S., ISBN: 978-3-8329-3499-6 INHALT: Inwieweit gelingt es der Europäischen Union ihre eigenen Regeln erfolgreich in Drittstaaten zu exportieren? Insbesondere im sensiblen Energiesektor verspricht sich die EU von einer Externalisierung ihres eigenen energiepolitischen Regelkanons größere Sicherheit für die eigene Energieversorgung und einen Wandel der Energiepolitik ihrer Nachbarn von geostrategischen hin zu liberal-marktwirtschaftlichen Prinzipien. Anhand dreier Länderfallstudien - Bulgarien, Serbien und die Ukraine - wird untersucht, welche externen und innenpolitischen Umstände eine Anpassung an den energiepolitischen Acquis communautaire der EU durch Drittstaaten beeinflussen. Dabei geht der Autor davon aus, dass der Wille der nationalen Regierungen zu einer Angleichung an EU-Standards allein nicht ausreicht und hierzu vielmehr auch ein erkennbarer ökonomischer Reformbedarf sowie eine aktive Einflussnahme der EU erforderlich sind. Insbesondere die notwendigerweise differenzierende Anreizstruktur der EU wirkt sich hierbei entscheidend aus: Während Bulgarien und Serbien durch die mittelbzw. langfristige Beitrittsoption zur EU zu einer relativ zügigen Übernahme der energiepolitischen Regelungen bewogen werden konnten, fehlte es im Fall der Ukraine an einem geeigneten Druckmittel, um auf die dortige 'partielle Reformsituation' (173) Einfluss zu nehmen. Im Ergebnis nennt Hofer zwar die wichtigsten Erfolgsfaktoren für den von der EU angestrebten Regeltransfer, scheitert aber an deren Gewichtung sowie an der Entwicklung eines aus externen und innenpolitischen Faktoren zusammengesetzten integrativen Erklärungsansatzes. Auch die für die EU-Außenpolitik mittelfristig interessanteste Frage wird erst am Ende des Bandes aufgeworfen: Wie Erfolg versprechend ist eine Politik des Regeltransfers im Falle von Drittstaaten ohne realistische EU-Beitrittsperspektive? (ZPol, NOMOS)

[164-L] Hoff, Benjamin-Immanuel: Serbiens Suche nach Stabilität, in: WeltTrends : Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 16/2008, Nr. 63, S. 11-16 (Standort: UuStB Köln (38)-LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Nach nur zehn Monaten im Amt scheiterte im Frühjahr des Jahres die nach langwierigen Verhandlungen gebildete Belgrader Regierungskoalition an ihren inneren Widersprüchen, die nicht zuletzt die weitere Orientierung Serbiens betrafen. Die Parlamentswahlam 11. Mai 2008 war der zweite Urnengang nach der Unabhängigkeitserklärung Montenegros sowie die erste in Wahlen ausgedrückte Selbstvergewisserung des politischen Systems nach der Loslösung des Kosovo. Das Ergebnis der Wahl und die überraschende Bildung einer Regierung aus der Demokratischen Partei von Präsident Tadic und den früheren Milosevic-Sozialisten unter Dacic zeigt die Veränderungen im serbischen Parteiensystem. Ob sich dadurch ein Window of Opportunity öffnet, das für frischen Wind in Belgrad sorgt, ist bislang nicht absehbar." (Autorenreferat)

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[165-L] Humer, Ziva: Equality between women and men in Slovenia: the inclusion of men in gender equality policy, in: Verena Kaselitz (Hrsg.) ; Petra Ziegler (Hrsg.): Gleichstellung in der erweiterten Europäischen Union, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 73-86 INHALT: Die Verfasserin analysiert die relevanten politischen und sozialen Rahmenbedingungen für die Gleichstellung der Geschlechter in Slowenien, die sowohl in der Zeit der Systemtransformation als auch seit der Integration des Landes in die EU etabliert worden sind. Drei Bereiche, nämlich der Arbeitsmarkt, die politische Partizipation und die Privatsphäre werden aus der Perspektive der Geschlechtergleichheit untersucht. Vor diesem Hintergrund werden die politischen Mechanismen sowie die medialen Kampagnen unter die Lupe genommen, die die Männer zu einer Auseinandersetzung mit der Vaterschaftsrolle herausfordern, um eine neue Rollendefinition zu fördern. Empirische Grundlage der Studie sind Forschungsergebnisse einer empirischen Studie zum Thema Vaterschaft und Männlichkeit in Slowenien, die der Arbeitsteilung in der Familie und der Rolle des Berufslebens gewidmet gewesen ist. (ICF2)

[166-L] Ivanova, Evgeniya I.; Krustev, Velcho: On the long road ... life with the others: (history, ethnosocial structure, life-style and culture of gypsy groups), (Lincom Cultural Studies), München: Lincom 2008, 171 S., ISBN: 978-389586-113-0 (Standort: UB Köln(38)-35A9481) INHALT: Die Monographie präsentiert eine authentische Sicht auf die Geschichte, den Lebensstil, die ethnosoziale und ethnokulturelle Struktur bestimmter Roma-Gruppen. Diese RomaGruppen haben ihren Wohnsitz in einer bestimmten geographischen Region Bulgariens. Das sind große Gebiete des Oberen Thrakiens und des Tals des Maritza-Flusses. Die Autoren untersuchen ihren Alltag, ihre sozioökonomische Verhältnisse sowie ihre geistige und materielle Kultur vor dem Hintergrund der historischen Geographie der Region seit dem 16. Jahrhundert. Die Studie basiert auf der Analyse von unveröffentlichten Dokumenten, Erzählungen, Fotomaterialien, Publikationen aus der Presse sowie von archäologischen und ethnographischen Forschungsergebnissen. Durch die Darstellung der charakteristischen Merkmale ihrer Traditionen und Sitten im Laufe der Zeit schildern die Verfasser die Veränderungen des Lebensstiles der gewählten Roma-Gruppen. Sie betrachten ihre Studie als einen Beitrag zur Förderung des Zusammenlebens zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen im Lande, da die gegenseitige Akzeptanz ein gegenseitiges Kennenlernen voraussetzt. (ICF2)

[167-L] Jalusic, Vlasta; Kuhar, Roman; Frank, Ana: Gender (In)equality in Slovenia, in: Susanne Baer (Hrsg.) ; Miriam Hoheisel (Hrsg.): Between success and disappointment : gender equality policies in an enlarged Europe, Bielefeld: Kleine, 2008, S. 234-253 INHALT: Die Autorinnen beleuchten die Situation der Frauen in Slowenien und zeichnen einige Entwicklungslinien in der Gleichstellungspolitik seit dem Ende des sozialistischen Regimes nach, z. B. gleichberechtigter Zugang zur Bildung, Vollzeitbeschäftigung für Frauen, Arbeitsplatzsicherheit, Reproduktionsrechte und Unterstützungen bei der Kinderbetreuung. Sie zeigen ferner, inwieweit die Aktivitäten von nicht-staatlichen Organisationen (NGOs) und engagierten Frauenrechtlerinnen dazu beigetragen haben, sozialistische Errungenschaften im Be-

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reich der Gleichstellung in die Transformationsperiode hinüber zu retten. Weitere Themenschwerpunkte ihres Beitrags sind die gegenwärtige sozioökonomische Situation von Frauen und Männern, die Geschlechterungleichheit bei der politischen Partizipation, das Ausmaß der häuslichen Gewalt, die Institutionalisierung des Konzepts Gender Mainstreaming sowie der Einfluss der Europäischen Union bei der Gleichstellungspolitik in Slowenien. (ICI)

[168-F] Karamanic, Slobodan, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Suber, Daniel, Dr. (Leitung): "Kultur der Wunde". Zur visuellen Veralltäglichung des kulturellen Traumas in Serbien INHALT: Das Projekt beschäftigt sich mit der Entwicklung der serbischen visuellen Kultur von der Mitte der 1980er Jahre bis in die Gegenwart. Es orientiert sich dabei an drei leitenden Fragestellungen: 1. ob und in welchem Ausmaß die visuelle Wahrnehmung der serbischen Bevölkerung durch die Nationalisierungspolitik der 80er Jahre beeinflusst wurde; 2. inwiefern visuell-symbolische Repräsentationen selbst als politik- und bewusstseinsprägende Medien aufgefasst werden müssen, deren Eigenlogik gegenüber schriftlichen Medien zu analysieren wäre; 3. wie sich eine spezifische visuelle Wahrnehmungsweise in der serbischen Alltagskultur widerspiegelt. Diesen Fragen soll anhand von Graffitis als empirischen Forschungsgegenstand nachgegangen werden. Graffitis werden selbst in den Cultural und Visual Studies als signifikante Bedeutungsgeneratoren und konkrete Ausformung eines spezifischen visuellen Regimes vernachlässigt. Insbesondere wird deren sozio-politische Relevanz für den Kulturraum des Balkans unterschätzt. Die Analyse soll Aufschlüsse über die mikro-politische Wirkung dieser alltäglichen Repräsentationsstrategien liefern. Der These einer vermeintlichen Verführung der serbischen Bevölkerungsmehrheit durch eine kleine politische Gruppe als Erklärung des Kriegsausbruchs kann somit eine kulturwissenschaftlich fundierte Analyse gegenüber gestellt werden, die die Komplexität politischer Vermittlungsprozesse zu fassen vermag. Eine der angenommenen Hypothesen des Projekts leitet sich aus einer Analyse serbischer Kriegsfilme seit 1991 (uber, im Erscheinen) ab, in denen sich der Eindruck einer kriegstraumatisierten Alltagskultur widerspiegelt. Einige Interpreten haben diesbezüglich sogar von einer "Kultur der Wunde" (Krstic 2000) sprechen wollen. Die Wundenkultur der 1990er Jahre, so eine weitere Ausgangsthese, erneuert semiologisch das Kosovo-Narrativ, welches im Zuge der "serbischen Kulturrevolution" (Garde) zwischen 1986 und 1989 revitalisiert wurde und eine traumatologische Struktur aufweist (uber 2004). In diesem Sinne darf die Visualkultur der 1990er Jahre nicht als bloße Kriegsfolge betrachtet, sondern muss vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse seit 1980 gesehen werden. An diese Beobachtung knüpft sich schließlich die für eine politische Ikonografie zentrale Frage, inwiefern Deutungsmuster grundsätzlich auf visuell-performative Übersetzungen angewiesen sind, sowie die inhaltlich-konkrete Frage, ob der serbischen Öffentlichkeit bereits vor dem aktuellen Kriegsausbruch ein "kulturelles Trauma" (Alexander et al. 2004) zugeschrieben werden muss, welches den Krieg möglicherweise sogar erst ermöglicht hat. Dass es sich bei Graffitis um signifikante Quellen zur Ermittlung von Übersetzungsprozessen kollektiver Repräsentationen auf die Alltagsebene handelt, ist die zentrale theoretische Annahme des Forschungsprojektes. GEOGRAPHISCHER RAUM: Serbien ART: BEGINN: 2007-09 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Makrosoziologie (Postfach 5560, 78464 Konstanz);

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Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration" (Fach D 173, 78457 Konstanz) KONTAKT: Leiter (Tel. 07531-88-4485, Fax: 07531-88-4497, e-mail: [email protected])

[169-L] Klotz, Sabine: Der Beitrag des Zivilen Friedensdienstes zur zivilen Konfliktbearbeitung in BosnienHerzegowina und im Kosovo, (Forschung DSF, No. 13), Osnabrück 2008, 61 S. (Graue Literatur; www.bundesstiftung-friedensforschung.de/pdf-docs/berichtklotz.pdf) INHALT: In dem vorliegenden Beitrag werden die Ergebnisse des Forschungsprojekts "Der Beitrag des Zivilen Friedensdienstes zur zivilen Konfliktbearbeitung in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo" zusammengefasst, das vom 1.7.2003 bis 30.6.2005 durchgeführt wurde. Im Rahmen dieses Vorhabens wurden sämtliche Projekte des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) analysiert, die während dieses Zeitraums in den Untersuchungsgebieten bestanden. Der Forschungsbericht erläutert zunächst die leitenden Fragestellungen, gibt einen Überblick über den Stand der Forschung und definiert anschließend die zentralen Begriffe "zivile Konfliktbearbeitung" und "zivile Konfliktintervention". Im Hauptteil gibt der erste Abschnitt einen kurzen Überblick über die bisherige Friedenskonsolidierung in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo sowie über die bisher erzielten Erfolge in diesem Bereich. Es folgt eine Darstellung der Zielsetzungen der Projekte des Zivilen Friedensdienstes sowie der zur Verfügung stehenden Mittel für die Projekte in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo. Danach werden die Möglichkeiten, Grenzen, Ansatzebenen und Defizite der ZFD-Projekte in Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo zusammengefasst und die grundsätzlichen Probleme des Zivilen Friedensdienstes dargestellt. Dies dient als Grundlage für den dritten Teil, in dem Empfehlungen im Hinblick auf die weitere Projektarbeit entwickelt werden. In der abschließenden Zusammenfassung werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Projekte sowie die Möglichkeiten und Grenzen des Instruments Ziviler Friedensdienst aufgezeigt und Überlegungen zu seiner konzeptionellen Weiterentwicklung angestellt. (ICD2)

[170-F] Kostova, Dora; Atanassov, Atanas, Prof.Dr.; Kalchev, Yordan, Prof.Dr.; Maleva, Tatyana, Dr.; Sinyavskaya, Oksana, Dr.; Kozyreva, Polina, Dr.; Hoem, Jan, Prof.; Kosolapov, Mikhail, Dr.; Argkisan, Laurian, Dr.; Sieben, Peer, Dr.; Pandurn, Filofteia, Dr.; Vikat, Andres (Bearbeitung); Shkolnikov, Vladimir, Dr.; Bühler, Christoph, Dr. (Leitung): The generations and gender surveys in Bulgaria, Romania and Russia INHALT: The MPIDR has provided major financial contributions and scientific advice to the first wave of the national Gender and Generations Surveys in Romania and Russia as well as of the first and second wave in Bulgaria. Description: In order to initiate the Gender and Generations Program in Central and Eastern Europe, the MPIDR has provided significant support to the Gender and Generations Survey in Bulgaria, Romania, and Russia. The Data Laboratory is extensively involved in the planning and follow-up of the GGP surveys in Bulgaria, Romania, and Russia. The main aspect is to make sure that the tasks of scientific inputs and outputs of both projects are well defined so that to obtain the best possible outcome from these big surveys within the established timetable and budget. This has to be done in close collaboration with colleagues from the Institute of Sociology in Sofia and the Bulgarian Academy

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of Sciences, United Nations Population Fund Romania and the Romanian National Institute for Statistics as well as the Independent Institute for Social Policy in Moscow. The first waves in Russia and Bulgaria were carried out in 2004/2005, the Romanian survey took place in 2006. Data of the second Bulgarian wave were collected in 2007. Scientists from the datalab maintained these surveys in various ways by discussing the survey design as well as by developing the sampling designs and sampling procedures with the local partners, by supervising the translation of the GGS questionnaires into the local contexs and languages, and by evaluating the representativity and reliability of the collected data. Moreover, substantive effort was undertaken with external collaborators to develop automatic procedures for cleaning and harmonizing the data sets in a way that they can be immediately used for comparative analyses.| GEOGRAPHISCHER RAUM: Bulgaria, Russia, Romania METHODE: Close collaboration with colleagues from the Institute of Sociology (IS) of the Bulgarian Academy of Sciences, the National Statistical Institute (NSI) of Bulgaria and from the Independent Institute for Social Policy (IISP) of Russia. The co-ordination is working via meetings in Rostock, Sofia and Moscow and other extensive exchanges. VERÖFFENTLICHUNGEN: Hoem, Jan M.; Kostova, Dora: Early traces of the second demographic transition in Bulgaria: a joint analysis of marital and non-marital union formation, 1960-2004. in: Population Studies (ISSN 0082-805X), Vol. 62, 2008, Iss. 3, pp. 259-271. ART: BEGINN: 2002-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution; Pension Funds, Russia INSTITUTION: Max-Planck-Institut für demografische Forschung (Konrad-Zuse-Str. 1, 18057 Rostock) KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])

[171-F] Liakova, Marina, Dr. (Leitung): Islamfeindlichkeit versus religiöse Akzeptanz: die Wahrnehmung des Islams und die soziale Teilhabe der Muslime in Bulgarien und Mazedonien INHALT: Das Projekt unterzieht den Zusammenhang zwischen sozialer Teilhabe der Muslime und der Entstehung von Islamfeindlichkeit in den Mehrheitsgesellschaften Bulgariens und Mazedoniens einer vergleichenden Analyse. Ziel der Untersuchung ist die Herausarbeitung des Zusammenhangs der Wahrnehmung des Islam, des Gesellschaft konstruierten Islambilds und der Chancen gesellschaftlicher Partizipation der Muslime in beiden Gesellschaften. ZEITRAUM: 1989-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bulgarien, Mazedonien METHODE: Als theoretischer Rahmen der Studie dient die von Pierrre Boudieu ausgearbeitete These über den Zusammenhang zwischen der objektiven Positionierung des Individuums und der sozialen Gruppe im sozialen Feld einerseits und der subjektiven Wahrnehmung des Einzelnen und der Gruppe seitens der Mehrheitsgesellschaft andererseits. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert; Aktenanalyse, offen; Dokumentenanalyse, offen; Qualitatives Interview; Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2007-03 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: Fritz Thyssen Stiftung FINANZIERER: Auftraggeber INSTITUTION: Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen (Altendorfer Str. 3, 45127 Essen) KONTAKT: Leiterin (Tel. 0201-3198-201, e-mail: [email protected])

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[172-F] Ludwig, Henry (Bearbeitung); Schubert, Gabriella, Prof.Dr. (Betreuung): Albanische Selbstbilder in der Diskussion um die europäische Identität der Albaner zwischen Ismail Kadare und Rexhep Qosja INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, Albanien, Kosovo ART: BEGINN: 2006-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 03641-9-44466, e-mail: [email protected])

[173-F] Moltmann, Berhard, Dr.; Schoch, Bruno, Dr.; Gromes, Thorsten, Dr. (Bearbeitung): Der Beitrag von extern induzierter Demokratisierung zur Friedenskonsolidierung in Nachkriegsgesellschaften INHALT: Das Projekt untersucht anhand von Fallanalysen und einem systematisch angelegten Vergleich der drei prominentesten europäischen Nachkriegsgesellschaften Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Nordirland, wie sich Demokratisierungsprozesse durch unterschiedliche Formen der Intervention und externen Präsenz entwickeln und ob es auf diese Weise gelingt, die zuvor gewaltsam ausgetragenen Konflikte friedlich zu transformieren. Alle Friedensabkommen zur Beendigung von Bürgerkriegen seit 1989 beabsichtigen, durch Demokratisierung das Ziel eines nachhaltigen Friedens zu erreichen (Paris 2001). Die historische Erfahrung lehrt indes, dass Demokratisierung ihrerseits auch Gewaltpotentiale freisetzen kann (Snyder 2000). Deshalb stellt sich die Frage, inwieweit dies durch externe Eingriffe bzw. ein Engagement der "internationalen Staatengemeinschaft" verhindert und damit umgekehrt die friedensstärkende Wirkung von Demokratien entfaltet werden kann. Dabei steht extern gesteuerte Demokratisierung in den untersuchten Fällen vor besonderen Dilemmata, da sie nicht nur Selbstbestimmung durch Fremdbestimmung ersetzt, sondern auch den Gemeinwesen Demokratien verordnet, ohne zuvor deren Grenzen im Einvernehmen zu bestimmen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Nordirland ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe INSTITUTION: Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung -HSFK- (Baseler Straße 27-31, 60329 Frankfurt am Main) KONTAKT: Gromes, Thorsten (Dr. 069-95910437, e-mail: [email protected])

[174-F] Müller, Hans-Peter, Prof.Dr.phil.; Kornbin, Jovan, Prof.; Mladenovski, George, Prof. (Bearbeitung); Kabakchieva, Petya, Prof. (Leitung): Raising quality of education in sociology in a knowledge-based society INHALT: Institutionalization of mechanisms of maintaining high professional standards in sociology in Sofia and Skopje: a) faculty development focused on professional development of junior faculty members (aged up to 40 years) by enabling them to elaborate new courses and introduce new teaching methods; b) modernizing teaching-learning processes; c) introducing and institutionalizing a quality assurance system.| VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Kabakchieva, Petya; Korubin, Jovan; Mladenovski, George; Müller, Hans-Peter: Raising quality of education in sociology in a knowledge-based society. Southeast European Faculty Development Unit Partner-

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ship Program (2005-2008).+++Kabakchieva, Petya; Blagoev, Dimitar: Raising quality of education in sociology in a knowledge-based society. Unit Partnerships final report for the project implementation (01/09/2005-30/07/2008).+++Dies.: Raising quality of education in sociology in a knowledge-based society. Final report for the third project year (01/09/200730/06/2008).+++Kabakchieva, Petya; Grekova, Maya; Blagoev, Dimitar: Raising quality of education in sociology in a knowledge-based society. Final report for the second project year (01/09/2006-30/06/2007).+++Raising quality of education in sociology in a knowledge-based society. Unit Partnerships final report 2005-2006. ART: BEGINN: 2005-09 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Wissenschaftler INSTITUTION: Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Allgemeine Soziologie (Unter den Linden 6, 10099 Berlin) KONTAKT: Institution -Sekretariat- (Tel. 030-2093-4355, e-mail: [email protected])

[175-L] Petkova, Ivanka; Inotai, András: Bulgariens erste Erfahrungen als EU-Mitglied, in: Europäische Rundschau : Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte, Jg. 36/2008, Nr. 4, S. 101-123 (Standort: USB Köln(38)-XE337; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Nach eineinhalb Jahren EU-Mitgliedschaft wäre es noch zu früh, so die Verfasser, eine Bewertung der langfristigen Perspektiven Bulgariens abzugeben. Einige makroökonomische Entwicklungen, die die allererste Phase nach dem Beitritt charakterisierten, geben jedoch einen ziemlich abgesicherten allgemeinen Rahmen für Bulgariens Einstellung und Verhalten hinsichtlich einer Vollmitgliedschaft. Erstens muss den wachsenden Herausforderungen einer hohen (höheren) Inflation und den Vorbereitungen auf den Euro und dessen letztendliche Einführung besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Während es keine realisierbare Strategie gibt, aus dem gegenwärtig rigiden System der fixen Anbindung an den Euro auszubrechen, erfordert die Erfüllung der Maastricht-Kriterien gleichzeitig eine entschiedene Anti-Inflationspolitik. Zweitens gibt das sich rasch ausweitende Leistungsbilanzdefizit Anlass zur Sorge. Mehrere Jahre lang konnte dieses Defizit durch ins Land strömende ausländische Direktinvestitionen abgedeckt werden. Diese Phase scheint nun vorbei zu sein. Es müssen daher neue Einnahmequellen erschlossen werden. Steigende Einnahmen aus dem Tourismus und, noch wichtiger, rasch zunehmende Geldtransfers von im Ausland arbeitenden bulgarischen Bürgern könnten mittelfristig Abhilfe schaffen. Eine solche Vorgehensweise ist allerdings auch nicht ohne Risiko. Drittens wird ein nicht die Wirtschaft betreffender Faktor thematisiert: Ähnlich wie bei anderen Ländern, aber sicherlich in höherem Maße, würde sich ein erfolgreicher Konvergenzprozess Bulgariens nicht nur günstig auf die Position des Landes in der europäischen Integration auswirken, sondern auch zwei weitere positive Effekte haben. Sicherlich würde dies andere Kandidatenländer, manche in unmittelbarer Nachbarschaft Bulgariens, ermutigen, die nötigen Anstrengungen zu unternehmen, um die Beitrittsbedingungen zu erfüllen. Nicht weniger bedeutsam wäre der Einfluss auf politische Entscheidungsträger und die breite öffentliche Meinung in vielen Mitgliedsstaaten, wo gegenwärtig eine wachsende Ablehnung weiterer Beitritte verzeichnet werden kann. (ICF2)

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[176-L] Petritsch, Wolfgang; Solioz, Christophe (Hrsg.): Regional cooperation in South East Europe and beyond: challenges and prospects, (Demokratie, Sicherheit, Frieden, Vol. 189), Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 187 S., ISBN: 978-3-8329-3413-2 INHALT: "'Regional Cooperation in South East Europe and Beyond' illustrates that collaboration through a circle of neighbourhood friends strengthens both the logic of EU membership and its effects. Upgraded and broadened regional cooperation between South East European countries also demonstrates that the region can work together and has a contribution to make to the EU. Regional cooperation not only boosts the region in meeting its common challenges, but builds confidence outside the region in the whole enlargement and cooperation process. This volume assembles stimulating explorations of the regional cooperation in the Balkans; it deepens and broadens our understanding of a complex process characterized by post-war transition, state building and EU integration." (extract). Contents: Janez Potojnik: Foreword (15-16); Wolfgang Petritsch / Christophe Solioz: Beyond Sovereignty: Integration and Connectivity (17-34); Othon Anastasakis: Balkan Regional Cooperation: The Limits of a Regionalism Imposed from Outside (35-44); Milica Delevic: Can the Western Balkans Stand for Geography and a Compromise? (45-70); Vladimir Gligorov: The Balkan Geography of Animosity and Cooperation (71-86); Goran Svilanovic: Renewed Regional Cooperation in South East Europe (87-106); Theodor H. Winkler / Gregor Zore: Regional Security Cooperation in South East Europe (107-128); Martin Dangerfield: The Impact of European Union Membership on Central European Subregional Cooperation (129-146); Wolfgang Petritsch: Russia in the Balkans: Another Bully on the Block? Kosovo and the New Realities in South East Europe (147-158); Christophe Solioz: Thinking About and Beyond South East Europe (159-184).|

[177-L] Petrovic, Ksenija: Die gesellschaftliche Bedeutung der Serbischen Orthodoxen Kirche heute, in: Gabriella Schubert (Hrsg.): Serbien in Europa : Leitbilder in der Moderne in der Diskussion, Wiesbaden: Harrassowitz, 2008, S. 149-155 INHALT: Vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse der vergangenen zwei Jahrzehnte im ehemaligen Jugoslawien und Serbien wird die gesellschaftliche Funktion der serbisch-orthodoxen Kirche (SOK) in der Gegenwart beleuchtet. Es geht um die Frage, warum die serbisch orthodoxe Kirche seit Ende der 1980er Jahre, speziell in den 90er Jahren, in der serbischen Gesellschaft einen politischen und gesellschaftlichen Bedeutungszuwachs erfahren hat, obwohl sie während des Krieges immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war. Dargestellt wird, wie sich die SOK innerhalb der letzten 28 Jahre politisch positioniert hat und welche Auswirkungen dies auf die serbische Gesellschaft hatte. Zu den wichtigsten Einflussfaktoren für den raschen Aufstieg gehören einerseits die radikalen Veränderungen in den drei konzentrischen Kreisen Osteuropa, Jugoslawien und Serbien, die tiefste moralische, politische und wirtschaftliche Krisen auslösten und die Bevölkerung dazu veranlassten, sich auf der Suche nach möglichen Lösungen der Religion und der Kirche zuzuwenden. Andererseits wurde auch die neu erwachte Religiosität unter Beachtung der erwähnten Rahmenbedingungen auf das extreme Anwachsen des Nationalismus in Serbien zurückgeführt. Abschließend geht es, auch unter Berücksichtigung der Abtreibungsthematik in Serbien, um die Frage, wie sich das weitere Verhältnis von Kirche, Staat und Gesellschaft gestalten wird. (ICH)

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[178-L] Philipov, Dimiter; Jasilioniene, Aiva: Union formation and fertility in Bulgaria and Russia: a life table description of recent trends, in: Demographic Research, Vol. 19/2008, Art. 62, S. 2057-2114 (dx.doi.org/10.4054/DemRes.2008.19.62) INHALT: "The paper provides an extensive descriptive analysis and comparison of recent trends in union formation and fertility in Bulgaria and Russia. The analysis is based on data from the Generation and Gender Surveys (GGS) carried out in 2004. The authors generate a large number of single- and multi-decrement life tables describing various life course events: leaving home and separation from the parental family, entry into union, first and second childbirth, divorce. Life tables are constructed for real cohorts as well as for synthetic cohorts. They study four real cohorts, born in 1940-44, 1950-54, 1960-64 and 1970-74. Synthetic-cohort life tables are constructed for three periods of time, referring to the pre-transitional demographic situation (1985-1989), the beginning of the transition (1990-1994) and recent demographic developments (1999-2003). The authors study also Roma and Turkish ethnic groups in Bulgaria. The life tables deliver detailed information that is otherwise unavailable. Their tentative findings indicate that societal transformation had a stronger impact on familyrelated behavior in the Bulgarian population than in the population of Russia. There is evidence that in some aspects Bulgaria is lagging behind other former socialist and Western European countries where the second demographic transition is more advanced. Evidence also suggests that Russia is lagging behind Bulgaria. However, certain specific features distinctive to Russia, such as the low level of childlessness, a drastic drop in second and subsequent births, and very high divorce rates even compared to Western European countries (it is a long-standing, not just recent trend), lead the authors to think that Russia may have a model of change particular to the country." (author's abstract)|

[179-L] Pommer, Franziska: Vergleich der EU-Tauglichkeit von Kroatien und Bosnien-Herzegowina, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges. 2008, 226 S., ISBN: 978-3-8329-3644-0 INHALT: Die Verfasserin stellt zunächst die Kopenhagener Kriterien als Kriterien zur Bewertung der "EU-Tauglichkeit" in ihrer historischen Genese dar. Sie beschreibt dann die historische Entwicklung Bosnien-Herzegowinas und Kroatiens, um herausarbeiten zu können, welche Ähnlichkeiten, aber auch welche Unterschiede bestehen, die für den heutigen unterschiedlichen Entwicklungsstand verantwortlich sein könnten. Sie beschäftigt sich im Folgenden einerseits mit der Vergangenheitsbewältigung sowie mit der Frage der Identität und deren Verwurzelung in Geschichte und Geschichtsbild. Auf Basis der Kopenhagener Kriterien wird dann geprüft, in wie weit beide Staaten diese Kriterien bereits erfüllen und wo noch Handlungsbedarf besteht (politisches System, Rechtssystem, Wirtschaftssystem). Es erfolgt ein Überblick über EU-Projekte, die der Heranführung der Staaten an die EU dienen sollen, und über die Meinungsbilder der EU-Bevölkerung. Die Verfasserin plädiert für eine Aufnahme beider Länder in die EU - im Falle Kroatiens, da die Kopenhagener Kriterien größtenteils erfüllt sind, im Falle Bosnien-Herzegowinas, da eine Aufnahme die nötigen Impulse freisetzen wird, um das Land politisch und wirtschaftlich voran zu bringen. (ICE2)

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[180-L] Ramet, Sabrina P.; Clewing, Konrad; Lukic, Reneo (Hrsg.): Croatia since independence: war, politics, society, foreign relations, (Südosteuropäische Arbeiten, 131), München: Oldenbourg 2008, 483 S., ISBN: 978-3-486-58043-3 INHALT: "'Croatia since Independence: Politics, Society, Foreign Relations' shows the tremendous changes that have taken place in Croatia and within its international position in the periods of its war of independence, the years of Franjo Tudjman's autocratic rule and the following opening towards Europe after 2000. The ongoing social and political 'Europeanization' has turned Croatia into the serious aspirant to EU-membership it is by now, and still existing problems as well as good prospects to this aspiration are transparently analyzed throughout the book." (author's abstract). Contents: Sabrina P. Ramet, Marius Soberg: Challenges facing Croatia since independence (an introduction) (11-30); Sabrina P. Ramet: Politics in Croatia since 1990 (31-57); James J. Sadkovich: Franjo Tudman: an intellectual in politics (59-85); Nikica Baric: The rise and fall of the Republic of Serb Krajina (1990-95) (89-105); Dunja Melcic: Croatia's discourse about the past and some problems of Croatian-Bosnian understanding (107-139); Carolin Leutloff-Grandits: Croatia's serbs ten years after the end of the war (141-167); Davorka Matic: Political culture, socio-cultural values and democratic consolidation in Croatia (171-188); Reneo Lukic: Civil-military relations in Croatia, 1990-2005 (189210); Bruno Schönfelder: The impact of the war on the economy (211-229); Gordana P. Crnkovic: Non-nationalist culture, under and above the ground (233-250); Thomas Bremer: The catholic church and its role in politics and society (251-268); Gordana P. Crnkovic: Contemporary Croatian literature: under the star of Orwell (269-292); Dean Vuletic: Gay men and lesbians (293-320); Maple Razsa: Mutual aid, anti-authoritarianism, and dumpster diving: anarchist activism in Croatia since 2000 (321-350); Jean-Francois Morel: American-Croatian relations during the 1990s (353-379); Konrad Clewing: Gaining power and status through engagement and active diplomacy: the Croatia policy of united Germany (381-405); Carole Hodge: Britain's relations with Croatia: a study in active diplomacy (407-428); Reneo Lukic: Croatia's relations with the Union of Serbia and Montenegro and the Federal Republic of Yugoslavia (FRY) (429-446); Vjeran Pavlakovic: Better the grave than a slave: Croatia and the international criminal tribunal for the Former Yugoslavia (447-477).|

[181-L] Rechel, Bernd: The long way back to Europe: minority protection in Bulgaria, (Soviet and post-soviet politics and society, Vol. 79), Stuttgart: Ibidem-Verl. 2008, 350 S., ISBN: 978-3-89821-863-4 INHALT: "The protection of minorities in Bulgaria presents a paradox. Although minority protection played a prominent rote in the accession of the country to the European Union, hardly any positive minority rights were adopted in post-communist Bulgaria. Apart from the reversal of communist assimilation campaigns, only limited progress has been made in the area of minority protection. Positive minority rights have remained very restricted, some minorities, notably Pomaks and Macedonians, have been denied recognition, and the formal adoption of legislation or policy documents has often not been followed by implementation. By charting minority rights policies in Bulgaria in the period between 1989 and 2004, this study clarifies the main reasons for the limited progress in the post-communist period. While, in contrast to some other countries in Central and Eastern Europe, minority 'kin-states' did not play a major role in postcommunist Bulgaria, the European Union and the Council of Europe were instrumental in putting minority questions on the agenda of Bulgarian governments. However, their

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impact was smaller than much of the literature on enlargement and conditionality would suggest. Domestic factors were crucial in shaping minority rights policies in post-communist Bulgaria. Of particular importance was the communist legacy, which acted as a brake on the development of minority rights." (author's abstract)|

[182-L] Riegler, Henriette: Die zerstörerische Kraft von Feindbildern am Beispiel Jugoslawiens, in: Anton Pelinka (Hrsg.) ; Ilse König (Hrsg.): Feindbilder in Europa : Analysen und Perspektiven, Wien: Braumüller, 2008, S. 75-81 INHALT: Der Titel ist so vieldeutig wie die Geschichte Jugoslawiens selbst: Viele Jugoslawien hat es gegeben, der letzte sich selbst so bezeichnende Staat von 1992 bis 2002. Die für dieses Jugoslawien relevanten Feindbilder entwickelten sich v.a. vor und während des zweiten Weltkrieges. Sie waren am Verlauf des Konfliktes orientiert, entsprachen den Weltbildern und politischen Interessen der wichtigsten politischen Akteure und wurden ideologisch vermittelt. Der Beitrag zeichnet den Kontext der Entstehung von Feindbildern ab dem Zweiten Weltkrieg nach und zieht ein Fazit. Feindbilder dienen vor allem der Abwehr des als anders und fremd Wahrgenommenen sowie der Stärkung der eigenen Gruppe. Im Falle Jugoslawiens bezog sich das zunächst auf die Errichtung des multinationalen sozialistischen Staates sowie nach dessen Zerfall auf die neuen Nachfolgestaaten, die nun ebenfalls mit dem politischen und sozialen Aufbau ihrer Nationen sowie einem schwierigen Transitionsprozess beschäftigt sind und dafür nach außen abschottende und nach innen homogenisierende Mechanismen suchen, wofür der Einsatz von Feindbildern eine hervorragende Möglichkeit bildet. (ICB2)

[183-L] Rihter, Liljana: Social policy of social inclusion: what measures are needed to increase the employability of the most vulnerable categories of people in Slovenia?, in: Piotr Salustowicz (Hrsg.): Social policy and social work : from an international development perspective: Lit Verl., 2008, S. 31-42 INHALT: Die Verfasserin bietet eine kritische Analyse der Regierungspolitik zur Bekämpfung der Armut und der sozialen Exklusion in Slowenien. Empirische Grundlage der Studie sind die Ergebnisse einer eigenen Untersuchung, deren Konzept, Begrifflichkeiten und Methode einleitend dargestellt werden. Vor diesem Hintergrund werden zentrale Ergebnisse des empirischen Projekts erläutert und die Wirksamkeit der sozialpolitischen Maßnahmen der Regierung analysiert. Trotz der generell positiven Bewertung der Implementierung des relevanten Regierungsprogramms plädiert die Autorin für eine Konkretisierung des Maßnahmenkatalogs, die auf die Meinungen und Anregungen der Betroffenen Rücksicht nimmt. (ICF2)

[184-L] Ristic, Irena: The Socialist Party of Serbia, in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 343-369 INHALT: Die Sozialistische Partei Serbiens (SPS) ist als eine Partei gegründet worden, die als ideologische und organisatorische Nachfolgerin des früheren Bundes der Kommunisten Serbiens fungiert. Der Sozialismus ist weiterhin als Ziel der gesellschaftlichen Entwicklung pro-

