Wasser ist ein guter Schallüberträger Nachhilfe fürs Volk, Baumaßnahmen dagegen

October 29, 2017 | Author: Caroline Küchler | Category: N/A
Share Embed Donate


Short Description

Download Wasser ist ein guter Schallüberträger Nachhilfe fürs Volk, Baumaßnahmen dagegen...

Description

Oktober 2008 . 4. Jahrgang Und das steht drin Angeln und Rocken Jochen Dieckmann, Porträt, Seite 2 Doch kein Weltuntergang, Seite 3 Yorckstraße macht mobil, Seite 7 Tschüss, Seppo, Seite 8 Über eine Berührerin Seite 12

Ruhe hier! Ich wohne im Hinerhaus. Schön ruhig da. Wenn es mir zu leise wäre, könnte ich ja eine Wohnung im Vorderhaus mieten, an der Gneisenau vielleicht. Urban ist auch nicht schlecht. Aber ich mag die Ruhe, vor allem nachts. Ich käme nicht auf die Idee, an einen stadtbekannten Hippietreffpunkt zu ziehen. Doch wenn ich das täte, dann sollte ich mich nicht über den Lärm beschweren. Wäre ja selbst schuld. Manche Leute wohnen im Vorderhaus an einer Hauptverkehrsstraße, weil sie sich keine ruhigere Wohnung leisten können. Die Armut der Mitmenschen, die mit Blick auf den Kanal wohnen, bewegt sich weit unterhalb meiner Mitleidsgrenze. Ist halt blöd, dass junge Menschen die Gegend auch schön finden. Denn junge Menschen sind laut. Also fort mit dem Pack! Schöner Ansatz im toleranten Kreuzberg. Martin Jungmann

Gratis zum Mitnehmen

Wasser ist ein guter Schallüberträger Nachhilfe fürs Volk, Baumaßnahmen dagegen

Es ist schön an der Admiralbrücke. An lauen Sommertagen zieht der Ort viele Menschen an, die dort essen, trinken, reden, musizieren, kurz; den schönen Ort gemeinsam genießen. Auf den ersten Blick ein Kreuzberger Bilderbuchidyll. Die Schattenseite: Es entsteht mehr Müll, als die Abfallbehälter fassen können und auch nach 22 Uhr ist es häufig laut. Das Bezirksamt reagierte auf entsprechende Beschwerden und hängte Schilder auf, die Ruhe und Ordnung anmahnen. Doch diese wurden nicht nur ignoriert, sondern gar nächtens abgeschraubt und gestohlen. Jetzt hängen wieder Schilder, allerdings dezent und mit so kleiner Schrift, dass nur wenige

den originellen Text lesen werden. Auf die überraschende Mitteilung »Hier wohnen Menschen« folgt erneut ein Appell, Ordnung und ab 22 Uhr auch Ruhe zu halten. Die Unterzeich-

nende Baustadträtin Jutta Kalepky schließt ihre öffentliche Ausführung lehrreich: »Wasser ist ein guter Schallüberträger.« Ob Nachilfe in Hydroakustik gegen Lärm und Müll hilft, bleibt offen.

VERPISS DICH! Und nimm deine Scheißgitarre mit! Foto: psk

Und es soll nicht bei den Schildern bleiben. Mittelfristig sollen die Nichtanwohner vergrault werden. Jutta Kalepky hat im Fachausschuss der Bezirksverordnetenversammlung berichtet, sie plane zur Lösung des Lärmproblems an der Admiralbrücke, nunmehr durch Baumaßnahmen die Aufenthaltsqualität rund um die Brücke zu vermindern. Wie das genau geschehen soll, war bislang nicht zu erfahren. Doch schöner dürfte die Gegend dadurch kaum werden. Ärger ist vorprogrammiert. Der Kreuzberger SPD-Vorsitzende Jan Stöß hat bereits Widerstand angekündigt: »Wir lassen uns von den Grünen nicht einen der schönsten Plätze des Bezirks kaputt machen!« jam

Jubel über Hailes Weltrekord Berlinmarathon endet spektakulär

Als Haile Gebreselassie um 9.54 Uhr den Südstern erreichte, ahnten die kundigen Zuschauer schon, dass sich beim 35. Berlinmarathon Historisches abspielen könnte. Der äthiopische Ausnahmeläufer war nicht nur auf Kurs Weltrekord, sondern war im Begriff, als erster Mensch die Marke von zwei Stunden und vier Minuten zu unterbieten. Nicht minder begeistert war das Publikum wenige Minuten später, als Irina Mikitenko ebenfalls auf Rekordkurs war und eine Zeit unter 2:20 Stunden anpeilte. Als Haile das Ziel im Tiergarten erreichte, blieben die Uhren bei 2:03:59 stehen und Irina

schaffte die 42 Kilometer in 2:19:19. Insgesamt waren rund 50.000 Sportler am Samstag und Sonntag auf die Strecke gegangen. Bei weitem waren nicht alle zu Fuß unterwegs. So hatten am Samstag bereits Tausende von Skatern die leicht veränderte Strecke unter die Rollen genommen. Großen Beifall und stimmungsvolle Anfeuerung von zahllosen Bands an der Strecke durch den Kiez erhielten auch die Rollifahrer und Handbiker, von denen die Besten lange vor dem Weltrekordler über Hasenheide und Gneisenaustraße rollten. Bejubelt wurden auch noch die Letzten. psk

HAILE AM MEHRINGDAMM: Hier hatten die Athleten fast die Hälfte des Rennens geschafft. Foto:hv

IM KIEZ GETROFFEN

Seite 2

Angeln, Arbeiten, Rocken.

Am Tresen gehört Der Teilchenbeschleuniger in Genf (siehe auch Seite 3) schafft etwas, was Generationen von Physiklehrern nicht vergönnt war: Er macht Physik am Tresen hoffähig. Noch nie wurde bierselig soviel über Physik diskutiert und genüsslich die Möglichkeit des Weltuntergangs durch Schwarzen-Loch-Fraß erörtert. Ein Tresengast konnte dem drohenden Weltuntergang dabei doch noch etwas Positives abgewinnen: »Wenn das Schwarze Loch hier ankommt«, dozierte er, »dann werden wir reingezogen. Genau am Rand des Loches ist der Ereignishorizont. Da steht die Zeit still. Das heißt doch, wenn uns das Schwarze Loch am Tresen trifft, können wir unendlich lange saufen und werden nie bezahlen müssen.«

Impressum KIEZ UND KNEIPE erscheint monatlich in einer Auflage von ca. 3000 Exemplaren Herausgegeben von Peter S. Kaspar Chefredakteur: Peter S. Kaspar Chef vom Dienst: Kai Hiller Redaktionelle Mitarbeit: Manuela Albicker Dr. Martin Jungmann Lisa Ponader Robert S. Plaul Cordelia Sommhammer Ben Eichen Anzeigen: [email protected] Technische Leitung: Felix Hungerbühler Verwaltung: Manuela Albicker Adresse: KIEZ UND KNEIPE Fürbringerstraße 6 10961 Berlin Telefon 030-42 00 37 76 [email protected] www.kiezundkneipe.de Druck: KOMAG Berlin Brandenburg Druckund Verlagsgesellschaft Schlesische Straße 27 10997 Berlin (Kreuzberg) Telefon 030-61 69 68 - 0 E-Mail: [email protected]

Oktober 2008

Kai Hiller geht mit Jochen Dieckmann fischen

Es ertönt lautstark Meshuggah aus den Boxen, »Die Kids von heute würden es wohl MetalCore nennen – totaler, musikalischer Wahnsinn«. Der Mann der diese Musik kommentiert und zelebriert heißt Jochen Dieckmann. In Ibbenbüren Westfalen geboren kam er 2001 mit dem Titel Dipl. Ing. der Landschaftsarchitektur in der Tasche nach Berlin-Kreuzberg. Besonders der Wrangelkiez bietet eine ideale Mischung für den großgewachsenen Mann, mit den ellenlangen Rasterlocken. »Kreuzberg ist, wie es jetzt ist, das Beste, was mir passieren konnte und kann«. Kaum zu glauben, bei der Passion, die ihn am meisten bewegt: Die Angelei.

Mit acht Jahren fing er seinen ersten Fisch und im Angelverein wurde der Sport zur Sucht. »Die Angelei ist die detaillierte Auseinandersetzung mit dem Lebensraum Wasser und seinen Bewohnern. Metaphorisch gesehen heißt das Eins-

Profiangler und arbeitet eng mit der Angelgeräteindustrie zusammen. Zudem gibt er Kurse, macht Angelfreizeiten mit Jugendlichen und hat seine eigene Firma gegründet (www.reisefisch.de). Ob Spree oder Havel, Ostsee oder dänischer Lille Bælt »Jede freie Sekunde wird gefischt«. Und die Zeit ist knapp für den Patchworker, der die großen Scheine immernoch mit der Arbeit als Werkpädagoge in einer KreuzDIECKMANN MIT ZANDER aus berger Hauptder Spree. Foto: privat schule verdient. Hier unterwerden mit der Beute«, richtet er 13-17jährige sagt Dieckmann. Der schuldistanzierte Schüler 42jährige ist inzwischen im Hauptfach Garten-

bau und Umwelttechnik; Ein anstrengender Job, den Dieckmann aber als sehr wichtig erachtet. »Es gibt einen besonderen Bedarf für Jugendliche mit Schwierigkeiten im Schulalltag — hier in Kreuzberg und speziell in meinem Kiez«. Und im Kiez läuft auch die Musik, die der eingefleischte Metalfan zum »Rocken« braucht. Vorgestern im ausverkauftem KATO um die Ecke gab es Meshuggah und der Kopf wurde heftigst gebangt. Für jemanden, der u.a. Metallica und Tool zu seinen Lieblingsbands zählt, hat die Stadt alles zu bieten. Eine Stadt, in der Dieckmann weiter und weiterentwickelnd professionell und kreativ arbeiten will, die jedoch wohl nicht Alterswohnsitz wird.