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grammatisch institutionalisiert. Am Anfang wurde das öffentliche Eigentum immer noch als die Grundlage der sozialistischen Wirtschaft interpretiert. Anschließend hat die Partei die Formel der Gleichheit aller Eigentumsformen in einem gemischten Wirtschaftssystem übernommen. Die von ihr gestellte Regierung hat den Großteil des öffentlichen Eigentums in Staatseigentum umgewandelt, um seine Privatisierung zu verhindern. Sie bewahrte strikt den staatlichen Interventionismus und versprach ein kostenloses Bildungs- und Gesundheitssystem. Aber sie war nicht in der Lage, diese Versprechen zu finanzieren. Die sogenannte nationale Frage wurde in den Vordergrund gestellt, insbesondere während der Kriege in Kroatien und Bosnien und Herzegowina (1992-1995) sowie während des Kosovo-Konflikts (19981999). Die Partei präsentiert sich heute als ein vertrauenswürdiger Vertreter nationaler Interessen. Dies ist der Grund, weshalb die SPS zwischen 1990 und 2000 alle Wahlen gewonnen hat, obwohl sie die Mehrheit der Sitze im Parlament nur bei den ersten Wahlen 1990 erhalten hatte. Für jede spätere Regierung brauchte sie die Unterstützung anderer Parteien. In den letzten Jahren hat sich die SPS als der neue Interessenvertreter der Transformationsverlierer profiliert und ist in der Lage gewesen, viele von ihren früheren Wählern (wieder) zu gewinnen. Die Zukunft der SPS als einer parlamentarischen Partei ist sehr unbestimmt. Ihre einzige Überlebenschance besteht in einer grundlegenden Änderung ihres Programms und in der Mobilisierung jüngerer Bevölkerungsgruppen. (ICF2)

[185-F] Schmelzle, Beatrix, Dipl.-Pol.; Pajic-Rickerts, Bojana; Sejfina, Lahira (Bearbeitung); Fischer, Martina, Dr. (Leitung): Jugendgemeinwesenarbeit in Nachkriegsregionen: wissenschaftlich-evaluierende Begleitung eines Kooperationsprojektes mit der Stiftung Schüler Helfen Leben und IPAK in Ostbosnien INHALT: Seit 2002 hat das Berghof Forschungszentrum Jugendgemeinwesenarbeit in Ostbosnien unterstützt. Die Organisation IPAK hat seit 2002 in der Gemeinde Zvornik mit umfangreicher finanzieller Unterstützung der Stiftung Schüler Helfen Leben (SHL) ein Jugendzentrum mit Werkstätten errichtet. Ermöglicht wurde dies durch deutsche Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen eines sogenannten "Sozialen Tags" Honorare erwirtschafteten, die sie für Jugendprojekte in Krisenregionen spendeten, sowie durch den Einsatz der in Tuzla/ Krizevici angesiedelten Organisation IPAK. In einer ländlichen Region am Rande des Drinatals wurde so ein helles, dreistöckiges Jugendzentrum mit angeschlossener Schreinerwerkstatt und vier Gewächshäusern errichtet und nach und nach mit Leben gefüllt. Das Projekt richtet sich darauf, die Integration und interethnische Verständigung von Jugendlichen aus bosniakischen Rückkehrerfamilien und mehrheitlich serbisch besiedelten Dörfern zu fördern. Die Arbeit stützt sich auf Angebote zur beruflichen Ausbildung (Agrarkurse und Holzverarbeitung), psychosoziale Unterstützung, Freizeit- und Bildungsangebote sowie regionale Vernetzung und internationalen Jugendaustausch. Im Rahmen eines Partnerschaftsvertrags mit der lokalen Organisation IPAK und der Stiftung Schüler Helfen Leben (SHL) wurde das Projekt "Die Jugend baut die Zukunft auf" fortlaufend wissenschaftlich begleitet. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Das Projekt "Die Jugend baut die Zukunft auf" hat entscheidend zur Begegnung und zu gemeinsamen Lernprozessen zwischen Jugendlichen aus bosniakischen Rückkehrerfamilien und bosnischserbisch bewohnten Dörfern in Zvornik und Umgebung beigetragen. Sowohl die Freizeit- und Bildungsangebote, wie auch die Angebote zur berufspraktischen Ausbildung (Agrarausbildung und Holzverarbeitung) wurden von Jugendlichen aus den Dörfern an der Entitätsgrenze und dem Drinatal stark nachgefragt. Durch internationalen Jugendaustausch wurden interkulturelle Lernprozesse unterstützt. Ipaks Aktivitäten haben zu-

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dem entscheidend zur Jugendvernetzung beigetragen und neue Formen des Politikdialogs zwischen Jugendlichen und Mandats- und Entscheidungsträgern auf der lokalen Ebene mit begründet. Damit entfaltete das Projekt "Die Jugend baut die Zukunft auf" nicht nur für die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sondern darüber hinaus auch für das gesellschaftliche Umfeld Wirkungen. Außerdem trug das Projekt zur Qualifizierung von Jugendlichen für die Gewächshausproduktion und den Tischlereiberuf bei. Deren Startchancen für eine wirtschaftliche Existenzsicherung wurden damit verbessert. Allerdings ist zurzeit noch offen, inwieweit das Projekt selbst auch aktiv zur Einkommensgenerierung von jungen Menschen beitragen kann und soll. ZEITRAUM: 2005-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Ostbosnien (Tuzla, Zvornik, Krizevici) METHODE: Wissenschaftlich-evaluierende Begleitung und Beratung. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview (Teilnehmende am Projekt "Die Jugend baut die Zukunft auf" sowie Personen aus dem gesellschaftlichen und strategischen Umfeld; Auswahlverfahren: Quota). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Fischer, Martina; Fischer, Astrid: Youth development: a contribution to the establishment of a civil society and peacebuilding. "Lessons learned" in Bosnia and Herzegovina. Berghof Working Paper, No. 2. 2004.+++Fischer, Martina: Youth development as a potential and challenge for the peace process in Bosnia and Herzegovina. Berghof Working Paper, No. 1. 2004. ART: BEGINN: 2005-09 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: Stiftung Schüler Helfen Leben, Berlin FINANZIERER: Institution; Auftraggeber INSTITUTION: Berghof Forschungszentrum für konstruktive Konfliktbearbeitung (Altensteinstr. 48a, 14195 Berlin) KONTAKT: Schmelzle, Beatrix (e-mail: [email protected])

[186-F] Schmelzle, Beatrix, Dipl.-Pol. (Bearbeitung); Fischer, Martina, Dr. (Leitung): Dealing with the legacies of the Bosnian War. Interaction of international, local and regional actors in the fields of human rights, transitional justice, reconciliation and conflict transformation (working title) INHALT: The project will look at the recent impact of the Hague Tribunal on activities of CSOs which engage on the cross-border/ regional level in the areas of establishing truth, human rights action, dealing with the past and reconciliation. At the same time, the project intends to assess whether the latter activities have also had an impact on the practice of the Tribunal. The researchers want to illuminate the inter-relation between international programmes for enhancing activities of dealing with the past and those of non-governmental peace and human rights activists. The different concepts of justice, truth, reconciliation and peace building in the guidelines of international programmes will be looked at in detail and will be measured against concepts discussed in the target countries. In this context the project will systematically concentrate on experiences that CSOs on the ground have made with international programmes and their implementation. Based on a combination of methods of reflection and self-reflection we want to identify dilemmas, trade-offs, and also synergies between peace and human rights activity and legal review. They want to encourage local actors to reflect on the perceived successes and failures of their approaches and want to elaborate on recommendations to external actors to optimise constructive support for dealing with the past initiatives in Post War societies. The project's focus will be laid on the Western Balkans (Croatia, Bos-

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nia and Herzegovina, Serbia) but our analysis should also pave the way for developing new projects for other topics and regions according to this theme.| ZEITRAUM: 1992-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: westlicher Balkan (Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien) METHODE: Schwerpunkte: Friedensförderung in Nachkriegsgesellschaften; Rolle von Vergangenheitsarbeit für die Konlfikttransformation; nontextualisierung der Topoi "reconciliation", "transnational justice"; Aktionsforschungsprojekt. Untersuchungsdesign: Aktionsforschungsansatz (wird im einzelnen mit Partnern festgelegt) DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen; Aktenanalyse, offen; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Dudouet, Veronique; Fischer, Martina; Schmelzle, Beatrix: Dealing with the past in Israel-Palestine and the Western Balkans. Story-telling in conflict: developing practice and research. Workshop Report: Dan Bar-On meets peace activist from the Western Balkans, 14-15 February 2008. Berghof Working Paper, No. 5. ARBEITSPAPIERE: Schmelzle, Beatrix; Konjikusic, Davor: Developing linkages between peace education and peace promotion for increased impact in the region of former Yugoslavia. Findings of the Evaluation in March (April) 2008. Report for the Centre for Nonviolent Action's Belgrade and Sarajevo teams. Final Version. 2008. ART: BEGINN: 2009-09 ENDE: 2011-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Berghof Forschungszentrum für konstruktive Konfliktbearbeitung (Altensteinstr. 48a, 14195 Berlin) KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected])

[187-L] Schubert, Gabriella; Sundhaussen, Holm (Hrsg.): Prowestliche und antiwestliche Diskurse in den Balkanländern/ Südosteuropa: 43. Internationale Hochschulwoche der Südosteuropa-Gesellschaft in Tutzing 4.-8.10.2004, (Südosteuropa-Jahrbuch, Bd. 34), München: Sagner 2008, 312 S., ISBN: 978-3-86688-022-1 INHALT: "Das kulturelle Selbstverständnis und das Wertesystem eines gemeinsamen Europa wurden bislang entweder gar nicht oder nur am Rand thematisiert. Die damit zusammenhängenden Fragen stellen sich jedoch zwangsläufig im Zusammenhang mit der Erweiterung der Europäischen Unio insbesondere mit ihrer Südost-Erweiterung. Das Selbstverständnis und die Identitätskonstrukte der Balkangesellschaften sowie ihre Einstellungen zum 'Westen' und zum übrigen Europa unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den dominanten Strömungen in den westlichen EU-Mitgliedsländern. Neben prowestlichen Strömungen existieren hier dezidiert antiwestliche Diskurse, die zum Teil a Reaktion auf die negative Balkan-Rezeption in Westeuropa, zum Teil als Angst vor Überfremdung bzw. Verlust der kulturellen Eigenständigkeit und zum Teil als Festhalten an rechten oder linken politischen Ideologien gewertet werden können. Die in diesem Sammelband enthaltenen historischen, kultur- und religionswissenschaftlichen, soziologischen und politologischen sowie literaturwissenschaftlichen Beiträge vermitteln exemplarisch Einblicke in das Verhältnis der Balkangesellschaften zu 'Europa', zu westeuropäischen 'Modelle' und 'Leitbildern'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Fikret Adamr: Westlertum, Islam und Demokratie in den politischen Diskursen der Türkei (1130); Bojan Aleksov: "History thought us not to fear anything from the east and everything from the west." A Historical Perspective on Serbian Occidentalism (31-46); Klaus Buchenau: Orthodoxes Antiwestlertum in Serbien seit 1850. Einblicke in ein Forschungsprojekt (47-58); Wolfgang Dahmen: Pro- und antiwestliche Strömungen im rumänischen literarischen Diskurs - ein Überblick (59-76); Roumen Daskalov: Pro- und antiwestliche Diskurse in Bulgarien

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(77-86); Katerina Gehl, Petar Petrov: Das bunte Gefieder der bulgarischen Papageien. Das Bild des Westens in der politischen Wandbildkarikatur der Zwischenkriegszeit (87-114); Vasilios N. Makrides: Griechenland zwischen Ost und West, zwischen Antiokzidentalismus und Verwestlichung (115-136); Miro Masek: Die Dynamik von Grenzen und Identitäten im literarischen Werk Milos Crnjanskis (137-146); Ksenija Petrovic: Die Einstellung der Serbischen Orthodoxen Kirche zu (West-)Europa am Beispiel des Kosovo-Konflikts (147-164); Klaus Roth: Von Europa schwärmen? ,Europa' und die Europäische Union in den Vorstellungen der Menschen in Südosteuropa (165-180); Gabriella Schubert: Südosteuropäische Identitäten im Spannungsfeld von Zentrum und Peripherie (181-202); Günter Seufert: Die türkische Dialektik von pro-westlichem Diskurs bei anti-westlicher Haltung und vice versa (203-218); Emilia Staitscheva: Zum Europa-Diskurs in Bulgarien, exemplifiziert an literarischen Texten (219230); Nenad Stefanov: Vom Amselfeld zur Kritik der Konsumgesellschaft und zurück. Zur Genese des antiwestlichen Diskurses in Serbien 1968-1989 (231-250); Anton Sterbling: Pround antiwestliche Diskurse in Rumänien. Anmerkungen zur Gegenwart und zur Zwischenkriegszeit (251-266); Holm Sundhaussen: Antiokzidentalismus im Balkanraum. Regionale Varianten eines universalen Diskurses (267-294); Jordanka Telbizova-Sack: Die Balkanmuslime zwischen Orient und Okzident (295-310).

[188-F] Sieber, Anja, Lic.phil. (Bearbeitung); Wicker, Hans-Rudolf, Prof.Dr.; Znoj, Heinzpeter, Prof.Dr. (Betreuung): Schatten der Vergangenheit. Kriegsauswirkungen auf Geschlechter- und interethnische Beziehungen im bosnischen Prijedor INHALT: Der Krieg in Bosnien-Herzegowina (1992-95) wirkte sich massiv auf die Beziehungsgeflechte der Menschen aus: er zerstörte die vor dem Krieg zentralen nachbarschaftlichen, freundschaftlichen und zum Teil verwandtschaftlichen Austausch- und Unterstützungsbeziehungen und schuf ein Klima des Misstrauens und der Angst. Eine der größten Herausforderungen für die Zukunft des Landes ist deshalb der langfristige Aufbau der im Krieg zerrissenen Gesellschaft. Vorliegendes Dissertationsprojekt wendet sich diesem Themenkomplex aus sozialanthropologischer Perspektive zu und analysiert den bosnischen Nachkriegsalltag in Prijedor, einer Gemeinde im Nordwesten des Landes. Die Studie fokussiert 32 serbische und bosnjakische Frauen, welche sich bezüglich Alter, Zivilstand sowie Kriegs- und Migrationserfahrung kontrastieren. Frauen stehen deshalb im Mittelpunkt, weil sie in der Vorkriegszeit als intra- und interethnische Vermittlerinnen und Förderinnen von freundschaftlichen und nachbarschaftlichen Beziehungen fungierten. Aber ebenso, weil sie im Krieg durch die ethnischen Säuberungen und den Auftrag, die eigene Ethnie biologisch und kulturell zu reproduzieren, zu Spielbällen der verfeindeten Gruppen wurden. In der Nachkriegszeit wiederum wird den Frauen durch die internationalen Organisationen gerade wegen ihrer vermittelnden Vorkriegsrollen die Aufgabe der zwischenethnischen Versöhnung und der Unterstützung der Minderheitenrückkehr zugesprochen. In diesem Spannungsfeld interessiert, wie die betroffenen Frauen mit den Folgen des Krieges umgehen, wie sich diese auf ihre (verwandtschaftlichen, freundschaftlichen, nachbarschaftlichen und Geschlechter-) Beziehungen auswirken und welche Handlungsspielräume sie dabei auszuloten wissen. Nicht zuletzt soll auch untersucht werden, ob eine zwischenethnische Annäherung durch die Handlungsstrategien der Frauen erreicht werden kann. Um das Erkenntnisinteresse zu erfassen, werden einerseits die sozialen Netzwerke der Frauen unter der Verwendung der Bourdieu'schen Kapital-Theorie, insbesondere seines Konzepts des sozialen Kapitals, untersucht. In welche Beziehungsnetze

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sind die Frauen involviert? Welche Qualität weisen diese auf und welche Rollen und Aufgaben übernehmen die diversen Bezugspersonen? Bearbeitet werden diese Fragen mit der Methode der ego-zentrierten Netzwerkanalyse. Andererseits soll die Forschung das alltägliche Handeln der Frauen in diesen Netzwerken fokussieren. Mit der Methode der biographischen Interviews werden Strategien analysiert, wie die Frauen mit ihrer Vergangenheit, sprich den Kriegsfolgen und den heutigen Unsicherheiten und Traumatisierungen umzugehen wissen. Dabei zeigt sich, dass Mechanismen wie gegenseitige Schuldzuweisungen sowie Opfer- und Täterzuschreibungen den Prozess der Annäherung erschweren oder gar verunmöglichen. Mit der Forschung soll eine Reflexion des bosnischen sozialen Wiederaufbauprozesses und der Rolle der Frauen für diesen erfolgen. Kritisch wird im Kontext der heutigen sozialen, politischen und ökonomischen Unsicherheiten das konventionelle Bild der Frauen als intra- und interethnische Vermittlerinnen analysiert. Von besonderem Interesse sind dabei die spezifischen Positionen und Beziehungen, welche die untersuchten Frauen in lokalen Beziehungsstrukturen einnehmen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Gemeinde Prijedor in der Republika Srpska, Nordwest Bosnien-Herzegowina (bosnische Krajina) METHODE: Methodisch wird mit biographischen Interviews und der ego-zentrierten Netzwerkanalyse gearbeitet. Die biographischen Interviews werden rekonstruktionslogisch ausgewertet. Die ego-zentrierte Netzwerkanalyse (nach Schweizer 1996) wird mit Hilfe des StatistikProgramms SPSS ausgewertet. VERÖFFENTLICHUNGEN: Sieber, Anja: Schatten der Kriegsvergangenheit. Persistenz und Wandel der Frauenrollen in Bosnien-Herzegowina. in: Maeder, Christoph; Mäder Ueli; Schilliger Sarah (Hrsg.): Krieg - Guerre. Zürich: Seismo 2009.+++Sieber, Anja; Büchler, Bettina; Landolt, Sara: "...Intersectionality: here is the buzzword...". An interview with Prof. Jasbir K. Puar on her reserach, interdisciplinarity, intersectionality and assemblages. in: genderstudies, 2007, 11, pp. 9-10.+++Sieber, Anja: Vom Umgang mit der Vergangenheit. Kriegsauswirkungen auf interethnische Beziehungen im bosnischen Prijedor. in: Tsantsa, 12, 2007, 1, S. 142146. ART: BEGINN: 2004-03 ENDE: 2008-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaftlichen Forschung; Commission for Research Partnerships with Developing Countries -KFPEINSTITUTION: Universität Bern, Philosophisch-Historische Fakultät, Institut für Sozialanthropologie (Länggassstr. 49a, 3000 Bern, Schweiz); Universität Bern, Interdiesziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (Hallerstr. 12, 3012 Bern, Schweiz) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[189-L] Simeunovic, Dragan: Möglichkeiten der Bestätigung der Orthodoxie als einer "Offenbarungsreligion" in Serbien: kann der orthodoxe Glaube gesellschaftlliche Kräfte in Serbien zugunsten des 'bonum commune' mobilisieren?, in: Gabriella Schubert (Hrsg.): Serbien in Europa : Leitbilder in der Moderne in der Diskussion, Wiesbaden: Harrassowitz, 2008, S. 157-162 INHALT: Es wird der mögliche Beitrag der Orthodoxie als einer Offenbarungsreligion in Serbien auf dem Weg nach Europa untersucht. Dabei steht die Frage im Vordergrund, ob die gesellschaftlichen Kräfte in Serbien die Religion als Bonum Communum zu Gunsten eines gemeinsamen Europa mobilisieren können, bzw. ob die serbisch-orthodoxe Kirche eine Mittlerfunktion bei der Aufklärung von Verbrechen und bei der Aussöhnung auf dem Balkan einnehmen und damit als konstitutives Element einen wesentlichen Beitrag zur Demokratisierung des

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Landes leisten könnte. Als wesentliche Voraussetzung für eine solche Entwicklung wird jedoch die Notwendigkeit, die Kirche als Institution zu reformieren, gesehen. Nur eine reformierte Orthodoxie wäre modern und sozial funktionsfähiger. Zusammenfassend kann die Frage, ob der orthodoxe Glaube in Serbien die Beitrittschancen des Landes zur Europäischen Union unterstützen kann, bejaht werden. Die Orthodoxie kann aufgrund ihrer Natur bei der Schaffung einer demokratischen Zukunft in Serbien beträchtliche Hilfe leisten. Allerdings ist es fraglich, ob die serbisch-orthodoxe Kirche mit Ausnahme einiger fortschrittlicher Theologen zu einem solchen Engagement im Augenblick bereit ist. (ICH)

[190-L] Smilov, Daniel; Dorosiev, Rashko: Anti-corruption - uses and abuses: findings from the content analysis of interviews with politicians, representatives of judiciary, police, media, civil society and businessman in Bulgaria, (Discussion Paper Series / International Research Project "Crime and Culture", No. 22), Konstanz 2008, 22 S. (Graue Literatur; www.uni-konstanz.de/crimeandculture/docs/Discussion_Paper_No_22_CLS_November_2008.pdf ) INHALT: Die Verfasser analysieren die institutionellen Innovationen auf dem Gebiet der Bekämpfung der Korruption in Südosteuropa. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die Erfahrungen aus Bulgarien. Ergebnisse aus anderen Balkanländern wie Makedonien, Albanien und Rumänien dienen dabei als Vergleichsfolie. Dabei werden die Motivationen, die hinter der Institutionalisierung und der Auswahl bestimmter Antikorruptionsmaßnahmen stehen, analysiert. Der Sinn der Einführung der Antikorruptionskommissionen und -agenturen wird dabei nicht in Frage gestellt. Es wird vor allem der Frage nachgegangen, warum die regierenden Parteien an der Etablierung solcher Institutionen interessiert sind. Es wird die These vertreten, dass solche institutionelle Lösungen den Regierungen dienen, die Antikorruptionsmaßnahmen in ihren Wahlkampagnen zu instrumentalisieren. Hingegen sind die Diskurse der politischen Opposition zum Thema kritisch gegenüber den Aktivitäten der Regierungen. Sie neigen dazu, durch öffentliche Bewusstseinskampagnen in Kooperation mit den NGOs die Korruptionsproblematik zuzuspitzen und den Beitrag der offiziellen Institutionen zu leugnen. In dieser Interessenkonstellation wird der relevanten Handlungsspielraum zwischen Regierung und Opposition in Wahlkontexten. (ICF2)

[191-F] Stimac, Zrinka (Bearbeitung); Tworuschka, Udo, Prof.Dr. (Betreuung): Religionsvermittlung in multireligiösen Räumen. Eine Untersuchung der religionsvermittelnden Medien, Organisationen und Institutionen in Bosnien-Herzegowina INHALT: Die offizielle Einführung des Religionsunterrichts nach ca. vierzig Jahren des Kommunismus ist, geschichtlich betrachtet, ein markantes Ereignis in Bosnien und Herzegowina. Offiziell können die Muslime, die Katholiken und die Serbisch-Orthodoxen seit 1994 den Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen genießen. Nachdem der konfessionelle Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen angelaufen war, entwarf die Internationale Gemeinschaft (OHR, OSCE, UNSECO, Goethe-Institut) mithilfe außen stehender Gelehrter und Theologen im Jahre 2001 das Curriculum zum nichtkonfessionellen Unterricht "Kultur der Religion" über die vier größten Religionen des Landes. Mit diesem Fach sollen die interreligiösen Probleme des Landes gemildert werden. Sowohl das Fach "Kultur der Religion" als auch

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die Formen des konfessionellen Religionsunterrichts entfachen einen bis heute andauernden Diskurs. Dabei lässt sich beobachten, dass das Thema eine größere Komplexität aufzeigt, als nur die gegensätzlichen konfessionellen und nichtkonfessionellen Positionen zu offenbaren. Wie wird religiöse Pluralität in BuH nach dem jüngsten Krieg institutionell geregelt? Wer sind die jeweiligen Deutungsträger zur Religion in der öffentlichen Bildung und welche Position haben sie im Staat? Welche Mechanismen bei den Kirchen und Religionsgemeinschaften zieht die Präsenz/ Aktivität der Internationalen Gemeinschaft nach sich? Um auf diese Fragen antworten zu können, wird auf den rechtlichen Rahmen eingegangen, werden die religiösen und die säkularen Akteure vorgestellt, die jeweiligen Konzepte zur Religion in der öffentlichen Bildung ausgearbeitet, die unterschiedlichen Argumentationen, Strategien und diskursiven Praktiken der Deutungsträger dargelegt und abschließend exemplarisch eine Homologie zwischen den Aussagen der Akteure im Diskurs und deren Handeln hergestellt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bosnien-Herzegowina METHODE: Modernisierungstheoretischer Ansatz, in dem von multiplen Modernitäten ausgegangen wird (Shmuel Eisenstadt) und in dem Religion eine erhebliche Rolle bei der Modernisierung traditioneller Gesellschaften spielt (Peter Berger). Bildung wird als ein der zentralen Ziele der modernisierungswilligen Elite betrachtet (Norbert Reiter). Methoden: qualitative Inhaltsanalyse unterschiedlicher Medien (religiöse Presse, Lehrpläne, Dokumenten) und interpretative Analytik als Weg die diskursiven Verflechtungen der Akteure zu bestimmen. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[192-L] Stojanovic, Arlett: Beyond the call of duty - is there a difference in motivation of staff in profit and nonprofit organizations in Bosnia and Herzegovina?, (Arbeitspapiere des Osteuropa-Instituts der Freien Universität Berlin, Arbeitsschwerpunkt Politik, H. 65), Berlin 2008, 50 S. (Graue Literatur; userpage.fu-berlin.de/~segbers/downloads/working_papers/AP65.pdf) INHALT: "This paper looks at the conditions that influence employee motivation at the organizational and individual level in profit and nonprofit organizations. The large presence of international organizations in Bosnia and Herzegovina (BiH) offered a unique opportunity to test the hypothesis that profit organizations have more sophisticated human resource (HR) systems than nonprofit organizations, which could not be confirmed. At the level of individual motivation factors the paper found differences but also some consistencies between individual motivation factors for staff of both organizations. To contribute to an under-researched area the paper further looked into differences in individual motivation factors of national and international staff in a nonprofit organization. The findings confirm differences based on origin. The results of the study have practical implications for HR managers in nonprofit organizations since the paper highlights possibilities how to use the HR system to improve employee motivation." (author's abstract)|

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[193-L] Stulhofer, Alexander; Kufrin, Kresimir; Caldarovic, Ognjen; Gregurovic, Margareta; Odak, Iva; Detelic, Martina; Glavasevic, Bojan: Combating corruption in Croatia: from expert perceptions to policy-oriented action strategies and back, (Discussion Paper Series / International Research Project "Crime and Culture", No. 20), Konstanz 2008, 23 S. (Graue Literatur; www.uni-konstanz.de/crimeandculture/ docs/Discussion_Paper_No_20_UZAG_November_2008.pdf) INHALT: Die Verfasser berichten über Ergebnisse einer vergleichenden Untersuchung zum Thema "Korruption", an dem auch Kroatien beteiligt gewesen ist. Auf der Basis des Ansatzes der Grounded Theory sind unterschiedliche Wahrnehmungsmuster in Bezug auf Korruption von Seiten der Experten festgestellt worden. Dabei werden zwei Fälle analysiert, nämlich die Finanzierung der Kampagne der Präsidentschaftswahlen und die Probleme in einem Altenheim in der Stadt Zagreb. In einem weiteren Forschungsschritt sind Vertreter von 6 Expertengruppen interviewt worden: der Polizei, der Wirtschaft, der Politik, der Medien und der Zivilgesellschaft. Die Auswahl der Interviewpartner basiert auf zwei Kriterien: hohe Position in der institutionellen Hierarchie und berufliche Erfahrungen mit der Korruption. Inhaltliche Schwerpunkte stellen folgende Themen dar: die berufsspezifische Definition der Korruption, die Einschätzung der Korruption in Kroatien und die neue Antikorruptionsstrategie, die Rolle der EU und der nichtstaatlichen Organisationen bei der Bekämpfung der Korruption, die öffentliche Wahrnehmung des Phänomens, die Behandlung der Korruption in den Medien, die Bewertung der praktizierten Präventionsmaßnahmen und die Rolle der kulturellen und politischen Faktoren für die Verbreitung der Korruption. Auf der Basis des empirischen Materials werden sechs Idealtypen der Wahrnehmung der Korruption unterschieden: das Public Relations-Modell, das durch eine vereinfachte, eindimensionale und oft populistische Definition gekennzeichnet ist, das Experten-Modell, das eine komplexe Bewertung der Korruption beinhaltet, das Modell, das die Korruption als ein lästiges Phänomen ohne klare Definition und Antikorruptionsambitionen betrachtet, das Menschenrechtsmodell, das einen umfassenden Ansatz bezüglich der Bekämpfung der Korruption vertritt und ein pragmatisches Modell, das umfassende rechtliche und politische Definitionen sowie politische Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption bietet, und ein Idealtypus, der die Existenz der Korruption ignoriert. (ICF2)

[194-L] Uerlings, Herbert; Patrut, Iulia-Karin (Hrsg.): 'Zigeuner' und Nation: Repräsentation - Inklusion - Exklusion, (Inklusion, Exklusion: Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 8), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 711 S., ISBN: 978-3-631-57996-1 INHALT: "Dieser interdisziplinäre Band enthält ausgewählte Beiträge mehrerer internationaler Tagungen. Er nimmt den Raum Mittel- und Osteuropas in den Blick und untersucht aus Sicht der Literatur-, Geschichts- und Medienwissenschaften sowie der Kunstgeschichte das Ineinandergreifen von Repräsentationen und Praktiken des Ein- und Ausschlusses von 'Zigeunern' in der Zeit vom 17.-21. Jahrhundert. Zu den Schwerpunkten gehören Strukturanalogien und Unterschiede zwischen der Stigmatisierung der 'Zigeuner' und der Juden, die Verfolgungsgeschichte der 'Zigeuner' in Deutschland und die der Jenischen in der Schweiz, 'Zigeuner' in der Kunst der Frühen Neuzeit und der modernen Fotogeschichte, in den Mythen des Alltags und in literarischen wie expositorischen Texten aus Deutschland, der k.u.k-Monarchie, Österreich, der Schweiz und Rumänien. Ergänzt wird der Band durch aktuelle Beiträge zur Roma-Politik

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der EU, insbesondere in Rumänien und Bulgarien, wo heute fast ein Viertel der insgesamt zehn Millionen europäischen Roma, der größten Minderheit auf diesem Kontinent, leben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Herbert Uerlings, Iulia-Karin Patrut: 'Zigeuner', Europa und Nation - Einleitung ... (9-66); Herbert Uerlings: Inkludierende Exklusion - Zigeuner und Nation in Riefenstahls 'Tiefland' und Jelineks 'Stecken, Stab und Stangl' (67-136); Ulrich Kronauer: Vom gemeinsamen Vorurteil gegenüber "Juden, Zigeunern und derlei Gesindel" im 18. Jahrhundert (137-150); Andrea Geier, Iulia-Karin Patrut : "Deutsche Kunst"? Zur Wissensproduktion über 'Zigeuner' und Juden in Kunstdiskursen des 19. Jahrhunderts (150-168); Iulia-Karin Patrut: 'Zigeuner' und Juden bei Wilhelm Raabe (169-202); Anna-Lena Sälzer: Arme, Asoziale, Außenseiter - Künstler- und 'Zigeuner'-Diskurse von 1900 bis zum Nationalsozialismus (203-230); Nicholas Saul: "...ohne Mischung kein Fortgang" - Repräsentation der Zigeuner bei Carl Hauptmann zwischen Anthropologie, Rassenhygiene und Kunst (231-248); Juliane Hanschkow: Etikettierung, Kriminalisierung und Verfolgung von 'Zigeunern' in der südlichen Rheinprovinz zur Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik 1906 bis 1933 (249-272); Karola Frings: "Rasse: Zigeuner" - Sinti und Roma im Fadenkreuz von Kriminologie und Rassenhygiene 1933-1945 (273-310); Thomas Huonker: Fremd- und Selbstbilder von "Zigeunern", Jenischen und Heimatlosen in der Schweiz des 19. und 20. Jahrhunderts aus literarischen und anderen Texten (311-364); Klaus-Michael Bogdal: Geschichten vom Überleben - Zigeunerdarstellungen zwischen Spurensuche und Ethnokitsch (365-380); Simina Melwisch-Biraescu: Zwischen Philanthropie und Verachtung - 'Zigeuner' als politische und ethnographische Objekte in Rumänien und Österreich-Ungarn (1840 -1890) (381-400); Anton Holzer: 'Zigeuner' sehen - Fotografische Expeditionen am Rande Europas (401-420); George Gutu: Ein Erzbischof in multikultureller Landschaft - Raymund Netzhammers Zigeunererlebnis (421-444); Markus Fischer: 'Zigeunerfiguren' im Romanwerk von Catalin Dorian Florescu (445-468); Herbert Heuss: Civil Society, Desegregation, Antiziganismus - Roma in Bulgarien (469-482); Dan Oprescu: Ein neues Jahrzehnt, eine andere Inklusion - Bemerkungen zur Initiative 'Decade of Roma Inclusion' 2005-2015 ; eine Perspektive aus Rumänien (483-492); Peter Bell; Dirk Suckow: Lebenslinien - Das Handlesemotiv und die Repräsentation von 'Zigeunern' in der Kunst des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit (493-550); Marian Zaloaga: Die 'Zigeunerin' als 'Hexe' - Eine Analyse der gegenwärtigen und historischen Dimension eines Diskurses und seiner Bedeutung für Identität (551-570); Stefani Kugler: Zigeuner als Kinderräuber - Fontanes 'Graf Petöfy' und die Tradition eines Vorwurfs (571-588); Anja Lobenstein-Reichmann: Zur Stigmatisierung der 'Zigeuner' in Werken kollektiven Wissens am Beispiel des 'Grimmschen Wörterbuchs' (589-630); Ramona Mechthilde Treinen, Herbert Uerlings: Vom 'unzivilisierten Wandervolk' zur 'diskriminierten Minderheit': 'Zigeuner' im Brockhaus (631-696).

[195-F] Willenberg, Sabine (Bearbeitung); Leiße, Olaf, PD Dr.habil. (Betreuung): Nach Staatszerfall und Krieg: die jugoslawischen Nachfolgestaaten zwischen Konfrontation, regionaler Kooperation und europäischer Integration INHALT: Das Promotionsprojekt untersucht die Entwicklung der Außenbeziehungen zwischen den jugoslawischen Nachfolgestaaten - im Fokus die Beziehungsverhältnisse in der konfliktären Kernregion Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro - im Kontext der EU-Erweiterungspolitik. Die grundlegende Fragestellung zielt auf die Bestimmungsfaktoren der sich wandelnden Außenpolitiken der Staaten, die auf der Suche nach ihrem Platz im internationalen System zwischen Konfrontation, regionaler Kooperation und ihrem Primärziel

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der europäischen Integration pendeln. Besonderes Interesse gilt den Wechselbeziehungen zwischen internen Verhältnissen und Außenpolitik im Spannungsfeld der nationalen Identitätskonstruktion der jungen, in der Transformation begriffenen Staaten und der Wirkungsmacht der im Dilemma zwischen regionalem und bilateralem Ansatz stehenden EU-Westbalkanpolitik. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europäische Union, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Montenegro METHODE: Theoriesynthese außenpolitischer Liberalismus-Transformationsansätze; Konzepte kollektiver Identität (konstruktivistische Betrachtungsweise); Methoden vergleichender Politik- und Außenpolitikforschung, diachron und synchron. Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen. Aktenanalyse, offen; Dokumentenanalyse, offen. Qualitatives Interview. Sekundäranalyse von Individualdaten. Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Willenberg, S.: Modernisierung der Außenpolitik im westlichen Balkan? in: Forschungsstelle Osteuropa Bremen (Hrsg.): Modernisierung in Ost- und Ostmitteleuropa? Dynamiken innerstaatlichen und internationalen Wandels. Beiträge für die 16. Tagung junger Osteuropa-Experten. Bremen 2008, S. 49-52.+++Willenberg, S.: Ordnet Kosovo den Balkan neu? Serbiens Nachbarn und die Anerkennung des Kosovo. in: Südosteuropa Mitteilungen, 2008, 4, S. 16-33 (besprochen in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.09.2008).+++Willenberg, Sabine: Die Beziehungen zwischen Serbien und Bosnien & Herzegowina durch das "Brennglas Kosovo". in: Südosteuropa Mitteilungen, 2007, 5-6, S. 6-21. ART: BEGINN: 2006-10 ENDE: 2009-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft; Freistaat Thüringen INSTITUTION: Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

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[196-L] Alatalu, Toomas: Communism in Estonia: party dead but ex-members well off, in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 167-189 INHALT: Es wäre sehr vereinfacht zu sagen, so der Verfasser, dass die linksgerichtete estnische politische Landschaft schwach bleibt. Das Schicksal der estnischen kommunistischen Partei und ihren Nachfolgern ist bereits in der sowjetischen Zeit entschieden worden. Sie war von allem die Partei des Besatzungsregimes und war unter der Leitung von Immigranten aus der Sowjetunion. Sie bot den leichtesten Weg zum besseren Leben und die Chance, ein Mitglied der Nomenklatura zu werden. Sie bot aber auch eine Chance, estnischen nationalen Interessen zu dienen. Da jeder Este weiß, dass 1940 vor der sowjetischen Besatzung das sozioökonomische Niveau Estlands mit jenem von Finnland vergleichbar war und dass heute Finnland viel höher entwickelt ist, ist es sehr schwierig, kommunistische und postkommunistischen Parteien und mit ihnen verbundene Ideen attraktiv zu machen. Ein Überblick über die Aktivitäten der linksgerichteten Parteien im Zeitraum 1990-2005 zeigt, dass keine neuen Ideen entstanden sind, mehr Einfluss in der Gesellschaft zu gewinnen. Ihre Vertreter haben häufig in der Zeit der Transformation Verantwortung in den Regierungen übernommen, aber das linke Spektrum wird immer mehr unter Druck gesetzt, sich in Bezug auf die Entwicklungen in Europa und in der Welt zu positionieren. (ICF2)

[197-L] Brosig, Malte: A plan for the future?: the Estonian state integration programme on national minorities 2000-2007, in: JEMIE : Journal on ethnopolitics and minority issues in Europe, Vol. 7/2008, Iss. 2, 19 S. (www.ecmi.de/jemie/download/2-2008-Brosig.pdf) INHALT: "Events surrounding the replacement of a Soviet bronze statue in spring 2007 in Tallinn and subsequent international tensions between the EU and Russia marked a low point in inter-ethnic relations between Russian-speakers in Estonia and ethnic Estonians in recent years. This raises the question of how successful current integration efforts directed towards Russian-speakers have actually been. The paper analyses the development of the Estonian State Integration Programme (SIP) 2000-2007 from its earliest moments in the 1990s to its current form. It is argued that although its theoretical basis is well grounded, the programme does not account for minority integration needs systematically. Instead it follows a unidirectional action-plan, targeting Russian-speakers without a prior needs-assessment at grass-root level and insufficient minority participation during the drafting and implementation period. Furthermore, the paper highlights the influence the legal-restorationist concept maintains on the implementation of the SIP which partly has the effect of re-enforcing inter-ethnic alienation." (author's abstract)|

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[198-F] Gruber, Denis, Dipl.-Soz. (Bearbeitung); Schrader, Heiko, Prof.Dr. (Leitung); Schrader, Heiko, Prof.Dr. (Betreuung): Zuhause in Estland? Eine Untersuchung zur sozialen Integration ethnischer Russen an der Außengrenze der Europäischen Union INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Estland METHODE: Systemische und soziale Inklusion. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitative Experteninterviews; Datenanalyse mit MAXQda. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Gruber, Denis: Zuhause in Estland. Eine Untersuchung zur sozialen Integration ethnischer Russen an der Außengrenze der Europäischen Union. Gesellschaftliche Transformationen, Bd. 14. Münster: Lit Verl. 2008. ART: BEGINN: 2004-01 ENDE: 2008-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: FriedrichEbert-Stiftung e.V. INSTITUTION: Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie (Postfach 4120, 39016 Magdeburg) KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0391-6716531, e-mail: [email protected])

[199-L] Gruber, Denis: Zuhause in Estland?: eine Untersuchung zur sozialen Integration ethnischer Russen an der Außengrenze der Europäischen Union, (Gesellschaftliche Transformationen ; societal transformations, Bd. 14), Berlin: Lit Verl. 2008, 226 S., ISBN: 978-3-8258-1396-3 (Standort: UB Köln(38)-35A9510) INHALT: "Das Baltikum als Wirtschafts- und Lebensraum mit seiner sehr wechselhaften Geschichte - das ist der Hintergrund der Thematik dieses Buches. Konkreter geht es um die Frage von Ethnizität und Ethnizitätspolitik im heutigen Estland, um ethnische Esten und ethnische Russen, um nationale Esten estnischer und russischer Herkunft, um Russländer, andere Ausländer und Staatenlose - kurz: um konkurrierende ethnische und staatsbürgerschaftliche Identitäten in diesem kleinen Land am Rande der Europäischen Union. Wurde während der Sowjetzeit das Baltikum wie viele Satelliten durch die sowjetische Migrationspolitik russifiziert, wurden in den postsozialistischen Staaten ethnische Russen mit russländischem Pass zu Fremden im Land. Diejenigen, die nicht nach Russland zurückkehrten, bilden heute eine ethnische Minorität, die insbesondere im Grenzbereich zu Russland lebend, in grenzüberschreitende persönliche Netzwerke integriert ist. Das Buch diskutiert Fragen zu Ethnizität und Minoritäten, Inklusion und Exklusion, Migration, Assimilation und Integration, Regionalpolitik und EU-Erweiterung als Entscheidungsproblem. Zentral hierfür sind neben der Politik, wie Hartmut Esser es instrumentell ausdrückt, die 'Motive, Orientierungen und Absichten' der Minorität. Esser folgend, trennt der Autor Fragen der politischen Inklusion in zentrale Funktionssysteme von denen der sozialen Integration in die Titulargesellschaft - eine Unterscheidung, die in den bisherigen Studien zur russischen Minderheit in Estland vernachlässigt wurde. Ziel der Arbeit ist es in den Worten Grubers, 'normative und interessengeleitete Zugehörigkeitsbindungen unterhalb der politisch-rechtlichen Ebene zu untersuchen' - einen 'Zusammenhang zwischen System und Akteur einerseits und systemischer und sozialer Integration andererseits' vor dem Hintergrund des primären und sekundären Datenmaterials darzustellen. Die empirische Basis bildeten verschiedene Forschungsaufenthalte in den Jahren 2005-2007, in denen der Autor qualitative, leitfadengestütze Experteninterviews durchführte. Das Materi-

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al wurde nach der Methode des problemzentrierten Interviews ausgewertet. Zur Bewältigung des zahlreichen Materials verwendete der Autor das qualitative Datenauswertungsprogram MAXqda, dessen Handhabung er anschaulich in die Datenanalyse einbringt - wertvolle Hinweise für Leser, die nicht mit dem Programm vertraut sind, aber aus der Darstellung ein großes Interesse daran entwickeln dürften, bei den qualitativen Methoden programmgestützt vorzugehen. Anhand des Datenmaterials werden in den einzelnen Kapitalen die politische Ebene der Integration der ethnisch-russischen Minderheit, die ökonomische Integration in den Arbeitsmarkt, die Kulturation im Hinblick auf Sprache, und die Assimilationserwartungen seitens der estnischen Bevölkerung bzw. Assimilationsbereitschaft seitens der ethnisch-russischen Bevölkerung diskutiert. Schließlich wird der Frage der Identifikation mit der Herkunfts- und Aufenthaltsregion nachgegangen. Gruber resümiert diesbezüglich, dass individuelle und kollektive Identitäten vielschichtig, multipel und hybrid sind und sich eine Identifikation sowohl mit Russland als auch mit Estland in den meisten Interviews widerspiegelt. Der Autor kommt schließlich zu dem Ergebnis, dass wir in Estland keinen vollständigen Wandel von der Exklusion zur Inklusion der ethnisch-russischen Minorität beobachten können. Einer der Gründe hierfür sind die nach wie vor relativ hohen politischen Barrieren hinsichtlich Staatsbürgerschaft, die somit keine Anreizstruktur darstellen. Andererseits bedeutet das Fehlen der Staatsbürgerschaft derzeit keinen gravierenden Nachteil für die ethnisch-russische Minorität, da selbst soziale Rechte nicht an diese gekoppelt sind." (Textauszug)

[200-L] Heinrich, Mathis: Auf der Überholspur in die EU - Neoliberale Transformation in Estland, in: Hans-Jürgen Bieling (Hrsg.) ; Christina Deckwirth (Hrsg.) ; Stefan Schmalz (Hrsg.): Liberalisierung und Privatisierung in Europa : die Reorganisation der öffentlichen Infrastruktur in der Europäischen Union: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2008, S. 245-276, ISBN: 978-3-89691-746-1 INHALT: Die Reorganisation und Privatisierung öffentlicher Infrastrukturdienstleitungen in Estland wird von unterschiedlichen Akteuren und Dynamiken getrieben. Zunächst übt die EU durch die Beitrittskonditionen und Richtlinien einen nicht unerheblichen Druck aus, die Märkte zu öffnen und den Wettbewerb zu fördern. Dies erzeugte einen gewissen Zwang, die betroffenen Infrastrukturunternehmen - wie zuvor bereits viele Industriebetriebe - zum Verkauf anzubieten. Dieser Druck kann jedoch nicht allein die Radikalität der Privatisierung erklären. Von entscheidender Bedeutung waren vielmehr der breite Konsens zur Marktöffnung und Westintegration und das gleichzeitige Fehlen einer relevanten politischen Opposition. Der Konsens speiste sich vor allem aus einem starken Sicherheitsbedürfnis gegenüber dem russischen Nachbarn, aus einer möglichst radikalen Abkehr von der realsozialistischen Vergangenheit sowie aus dem Bestreben, die Wirtschaftskrise rasch zu überwinden und die eklatante "Investitionslücke" zu schließen. Die Antwort für all diese Probleme lag in einer schnellen ökonomischen Westintegration. Dieser Konsens bestand bis zu den ersten Schritten zur Privatisierung öffentlicher Infrastrukturdienstleistungen fort und entwickelte über die Jahre der Transformation seine eigene Dynamik und institutionellen Verankerungen. Die schnelle Westanbindung und Integration in die EU - erwachsen aus der Motivation, sich gegen den russischen Nachbarn abzusichern und Investitionen anzuziehen - erzeugte durch den Verkauf estnischer Infrastrukturdienstleistungen vielfach den gegenteiligen Effekt. Die Privatisierung der öffentlichen Infrastrukturunternehmen zog keine ausreichenden Investitionen nach sich. Die Reorganisation des Energiesektors ist durch eine zunehmende Angst vor dem erneut aufkeimenden Einfluss Russlands in der estnischen Wirtschaft geprägt. Es bleibt abzuwarten, so

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die These, welchen Weg Estland in den folgenden Jahren einschlagen wird. Einer Abkehr von der marktliberalen Ausrichtung der estnischen Eliten sind -etwa durch die EU - klare Grenzen gesetzt. So ist unklar, ob die derzeit wachsende Skepsis gegenüber dem Transformationsprozess überhaupt Reformen zulässt, die den sozialen Ausgleich fördern. Wie im gesamten Reorganisationsprozess estnischer Infrastrukturunternehmen wären dann allerdings auch Widersprüche und Probleme zu erwarten. Der einseitig ausgerichtete estnische Neoliberalismus scheint zunehmend an seine Grenzen zu stoßen. (ICF2)

[201-L] Kohl, Heribert: Where do trade unions stand in Eastern Europe today?: stock-taking after EU enlargement, in: Internationale Politik und Gesellschaft, 2008, H. 3, S. 107-130 (library.fes.de/pdf-files/ipg/ipg-2008-3/09_a_kohl_gb.pdf) INHALT: "The transformation of formerly socialist countries in Central and Eastern Europe presented trade unions with an enormous challenge. The pressure to modernize stretched their ability to adapt and innovate in the extreme. They had to build up new structures of industrial relations in a short period of time - something that had taken Western Europe decades to develop. This led to differences in union structures and capacity-building, and to different outcomes of their distributional and representational policies." (author's abstract)|

[202-L] Kuklys, Mindaugas: Gender and ethnic representation in the Baltic legislatures: Latvia and Lithuania, 19902006, in: Mitteilungen / SFB 580, 2008, H. 29, 73 S. (www.sfb580.uni-jena.de/typo3/uploads/tx_publicationlist/Heft29.pdf) INHALT: Inhaltsverzeichnis: Mindaugas Kuklys: Introduction (6-7); Mindaugas Kuklys: Theoretical Framework (8-11); Mindaugas Kuklys: Research on Women and Ethnic Minority MPs (12-16); Mindaugas Kuklys: Structure of Opportunities for Ethnic Minority and Female Legislators in Latvia and Lithuania (17-24); Mindaugas Kuklys: Hypotheses and Analysis of Data (25-59); Mindaugas Kuklys: Conclusion (60-61).

[203-F] Pfannkuche, Alexander, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Bass, Hans Heinrich, Prof.Dr. (Betreuung): Die Bedeutung der internationalen wirtschaftlichen Integration für die Wohlstandsentwicklung von kleinen offenen Volkswirtschaften im Kontext verschiedener Außenhandelsräume INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Baltikum, Kaukasus METHODE: Theorie: Außenhandelstheorie; wirtschaftliche Integration; Kleinstaatenforschung; Transformationstheorie. Methodik: Länderstudien; Cross-Country-Panel; deskriptive Statistik ART: BEGINN: 2008-11 ENDE: 2011-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution INSTITUTION: Hochschule Bremen, Fak. Wirtschaftswissenschaften, Arbeitsbereich Öffentliche Wirtschaft, Finanz und VWL Internationaler Studiengang VWL (Werderstr. 73, 28199 Bremen) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

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[204-F] Alber, Ina, M.A. (Bearbeitung); Rosenthal, Gabriele, Prof.Dr. (Leitung); Rosenthal, Gabriele, Prof.Dr. (Betreuung): Zivilgesellschaftliches Engagement unter Transformationsbedingungen in Polen. Ein biographietheoretischer und diskursanalytischer Zugang INHALT: Durch die seit 1989 in Polen auftretenden gesellschaftlichen Transformationen haben sich bisherige eingeübte soziale Deutungs- und Handlungsmuster sowie der Zukunftshorizont für die Menschen ebenso gewandelt wie die Vorstellungen und Praktiken von Zivilgesellschaft. Die zentrale Forschungsfrage des Dissertationsvorhabens lautet: Welche lebensgeschichtlichen Konstellationen bedingen zivilgesellschaftliches Handeln in der Transformationsgesellschaft Polens? Zivilgesellschaftliches Handeln im Kontext der gesamten Lebensgeschichte zu betrachten, heißt auch immer, die Einbettung in die Kollektivgeschichte und die Gegenwart des Transformationsprozesses zu berücksichtigen. Hierfür wird es notwendig sein, die Veränderungen der öffentlichen Diskurse zu Zivilgesellschaft sowie die Bedeutungen, die das Engagement für die Menschen zu unterschiedlichen Zeiten in ihrem Leben haben konnte, mit in den Blick zu nehmen. Daran anschließend möchte ich auf die Frage eingehen, inwiefern das Handeln der untersuchten AkteurInnen die öffentlichen Diskurse über Zivilgesellschaft mitbestimmt. ZEITRAUM: seit 1989 GEOGRAPHISCHER RAUM: Polen METHODE: Dem Dissertationsvorhaben liegt die Methode der soziologischen Biographieforschung in sozialkonstruktivistischer Tradition zugrunde. Mit Hilfe biographisch-narrativer Interviews sollen die Lebensgeschichten zivilgesellschaftlich Handelnder in Polen erhoben und rekonstruktiv ausgewertet werden. Neben der biographieanalytischen Fokussierung des Vorhabens plant die Bearbeiterin des Weiteren eine wissenssoziologische Diskursanalyse sowohl der Interviewtexte als auch anderer Materialien wie Dokumenten der Massenmedien mit der Frage, welche Deutungsmuster zivilgesellschaftlichen Engagements sich in diesem Kontext rekonstruieren lassen. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 20). Wissenssoziologische Diskursanalyse. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2008-10 ENDE: 2011-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Institution; Wissenschaftler INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften (Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0551-39-14207, e-mail: [email protected])

[205-L] Baczkowski, Tomasz: "Diese widerwärtigen Päderasten...": Grundrechte, sexuelle Minderheiten und deutschpolnische Spannungen, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 19/2008, H. 6, S. 33-41 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Der Eindruck, so der Verfasser, die polnische Rechte hätte sich angesichts des Drucks der europäischen Öffentlichkeit mit ihrer Niederlage im ideologischen Krieg gegen Lesben und Schwule abgefunden, ist dennoch trügerisch. Zutreffender scheint, dass sie ihren rechtskonservativen Grundpositionen einschließlich der homophoben Ressentiments nur mehr in weniger direkter Weise auf europapolitischem Terrain Geltung zu verschaffen sucht. Die Tat-

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sache, dass sich der Staatspräsident lange Zeit weigerte, den Entwurf der Europäischen Verfassung bzw. den Europäischen Reformvertrag zu unterzeichnen, und schließlich die Garantie aushandelte, dass Polen die Charta der Grundrechte nicht unterzeichnen muss, zeigt, dass diese Grundhaltung nach wie vor politisch relevant ist. Die Euphorie, mit der die Interessen der sexuellen Minderheiten in Polen von deutscher Seite unterstützt wurden, ist inzwischen abgeebbt. Für die deutschen Medien haben Konflikte mit Polen seit dem polnischen Regierungswechsel vom Herbst 2007 an Attraktivität verloren. Zudem gibt es andere Länder wie Belarus, die Ukraine, Russland oder arabische Staaten, in denen die Lage von sexuellen Minderheiten noch prekärer ist. Gleichwohl ist kaum zu übersehen, dass die Solidarität aus Deutschland die Entwicklung der polnischen Lesben- und Schwulenbewegung und den Umgang des Staates mit ihr spürbar beeinflusst hat. Zumindest ist zu bezweifeln, dass die Warschauer Sicherheitsorgane die Teilnehmer der Gleichheitsparade von 2005 auch dann vor Übergriffen durch gewalttätige Rechte geschützt hätten, wenn keine so prominenten ausländischen Politiker teilgenommen hätten. (ICF2)

[206-F] Besier, Gerhard, Prof.Dr.Dr.; Madajczyk, Piotr, Prof.Dr. (Bearbeitung): Polen - Deutsche. Bürgerkontakte 1971-2005 INHALT: Das vom Institut für Politische Studien der Polnischen Wirtschaftsakademie Warschau (Prof. Piotr Madajczyk) in Zusammenarbeit mit dem Hannah-Arendt-Institut entwickelte Projekt wird von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit finanziell gefördert. Im Mittelpunkt stehen die Formen der Bürgerkontakte zwischen Deutschen und Polen in den Jahren 1971 bis 2005. "Gesellschaftliche Kontakte" oder "Bürgerkontakte" bezeichnen jenen Bereich zwischen Politik und Privatsphäre, den man in Deutschland als "Zivilgesellschaft" oder "Bürgergesellschaft" bezeichnet. Diese Kontakte können positiver (Zusammenarbeit, gemeinsame Ziele und Werte) wie negativer (Spannungen, Wert- und Zielunterschiede) Natur sein. Es wird untersucht, inwieweit die politische und institutionelle Zusammenarbeit eine Verlängerung und Stütze in den zivilgesellschaftlichen Kontakten findet. Zudem geht es um deren Niederschlag in der Forschung. Vom 17. bis 19. November 2006 fand im Institut für Politische Studien in Warschau das erste Projekttreffen statt. Von Seiten des Hannah-ArendtInstituts nahmen Gerhard Besier, Gerhard Lindemann, Katarzyna Stoklosa und Thomas Widera daran teil. Die Vorträge zogen ein Resümee der bisherigen Forschung und präsentierten Perspektiven für die Weiterarbeit. Neben den politischen Rahmenbedingungen ging es um Kontakte in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Bildung und Religion. Berücksichtigung fanden auch Verbindungen im grenznahen Bereich, Städtepartnerschaften und die Rolle nationaler Minderheiten. Dabei wurde deutlich: bis 1989 dürfen Kontakte zu jeweils einem deutschen Staat nicht isoliert von dem anderen betrachtet werden. Überdies hatten Institutionen und Netzwerke in beiden Ländern unterschiedliche Bedeutung. So war eine der Wurzeln der ostdeutschen Friedensbewegung die Wehrdienstverweigerung, während bei ihrem polnischen Pendant ein antisowjetischer Impetus dominierte. Im Bereich der Religion ist in Polen der Katholizismus die Konfession der breiten Bevölkerungsmehrheit, und die Entchristlichung der Gesellschaft blieb deutlich hinter der Entwicklung in Ostdeutschland zurück. Für 2007 ist eine Konferenz zum Thema in Dresden geplant. ZEITRAUM: 1971-2005 VERÖFFENTLICHUNGEN: Madajczyk, Piotr: Die deutsch-polnischen Kontakte der Zivilgesellschaften. in: Polsko-Niemieckie Kontakty Obwatelskie. S. 13-19. ART: AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit

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INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Europastudien (01062 Dresden) KONTAKT: Besier, Gerhard (Prof.Dr.Dr. Tel. 0351-463-32802, e-mail: [email protected])

[207-L] Bingen, Dieter; Loew, Oliver; Wenninger, Agnieszka (Hrsg.): Polenforschung in Deutschland: eine Zwischenbilanz, (GESIS-Tagungsberichte, Bd. 2), Bonn 2008, 155 S., ISBN: 978-3-86819-004-5 (Graue Literatur) INHALT: "Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Polen führte in der Bundesrepublik Deutschland lange ein Nischendasein und stand im Schatten des Ost-West-Konflikts wie auch der tragischen Ereignisse der deutsch-polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Nach der Systemtransformation von 1989 änderte sich dies rasch. Bei aller Intensivierung der polenbezogenen Forschung in Deutschland konnten die wissenschaftlichen Polenkompetenzen jedoch nur selten institutionell gesichert und gebündelt werden. Das Deutsche Polen-Institut lud deshalb im November 2007 Vertreter unterschiedlicher Fächer zu einem Workshop nach Darmstadt ein, um einen Überblick über den Stand der Polenforschung zu geben. Der vorliegende Band präsentiert die Situation polenbezogener Forschung in Deutschland auf dem Gebiet der Geschichts- und Kulturwissenschaften, Kunstgeschichte, slawistischen Literaturwissenschaft, Humangeographie, Soziologie, Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften. Ein Überblick über die Lage der Deutschlandforschung in Polen rundet die Publikation ab. Im Anhang des Bandes findet sich eine Zusammenstellung aktueller sozialwissenschaftlicher Forschungsprojekte, die sich schwerpunktmäßig mit Polen befassen. Die Projektübersicht basiert auf der GESIS-Datenbank SOFIS (Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem)." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Peter Oliver Loew: Polenforschung in Deutschland: Aktuelle Lage - Forschungsdesiderate - Institutionalisierung (9-14); Hans-Jürgen Bömelburg: Geschichte Polens in Deutschland (15-20); Claudia Kraft: Kulturwissenschaftliche Polenforschung (21-32); Dietmar Popp: Die Forschung zu Kunst und Architektur in Polen in der deutschen Kunstwissenschaft - Jüngere Entwicklungen (seit 1989/90) und heutiger Stand (33-48); Alfred Gall: Die Lage der Polonistik (Literaturwissenschaft) in Deutschland (49-58); Stefan Garsztecki: Sozialwissenschaftliche Polenforschung (59-68); Robert Pütz: Polenbezogene Forschung in der Geographie (69-74); Piotr Pysz: Deutsche wirtschaftswissenschaftliche Polenforschung (75-82); Krzysztof Ruchniewicz: Deutschlandstudien in Polen vor und nach 1989 (83-98).

[208-L] Bingen, Dieter (Hrsg.): Interesse und Konflikt: zur politischen Ökonomie der deutsch-polnischen Beziehungen, 1900-2007, (Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt, Bd. 25), Wiesbaden: Harrassowitz 2008, 339 S., ISBN: 978-3-447-05677-9 (Standort: UuStB Köln(38)-35A7173) INHALT: "Die deutsch-polnischen Beziehungen haben sich im vergangenen Jahrhundert vielfach gewandelt bevor der politische Umbruch von 1989 eine ungeahnte Intensivierung mit sich brachte. Während die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Kontakte häufig Gegenstand wissenschaftlicher Darstellungen gewesen sind, gibt es bislang nur wenige Arbeiten über die ökonomische Dimension des nachbarschaftlichen Miteinanders. Insbesondere fehlt es an Untersuchungen, welche die gegenwärtigen wirtschaftlichen Beziehungen in eine weitere historische Perspektive stellen. Der Sammelband, Ergebnis einer Tagung vom Frühjahr

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2007, ist eine Bestandsaufnahme gesicherten Wissens aber auch aktueller Forschungsgegenstände über ein Jahrhundert wirtschaftlicher Relationen zwischen Deutschland und Polen. Diskutiert werden die Entwicklungen von Außenhandel, Kapitalströmen und Arbeitsmigration im politischen und gesellschaftlichen Kontext, aber auch das Verhältnis zwischen Ökonomie, Ideologie, Moral und Ethik in der Beziehungsgeschichte. Der gewählte Zeitraum umfasst dabei absichtlich die großen Zäsuren des 20. Jahrhunderts, um in einem möglichst systematischen Zugriff Aufschlüsse über langfristige Entwicklungen zu erlauben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Nikolaus Wolf: Ökonomische Zugänge zur Geschichte der deutschpolnischen Beziehungen (9-22); Stefan Kowald: Der deutsch-polnische Handel, 1900-2006 (25-46); Christopher Kopper: Den Rücken zugewandt? Deutsch-polnische Verkehrsbeziehungen 1920 bis 2000 (47-57); Uwe Müller: Die sozialökonomische Situation in den ostdeutschen Grenzregionen und die Beziehungen zu Polen im 20. Jahrhundert (58-77); Hans Christian Heinemeyer: Kommentar: Die Auswirkung des Ersten Weltkriegs auf die wirtschaftliche Verflechtung Zentraleuropas (78-84); Wojciech Morawski: Das deutsche Kapital im Polen der Zwischenkriegszeit (85-96); Lukasz Dwilewicz: Deutsche Direktinvestitionen in Polen in den Jahren 1990-2006 (97-120); Rolf Wörsdörfer: Ein "slawischer Bund" an Rhein und Ruhr? Voraussetzungen der nationalen Mobilisierung polnischer, tschechischer und slowenischer Bergarbeiter im Ruhrgebiet (1880-1941) (123-142); Christian Westerhoff: Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg? Rekrutierung von Arbeitskräften aus Polen und dem Baltikum für die deutsche Kriegswirtschaft 1914-1918 (143-160); Jedrzej Chuminski: Die Rolle ehemaliger Zwangsarbeiter bei der Besiedlung und Bewirtschaftung der sogenannten Wiedergewonnenen Gebiete in Polen in den Jahren 1945-1956 (161-181); Ingo Loose: Die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik in Polen als Gegenstand der Forschung und der Instrumentalisierung im politischen Raum (185-200); Stanislaw Meduck: Polens Wirtschaft unter der Besatzung des nationalsozialistischen Deutschen Reiches (1939-1945) (201-220); Ronald Bachmann; Sebastian Plociennik: Transformationsprozesse auf dem ostdeutschen und polnischen Arbeitsmarkt seit 1990 (223-242); Maria Piotrowska: Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit als Hauptziel der Geldpolitik in Polen? Die Erfahrungen der Bundesbank (243-258); Martin Petrick: Abwanderung und Widerspruch: Wie Landwirte in Deutschland und Polen auf wirtschaftlichen Anpassungsdruck reagieren (259-277); Silke Röttger: Ideologie, Integration und nationale Interessen - Argumentationsspielräume der DDR und Polens zwischen Westpolitik und Ostintegration in den 1970er Jahren (281-296); Krzystof Ruchniewicz: Polnische Bemühungen um die deutsche Wiedergutmachung nach 1944/45. Problemaufriss (297-309); Dieter Bingen: Ökonomie der Werte in den westdeutsch-polnischen Beziehungenzwischen den 1950er und 1970er Jahren (310-327).

[209-L] Choluj, Bozena: Europa-Modelle in den deutsch-polnischen Beziehungen in Vergangenheit und Gegenwart, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 19/2008, H. 6, S. 42-52 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die Verfasserin zeigt, dass der Europa-Diskurs einen starken Wandel durchlaufen hat. Auf der Suche nach entsprechenden Formen, Strukturen und vor allem nach einer geeigneten Begrifflichkeit nahm er seinen Weg von abstrakten Projektionen einer neuen Religiosität über Utopien unterschiedlicher Koalitionen und Föderationen bis hin zu Ideen für die innere politische Reorganisation Europas. Das einmal veröffentlichte Gedachte löst sich nicht auf, son-

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dern wirkt nach, verwandelt sich in einen bestimmten Denkstil in der binneneuropäischen Politik. Es dokumentiert einen gegenläufigen Prozesse zur Entwicklung der Nationalstaaten: Parallel zur nationalen Differenzierung wurde in Ost und West nach Gemeinsamkeiten und Gemeinschaften gesucht. Nationale Unterschiede werden zugunsten letzterer ausgelegt, als komplementäre Phänomene, die zur Entwicklung einer neuen kulturellen und wirtschaftlichen Qualität beitragen könnten. Diese beiden Tendenzen lassen sich in dem zeitgenössischen Europa-Diskurs nicht mehr auseinanderdividieren, zumal die Kategorie der Nation nur durch die Kategorie des nationalen Staates ersetzt wurde. Nach den überstandenen politischen Krisen in Europa sind diese beiden Typen von Europa-Modellen in den internationalen Beziehungen mehr oder weniger präsent. In relativ klaren Formen treten sie in den deutsch-polnischen Beziehungen auf. Da das Trauma der Staatsauflösung auf der polnischen Seite insbesondere infolge des Zweiten Weltkriegs und des "Kalten Kriegs" stark präsent ist und sich fest in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben hat, ist es immer noch leicht abzurufen und in jeder politischen Auseinandersetzung einsetzbar. Der öffentliche deutsche Diskurs verfügt über negative Bilder und Metaphern der Nation und des nationalen Kampfes. Die fertigen Deutungsmuster versperren beiden Seiten, wie man in polnischen und deutschen Medien seit einigen Jahren beobachten kann, den Weg zu einem gemeinsamen sachlichen bzw. analytischen Umgang mit politischen und wirtschaftlichen Problemen hinter der östlichen Grenze Polens, die seit 2004 eine gemeinsame EU -Außengrenze ist. Ihre Verdrängung belastet die deutsch-polnischen Beziehungen, solange man keine gemeinsame Sprache über sie findet. (ICF2)

[210-L] Deutsches Polen-Institut (Hrsg.): Jugend, , Bd. 19 2008, 242 S., ISBN: 978-3-447-05740-0 INHALT: Auch das aktuelle Polen-Jahrbuch ist aus politikwissenschaftlicher Sicht wieder - 2007 ging es um Städte, 2006 um Frauen - einem Randthema gewidmet. Dennoch vermögen einige Beiträge das fachliche Interesse des Lesers zu wecken. Tadeusz Szawiel präsentiert Umfragedaten zur polnischen Jugend zwischen Patriotismus und europäischer Identität. Vor allem die Art der Demokratieunterstützung der Polen vermag zu beeindrucken: 'Die Polen blicken auf die Demokratie vor allem durch die Brille der Freiheit. In repräsentativen Meinungsumfragen nach den guten Seiten der Demokratie sind drei der am häufigsten genannten Merkmale: die Freiheit des Wortes, die politische Freiheit und die persönliche Freiheit.' (124) Jacek Kurzepa beschreibt in seinem Beitrag 'Antonymien der jungen Jahre' (94) und entwickelt daraus eine Typologie jugendlicher Lebensstile in Polen. Bartosz T. Wielinski leistet eine Bestandsaufnahme der 'Generation Migration' (69). Damit trifft er den Grundtenor der meisten Beiträge des Bandes. Bleiben oder gehen, das ist für viele junge Polen die Grundfrage. Die abschließend folgenden literarischen Beiträge junger polnischer Autoren vermitteln ein authentisches und vielschichtiges Bild der Lebenssituation polnischer Twens zwischen Prekarisierung und Aufstiegshoffnungen, die gleichzeitig ein großes Stück gesamteuropäischer Normalität zeigen. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Michal Olszewski: Generation mit Schluckauf (917); Kuba Wandachowicz: Generation Nichts (18-24); Rainer Mende: Kultur und Lebensgefühl junger Polen im 21. Jahrhundert. Zwischen JP2, Nic, Nike und HWDP (25-37); Zbigniew Nosowski: Streben nach Höherem: Generation JP2? (38-48); Tomasz Szlendak: Die Versupermarkung der Jugend. Polnische Jugendliche zwischen Konsum und Tradition (49-68); Bartosz T. Wielinski: Generation "Migration" (69-79); Katrin Lechler: Start mit angezogener Handbremse. Was junge Polen aus ländlichen Regionen antreibt umtreibt und manchmal auch davontreibt (80-90); Jacek Kurzepa: Die polnische Jugend und die Vielzahl

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neuer kultureller Gesellschaftsmodelle (91-102); Bernadette Jonda: Polnische Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsensein: Familie, Unabhängigkeit, Liebe und Sex (103-114); Tadeusz Szawiel: Polnische Jugend zwischen Patriotismus und europäischer Identität (115-124); Anna Bikont/ Hanna Swida-Ziemba: Acht mal Jugend. Über die polnische Jugend - von 1945 bis zur jüngsten Generation. Gespräch (125-138); Krzysztof Kosinski: Die Jugend der 1980er Jahre in der Volksrepublik Polen: neben dem System (139-153); Bronislaw Maj: a- C- D- Fa- C- E ... (155-162); Piotr Ibrahim Kalwas: Salam (163-178); Ignacy Karpowicz: Nicht ganz okay (179-191); Jan Krasnowolski: Die Kreuzung (192-198); Piotr Czerski: Vater geht (199208); Tomasz Man: 111 (209-224); Aleksander Jurewicz: Asche und Wind (225-226); Klaus Bachmann: Jahresrückblick - Polen 2007 (228-236).

[211-F] Emmermann, Claudia; Warych, Piotr, Dr.; et alii (Bearbeitung); Stoltenberg, Ute, Univ.Prof.Dr.rer.soc. (Leitung): Lehrerbildung im Kontext von Regionalentwicklung als Projekt nachhaltiger Entwicklung in Polen INHALT: Wielkopolska ist eine Region in Polen, deren Wirtschaftsstruktur stark von der Landwirtschaft mit den besonderen Problemlagen aber auch Vorteilen kleiner und mittlerer Betriebe geprägt ist. Region und Bildung - als Aufgabenbereiche einer nachhaltigen Entwicklung lassen sich hier beispielhaft verbinden. Bildung auf regionale Bedürfnisse zu beziehen, insbesondere vor dem Hintergrund wachsender Probleme des ländlichen Raumes, stellt ein innovatives Vorgehen auf dem Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung dar. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Lehrerbildung zu - denn zukünftige Lehrerinnen und Lehrer sind maßgebliche Multiplikatoren einer 'Bildung für nachhaltige Entwicklung'. Durch die Integration von Lehrerbildung und Regionalentwicklung verbinden sich wissenschaftliche Interessen mit denen regionaler Akteure: die Stärken der Region zu kennen, ein Bewusstsein für diese zu schaffen und sie zum Ausgangspunkt einer nachhaltigen Entwicklung zu machen. Im Mittelpunkt des zweijährigen Forschungsvorhabens steht die integrative Entwicklung dreier Initiativen zur Regionalentwicklung in Wielkopolska (Polen): 1. Gestaltung der Lehrerbildung im Sinne einer 'Bildung für eine nachhaltige Entwicklung'; 2. Entwicklung eines Bauernhofs als Bildungsstätte; 3. Aufbau einer Vermarktungsgesellschaft für qualitätsvolle Produkte der Region. Alle drei Teilprojekte zielen auf die Etablierung neuer regionaler Bildungs- und Wirtschaftsstrukturen und auf eine neuartige Verknüpfung dieser Felder. Diese Verknüpfung setzt eine transdisziplinäre Forschungsstrategie voraus: Wissenschaftliches Wissen ist mit dem Wissen der Akteure in den drei Handlungsfeldern zusammenzuführen. Das Projekt wird geleitet und koordiniert von der Universität Lüneburg (Institut für integrative Studien) und der Adam Mickiewicz Universität (Institut für Pedeutologie) in Kooperation mit der ökonomischen Akademie und der Landwirtschaftsakademie in Posen. Kooperationspartner ist zudem das Department für Landwirtschaft, Geodäsie und Kartographie des Marschallamts Großpolen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Polen VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: S. www.wielkopolska-projekt.org/ressourcen_de.html . ART: BEGINN: 2005-01 ENDE: 2007-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Deutsche Bundesstiftung Umwelt INSTITUTION: Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für integrative Studien -InfiS- (Scharnhorststr. 1, 21335 Lüneburg) KONTAKT: Leiterin (e-mail: [email protected])

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[212-L] Hanska, Iwona Anna: The European Union after enlargement: a Polish view, in: Dai Bingran (Hrsg.) ; Jian Junbo (Hrsg.): The enlarged European Union : prospects and implications, Baden-Baden: Nomos Verl.Ges., 2008, S. 95-114 INHALT: Polen ist, so die Verfasserin, aus geographischer Sicht das sechstgrößte und eines der am dichtesten bevölkerten Länder innerhalb der EU. Deshalb betrachtet es sich als einen der mächtigeren Mitgliedsstaaten. Die fast vier Jahre der Mitgliedschaft sind durch mehrere Diskussionen zwischen der polnischen Regierung und der europäischen Union, insbesondere in Bezug auf die Gemeinsame Sicherheits- und Außenpolitik, gekennzeichnet. Es ist notwendig, sowohl die polnische Politik als auch die langfristigen Visionen bezüglich der zukünftigen Entwicklung der europäischen Union zu analysieren. Dabei handelt es sich vor allem darum, wie Polen diese Perspektive sieht und was die EU von ihren neuen osteuropäischen Mitgliedsstaaten erwartet. Das bedeutet, vor allem folgende Fragen zu beantworten: Welche sind die wichtigsten Ziele der polnischen Politik nach der Integration Aufnahme des Landes in die EU gewesen? In wie fern sind die polnischen Interessen und Normen/Werte mit jenen der anderen EU-Mitgliedern kompatibel? Wie einflussreich ist Polens Politik im Hinblick auf die Veränderungen der institutionellen Struktur der EU und der Integration im allgemeinen, und in wie fern ist Polen bereit, die Integration zu vertiefen und die Erweiterung der EU zu fördern? Diese Fragen stellen den Gegenstand der Studie dar. (ICF2)

[213-L] Keinz, Anika: Polens Andere: Verhandlungen von Geschlecht und Sexualität in Polen nach 1989, Bielefeld: transcript Verl. 2008, 273 S., ISBN: 978-3-8376-1011-6 INHALT: "Diese Studie betrachtet die Konfiguration und wechselseitige Hervorbringung von nationalen Selbstverständnissen und Geschlechter- bzw. Sexualitätskonzepten im post-sozialistischen Polen. Aus der Perspektive der politischen Anthropologie werden die sich überlappenden, verschränkten und verknoteten Diskurse, Redeweisen, Referenzrahmen und Aktionen nachgezeichnet, die von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren innerhalb und außerhalb Polens bestimmt sind. Dabei geht es um die Neuverhandlung nicht nur nationaler Konzepte, sondern auch neuer kultureller Möglichkeitsräume und Subjektivitäten im spannungsreichen Feld von nationaler, europäischer und feministischer Politik." (Autorenreferat)

[214-F] Kopycka, Katarzyna, M.A. (Bearbeitung): Zwischen demographischem und ökonomischem Zwang - der polnische öffentliche Bildungssektor als Arbeitgeber INHALT: Demographischer Wandel und vor allem die demographische Alterung werden heute als wesentliche Probleme fortgeschrittener Gesellschaften betrachtet. Da sich diese negativen Tendenzen kurzfristig nicht beeinflussen lassen, ist es notwendig, adäquate Umgangsweisen mit dem Phänomen demographischer Alterung zu entwickeln. Von Geburtenrückgang in den letzten Jahrzehnten wurde vor allem der öffentliche Bildungssektor besonders schwer geprägt. Die rückläufige Zahl der Kinder, die eingeschult werden verursacht eine wesentliche Verschlechterung der Finanzlage der Schulen und weiteren Bildungsinstitutionen und verlangt die Einsetzung von Sparmaßnahmen. Da die Personalausgaben den höchsten Kostenan-