Ein Leben für die Dancing Queen Robert S. Plaul besucht Richard Zintel und sein Karusell

»Früher kamen 10000 Leute am Tag hierher, am Wochenende auch mal 15000.« Wenn Richard Zintel, unter Schaustellerkollegen besser bekannt als „Dieter“, von den glorreicheren Zeiten des Berliner Rummelwesens im allgemeinen und der Kreuzberger Festlichen Tage im besonderen berichtet, dann glaubt man ihm jedes Wort. Denn erstens jammert er nicht rum, wenn er erzählt, daß früher vieles besser war, und zweitens muß er es wissen: Der Karussellbesitzer ist immerhin 84 Jahre alt und hat schon einiges erlebt. Zum Beispiel wurde er schon einmal von Indianern gefangen genommen. Indianer? „Das war natürlich nur Spaß“, sagt Zintel beruhigend und lächelt, „aber die Indianer waren echt.“ Echt und eigens aus Amerika eingeflogen, damals, als das Deutsch-Amerikanische Volksfest noch eine richtig internatio-

nale Veranstaltung war. Die Zeiten sind seit der Wende vorbei, und die Leute haben immer weniger Geld übrig; zudem steigen die Platzmieten. Doch der altgediente Schausteller Zintel läßt sich davon nicht die gute Laune verderben. Stattdessen erzählt er stolz, daß seine „Dancing Queen“ (früher als „Turbo-Star“ unterwegs) noch nie eine Panne hatte. 32 Jahre alt ist das Karussell, eine „Troika“ des Bremer Herstellers Huss, inzwischen. Nur einmal stand das gutgepflegte Fahrgeschäft ungeplant still: In den Jahren 2005 und 2006 hatte er es an einen anderen Schausteller verpachtet und wollte es eigentlich verkaufen. Doch der Verkauf scheiterte, Zintel bekam sein Karussell zurück und wußte nicht, daß inzwischen ein neuer Motor eingebaut worden war. „Der war leider nicht wasserfest“, erzählt er, „und dann hat es geregnet.“

Das Regenproblem ist gelöst, und heute regnet es auch nicht, aber viel los ist trotzdem nicht. Gestern war Familientag, da war es voller. Nur ab und zu kommt jemand und löst einen Chip für 2,50€. Nicht viel, bedenkt man, daß für zwei Wochen Victoriapark 12000 Euro Platzmiete fällig werden. Kurz nach der Wende, als sich Zintel als einer der ersten in die DDR traute, kostete der Fahrchip drei Mark und neben ihm stand ein Ost-Schausteller auf dem Platz, der für die Fahrt 30 Pfennig verlangte. „Nach zwei Tagen sind wir abgereist. Und auf dem nächsten Platz stand der wieder neben uns.“ Doch von derart temporären Flauten läßt sich ein erfahrener Schausteller nicht verunsichern, auch nicht von gelegentlichem Vandalismus wie etwa zerschnittenen L a u t s p re c h e rk a b e l n . Schließlich ist es auch

schon vorgekommen, daß er keine Chips mehr verkaufen konnte, weil er einfach keine mehr hatte – da war sein Karussell für die nächsten paar Runden komplett ausgebucht. Und während viele seiner Kollegen hohe Kredite aufnahmen, um sich ein Fahrgeschäft zu leisten, hat er immer solide gewirtschaftet, schon früher, als er die Berliner Rummellandschaft in Sachen Zeltgastronomie bereicherte. Jetzt sitzt er im Kassenwagen seiner „Dancing Queen“, gibt das Startsignal, drückt ein paar Knöpfe, und das dreiarmige Gefährt setzt sich in Bewegung. Es ist ein wirklich familienfreundliches Vergnügen und anders als so manche seiner Kollegen, die wildere Fahrgeschäfte betreiben, muß er nicht den sadistischen Ride-Op markieren. Schließlich setzt er sich auch selbst gerne mal in eine der 21 Gondeln. „Aber morgens und ganz alleine.“

AUS DEM KIEZ

Oktober 2008

Seite 3

Bergmannstraße ist jetzt Fahrradstraße Aber nur im östlichen Teil haben Radler Privilegien

Der Bergmannstraße ist jetzt offiziell Fahrradstraße, mit Schild, Fahrbahnmarkierung und baulichen Veränderungen. Gefühlt war zumindest die östliche Bergmann schon immer eine Fahrradstraße, manche nannten sie auch gerne einen Fahrradhighway. Die Pedaleure sind hier so dominant, dass selbst Autofahrer Angst haben müssen, unter die Räder zu kommen. Nun dürfen sie nicht schneller als 25 bis 30 Stundenkilometer fahren. Wenn zwei Radler nebeneinander unterwegs sind, und der Autofahrer nicht vorbei kann, dann hat er eben Pech gehabt. Was auf anderen Straßen den Radfahrern verboten ist, das ist auf Fahr-

radstraßen ausdrücklich erlaubt. Autofahrer sind zwar nicht explizit von diesen Straßen verbannt, sie müssen sich aber anpassen. Mit einem gewissen Stolz verkündete Baustadträtin Jutta Kalepky den Start der ersten Fahrradstraße in Kreuzberg. Das ruft doch geradezu danach, das Fahrgefühl auszuprobieren. Los geht es am Südstern. Das Schild Fahrradstraße ist vielleicht ein wenig kümmerlich geraten. Das Schild darunter: Ende der 30er Zone komplett unsinnig, weil auf der Fahrradstraße eh nicht schneller als 30 Stundenkilometer gefahren werden darf. Weiße Straßenmarkierungen in Form von Rädern geben

dem Radler die Gewissheit: Die Straße gehört mir. An der Einmündung der Baerwaldstraße wurde die Fahrbahn verengt. Auch das soll wohl Kraftfahrer ausbremsen. Wo die Heimstraße auf die Bergmann trifft, ist der Radweg knallrot gefärbt. Das signalisiert Wichtigkeit. Doch dann ist die Fahrradstraße auch schon wieder zuende. Das war es schon? Ja, wenn es dann nämlich auf die westliche Bergmannstraße geht, wandeln sich die frischgebackenen »Kings of the Road« schnell wieder zu Freiwild für die motorisierte Konkurrenz auf der Straße. Rund 570 Meter ist die Radstraße lang. Richtig beeindruckend ist das nicht. psk

RADLERPARADIES: Auf der ersten Kreuzberger Fahrradstraße haben Räder Vorfahrt. Foto:psk

Davon geht die Welt nicht unter

Der Physiker Wolfgang Passenberg glaubt nicht an das Böse im CERN »Viel größer als die Gefahr, dass alles von einem schwarzen Loch gefressen wird, ist das Risiko, dass der Teilchenstrahl aus der Bahn gerät und von innen gegen das Beschleunigerrohr knallt. Das wäre wie wenn ein Laster drauf fährt, dann wäre die Röhre kaputt«, erklärt Wolfgang Passenberg. Er sollte es wissen, denn der Kreuzberger ist Physiker an einem Berliner Forschungsinstitut und aus seinen Fachmedien bestens über das Experiment am Large Hadron Collider (LHC) informiert. Und deshalb amüsiert ihn die öffentliche Berichterstattung über den LHC. Die größte und komplexeste Maschine, die je von Menschenhand gebaut wurde, steht im Verdacht, die Menschheit und mit ihr die Erde und dann das ganze Sonnensystem zu verschlingen, wenn, ja wenn sich beim größten wissenschaftlichen Experiment der Geschichte winzige kleine schwarze Löcher

bilden, die sich dann zusammenrotten, um ein Größeres zu bilden, das dann weiter wächst und weiter... Wolfgang schüttelt nur nachsichtig den Kopf. »Jeden Tag fallen kosmische Teilchen mit noch höherer Energie auf die Erde, als im LHC überhaupt erzeugt werden können. Beim Aufschlag auf der Erde könnten dann erst recht solche Mini-schwarzen Löcher entstehen – aber wir leben ja noch.« Dass es die Kollegen am CERN, dem europäischen Kernforschungszentrum, darauf abgesehen haben, mikroskopische Schwarze Löcher zu erzeugen - wie immer wieder zu lesen ist - hält er für Quatsch. »Es geht darum, HiggsBosonen nachzuweisen.« Das klingt schon weniger spektakulär. Ist es aber doch. Bisher existiert dieses Elemantarteilchen nur als Hypothese. Es müsste es eigentlich geben, doch bislang hat es niemand beobachten können. Wenn es bei den

Experimenten in Genf entdeckt wird, dann könnte es eine Antwort darauf geben, warum es überhaupt so etwas wie Anziehungskraft gibt. Doch wie wollen die

Bleibt Optimist: Physiker Wolfgang Passenberg. Foto:archiv Wissenschaftler das Higgs-Teilchen finden? In zwei gegenläufigen 27 Kilometer langen, kreisförmigen Röhren werden Protonen auf annähernde Lichtgeschwindigkeit gebracht, und dann lässt man sie aufeinander knallen. Bei dem Frontalchrash werden die Protonen dann

logischerweise in ihre Bestandteile zerlegt. Eines davon, so die Hoffnung, wird doch dann das vermaledeite HiggsTeilchen sein. Quasi als Nebenprodukt könnten winzigkleine Schwarze Löcher entstehen. Die sind aber so klein, dass sie sich praktisch unmittelbar nach entstehen selbst wieder verschlucken — wie der britische Physiker Stephen Hawking meint — oder sie verschmelzen zu einem größeren Schwarzen Loch, das dann langsam aber sicher beginnt, seine Nachbarschaft in sich aufzusaugen und dabei immer größer wird. Das glaubt der Tübinger Professor Otto Rössler und zog deshalb vor den Europäischen Gerichtshof nach Straßburg, um das Experimet zu stoppen vergeblich. Und der Physiker aus Kreuzberg? Die Rösslersche Aktion hält er für Panikmache oder Profilierungssucht. Für Wolfgang ist die Suche nach dem Higgs-Teilchen

viel spannender als die Frage nach eventuellen schwarzen Löchern. Und wenn das Experiment scheitert? Die Arbeit des CERN lohnt sich seiner Ansicht nach allemal. Bei CERN wurden immerhin bei früheren Experimenten die Quarks nachgewiesen und nebenbei das World Wide Web erfunden. Und inzwischen ging es noch eine Stufe weiter: Die Unmengen von Daten, die die Experimente am LHC erzeugen werden, wollen ja erst einmal verarbeitet werden. Und hierfür wurde das sogenannte GRID (Gitter) entwickelt, eine Computervernetzung, die aus weltweit verteilt stehenden Rechnern quasi einen »Super-Computer« macht. Doch was hilft das schon, wenn die Welt untergeht? »Die Welt geht dadurch nicht unter«, versichert er. Ganz sicher? »Ganz sicher kannste natürlich nie sein«, schränkt er ein. Peter S. Kaspar