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teil der Schulen ausmachen, stellt dieses Feld die größte potenzielle Quelle für Einsparungen dar. Gegenstand dieses Forschungsprojekts sind daher die Anpassungsstrategien und Reaktionsweisen des polnischen öffentlichen Bildungssektors auf demographische Alterungsprozesse. Der Schwerpunkt des Projekts liegt dabei auf der Untersuchung der Bedingungen und der Feststellung des Flexibilitätsgrads des Lehrerarbeitsmarktes in Polen. Die forschungsleitende Frage lautet: Welche Strategien entwickeln Arbeitgeber des öffentlichen Bildungssektors in Polen unter dem Eindruck demographischer und ökonomischer Zwänge? GEOGRAPHISCHER RAUM: Polen METHODE: Die Arbeit ist im handlungstheoretischen Paradigma eingebettet und basiert auf der erweiterten Rational Choice Theorie. Als Erklärungsmodell wird das Zwei-Ebenen-Modell von Coleman, bzw. Esser benutzt. Untersuchungsdesign: Panel; Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: ca. 30; 2478; Auswahlverfahren: theoretisches Sampling). Sekundäranalyse von Individualdaten (Prozessgenerierte Daten, ministerieller Datensatz; Auswahlverfahren: total). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kopycka, Katarzyna: Reform des polnischen Bildungssystems eine expansive Strategie des Staates gegenüber dem demographischen Wandel? in: Werz, Nikolaus (Hrsg.): Demografischer Wandel - politische und gesellschaftliche Implikationen. Veröffentlichungen der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft, 25. Baden-Baden: Nomos 2008, S. 111-124. ISBN 978-3-8329-3211-4. ART: BEGINN: 2006-02 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Gottlieb Daimler- und Karl Benz-Stiftung INSTITUTION: Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb. Sozialstrukturanalyse moderner Gesellschaften (06099 Halle) KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0345-55-24257, Fax: 0345-55-27150, e-mail: [email protected])

[215-L] Krzywdzinski, Martin: Interessenvermittlung in den mittelosteuropäischen Transformationsstaaten: Arbeits- und Sozialpolitik in Polen, in: Zeitschrift für Politikwissenschaft : Journal of Political Science, Jg. 18/2008, H. 4, S. 423-456 (Standort: USB Köln(38)-EWA Z3338; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Welchen Einfluss hatten Interessenorganisationen der Beschäftigten und der Unternehmen auf die Arbeits- und Sozialpolitik im Transformationsprozess Mittelosteuropas? Die Arbeitsrechts- und die Rentenreform als zwei zentrale Reformprojekte der 90er-Jahre in Polen stehen im Zentrum der Untersuchung. Die Gewerkschaften repräsentierten die handlungsfähigste Gruppe von Kollektivakteuren und waren in alle politischen Koalitionen der 90erJahre eingebunden, während die Wirtschaftsverbände erst am Anfang ihres Entwicklungsprozesses standen. Dennoch konnten die Gewerkschaften ihre Machtressourcen nur dann in erfolgreiche Einflussnahme umsetzen, wenn sie sozialen Protest mobilisierten und wenn sie nicht mit dem Widerstand wichtiger Akteure in der Regierung konfrontiert waren. Die ideologische Ausrichtung der Regierung auf der Links-Rechts-Skala spielte hingegen keine Rolle bei den Entscheidungsprozessen. Der Wandel der gewerkschaftlichen Mobilisierungsfähigkeit und der Akteurskonstellationen in der Regierung führte zu instabilen Politikzyklen, in denen sich Phasen der Stärkung der Arbeitsstandards und der sozialen Sicherung mit Phasen der Deregulierung abwechselten. Im Resultat ist es nicht zu einem radikalen Abbau wohlfahrts-

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staatlicher Sicherungen und arbeitsrechtlicher Standards gekommen, es ist auch kein spezifisch 'mittelosteuropäisches' Modell des Wohlfahrtsstaates und der Arbeitsregulierung entstanden. Die Entwicklung war vielmehr durch ein 'muddling through' gekennzeichnet, durch das sich eine Mischung liberaler und konservativ-korporatistischen Modelle entwickelte." (Autorenreferat)

[216-L] Krzeminski, Adam: Testfall für Europa: deutsch-polnische Nachbarschaft muss gelingen, (Standpunkte), Hamburg: Ed. Körber-Stiftung 2008, 107 S., ISBN: 978-3-89684-136-0 INHALT: "Das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen ist ein Seismograf für Europa. Nur wenn es gelingt, ein spannungsfreies Verhältnis zwischen beiden Staaten aufzubauen, hat die Gemeinschaft der Europäer eine Chance, so der polnische Journalist Adam Krzeminski. Eine Herausforderung, die es in sich hat. Denn die deutsch-polnische Nachbarschaft gehört zu den schwierigsten in Europa. Noch immer prägen historische Lasten und Vorurteile das Verhältnis - unterschiedliche Wirtschaftskraft und gegenseitige Unkenntnis sorgen zusätzlich für Konflikte. Ob in der Frage des 'Zentrums gegen Vertreibungen', der Ostsee-Gaspipeline oder der deutschen Haltung gegenüber Russland: Schnell reagieren beide Seiten emotional. Eine funktionale Partnerschaft zwischen Deutschland und Polen ist jedoch unerlässlich. Das erfordert eingenerelles Umdenken: Deutschland muss auf den Nachbarn Rücksicht nehmen, statt seine Interessen zu ignorieren. Polen darf sich nicht verschließen, sondern muss selbstbewusst die Zusammenarbeit suchen. Misslingt diese Partnerschaft, wird die Vision der Europäischen Gemeinschaft letztlich scheitern." (Autorenreferat)

[217-L] Krzywdzinski, Martin: Arbeits- und Sozialpolitik in Polen: Interessenvermittlung und politischer Tausch in einem umkämpften Politikfeld, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2008, 323 S., ISBN: 978-3-53115609-5 INHALT: Die jüngere gesellschaftliche Entwicklung Polens ist durch regelmäßige Wechsel der politischen Kräfteverhältnisse und Strategien gekennzeichnet, mit der Folge von teils gegensätzlichen Einschätzungen des Landes: 'Während westeuropäische Beobachter immer wieder ein neoliberal geprägtes Polen wahrnehmen und eine weitgehende Ohnmacht der Gewerkschaften diagnostizieren, dominierte in den polnischen Medien der 1990er Jahre die Wahrnehmung eines starken Einflusses der Gewerkschaften auf den Transformationsprozess, bis hin zur 'Gewerkschaftokratie'' (13), schreibt der Autor und fragt vor diesem Hintergrund nach den Mechanismen der Interessenvermittlung in der polnischen Arbeits- und Sozialpolitik. Den Schwerpunkt bilden die Legislaturperiode der sozialdemokratisch geführten Regierung von 1993-1997 sowie die der Koalition von Solidarnosch und der liberalen Freiheitsunion von 1997-2001. Durch welche Interessen- und Machtkonstellationen zeichnet sich dieses Politikfeld aus? Wie groß ist der Einfluss der Akteure wie Regierung, Parteien, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände auf den politischen Entscheidungsprozess? Inwieweit spiegeln die Kräfteverhältnisse grundlegende Interessenkonflikte wider und wie gestaltet sich der Prozess der Formierung und Selektion sozioökonomischer Interessen? Diese und weitere Fragen werden am Beispiel der Arbeitsrechts- und Rentenreform vertiefend untersucht. Der empirischen Analyse liegt ein mehrschichtiges Untersuchungsgerüst zugrunde, das Elemente der marxisti-

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schen Staats- und Gesellschaftstheorie, organisationssoziologische und netzwerkanalytische Ansätze sowie das Konzept des politischen Tausches umfasst. Mit diesem Rüstzeug gelingt es dem Autor nicht nur, die Interessenlagen der einzelnen Akteure zu erfassen, sondern ebenso die Interaktionen sowohl innerhalb einzelner Organisationen als auch zwischen den Politikfeldakteuren zu erforschen. Damit leistet Krzywdzinski einen differenzierten Beitrag zum tieferen Verständnis der internen Funktionsweise von Politikfeldern. (ZPol, NOMOS)

[218-L] Lempp, Albrecht: Divergierende Dynamiken, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 19/2008, H. 6, S. 23-32 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: In den deutsch-polnischen Beziehungen der Nachkriegszeit gibt es, so der Verfasser, zwei versetzt verlautende Entwicklungskurven: einerseits die der zivilgesellschaftlichen Kräfte, häufig im Kontext eines intensiven kulturellen Austauschs oder auch kirchlicher Initiativen, andererseits die der politischen Kräfte. In den 1960er und 1980er Jahren waren die gesellschaftlichen Kräfte Motor für die Fortentwicklung der Beziehungen, in den 1970er und 1990er Jahren dagegen stand die Dynamik des politischen Handelns im Vordergrund. Man kann sagen, dass der deutsch-polnische Dialog der Nachkriegszeit mit dem Brief der polnischen Bischöfe als symbolischer Zäsur seinen Anfang hatte, während für die 1970er Jahre die Ostpolitik Willy Brandts, der Warschauer Vertrag und Brandts Kniefall stehen. Auch die Erleichterungen, die aus den KSZE- Verhandlungen von 1975 in Helsinki resultierten, waren Ergebnisse politischer Entscheidungen. Ganz anders die 1980er Jahre: Hier bildete die Politik das verzögernde, das konservierende Element, während die Hilfssendungen für Polen, aus der Bevölkerung heraus organisiert, die gesellschaftliche Stimmung widerspiegelten. Nach der Wende von 1989 gaben in den 1990er Jahren politische Entwicklungen das Tempo der Veränderungen vor und gestalteten die Qualität der Beziehungen: Der NATO-Beitritt Polens und die Vorbereitungen für einen EU-Beitritt bestimmten das Bild. Wir brauchen Bilder, so die These, um unsere Geschichten aufeinander abzustimmen und sicherzustellen, dass wir dieselben Koordinaten verwenden. Es ist deshalb für Polen auch ein Ärgernis, ein fatales Versäumnis, dass nicht Solidarnosc als Symbol für das Ende der Ost-West-Teilung in das Geschichtsbewusstsein der Menschen eingegangen ist, sondern der Fall der Berliner Mauer. (ICF2)

[219-L] Münch, Holger: Erdrutsch als Oberflächenphänomen: die Parlamentswahlen in Polen vom 21. Oktober 2007, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 39/2008, H. 4, S. 756-772 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Mit den polnischen Parlamentswahlen vom Herbst 2007 setzte sich das Phänomen alternierender Wahlsieger fort, das für Polen seit dem Übergang zur Demokratie 1991 charakteristisch ist. Die ultra-katholischen und populistischen Parteien verschwanden aus beiden Kammern des Parlaments und die - vor allem im Ausland - unpopuläre Kaczynski-Regierung erlitt eine schwere Niederlage. Die nachfolgende Koalition besteht aus - vor allem in Fragen der Wirtschaftspolitik - sehr unterschiedlichen Partnern. Sie steht unter hohem Druck, der von dem permanenten Konflikt mit einem Präsidenten aus dem unterlegenen Lager verursacht wird. Vor diesem Hintergrund scheint die Aufgabe, die lang erwarteten notwendigen Refor-

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men zu implementieren, fast unerfüllbar. Die Hoffnung und Euphorie der Wähler wird wohl bald wieder einer Welle der Demobilisierung Platz machen, wovon die Kaczynski-Brüder profitieren könnten. 2007 konnten sie an Stimmen gewinnen. Ihre Partei ist eine der wenigen, wenn nicht die einzige stabile Kraft in einer politischen Landschaft, die von hoher Fluktuation und geringer Stabilität gekennzeichnet ist. (ICEÜbers)

[220-L] Nadolska, Jadwiga: Neue Schwerpunkte in der polnischen Arbeitsmarktpolitik: ein Überblick über die Entwicklung der polnischen Arbeitsmarktpolitik seit 1989, (Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Abteilung Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigung, 2008-106), Berlin 2008, 31 S. (Graue Literatur; bibliothek.wzb.eu/pdf/2008/i08-106.pdf);Forschungsbericht/Nummer:SPI2008-106 INHALT: "Der vorliegende Beitrag untersucht die neusten Entwicklungen in der polnischen Arbeitsgesetzgebung aus der Perspektive der laufenden Debatte über die aktivierende Arbeitsmarktpolitik. Es wird der Frage nachgegangen, ob Polen dem internationalen Trend zu Workfare-Strategien in der Arbeitsmarktpolitik folgt. Zunächst wird ein historischer Überblick über den Auf- und Ausbauprozess der arbeitsmarktpolitischen Institutionen und Instrumente nach der Wende 1989 geliefert. Danach wird untersucht, inwieweit das letzte Gesetz über Beschäftigungsförderung und Arbeitsmarktinstitutionen von 2004 die Erfahrungen von Polens Nachbarländern in der Aktivierung der Arbeitslosen berücksichtigt. Es werden die neuen Instrumente dargestellt, die einerseits fördernde, andererseits fordernde Elemente beinhalten. Abschließend folgt eine kritische Einschätzung der bestehenden Defizite in der polnischen Arbeitsmarktpolitik." (Autorenreferat)

[221-L] Natorski, Michal: National concerns in the EU neighbourhood: Spanish and Polish policies on the Southern and Eastern Dimensions, in: Laure Delcour (Hrsg.) ; Elsa Tulmets (Hrsg.): Pioneer Europe? : testing EU foreign policy in the neighbourhood, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 57-75 INHALT: Der Beitrag untersucht die Vorschläge Spaniens und Polens für das European Neighbourhood Policy - Programm und geht dabei der Frage nach, wie die Ähnlichkeiten dieser Vorschläge zu erklären sind. Es wird argumentiert, dass beide Vorschläge von den nationalen Positionen in Bezug auf die Nachbarschaft bestimmt worden sind. Im Falle Polen ergeben sich auch Evidenzen, dass die Führung Spaniens in der Entwicklung des Barcelona-Prozesses eine Inspiration bei der Formulierung der polnischen Politik in Bezug auf die östlichen Nachbarn gewesen ist. Die Interventionen Spaniens und Polens werden auf die Wahrnehmung der beiden Länder als geopolitisch marginalisiert zurückgeführt. Sowohl im Falle Spaniens als auch Polens liegt der Ausgangspunkt für die aktive Verfolgung ihrer Interessen im Rahmen des Nachbarschaftsprogramms in ihrer militärbezogenen und nicht-militärbezogenen Sicherheitspolitik begründet. Beide Länder nutzen jedoch auch das Programm, um aus ihrer besonderen geographischen Situation besondere Unterstützungsmaßnahmen zu begründen. Hierbei wird die Bedeutung der angestrebten "Europäisierung" innerhalb der nationalen Politik betont. (ICB2)

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[222-L] Räther, Ulrich: Das deutsch-polnische Jahr 2005/ 2006: politischer Fehlschlag mit kulturellem Kollateralnutzen, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 19/2008, H. 6, S. 4-14 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Es steht fest, so der Verfasser, dass dieser außenkulturpolitische Kraftakt mit etwa 2.000 Veranstaltungen als eine Art zivilgesellschaftliche Antwort auf die seit 1998 immer wieder hervorbrechenden deutschpolnischen Zerwürfnisse - wie der Konflikt um den Umgang mit dem Thema Vertreibung, die konträren Positionen zum Irakkrieg, die Kerneuropadebatte oder die schwelende, ungelöste Frage der sogenannten "Beutekunst" - gedacht war. Allein schon der für kulturelle Projekte sehr kurze Vorlauf und die recht unübersichtliche Organisationsstruktur verweisen auf einen durch exogene Faktoren vorgegebenen Handlungsrahmen. Die Sinnhaftigkeit des Ansatzes, auf Probleme in den politischen Beziehungen mit der Förderung event-artiger wissenschaftlicher und kultureller Maßnahmen zu reagieren, erschließt sich dabei keineswegs auf Anhieb und soll im Folgenden hinterfragt werden. Zu diesem Zweck werden die genannten Konflikte, wie sie sich um das Jahr 2003/04 darstellten, nachgezeichnet, einige Aspekte der Genese und Durchführung des deutsch-polnischen Jahres dargestellt und diese schließlich im Kontext der deutsch- polnischen Beziehungen bewertet. (ICF2)

[223-L] Reichhard, Matthias: European spirit, adaption to market economy and national identity in Poland and Ukraine: national culture and its influence on the European integration, advertising and entrepreneurship, Hamburg: Diplomica Verl. 2008, XXIV,166, CLXVII-CCLXIII S., ISBN: 978-3-8366-6283-3 INHALT: "Seitdem 1991 der Eisernen Vorhangs fiel, haben etliche Wissenschaftler den Transformationsprozess postsozialistischer Staaten Mittel- und Osteuropas unter mancherlei ökonomischen Gesichtspunkten beleuchtet. Hingegen haben bisher recht wenige Autoren versucht, die Ursache bestimmter volkswirtschaftlicher Gegebenheiten und ökonomischen Handelns zu ergründen, und wenn, dann meist mit wenig gehaltvoller Methodik. An der Schnittstelle zwischen Transformationsforschung und interkulturellen Studien setzt diese Arbeit an, sich dabei an EU-Mitglied Polen und Beitrittskandidat Ukraine haltend. Die Generalhypothese lautet dabei, dass Nationalkultur Aspekte sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Integration spürbar beeinflusst. Der erste Teil dient der Einführung in die Theorie der Transformationsstudien und diskutiert Beiträge, die den Komplex Nationalkultur erhellen sollen. Die Darstellung eines maßgeschneiderten Modells rundet das theoretische Fundament beider Themenfelder ab. Im Hauptteil wird neben der Darstellung von nationaler Identität der Einfluss nationaler Wertsysteme auf Motivation zu Entrepreneurship sowie Merkmale von KMU geprüft. Des weiteren geht der Autor der Frage nach, welche menschlichen Bedürfnisse Unternehmen in der ersten Transformationsphase mit ihren Werbebotschaften in der Masse der Verbraucher zu wecken gedachten - mit Blick auf die sozialistische Vergangenheit - und ob 16 Jahre nach der Wende Anzeichen von Grundbedürfnisbefriedigung erkennbar sind. Fazit der Betrachtungen ist, dass Nationalkultur in all seinen Facetten die Transformation Mittelund Osteuropas derart prägt, dass das Thema verdient, mit komplexeren, aussagekräftigeren

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Modellen als dem Hofstedeschen aufgegriffen und mit entsprechenden Sekundärdaten unterlegt zu werden." (Autorenreferat)

[224-L] Rest, Matthäus: "Man sieht, dass das die Hände von einem Bauern sind": bäuerliche Identität und Ethnizität im post-sozialistischen Polen, in: Austrian Studies in Social Anthropology : OnlineJournal des Vereins der AbsolventInnen des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie, 2008, H. 2, 19 S. (www.univie.ac.at/alumni.ethnologie/journal/volltxt/Rest.pdf) INHALT: "Die polnische Transformation im Postsozialismus ist geprägt von einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft. In keinem Staat der EU leben noch so viele Menschen von der Landwirtschaft, und auch in den Dörfern wird die ökonomische Ungleichheit bäuerlicher Haushalte immer deutlicher. Moderne AgrarunternehmerInnen leben Tür an Tür mit BäuerInnen, die die kleinhäuslerische Landwirtschaft aus der sozialistischen Periode fortsetzen. Zentral ist dabei in einem Staat mit einer sehr kleinräumigen Landwirtschaft der Zugang zu Land, auf ökonomischer wie symbolischer Ebene. Besondere Schärfe erfährt dieser Konflikt im äußersten Südosten des Landes, der bis 1947 vor allem von LemkInnen bewohnt war, einer karpatho-rusynischen Minderheit. Nach einer Zwangsumsiedlungsaktion sind die interethnischen Beziehungen heute von komplexen und vielschichtigen Bruchlinien markiert." (Autorenreferat)

[225-L] Ruchniewicz, Krzysztof: Der Zickzackkurs der polnischen 'Geschichtspolitik' nach 1989, in: Neue politische Literatur : Berichte über das internationale Schrifttum, Jg. 53/2008, H. 3, S. 205-223 (Standort: USB Köln(38)-FHM EP15441; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Geschichtspolitik" ist einer der vielen Begriffe, die in Polen Einzug in die gegenwärtigen politischen Debatten - oder vielmehr Auseinandersetzungen - gehalten haben. Der Grund hierfür ist die Verwendung des Begriffs im Umfeld jener national-konservativen Gruppierungen, die in den Jahren 2005 bis 2007 die polnische Regierung stellten. Jedoch wirft das Thema "Geschichtspolitik" eine Reihe von Fragen auf. Erstens, ob der Bereich der historischen Bildung der Gesellschaft nach 1989 in Polen tatsächlich so vollkommen vernachlässigt worden ist, wie die nationalkonservativen Akteure behaupten. Zweitens, welche Aufgaben der Staat auf diesem Gebiet hat und wo die Grenze zwischen patriotischer und historischer Erziehung einerseits und Indoktrinierung nach den Vorstellungen der gerade regierenden Partei andererseits verläuft. Drittens, mit welchen Mitteln man die eingeforderte "neue Geschichtspolitik" in Bezug auf die polnische Gesellschaft sowie das Außenbild Polens umsetzen könnte. Viertens, welches Ziel eine solche "neue Geschichtspolitik" verfolgen, das heißt, welches Bild der polnischen Geschichte vermittelt und welches Konzept von Patriotismus propagiert werden soll. (ICB2)

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[226-F] Ruppenthal, Silvia, Dipl.-Soz.; Lück, Detlev, Dipl.-Soz.; Montulet, Bertrand, Dr.; Huynen, Philippe, Dr.; Bonnet, Estelle, Dr.; Maurines, Béatrice, Dr.; Durand, Lionel, Dipl.-Soz.; Limmer, Ruth, Prof.Dr.; Rosinka-Kordasiewicz, Anna, Dipl.-Soz.; Urbanska, Sylwia, Dipl.-Soz.; Mahia Casado, Ramón, Prof.Dr.; Ayuso Sánchez, Luis, Dipl.-Soz.; Viry, Gil, Dipl.-Soz.; Rüger, Heiko, M.A.; Weishaar, Heide, M.A.; Dragus, Cristina, M.A.; Stec, Magdalena, Dipl.-Soz.; Dauber, Andrea, M.A.; Piérart, Julien, Dipl.-Soz.; Hofmeister, Heather, Prof.Ph.D. (Bearbeitung); Schneider, Norbert F., Prof.Dr.; Hubert, Michel, Prof.Dr.; Collet, Beate, Dr.; Bonß, Wolfgang, Prof.Dr.; Giza-Poleszczuk, Anna, Dipl.-Soz.; Meil Landwerlin, Gerardo, Prof.Dr.; Kaufmann, Vincent, Prof.Dr.; Widmer, Eric, Prof.Dr. (Leitung): Job Mobilities and Family Lives in Europe. Modern Mobile Living and its Relation to Quality of Life (JobMob and FamLives) INHALT: Aims: this project seeks to improve European work-life balance under conditions of contemporary mobility requirements by gathering and disseminating information for individuals, employers, and policy makers regarding job-related spatial mobility. The aims are to: 1. improve our understanding of structural and cultural conditions under which spatial mobility is realised; 2. enhance individual competencies at managing mobile lifestyle demands; 3. develop and strengthen political and economic strategies to reduce the strains caused by spatial job mobility. The main outcomes of the project will be available through six national reports and in one comparative report. Main research areas: 1. phenomenology: describing the spread of mobility requirements and the affected social groups. Describing the various forms in which Europeans meet labour market demands to become mobile (e.g. daily long-distance commuting, weekly commuting, relocating, etc.). Describing the quantity and distribution of these realised job mobilities in the participating countries. 2. Explanation: understanding decision processes regarding job mobility. Identifying individual motivations and restraints as well as structural and cultural triggers and barriers to becoming mobile. Identifying motivations and restraints, triggers and barriers to choosing a specific form of mobility; 3. consequences: identifying the consequences of mobile living under various conditions: the advantages and strains, the impacts on the job career and on the private sphere. For the goals 2. and 3., special attention is given to the interaction of job mobility with family formation, partnership and family development, partnership and family relations, social integration, subjective well-being, and quality of life. The explanation 2. draws additionally on individual characteristics and attitudes as well as on macro and meso level structures and cultures. More information on: www.jobmob-and-famlives.eu/project.html .| ZEITRAUM: Erhebungszeitraum: April bis Juli 2007 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Frankreich, Polen, Spanien, Schweiz METHODE: Using a subjectively expected utility approach, the study assumes that individuals react to occupational mobility demands, following own needs, which interact with subjective perceptions and priorities. Reflecting rationally about how to handle mobility demands in their own best interest, individuals consider conditions on the macro, meso, and micro level. Simultaneously they are influenced in their perceptions and priorities by cultural settings on the macro, meso, and micro level. This framework is inspired by the concept of motility. Macro level: individuals take structural conditions into account, such as access to a transportation infrastructure or labour market conditions. Furthermore, they are influenced by mobility cultures in society, such as a general public opinion regarding how much time one should spend together with the partner and family. Meso level: individuals consider characteristics of their social network, work place, or town, such as the local labour market or the attractiveness of spending time in local neighbourhoods and clubs. Additionally they are influenced by local

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sub-cultures in their network, work place, or town. Micro level: individuals consider their own skills and their life situation regarding job, family, etc. Simultaneously, they are influenced by their individual beliefs and attitudes. Both, skills, life situation, beliefs, and attitudes are shaped by socio-demographic characteristics (age, gender, etc.). Between these phenomena and job mobility, reciprocal interactions are assumed. The understanding of these interdependencies is enriched with stress theories and theories of quality of life. More information on: www.jobmob-and-famlives.eu/project.html . Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Standardisierte Befragung, telefonisch (Stichprobe: 5.552 -davon 1.495 in Deutschland-; Bevölkerung im Alter von 25-54 der 6 beteiligten Länder; Auswahlverfahren: Zufall). Oversampling (Stichprobe: n=2.376; beruflich mobile Bevölkerung; Auswahlverfahren: Zufall, Screening). Feldarbeit durch ein kommerzielles Umfrageinstitut. VERÖFFENTLICHUNGEN: Schneider, Norbert F.; Meil, Gerardo (eds.): Mobile living across Europe. Bd. 1: Relevance and diversity of job-related spatial mobility in six European countries. Opladen: B. Budrich 2008.+++ Schneider, Norbert F.; Collet, Beate (eds.): Mobile living across Europe. Bd. 2: Causes and consequences of job-related spatial mobility in crossnational perspective. Opladen: B. Budrich 2009.+++ Working Paper-Serie unter: www.jobmob-and-famlives.eu/papers.html . ARBEITSPAPIERE: State-of-the-art Report. Bericht an die Europäische Kommission, 273 Seiten.+++Country-specific Background Report. Bericht an die Europäische Kommission, 172 Seiten. ART: BEGINN: 2006-02 ENDE: 2008-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Europäische Kommission INSTITUTION: Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Soziologie Abt. Soziologie der Familie und der privaten Lebensführung (Colonel-KleinmannWeg 2, 55099 Mainz); Facultés universitaires Saint-Louis a Bruxelles Centre d'etudes sociologiques (Boulevard du Jardin botanique 43, 1000 Brüssel, Belgien); Universite Lyon 02, Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Sociologies et Anthropologies des Formes d'Action (GLYSI-SAFA), Institut des Sciences de l'Homme (avenue Berthelot 14, 69007 Lyon, Frankreich); Universität der Bundeswehr München, Fak. für Pädagogik, Institut für Soziologie und Gesellschaftspolitik Professur für Allgemeine Soziologie (Werner-HeisenbergWeg 39, 85577 Neubiberg); Universidad Autonoma de Madrid, Facultad de Ciencias Economicas y Empresariales Departemento de Sociologia (Campus de Cantoblanco, 28049 Madrid, Spanien); Ecole Polytechnique Féderale de Lausanne -EPFL-, Faculté Environnement Naturel, Architectural et Construit -ENAC-, Institut du développement territorial -INTER- Laboratoire de Sociologie Urbaine -LaSUR- (Bâtiment Polyvalent, 1015 Lausanne, Schweiz); Université de Genève, Faculté des sciences économiques et sociales, Département de Sociologie (Bd. du Pont-d'Arve 40, 1211 Genève, Schweiz); Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Lehrgebiet Gender Studies (Eilfschornsteinstr. 7, 52062 Aachen) KONTAKT: Ruppenthal, Silvia (Tel. 06131-39-20320, e-mail: [email protected])

[227-L] Sauerland, Karol: Aussöhnung mit Polen wie mit Frankreich?, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 19/2008, H. 6, S. 15-22 (Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Die deutsch-polnischen Beziehungen lassen sich, so der Verfasser, nicht auf die zweier Staaten reduzieren. Immer ist auf irgendeine Weise Russland mit im Spiel. Das ist bereits seit

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den Teilungen der Fall, bei denen Russland und Deutschland - oder besser: Russland und Preußen, der außenpolitisch aktivste Staat - zusammenwirkten. Dieses Zusammenwirken galt auch für die Weimarer Republik: für den Beginn des "Teufelspakts", den Haffner so ausgezeichnet charakterisiert hat. Die "deutsch - polnische Aussöhnung" wird auf Schritt und Tritt von den Beziehungen Deutschlands zu Russland durchkreuzt. Der deutsch-französischen Aussöhnung standen höchstens indirekt Dritte im Wege. Wenn man von den deutsch-polnischen Beziehungen spricht, muss man sich bewusst sein, dass sie Teil deutscher und auch polnischer Ostpolitik sind. Die Aussöhnung mit Polen ist, so die These, komplizierter als die mit Frankreich, denn sie verlangt von den deutschen Partnern eine gute Kenntnis osteuropäischer Geschichte, zumindest der seit zweihundert Jahren ungesicherten Existenz Polens. (ICF2)

[228-L] Savin, Vladislav V.; Birukov, Sergej V.: Barriere oder Brücke?: Polen aus russischer Sicht, in: WeltTrends : Zeitschrift für internationale Politik und vergleichende Studien, Jg. 16/2008, Nr. 63, S. 69-82 (Standort: UuStB Köln (38)-LXE782; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Ausgehend von der Geschichte der polnisch-russischen Beziehungen analysieren die Autoren die Geopolitik Polens gegenüber Russland und Deutschland. Dabei werden anhand geopolitischer Studien russischer Wissenschaftler die Interessen Polens kritisch beurteilt. Die daraus entwickelten Konzepte zeigen, wie Polen von einer geopolitischen Barriere zu einer Brücke zwischen Europa und Russland werden könnte." (Autorenreferat)

[229-L] Sopart, Domunik: Corporate citizenship in Poland - financial corporations as contributors to civil society building?, in: Matthias Freise (Hrsg.): European civil society on the road to success?, BadenBaden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 227-249 INHALT: "One of the topics discussed within the debate on European civil society is the question of the contribution of business to the formation of civil society. The interfaces between the two sectors are covered by such concepts as corporate social responsibility or corporate citizenship. The idea of business involvement in building civil society is spreading in Poland, too: the social activities of large corporations take on an increasingly professional form. This article focuses on the development of such activities - in terms of corporate citizenship - within the financial sector. Banks and insurance companies are often seen as trend-setters in this regard. The article presents the results of a qualitative, explorative study on corporate citizenship within the Polish financial sector and portrays varying subspecies of corporate citizens operating in that sector." (author's abstract)|

[230-F] Stoklosa, Katarzyna, Dr.; Besier, Gerhard, Prof.Dr.Dr. (Bearbeitung): Nationalistische Einstellungen beiderseits der Oder und Neiße INHALT: Im Rahmen des EU-Projekts zur Demokratie-Konsolidierung in Ostmitteleuropa führten die Autoren eine Meinungsbefragung beiderseits der deutsch-polnischen Grenze durch. In die Stichprobe war mit Dresden und Wroclaw auch jeweils eine größere Universitätsstadt un-

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weit der deutsch-polnischen Grenze einbezogen, um einen Vergleich zwischen den kleinen Orten unmittelbar an der Grenze und größeren Städten zu ermöglichen. Die Befragung basierte auf einem elf Seiten umfassenden Fragebogen, der insgesamt 17 Fragen zu nationalen Attitüden gegenüber dem Nachbarn jenseits der Grenze enthielt. Von den 800 Befragten stammten jeweils 200 aus Dresden und Wroclaw sowie je 200 aus der deutschen und der polnischen Grenzregion. Die Ergebnisse der Befragung wurden ausgewertet und im Rahmen einer Expertenkonferenz in Walbrzych (23. bis 25. Juni 2006) vorgestellt. Der schriftliche Beitrag wurde ausgeweitet und im deutsch-polnischen Magazin DIALOG (Januar 2007) in beiden Sprachen veröffentlicht. GEOGRAPHISCHER RAUM: Dresden, Wroclaw METHODE: keine Angaben DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 800; deutsche und polnische Einwohner der Grenzregion; Auswahlverfahren: total). Aktenanalyse, standardisiert; Beobachtung, teilnehmend. VERÖFFENTLICHUNGEN: Besier, Gerhard; Stoklosa, Katarzyna: Haltungen gegenüber dem Nationalstaat und Europa beiderseits der Oder und Neiße. Eine Meinungsumfrage des Dresdner Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung. in: Dialog, 2007, Nr. 77-78, S. 108110. ART: BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Europäische Union INSTITUTION: Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden (01062 Dresden) KONTAKT: Stoklosa, Katarzyna (Dr. Tel. 0351-463-42175, e-mail: [email protected])

[231-L] Sula, Piotr: Post-Communist Parties in Poland after 1989, in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 311-328 INHALT: Der Verfasser zeigt, dass die postkommunistischen Parteien - trotz ihrer unterschiedlichen Programmatiken und organisatorischen Strategien - konsequent in der politischen Landschaft der III. Polnischen Republik präsent gewesen sind. Innerhalb dieses Kontexts wird die demokratische Glaubwürdigkeit dieser neuen Formierungen in Frage gestellt. Da eine große Mehrheit der Mitglieder der postkommunistischen Parteien vor der Wende aktiv in der Vereinigten Arbeiterpartei Polens (PZPR) gewesen sind, ist es unwahrscheinlich anzunehmen, dass die Werte, die die Existenz dieser Partei legitimierten, für ihre Mitglieder nach der Wende unbedeutend geworden sind. Diese Prägung der Mentalität der Parteiaktivisten in der kommunistischen Periode wird als das ernsteste Hindernis für die Annahme angesehen, dass für die postkommunistischen Parteien die Demokratie der natürliche Boden sei. Seit 1989 haben die postkommunistischen Parteien versucht, sich als politische Organisationen zu präsentieren, die das demokratische System vollständig akzeptieren. Dass sie den europäischen Integrationsprozess und die europäischen Werte akzeptieren, kann als einen Versuch interpretiert werden, ihre Zugehörigkeit zur Demokratie zu betonen. Trotz der Zweifel, die sich auf die Anpassung der Postkommunisten (besonders von dem früheren PZPR) an demokratische Regeln beziehen, scheinen die postkommunistischen Parteien 'zivilisiert' zu sein und keine Gefahr für die demokratische Ordnung darzustellen. (ICF2)

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[232-F] Trappmann, Vera, Dipl.-Soz.; Wielgohs, Jan, Dr. (Bearbeitung): Challenges for the welfare state. Germany and Poland in comparison INHALT: keine Angaben GEOGRAPHISCHER RAUM: Polen, Bundesrepublik Deutschland ART: BEGINN: 2008-04 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institution; Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für Vergleichende Politische Soziologie (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[233-F] Zimowska, Agnieszka, M.A. (Bearbeitung); Rosenthal, Gabriele, Prof.Dr.Dr. (Betreuung): Polnische Migrantinnen im Kontext sexueller Ökonomie INHALT: Die Prostitutionsnachfrage bildet einen finanzstarken Wirtschaftszweig und Arbeitsmarkt über nationale Grenzen hinweg, der bis heute trotz seiner Zentralität als Phänomen eher am gesellschaftlichen Rand verortet wird. Das in Deutschland von MigrantInnen - zur Hälfte etwa aus Südost/ Mittelost-Europa - dominierte Sexbusiness, kann der Ansicht der Bearbeiterin nach als eine weitere Form gegenderter und ethnisierter Dienstleistungssektoren erachtet werden. Darin finden sich z.T. entgrenzte Arbeitsverhältnisse unter Wirkungen regulierender Migrationspolitiken vor, die eine Analyse erfordern. Wenn derzeit an Migrantinnen in der Prostitution gedacht wird, dann primär unter dem Schlagwort 'Zwangsprostitution'. Differenziertes Wissen über die Bandbreite ihrer Lebens-, Arbeits- und Machtverhältnisse in der Prostitution fehlt jedoch. Das Forschungsprojekt nähert sich aus biographieanalytischer Perspektive den Sinnkonstruktionen und Handlungsstrukturen polnischer Frauen im bundesdeutschen Prostitutionsalltag, da mögliche Veränderungen für ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen im Kontext der EU-Erweiterung aber auch der entsprechenden öffentlichen Diskurse von Interesse sind. METHODE: In dem empirischen Dissertationsprojekt stellen biographische narrative Selbstpräsentationen polnischer Prostituierter in Deutschland neben teilnehmender Beobachtungen im Feld sowie zeitgenössischer Diskurse zu migrantischer Prostitution die Datengrundlage dar. Auf dieser wird rekonstruktiv der erkenntnisleitenden Frage nachgegangen, vor dem Hintergrund welcher gesellschaftlicher Erfahrungsgrundlagen 'Sexarbeit' zu einer sozial und kulturell bedingten Option gegenderter Migrationspraxen von Polinnen im neuen EU-Beitrittskontext werden kann; nicht allein in Erwartung individueller Strategien, sondern vielmehr um die in Biographien zum Ausdruck kommenden gesellschaftlichen Machtverhältnisse und Strukturen in Herkunfts- und Zielland sowie die in den Selbstverständnissen der Frauen wirksamen Diskurse aufzuzeigen, die Migration in Verbindung mit Sexarbeit für sie zu kulturellen Praxen werden lassen. DATENGEWINNUNG: Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. ART: BEGINN: 2005-07 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Hans-Böckler-Stiftung INSTITUTION: Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften (Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen); Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Graduiertenkolleg "Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Organisation und Demokratie" (Wilhelm-Röpke-Str. 6, 35032 Marburg) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

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[234-L] Autengruber, Christian: Ethnische Persönlichkeit und Wahlverhalten: Parteien ethnischer Minderheiten in Bulgarien und Rumänien, in: Johannes Pollak (Hrsg.) ; Fritz Sager (Hrsg.) ; Ulrich Sarcinelli (Hrsg.) ; Annette Zimmer (Hrsg.): Politik und Persönlichkeit, Wien: WUV Facultas, 2008, S. 281296 INHALT: Der Verfasser setzt sich zunächst mit Theorien der Wählerbindung in West- und Osteuropa auseinander und zeichnet ein demographisches Profil Bulgariens und Rumäniens auf Basis der ethnischen Zugehörigkeit. Im Folgenden werden die Wahlergebnisse der Parteien ethnischer Minderheiten bei nationalen Parlamentswahlen betrachtet, die Aufschluss über die Besonderheiten dieses Parteityps im nationalen und internationalen Vergleich geben. Als Anreiz für politische Parteien ethnischer Minderheiten erweist sich das Wahlsystem als institutioneller Rahmen des Parteienwettbewerbs. (ICE2)

[235-F] Müller, Jens-Peter (Bearbeitung); Sterbling, Anton, Prof.Dr. (Betreuung): Der lange Weg vom Zigeuner zum Roma. Die schwierige Umsetzung der Minderheitenrechte im Zuge des rumänischen und ungarischen EU-Beitritts im Vergleich INHALT: Trotz positiver Berichte der EU-Kommission zur Situation der Minderheitenrechte in Rumänien scheint sich die Lage für eine Minderheit - die Roma - nicht gebessert zu haben. Armut, Ausgrenzung, rassistische Diskriminierung und physische Gewalt prägen weiterhin den Alltag dieser Minderheit. Dies führt den Bearbeiter zu folgender Arbeitshypothese: Das Monitoringverfahren der EU-Kommission hatte zwar Einfluss auf die verfassungsrechtliche Sicherung der gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Situation der Minderheiten in Rumänien, blieb aber im Falle der Roma hinter den Erwartungen zurück. Die Implementierung der Minderheitenrechte und deren Interpretation als positive Diskriminierung haben innerhalb der rumänischen Gesellschaft nur zur wachsenden Ausgrenzung der Roma aus dem Alltag beigetragen. Daher ist es notwendig, noch weitere Einflussgrößen auf die Beurteilung des Minderheitenschutzes im EU-Beitritts- und Monitoringverfahren einzuführen. Die Identifizierung solcher Einflussgrößen sowie die kritische Bewertung des I Minitoringverfahrens bilden den Schwerpunkt des Projekts. GEOGRAPHISCHER RAUM: Rumänien, Ungarn, Europäische Union METHODE: 1. Soll das historisch gewachsene Spannungsverhältnis zwischen der Roma-Minderheit, der rumänischen Mehrheitsbevölkerung und den übrigen nationalen Minderheiten dargestellt werden. Anhand von qualitativen Inhaltsanalysen der rumänisch-, ungarisch- und deutschsprachigen Presse und Fernsehnachrichten aus Rumänien möchte der Bearbeiter jene Vorurteile und Stereotypen identifizieren die bis heute das Bild der Roma in der rumänischen Öffentlichkeit prägen. 2. Möchte er drei Diskriminierungsebenen (die institutionelle, gesellschaftliche und private) herausarbeiten, die im Laufe des gesellschaftlichen Umbruchs entstanden sind und Strukturen und Formen von Diskriminierung der Roma geschaffen haben. Dadurch lassen sich wichtige Integrations- und Konfliktstrukturen erklären, die im Laufe dieses Prozesses eingetreten sind und zu interethnischen Konflikten zwischen den Roma und der Mehrheitsbevölkerung geführt haben. 3. Wird er der Frage nachgehen, wie und nach welchen Kriterien seitens der EU-Kommission die gesellschaftliche, rechtliche, und politische Situati-

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on der Roma im Laufe des Monitoringverfahrens eingeschätzt worden ist. Durch qualitative Interviews mit EU-Beauftragten der vor Ort tätigen Fact-Finding-Missions lassen sich Erkenntnisse darüber gewinnen, inwieweit diese Einsicht in die landesspezifischen Probleme hatten, diese verstanden und politisch bewerten konnten. Es ist auch festzustellen, welche erkannten Schwierigkeiten in die jeweiligen Empfehlungen an die rumänische Regierung eingegangen sind. 4. geht es um die Wahrnehmung der rumänischen Politik und des Monitoringverfahrens durch die Vertreter der betroffenen Roma Minderheit. Deshalb werden politische Äußerungen und Analysen der Roma-Minderheit zu ihrer aktuellen Situation, zur Verbesserung ihrer sozio-politischen Lage und ihre Konzepten für ein friedliches interethnisches Zusammenleben ausgewertet und anschließend mit der Positionen der EU-Kommission verglichen. Der Vergleich weist nicht explizit auf die Schwächen des Monitoringverfahrens hin, sondern leistet einen Beitrag dazu, wie bei einer nächsten EU-Erweiterungsrunde die Implementierung des Minderheitenacquis durch die Berücksichtigung vielfältiger Faktoren im Interesse der betroffenen Minderheit erfolgreicher umzusetzen ist. DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 10; Romaeliten; Auswahlverfahren: Zugänglichkeit). ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])

[236-L] Oprea, Marius: A Romanian tale: the transition of the Communist Party from Ceausescu to NATO, in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 329-342 INHALT: Während der gesamten Transformation war Rumänien, so der Verfasser, dem konstanten Druck der Strukturen der kommunistischen Nomenklatura ausgesetzt, die die Entscheidungen sowohl hinsichtlich der Innenpolitik als auch der außenpolitischen Strategie diktieren konnten. Viele frühere Mitarbeiter der Securitate (des Staatssicherheitsdienstes) konnten die Entscheidungsfindung im Parlament, in der Regierung, in der Justiz, in den Geheimdiensten und in der Presse aktiv in ihrem Interesse beeinflussen. Sie haben in diesen Strukturen informelle Netzwerke gebildet und ihren Einfluss organisiert. Gegenwärtig hat sich eine neue Regierungskoalition herausgebildet. Diese besteht aus der Nationalliberalen Partei, der Demokratischen Partei, der Partei der ungarischen Minderheit und einer Partei, die sich selbst als konservativ bezeichnet und von einem früheren Mitarbeiter der Securitate gegründet worden ist. Die früheren Kommunisten haben sich hauptsächlich in der Sozialdemokratischen Partei und in der nationalistischen Heimatpartei organisiert. Sie besitzen eine enorme ökonomische Macht sowie den okkulten Einfluss der Securitate. Es wird argumentiert, dass ein Risiko besteht, mithilfe des europäischen Kapitals, der Integration in die EU und in die NATO das Überleben der Strukturen der Kommunisten Ceausescus und der Securitate zugewährleisten. (ICF2)

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[237-L] Oprescu, Dan: Ein neues Jahrzehnt, eine andere Inklusion: Bemerkungen zur Initiative 'Decade of Roma Inclusion 2005-2015' - eine Perspektive aus Rumänien, in: Herbert Uerlings (Hrsg.) ; IuliaKarin Patrut (Hrsg.): 'Zigeuner' und Nation : Repräsentation - Inklusion - Exklusion, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 483-489 INHALT: Die Roma in Rumänien und Mittel- und Osteuropa haben sich hauptsächlich Problemen zu stellen, die mit politischen und staatlichen Umbruchphasen einhergehen. Dazu gehören Armut, geringes Bildungsniveau, Subsistenzwirtschaft, Arbeitslosigkeit und gesundheitsschädliches Verhalten, Krisen traditioneller Lebensformen, häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder, Korruption, Ineffizienz der öffentlichen Einrichtungen sowie geringe Aufnahmefähigkeit ausländischer Investitionen und Fördergelder mit dem Ziel der Linderung oder Behebung von Armut. Die zentrale These ist, dass die Konzepte "soziale Integration" und "rassische Diskriminierung" nicht inkompatibel sind, sondern sich vielmehr ergänzen. Entlang der dargestellten Konzepte lassen sich zwei Gruppen von Nichtregierungsorganisationen und Roma-Aktivisten ausmachen: Während die einen den Fokus auf eine Entwicklung des sozialen Miteinanders legen, konzentrieren sich die anderen auf die Kritik an den Autoritäten, die in unzureichendem Maße Chancen für Roma bereitstellen. (ICB2)

[238-L] Precupetu, Iuliana; Preoteasa, Ana Maria: Patterns of perceptions towards the anticorruption fight in Romania, (Discussion Paper Series / International Research Project "Crime and Culture", No. 21), Konstanz 2008, 35 S. (Graue Literatur; www.uni-konstanz.de/crimeandculture/docs/Discussion_Paper_No_21_ICCV_November_2008.p df) INHALT: "In the last years, in Romania it was developed a complex strategy in order to fight against corruption. The country embarked in a broad process of curbing corruption with legislative and institutional components as a result of a growing awareness of the level of corruption and in relation to the process of integration in European Union. This paper aims at describing general patterns of perceptions towards anticorruption fight in Romania. The evaluations presented here were made by six target groups engaged in targeting corruption: economy, politics, civil society, media, police and judiciary. The paper will not discuss in detail anticorruption measures but point out to broad assessments of efforts undertaken against corruption in Romania." (author's abstract)|

[239-L] Protsyk, Oleh; Matichescu, Marius; Chatre, Baptiste: Representational consequences of special mechanisms for ethnic minority inclusion: evidence from Romania, (ECMI Working Paper, 41), Flensburg 2008, 27 S. (Graue Literatur; www.ecmi.de/download/working_paper_41.pdf) INHALT: Der vorliegende Beitrag untersucht, wie verschiedene institutionelle Mechanismen für die legislative Repräsentation die ethnische und soziale Zusammensetzung der gesetzgebenden Versammlung beeinflussen. Das Papier liefert zuerst ein Gesamtbild der ethnischen Repräsentativität des rumänischen Parlaments. Dabei beschäftigt es sich mit der Proportionalität der ethnischen Repräsentation und diskutiert kurz, wie die rumänischen Daten einige der libe-

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ral-demokratischen theoretischen Bedenken hinsichtlich der Gerechtigkeit von Mandatsreservierungen für Minderheiten illustrieren. Es wendet sich dann der Diskussion darüber zu, wie Daten über das ethnische Profil der parlamentarischen Vertreter das Herangehen der Mainstream-Parteien an die Rekrutierung von Minderheiten und, allgemeiner, den Wettbewerb um die Unterstützung von Minderheiten erhellen. Der letzte Abschnitt untersucht, wie inklusiv die Abgeordnetengruppen, die durch verschiedene institutionelle Kanäle gewählt wurden, in Bezug auf Geschlecht, beruflichen Hintergrund und andere soziale Merkmale sind. Das Papier fasst am Ende zusammen, was die rumänische Daten über ethnische und soziale Repräsentation aussagen über die Auswirkungen alternativer Wahlmechanismen auf die soziale Inklusion und welche weiteren Beweise erforderlich sind, um Hypothesen zu bestätigen oder zu widerlegen, die durch das Studium der rumänischen Erfahrung entstanden sind. (ICD)

[240-F] Quicker, Esther (Bearbeitung); Dahmen, Wolfgang, Prof.Dr. (Betreuung): Die Konstruktion der imaginären "Zigeuner" im heutigen Rumänien. Eine Analyse der Erscheinungsformen und gesellschaftlichen Kontexte von Roma-Bildern INHALT: Eine leitende Hypothese der interdisziplinär, zwischen Soziologie, Kultur- und Sprachwissenschaft, angelegten Arbeit besteht in der Annahme, dass es in der rumänischen Mehrheitsgesellschaft kein einheitliches Roma-Bild gibt, wie es in zahlreichen Studien bestimmten Epochen zugeschrieben wird, sondern gruppenspezifisch äußerst unterschiedliche Ausprägungen: Persönliche Voraussetzungen der Träger des Bildes und Sozialisierungsfaktoren wie Bildungsstand, Geschlecht, Ethnizität oder Religionszugehörigkeit beeinflussen die Vorstellungen der Nicht-Roma von den Roma. Zudem spielt die Häufigkeit und Intensität der Kontakte der jeweiligen Bevölkerungsgruppe zu den Roma eine nicht unerhebliche Rolle. Im rumänischen Kulturraum, in dem die Roma als Projektionsfläche eine große Rolle spielen, ist zwar ein gewisses Grundrepertoire an Vorstellungen, Stereotypen und gesellschaftlich tradierten Erfahrungen, historischen Tatsachen und Mythen vorhanden, auf das aber von verschiedenen Gruppen in divergierender Art und Weise zugegriffen wird. Kontaktintensität- und -qualität der einzelnen Befragten zu den "realen" Roma wird auf einer Skala eingestuft, ebenso ihre Einstellung zu den Roma im Allgemeinen, d.h. zu den imaginären "Zigeunern". Diese werden in Korrelation zu den genannten Faktoren wie Bildungsstand und Religionszugehörigkeit der Befragten gesetzt, wodurch sich erkennen lässt, welche Faktoren das Bild am stärksten beeinflussen; so weichen Intellektuelle in ihrer Sichtweise stark von weniger Gebildeten ab, Landbewohner von Städtern, Wohlhabende von weniger gut Situierten etc. An dieser Stelle wird zudem erörtert, welche Hypothesen der Stereotypenforschung, etwa die Kontakttheorie der Kommunikationswissenschaften, sich durch die Ergebnisse belegen oder widerlegen lassen. Abschließend wird hinterfragt, welche Funktionen das Roma-Bild für die jeweiligen Gruppen hat, welche Selbstbilder, Vorbilder, Denktraditionen und Nations- und Kulturauffassungen dahinter stehen, welche Rückschlüsse sich möglicherweise auf den Zustand der rumänischen Gesellschaft ziehen lassen. Ziel ist es, durch eine differenzierte, empirisch fundierte Analyse des Charakters, der Funktion und der Herkunft der unterschiedlichen Bilder eine Grundlage für weitere Studien, aber auch für die (bildungs)politische Praxis zu schaffen. GEOGRAPHISCHER RAUM: Rumänien METHODE: Am Anfang steht ein Überblick zum gegenwärtigen Roma-Bild im öffentlichen Diskurs' (Wissenschaft, Medien, Literatur, etc.) und in der Alltagskommunikation (Einstellung in der Durchschnittsbevölkerung laut Umfragen, Alltagssprache/ Redewendungen/ Witze/ Romani-Entlehnungen) auf der Grundlage anderer Studien und eigener empirischer Unter-

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suchungen. Danach bildet eine detaillierte Inhaltsanalyse von etwa 400 Schüleraufsätzen die Basis für eine eingehende Beschreibung und Interpretation des heutigen Bildes. Die mit einem kurzen anonymen Fragebogen verbundenen Aufsätze wurden im Rahmen der Dissertation im Jahr 2004 an neun - nach Schultyp, Ansehen, Lage (Peripherie, Zentrum, Stadt-Land), Romaanteil und Ausmaß der Durchführung von Antidiskriminierungsprogrammen unterschiedlichen - rumänischen Schulen gesammelt. Zunächst werden die den Roma zugeschriebenen Merkmale, Wissensfragmente über ihre Kultur und Sprache, die mit ihnen verbundenen Erfahrungen und humanitären Ansätze bzw. Gesellschaftsutopien sowie die Aussagen über das persönliche Verhältnis zu ihnen und über interethnische Beziehungen in Rumänien generell kategorisiert und beschrieben. Eine Typologie der Roma-Darstellungen und Argumentationsmuster, basierend auf einer Analyse der Wortwahl, Kollektivsymbole und Stereotypen-Präferenzen, wird erstellt. Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert; Standardisierte Befragung, face to face; Standardisierte Befragung, schriftlich (Stichprobe: 400; rumänische Schüler; Auswahlverfahren: Zufall; Quota). Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Sekundäranalyse von Individualdaten; Sekundäranalyse von Aggregatdaten. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts. VERÖFFENTLICHUNGEN: Kinderschreck und Tagedieb? Zum Roma-Bild der Rumänen. in: Werndl, Kristina (Hrsg.): Rumänien nach der Revolution. Eine kulturelle Gegenwartsbestimmung. Wien 2007+++'Auf Beerdigungen freuen sie sich und feiern ...'. Rumänische Schüler beschreiben die Roma. Ein Forschungsbericht. in: Toivanen, Reetta; Knecht, Michi (Hrsg.): Europäische Roma - Roma in Europa. Berliner Blätter, 39, 2006.+++Romanies and their relationship with the 'others' as depicted in the essays of Romanian pupils. in: Roma in the New Europe. Dokumentation des Forums für Interkulturellen Dialog Hendrik-Krämer-Haus, Berlin 2006.+++Rethinking the history of Romani elements in the Romanian language. in: Philologica Jassyensia, Iasi 2009 (in Vorbereitung).+++Die Verbreitung von Romani-Elementen im rumänischen Wortschatz - ein interdisziplinärer Ansatz. in: Balkan Archiv, Leipzig 2009 (in Vorbereitung). ART: AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft INSTITUTION: Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" (Fürstengraben 13, 07743 Jena) KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])

[241-L] Sapin, Marlène; Widmer, Eric D.; Radulescu, Catalina: Social isolation or relational instability?: family configurations of women at risk of child abandonment, in: Eric D. Widmer (Hrsg.) ; Riitta Jallinoja (Hrsg.): Beyond the nuclear family : families in a configurational perspective, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 303-328 INHALT: Der Beitrag untersucht die Familienkonfigurationen von Müttern in Rumänien, die die Absicht haben, ihre Kinder zu verlassen. Dabei geht es um einen Vergleich der Familiensituation dieser Mütter mit verheirateten Müttern aus der Mittelschicht. Als Risikofaktoren für das Verlassen wurden bisher die Auflösung der Familienbindungen und mangelnde familiale Ressourcen meist als Konsequenz einer Schwangerschaft von ledigen, minderjährigen Müttern betrachtet. Die Autoren gehen dagegen davon aus, dass das Risiko aus einer langfristigen familiären Instabilität resultiert, bevor die Schwangerschaft eingetreten ist. Hierzu sind 20 Mütter in einer von einer Schweizer Hilfeorganisation gegründeten Hilfeeinrichtung für Schwangere hinsichtlich ihres familiären Netzwerkes und der Familiengeschichte befragt worden und

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mit 15 Müttern der Mittelschicht und deren familialen Hintergrund verglichen worden. Exemplarisch werden zwei Fälle der Mütter in der Hilfeeinrichtung ausführlich in ihrer Familienkonfiguration dargestellt. Insgesamt zeigt sich, dass die Familienkonfigurationen weniger dicht waren als bei den Müttern der Mittelschicht. Typischerweise wiesen die Familienkonfigurationen vielfältige Belastungsfaktoren für die Mütter aus. (ICB)

[242-L] Slavu, Stefania: Die Osterweiterung der Europäischen Union: eine Analyse des EU-Beitritts Rumäniens, (Kölner Schriften zu Recht und Staat, Bd. 38), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, LX, 261 S., ISBN: 978-3-631-57994-7 INHALT: Im Hinblick auf die historische Analyse des europäischen Integrationsprozesses werden im ersten Teil die Entwicklung der Europäischen Union und der aktuelle Stand des Osterweiterungsprozesses dargestellt und die Bedeutung der EU-Osterweiterung im Vergleich zu den vorangegangenen Erweiterungsrunden bewertet. Hieran anschließend werden im zweiten Teil das Beitrittsverfahren dargestellt und die Beitrittskriterien analysiert. Im dritten Teil wird der Osterweiterungsprozess am Beispiel Rumäniens untersucht. Im Mittelpunkt stehen der rumänische Transformationsprozess sowie die demokratische und marktwirtschaftliche Institutionenbildung. Diese wird im Wesentlichen von drei komplexen Faktoren determiniert: von den strukturellen Problemen der oftmals synchron verlaufenden Transformationsprozesse, vom Erbe des Ceausescu-Regimes und von der vorkommunistischen historisch-kulturellen Tradition Rumäniens. Die Verfasser plädiert abschließend dafür, dass die EU ihr in der Vergangenheit praktiziertes, von der vorherrschenden Rolle politischer Überlegungen geprägtes Erweiterungskonzept aufgibt und der Eigenleistung der Kandidatenländer mehr Gewicht gibt. (ICE2)

[243-L] Sterbling, Anton: Pro- und antiwestliche Diskurse in Rumänien: Anmerkungen zur Gegenwart und zur Zwischenkriegszeit, in: Gabriella Schubert (Hrsg.) ; Holm Sundhaussen (Hrsg.): Prowestliche und antiwestliche Diskurse in den Balkanländern/ Südosteuropa : 43. Internationale Hochschulwoche der Südosteuropa-Gesellschaft in Tutzing 4.-8.10.2004, Offenbach am Main: Sagner, 2008, S. 251-266 INHALT: Der gegenwärtige Modernisierungsprozess wie auch die Aufnahme Rumäniens in die Europäische Union verschaffen den pro- und antiwestlichen Diskursen in diesem Land eine hohe Aktualität und Relevanz. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Studie das Anliegen, einige möglichst aufschlussreiche Einblicke in diese Diskurse zu geben. Dabei wird ein Blick auf die gegenwärtigen intellektuellen Tendenzen und Auffassungen in der Bestimmung des Verhältnisses zum Westen geworfen und der Frage nachgegangen, welche Nachwirkungen die nationalkommunistische Ideologie und das geistige Klima des späten Ceausescu-Regimes dabei haben. Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung ist die ausführlichere Darstellung und knappe Kommentierung aufschlussreicher Stellungnahmen einiger rumänischer Geistesgrößen zum Verhältnis Rumäniens zu Europa. Diesen auf Rumänien bezogenen Darlegungen wird die Frage vorangestellt, welchen Stellenwert solche Diskurse im Hinblick auf politische Auseinandersetzungen und Weichenstellungen und den Verlauf gesellschaftlicher Entwicklungen haben. Abschließend wird nach einer plausiblen Erklärung dafür gesucht, weshalb sol-

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chen Diskursen, die das Verhältnis zum Westen thematisieren, in der neueren Geschichte Rumäniens und anderer südosteuropäischer Staaten nahezu durchgängig eine große Bedeutung zukam und weiterhin zukommt - und weshalb solche Diskurse fast immer durch ausgeprägte Ambivalenzen gekennzeichnet sind. (ICF2)

[244-L] Vanghele, Ovidiu: Romanian political class: 18 years of personal profit and defiance, in: Regina Jankowitsch (Hrsg.) ; Annette Zimmer (Hrsg.): Political Leadership : Annäherungen aus Wissenschaft und Praxis, Berlin: Polisphere Library, 2008, S. 297-313 INHALT: Die Wurzel allen Übels liegt in der jüngeren rumänischen Geschichte. Die CeausescuDiktatur wurde durch einen Volksaufstand gestürzt, auf den eine Konterrevolution folgte. Diese Konterrevolution führte Schlüsselfiguren der ehemaligen Nomenklatura an die Spitze des Staates, die sich selber in der Verfassung Immunität sicherten. Die aus dem Westen übernommenen politischen Institutionen sind nichts als leere Hülsen. Das gesamte politische System ist von Korruption zerfressen. Eine Zivilgesellschaft fehlt. Die politische Kultur Rumäniens ist durch das Fernsehen bestimmt. Das Land stellt ein Zerrbild des Demokratie dar. (ICE)

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Tschechische Republik / Slowakische Republik

[245-L] Dostál, Petr; Hampl, Martin: Development of national settlement systems in the industrial and post-industrial areas: A general discussion and the case of the Czech Repubic, in: Wendelin Strubelt (Hrsg.) ; Grzegorz Gorzelak (Hrsg.) ; Jiri Musil (Adressat): City and region : papers in honour of Jiri Musil, Opladen: Budrich UniPress, 2008, S. 43-54, ISBN: 978-3-940755-07-0 (Standort: UB Bonn(5)-2008/1977) INHALT: Im Rahmen der Urbanisierungsforschung werden die Diskurse um die wesentlichen Veränderungstendenzen in der hierarchischen Entwicklung der Siedlungsstrukturen während des Übergangs von der industriellen zur postindustriellen Gesellschaftsentwicklung in Tschechien untersucht. Diese Tendenzen werden hauptsächlich als qualitative Veränderungen der Stadtentwicklungen angesehen, wobei der Schwerpunkt insbesondere auf der Stadt-UmlandBeziehung und der Schlüsselrolle der Klein- und Großstädte für den Wandel der geographischen Organisation der Gesellschaft liegt. Dabei werden zwei Ziele verfolgt: Einerseits geht es um die Bedeutung und Entwicklung der Städte für die räumliche Organisation der Gesellschaft in der industriellen und postindustriellen Ära, wobei zwischen Wachstum und qualitativer Bedeutung der Städte unterschieden wird. Andererseits werden im Rahmen einer Fallstudie anhand aktueller empirischer Analysen der langfristigen Entwicklung von Städten und Großstädten in der Tschechischen Republik die Hierarchisierung von Funktionen und Tendenzen illustrativ herausgearbeitet. Abschließend werden zusammenfassend einige Hypothesen in Bezug auf die gegenwärtige und zukünftige Entwicklung der Organisation urbaner Systeme formuliert. (ICH)

[246-L] Dostál, Petr: The post-communist capital city effects, transactional activities and regional development in the Czech Republic in the 1990s: A modelling approach, in: Wendelin Strubelt (Hrsg.) ; Grzegorz Gorzelak (Hrsg.) ; Jiri Musil (Adressat): City and region : papers in honour of Jiri Musil, Opladen: Budrich UniPress, 2008, S. 15-42, ISBN: 978-3-940755-07-0 (Standort: UB Bonn(5)2008/1977) INHALT: Auf dem Hintergrund, dass konzentrierte transaktionale Aktivitäten, die durch hochqualifizierte und gebildete Arbeitsreserven in den Großstädten unterstützt wurden, der Grund für die zunehmenden Großstadteffekte in den postkommunistischen regionalen Entwickungstendenzen der Tschechischen Republik, Ungarns und der Slowakei sind, geht es um zwei Fragestellungen. Erstens, welcher Natur sind diese transaktionalen Aktivitäten und zweitens, welches waren die Implikationen dieser dominanten Großstadteffekte in der Tschechischen Republik in den 90er Jahren? Zusätzlich wird anhand eines statistischen Erklärungsmodells (LISREL) versucht, ökonomische Entwicklungsveränderungen in 70 tschechischen Mikroregionen zwischen 1991 und 2001 zu quantifizieren und damit einige Bedingungsfaktoren für die Aufrechterhaltung und Stärkung der Dominanz der Hauptstadt Prag zu benennen. Das Modell bestätigt die dominanten Effekte der Hauptstadt und einiger privilegierter Positionen in wenigen regionalen Zentren als Entwicklungen, die durch spezifische postkommunistische und postindustrielle Transformationsprozesse ausgelöst wurden. (ICH)

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[247-L] Gehring, Hubert; Lischka, Manuel: Zwischen innenpolitischen Turbulenzen und Lissabonner Vertrag: Tschechien vor der EURatspräsidentschaft 2009, in: KAS-Auslands-Informationen, 2008, Nr. 11, S. 22-44 (Standort: USB Köln(38)-M XE 00681; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; www.kas.de/wf/doc/kas_15389-544-1-30.pdf) INHALT: "Tschechiens Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft Anfang 2009 steht im Schatten großer innenpolitischer Probleme - unpopuläre Reformen, ein angeschlagener Regierungschef Topolanek und ein eurorealistischer Staatschef Klaus, der ein aktives Europaengagement des Landes, das von seinem EU-Beitritt durchaus profitiert hat, torpediert. Ob Topolanek im Dezember als Vorsitzender der ODS bestätigt wird, ist ungewiss, wenngleich eine Schwächung des Premiers angesichts der für 2009 gesetzten Ziele wie der Öffnung des EU-Arbeitsmarkts von Nachteil wäre. Bedeutung kommt dem Ratifizierungsprozess zu, wobei der Verfassungsgerichtsentscheid eine Hürde ist, die Unterschrift des Staatsoberhaupts eine andere. Die tschechischeuropäischen Beziehungen sind schwierig, zumal auch die Bürger Tschechiens die Union, etwa durch ihre Skepsis gegenüber dem Euro, mit Vorbehalt sehen. Umso mehr liegt es an Europa, für seine Werte zu werben und der tschechischen Ratspräsidentschaft zum Erfolg zu verhelfen." (Autorenreferat)

[248-L] Havelka, Milos: Kontinuität und Diskontinuität, Universalität und Partikularität in Transformationsprozessen (Tschechischer Fall 1989-2003), in: Eckehard Binas (Hrsg.): Hypertransformation : internationale Tagung zur Interdisziplinären Transformationsforschung, Görlitz 2006, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 265-275, ISBN: 978-3-631-57018-0 (Standort: UuStB Köln(38)-10A4160) INHALT: Der Autor möchte in seinem Vortrag zeigen, dass die Modernisierungseffekte in der ersten Phase der tschechischen Transformation von 1989 bis 2003 deutlich geringer waren, als man ursprünglich erwartet hat. Er bezieht sich bei seinen kursorischen Ausführungen auf das Buch "Ancien régime und die Revolution" von Alexis de Tocqueville und interpretiert dessen klassische Positionen als Hinweis auf eine geschichtlich immerwährende Spannung zwischen Kontinuität und Diskontinuität. In diesem Spannungsverhältnis zeigt sich oft das Abweichende als das Notwendige sowie die Tatsache, dass das Universelle durchaus auch marginalisiert werden kann. Anhand von Tocquevilles Perspektive lassen sich nicht nur die Ursprünge des Neuen im Alten, sondern auch das Alte im Neuen aufzeigen. Der Autor skizziert vor diesem Hintergrund die Eigenarten des tschechischen Transformationsfalles und erörtert die Frage, ob die allgemeine Modernisierung von Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik ein wesentliches Beurteilungskriterium von Transformationsprozessen darstellt. (ICI)

[249-L] Illner, Michal: The five faces of "Pragocentrism", in: Wendelin Strubelt (Hrsg.) ; Grzegorz Gorzelak (Hrsg.) ; Jiri Musil (Adressat): City and region : papers in honour of Jiri Musil, Opladen: Budrich UniPress, 2008, S. 133-144, ISBN: 978-3-940755-07-0 (Standort: UB Bonn(5)-2008/1977) INHALT: Thematisiert wird die kontroverse Wahrnehmung der tschechischen Hauptstadt Prag: Einerseits besitzt sie eine privilegierte Rolle in der Nation, andererseits wird diese Tatsache

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von vielen politischen und sozialen Akteuren außerhalb der Hauptstadt kritisch beobachtet. Die viel bewunderte Stadt ist zugleich Zielobjekt des Neids und der Kritik. Auf diesem Hintergrund wird der Begriff des "Pragozentrismus" in seiner positiven und negativen Bedeutung beleuchtet. Ziel ist eine Dekonstruktion dieses zwiespältigen Labels und eine Diskussion der verschiedenen Kontexte, in denen es benutzt wird. Dabei werden fünf typische Gesichter des Pragozentrismus behandelt: (1) als Attribut des Stadtsystem der Tschechischen Republik; (2) als Kritik der zentralen Rolle der Hauptstadt; (3) als Ausdruck der Besorgnis um die städtische Umwelt; (4) als selbstverherrlichendes Autostereotyp der Prager Einwohner und (5) als Forschungsorientierung. Mit dem letztgenannten Punkt wird auch Bezug genommen auf Jiri Musil, der unter den tschechischen Soziologen der vorrangige "forschende Pragozentrist" ist. (ICH)

[250-L] Kämpfer, Sylvia: Regionale Ungleichheiten in der Tschechischen und Slowakischen Republik im Zuge des Erweiterungsprozesses der Europäischen Union: eine empirische Untersuchung im Zeitraum von 1998 bis 2003, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 59/2008, H. 4, S. 351-372 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: Neben der politischen und wirtschaftlichen Integration ihrer Mitgliedstaaten strebt die Europäische Union auch die Entstehung einer europäischen Gesellschaft an. Dieses Ziel kann der EU zufolge nur erreicht werden, wenn die sozioökonomischen Differenzen zwischen den Mitgliedstaaten und den Regionen reduziert werden. Empirische Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass zumindest bis jetzt eine interregionale Konvergenz noch nicht erreicht worden ist. Am problematischsten haben sich die zunehmenden regionalen Ungleichheiten in Ostmitteleuropa erwiesen. Hier führte der Beitrittsprozess zu einer schnellen Entwicklung der Regionen und regionaler Ungleichheiten. Der Beitrag analysiert die Entwicklung und die Ursachen regionaler Unterschiede im Erweiterungsprozess (1998-2003) in der Tschechischen Republik und der Slowakei. Die Analyse basiert auf der Regionaldatenbank von EUROSTAT, ergänzt um Daten aus den regionalen Statistikämtern beider Länder. Die Ergebnisse zeigen eine Zunahme der Stärke der Wirtschaft in absoluten Zahlen in allen Regionen. Sie zeigen aber auch eine starke regionale Polarisierung zwischen den Hauptstädten Prag und Bratislava, den Regionen um Brno und Pilsen und den Krkonose-Gebirge und den ostslowakischen Regionen. Was die Ursachen der regionalen Ungleichheit angeht, so bestätigt die Analyse den positiven Einfluss der Infrastruktur und des Anteils der Beschäftigten im Dienstleistungssektor. (ICEÜbers)

[251-L] Krizkova, Alena; Haskova, Hana: Gender (in)equalities in employment and care in the Czech Republic during the EU accession and EU membership, in: Verena Kaselitz (Hrsg.) ; Petra Ziegler (Hrsg.): Gleichstellung in der erweiterten Europäischen Union, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 4559 INHALT: Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht die Wechselwirkung zwischen dem Arbeits- und Familienleben in der Tschechischen Republik. Vor dem Hintergrund der Darstellung des rechtlichen und institutionellen Rahmens der Gleichstellung der Geschlechter wer-

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den die Struktur des Arbeitsmarktes und die nationale Beschäftigungsstrategie analysiert. Anschließend werden die Bedingungen der Work/Life-Balance der tschechischen Familien untersucht und die Optionen der tschechischen Bevölkerung hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Ungleichheiten präsentiert. Es wird die These vertreten, dass durch die EU-inspirierte Veränderungen des institutionellen und gesetzlichen Rahmens zwar formell eine Gleichheit der Geschlechter gewährleistet wird, jedoch auf der strukturellen und auf der individuellen Ebenen die Ungleichheiten weiterhin bestehen. (ICF2)

[252-L] Lang, Kai-Olaf: The role of the German and the Czech presidencies in the definition of an Eastern Dimension for the ENP, in: Laure Delcour (Hrsg.) ; Elsa Tulmets (Hrsg.): Pioneer Europe? : testing EU foreign policy in the neighbourhood, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 77-92 INHALT: Der Beitrag diskutiert die Rolle der deutschen Präsidentschaft in Bezug auf das European Neighbourhood Policy-Programm und gibt eine Einschätzung, was von der tschechischen Präsidentschaft zu erwarten ist. Der Erfolg einer Präsidentschaft bemisst sich daran, wie stark die an die Präsidentschaft gestellten Anforderungen von außen mit dem eigenen, intendierten Rollenprofil übereinstimmen. In Bezug auf das Neighbourhood Policy-Programm, das bereits eingeführt worden ist, sind keine wesentlichen Änderungen und Impulse zu Beginn des Jahres 2009 zu erwarten. Die Erwartungen richten sich im Wesentlichen nur auf die stärkere Integration der osteuropäischen Regionen. In Bezug auf diese Aufgabe ist von den amtierenden Präsidenten jedoch Führungsstärke zu veranschlagen. Es werden die Erfahrungen aus der deutschen Präsidentschaft im Hinblick auf Führungsstärke beschrieben und Bedingungen der Kontinuität dieser Politik für die tschechische Präsidentschaft benannt. (ICB)

[253-L] Lastikova, Barbara; Findor, Andrej: From regime legitimation to democratic museum pedagogy?: studying Europeanization at the museum of the Slovak national uprising, in: Sophie Wahnich (Hrsg.) ; Barbara Lásticová (Hrsg.) ; Andrej Findor (Hrsg.): Politics of collective memory : cultural patterns of commemorative practices in post-war Europe: Lit Verl., 2008, S. 237-257, ISBN: 978-3-82580628-2 (Standort: UB Köln(38)-35A9525) INHALT: Die Verfasser analysieren die Europäisierung der Darstellung des slowakischen Nationalen Aufstandes in Banska Bystriza und überprüfen die These von der Entwicklung einer demokratischeren Museumspädagogik anhand der aktuellen Ausstellung des Museums. Das Museum des slowakischen Nationalen Aufstands ist in seiner Art in der Slowakei einmalig, weil es einem einzelnen historischen Ereignis gewidmet ist, das als Gegenstand unterschiedlicher Erzählungen dem slowakischen nationalen Gedächtnis und der nationalen Identität dient. Im Gegensatz zu früheren Ausstellungen in den vergangenen vierzig Jahren wird der slowakische Nationale Aufstand nicht mehr als ein isoliertes historisches Ereignis präsentiert, das eine ausschließlich für das Regime oder für die Nation von Bedeutung ist: Er wird viel mehr in einem europäischen historischen Kontext, als ein "untrennbarer Teil der europäischen Geschichte" dargestellt. Die aktuelle Ausstellung dient als Verkörperung des Konzepts der vermuteten Grundsteine der europäischen kulturellen Integration, die auf der Vielfalt und dem einmaligen Beitrag jeder nationalen Kultur basiert. Das nationale Gedächtnis erwirbt seine Bedeutung und Wertschätzung im europäischen Kontext. Die Untersuchung der aktuellen

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Ausstellung im Museum des slowakischen Nationalen Aufstands ist eine Gelegenheit, die gegenwärtige Umgestaltung des slowakischen nationalen Gedächtnisses zu verstehen und diesen Prozess zu rekonstruieren. (ICF2)