KIEZ UND KNEIPE

Seite 4

Die versunkene Welt Buchpräsentation im Matzbach

»Ich habe mich gefühlt wie der Dorfschreiber eines Dorfes, das es nicht mehr gibt«, sagt KlausJürgen Liedtke, der im Matzbach am Marheinekeplatz sein im Eichborn-Verlag erschienenes Buch »Die versunkene Welt« vorgestellt hat. Er ist gebürtiger SchleswigHolsteiner, doch seine Mutter stammt aus dem

Termine a compás studio & location

10.10. 17:00 – 22:00 Sevillanas – Disco! Für Kinder und Erwachsene jeden Alters 31.10. Balboa Tanz Party, mit Evi & Philippe

Anno`64

11.10. 21:00, Konzert: double identity 18.10. 21:00, Konzert: 2 Jahre Ferien 25.10. 21:00, Konzert: »Space Lips«

Baghira

03.10. 21:00 Werner Bettge Liedermacher 07.10. 20:00 Spring Singer/Songwriter

Berliner Mieterverein

Beratungszentrum Südstern, Hasenheide 63 Ausstellung »Bilder aus der Stadt« - Arbeiten in Öl auf Leinwand und Karton von Eteri Döbrich

Bierkombinat

Jeden Abend ab 22:00 Open Stage 25.10. ab 20:00 Georg Kreisler Revival

Brauhaus Südstern

02.10. 20:00 Skip Mc Donald Sänger & Gitarrist Blues 03.10 20:00 John Shreve with Roots & Branches Multi-Media Concert/American Folk 04.10. 20:00 Hey Tonight

ostpreußischen Dorf Neu-Kermuschienen, dessen Geschichte in den Jahren 1914 bis 1945 er in seinem Buch erzählt. 22 Jahre lang hat Liedtke recherchiert und mit 38 Zeitzeugen in aller Welt gesprochen. Die zahlreichen Zuhörer waren beeindruckt von der melancholischen Tiefe des Werkes. cs Rockcover der 60er und 70er Jahre 05.10. 10:00 Brunch & Jazz 11:00 Jesse Ballard Band Jazz, Blues und Soul

Café Valentin

08.10. 21:00 Kreuzberg liest 18.10. 21:00 Funny Bones Blues and Folk

Cantina Orange

04.10. Two of us, donnerstags Jamsession, samstags und sonntags Premiere Konferenz

Clash

10.10. 21:00, Konzert: Dukes + Sedlmeir

Festsaal Kreuzberg

16.10. Open Zoo presents - MT Sims/ Soffy O. 23.10. Bohren and the Club of Gore/ Alexander Tucker

E-Mail: [email protected] Anzeigenannahme in der Geschäftsstelle und im Netz bei www.kiezundkneipe.de Ostpreußische Wurzeln Foto: rsp Wenn der Traum die Nacht verlässt

Køpi

03.+04.10. 14 Jahre AGH Fest - 14 Years in Hell, diverse Bands 17.10. Konzert im AGH«Sanctum« (Noise aus L.A./ USA) - »Parasytic« (Richmond,Vancover) - »Filth Of Mankind« (Gdansk/Polen) 31.10. 22:00 Konzert im AGH »Colera« (Eins, zwei, drei vier aus Brasilien) - »Kollateral« (Deutschpunk aus Hannover)

Mrs. Lovell

17.10. 17:00 Eisbeinessen (Anmeldung erbeten) 31.10. 20:00 Halloween-Party »Einfach schaurig schön!«

Murray’s Irish Pub

Jeden 2. und 4. Sonntag 18.00 öffentlicheTreffen des Dreigroschen-Vereins

Heilig-Kreuz-Kirche

SO36

10.10. 21:00 NachtKlänge XXV: Musik aus Orient und Okzident 11.10. 19:30 Cherubini - Requiem in c 12.10. 19:00 Giuseppe Verdi: Requiem 15.10. 19:30 Amnesty International 25.10. 20:00 Johannes Roloff spielt Claude Debussy 26.10. 16:00 Klavierrecital 31.10 21.00

Kontakt zur KuK Redaktion und Geschäftsstelle: Fürbringerstraße 6, 10961 Berlin Telefon 030 - 42 00 37 76

Jeden Freitag und Samstag music sessions - Traditional Irish, Accoustic Rock or Jazz & Blues

Heidelberger Krug

Oktober 2008

10.10. 18:30 Walls of Jericho, Evergreen Terrace, Cataract, Animosity, The Red Chord, Stick to your Guns. VVK: 17 € AK: 20 € 14.10. 19:00 Kiezbingo, Wintersaisoneröffnung Inge Borg & Gisela Sommer, Wild Flamingo Bingo Band 15.10. 16:00 – 18:00, Eintritt frei Kinderflohmarkt ab 20:00 Nachtfloh-

Die KuK per Post nachhause kostet € 2,00 pro Monat (Porto/Verpackung)

markt Stände & Unterhaltung mit DJs Big Daddy Krüger & Lil‘ Uncle Oli & Dr. Hartz - Kostenlose Sozialberatung (Terminvereinbarung: 030/4225349, www. hartzerroller.de) 01.11. 20:00 Abwärts, Poolstar*, VVK:12 € AK:14 €

Tanzschule taktlos

10.10. 19:00 - 21:00 AnfängerInnen-Üben, Eintritt: 3 € (NhU) für alle, die noch nicht so viel Tanzerfahrung haben 20:30 - 00:00 taktlos Hop - Swing pur!, Eintritt: 4 € (NhU) ... mit einer kleinen Swing-Einführung ab 20:30 Danach macht DJane Pepevroni Musik bis zum Abwinken. 20:30 - 23:30 Übungsabend für alle Kursstufen - all you can dance, Eintritt: 4 € (NhU) Querbeet alle Tänze üben! 01.11. 20:00 - 00:00 Tanzabend, Eintritt: 5 € (NhU) Standard-Latein im Ballsaal, im Salon ausschließlich Salsa, Argentinischer Tango und Swing

Tommy-WeißbeckerHaus

03.10. 21:00 »Lazy Bombs« (Glampunk aus Düssledorf ) und »Hate Hate Haters« (Frankreich)

Too Dark

Ab 1. Oktober ab 18 Uhr geöffnet, 4.10. geschlossene Veranstaltung 12.10. nach dem Tatort: Die Imker von Reykjavik. 31.10. Halloween-Party

Tunnelbar

täglich wechselndes Frühstücksbuffet jeden Samstag und Sonntag 9:00-15:00 Frühstücksbuffet

Wild at Heart

- Konzerte 10.10. Sarah Blackwood feat.: The Creepshow + Guest 15.10. Dead Elvis, The Raws 16.10. John Peel Tribute Party, DJane Mischen Impossible

Yorckschlösschen

- fast täglich Konzerte 08.10. 21:00 Rashidii Grafitti Band 15.10. 21:00 Los Reyes del K.O. 18.10. 21:00 Confidence In Jazz 31.10. 21:00 Blowing Front

Die nächste Ausgabe von KIEZ UND KNEIPE erscheint am 7. November 2008

AUS DEM KIEZ

Oktober 2008

Seite 5

Jetzt wird im Warmen weiter gespielt Winterspielplatz in der Johanniterstraße geht in die 15. Runde

Langsam wird es wieder kühler und die Kinderspielplätze werden wieder leerer. In Kreuzberg bedeutet das, dass der Winterspielplatz wieder geöffnet wird. Ab 12. Oktober ist es wieder soweit. Bereits zum 15. Mal öffnet der Winterspielplatz der Stadtmission in der Johanniterstraße dann seine Pforten. Das Angebot richtet sich an Familien mit Kindern bis zu vier Jahren. Am Mitt-

wochnachmittag sind auch Kinder zwischen vier und sechs Jahren

willkommen. Zwischen zehn und 30 ehrenamtliche Mitarbeiter sorgen

dafür, dass der Winterspielplatz erfolgreich betrieben werden kann.

Allerdings ist die Stadtmission über jeden Freiwilligen dankbar, der sich am Winterspielplatz beteiligt. Geändert haben sich die Öffnungszeiten. Mittwochs und donnerstags ist der Winterspielplatz zwischen 9.30 Uhr und 12.30 Uhr geöffnet, sonntags, dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr, am Mittwoch wird der Winterspielplatz von 16 bis 18 Uhr geöffnet. psk

»Dann bin ich ausgerastet!«

Kompetenztrainings für Eltern aggressiver Jugendlicher Was tun, wenn sich Eltern gegenüber dem gewalttätigen, aggressiven oder einfach provozierenden Verhalten ihrer Kinder hilflos und ohnmächtig fühlen? »Ich kann nichts tun, er macht was er will«, sagt die Mutter des 14-jährigen Karim*, »wenn ich was sage, flippt er aus«, klagt die Mutter von Tom, »wir haben schon alles probiert«, erklärt der Vater von Jennifer »aber an Regeln hält sie sich nicht und dabei ist sie gerade erst 12 geworden«. So lauten immer häufiger Antworten von Eltern, die sich bei familie e.V. im Paul-Lincke-Ufer 34 in Berlin-Kreuzberg beraten lassen, weil sie nicht mehr weiter wissen und Angst haben, ihre Autorität als Eltern zu verlieren und sich vor allem große Sorgen um ihre Kinder machen. Auf diese Nachfrage hin hat familie e.V. nun ein

spezielles Trainingskonzept entwickelt, das sich nicht nur an die Jugendlichen, sondern auch an die Eltern richtet. Dazu gibt es jeweils ein Training für Eltern und parallel dazu ein Training für die 12 bis 17jährigen Jugendlichen. In beiden Trainings geht es um die Situationen, die immer wieder eskalieren und oft genug mit Anschreien und Türenknallen — das ein oder andere Mal vielleicht sogar mit Schlägen — enden, und beide lernen, wie sie solche Streits besser lösen können. Die Eltern lernen gemeinsam mit anderen Müttern und Vätern, wie sie ihre Autorität als Eltern wieder gewinnen, sie lernen, wie sie Regeln setzen und wie es gelingt, dass sie auch eingehalten werden. Denn gerade Jugendliche in der Pubertät brauchen Eltern, die präsent sind und ihren Kindern zeigen: »ich bin für dich

da!« Derweil erproben die Jungen in ihrem Training im Rollenspiel, wie sie auf Provokationen auf der Straße reagieren können ohne gleich zuzuschlagen, und die Mädchen erfahren, wie sie sagen können, dass sie etwas stört – dass hier auch der Ton die Musik macht und Körpersprache wichtig ist, sehen sie, wenn die Szenen per Video aufgezeichnet und gemeinsam ausgewertet werden. Das TESYA-family-Training ist für die Eltern und Jugendlichen kostenfrei. Es wird finanziert von der Deutsche Klassenlotterie. Die Trainings starten im November 2008. Es gibt noch freie Plätze. Interessierte Eltern wenden sich an: familie e.V. Frau Rauer T. 611 0106 Paul-Lincke-Ufer 34, 10999 Berlin www.tesya-family.de *Name geändert pm