[254-L] Mares, Miroslav: Communist and Post-Communist Parties in the Czech Republik and in Slovakia, in: Uwe Backes (Hrsg.) ; Patrick Moreau (Hrsg.): Communist and post-communist parties in Europe: Vandenhoeck & Ruprecht, 2008, S. 285-310 INHALT: Für die Entwicklung der tschechischen Republik ist die kontinuierliche Existenz einer starken kommunistischen Partei kennzeichnend. Trotz des Verlusts an Mitgliedern und an Wählern hat die kommunistische Partei von Tschechien und Mähren ihre Fähigkeit, die Wähler zu mobilisieren, nicht verloren. Ein Teil der ehemaligen regierenden Partei hat sich als eine sozialdemokratische Partei etabliert und ist eine feste Größe im politischen Leben des Landes. Der soziale Populismus hat eine relativ erfolgreiche Entwicklung der nicht-reformierten kommunistischen Parteien (KSCM, KSS) in beiden Ländern ermöglicht. Sowohl die Parteien selbst als auch ihre Jugendorganisationen (KSM, ZSM) kooperieren sehr eng miteinander. Die reformierte Partei der demokratischen Linken in der Slowakei hat sich zu einem festen Bestandteil des Parteisystems des Landes entwickelt. Gegenwärtig spielt jedoch die Spaltungspartei SMER-Sozialdemokraten eine dominierende Rolle auf der linken Seite des politischen Spektrums in der Slowakei. Es wäre nicht korrekt, sie als eine postkommunistische Partei zu bezeichnen. Sie ist keine Nachfolge-Partei der kommunistischen Partei der Slowakei. Sie stellt ein Segment der sozialistischen/sozialdemokratischen Parteifamilie dar - trotz der Tatsache, dass sie innerhalb dieser Familie wegen ihrer Koalition mit der extrem rechtsorientierten SNS die Rolle des "schwarzen Schafs" spielt. (ICF2)

[255-L] Mihalikova, Silvia: Crossroads of political memory in Slovakia, in: Sophie Wahnich (Hrsg.) ; Barbara Lásticová (Hrsg.) ; Andrej Findor (Hrsg.): Politics of collective memory : cultural patterns of commemorative practices in post-war Europe: Lit Verl., 2008, S. 145-161, ISBN: 978-3-82580628-2 (Standort: UB Köln(38)-35A9525) INHALT: Der Wandel der europäischen politischen Landschaft nach dem Ende des 'Kalten Krieges' zwingt, so die Verfasserin, die postkommunistischen Gesellschaften, ihre Identitätsvorstellungen sowie ihre Position in der neuen politischen Situation neu zu definieren. Zudem übt er einen starken Einfluss auf das nationale Bewusstsein aus. Bei der Gestaltung dieser Neudefinition der nationalen Identitäten nehmen die jeweiligen Staaten wählerisch Bezug auf ihre "nationale Geschichte": Die vorhandenen nationalen Symbole, Mythen und Rituale stellen die Basis der politischen Repräsentation im Rahmen der Rekonstruktion nationaler Identitäten. Die Evolution der slowakischen Gesellschaft im Rahmen der Transformation spiegelt den Kampf der unterschiedlichen politischen Traditionen, die häufigen Änderungen der offiziellen politischen Werte (sowohl vor als auch nach 1989) sowie die Spaltung gesellschaftlicher Strukturen und die Schwierigkeiten der Zivilgesellschaft wider. In den 1990er Jahren war die kommunistische Ideologie nicht tot - es haben sich nur ihre Erscheinungsformen verändert. Sie ist ein Bestandteil des gesellschaftlichen Bewusstseins sowie der Überzeugungen und des Verhaltens des durchschnittlichen Bürgers und vieler Politiker in der Slowakei ge-

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blieben. Eine Analyse der Umgangsmuster der Politik mit den Symbolen des Gedächtnisses, mit den Ritualen und Mythen sowie mit den Geschichten, die zur Rekonstruktion der nationalen Identität dienen, kann, so die These, einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Differenzen im Rahmen der europäischen Integration und des Erweiterungsprozesses der EU leisten. Diese Muster stellen wesentliche Elemente der politischen Kultur dar und prägen die politischen Entscheidungen. (ICF2)

[256-L] Salzborn, Samuel: Geteilte Erinnerung: die deutsch-tschechischen Beziehungen und die sudetendeutsche Vergangenheit, (Die Deutschen und das östliche Europa : Studien und Quellen, Bd. 3), Frankfurt am Main: P. Lang 2008, 134 S., ISBN: 978-3-631-57308-2 INHALT: "Das Buch setzt sich mit der Vergangenheit und Gegenwart der deutsch-tschechischen Beziehungen auseinander. In den bilateralen Beziehungen zwischen beiden Staaten spielte stets die Geschichte der sudetendeutschen Minderheit in der Tschechoslowakei und die Politik der Sudetendeutschen Landsmannschaft in der Bundesrepublik eine sehr große Rolle. Der Band versucht diese Geschichte kritisch aufzuarbeiten und geht dabei von der Annahme aus, dass es unterschiedliche Erinnerungsnarrative gibt, also dass eine geteilte Erinnerung zwischen einer (sudeten-)deutschen und einer tschechischen Sicht auf die Geschichte besteht. Die Grundthese dabei ist, dass die sudetendeutsche Geschichtsinterpretation belastend für eine konstruktive Zukunft zwischen beiden Staaten ist. Zudem hat die Politik der Sudetendeutschen Landsmannschaft immer wieder zwischenstaatliche Konflikte heraufbeschworen und eine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit behindert. Anhand zahlreicher Fallstudien wird diese These in dem Band belegt." (Autorenreferat)

[257-L] Zacek, Pavel; Faulenbach, Bernd; Mählert, Ulrich (Hrsg.): Die Tschechoslowakei 1945/48 bis 1989: Studien zu kommunistischer Herrschaft und Repression, Leipzig: Leipziger Univ.-Verl. 2008, 239 S., ISBN: 978-3-86583-264-1 INHALT: Mit diesem Band werden Forschungserträge der UDV, einer 1995 als Teil der tschechischen Kriminalpolizei gegründeten Behörde für die Dokumentation und Untersuchung der Verbrechen des Kommunismus, dem deutschen Publikum vorgestellt. Die Idee dazu entstand während einer Studienreise, zu der die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur im Jahr 2002 Wissenschaftler und Vertreter u. a. von Gedenkstätten nach Prag eingeladen hatte. Die UDV wurde mittlerweile aufgelöst, das tschechische Parlament beschloss 2007 die Gründung eines Instituts für das Studium der totalitären Regime und eines Archivs der Sicherheitseinheiten in Prag. Dieses Institut ist nunmehr Mitherausgeber des Bandes. Hinter den Beiträgen stehe die Idee, so die Herausgeber, die Geschichte der SED künftig besser in die Geschichte der ostmitteleuropäischen Volksdemokratien einordnen und vergleichen zu können. Als Grundlage für diese weitere Forschung und vergleichende Aufarbeitung der sozialistischen Diktaturen bieten die tschechischen Autoren dieses Bandes Anhaltspunkte. Der erste Teil setzt sich aus sechs Überblicksartikeln und Fallstudien zusammen, in denen u. a. die äußerst rigorose Kollektivierung der Landwirtschaft, die Kirchenpolitik und die Manipulation der Medien behandelt werden. Anschließend stehen die tschechoslowakische Staatssicherheit sowie das Gefängniswesen im Mittelpunkt. Der dritte Teil besteht aus fünf Studien zur Absicherung und Abschottung des Landes nach außen. In einem Beitrag wird ein erster Blick über

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die Grenze geworfen und die nicht immer reibungslose alltägliche Zusammenarbeit mit der DDR thematisiert. (ZPol, NOMOS). Inhaltsverzeichnis: Pavel Zacek, Bernd Faulenbach, Ulrich Mählert: Vorwort (7-10); Klára Horaliková: Zur Einführung in das Thema (11-18); Jan Kalous, Mileda Kadlecová: Zu den Deportationen tschechoslowakischer Bürger in die Sowjetunion nach 1945 (19-28); Sárka Rokosová: Die Liquidierung der privaten Landwirtschaft auf dem Amtsweg (29-44); Jan Kalous: Die Kirchenpolitik der KPTsch von 1945 bis 1950 (4552); Petr Cajthaml: Die Instrumentalisierung der Medien durch das Ministerium des Innern Propaganda und Desinformationen (53-66); Milan Bárta: Zur Zensur in der Tschechoslowakei von 1948 bis 1989 (67-84); Jan Kalous: Der tschechoslowakische Sicherheitsapparat in den Jahren 1945 bis 1948 (85-98); Prokop Tomek: Die Struktur der Staatssicherheit in der CSSR (99-108); Daniel Povolny: Operative Technik in der tschechoslowakischen Staatssicherheit (109-116); Prokop Tomek: Die Entwicklung des tschechoslowakischen Gefängniswesens in den Jahren 1948 bis 1989 (117-130); Martin Pulec: Die Bewachung der tschechoslowakischen Westgrenze zwischen 1945 und 1989 (131-152); Jiri Plachy: Die Instrumentalisierung von NS-Kriegsverbrechern durch die tschechoslowakische Staatssicherheit nach 1945 (153-170); Jirí Basta: Deutsche Kriegsverbrecher als Auslandsspione für den tschechoslowakischen Geheimdienst (171-200); Prokop Tomek: Störsender gegen ausländische Rundfunksendungen (201-214); Klára Horaliková: Die Anfänge der Zusammenarbeit zwischen den Sicherheitsapparaten der DDR und der CSSR (215-235).

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[258-L] Ágh, Attila: Hungary's EU Integration: Institution-Building in the Central Government, in: Südosteuropa : Zeitschrift des Südost-Instituts, Jg. 56/2008, H. 2, S. 222-247 INHALT: "The article examines the ups and downs of Hungary's accession to theEuropean Union. It considers Europeanization as a process parallel to EU accession, and uses key terms accordingly. Hungary's development in the1990s is thus described as anticipatory Europeanization, the more concrete EU perspective taken up in 1998 as adaptive Europeanization, the years between 1998 and 2002 are labeled as derailed Europeanization, and the years after the actual EU accession as post-accession crisis. Much of this analysis focuses on thecentral government, but also includes developments on the sub-national, i.e. meso- and micro-levels of Hungarian public administration. The conclusion offers an outlook for the imminent future, as Hungary prepares for assuming the EU presidency in 2011." (author's abstract)(BR)|

[259-L] Albert, Fruzsina; Dávid, Beáta; Molnár, Szilárd: Links between the diffusion of internet usage and social network characteristics in contemporary hungarian society: a longitudinal analysis, in: Uwe Serdült (Hrsg.) ; Volker G. Täube (Hrsg.): Applications of social network analysis ASNA 2005 : conference contributions, Zurich, October 20-21, 2005, Bamberg: WVB-Verl., 2008, S. 163-188, ISBN: 978-3-86573-374-0 (Standort: USB Köln(38)-35A8901) INHALT: Die Longitudinalstudie zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Internetgebrauch und der Entstehung von sozialen Netzwerken versucht folgende Frage zu beantworten: Generiert, stärkt, ergänzt oder schwächt das Internet Sozialkapital? Die Längsschnittstudie erfolgte von 2001 bis 2003 in drei Wellen mit 2000 Ungarn. Verglichen wurden Internetnutzer, Nicht-Internutzer und Einsteiger. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Nutzer über ein größeres Sozialkapital verfügen als diejenigen, die über keinen Internetanschluss verfügen. Weiterhin wird deutlich, dass die Internetnutzung stark von schon bestehenden sozialen Netzwerken abhängig ist; es existieren kulturelle und soziale Barrieren, die die Internetnutzung bzw. diffusion beschleunigen und/oder auch hemmen. Entscheidend sind damit insgesamt diese "vorgelagerten" sozialen Strukturen als Katalysatoren der Internetdiffusion. (ICA)

[260-L] Bittner, Marc: Arbeitsmarktmonitoring LAMO I & II: Konzept und Ergebnisse eines Instruments der Arbeitsmarktbeobachtung in den Grenzregionen der Slowakei, Tschechiens und Ungarns mit Österreich, in: SWS-Rundschau, Jg. 48/2008, H. 4, S. 505-515 (Standort: USB Köln(38)XH05177; Kopie über den Literaturdienst erhältlich) INHALT: "Im Zuge der EU-Erweiterungsrunde des Jahres 2004 wurde den Auswirkungen des Beitritts von zehn Staaten auf die Arbeitsmärkte der alten EU-Staaten (EU-15) besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Der vorliegende Beitrag beschreibt die Methodik und ausgewählte Ergebnisse der vor diesem Hintergrund 2003 bis 2007 durchgeführten Projekte LAMO I & II (Arbeitsmarkt¬monitoring). Diese Projekte dienten der regelmäßigen Beobachtung des Ar-

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beitsmarkts in den Grenz¬regionen Österreichs, der Slowakei, Tschechiens und Ungarns, wobei ein besonderer Fokus auf der Analyse potenzieller Arbeitsmigrationsströme nach Österreich lag. Der Rückblick auf die Projektergebnisse im Zeitvergleich, die für die politische Entscheidungsfindung über die Verlängerung der Übergangsfristen zum Schutz des heimischen Arbeitsmarkts bis maximal 2011 besonders wichtig waren, wird ergänzt von einem Ausblick auf das 2008 begonnene Nachfolgeprojekt Fachkräftemonitoring (FAMO)." (Autorenreferat)

[261-L] Dieringer, Jürgen: Das politische System der Republik Ungarn, in: Südosteuropa : Zeitschrift des Südost-Instituts, Jg. 56/2008, H. 2, S. 163-182 INHALT: Ungarn hat die Systemtransformation vollzogen, so der Verfasser, aber noch nicht abgeschlossen. Tradierte Muster aus der Kadar-Zeit wirken nach, Pfadabhängigkeiten des Systemwandels verhindern Reformen. Das Verhalten der politischen Akteure weist auf das Entstehen von Parallelgesellschaften hin, auf die Koexistenz zweier verschiedener Ungarn. Das eine Ungarn, verkörpert von der politischen Rechten Viktor Orbans, das dem Nationalstaatsprinzip verpflichtet ist, verfolgt eine gaullistische Modernisierung. Auf der anderen Seite steht ein Ungarn, das stärker supranational orientiert ist, das die wirtschaftspolitische Gesundung durch eine Einbettung in die internationale Arbeitsteilung zu erreichen sucht, den Staat als Gestalter eher zurückdrängen will und kulturell-nationalen Themen eher gleichgültig gegenüber steht. Diese Politik kann sehr gut innerhalb der bestehenden institutionellen Ordnung vollzogen werden. Das politische System Ungarns ist, so die These, durch eine Grundambivalenz gekennzeichnet. Obwohl im Systemwechsel als Provisorium etabliert, überlebte es bis heute formal fast unverändert, sperrt sich gegen grundlegenden Wandel. Gesellschaftliche Prozesse sind aber dynamisch und formale Institutionen müssen einer veränderten gesellschaftlichen Wirklichkeit angepasst werden. Geschieht dies nicht, streben Verfassung als Grundlage staatlichen Handelns und Politik als gesellschaftliches Konstrukt auseinander. Das institutionelle System der Verfassungsorgane entwickelte sich dynamisch. Dabei bildete sich - auch mit Hilfe des Verfassungsgerichts - ein gewisses Gleichgewicht heraus. Einige Prozesse stärken die Kernexekutive, andere das Parlament, einige zentralstaatliche Institutionen, andere die lokalen. Die Vetospieler tun ihren Dienst. Der Verfassungskonflikt ist stets latent vorhanden. Es wird argumentiert, dass im Zentrum einer möglichen Reform das Parlament stünde. Hier könnte eine zweite Kammer eine funktionale Aufgabenteilung zwischen vertikaler und horizontaler Struktur etablieren. (ICF2)

[262-L] Kapitany, Agnes; Kapitany, Gabor: Cultural pattern of a museum guide (house of terror, Budapest), in: Sophie Wahnich (Hrsg.) ; Barbara Lásticová (Hrsg.) ; Andrej Findor (Hrsg.): Politics of collective memory : cultural patterns of commemorative practices in post-war Europe: Lit Verl., 2008, S. 123-141, ISBN: 9783-8258-0628-2 (Standort: UB Köln(38)-35A9525) INHALT: Die Verfasser analysieren den offiziellen Museumsführer des Hauses des Terrors und die Interpretationsmuster der Geschichte Ungarns im 20. Jahrhundert, um sie in das Spektrum jener Faktoren einzuordnen, die das heutige Nationalbewusstsein prägen. Die Untersuchung folgt den thematischen Blöcken des Museums. Diese präsentieren einzelne Elemente des

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staatlichen Terrors: Militarismus, Polizeistaat, Deportationen, Einschränkungen der freien Mobilität der Menschen, die sog. "Justizmorde", die Manipulationen der Propaganda, die Verfolgung der Religion, die Unterdrückung der einzelnen gesellschaftlichen Schichten. Vor dem Hintergrund der Präsentation des Gebäudes des Museums wird untersucht, wie seine Exposition die symbolischen Gesichter des staatlichen Terrors präsentiert. Im Kontext der Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen dem staatlichen Terror und der Diktatur ist die Antwort auf die Frage nach der Verantwortung entscheidend. Wer war Opfer, wer war Täter, wer war Mitläufer? Diese Auseinandersetzung, so die These, ist auch von maßgebender Bedeutung für die Prägung des historischen Bewusstseins. (ICF2)

[263-L] Kegyes, Erika; Huszar, Agnes (Hrsg.): Genderbilder aus Ungarn: Ergebnisse der ungarischen Genderforschung, (Gender Studies : Interdisziplinäre Schriftenreihe zur Geschlechterforschung, Bd. 10), Hamburg: Kovac 2008, 295 S., ISBN: 978-3-8300-3775-0 (Standort: UuStB Köln(38)-36A823) INHALT: "Dieser Band präsentiert 21 Beiträge aus der aktuellen ungarischen Genderforschung, fokussiert auf Sprache und Sprachgebrauch. Die Interpretation des Begriffs Gender erfolgt im besonderen Kontext der ungarischen Sprache. Die Arbeiten behandeln systemlinguistische und medienpolitische Fragen sowie eine ganz besondere Komponente der ungarischen Genderforschung: Gender in Minderheitenpositionen. Ein Ausblick auf Übersetzungs- und Literaturwissenschaft rundet den Überblick der Genderbilder ab." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Judit Acsady: Der Mythos der gebannten Emanzipation (9-28); Andrea Peto: Gender im Unterricht in Ungarn (29-40); Ildiko Veres: Freundschaft und Liebe in der Philosophie in Ungarn (41-52); Anna Urban: Generationskonflikte im Spiegel der Genderfragen (53-62); Akos Gocsal - Agnes Huszar: "Die etwas andere Stimme". Unterschiede in der Aussprache von Männern und Frauen (63-72); Erika Kegyes: Sexusgrammatik und Gendersemantik. Ausdrucksformen des Geschlechts im Ungarischen (73-90); Eva Dede: "Wie verwandelt sich die Frau in Dame?" Selbstbezeichnung der Frauen in ungarischen Partnerschaftsanzeigen (91106); Csaba Galambos: Die Geschlechter im Spiegel der Kontaktanzeigen (107-116); Judit Raatz: Geschlechtsstereotype im ungarischen Vornamenschatz (117-130); Erzsebet Fercsik: Frauennamen in Ungarn (131-150); Anna Orsos: Sprachgebrauch der Beasch-Roma in Ungarn (151-160); Hajnalka Kolompar: Sprachliche Tabus und die Unterordnung der Frauen in einer traditionellen Gemeinschaft der wlachischen Roma (161-174); Anna Borbely: Sprachliche Attitüden zweisprachiger Frauen und Männer (175-184); Klara Sandor: Die Hausfrauen des Landes (185-200); Kata Eklics: Das politische Interview unter genderlinguistischem Aspekt (201-214); Levente Batar, Agnes Huszar: "Verzerrtes Spiegelbild". Die Frauen in den ungarischen Medien (215-222); Agnes Huszar: Der weibliche Körper als Projektionsfläche im politischen Raum (223-236); Agnes Salanki: Werbung für Männer - Werbung für Frauen (237-248); Erzsdbet Barat: Die Logik der Hassrede und die Methode der Ausgrenzung (249264); Sarolta Fenyo: Übersetzung und Gender Studies (265-276); Tünde Paksy: Die Grenzen der Ersetzbarkeit. Über Magda Szabo: 'Die Tür/ Hinter der Tür' (277-293).

[264-L] Küpper, Herbert: Die "unvollendete Revolution": sozialistische Überreste in der ungarischen Verfassung, in: Südosteuropa : Zeitschrift des Südost-Instituts, Jg. 56/2008, H. 2, S. 183-199

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INHALT: Die ungarische Verfassung ist als einzige im ehemaligen Ostblock formal noch das sozialistische Grundgesetz. Da sie immer nur stückweise novelliert wurde, ist in ihr die Anzahl von Textstellen, die auf den Sozialismus zurückgehen, groß. Das Weitergelten sozialistischer Regelungen kann, so der Verfasser, ernstere Konsequenzen zeitigen. Sowohl die sozialistisch gefassten soziale Grundrechte als auch die Gesetzlichkeitsaufsicht der Staatsanwaltschaft tragen das Potenzial in sich, juristische Grundlagen für eine paternalistische Intervention des Staates in die Freiheitssphäre des Einzelnen zu liefern. Für sich allein genommen ist jede dieser Regelungen noch vereinbar mit einem demokratisch-pluralistischen Rechtsstaat, zumal die Freiheitsbeschränkung in der Verfassung nur Potenzial, aber nicht zwingende Konsequenz ist. Die Hauptgefahr für derartige Freiheitsbeschränkungen liegt daher auch nicht im Verfassungstext, sondern in der politischen Kultur. Indem die Verfassung einige der rechtlichen Grundlagen für den sozialistischen Fürsorge- und Interventionsstaat fortschreibt, verzichtet sie auf die Möglichkeit, den politischen Akteuren und der Öffentlichkeit aufzuzeigen, dass in der neuen Ordnung der Staat nicht mehr die Rundum-Verantwortung für das Wohlergehen der Menschen trägt, sondern dass diese selbst den Inhalt ihres Wohlergehens bestimmen und für dessen Verwirklichung sorgen können und sollen. Neben die politisch-soziale Kontinuität der Erwartungshaltung an einen für alles sorgenden Staat in Teilen der Bevölkerung tritt die verfassungsrechtliche Kontinuität der Festlegung des paternalistischen Staates in einigen Teilen des Grundgesetzes. Bislang haben sich, so die These, die in diesem unvollkommenen Bruch mit der Vergangenheit liegenden Gefahren nur ansatzweise verwirklicht. Dennoch ist es ausgerechnet in dem Land, das in einer "rechtsstaatliche Revolution" den durch Verfassungswandel geebneten Weg zum neuen System beschritten hat, ungünstig, wenn gerade die Verfassung sich durch unvollständigen Wandel zu einem Reservoir von Handlungsoptionen nach Art des alten Regimes entwickelt. (ICF2)

[265-L] Nagy, Beata: Women on the Hungarian labour market and in leadership positions, in: Verena Kaselitz (Hrsg.) ; Petra Ziegler (Hrsg.): Gleichstellung in der erweiterten Europäischen Union, Frankfurt am Main: P. Lang, 2008, S. 61-71 INHALT: Die Verfasserin analysiert die gegenwärtigen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und auf dem Gebiet des Managements und vergleicht sie mit den aktuellen Erwartungen an die Arbeit und berufliche Entwicklung. Dabei werden die Tendenzen seit dem Anfang der 1990er Jahren hinsichtlich der Beschäftigungsstruktur und der Arbeitslosigkeit, berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund werden die geschlechtsspezifischen Differenzen im Berufsleben und auf dem Gebiet der (unbezahlten) Familienarbeit thematisiert. Es wird festgestellt, dass die Präsenz der Frauen sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auf leitenden Positionen wesentliche Fortschritte gemacht hat. Die Frauen sind jedoch auf den höheren hierarchischen Ebenen unterrepräsentiert. Mit Bezug auf relevante Forschungsergebnisse werden kulturspezifische Gründe für diese Situation erläutert. Es wird hervorgehoben, dass die Akzeptanz der Frauen auf leitenden Positionen ein zentrales Problem darstellt, das weitere Entwicklungen auf dem Gebiet der Gleichstellung der Geschlechter verhindert. (ICF2)

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[266-L] Pállinger, Zoltán T.: Zwischen Polarisierung und Professionalisierung: Entwicklungslinien der politischen Elite Ungarns, in: Südosteuropa : Zeitschrift des Südost-Instituts, Jg. 56/2008, H. 2, S. 200-221 INHALT: Das Beispiel Ungarns illustriert beinahe schulbuchmäßig, so der Verfasser, die Bedeutung von Eliten im Rahmen einer Systemtransformation. Die Modernisierungsleistungen im Sozialismus führten bereits vor dem eigentlichen Systemwechsel zu einer starken Veränderung innerhalb der Elite. Im Zuge dieser Entwicklung stieg generell das Qualifikationsniveau der Führungsschicht und es gelangten solche Akteure in Führungspositionen, die über konvertierbares Wissen verfügten und damit auch in einem allfälligen demokratisch-marktwirtschaftlichen System konkurrenzfähig waren. Diese Entwicklung bildete eine der Hauptvorausaussetzungen für den friedlichen Abbau des autoritären Regimes. Auch der Wandel der Elitefunktionen verläuft in Ungarn bis zu einem gewissen Grad in Einklang mit den theoretischen Erwartungen. Die politische Elite hat sich in den letzten beiden Dekaden professionalisiert und die systemwechselnden Werteliten wurden zwischenzeitlich durch Berufspolitiker ersetzt. Es wird argumentiert, dass die ungarische Elite die Systemtransformation sowohl im Politischen als auch Ökonomischen relativ erfolgreich bewältigt hat. Die größten Defizite bestehen auf der Ebene des optimalen Einsatzes der gesellschaftlichen und staatlichen Ressourcen sowie in der mangelnden Fähigkeit einen breiten Konsens für die notwendigen Reformen herzustellen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Regierungskrise vom Frühjahr/Sommer 2008 eine besondere Bedeutung. Durch den Austritt des kleinen Koalitionspartners (SZDSZ) verlor die Regierung Gyurcsany ihre Mehrheit im Parlament. Damit unternimmt die MSZP zum ersten Mal seit der demokratischen Wende den bewussten Versuch, mit einer Minderheitsregierung das Land über mehr als die Hälfte einer Legislaturperiode hinweg zu führen. Das Experiment mit der Minderheitsregierung könnte aufgrund der Notwendigkeit, Ad-hocMehrheiten für die Regierungsvorlagen im Parlament gewinnen zu müssen, zu einer Durchbrechung der starren Konfrontationsmuster führen und kooperativere Verhaltensformen innerhalb der politischen Elite fördern. (ICF2)

[267-L] Pribersky, Andreas: Die "Guten Führer" ihrer Nation: ein zentraleuropäisches Muster konservativen "Leaderships"?, in: Regina Jankowitsch (Hrsg.) ; Annette Zimmer (Hrsg.): Political Leadership : Annäherungen aus Wissenschaft und Praxis, Berlin: Polisphere Library, 2008, S. 279-296 INHALT: Der Verfasser diagnostiziert die Renaissance eines rückwärtsgewandten Leitbildes von Leadership in Osteuropa. Anhand von vor allem zwei Politiker-Images, des ungarischen Oppositionspolitikers und ehemaligen Ministerpräsidenten Viktor Orban und des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski, wird die zentrale Rolle und Struktur ihres "unmittelbaren" Repräsentationsverhältnisses zur Nation als Grundlage ihrer Führungsrollen rekonstruiert, die ihre ideologischen Grundlagen und Rechtfertigungen in einem so genannten "Neuen Patriotismus" oder einer national-konservativen Orientierung finden. "Political Leadership" erscheint damit als Ausdruck bestimmter Muster politischer Kultur, die den kulturellen und gesellschaftlichen Rahmen für den jeweiligen Führungsstil ebenso wie für öffentliche Erwartungshaltungen bilden. (ICE2)

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[268-L] Sittermann, Birgit: Europe as core business or additional burden?: German and Hungarian civil society organisations in the field of youth policy and their way of dealing with EU policy, in: Matthias Freise (Hrsg.): European civil society on the road to success?, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2008, S. 201-225 INHALT: "An increasing number of studies in recent years have been dedicated to the impact of EU membership on the national level - usually under the heading of Europeanisation. This chapter shows that not only state actors such as, for example, national parliaments are affected, but also non-state actors. The example of German and Hungarian civil society organisations (CSOs) from the youth field shows that CSOs adapt to the increasing relevance of EU policy by, for instance, joining EU umbrella organisations or establishing the position of an EU policy officer in their organisation. At the same time they see the EU as a potential funding source. The comparison of German and Hungarian organisations reveals that national differences have to he taken into account when it comes to explaining why and how CSOs incorporate the EU dimension into their work." (author's abstract)|

[269-L] Tittor, Anne: Privatisierung von Staatsbetrieben in Ungarn: vom "Gradualismus" zur Europäisierung, in: Hans-Jürgen Bieling (Hrsg.) ; Christina Deckwirth (Hrsg.) ; Stefan Schmalz (Hrsg.): Liberalisierung und Privatisierung in Europa : die Reorganisation der öffentlichen Infrastruktur in der Europäischen Union: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2008, S. 277-305, ISBN: 978-3-89691-746-1 INHALT: Betrachtet man das ungarische Kapitalismusmodell eingehender, scheint der eingebettete Liberalismus der Visegrad-Staaten, in dem stärker sozial abgefederte Weichenstellungen getroffen wurden, in den letzten Jahren zu erodieren. Immer wieder kam es zu deutlichen Kürzungen im Sozialbereich. Der Arbeitsmarkt ist in Ungarn schon lange flexibilisiert. Die Maastricht-Kriterien halten oft als Argument für ein noch marktliberaleres Modell als in den westeuropäischen Staaten her. Auf den Feldern Energie, Bahn und Post fordert die EU regelmäßig eine Beschleunigung der Liberalisierung. Die EU-Richtlinien werden häufig zu "Sachzwängen" erklärt. Dennoch beharrt die ungarische Politik auf einer eigenständigen Regulierung und versucht, sich Gestaltungsmöglichkeiten zu erhalten - auch wenn es hierdurch zu Verzögerungen wie im Energiesektor kommt. Dies ist ihr in den ersten Jahren des Transformationsprozesses nur schwer gegen das überlegte Handeln der Managementebene und der Kapitaleigner gelungen, wird aber von der Regierung in den 1990er Jahren über die Befugnisse der mächtigen Privatisierungsagentur durchgesetzt. In Gesetzestexten wie z.B. beim Postgesetz werden Kontrollmöglichkeiten sehr detailliert festgeschrieben. Mittlerweile sind auch die Institutionen und Behörden etabliert, die hierzu beitragen können. Die Dezentralisierung im Wasserbereich hingegen macht eine staatliche Steuerung schwierig und lässt die Kontrollen defizitär werden. Dennoch dürfen im Gegensatz zu anderen Ländern weniger als die Hälfte der Trinkwasserversorgung an private Unternehmen veräußert werden. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in Ungarn zwar die meisten Staatsbetriebe im Industriesektor relativ schnell und unkontrolliert zum Nutzen weniger privatisiert wurden. Im Bereich der staatlichen Infrastruktur ging die Privatisierung hingegen vergleichsweise langsam, schrittweise und überlegter voran als in vielen anderen europäischen Ländern. Die Privatisierung des Telekommunikations- und Energiesektors wurde auf eigenes Betreiben Ungarns relativ früh ein-

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geleitet, bei den anderen Sektoren waren die EU-Richtlinien eine entscheidende Triebkraft. (ICF2)

Register

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Hinweise zur Registerbenutzung Sachregister Grundlage für das Sachregister sind die Schlagwörter, die zur gezielten Suche der Literatur- bzw. Forschungsnachweise in unseren Datenbanken SOFIS und SOLIS vergeben wurden. Um eine differenzierte Suche zu ermöglichen, werden dabei nicht nur die Haupt-, sondern auch Nebenaspekte der Arbeiten verschlagwortet. ●

Bei einem maschinell erstellten Verzeichnis wie dem obigen Sachregister führt das zwangsläufig zu einem Nebeneinander von wesentlichen und eher marginalen Eintragungen.

Manche Begriffe machen erst in Verbindung mit anderen Sinn oder wechseln ihren Sinn in Abhängigkeit vom jeweiligen Zusammenhang. ●

Solche Zusammenhänge gehen aber bei einem einstufigen Register typischerweise verloren.

Vermeintliche Fehleintragungen gehen fast immer aufs Konto eines dieser beiden Effekte, die sich bei der maschinellen Registererstellung grundsätzlich nicht vermeiden lassen. Personenregister Aufgeführt sind ● bei Literaturnachweisen: alle aktiv an dem Werk beteiligten Personen; ● bei Forschungsnachweisen: alle als Leiter, Betreuer oder wissenschaftliche Mitarbeiter („Autoren“) eines Projekts angegebenen Personen. Institutionenregister Aufgeführt sind nur die forschenden Institutionen. Institutionelle Auftraggeber, Finanzierer, Förderer oder dergleichen sind zwar in den Forschungsnachweisen selbst aufgeführt, nicht jedoch im Register. Sortierung Die Sortierung folgt den lexikalischen Regeln, d.h. Umlaute werden wie der Grundbuchstabe sortiert. Numerische Angaben (z.B. „19. Jahrhundert“) sind ganz ans Ende sortiert, also hinter Buchstabe Z. Nummerierung Alle in den Registern angegebenen Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der Literatur- und Forschungsnachweise.