Ihr Partner für Versicherungen, Vorsorge und Risikomanagement Generalagentur Petra von Chamier Baerwaldstraße 50, 10961 Berlin Telefon 030 21919980, Fax 030 21919970 [email protected], www.zurich.de/chamier Monumentenstr. 29 (Ecke Kreuzbergstr.) 10965 Berlin Tel.: 030 54734532 Café - Restaurant - Kneipe

Mo - So 16:00 - 01:00 Küche von 17:00 - 24:00

Premiere-Sportsbar Bundesliga-Konferenz in der gemütlichen Raucherlounge Live-Musik im Oktober: Fr 3.10 21:00 Werner Bettge www.baghira-kreuzberg.de Di 7.10. 20:00 Spring Reservieren Sie jetzt für Ihre private oder geschäftliche Weihnachtsfeier.

KIEZ UND KNEIPE

Seite 6

Oktober 2008

Achtsamkeit im Alltag

Viola Kleßmann konzentriert sich ganz entspannt Mit dem Projekt »Konzentration, Bewegung, Entspannung« stellt Ilona Holterdorf ihr multimediales Konzept zur Achtsamkeit im Alltag vor. Sie lädt am 1. Oktober zur Vernissage in die Ladengalerie in der Böckhstraße 46 ein. Dort kombiniert sie Film, Kunst und Pädagogik zu einer soziokulturellen Mischung für Kinder vom Kindergarten bis ins Schulalter. Die gelernte Regisseurin hat mit der Pädagogin Petra Proßowsky ein ganzheitliches Bewegungskonzept entwickelt. Mit dem Programm »Yobee active« ist sie derzeit in der LemgoGrundschule und übt mit den Kindern spielerisch, sich achtsam zu bewegen und bewusst zu

entspannen. Dabei setzt sie die Phantasiefiguren Yobee und Yobienchen ein, die die Kinder durch die Stunde führen.

und Aggression. Es falle ihnen schwer, »einfach mal ruhig auf einer Matte zu liegen« oder sich länger auf etwas zu kon-

»Konzentration, Bewegung, Entspannung« Foto: Viola Kleßmann Durch die Reizüberflutung in unserer Gesellschaft seien die Kleinen häufig überfordert und reagierten mit Hyperaktivität, Schlafstörungen

zentrieren, berichtet Ilona Holterdorf. Das spüren auch immer stärker die Lehrerinnen und Erzieherinnen und suchen nach neuen Konzepten.

So liegt eine DVD für die Lehrerbildung zum Thema »Rhythmisierung des Unterrichts« in der Schublade, die auf eine Finanzierung wartet. Zusammen mit der Pädagogin Petra Proßowsky hat Ilona Holterdorf aufgrund ihrer Erfahrungen eine weitere DVD entwickelt, die Texte, Lieder, Reime und Tänze zum Nach- und Mitmachen enthält, auch für Eltern und ihre Kinder. Die besondere Arbeit kommt bei den Kindern an: So klopfen die Schüler der Lemgo-Grundschule auf dem Nachhauseweg an die Scheibe und würden »gerne nur mal auf der Matte liegen«. Das freut Ilona Holterdorf natürlich: »Ziel meiner Arbeit ist es, den Kindern frühzeitig Werkzeuge in die

Hand zu geben, Achtsamkeit, Entspannung und Konzentration mit Freude annehmen und praktizieren zu können.« Einen Einblick in die Tätigkeit gibt die Ausstellung vom 1. bis 15. Oktober. Dort stellt Ilona Holterdorf ihre Recherchearbeiten, eine Dokumentation zum Thema Rhythmisierung des Unterrichts, Fotomaterial sowie ein eigens kreiertes Bewegungsmemory vor. Atelier blickachse creativepool, Böckhstraße 46 10967 Berlin-Kreuzberg www.blickachse.com Öffnungszeiten: Mo. und Mi. von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr Di., Do. und Freitag von 15.30 Uhr bis 19.00 Uhr

Designermode aus dem Kiez Ein Stoffreich in der Böckhstraße

Südstern 14 10961 Berlin Tel.: 69 57 61 00 Mo –Fr 10.00 –19.00 Sa 10.30 –14.00 Uhr

Ägypten

Eine Woche Flug und ****Hotel

ab

592 €

Familiensuite mit Halbpension Sharm el Sheik am Roten Meer, im November

Mehr Angebote im Internet:

Man muss erst hinabsteigen ins Souterrain, um in das Stoffreich von Miriam Blaich eintauchen zu können: weiche, fließende Stoffe, witzige Schnitte, schräge Taschen, alles dekoriert in offenen, alten Schränken und auf Tischen. So präsentiert sich »Mein Laden« in der Böckhstraße 26, zwischen Eisdiele und We i n g e schäft. Miriam Blaich arbeitete nach dem Modestudium viele Fließende Stoffe, witzige Schnitte Jahre in der Foto: Viola Kleßmann Filmbranche

und hatte lange mit einem Laden geliebäugelt, sie suchte eigentlich in ihrer Nachbarschaft, im Reuterkiez. Als sie dann den Laden in der Böckhstraße entdeckte, war das aber genauso gut. Denn Miriam Blaich kennt und liebt die Straßen mit den kleinen Geschäften, kauft schon lange ihre Lakritze im Kado, drehte bereits mit einem Filmteam hier und hatte nun auch einen Stand auf dem Graefekiez-Fest. »Es lief ganz toll und hat Spaß gemacht«, genauso wie die Eröffnung ihres Ladens am 20. Spetember. Die Modedesignerin bekam viel Anerkennung für ihre Sachen und hofft nun auf interessierte Kundschaft. Derzeit entwirft sie die Winterkollektion, die nach und nach auf die Bügel in den offenen Schränken wandert. Dabei sein werden Stricksachen aus Baumwollmischung und Schurwolle sowie Accessoires. vk

KIEZ UND KNEIPE

Oktober 2008

Seite 7

Die Yorckstraße macht mobil Säuberungsaktion und »Boulevard der Dämmerung«

Erst wird aufgeräumt und dann in die Nacht gestartet – die Meile abseits des Üblichen – die Yorckstraße wird aktiv. Am 3. Oktober sind alle herzlich eingeladen, mit Unternehmern und Anwohnern ab 12 Uhr den Mittelstreifen der Yorckstraße einer Säuberung zu unterziehen.

Es geht darum diesen wieder »positiv zu besetzen und neues Leben einzuhauchen«, so Olaf Dähmlow, Chef vom Yorckschlösschen und einer der Mitinitiatoren des Aufräumtages und der Gemeinschaftsveranstaltung »Boulevard der Dämmerung«. Denn nachdem aufge-

DIE MEILE abseits des Üblichen.

Foto: psk

räumt und verschönert ist, bietet die Yorckstr. am 11. Oktober den »Boulevard der Dämmerung« — einen langen Abend voller Bands und Aktionen. Das Yorckschlösschen, die Rat Pack Lounge, der Kreuzkeller, die Kollage, La Chiva, Terry Explosion und das Brasil 1500 haben sich zu einer Gemeinschaftsveranstaltung zusammen getan und präsentieren die Yorckstraße in neuem Licht und Klängen. Als Zugabe gibt es zum ersten Mal in allen Lokalitäten den »WellnessPass«. Wer Getränke konsumiert, kann diesen ausfüllen lassen und nimmt am Ende des Jahres an einer Tombola teil. Zu gewinnen gibt es ein komplettes Wellness-Wochenende. www.yorckmeile.de kh

Alte Spiele werden wieder neu

Tauschbörse und Wiederaufbereitungsanlage in der Gneisenau Auf den ersten Blick sieht das Geschäft in der Gneisenaustraße aus wie ein ganz normaler Spiele-Shop. Dass der Laden ein Paradies für Freunde des gepflegten Daddelns ist, hat aber einen ganz anderen Grund. Hier finden sich längst verschollene Schätze für Gameboy und Nintendo oder fast brandneue Spiele für Gamecube oder Wii-Station – mit etwas Glück zum halben Preis. Also doch kein normaler Spieleladen?

Nein. X-Games ist eine Mischung aus Tauschbörse und Wiederaufbereitungsanlage. Das System kommt zur Abwechslung mal nicht aus den USA, sondern aus Österreich und hat sich vor allem in Süddeutschland bislang durchgesetzt. Es basiert auf dem Prinzip Ankauf, Verkauf und Tausch. Wer sich an einem Computerspiel sattgespielt hat, kann es hier zu Geld machen. X-Games kauft die Spiele und bereitet

SPIELSPASS-RECYCLING:

X-Games. Foto: psk

sie auf. Mit einer speziellen Maschine werden CDs und DVDs wieder so aufgepäppelt, dass sie hinterher wie neu sind. Dann werden sie wieder verkauft, nun zu viel günstigeren Preisen, als beim Neukauf. 800 bis 1000 Titel war zunächst der Anfangsbestand, der dem neuen Berliner Unternehmen von seinem Franchisegeber in Franken gestellt wurde. Doch das Geschäftsprinzip geht davon aus, dass sich der Bestand innnerhalb kurzer Zeit auf rund 2000 Titel erweitern wird. Auch etwa 300 Spielfilme auf DVD sind im Programm. Die können nur gekauft werden. Einen Verleih gibt es nicht. Rar ist das Angebot auch bei den PC-Spielen. Der Grund: Der Spielemarkt verlagert sich immer mehr auf Konsolen, während der Markt für PC-Spiele dramatisch zusammenbricht. psk

���� ����������� ��������������� ��������� ������������ ����������������� �������� ����������� �� ��� �� ��� ������ ��� ������� ��� �� ��� ������� � ��� ������ ����� ��� ����� ����� ���������

������������������������ ��������� ���� ���

DOPPELTER ABSCHIED

Seite 8

Oktober 2008

Das Imperium hat gnadenlos zurückgeschlagen Seppo Kyrvilä ist kein Fremder mehr

Ich kann nicht mehr. Und dann sollte man es gut sein lassen. Seit März 2005 habe ich für die KuK den Berliner, den Kreuzberger Alltag mit den Augen eines Fremden beobachtet. Meistens fröhlich, immer neugierig.

fremd, so ehrlich muss ich mir gegenüber sein, nur ein Fremder bin ich nicht mehr. Im Kalten Krieg machte das furchterregende Wort von der Finnlandisierung die Runde. Ich hatte nie vor, Berlin, nicht einmal Kreuzberg, zu finnlandi-

Foto: Felix Hungerbühler Fröhlich bin ich immer noch gelegentlich, neugierig immer. Doch

sieren. Dennoch hat das Imperium gnadenlos zurückgeschlagen. Ich bin

rücksichtslos berlinisiert worden. Das geht beim Menschen nicht wie beim Auto. Da ist die Sache kurz und schmerzvoll: altes Zulassungsschild ab, B-Nummer drauf, und zack ist es eine Berliner Karre, die von Stund an von ihren Artgenossen abgedrängt und angehupt wird. Beim Menschen geht die Berlinisierung schleichender. Erste Alarmsignale habe ich schon vor Jahren entdeckt und mit den KuK-Lesern geteilt. Ich war seinerzeit ernsthaft von mir selbst überrascht, als ich zum ersten Mal einer Greisin die Kiosktüre mit den Worten »Kommse rin, junge Frau« aufhielt. Bald darauf verlor ich die skrupulösen Zweifel, ob das Tragen von Trainingshose und Badelat-

schen im öffentlichen Raum statthaft sei. Ich bin ja schließlich nur Schrippenholen und nicht auf Brautschau. Ist außerdem auch praktisch - Hundescheiße geht wirklich leicht wieder ab von Gummischlappen. Dann hörte ich auf, durch das Abend- und Nachtleben zu streifen. Ich fand eine Stammkneipe, in der ich eigentlich immer anzutreffen bin, wenn ich nicht gerade am Arbeitsplatz oder im Bett weile. Den anderen Gästen geht es genauso. Wir sind eine mürrische große Familie. Alles ist gesagt, bereits mehrfach. Auch mit der Bedienerin muss ich nicht mehr sprechen, sie weiß, was ich aus welchem Glas trinke, und wie schnell, und fängt wortlos die Biere an. Schweigend kann ich

mir Gedanken machen, wie ich meinen Weg zum echten Vollbildkreuzberger weiterverfolge. Soll ich anfangen, Schulli und Futschi zu trinken, arglose Passanten rechthaberisch anpflaumen und mir einen hässlichen Hund kaufen? Oder soll ich mich mehr der Linksliberalen Leitkultur annähern und die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, um endlich auch die Grünen wählen zu können? Die stellen ja einen vorbildlichen Bezirksbürgermeister und sollen, wie man hört, bei der nächsten Bundestagswahl ein absolutes Nachwuchstalent an den Start bringen? Auf jeden Fall bleibe ich da, nur eben als Einheimischer. Vielleicht werde ich ja eines Tages auch meinen eigenartigen finnischen Akzent los.

Endstation Fürbringerstraße Martin Jungmann lässt es gut sein

Dreieinhalb Jahre sind eine ganze Weile. Der Kiez hat sich verändert, der Kiez, und sicherlich auch ich. Die Fassaden sind bunter geworden, das Haar grauer. Wär ja auch langweilig, wenn alles bleibt wie es ist. Seit der vierten Ausgabe bin ich dabei, ich habe bewegte KuKJahre erlebt. Die ersten Produktionen noch an improvisierten Netzwerken in einer Neuköllner Mietswohnung, das Büro in der Gneisenau ist abgefackelt, jetzt geht

es in der Fürbringer zu Werke. Doch wichtiger als Räume sind immer die Menschen. Es kamen einige und gingen wieder, andere blieben. Mit allen hat es meistens Spaß gemacht, Danke dafür! Einer wurde mir zum Freund (zwei sogar, wenn Schindler zählt). Ich lasse es gut sein und werde sicherlich eine Träne weinen oder auch zwei, wenn ich heute meinen letzten Punkt in die KuK setze, genauer: gesetzt haben werde. Soviel Grammatik-Klug-

scheißerei muss einfach sein, habe ich ja sonst auch immer gemacht. Als neugieriger Leser bleibe ich der KuK erhalten. Denn ich bleibe hoffentlich noch sehr lange hier im Kiez. Nur das Schreiben, Labern, Kalauern, Rum-frickeln, das sollen und werden jetzt andere machen. Habt Spaß dabei, Leute, und klopft dem guten alten Dr. S. weiterhin munter auf die Flossen! Jeder Mensch ist zu ersetzen, das gilt für mich ganz besonders.

Ich muss jetzt ganz schnell weg, die ersten Tränen kommen schon.

Wenn mich jemand sucht - ich bin mal eben eine Runde Flippern.

Foto: Felix Hungerbühler

Das Haus der feinen Drucksachen. Fon 61.69.68.0

AUS DEM KIEZ

Oktober 2008

Seite 9

Angeln auf der Straße

Nach langer Pause wieder Too-Dark-Olympiade Schneller, weiter, lustiger – das war die Toolympiade 2008. Zwei Jahre lang mussten die Toolympioniken warten, bis sie endlich wieder den sportlichen Höhepunkt in der Fürbringerstraße zelebrieren durften. Altbewährtes wie Bierfassrollen und Teebeutelweitwurf stand ebenso auf dem Wettkampfprogramm, wie radikale und fundamental neue Disziplinen. Wobei das »Ball-mit-einem-wassergefüllten-Luftballondurch-die-Beine-treffen« möglicherweise noch

einmal überdacht werden muss. Immerhin wurde der Name schon mal griffiger auf »Wasserbendelbeutelball« verkürzt. Nass ging es auch bei einer anderen Disziplin zu. Wettangeln - und das mitten auf der Straße, die Too-Dark-Olympiade macht es möglich. Wie Brauch und Sitte es bei den ehrwürdigen Spielen gebieten, dopten sich die Athleten auch mit der notwendigen Gewissenhaftigkeit. Oberdopingkontrolleurin Claudia konnte mit

ihren Befunden hoch zufrieden sein. Der Abend brach herein und mit ihm auch der Regen. So musste aufgrund von regennasser Straße auf das abschließende Tauziehen verzichtet werden. Doch das konnte die ausgelassene Stimmung am Ende auch nicht trüben, auch nicht, dass es bei der feierlichen Siegerehrung ebenfalls ein wenig feucht war. Nach der Zwangspause von zwei Jahren war die Stimmung durch ein paar Tropfen nicht zu trüben. psk

Kopf- & Bauchkultur!

Fotos: Ehrentraut, Kaspar

Augustiner vom Fass

Am Südstern

Körtestraße 21 Fon & Fax 030 - 692 18 75 im ab ab 17.00 Uhr Im Winter Sommer 15 Uhr

Gasthaus

Seite 10

BERLIN-MARATHON 2008

Oktober 2008

Oktober 2008

BERLIN-MARATHON 2008

Bilder: Vierjahn, Kaspar, Hungerbühler, Plaul

Seite 11

KIEZ UND KNEIPE

Seite 12

Oktober 2008

»Körper lügen nicht« Milka Reich arbeitet als Berührerin

BRAUHAUS SÜDSTERN Hausgebraute Biere frisch vom Fass!

Regelmäßig Live-Musik! Brunch-Buffet an Sonn- und Feiertagen

Braukurse und Infos rund ums Bier

Großer sonniger Biergarten im Volkspark Hasenheide NEU: Mo-Sa Mittagstisch ab 4,95 € Montag - Samstag 12 bis 1 Uhr Sonn- & Feiertage ab 10 Uhr Tel 69001624 Fax 69001625 www.brauhaus-suedstern.de

Hasenheide 69 10967 Berlin

Viele Leute bleiben vor dem goldenen Buddha stehen, der das große Fenster des Ladens in der Fürbringerstraße 10 dekoriert. Viel verwunderlicher ist jedoch das Schild, welches besagt, dass hier »Die Berührerin« ihr Domizil hat. »Nichts macht uns mehr Mut, nichts gibt uns mehr Nähe und nichts hat einen größeren Zauber als eine sanfte Berührung« – diese Worte stehen einleitend auf Milka Reichs Homepage. Sie ist »Berührerin« – für sie gleichermaßen Beruf wie Berufung. »Jeder Mensch sehnt sich nach Berührung«, sagt die 43jährige. Sie geht mit denen, die sich ganz fallenlassen, ganz entspannen wollen auf eine »Körperreise«, wie sie es nennt. »Zuerst sprechen wir; ich will vorher wissen, wen ich vor mir habe«. Aber auch wenn der Mund erst so manches verschweigt, spricht später der Körper. »Körper lügen nicht«. Schon seit über 20 Jahren beschäftigt sie sich mit Körperarbeit, erlernte verschiedenste Therapieformen und Massagetechniken, Tantra, Tanz und Yoga. All das vereint sie in ihren Körperreisen, die sinnlich und fantasievoll sind und sehr individuell. Kein Bereich des Körpers wird ausgespart. Frauen sollen unter den Berührungen Milka Reichs zu sich selbst finden, ihren Körper und dessen Reaktionen besser kennen lernen. Nehmen, ohne geben zu müssen. Männer kommen nicht selten mit falschen Vorstellungen zu ihr. »Nein,

Strapse und Stöckel gibt es hier nicht«, sagt sie. Männer sollen sich unter ihren Berührungen – eine Massage dauert in der Regel eineinhalb bis zwei Stunden – einfach hingeben und entspannen, einmal nichts beweisen müssen. »Es gibt so viele einsame Menschen, gerade in der Großstadt. Oft ist es einfach nur der Kontakt, die Tatsache, daß jemand da ist, jemand zuhört, der kein Arzt oder Psychologe ist.« Übrigens ist der Beruf des »Berührers«, bzw. der »Berührerin« in der Schweiz schon seit Längerem als offizielle Berufsbezeichnung bekannt, wird dort aber in Verbindung mit behinderten Menschen gebraucht. »Menschen mit körperlichen und geistigen Defiziten haben viel weniger Chancen, liebevoll berührt zu werden«, so Milka Reich. Zu diesem Zwecke macht sie sogar Hausbesuche. Seit mittlerweile sechs Jahren ist sie als Berührerin tätig. Mit Pausen, denn in dieser Zeit kamen auch ihre beiden Töchter zur Welt. Bis vor kurzem war sie in der Gneisenaustraße zu finden, seit September hat sie die neuen Räumlichkeiten in der Fürbringerstraße bezogen.