Personenregister

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Personenregister A Abazyan, Nona 75 Aber, B. 147 Ágh, Attila 258 Alakbarov, Gurban 102 Alatalu, Toomas 196 Alber, Ina 204 Alber, Jens 1 Albert, Fruzsina 259 Alesina, Alberto 2 Alexandrova, Nadejda 150 Angermüller, Johannes 114 Antic Gaber, Milica 151 Argkisan, Laurian 170 Arzhenovskiy, Igor V. 119 Atanassov, Atanas 152, 170 Autengruber, Christian 234 Avdeev, Alexander A. 152 Ayuso Sánchez, Luis 226 B Bach-von Gummppenberg, Markus Backes, Uwe 43 Baczkowski, Tomasz 205 Baer, Susanne 3 Bake, Julika 153 Balázs, Lilla 25 Baldauf 94 Barova, Vihra 154 Barthel, Henner 115 Bass, Hans Heinrich 203 Behne, Markus W. 4 Bellér-Hann, Ildiko 94 Benovska-Sabkova, Milena 116 Berglund, Sten 24 Besier, Gerhard 29, 206, 230 Bikmetov, Rustam M. 104 Bingen, Dieter 207, 208 Birukov, Sergej V. 228 Bittner, Marc 260 Blauberger, Michael 26 Boeckh, Katrin 92 Bohata, Petr 33, 34 Böhme, Dominique 5 Bohn, Thomas M. 93

Böhnke, Petra 1 Bolldorf, Heiko 155 Bönker, Frank 35 Bonnet, Estelle 226 Bonß, Wolfgang 226 Bormann, Axel 33, 34 Börzel, Tanja A. 6, 100 Bos, Ellen 7 Brandes, Oxana 123 Brosig, Malte 197 Brunnbauer, Ulf 156 Brzoska, Michael 59 Budnikov, Evgeni 105 Bühler, Christoph 112, 152, 170 Bürkner, Hans-Joachim 18 Busuleanu, Adam 76

103

C Caldarovic, Ognjen 193 Caramani, Daniele 36 Carl, Friederike 99 Charrad, Kristina 8 Chatre, Baptiste 239 Cheauré, Elisabeth 99 Choluj, Bozena 209 Christensen, Kaare 147 Clewing, Konrad 180 Collet, Beate 226 D Dagyeli, Jeanine Elif 94 Dahmen, Wolfgang 240 Dakhin, Andrey V. 119 Damert, Annette 37 Dauber, Andrea 226 Dávid, Beáta 259 Davis, Howard 114 Deev, Alexander 147 Delcour, Laure 60 Dembinski, Matthias 61 Detelic, Martina 193 Dicke, Klaus 157 Dieringer, Jürgen 7, 261 Ditrych, Ondrej 126 Dohmen, Thomas 113

190

Domitrovich, P.P. 149 Dorosiev, Rashko 190 Dostál, Petr 245, 246 Dragus, Cristina 226 Durand, Lionel 226 E Eckert, Florian 38 Emmermann, Claudia 211 Engelhard, Johann 105 Eyl-Mazzega, Marc-Antoine 9 F Falt'an, L'ubomir 39 Faulenbach, Bernd 257 Fester, Thomas 40 Fettelschof, Katja 48 Filho, Walter Leal 10 Filtzer, Donald 95 Findor, Andrej 253 Fischer, Martina 185, 186 Frank, Ana 167 Franovic, Ivana 158 Franqué, Frederike von 159 G Galera, Giulia 46 Gall, Julia 62 Gallina, Nicole 77 Gehring, Hubert 247 Genov, Nikolai 133 Georgiev, Plamen K. 160 German, Daniel B. 41 Gernet, Katharina 96, 134 Gimpelson, Vladimir 106 Giro, Xavier 114 Giuliano, Paola 2 Giza-Poleszczuk, Anna 226 Glavasevic, Bojan 193 Goldberg, Shayna 20 Goldman, Wendy Z. 95 Göls, Cornelia 78 Gottdiener, J.S. 149 Götz, Friedrich 107 Grabowski, Wolfgang 63 Gregurovic, Margareta 193 Grobe-Hagel, Karl 127 Gromes, Thorsten 161, 173 Gruber, Denis 198, 199

Personenregister

Gruska, Ulrike 135 Gumpel, Werner 108 Gumppenberg, Marie-Carin

117

H Habeck, Joachim Otto 118, 128 Halemba, Agnieszka 136 Hamilton, Daniel S. 11 Hammer, Erika 12 Hämmerle, Christa 137 Hampl, Martin 245 Hanska, Iwona Anna 212 Harfst, Philipp 48 Harutyunyan, Nune 75 Haskova, Hana 251 Havelka, Milos 248 Heeg, Günther 122 Heidelberg, Sofia 162 Heinrich, Mathis 200 Helfrich, Hede 119 Heller, Regina 59 Helly, Damien 64 Hennefeld, Vera 120 Hensell, Stephan 42 Hentschel, Gerd 123 Heuss, Herbert 162 Himmelreich, Antje 33 Hoem, Jan 170 Hofer, Stephan 163 Hoff, Benjamin-Immanuel 164 Hofmeister, Heather 226 Hoheisel, Miriam 3 Holderegger, Thomas 20 Hölter, Erich 119 Houle, René 112 Hubert, Michel 226 Humer, Ziva 165 Hunner-Kreisel, Christine 121 Huszar, Agnes 263 Huynen, Philippe 226 I Illner, Michal 249 Inotai, András 175 Istomin, Kirill 128 Ivanova, Evgeniya I. 166 Ivanova, Stela 33, 34 Ivantsov, Dmitri 138

Personenregister

J Jahn, Detlef 14, 47 Jalabadze, Natia 109 Jalusic, Vlasta 167 Janiashvili, Lavrenti 109 Jasilioniene, Aiva 178 Jaskulowski, Tytus 43 K Kabakchieva, Petya 174 Kahancová, Marta 13 Kalchev, Yordan 170 Kaltchev, Jordan 152 Kämpfer, Sylvia 250 Kapitany, Agnes 262 Kapitany, Gabor 262 Karamanic, Slobodan 168 Kaselitz, Verena 44 Kästner, Antje 65 Kaufmann, Vincent 226 Keck, Wolfgang 1 Kegyes, Erika 263 Keinz, Anika 213 Kessler, Gijs 95 Kittel, Bernhard 123 Klotz, Sabine 169 Knogler, Michael 45 Kohl, Heribert 201 Kohler, Ulrich 1 Konietzka, Dirk 112 König, Marietta 59 Kopycka, Katarzyna 214 Kornbin, Jovan 174 Kosolapov, Mikhail 112, 170 Kostova, Dora 170 Kotzeva, Tatiana 152 Kozhevnikova, Galina 139 Kozyreva, Polina 112, 170 Kranz, Jerzy 66 Kreikemeyer, Anna 59 Kreiner, Sonja 20 Krizkova, Alena 251 Kropatcheva, Elena 59 Krumm, Reinhard 79 Krustev, Velcho 166 Krzeminski, Adam 216 Krzywdzinski, Martin 215, 217 Kuch, Birgit 122 Kufrin, Kresimir 193

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Kuhar, Roman 167 Kuitto, Kati 14 Kuklys, Mindaugas 202 Kunze, Cornelie 15 Kupa, Laszlo 12 Küpper, Herbert 33, 34, 264 L Lang, Kai-Olaf 252 Lange, Dirk 4 Langreiter, Nikola 137 Lankes, Fidelis 45 Lanzinger, Margareth 137 Lastikova, Barbara 253 Lehmann, Hartmut 113, 140 Leiße, Olaf 195 Lempp, Albrecht 218 Lenk, Thomas 15 Leon, David 148 Les, Ewa 46 Liakova, Marina 171 Lies, Paul 129 Limmer, Ruth 226 Lindner, Diana 123 Lindner, Katja 16 Lischka, Manuel 247 Locher, Anna 20 Loew, Oliver 207 Lorenz, Torsten 29 Lück, Detlev 226 Ludwig, Henry 172 Lukic, Reneo 180 M Madajczyk, Piotr 206 Magun, Vladimir 112 Mahia Casado, Ramón 226 Mählert, Ulrich 56, 257 Maier, Heiner 147 Malek, Martin 67, 80, 81 Maleva, Tatyana 112, 170 Manutscharjan, Aschot 68 March, Luke 97 Marchetti, Andreas 17 Mares, Miroslav 254 Mark, Rudolf A. 82 Matichescu, Marius 239 Maurines, Béatrice 226 McKee, Martin 148

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Personenregister

Meil Landwerlin, Gerardo 226 Meister, Stefan 110 Michaleva, Galina 83 Mihalikova, Silvia 255 Mikalayeva, Liudmila 25 Mirschel, Markus 98 Mladenovski, George 174 Molnár, Szilárd 259 Moltmann, Berhard 173 Montulet, Bertrand 226 Mühlfried, Florian 141 Müller, Hans-Peter 174 Müller, Jens-Peter 235 Müller, Kristine 18 Müller-Rommel, Ferdinand 47, 48 Münch, Holger 219 Münzel, Mark 109 Mutz, Reinhard 59 N Nadolska, Jadwiga 220 Nagy, Beata 265 Naletova, Inna 58 Namsaraeva, Sayana 130 Natorski, Michal 221 Nicht, Jörg 19 Niedermann, Leo 20 Nohejl, Regine 99 Nouland, Wendelmoet van den Nuenlist, Christian 20 Nurmasheva, Svetlana 84

Q Quicker, Esther 240

26

O Odak, Iva 193 Odziemczyk, Angelika Joanna 21 Offe, Claus 49 Oksuzyan, Anna 147 Oppeln, Sabine von 22 Oprea, Marius 236 Oprescu, Dan 237 P Pajic-Rickerts, Bojana 185 Pállinger, Zoltán T. 266 Pamuk, Yasemin 6, 100 Pandurn, Filofteia 170 Pankov, Vladimir 131 Panov, Petr V. 85 Partsch, Juliane 111

Patrut, Iulia-Karin 194 Paul, Jürgen 94 Petkova, Ivanka 175 Petritsch, Wolfgang 69, 176 Petrovic, Ksenija 177 Pfannkuche, Alexander 203 Philipov, Dimiter 152, 178 Pickel, Gert 50 Piérart, Julien 226 Pintaric, Tomislav 33, 34 Pirani, Simon 95 Pohl, Carsten 23, 40 Polese, Abel 43, 86 Pommer, Franziska 179 Ponarin, Eduard 114 Popp, Roland 20 Precupetu, Iuliana 238 Preoteasa, Ana Maria 238 Pribersky, Andreas 267 Protsyk, Oleh 142, 239

R Radke, Evelyn 124 Radulescu, Catalina 241 Ramet, Sabrina P. 180 Ramseger, Jörg 19 Raspopov, Nikolai P. 87 Räther, Ulrich 222 Rechel, Bernd 181 Reichhard, Matthias 223 Reinhardt, Victoria 70 Rest, Matthäus 224 Riedel, Jürgen 51 Riegler, Henriette 182 Rihter, Liljana 183 Rill, Bernd 71 Ristic, Irena 184 Ritter, Martina 143 Rodgers, Peter W. 132 Rosenthal, Gabriele 204, 233 Rosinka-Kordasiewicz, Anna 226 Rothholz, Walter 24 Rotman, David R. 123 Rozdestvenskaja, Elena 144 Ruchniewicz, Krzysztof 225 Rüger, Heiko 226

Personenregister

Runkel, Simon 153 Ruppenthal, Silvia 226 Ryklin, Michail K. 101 S Safin, Rustem R. 88 Salagaev, Alexander L. 88 Salzborn, Samuel 256 Sapin, Marlène 241 Sauerland, Karol 227 Saurer, Edith 137 Savin, Vladislav V. 228 Savvidis, Tessa 133 Scheid, Rob 153 Schimmelfenning, Frank 25 Schlee, Günther 128 Schlichting, Franz-Josef 56 Schlichting, Ursel 59 Schmelzle, Beatrix 185, 186 Schmidt, Hans-Joachim 61 Schmidt, Susanne K. 26 Schneider, Norbert F. 226 Schoch, Bruno 61, 173 Scholz, Sylka 52 Schorkowitz, Dittmar 145, 146 Schor-Tschudnowskaja, Anna 67 Schrader, Heiko 90, 198 Schröder, Hans-Henning 72 Schroeder, Friedrich-Christian 33, 34 Schubert, Gabriella 172, 187 Schucknecht, Katja 53 Schultze, Henrike 48 Schwarz, Anna 54 Schwellnus, Guido 25 Sejfina, Lahira 185 Shalnova, Svetlana 147 Shkolnikov, Vladimir 112, 147, 152, 170 Shkolnikov, Vladimir M. 148, 149 Shkolnikova, Maria 147, 149 Sieben, Peer 170 Sieber, Anja 188 Siebert, Rosemarie 27 Simeunovic, Dragan 189 Singhofen, Sven C. 89 Sinyavskaya, Oksana 112, 170 Sittermann, Birgit 268 Slavu, Stefania 242 Smilov, Daniel 190 Solioz, Christophe 176

193

Söller, Carola 28 Sopart, Domunik 229 Souleimanov, Emil 126 Spanger, Hans-Joachim 61 Spillmann, Kurt R. 20 Sprungk, Carina 22 Stahn, Andreas 6, 100 Stec, Magdalena 226 Stein, P.K. 149 Steinbach, Udo 117 Sterbling, Anton 235, 243 Stewart, Susan 73 Stiklorus, Jochen 90 Stimac, Zrinka 191 Stockmann, Reinhard 120 Stojanovic, Arlett 192 Stoklosa, Katarzyna 29, 230 Stoltenberg, Ute 211 Stulhofer, Alexander 193 Stykow, Petra 91 Suber, Daniel 168 Sula, Piotr 231 Sundhaussen, Holm 187 Sushko, Oleksandr 74 T Terletzki, Peggy 54 Tesch, Sviatlana 123 Thieme, Tom 55 Thum, Marcel 23 Tiemann, Silja 27 Timmermann, Heinz 30 Tittor, Anne 269 Toderova, Sacha 152 Tomka, Miklós 58 Toneva, Zdravka 152 Trappmann, Vera 232 Tworuschka, Udo 191 U Uerlings, Herbert 194 Urbanska, Sylwia 226 V Vanghele, Ovidiu 244 Vaupel, James W. 147, 149 Veen, Hans-Joachim 56 Veremejeva, Natalija 123 Vikat, Andres 170

194

Villányi, Dirk 125 Viry, Gil 226 Voell, Stéphane 109 Vogel, Dita 31 Voss, Christian 156 Vries, Tina de 33, 34 W Wagner, Helmut 57 Warych, Piotr 211 Weinstein, Maxine 147 Weishaar, Heide 226 Weiske, Christine 53 Wenger, Andreas 20 Wenninger, Agnieszka 207 Weresa, Marzenna 10 Wicker, Hans-Rudolf 188 Widmer, Eric 226 Widmer, Eric D. 241 Wielgohs, Jan 35, 232 Willenberg, Sabine 195 Willms, Weertje 52 Witte, Matthias D. 125 Wünsch, Thomas 28 Y Yashin, Anatoli 147 Z Zacek, Pavel 257 Zahorka, Hans-Jürgen 75 Zaiceva, Anzelika 113 Zaprudski, S. 123 Zellner, Wolfgang 59 Ziegler, Petra 44 Zimowska, Agnieszka 233 Znoj, Heinzpeter 188 Zulehner, Paul M. 58

Personenregister

Sachregister

195

Sachregister A Aberglaube 189 Abgeordneter 151 Abgrenzungspolitik 209 abweichendes Verhalten 213 Afghanistan 5, 94 Agrargesellschaft 12 Agrarreform 257 Akteur 27, 44, 49, 109, 117, 129, 159, 186, 191, 215 aktivierende Arbeitsmarktpolitik 220 Albanien 42, 172 Alkoholismus 148 Alkoholkonsum 148 Alltag 143, 166, 188 Alltagskultur 168 Altenheim 193 Alter 251 alter Mensch 147, 149 Altersversorgung 7 Ambivalenz 138 Analyseverfahren 178 Ancien Regime 236 Antidiskriminierungsgesetz 162 Arbeit 95 Arbeiter 95 Arbeiterklasse 95 Arbeiterorganisation 95 Arbeitgeber 214 Arbeitnehmer 23, 113 Arbeitsbedingungen 1, 13, 233 Arbeitsbeziehungen 258 Arbeitskraft 183 Arbeitskräftebedarf 23, 260 Arbeitslosigkeit 112 Arbeitsmarkt 15, 23, 44, 45, 106, 133, 165, 175, 199, 214, 251, 260, 265 Arbeitsmarktforschung 260 Arbeitsmarktpolitik 45, 106, 220 Arbeitsmigration 16, 133, 208, 226, 260 Arbeitsnachfrage 106 Arbeitsplatzsicherung 106 Arbeitspolitik 95, 153, 215, 217 Arbeitsrecht 215, 217, 220 Arbeitssituation 233

Arbeitsteilung 165 Arbeitsvermittlung 220 Arbeitsverwaltung 220 Arbeitswelt 119 Arbeitszeitflexibilität 106 Archäologie 136 Architektur 207 Armenien 6, 75, 100, 103, 117, 131, 133 Armut 183 Armutsbekämpfung 183 Aserbaidschan 6, 100, 102, 103, 117, 121, 131 Asien 32, 94, 103, 117, 119, 130, 136 Assimilation 163, 199 Ästhetik 115 Atheismus 101 Aufsichtsrat 105 Ausbildung 4, 112, 140, 144, 174 ausländischer Arbeitnehmer 23, 260 Auslandsinvestition 111, 236 Auslandsniederlassung 111 Außenhandel 175, 203 Außenhandelspolitik 203 Außenpolitik 7, 11, 12, 62, 63, 65, 72, 75, 79, 81, 89, 100, 102, 159, 195, 227, 228, 257 außerschulische Bildung 4 Ausstellung 253 Autonomie 49, 59, 157, 209 autoritäres System 77, 91 Autoritarismus 117, 127, 180 B Baltikum 2, 27, 51, 57, 198, 201, 202, 203 Bankgewerbe 229 Bayerischer Rundfunk 34 Beamter 33 Bedarf 111 Bedrohung 20 Behörde 34 Belgien 226 Benachteiligtenförderung 183 Benjamin, W. 101 Bergbau 208 Beruf 144

196

berufliche Integration 183 berufliche Rehabilitation 183 berufliche Weiterbildung 4 Berufsbildung 112, 185 Berufsgruppe 193 Berufsmobilität 141, 226 Berufsverlauf 112, 113, 140 Besatzungsmacht 262 Beschäftigung 112, 140, 153, 183, 251, 260 Beschäftigungsentwicklung 15, 153, 183 Beschäftigungspolitik 45 Beschäftigungssituation 106 Betreuung 241 Betrieb 42, 105 Betrug 160 Bevölkerung 43, 50, 112, 140, 149, 170, 179 Bevölkerungsentwicklung 23, 140, 214 Bevölkerungsgruppe 240 Bevölkerungsstruktur 234 bilaterale Beziehungen 74, 100, 132, 206, 208, 216, 222, 228, 256 Bildung 119, 206 Bildungsabschluss 183, 251 Bildungspolitik 121, 125 Bindung 2, 49 Biographie 112, 204 biologische Faktoren 147, 148 Biomedizin 147 Blockpartei 33 Bosnien-Herzegowina 153, 158, 159, 161, 169, 173, 179, 185, 186, 188, 191, 192, 195 Bosnier 180 Brain Drain 153 Brecht, B. 101 Buch 210 Bulgarien 33, 34, 38, 44, 52, 150, 152, 154, 162, 163, 166, 170, 171, 174, 175, 178, 181, 187, 190, 194, 201, 234 Bundesrepublik Deutschland 2, 4, 9, 10, 19, 21, 22, 23, 27, 28, 31, 33, 40, 43, 44, 72, 105, 107, 111, 180, 194, 205, 206, 208, 209, 216, 218, 222, 226, 227, 228, 230, 232, 233, 252, 256 Bundesrepublik Jugoslawien 158, 173, 180, 184, 195

Sachregister

Bürger 1, 9 Bürgerkrieg 161, 173, 177 bürgerliche Gesellschaft 206 Bürgerrecht 141 bürgerschaftliches Engagement Bürokratie 42

204

C China 62, 63, 94, 119, 130 Coping-Verhalten 152, 188 Corporate Citizenship 229 Curriculum 4 D Datengewinnung 31 DDR 52, 206, 208 Defizit 238 demographische Alterung 214 demographische Faktoren 214 demographische Lage 137, 166 Demokratie 32, 35, 43, 47, 48, 50, 56, 78, 89, 90, 104, 120, 138, 142, 218, 227, 231, 261 Demokratieverständnis 50, 266 demokratischer Sozialismus 254 Demokratisierung 5, 24, 32, 35, 37, 41, 55, 71, 76, 89, 161, 173, 189, 213, 258, 266 Deportation 257, 262 Deregulierung 106 Derrida, J. 101 Design 262 Deutscher 12, 19, 206, 216 Deutsches Kaiserreich 145 deutsche Sprache 12 Deutsches Reich 208 Deutschland 207, 208 Dialekt 123 Dialog 222 Dienstrecht 34 Diktatur 33, 262 Diplomatie 69, 180 Direktinvestition 175, 208 Diskriminierung 44, 114, 162, 235, 237, 251 Diversifikation 118 Dogmatismus 184, 254 Dorf 134, 224 Drogenkonsum 264

Sachregister

E Eigentum 140 Einkaufszentrum 39 Einkommen 1, 45, 112, 140, 152, 260 Einstellung 43, 50, 140, 162, 170, 171, 179 Einwanderungspolitik 16 Eisenbahn 155, 200 Elite 43, 142, 153, 222, 243, 266 Elternhaus 178 Emanzipation 81, 218, 263 Emigration 133 Emotionalität 218 Energie 103, 107, 163 Energiepolitik 11, 65, 69, 102, 107, 108, 155, 163, 269 Energietechnik 163 Energieträger 107 Energieversorgung 69, 102, 107 Energiewirtschaft 69, 107, 155, 163, 200, 269 Engagement 151 Enteignung 257 Entfremdung 92 Entscheidungsfindung 65 Entwicklungsland 16, 27, 33, 34, 94, 100, 103, 109, 114, 117, 119, 122, 130, 133, 135, 158, 171, 172, 173, 174, 186, 188, 191, 195, 201 Epidemiologie 148 Erdgas 102, 103, 107, 155, 228 Erdöl 5, 11, 65, 102, 103, 111 Erfolg-Misserfolg 197 Erinnerung 256 Erosion 231 Erster Weltkrieg 208 Erwerbstätigkeit 94, 140 Erziehung 214, 225 Erziehungswesen 214 Estland 15, 27, 51, 57, 196, 197, 198, 199, 200 ESVP 30 ethnische Beziehungen 75, 88, 114, 158, 166, 182, 185 ethnische Gruppe 12, 16, 29, 96, 114, 128, 129, 130, 134, 156, 181, 182, 197, 198, 199, 202, 234, 239, 240, 256 ethnische Herkunft 202, 239

197

ethnischer Konflikt 75, 146, 156, 158, 161, 182, 188, 235 ethnische Struktur 24, 239 Ethnizität 88, 199, 233 EU 4, 6, 7, 8, 9, 11, 15, 17, 18, 23, 25, 30, 31, 32, 35, 40, 43, 44, 45, 57, 60, 61, 62, 64, 67, 69, 70, 71, 73, 75, 80, 100, 102, 107, 135, 163, 164, 172, 179, 189, 195, 199, 200, 201, 212, 216, 218, 221, 223, 226, 228, 242, 250, 252, 260, 268, 269 EU-Beitritt 3, 25, 26, 35, 70, 75, 155, 163, 175, 179, 181, 189, 200, 213, 223, 235, 236, 242, 250, 269 EU-Erweiterung 7, 9, 25, 26, 35, 75, 201, 212, 221, 260 EU-Kompetenz 9, 22 EU-Politik 6, 7, 8, 9, 14, 15, 22, 25, 26, 27, 35, 44, 67, 72, 100, 163, 165, 221, 268 Europa 1, 4, 8, 10, 13, 14, 16, 17, 20, 26, 28, 29, 33, 34, 36, 38, 40, 53, 54, 58, 64, 67, 80, 152, 157, 189, 201, 209, 216, 229, 268 Europäer 9, 175 europäische Identität 17, 172, 210, 212, 253 europäische Institution 9, 75, 175, 212, 258 europäische Integration 4, 7, 17, 26, 35, 37, 53, 57, 75, 150, 163, 175, 195, 212, 216, 221, 223, 228, 231, 236, 238, 242, 252, 253, 258 Europäische Kommission 22 Europäischer Gerichtshof 26 Europäischer Rat 247 europäische Sicherheit 71, 72, 73 europäische Sozialpolitik 22, 45 Europäisches Recht 26 europäische Zusammenarbeit 71, 252 Europäisierung 4, 14, 35, 163, 205, 253, 258 Europapolitik 17, 67, 221, 252 EU-Staat 3, 26, 40, 45, 57, 212, 258 EU-Vertrag 247 Evaluation 183 Exklusion 1, 18, 156, 183, 194, 199, 237, 263 Experte 193

198

Export 102 F familiale Sozialisation 154 Familie 2, 112, 144, 152, 154, 226, 241, 251, 265 Familie-Beruf 44, 251, 265 Familienangehöriger 2 Familiengründung 152 Familienpolitik 265 Familiensituation 154, 241 Faschismus 262 Feindbild 49, 73, 182, 205, 222 Feminismus 165 finanzielle Situation 152 Finanzierung 193, 222 Finanzpolitik 57 Finanzverfassung 7 Finnland 18 Föderalismus 182, 209 Forschung 12, 28, 29, 148, 207 Forschungsdefizit 207 Forschungsdokumentation 207 Forschungsgegenstand 207 Forschungsprojekt 207 Forschungsstand 184, 207, 254 Frankreich 9, 22, 44, 226, 227 Frau 3, 96, 134, 137, 151, 167, 188, 202, 233, 263 Frauenbewegung 96 Frauenbild 150, 151 Frauenerwerbstätigkeit 2 Frauenpolitik 3, 167 Freihandelszone 131 Freiheit 157, 209, 210 Freiwilligkeit 22 Fremdbild 162, 172, 216, 218, 240 Fremdheit 19 Frieden 158, 169 Friedensbewegung 80, 158, 169 Friedenserziehung 169, 185 Friedenspolitik 153, 158, 169 Friedensprozess 153, 158, 169, 186 Friedenssicherung 61, 72, 80, 158, 169, 173 Fruchtbarkeit 1, 152, 178 Führungsstil 77 Fundamentalismus 129

Sachregister

G GASP 30, 212 Geburt 178 Gedächtnis 255 Gedenkstätte 255 Geheimdienst 236, 257 gemeinnützige Arbeit 192 Gender Mainstreaming 3, 44, 165, 167, 251 Generation 170 Generationenverhältnis 263 generatives Verhalten 152 Genossenschaft 257 Geographie 176, 207 geographische Faktoren 5, 221 Geopolitik 5, 9, 11, 30, 63, 64, 75, 79, 221, 228 Georgien 6, 11, 42, 59, 64, 66, 68, 72, 100, 103, 109, 117, 122, 131, 133, 135, 141, 146 Gerechtigkeit 186, 209 Gericht 34 Geschichtsbewusstsein 125 Geschichtsbild 216, 225 Geschichtsschreibung 156 Geschlecht 52, 144, 150, 165, 170, 205, 233, 251, 263, 265 Geschlechterforschung 99 Geschlechterpolitik 52, 137, 150, 165, 213, 265 Geschlechterverhältnis 99, 143, 144, 150, 188 Geschlechterverteilung 202 Geschlechtsrolle 52, 144, 205, 213 geschlechtsspezifische Faktoren 3, 52, 144, 150, 151, 205, 251, 263, 265 Gesellschaft 108, 124, 132, 224, 225, 248 gesellschaftliches Bewusstsein 138 Gesellschaftsbild 138 Gesellschaftsordnung 90 Gesetzgebung 109, 150, 181, 220, 265 Gesundheit 1, 12, 148 Gesundheitsverhalten 148 Gesundheitszustand 140, 147, 148, 149 Gewalt 42, 129, 146 Gewaltbereitschaft 129 Gewerkschaft 13, 201, 215, 217 Gewerkschaftsbewegung 201 Gewerkschaftspolitik 217

Sachregister

Gewinn 192 Glaube 58, 101, 136, 177 Glaubwürdigkeit 231 Gleichberechtigung 3, 167 gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft 205 Gleichstellung 3, 44, 150, 165, 167 Global Governance 63 Globalisierung 15, 16, 47, 52, 57, 69, 111, 121 Gott 101 Governance 6, 26, 40, 74, 88, 100, 153 Graffiti 168 Grammatik 263 Grenzgebiet 4, 9, 19, 21, 132, 141, 199, 208, 230, 260 grenzüberschreitende Zusammenarbeit 18, 21 Griechenland 31, 45, 187 Großbetrieb 113 Großbritannien 10, 27, 31, 173, 180 Großmacht 62 Großstadt 122, 245, 246 Grundrecht 264 GUS 62, 75, 131 H Habitus 144 Handelspolitik 208 Handlungsorientierung 42, 81, 83, 86, 238, 255 Handlungsspielraum 42, 81 Handwerker 94 Harmonisierung 7, 150 Hauptstadt 249 Hausfrau 263 Hegemonialpolitik 52, 144 Hegemonie 143 Heirat 152 Herrschaft 77, 144, 266 Herzkrankheit 149 Historiker 145 historische Sozialforschung 194 Hitler-Stalin-Pakt 145 hoch Qualifizierter 23 Hochschule 10, 145 Hochschullehrer 174 Hochschulwesen 119 Humankapital 119, 246

199

Human Relations 192 I Identifikation 143, 166, 187, 209, 218, 254 Identität 117, 118, 123, 132, 172, 187, 199 Identitätsbildung 143, 144, 146, 255 Ideologie 82, 83, 138, 144, 182, 184, 189, 196, 255, 262 illegale Einwanderung 31 Image 231 Imperialismus 127 Indien 62, 63 indigene Völker 96, 134 Individualisierung 261 Industrie 10, 113 Industriegesellschaft 245 industrielle Beziehungen 201 Inflation 175 Informationsprozess 126 informelle Kommunikation 42 informelle Struktur 28 Infrastruktur 108 Inklusion 18, 44, 165, 183, 194, 198, 199, 237 Innenpolitik 62, 85, 247 Inserat 263 Institutionalisierung 49, 91, 167, 190, 222, 231, 258 Institutionalismus 13 institutionelle Faktoren 130, 160 institutioneller Wandel 91, 106, 152 Instrumentalisierung 77, 138, 190 Inszenierung 236 Integrationsbereitschaft 60 Integrationspolitik 17, 60, 64, 197, 221 Integrationsstrategie 17, 60, 64, 221 Intellektueller 101, 180, 243 Interaktion 21, 49 Interessengruppe 65, 215, 217 Interessenkonflikt 217 Interessenlage 75, 102 Interessenorientierung 217 Interessenpolitik 66, 215 Interessenvertretung 151, 215, 258 interkulturelle Faktoren 119, 123, 191 interkulturelle Kommunikation 185 internationale Beziehungen 5, 6, 11, 20, 30, 35, 63, 66, 70, 81, 82, 107, 135, 208, 209, 216, 222, 227, 228

200

internationale Führungsmacht 63 internationale Hilfe 100 internationale Organisation 72, 117, 159 internationale Politik 20, 59, 63, 159, 209 Internationaler Gerichtshof 186 internationaler Vergleich 1, 2, 14, 27, 31, 32, 33, 34, 36, 50, 51, 57, 106, 133, 149, 171, 178, 186, 201, 207, 226, 232 internationales Abkommen 70 internationale Sicherheit 59, 63, 72 internationales Recht 102 internationales System 53, 195 internationale Verflechtung 122 internationale Wirtschaftsbeziehungen 111, 131, 203 internationale Zusammenarbeit 32, 100, 102 Internationalisierung 119 interner Arbeitsmarkt 113 Internet 259 Intervention 74, 100, 148 Invalidität 251 Investition 200 Iran 102, 117 Irland 173 Islam 121, 129, 171 islamische Gesellschaft 129 Islamismus 121, 129 Italien 31, 45 J Japan 62 Journalismus 120 Journalist 190 Jugend 134 Jugendaustausch 185 Jugendkultur 125 Jugendlicher 121, 185, 210 Jugendorganisation 125 Jugendpolitik 125 Jugoslawien 177, 182 junger Erwachsener 210 Justiz 190, 238 K Kalter Krieg 20, 62 Kampagne 193 Kapitalismus 13, 101

Sachregister

Karriere 113, 151, 266 Kasachstan 5, 77, 102, 114, 131, 137 Kaukasusregion 7, 59, 61, 68, 72, 75, 100, 103, 117, 135, 203 Kernkraftwerk 175 Kinderlosigkeit 178 Kinderpflege 265 Kinderschutz 241 Kindeswohl 241 Kirche 58, 177, 180 Kirchenpolitik 257 Kirgistan 5, 77, 131 Kleinbetrieb 223 Kleinstaat 203 Knappheit 107 Know-How 111, 163 Koalition 236 Koalitionsbildung 48 kognitive Struktur 90 Kollektiv 257 Kolonialpolitik 135 Kommerzialisierung 10, 39 Kommunikation 9, 115, 168 Kommunismus 33, 86, 93, 101, 184, 196, 210, 231, 257 kommunistische Partei 82, 83, 86, 97, 98, 184, 196, 236, 254 Kompetenzverteilung 81 Kompromiss 176 Konflikt 11, 20, 26, 59, 117, 126, 129, 135, 143, 169, 176, 187, 197, 205, 215, 224, 264 Konfliktbereitschaft 143 Konfliktbewältigung 135, 143, 169, 185, 222 Konfliktbewusstsein 135 Konfliktlösung 169 Konfliktpotential 59, 103, 117, 169 Konfliktregelung 59, 61, 169 Konfliktstruktur 205 Konservatismus 97, 134, 189, 205, 267 Konsolidierung 43, 56 Konsum 210 Konsumgesellschaft 39 Konsumverhalten 39 Konvergenz 14 Konzentration 55 Konzern 13 Körper 263

Sachregister

Korruption 6, 28, 34, 43, 100, 108, 153, 160, 190, 193, 238, 244 Kosovo 69, 159, 161, 169, 172, 176, 187 Krieg 5, 20, 59, 61, 66, 67, 80, 117, 126, 127, 158, 168, 180, 186 Kriegsausbruch 158 Kriegsende 158 Krise 52 Krisenintervention 117 Kroatien 27, 33, 34, 158, 179, 180, 186, 193, 195, 201 Kultur 52, 69, 92, 117, 119, 135, 143, 144, 166, 180, 210, 222, 223, 240, 248, 253, 261, 262, 265 kulturelle Beziehungen 105, 206, 253 kulturelle Einrichtung 253 kulturelle Faktoren 12, 21, 137, 141, 168, 199, 205, 209, 223, 226 kulturelle Identität 88, 122, 123, 130, 134, 136, 156, 209, 253 kulturelle Integration 253 kulturelles System 92 kulturelle Vielfalt 253 Kulturkonflikt 119 Kulturpolitik 123, 222 Kulturwissenschaft 207 Kunst 207 L ländlicher Raum 94, 134, 154, 224 Landnutzung 27, 128 Landschaft 27 Landschaftsschutz 27 Landwirtschaft 16, 141, 224, 257 landwirtschaftliche Entwicklung 224 Lateinamerika 32 Leben 4 Lebensbedingungen 1, 137, 140, 226, 237 Lebenserwartung 148, 149 Lebensgemeinschaft 178 Lebenslauf 144, 178, 204 Lebensqualität 1, 226 Lebenssituation 1, 95, 118, 233, 237 Lebensstandard 1 Lebensstil 118, 166, 210 Lebensweise 128, 226 Lebenswelt 134 Legitimation 49, 66, 100, 231 Legitimität 26

201

Lehrer 4, 214 Lehrerbildung 4, 211 Lehrmethode 174 Lehrmittel 4 Lehrplan 4 Leistungsbilanz 47, 175 Leitbild 121, 157 Lernen 4 Lernort 4 Lernprozess 227 Lettland 51, 57, 201, 202 Liberalisierung 269 Liberalismus 264, 269 Lied 124 Litauen 2, 51, 57, 201, 202 Literatur 138, 172, 180, 187, 210, 263 Literaturwissenschaft 124, 207 Lobby 8 Logik 42 Lohn 105, 140 Lohnpolitik 15 lokale Elite 153 lokale Faktoren 141, 153, 186, 188 Loyalität 93 M Maastrichter Vertrag 175 Macht 5, 13, 77, 81, 83, 86, 188, 212, 236, 243 Machtpolitik 11 Makroökonomie 175 Management 105, 119, 258, 265 Mann 52, 144, 148, 165, 263 Männlichkeit 44, 52, 144, 165 Marginalität 83 Marktwirtschaft 32, 38, 39, 223 Marxismus 217 Massenmedien 114, 193 Mazedonien 171, 174 Medien 67, 120, 126, 127, 159, 191, 257, 263 Medienpolitik 126, 159, 257, 263 Mehrebenensystem 22 Mehrparteiensystem 86 Mehrsprachigkeit 19, 263 Meinungsfreiheit 210 Mensch 101 Menschenbild 101 Menschenrechte 67, 120, 150, 186

202

Methodologie 31, 160 Migrant 2, 16, 23, 141, 233 Migration 15, 23, 29, 31, 133, 134, 199, 226 Migrationspolitik 7, 233 Militär 180 militärische Intervention 11, 68, 227 militärischer Konflikt 5, 11, 146 Militarisierung 129 Minderheit 12, 29, 130, 156, 162, 180, 181, 196, 197, 198, 199, 202, 205, 224, 234, 239, 256, 263 Minderheitenpolitik 25, 181, 197, 199, 205, 239 Minderheitenrecht 25, 181, 205, 235 Ministerpräsident 81, 258 Mitarbeiter 23, 192 Mitbestimmung 96 Mitgliedschaft 75, 82, 97, 175, 196, 212, 231, 258 Mitläufer 262 Mittelbetrieb 223 Mitteleuropa 1, 15, 35, 39, 40, 43, 45, 47, 48, 54, 194, 209, 223, 267 Mittelmeerraum 60 Mobilisierung 78 Mobilität 140, 141, 166 Mobilitätsbarriere 262 Mobiltelefon 128 Modernisierung 24, 111, 134, 138, 157, 243, 248, 261 Modernisierungstheorie 35 Moldau 70, 131, 142 monetärer Sektor 229 Mongolei 130 Montenegro 195 Moral 28, 118 Motivation 49, 133, 159, 183, 190, 192 Motivationsforschung 192 multikulturelle Gesellschaft 16 Multilateralität 62 multinationales Unternehmen 13 Museum 253, 262 Musik 124 Muslim 121, 129, 150, 171, 187 Mütterlichkeit 241 Mutterschaft 241, 251 Mythos 168

Sachregister

N Nachbarschaft 9, 17, 60, 64, 176, 212, 221, 222, 252 Nachfrageelastizität 106 nachhaltige Entwicklung 32, 211 Nachhaltigkeit 25, 153 Nachkriegszeit 20, 161, 218 Nahost 32, 100, 103, 117, 122, 133, 135 Nahostpolitik 63 Name 263 Nation 132, 194, 209 Nationalbewusstsein 132, 138, 253, 262 nationale Entwicklung 36 nationale Identität 24, 99, 125, 132, 136, 156, 172, 179, 195, 213, 218, 222, 223, 253 nationale Integration 161 nationale Politik 26 Nationalismus 73, 125, 146, 156, 158, 168, 177, 196, 230, 254 Nationalität 12, 135 Nationalitätenfrage 135 Nationalsozialismus 208 Nationalstaat 16, 22 NATO 11, 20, 30, 59, 61, 65, 69, 212, 218, 236, 266 Naturkatastrophe 136 neue Bundesländer 43, 52 neue Technologie 128 Nichtsesshaftigkeit 134 nichtstaatliche Organisation 76, 109, 193, 237 Niederlande 4, 27, 31 Nomade 96, 128, 134 Non-Profit-Organisation 192 Nordafrika 16 Nordamerika 20, 32, 119, 135, 149 Nordpolargebiet 128 Normativität 44, 118, 157 Normbildung 76 O Objektivität 120 öffentliche Dienstleistung 155 öffentliche Erziehung 214 öffentliche Kommunikation 80, 114, 120, 204, 205, 222 öffentliche Kontrolle 92 öffentliche Meinung 67, 80, 126

Sachregister

öffentliche Ordnung 100 öffentlicher Dienst 33 öffentlicher Raum 52 öffentlicher Sektor 40, 155, 269 öffentliche Verwaltung 87, 119 Öffentlichkeit 143 Ökonomie 46, 103 ökonomische Entwicklung 103, 175, 180, 200, 218, 236 ökonomische Faktoren 175, 214, 217 ökonomischer Wandel 35, 46, 54, 84, 152 Oligarchie 86 Opfer 33, 262 Opportunismus 83 Opposition 43, 77, 78, 82, 83, 142, 190 Oral History 166 Organisationen 33, 191 Organisationsstruktur 83, 184 organisierte Kriminalität 5, 160 orthodoxe Kirche 58, 138, 177, 189 Ostasien 94, 119, 130 Österreich 4, 31, 44, 260 Osterweiterung 7, 15, 17, 26, 30, 35, 40, 45, 70, 212, 218, 242, 250 Ostmitteleuropa 12, 25, 29, 41, 46, 53, 55, 56, 250, 266 Ostpolitik 216 Ostseeraum 24 Ost-West-Beziehungen 187, 243 Ost-West-Vergleich 2, 28, 243 OSZE 59 P Parlament 78, 82, 83, 142, 151, 202, 239, 261 Parlamentarismus 48 Parlamentswahl 184, 219 Partei 37, 43, 56, 78, 85, 138, 164, 190, 217, 231, 234, 261, 266 Parteibasis 83, 231 Parteienrecht 91 Parteienstaat 83 Parteiensystem 36, 37, 55, 56, 83, 86, 91, 98, 151, 164, 236 Parteigründung 37, 86 Parteipolitik 37, 38, 82, 87, 91, 98 Partizipation 142 Patent 10 Patentschutz 10

203

Paternalismus 264 Patriarchat 188 Patriotismus 125, 210, 225 Pendler 226 Perestroika 196 Personalakte 113 Personalführung 192 Personalisierung 77 Personalpolitik 192 Pfadabhängigkeit 242 Pflege 1 Philosophie 101, 263 Planwirtschaft 38 Pluralismus 191, 253 Polarisierung 224, 266 Pole 19, 206, 216, 233 Polen 4, 7, 8, 9, 10, 15, 18, 21, 22, 23, 26, 31, 33, 34, 38, 40, 43, 46, 51, 52, 57, 201, 204, 205, 206, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 267 Politik 77, 80, 97, 108, 138, 180, 193, 238, 248 Politiker 65, 142, 190, 205, 236, 244, 267 Politikfeld 215 Politikumsetzung 65, 235 politische Bewegung 116 politische Bildung 41 politische Einstellung 140, 230, 254 politische Elite 38, 78, 80, 104, 126, 266 politische Entscheidung 81, 217 politische Entwicklung 5, 20, 24, 32, 36, 54, 76, 81, 85, 87, 89, 90, 132, 157, 181, 201, 235 politische Faktoren 263 politische Folgen 173 politische Führung 80, 126, 267 politische Geschichte 132 politische Ideologie 127, 267 politische Institution 32 politische Integration 72 politische Intervention 80, 173 politische Kommunikation 80, 120, 126, 225, 243 politische Kontrolle 92 politische Krise 100 politische Kultur 24, 41, 52, 117, 151, 156,