Eigentlich hatte Milka Reich Malerei studiert, aber irgendwann wollte sie lukrativer arbeiten. Ihr Mann hatte sie dabei unterstützt, ihr gesagt, sie solle das tun, was sie so hervorragend beherrsche. Milka Reich ist Synästhetikerin. Synästhesie ist eine anlagebedingte Sinnesverknüpfung im Gehirn. Konkret heißt das, dass sie ein außergewöhnliches Einfühlungsvermögen in andere Körper besitzt. Berührt sie diese, hat sie eine genaue Vorstellung davon, wie sich diese Berührung anfühlt. Neben den Körperreisen bietet sie auch Beratungsgespräche zum Thema Sexualität, wie auch Kurse für sinnliche Massagen zum Lernen oder Sich-gegenseitig-Massieren an. Einer ihrer Kunden hat es auf den Punkt gebracht. Er schrieb ihr folgendes: »Ich will nicht zu einer Prostituierten. Ich will auch keine medizinische Massage. Ich will weder eine vor Fachwissen strotzende Spezialistin, noch eine Therapeutin. Ich will eine erfahrene, aber echte Person vor mir haben. Eine Persönlichkeit. Und das bist du.« www.die-beruehrerin.de lp

Kreuzberg liest im Valentin

Spring spielt wieder im Baghira

Hochzufrieden zeigte sich Valentin-Wirt Joachim Mühle mit der ersten Veranstaltung von »Kreuzberg liest«. Das Programm mit dem Titel: »Karriereschweine und Hunde - Geschich-

Zum dritten Mal gastiert Spring im Baghira. Die Singer-Songwriterin kommt aus Los Angeles und wird voraussichtlich auch noch Verstärkung mitbringen. Sie spielt am 7. Oktober um 20 Uhr. psk

Zweite Veranstaltung

ten aus der Arbeitswelt«, erlebte einen großen Publikumszuspruch und so war es klar, dass es weitergeht. Am 8. Oktober um 21 Uhr geht es dann in die nächste Runde: »Kreuzberg liest«. psk

Oktober 2008

AUS DEM NACHBARSCHAFTSHAUS

Seite 13

Bildung im Dialog

Kleiner Bildungsgipfel im Graefe-Kiez Nicht nur auf Bundesebene, auch in den Ländern und Kommunen werden Anstrengungen unternommen, den Standortfaktor »Bildung« in gemeinsamer Anstrengung aufzuwerten. Zu viele Jugendliche, insbesondere sozial benachteiligte, schaffen den Schulabschluss nicht und treten das Hartz IVErbe ihrer Eltern an. Zu viele Kinder werden in ihrer Leistungsfähigkeit unterschätzt und geraten bereits in den ersten Schuljahren auf die Spur in die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit. Es wird ihnen nicht zugetraut, dass sie Defizite kompensieren und Wissenslücken schließen können. So werden bereits 6-Jährige zu Verlierern gemacht und in die staatliche Abhängigkeit manövriert. Um dieser Situation etwas entgegen zu setzen, fand am 9. September an der Lemgo GS ein kleiner Bildungsgipfel statt, zu dem das Stadtteilmanagement Düttmann-

Siedlung geladen hatte. In Kooperation mit der Stadträtin für Jugend, Familie und Schule Monika Herrmann, dem Bezirksbürgermeister Dr. Schulz, der Lemgo GS sowie Eltern, SchülerInnen, Projekten und Institutionen will das Stadtteilmanagement unter dem Motto »Bildung im Dialog« in die Offensive gehen. Kerngedanke dieser Initiative für bessere Bildung ist die Überzeugung, dass eine kluge, gleichberechtigte Zusammenarbeit aller, die auf lokaler Ebene mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, der einzige Weg ist, der den heutigen SchülerInnen die Türen zu einem selbst bestimmten, eigenverantwortlichen Leben öffnet. Einigkeit herrschte bei der Auftaktveranstaltung darüber, dass es nicht darum gehe, weitere Projekte aneinanderzureihen, sondern den Dialog auf Augenhöhe zu führen. So würden Eltern (mit Migrationshintergrund)

häufig nur als Problemfaktor wahrgenommen, etwa weil sie die Sprache nicht so gut beherrschten, weil sie sich mit dem deutschen Schulsystem nicht auskennen oder andere Erziehungsvorstellungen hätten. Allein diese Perspektive zu ändern, wurde als ein wichtiger Schritt gewertet. Um sich besser kennen zu lernen, soll an der Lemgo GS trotz knapper räumlicher Kapazitäten ein »Salon de Thé« eingerichtet werden, in dem sich Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen begegnen können. Es wurden viele Ideen und Vo r s c h l ä g e gesammelt, die in langfristige und kurzfristige Ziele zusammengefasst wurden. Eine

Steuerungsgruppe wird die nächsten Schritte vorbereiten und zu den Folgetreffen laden. Erst langsam beginnen in Deutschland die Schulen sich in den Kiez hinein zu öffnen, anstatt wie isolierte Dampfer im Stadtteil zu schaukeln. Schule geht nicht nur Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen etwas an, Schule ist zu einem

Ort geworden, der auf bürgerschaftliches und außerschulisches Engagement angewiesen ist. Je mehr die Bildungsfrage sich zur sozialen Frage entwickelt hat, umso mehr sind die AkteurInnen herausgefordert, Pionierarbeit zu leisten und Neues auszuprobieren. Im Graefekiez ist man bereit, neue Erfahrungen zu machen und einen Beitrag zu leisten, der die Schule von innen zum Leuchten bringt, indem Kindern und Jugendlichen dazu verholfen wird, ihr Potential und ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Bei der Initiative »Bildung im Dialog« will man es nicht bei Willensbekundungen belassen, ein Anfang wurde auf dem kleinen Bildungsgipfel gemacht. Vera Klauer

Viel Raum für gute Ideen

Von der Schreiambulanz bis zum Flohmarkt: Stadtteilzentrum in der Lausitzer bietet Hilfe in allen Lagen Seit 31 Jahren gibt es das Stadtteilzentrum im Kiez zwischen Wiener und Reichenberger Straße nun schon. Erst als eigenständigen Verein, entstanden 1978 im Rahmen der »Strategien für Kreuzberg« - seit 1998 unter dem Dach des Nachbarschaftshauses in der Urbanstraße. Und ab 2004 in der Form einer Begegnungsstätte, die in den Nachmittagsstunden ein reichhaltiges Beratungsangebot — zum Teil durch freiwilliges Engagement kompetenter Personen — bietet. Neben der Sozialberatung bei Fragen zu Arbeitslosengeld 1+2, Grundsicherung und/oder Rente, gibt es eine Lohnsteuerhilfe für Geringverdiener (auch in Türkisch), eine

Rechtsberatung durch im Kiez niedergelassene Anwälte und zweimal im Monat die mobile Sozialberatung durch den »Hartzer Roller«. Eine integrierte Schuldnerberatung soll dieses Angebot bald erweitern. Das Stadtteilzentrum ist Standort einer SchreibabyAmbulanz, die Eltern und Kindern eine Unterstützung durch eine Therapeutin bietet. Und auch die Stadtteilarbeit im Reichenberger Kiez hat hier seit Januar 2008 ihren Sitz (KIEZ UND KNEIPE berichtete im Juni). Wer will, kann

aber auch einfach nur auf ein Getränk oder einen Plausch hereinschauen, Wäsche waschen, Bücher tauschen, Spiele spielen oder Dienstags bei Töpfern und Seidenmalen kreativ werden. Mehrfach im Jahr — das nächste Mal am

19. Oktober — gibt es sonntags im Stadtteilzentrum einen Flohmarkt, wo Kunst, Kitsch und Brauchbares den Besitzer wechseln (Standgebühr: ein selbstgebackener Kuchen – Folge: ein tolles Kuchenbuffett). Über die Öffnungszeiten des

KiezCafé hinaus, stellt das Stadtteilzentrum die Räume Menschen mit Ideen zur Verfügung. Verschiedene Selbsthilfegruppen nutzen diese Möglichkeit, wie zum Beispiel die Narcotics Anonymous. Zurzeit gibt es ein selbst organisiertes Frauencafé, verschiedene Yogakurse, eine Theatergruppe, die hier probt, sowie einen philosophisch–literarischen Gesprächskreis. Wer sich selbst, seine Fähigkeiten und die Bereitschaft Anderer mitzumachen ausprobieren möchte, bekommt Raum, organisatorische Unterstützung und Zuspruch unter 030-612 66 66. Petra Wojciechowski, Koordinatorin im Kreuzberger Stadtteilzentrum

AUS DEM KIEZ

Seite 14

Oktober 2008

Sommerweine und Mineralmonster Zweites Wein Lab bei Hammers Weinkostbar

Zossener Straße 20, 10961 Berlin Öffnungszeiten Mo - Frei 630 - 2000 Sa 630 - 1900 So 900 - 1600 Pakete ab 3,90

Übrigens: Sie finden bei uns jetzt auch ein Grundsortiment an Schreibwaren Blauer Globus für ausgezeichneten Pressefachhandel

Zur Braustube

Hauptstraße 1, 78655 Dunningen, Inh. E. Stern Tel. 07403/913736, [email protected]

Für Schwaben aus dem Kreuzberger Exil, für Kreuzberger auf Reisen! Schwäbische Küche à la carte Di.-Fr. 16-18:00 Feierabend-Bier 10 ct. günstiger Jeden Dienstag Weizentime: 20 ct. günstiger Arena, Dart/Steel Dart, Kicker, Photo-Play Do. ein Getränk im Wechsel zu nur 99 ct. Öffnungszeiten: Di.-Fr. 16.00 bis 1.00 Uhr Sa. + So. 10.00 bis 1.00 Uhr - Montag Ruhetag

Bereits zum zweiten Mal Nahe, Mosel, Rheingau Dass dabei der eigene lud Jürgen Hammer und Franken wurde al- Wein nicht immer vorne zur »Wein Lab« in die lerlei Interessantes und liegen konnte, liegt auf Kreuzberger Körtestra- Süffiges entdeckt. der Hand. Stuart Pigott ße in seine Weinkostbar Vom leichten Sommer- nahm es wie immer mit ein. wein, wie zum Beispiel britisch, berlinerischem Unter dem Motto »Ries- Horchers Pfälzer Qba Humor. Der 48jährige ling 2007« mussten trocken, der im Juli im geborene Londoner lebt die 10 Teilnehmer und großen Tagesspiegel Test schließlich seit Ende Teilnehmerinnen ihre die sommerliche Blind- 1993 in Berlin. Allen eigenen Entdeckungen verkostung gewann, bis Teilnehmer versprach mitbringen und vor an- zu »Mineralmonstern« der charismatische Weideren »Weinnasen« und wie etwa dem Großen nexperte, der unter natürlich auch vor dem Gewächs Kastanien- anderem für die Magainternational bekannten busch vom Weingut Dr. zine »Feinschmecker«, Weinexperten Stuart Pi- Wehrheim reichte die »Weingourmet« sowie gott präsentieren. Palette, die am Ende die die »Frankfurter AllgeAlle Weine waren vor- hobbymäßigen Teilneh- meine Sonntagszeitung« her angemeldet worden mer einerseits vor die schreibt, eine spannenund wurden perfekt Herausforderung stellte, den Zusammenfassung temperiert serviert. alle 16 Weine aufmerk- per Mail und natürlich 16 Riesling–Weine aus dem letzten Jahrgang wurden verkostet, bewertet und besprochen, aufgelockert durch die liebevoll servierten Snacks und Kleinigkeiten durch Manuela Sporbert, Ehefrau von Jürgen Hammer, der die Weine kredenzte. Vertreten waren namhafte Weingüter wie Fritz Haag WEINNASEN UNTER SICH. Zum zweiten Wein Lab in oder Flick genau- Hammers Weinkostbar verriet Weinexperte Stuart Pigott SpanFoto:oth so wie spannende nendes über den Rebensaft. Neuentdeckungen wie sam, kritisch aber auch ein neues Motto für das zum Beispiel Eva Fri- mit Wohlwollen zu se- dritte Wein Lab. cke aus dem Rheingau, hen, andererseits Exper- Ausklang fand die die in Pigott’s aktuel- ten wie Frank Krüger Runde dann bei seinem lem »Kleinen Genialen von Wein&Glas, Holger Gastgeschenk: einem abWeinführer 2009« eine Schwarz von ViniCultu- solut fantastischen 88er Auszeichnung als inter- re oder Chef-Sommelier »Maximin Grünhäuser essante Neuentdeckung der Weinbar Rutz, Billy Herrenberg« Auslese erhielt. Wagner, auch das ein 153 der Schlosskellerei Zwischen Österreich, oder andere »Charmant« Grünhaus Region Mosel Saar Ruwer. oth Elsass, den Regionen entlocken konnten.

Ströbele will‘s noch mal wissen

Der Grüne Abgeordnete kandidiert noch einmal in Kreuzberg Er ist nach wie vor der einzige Grüne, der es aus eigener Kraft in den Bundestag geschafft hat. Hans-Christian Ströbele, inzwischen stattliche 69 Jahre alt, verschiebt die Rente nocheinmal und stellt sich bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr erneut zur Wahl. 2002 zog er erstmals als Direktkandidat mit 31,6 Prozent der Stimmen in den Bundestag ein. Bei

den vorgezogenen Wahlen 2005 verzichtete er auf eine Absicherung über die Landesliste und schaffte es wieder. Dabei steigerte er sein Ergebnis gleich um satte zwölf Prozent. In manchen Wahlbezirken erreichte Ströbele über sechzig Prozent der Stimmen. Auch diesmal sollte es ihm wieder gelingen, sein Direktmandat zu verteidigen. psk

AUF EIN NEUES: Hans-Christian Ströbele will noch mal in den Bundestag. Foto: rsp

AUS DEM KIEZ

Oktober 2008

Nicht nur Country und Western The Hunters zu Gast im Baghira

Sie sehen ein bisschen aufwarten und begeis- dreistündigen Auftritt aus wie Goths und ma- terten das Publikum mit des britisch-israelischen chen solide Country- eigenen Interpretationen Trios, »daß Karma ChaMusik – so ließe sich der Rock-Geschichte. meleon eigentlich eine stark vereinfacht zusam- Zwischendurch wurden Country-Nummer ist.« menfassen, wie man sich den Auftritt vorstellen kann, den Eleanor »Sister Chain« Cantor und »Brother John« Higgins – zusammen mit Gidi Farhi als »The Hunters« – im Baghira hinlegten. Doch diese Vereinfachung erfasst ebensowenig den besonderen Charme dieser Veranstaltung wie die auf Zwei von drei Hunters: Sister Chain und Brother John »Blues BrotFoto: Robert S. Plaul hers« anspielende Selbstaussage des Sängerin, Gitarrist und Die nächste GelegenTrios, sie hätten »both Kontrabassist zusätzlich heit, die Hunters live styles: Country and Wes- von ihrem mitgebrach- und in Farbe zu erleben, tern«. Denn neben den ten Pedal-Steel-Gitarre haben Freunde der Liveüberzeugend dargebote- spielenden Special Guest Musik am 16. Oktober nen Country-Klassikern unterstützt. »Eigentlich beim Springs & Strings konnten die drei auch hatte ich schon immer Festival im L.U.X in der mit Blues-, Jazz- und geahnt«, so eine Zu- Schlesischen Straße 41. Rock’n’Roll-Nummern schauerin nach dem gut rsp

Die Style-Guerilla kommt Compa Estilo eröffnet am 6. Oktober

Drei Kreuzberger Kumpels erfüllen sich ihren Traum am 6. Oktober, einen Laden im Stile eines »Guerilla-Style-Camps« oder auch »HipHop-Root-Shops« zu eröffnen. Vis à vis zum KuK-Büro eröffnen Olli, Odyn und Grisha in der Fürbringerstr. 31 »Compa Estilo«, ein Geschäft, das T-Shirts mit Motiven und Themensprüchen, Pullover, Caps und diverse Accessoires anbietet. Alle Artikel sind Eigendesign des kreativen 3-Leute-Kollektivs welches u.a. auch Streetartausstellungen wie »Das Werbemedium Mülleimer« im Geschäft platzieren wird. »Der Laden soll auch Plattform für Künstler und Designer aus Berlin sein«, sagt Odyn

und bietet eine Art von Kiezsupport an; Kunst die dem Stile des Ladens entspricht, kann in das laufende Programm aufgenommen, präsentiert oder verkauft werden. Des weiteren nimmt das vielseitige Team von „Compa Estilo“ Auf-

tragsarbeiten im Bereich Graffiti, Tattoo und selbstverständlich Kleidung entgegen. Wer sich vorab einen Eindruck verschaffen möchte: www.makabarshirtz.de, www.poebelism.com, www.homestreethome. com. kh

Drei Kreuzberger Kumpels: Olli, Grisha und Odyn Foto: privat

Seite 15

Isländische Imker

Akustische Unterhaltung im Too Dark Fast ein halbes Jahr lang geisterten sie durch den Kiez – oder besser das Kreuzbergradio – und niemand wusste so recht, wer sie eigentlich waren: Die Imker von Reykjavik. 19 Folgen mussten die Krimi-Freunde warten bis in der 20. endlich Klarheit geschaffen wurde, wer sich hinter dem mysteriösen Geheimbund verbarg. Vor einem knappen Vierteljahr haben sich dann der emeritierte Spion Frederic Legrand und seine Agentenfreunde zur Ruhe gesetzt. Doch nun kommen sie zurück und nehmen tatsächlich den Kampf gegen Tatortkommissare auf.

Ab dem 12. Oktober gibt es im Too Dark, anschließend an das traditionelle Tatort-Kucken, einen Nachschlag in Form von fünf bis zehn Minuten Hörbuch. Das Hörbuch von Peter S. Kaspar ist selbstverständlich nur reine Fiktion. Solche Agentennester gibt es weder in Kreuzberg, noch sonst irgendwo auf der großen weiten Welt. Also sind auch alle auftauchenden Personen völlig fiktive und komplett frei erfundene Charaktere. Etwaige Namensähnlichkeiten wären dann aber auch so etwas von zufällig. ben

Seite 16

KIEZ UND KNEIPE

Oktober 2008

Partyspuren im Sand

Mrs Lovell verabschiedet den Sommer mit einer Beachparty Es war schon eine nette Idee, den Sommer mit einer Beachparty zu verabschieden. So überraschten Jana und Rick ihre Gäste im Mrs Lovell damit, dass sie über dem Boden des Gastraumes 180 Kilo Sand verteilt hatten. Doch jeder, der den Strand in dem Pub sah, mußte unwillkürlich daran denken: Wie soll der Sand jemals wieder rauskommen? Doch es war nicht nur Sand, der für die richtige Strandatmosphäre sorgte. Rick, der passionierte Schildermaler hatte mit einem Stück Wandtapete echte Urlaubsstimmung herbeigezaubert. Rick war es auch, der zusammen mit Foudi und Cochi das Programm eintrommelte, zu dem auch eine ausgefallene Strandmodenschau zählte. Bauchtanz und Tischzaubereien rundeten den fröhlichen Abend ab und machten den Herbstan-

STRANDSTIMMUNG bei Mrs Lovell. Mit einer Beachparty wurde der Sommer 2008 in den Ruhestand geschickt. Foto: psk

fang ein wenig leichter. Der Sand war im übrigen zwei Tage später wieder

verschwunden. Mit Hilfe eines Industriestaubsaugers. psk

Gute Mädels in der Cantina O. Geburtstags- und Einweihungskonzert

Nach dem Umbau zum offiziellen Raucherraum, war es das erste Fest im Keller der Cantina Orange in der Mittenwalder. Praktisch, dass Chef Bashkim auch noch Geburtstag hatte. Musikalisch gratulierten die Good Girls. Dem Anlass angemessen war das Buffet, mit dem die Cantina-Gäste überrascht wurden — wie immer natürlich schwäbisch-albanisch.