204

168, 180, 200, 243, 254, 255, 264, 267, 269 politische Linke 86, 98, 196, 231, 254 politische Macht 104, 127, 217 politische Meinung 80, 230 politische Ökonomie 65 politische Partizipation 32 politische Polizei 33 politischer Akteur 73, 129, 215 politische Rechte 98 politische Reform 37, 89, 104, 119, 163 politischer Einfluss 217 politischer Konflikt 20, 61, 161 politischer Wandel 24, 35, 37, 38, 55, 56, 65, 70, 71, 84, 91, 132, 167, 206, 248 politisches Handeln 100 politisches Interesse 80 politische Situation 90, 93, 130, 137, 219 politische Sozialisation 41 politisches Programm 98 politisches Regime 80 politisches System 6, 28, 41, 47, 74, 78, 82, 89, 92, 98, 164, 179, 231, 244, 254, 261 politische Stabilität 5, 32, 48, 55, 56, 70 politische Steuerung 13, 22, 40, 141, 173 politische Strategie 38 politisches Verhalten 80 politische Unterstützung 50 politische Verfolgung 257 Polizei 42, 52, 193, 238, 262 Portugal 31 Post 155, 200, 269 postindustrielle Gesellschaft 245, 254 postkommunistische Gesellschaft 39, 42, 49, 52, 82, 83, 86, 114, 125, 131, 132, 134, 135, 146, 155, 160, 178, 184, 196, 200, 231, 236, 243, 245, 246, 255, 261, 266, 269 Präferenz 69 Präferenzordnung 226 Prager Frühling 254 Präsident 77, 81, 82, 89, 247, 252, 267 Präsidentschaftswahl 89, 184 Prävention 193 Presse 114 Priorität 151 Privathaushalt 140, 152, 224

Sachregister

Privatisierung 38, 54, 131, 155, 200, 269 Privatsphäre 143, 165 Problembewältigung 226 Produktivität 175 Professionalisierung 120, 150, 174, 266 Profitmaximierung 13 Projektion 243 Proletariat 101 Propaganda 257 Prophylaxe 148 Prostitution 233 Protest 200, 269 Prozess 55 psychosoziale Versorgung 185 Public Health 148 Q Qualifikation 44, 266 Qualitätssicherung 174 R Radikalismus 43, 129 Rasse 251 Rassismus 88, 114, 127 Ratifizierung 247 Rationalisierung 200 Rationalität 49 Raumnutzung 128 Raumordnung 39 Raumplanung 27 Raumwahrnehmung 128 realer Sozialismus 257 Recht 34, 109 Recht auf Arbeit 264 rechtliche Faktoren 78, 130, 193, 238, 264 Rechtsanwendung 33, 34, 109, 165 Rechtsauslegung 264 Rechtsgrundlage 150 Rechtslage 33 Rechtsnorm 34 Rechtsordnung 26 Rechtsstaat 32, 71, 264 Rechtswesen 179 Rechtswissenschaft 34 Rede 115 Reformpolitik 91 Regierbarkeit 6 Regierung 43, 48, 78, 87, 100, 104, 127, 190, 215, 225, 258

Sachregister

Regierungsamt 258 Regierungsbildung 164, 219 Regierungspartei 33, 38, 48 Regierungspolitik 6, 38, 217, 225, 258 Regime 82 Region 30, 64, 85, 104, 132, 176, 260 regionale Entwicklung 176, 211, 245, 246, 250 regionale Faktoren 60, 75, 83, 87, 166, 176, 186 regionale Integration 60, 84, 166, 176 regionale Mobilität 226 regionaler Unterschied 199, 250 regionale Wirtschaftsförderung 176 Regionalförderung 176 Regionalisierung 104 Regionalismus 66, 132, 176 Regionalpolitik 7, 199 Reintegration 188 Rekrutierung 78, 266 Religion 58, 101, 109, 116, 117, 135, 136, 171, 177, 191, 224 Religionsgemeinschaft 116 Religionsunterricht 191 Religionszugehörigkeit 116 religiöse Bewegung 116 religiöse Faktoren 116, 121, 141, 166 religiöse Gruppe 116, 129 religiöse Sozialisation 121 Religiosität 58, 116, 121, 136, 177, 206 Rente 215, 217 Repräsentativität 239 Reproduktion 266 Ressourcen 5, 102, 103, 107, 117, 236, 259 Revolution 101, 145, 196 Rockmusik 124 Rohstoffsicherung 71, 111 Rollenverständnis 42, 151, 252 Rückwanderung 185 Ruhrgebiet 208 Rumänien 33, 34, 38, 170, 187, 194, 201, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244 Russe 128, 197, 198, 199 russische Sprache 115 Russland 7, 9, 11, 18, 28, 30, 32, 33, 34, 43, 52, 59, 60, 61, 62, 63, 65, 66, 67, 68, 69, 71, 72, 73, 74, 75, 77, 79, 80,

205

81, 83, 84, 85, 87, 88, 89, 90, 91, 95, 96, 97, 98, 99, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 118, 119, 124, 125, 127, 128, 129, 130, 131, 132, 134, 135, 136, 138, 143, 144, 145, 146, 147, 148, 149, 170, 176, 178, 196, 212, 228 Rüstungskontrolle 61 S Sachsen 15, 19, 23 Saisonarbeitnehmer 260 Schätzung 31 Schüler 19 Schulklasse 19 Schwangerschaft 241 Schwarzarbeit 153 Schweiz 27, 194, 226 SED 257 Segregation 162 Selbstbestimmungsrecht 100 Selbstbild 172, 218 Selbststeuerung 22 Selbstverantwortung 45 Selbstverständnis 90, 213 Selbstverwaltung 130 Semantik 138 Sensibilisierung 222 Separatismus 59, 66, 142, 146 Serbe 180 Serbien 69, 157, 158, 163, 164, 168, 172, 177, 184, 186, 187, 189, 195 Serbien und Montenegro 180 Sexualität 213 Sezession 142 Sibirien 118, 128 Sicherheit 79, 84, 103, 106, 107, 176, 212, 227 Sicherheitsbewusstsein 9 Sicherheitspolitik 20, 30, 61, 62, 63, 64, 79, 81, 103, 159, 176, 212 Siedlungsgebiet 245 Sinn 90, 243 Slowakei 8, 31, 33, 34, 51, 57, 201, 246, 250, 253, 254, 255, 260 Slowenien 12, 44, 51, 57, 151, 155, 165, 167, 183, 201 Solidarität 46, 69, 205

206

Souveränität 76, 176 Sozialdemokratie 217, 254 soziale Anerkennung 114 soziale Bewegung 129, 206 soziale Beziehungen 1, 2, 19, 152, 183, 226, 241, 259 soziale Einrichtung 185 soziale Entwicklung 15, 87, 127 soziale Faktoren 13, 46, 127, 137, 148, 226, 240 soziale Folgen 38, 127 soziale Funktion 90 soziale Gerechtigkeit 79 soziale Indikation 183 soziale Integration 188, 198, 199, 223, 237 soziale Isolation 259 soziale Lage 1, 3, 137, 183 soziale Norm 118, 152 soziale Partizipation 171 sozialer Prozess 248 sozialer Raum 16, 166 sozialer Wandel 128, 132, 143, 152, 178, 204, 248 soziale Sicherung 2, 45, 79, 264 soziales Netzwerk 16, 152, 154, 188, 259 soziales Problem 108 soziales System 154 soziale Ungleichheit 1, 79, 167, 224 soziale Verantwortung 229 soziale Wahrnehmung 171 Sozialisierung 257 Sozialismus 109, 167, 255, 262, 266 sozialistische Partei 196 sozialistischer Staat 33, 34, 92 sozialistische Wirtschaft 257 Sozialkapital 152, 188, 259 Sozialleistung 45 Sozialordnung 32, 49 Sozialpolitik 7, 14, 22, 25, 45, 47, 92, 141, 183, 201, 215, 217 Sozialstruktur 259 Sozialversicherung 79 Sozialwissenschaft 207 soziokulturelle Entwicklung 166 soziokulturelle Faktoren 88, 240 Soziologie 174, 263 sozioökonomische Entwicklung 32, 51, 232

Sachregister

sozioökonomische Faktoren 153, 233 sozioökonomische Folgen 153 sozioökonomische Lage 167 Spanien 10, 16, 31, 221, 226 Spielfilm 168 Sprache 12, 123, 132, 199, 263 Sprachgebrauch 263 Sprachvariante 123 Sprachverhalten 123 Sprachwandel 12, 123 Sprechen 115, 263 Staat 32, 77, 110, 118, 119, 197, 205, 225, 227, 261, 264 Staatenbildung 161, 227 staatliche Einflussnahme 110, 181, 205, 264 staatliche Lenkung 110 Staatsangehörigkeit 141, 199 Staatsfunktion 110, 255 Staatsgebiet 16 Staatsgrenze 18, 141 Staatsgründung 132, 255 Staatssozialismus 262 Staatsversagen 100 Stadt 53, 145, 154, 245 Stadtbevölkerung 154 Stadtgebiet 39 Stadt-Land-Beziehung 154, 245 Stadt-Umland-Beziehung 246 Stalinismus 145, 262 Standortfaktoren 40 Sterblichkeit 12, 148 Stereotyp 143, 171, 240, 263 Steuerpolitik 57 Steuerrecht 34 Stigma 194 Strafe 33 Strafprozess 186 Strafrecht 34 Stress 147, 149 Strukturentwicklung 51 Strukturwandel 57, 131, 224 Student 150 Studium 174 Subkultur 124, 259 Südasien 94 Südeuropa 56, 60, 221 Südkorea 119 Südosteuropa 12, 15, 45, 69, 156, 157,

Sachregister

160, 176, 186, 187 Symbol 24, 33, 138, 143, 255 symbolische Politik 218 Szenario 75 T Tadschikistan 5, 131, 137 Täter 33, 262 technische Entwicklung 163 Technologie 111 Technologietransfer 10, 163 Teilzeitarbeit 112 Telekommunikation 155, 200, 269 Terrorismus 62 Text 124 Textanalyse 124 Theater 122 Tochtergesellschaft 105 Toleranz 114 Totalitarismus 92, 257 Tradition 69, 94, 109, 125, 134, 141, 150, 165, 166, 189, 210, 243, 254, 255, 263 traditionelle Gesellschaft 94, 128 traditionelle Kultur 24 transatlantische Beziehungen 62 Transferleistung 175 Transkulturalität 122 Tscheche 19 Tschechische Republik 4, 8, 10, 21, 23, 26, 33, 34, 40, 43, 44, 51, 57, 126, 201, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 254, 256, 260 Tschechoslowakei 38, 257 Tschetschenien 67, 80, 126, 127, 129 Türkei 103, 117, 187 Turkmenistan 5, 102 U Übersetzung 263 Überwachung 76 UdSSR 66, 73, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 101, 103, 124, 143, 145, 257 UdSSR-Nachfolgestaat 2, 7, 18, 27, 33, 34, 43, 51, 57, 62, 66, 75, 77, 82, 83, 85, 86, 87, 88, 90, 92, 95, 99, 100, 103, 104, 105, 109, 112, 113, 114, 115, 117, 119, 120, 122, 123, 129, 130, 133, 134, 135, 140, 143, 147,

207

148, 149, 170, 196, 198, 200, 201 Ukraine 7, 9, 18, 30, 34, 65, 71, 74, 76, 77, 78, 86, 92, 113, 120, 131, 132, 140, 163, 212, 223 Umverteilung 81 Umwelt 47, 264 Umweltbewusstsein 140 Umweltpolitik 7, 22, 27 Umweltschutz 27 Unabhängigkeitserklärung 86, 155, 196 Ungarn 4, 7, 8, 10, 12, 31, 33, 34, 40, 44, 51, 57, 201, 246, 258, 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 266, 267, 269 Universalismus 157, 209 UNO 59 Unterdrückung 92 Unternehmen 13, 15, 34, 46, 54, 105, 113, 229, 260 Unternehmensführung 105 Unternehmenspolitik 13, 229 Unternehmer 190, 193, 238 Unterricht 4, 12, 19, 174, 263 Unterrichtsmaterial 4 USA 30, 59, 61, 62, 63, 73, 75, 119, 135, 149, 180, 212 Usbekistan 5, 114, 137 Utopie 101 V Vaterschaft 165 Veränderungskompetenz 226 Verantwortung 101, 165, 222, 262 Verbandspolitik 215 Verfassung 35, 78, 81, 82, 261, 264 Verfassungsgebung 49 Verfassungsrecht 261, 264 Verfassungswirklichkeit 49, 261, 264 Vergangenheitsbewältigung 33, 143, 179, 180, 186, 189, 216, 218, 227, 253, 255, 262 vergleichende Forschung 265 Verhalten 13, 112, 204 Verhaltensmuster 128 Verhandlung 49 Verkehr 208 Vermögen 33 Vernetzung 21, 29, 111, 185 Versicherungsgewerbe 229 Verstaatlichung 184

208

Verständnis 114 Vertrauen 261 Vertreibung 29 Verwaltung 87, 88, 104 Verwaltungsrecht 34 Viehwirtschaft 96, 141 Vielvölkerstaat 182 visuelle Wahrnehmung 168 Völkerrecht 61, 66, 146 Volkswirtschaft 84 Vorurteil 182, 227, 230, 235 W Wachstum 175 Wahl 71, 77, 78, 89, 93, 164, 239 Wahlbündnis 78 Wahlergebnis 78, 81, 82, 83, 86, 89, 164, 184, 196, 219, 234 Wahlgesetz 76, 239 Wahlkampf 190, 193, 219 Wahlrecht 91, 239 Wahlsystem 76, 93, 151, 234, 239 Wahlverhalten 37, 76, 219, 234 Wahrheit 186 Wahrnehmung 20, 72, 78, 190, 191, 218, 222, 227, 238, 243 Warschauer Pakt 20 Wasserwirtschaft 155, 200 Weißrussland 76, 77, 82, 100, 123, 131 Weiterbildner 4 Weiterbildung 4 Weltanschauung 90, 136 Welthandel 203 Weltordnung 62, 63, 79 Weltpolitik 63 Weltwirtschaft 107 Wende 225, 266 Werbung 39, 223, 263 Wert 118 Wertorientierung 43, 67, 118, 144, 152, 200, 209, 227, 255, 261 Wertsystem 118 Westeuropa 1, 13, 36, 50, 157 westliche Welt 73, 243 Wettbewerb 7, 16 Wettbewerbsfähigkeit 111 Wiederaufbau 176 Wiedergutmachung 208 Wirtschaft 10, 28, 57, 77, 79, 87, 108,

Sachregister

111, 119, 248 wirtschaftliche Abhängigkeit 107, 200 wirtschaftliche Faktoren 137 wirtschaftliche Folgen 2 wirtschaftliche Integration 203, 223 wirtschaftliche Lage 130, 214, 269 wirtschaftliches Handeln 13 wirtschaftliche Zusammenarbeit 15, 73, 105, 203 Wirtschaftsbeziehungen 107, 216 Wirtschaftsentwicklung 12, 15, 46, 54, 79, 84, 203 Wirtschaftshilfe 70 Wirtschaftskriminalität 28 Wirtschaftsordnung 113 Wirtschaftspolitik 7, 13, 26, 54, 79, 84, 110 Wirtschaftsreform 47, 110 Wirtschaftssystem 38, 179 Wirtschaftsunion 131 Wirtschaftsverband 215, 217 Wirtschaftsverflechtung 84 Wirtschaftswachstum 79 Wirtschaftswissenschaft 207 Wirtschaftszweig 111, 229 Wissen 10, 27, 111 Wissenschaft 10, 120, 206 Wissenschaftsethik 31 Wissensgesellschaft 111, 174 Wissenstransfer 10, 94, 111, 163 Wohlbefinden 1 Wohlfahrtsstaat 14, 232 Wohlstand 9, 203 Wohnen 166 Work-life-balance 165, 251 Z Zentralasien 5, 94, 114 Zentralismus 127 Zetkin, C. 101 Zigeuner 12, 162, 166, 194, 235, 237, 240, 263 Zivilgesellschaft 8, 9, 56, 73, 156, 162, 169, 190, 204, 206, 218, 229, 238 Zivilrecht 34 Zufriedenheit 1, 2, 261 Zuwanderung 23 Zwangsarbeit 208 Zweiter Weltkrieg 182, 227

Sachregister

Zwischenkriegszeit 187, 208, 243 zwischenstaatlicher Konflikt 227

19. Jahrhundert 94, 99, 145, 194 20. Jahrhundert 66, 92, 94, 99, 132, 145, 182, 194, 262 21. Jahrhundert 157, 166, 194, 210

209

Institutionenregister

211

Institutionenregister Berghof Forschungszentrum für konstruktive Konfliktbearbeitung 185, 186 Demographic Research Institute 1 Ecole Polytechnique Féderale de Lausanne -EPFL-, Faculté Environnement Naturel, Architectural et Construit -ENAC-, Institut du développement territorial -INTER- Laboratoire de Sociologie Urbaine -LaSUR- 226 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Center for Comparative and International Studies -CIS- European Politics Research Group 25 Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Département Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften, Center for Security Studies -CSS- 20 Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für Vergleichende Politische Soziologie 54, 232 Facultés universitaires Saint-Louis a Bruxelles Centre d'etudes sociologiques 226 Fernuniversität Hagen, FB Wirtschaftswissenschaft, Lehrstuhl für VWL, insb. Makroökonomik 57 Freie Universität Berlin, FB Erziehungswissenschaft und Psychologie, Wissenschaftsbereich Erziehungswissenschaft Arbeitsstelle Bildungsforschung Primarstufe -ABP- 19 Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Bereich Internationale Politik und Regionalstudien Arbeitsstelle Europäische Integration 22, 100 Freie Universität Berlin, Osteuropa-Institut Abt. Gesellschaft, Soziologie 133 Freie Universität Berlin, SFB 700 Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit: neue Formen des Regierens? 100 Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut gGmbH 31 Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden 43, 230 Harvard University Cambridge

2

Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung -HSFK- 161, 173 Hochschule Bremen, Fak. Wirtschaftswissenschaften, Arbeitsbereich Öffentliche Wirtschaft, Finanz und VWL Internationaler Studiengang VWL 203 Humboldt-Universität Berlin, Philosophische Fakultät III, Institut für Sozialwissenschaften Lehrbereich Allgemeine Soziologie 174 ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Niederlassung Dresden 23, 40 Institut für Ostrecht München e.V. -IOR- 33, 34 Internationales Hochschulinstitut Zittau, Lehrstuhl für Sozialwissenschaften 21

212

Institutionenregister

IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH 2, 113, 140 Landesverteidigungsakademie Institut für Strategie und Sicherheitspolitik 20 Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung e.V. -IRS- 18 Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung -ZALF- e.V. Institut für Sozioökonomie

27

Max-Planck-Institut für demografische Forschung 112, 147, 148, 149, 152, 170 Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung 128, 130, 134, 141 Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung 13 Osteuropa-Institut 92 Stiftung Zentrum für Türkeistudien Institut an der Universität Duisburg-Essen

171

Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Lehrgebiet Gender Studies 226 Technische Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Professur Soziologie des Raumes 53 Technische Universität Dresden, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Europastudien 29, 206 The Economic and Social Research Institute -ESRI- 1 TraSt - Transformationsprozesse und Strukturpolitik

51

Universidad Autonoma de Madrid, Facultad de Ciencias Economicas y Empresariales Departemento de Sociologia 226 Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Graduiertenkolleg "Märkte und Sozialräume in Europa" 105 Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Lehrstuhl für BWL, insb. Internationales Management mit Schwerpunkt Europäisches Management 105 Universität Bern, Interdiesziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung 188 Universität Bern, Philosophisch-Historische Fakultät, Institut für Sozialanthropologie 188 Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Bremen International Graduate School of Social Sciences -BIGSSS- 26 Universität der Bundeswehr München, Fak. für Pädagogik, Institut für Soziologie und Gesellschaftspolitik Professur für Allgemeine Soziologie 226 Universität des Saarlandes, Fak. 05 Empirische Humanwissenschaften, CEval - Centrum für Evaluation 120 Universität Freiburg, Philologische Fakultät, Slavisches Seminar 99 Universität Göttingen, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Methodenzentrum Sozialwissenschaften 204, 233 Universität Greifswald, Philosophische Fakultät, Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre 14, 47 Universität Halle-Wittenberg, Graduate School "Society and Culture in Motion" 94

Institutionenregister

213

Universität Halle-Wittenberg, Orientwissenschaftliches Zentrum -OWZ- 94 Universität Halle-Wittenberg, Philosophische Fakultät I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften, Institut für Soziologie Lehrstuhl für Soziologie, insb. Sozialstrukturanalyse moderner Gesellschaften 214 Universität Halle-Wittenberg, SFB 586 Differenz und Integration - Wechselwirkungen zwischen nomadischen und seßhaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt 128 Universität Jena, Graduiertenkolleg 1412 "Kulturelle Orientierungen und gesellschaftliche Ordnungsstrukturen in Südosteuropa" 172, 191, 195, 235, 240 Universität Koblenz-Landau Campus Landau, FB 08 Psychologie, IKMS - Institut für Kommunikationspsychologie, Medienpädagogik und Sprechwissenschaft, Abt. Sprechwissenschaft -ISW- 115 Universität Konstanz, Exzellenzcluster "Kulturelle Grundlagen von Integration" 168 Universität Konstanz, Geisteswissenschaftliche Sektion, FB Geschichte und Soziologie Fach Soziologie Lehrstuhl für Makrosoziologie 168 Universität Leipzig, Graduiertenkolleg "Bruchzonen der Globalisierung" 16, 122 Universität Leipzig, Research Academy Leipzig Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaften 16, 122 Universität Leipzig, Theologische Fakultät, Institut für Praktische Theologie Abt. Religions- und Kirchensoziologie 50 Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für integrative Studien -InfiS- 211 Universität Lüneburg, Fak. I Bildungs-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Politikwissenschaft Professur Vergleichende Politikwissenschaft 47 Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie 90, 114, 198 Universität Mainz, FB 02 Sozialwissenschaften, Medien und Sport, Institut für Soziologie Abt. Soziologie der Familie und der privaten Lebensführung 226 Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Graduiertenkolleg "Geschlechterverhältnisse im Spannungsfeld von Arbeit, Organisation und Demokratie" 233 Universität Marburg, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Institut für Vergleichende Kulturforschung Fachgebiet Völkerkunde 109 Universität München, Bayer. Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa -forost-

34

Universität Oldenburg, Fak. 01 Bildungs- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Arbeitsgruppe Politische Bildung 4 Universität Oldenburg, Fak. 01 Bildungs- und Sozialwissenschaften, Institut für Sozialwissenschaften Zentrum für Methoden der Sozialwissenschaften 123 Universität Oldenburg, Fak. 03 Sprach- und Kulturwissenschaften, Institut für Fremdsprachenphilologien Seminar für Slavistik 123

214

Institutionenregister

Universität St. Gallen, Rechtswissenschaftliche Abteilung, Institut für Politikwissenschaft -IPWVergleichende Politikwissenschaft und Methoden 36 Université de Genève, Faculté des sciences économiques et sociales, Département de Sociologie 226 Université de Genève, Graduate Institute of International and Development Studies 20 Universite Lyon 02, Centre national de la recherche scientifique (CNRS), Sociologies et Anthropologies des Formes d'Action (GLYSI-SAFA), Institut des Sciences de l'Homme 226 Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH FSP Bildung, Arbeit und Lebenschancen Abt. Ungleichheit und soziale Integration 1

ANHANG

Hinweise

217

Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur Die in der Datenbank SOLIS nachgewiesene Graue Literatur enthält nahezu vollständig einen Bibliotheksstandort zur Erleichterung der Ausleihe; dies gilt auch für einen Teil (40%) der nachgewiesenen Verlagsliteratur. In SOLIS nachgewiesene Zeitschriftenaufsätze sind zu über 60% mit einem Standortvermerk versehen.

Beschaffung von Literatur über den Deutschen Leihverkehr Die Standortvermerke in SOLIS (Kürzel, Ort und Sigel der besitzenden Bibliothek sowie Signatur der Arbeit) beziehen sich auf Bibliotheken, die dem normalen Fernleihverkehr angeschlossen sind. Sollte die gewünschte Arbeit bei Ihrer örtlichen Bibliothek nicht vorhanden sein, ersparen Ihnen die Standortvermerke für die Fernleihe („Direktbestellung“) den u.U. sehr zeitraubenden Weg über das Bibliothekenleitsystem. Elektronische Bestellungen sind ebenfalls möglich, z.B. über subito - einen bundesweiten Dokumentlieferdienst der deutschen Bibliotheken für Aufsätze und Bücher.

Literaturdienst der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Aufsätze aus Zeitschriften, die für SOLIS ausgewertet werden und in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln vorhanden sind, können über den Kölner Literaturdienst (KÖLI) als Kopie bestellt werden. Diese Aufsätze enthalten den Standortvermerk „UuStB Koeln(38) - Signatur der Zeitschrift“ sowie einen Hinweis auf den Kopierdienst. Die Bestellung kann mit gelber Post, per Fax oder elektronisch erfolgen Kosten für den Postversand bis zu je 20 Kopien pro Aufsatz betragen 8,- Euro, für Hochschulangehörige 4,- Euro (bei „Normalbestellung“ mit einer Lieferzeit von i.d.R. sieben Tagen); gegen Aufpreis ist eine „Eilbestellung“ (Bearbeitungszeit: ein Arbeitstag) oder auch eine Lieferung per Fax möglich.

Zur Benutzung der Forschungsnachweise Die Inhalte der Forschungsnachweise beruhen auf den Angaben der Forscher selbst. Richten Sie deshalb bitte Anfragen jeglicher Art direkt an die genannte Forschungseinrichtung oder an den/die Wissenschaftler(in). Das gilt auch für Anfragen wegen veröffentlichter oder unveröffentlichter Literatur, die im Forschungsnachweis genannt ist.

Dienstleistungsangebot der Abteilung „Fachinformation für die Sozialwissenschaften“ Das Dienstleistungsangebot der Abteilung Fachinformation dient der Verbreitung, Förderung und Fundierung sozialwissenschaftlicher Forschungsergebnisse sowie dem Wissensaustausch auf nationaler wie internationaler Ebene. Gleichzeitig macht die Fachinformation die sozialwissenschaftliche Forschung des deutschsprachigen Raumes international sichtbar. Zentrale Aktivitäten sind Aufbereitung, Bereitstellung und Transfer von Wissen durch: ● Konzeption, Aufbau und Pflege von Datenbanken und Serviceangeboten zu Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnissen in den Sozialwissenschaften im deutschsprachigen und östlichen europäischen Forschungsraum und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen im deutschsprachigen, europäischen und internationalen Rahmen ● Aufbau von und Beteiligung an kooperativen Informationssystemen (Portalen, Themenschwerpunkten, Kommunikationsplattformen und Netzwerken) zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation, insbesondere auf ost-westeuropäischer Ebene und zu wissenschaftsbezogenen chancengleichheitsrelevanten Themen ● Kontinuierlicher Ausbau der Vernetzung von Informationsangeboten und Services durch Erweiterung und Einbeziehung kompetenter Partner auf nationaler wie internationaler Ebene ● Erstellung servicebasierter Publikationen und Informationsdienste zu ausgewählten Themen in Kooperation mit der Wissenschaft ● Nationales Referenzzentrum für das Politikfeld „Gleichstellung in der Wissenschaft“ gegenüber Wissenschaftsorganisationen, Bundes- und Landesministerien, Politik und Medien in Bezug auf Konzept- und Programmentwicklung, Monitoring und Evaluation von Politiken und Maßnahmen Basisprodukte der Abteilung sind Informationen über Forschungsstrukturen, -aktivitäten und -ergebnisse, die in Datenbanken aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Neben den nachfolgend skizzierten Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen Forschungsprojekten und Publikationen werden Datenbanken mit Informationen zu nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen, Zeitschriften, Netzwerken, Veranstaltungen und Internetquellen aufgebaut und gepflegt. Sie sind Bestandteil einer von GESIS entwickelten und zur Verfügung gestellten integrierten Suche, die weitere internationale Informationssammlungen und solche externer Partner mit einbezieht.

Datenbanken Die von der Abteilung Fachinformation produzierten Datenbanken SOLIS und SOFIS bilden die Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Fachinformationsdienst soFid. SOFIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) Inhalt: SOFIS informiert über laufende, geplante und abgeschlossene Forschungsarbeiten der letzten zehn Jahre aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die

Datenbank enthält Angaben zum Inhalt, zum methodischen Vorgehen und zu Datengewinnungsverfahren sowie zu ersten Berichten und Veröffentlichungen. Die Namen der am Projekt beteiligten Forscher und die Institutsadresse erleichtern die Kontaktaufnahme. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Psychologie, Bildungsforschung, Erziehungswissenschaft, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Sozialgeschichte, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie, Sozialwesen oder Kriminologie. Bestand der letzten 10 Jahre: rund 47.000 Forschungsprojektbeschreibungen Quellen: Erhebungen bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. In Deutschland wird die Erhebung von GESIS durchgeführt, in der Schweiz von FORS - der Schweizer Stiftung für die Forschung in den Sozialwissenschaften. Für Österreich hatte bis 2001 die Universitätsbibliothek der Wirtschaftsuniversität Wien diese Aufgabe inne; ab 2006/07 wurde diese vom Wiener Institut für Sozialwissenschaftliche Dokumentation und Methodik - WISDOM - übernommen. Die Ergebnisse der GESIS-Erhebung werden ergänzt durch sozialwissenschaftliche Informationen fachlich spezialisierter IuD-Einrichtungen sowie von Forschungsförderern; ein nicht unerheblicher Teil an Ergänzungen wird schließlich durch Auswertung von Internetquellen sozialwissenschaftlicher Forschungsinstitute gewonnen. SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) Inhalt: SOLIS informiert über die deutschsprachige fachwissenschaftliche Literatur ab 1945, d.h. Aufsätze in Zeitschriften, Beiträge in Sammelwerken, Monographien und Graue Literatur (Forschungsberichte, Kongressberichte), die in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich oder der Schweiz erscheinen. Bei Aufsätzen aus Online-Zeitschriften und bei Grauer Literatur ist im Standortvermerk zunehmend ein Link zum Volltext im Internet vorhanden. Fachgebiete: Soziologie, Politikwissenschaft, Sozialpolitik, Sozialpsychologie, Bildungsforschung, Kommunikationswissenschaften, Demographie, Ethnologie, historische Sozialforschung, Methoden der Sozialforschung, Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie weitere interdisziplinäre Gebiete der Sozialwissenschaften wie Frauenforschung, Freizeitforschung, Gerontologie oder Sozialwesen. Bestand: Anfang 2009 ca. 385.000 Literaturnachweise Jährlicher Zuwachs: zwischen 16.000 und 18.000 Dokumente Quellen: Zeitschriften, Monographien einschließlich Beiträgen in Sammelwerken sowie Graue Literatur. SOLIS wird von GESIS in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, den Herausgebern der Zeitschrift für Politikwissenschaft und dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung hergestellt. Absprachen über einen regelmäßigen Datenaustausch bestehen darüber hinaus mit dem Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation in Trier und mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt/Main.

Zugang zu den Datenbanken An nahezu allen Hochschulstandorten sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz sind SOLIS und SOFIS in der Bibliothek oder über Institutsrechner für die Hochschulangehörigen frei zugänglich. Des Weiteren stehen SOLIS und SOFIS über von GESIS betriebene Portale für Recherchen zur Verfügung:

www.sowiport.de SOLIS und SOFIS können im sozialwissenschaftlichen Fachportal sowiport einzeln oder gemeinsam mit 13 weiteren Datenbanken durchsucht werden. sowiport enthält zurzeit folgende Datenbanken: ● ● ● ● ● ● ● ● ●



Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem SOLIS Sozialwissenschaftliches Forschungsinformationssystem SOFIS Literaturdatenbank DZI SoLit des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen Katalog der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Katalog des Sondersammelgebietes Sozialwissenschaften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln Katalog der Bibliothek des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung Datenbank GeroLit des Deutschen Zentrums für Altersfragen Publikationen der Bertelsmann Stiftung ProQuest-CSA-Datenbanken (im Rahmen von DFG-Nationallizenzen): Sociological Abstracts, Social Services Abstracts, Applied Social Sciences Index and Abstracts, PAIS International, Worldwide Political Science Abstracts, Physical Education Index Fachinformationsführer SocioGuide mit Informationen zu Institutionen, Fachzeitschriften, Sammlungen, Netzwerken und Veranstaltungen

Insgesamt sind in und über sowiport mehr als 2,5 Millionen Quellen zu Literatur, Forschungsprojekten, Institutionen, Zeitschriften, Veranstaltungen sowie Themenschwerpunkte und Links zu Portalen erreichbar.

www.infoconnex.de Der interdisziplinäre Informationsdienst infoconnex bietet Individualkunden günstige Jahrespauschalen für den Zugang zur Datenbank SOLIS – singulär oder im Verbund mit den Literaturdatenbanken zu Pädagogik (FIS Bildung) und Psychologie (Psyndex). Im infoconnex-Bereich „Sozialwissenschaften“ kann darüber hinaus in der Forschungsdatenbank SOFIS und in der Literaturdatenbank DZI SoLit recherchiert werden; zudem stehen auch hier im Rahmen von DFG-Nationallizenzen die sechs Datenbanken des Herstellers ProQuest/CSA zur Recherche an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen zur Verfügung.

Auftragsrecherchen und Beratung bei der Datenbank-Nutzung In Ihrem Auftrag und nach Ihren Wünschen führt GESIS kostengünstig Recherchen in den Datenbanken SOFIS und SOLIS durch. Darüber hinaus werden Informationen aus weiteren nationalen und internationalen Datenbanken zu sozialwissenschaftlichen und/oder fachübergreifenden Themengebieten zusammengestellt. Zur Unterstützung Ihrer eigenen Suche beraten wir Sie selbstverständlich jederzeit bei der Umsetzung sozialwissenschaftlicher Fragestellungen in effektive Suchstrategien in unseren Datenbanken.

Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst – soFid Regelmäßige Informationen zu neuer Literatur und aktueller sozialwissenschaftlicher Forschung bietet GESIS mit diesem Abonnementdienst, der sowohl in gedruckter Form als auch auf CD-ROM bezogen werden kann. Ältere Jahrgänge stehen unter www.gesis.org/sofid zum kostenfreien Download zur Verfügung. Der Dienst ist vor allem konzipiert für diejenigen, die sich kontinuierlich und längerfristig zu einem Themenbereich informieren wollen.

soFid ist zu folgenden Themenbereichen erhältlich: ● Allgemeine Soziologie ● Berufssoziologie ● Bevölkerungsforschung ● Bildungsforschung ● Familienforschung ● Frauen- und Geschlechterforschung ● Freizeit - Sport – Tourismus ● Gesellschaftlicher Wandel in den neuen Bundesländern ● Gesundheitsforschung ● Industrie- und Betriebssoziologie ● Internationale Beziehungen / Friedensund Konfliktforschung ● Jugendforschung ● Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien – Sprache

● Kriminalsoziologie + Rechtssoziologie ● Kultursoziologie + Kunstsoziologie ● Methoden und Instrumente der Sozialwis● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

senschaften Migration und ethnische Minderheiten Organisations- und Verwaltungsforschung Osteuropaforschung Politische Soziologie Religionsforschung Soziale Probleme Sozialpolitik Sozialpsychologie Stadt- und Regionalforschung Umweltforschung Wissenschafts- und Technikforschung

Recherche Spezial und sowiport-dossiers: aktuelle Themen im Internet Zu gesellschaftlich relevanten Themen in der aktuellen Diskussion werden in der Reihe „Recherche Spezial“ Informationen über sozialwissenschaftliche Forschungsprojekte und Veröffentlichungen zusammengestellt. In den Dossiers in sowiport (hervorgegangen aus der Reihe sowiPlus bzw. den thematischen Dokumentationen der Virtuellen Fachbibliothek Sozialwissenschaften) werden solche Informationen darüber hinaus mit Internetquellen unterschiedlichster Art (aktuelle Meldungen, Dokumente, Analysen, Hintergrundmaterialien u.a.m.) angereichert. Alle Themen sind inhaltlich gruppiert zu finden unter www.sowiport.de/themen.

Informationstransfer von und nach Osteuropa Der Bereich Informationstransfer Osteuropa fördert die Ost-West-Kommunikation in den Sozialwissenschaften. Er unterstützt die internationale Wissenschaftskooperation mit einer Vielzahl von Informationsdiensten. Eine wichtige Informationsquelle für Kontakte, Publikationen oder Forschung bietet in diesem Zusammenhang auch der Newsletter „Sozialwissenschaften in Osteuropa", der viermal jährlich in englischer Sprache erscheint.

Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung – CEWS Als integraler Bestandteil der Fachinformation bietet CEWS disziplinenübergreifend Zugänge zu Themen, Informationen und aktuellen Fragen der Gleichstellung in der Wissenschaft. Durch das Sichtbarmachen des Potentials hoch qualifizierter Wissenschaftlerinnen unterstützt die Datenbank FemConsult die Erhöhung des Frauenanteils bei der Neubesetzung von Professuren und Führungspositionen in Wissenschaft und Forschung und die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen. Das CEWS-Themenportal integriert Informationen zu allen gleichstellungsrelevanten Themen im Bereich Wissenschaft und Forschung (z.B. Chancengleichheit im Hochschul- und Wissenschaftsprogramm HWP, Statistik und Gleichstellungsrecht an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen).

Internet-Service der GESIS Umfassende Informationen zu GESIS und zum Angebot an Dienstleistungen finden Sie unter

www.gesis.org GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Abteilung Fachinformation für die Sozialwissenschaften Lennéstraße 30 GESIS-Servicestelle Osteuropa 53113 Bonn Schiffbauerdamm 19 • 10117 Berlin Tel.:+49 (0)228-2281-0 Tel.:+49 (0)30-23 36 11-0 E-mail:[email protected] E-mail:[email protected]

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