Glückwunsch, Claudia Ein runder Geburtstag im Too Dark

Sie ist Stadtführerin, Krankenschwester, Dopingexpertin bei der Too-Dark-Olympiade, also ein echtes Multitalent. Das Claudia Bombach nun tatsächlich schon 50 sein soll, nimmt ihr ernsthaft niemand ab. Sie selbst ver-

mutlich am wenigsten. Die Gratulantenschar zum Fest war riesig. Die Feier dauerte dann auch gebührend lange. Von Müdigkeit der Jubilarin war jedenfalls keine Spur zu entdecken. Auch dafür von der KuK: Glückwunsch. psk

AUS DEM KIEZ

Oktober 2008

Der Tipp von Rechtsanwalt Henning Karl Hartmann

Mehr Geld für Jüngere

Seite 17

Graefefest größer In der Mitte ein runder Tisch

Gericht sieht Diskriminierung

Ein dicker Hund in Form eines Urteils: mehr Geld für Angestellte im Öffentlichen Dienst! Ein taufrisches Urteil sorgt derzeit für großes Aufsehen unter den im Bundesland Berlin Angestellten des Öffentlichen Dienstes. Wie mit Pressemitteilung 32/08 mitgeteilt, entschied das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg durch Urteil vom 11. September 2008 (Az.: 20 Sa 2244/07): Die Lebensaltersstufen im Vergütungssystem des Bundesangestelltentarif (BAT) stellen eine unzulässige Altersdiskriminierung dar! Dies bedeutet, dass alle Angestellten des Landes Berlin, in deren Arbeitsvertrag der sogenannte Anwendungstarifvertrag in Bezug genommen wird, ab sofort einen Anspruch auf Einstufung in die höchste Altersstufe haben und diesen auch einklagen können. Das LAG Berlin-Brandenburg hat der Klage

eines 39jährigen Angestellten des Landes Berlin teilweise stattgegeben, der eine Vergütung entsprechend der Lebensaltersstufe 47 (Jahre) begehrt hatte. Das Gericht hat in den (aufsteigenden) Lebensaltersstufen des Vergütungssystems des BAT, der im Lande Berlin über den sogenannte Anwendungstarifvertrag noch Geltung hat, eine unzulässige Diskriminierung wegen des Alters gesehen. Das Gericht sah in dem Umstand, dass ein jüngerer Mitarbeiter lediglich auf Grund seines geringeren Alters weniger Geld beziehe als ein älterer Kollege, eine unzulässige Diskriminierung nach dem »Anti-Diskriminierungsgesetz« (AGG). Denn — so argumentierten die Richter — es sei ebenso eine Diskriminierung, wenn ein älterer Mitarbeiter wegen seines Alters schlechter bezahlt werde als ein junger Kollege. Gehaltsunterschiede, die

lediglich auf dem Alter beruhen, sind — so das Gericht — diskriminierend. Dem jungen Mitarbeiter ist somit die gleiche Vergütung zu zahlen, die der älteste Mitarbeiter erhält. Betroffenen stehen erhebliche Zahlungsansprüche zu. So kann zum Beispiel ein 32jähriger Berufsschullehrer eine monatliche Gehaltserhöhung von rund 700 Euro verlangen. Bei einem Gymnasiallehrer können das bereits 1000 Euro sein. Wohlgemerkt monatlich. Aber auch Erzieher, Krankenschwestern, Justizangestellte und Mitarbeiter der jeweiligen Berliner Verwaltungsinstitutionen können nun eine Angleichung ihrer Vergütung verlangen. In der Sache ist aber Eile geboten. Ansprüche nach dem AGG verjähren in sechs Monaten. Rückwirkend kann eine Gehaltserhöhung daher nur für die vergangenen sechs Monate geltend gemacht werden.

Einiges war neu in diesem Jahr auf dem Graefekiezfest. Augenscheinlich war es die Ausdehnung, denn die Dieffenbachstraße wurde von der Graefestraße bis zum Zickenplatz in das Fest ebenso mit aufgenommen, wie die Müllenhofstraße. Mit der Idee des Runden Tisches im Zentrum des Festes

unterstrichen die Veranstalter den eigentlichen Sinn und Zweck des Graefekiezfestes als ein Begegnungsforum für Nachbarn im Kiez, eine Möglichkeit sich über gemeinsame Probleme auszutauschen — und natürlich auch als Möglichkeit mit der lokalen Politik ins Gespräch zu kommen. ben

Rechnitzer Werkstatt für Bilderrahmung In unserer Werkstatt entstehen aus unterschiedlichsten Profi len und Oberfl ächen kombinierte Bilderrahmen für alle Arten graphischer, malerischer und objekthafter Kunst. Dieff enbachstraße 12 10967 Berlin-Kreuzberg Tel. 030 / 53 01 45 45 Leuschnerdamm 12

10999 Berlin-Kreuzberg Tel. 030 / 61 62 86 32

Pflegewohnen im Alter im Graefe-Kiez 70 freundliche Einzel- und Doppelzimmer Geschützter Wohnbereich für Menschen mit Demenz (Betreuung nach dem Pflegekonzept von Prof. Böhm) Medizinische Versorgung rund um die Uhr (Berliner Modellprojekt) Begrünter Innenhof, wunderschöner Garten Täglich frisch zubereitete Mahlzeiten Öffentliches Café Bethesda

CHEMISCHE REINIGUNG Bergmannstraße 93 10961 Berlin, Tel. 6931581

Dieffenbachstraße 40 10967 Berlin (Kreuzberg) Tel. (030) 690 00 20 [email protected] www.bethanien-diakonie.de www.bethesda-berlin.de

Reinigung von Textilien, Leder, Daunenbetten, Teppichen Polnischer AllroundHandwerker nimmt noch Aufträge an:

0177 - 745 43 42

ANZEIGE

Seite 18

Oktober 2008

Jetzt hat Berlin auch seine Beale-Street

Sugar D. Smith eröffnet Tonstudio und benennt es nach der Heimat des Blues Er gehört zu den bekannteren Gesichtern im Kiez, der Bluesmusiker Sugar Daddy Smith. Seit Jahren lebt der gebürtige New Yorker inzwischen in Berlin. Sein Weg führte ihn über Stockholm, London und München in die Stadt. Sugar Daddy, der mit bürgerlichem Namen Carlson Smith heißt,

hat mit vielen Großen zusammengespielt, zum Beispiel Luther Allison oder Art Blakey, von denen er viel gelernt hat. Inzwischen ist Sugar auch schon über 50 und selbst arrivierter Musker und er findet es an der Zeit, selbst auch ein wenig zurückzugeben - und zwar an die nächste Generation. Das war An-

Der Mann an den Reglern: Sugar Daddy an der 24Spuranlage seines neuen Tonstudios. Fotos:ben

trieb für ihn, das »BealeStreet-Studio, Berlin« zu gründen. Vor allem jungen und aufstrebenden Musikern und Bands will er mit dem Studio gute und kostengünstige Produktionsmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Dabei ist der Name Programm. Kenner wissen, dass die Beale Street in Memphis, Tennessee als die Heimat des Blues und die Geburststätte des Rock‘n‘Roll gilt. Die Berliner »Beale-Street« liegt in der Gneisenaustraße 21. Unscheinbar ist der Kellereingang, doch unten geht es dann richtig ab. Bis zu fünf Musiker haben im Studio Platz, in dem auch für alle Fälle ein Schlagzeug bereit steht. Technisch ist das Equipment bewährt und voll ausgereift. Die 24-Spuren-Anlage ge-

PLATZ FÜR BANDS: Fünf Musiker passen in das Tonstudio und dann ist noch Platz für ein Schlagzeug. währleistet eine perfekte Aufnahmequlität. Doch nicht nur die optimale Technik spielt bei Produktionen eine große Rolle, sondern auch das entsprechende Ambiente. So finden die Musiker für Produktionspausen oder auch nach getaner Arbeit eine gemütliche »Chill-Out-Area« vor.

Dann gibt es da noch eine Besonderheit. Das Studio kann nämlich rund um die Uhr gebucht werden. Wer also seine Schlaflosigkeit durch eine Musikproduktion ausgleichen will, weiß nun in Zukunft, wo das auch nachts um drei möglich ist. Ben Eichen

DAS VORLETZTE

Oktober 2008

Auf dem richtigen Weg Neue KuK-Karte basiert auf OSM

Es gibt ein Problem im Land und das heisst: »Wo kann ich eine Wegbeschreibung, einen Stadtplan oder anderes geographisches Kartenmaterial bekommen und frei verwenden?« Kartenmaterial ist teuer - oder es kann sehr teuer werden, wenn man es

Opensource-Projektes Karten bearbeiten und erstellen (bspw. mittels GPS) oder bereits vorhandenes Kartenmaterial kopieren und frei verwenden. Bei einer Veröffentlichung des Kartenmaterials besteht lediglich die Bedingung OSM als Quelle anzu-

Lasst uns raten: Es ist auch in diesem Jahr keiner von Euch beim Marathon mitgelaufen. Nö, wie auch? Wir hatten schließlich eine weit wichtigere Mission. Ach ja? Welche denn? Wir haben die vorliegende Ausgabe zusammengebastelt. Echter Mannschaftssport. Schöne Analogie. Bleiben wir im Bild: Man hört, dass Ihr ein Team im Umbruch seid.

ungefragt verwendet. Die Antwort auf die Frage lautet: OpenStreetMap! 2004 von Steve Coast in England gegründet ist OpenStreetMap (OSM) ein freies Software-Projekt mit dem Ziel, für jeden lizenzkostenfreies globales Kartenmaterial in elektronischer Form zu schaffen. Bereits jetzt sind weltweit über 30.000 registrierte Mitglieder dabei, durch sogenanntes Mapping besonders in Mittel- und Nordeuropa, Geo-Daten zu sammeln. Diese Rohdaten versehen dann OSM-Mitarbeiter mit Zusatzinformationen wie Straßen, wichtigen Standorten oder ortsabhängigen Informationen. Jeder Nutzer kann unter www.openstreetmap. de im Sinne eines

geben. Für Kiez und Kneipe stellt OSM eine interessante alternative dar, da die alte schematische Karte inzwischen an ihre Grenzen gestoßen war. Außerdem schien auch die Zweiteilung der Karten nicht mehr besonders sinnvoll. Mit dem neuen Kartenmaterial von OSM wurden die Kieze in der KuK wieder zusammengeführt. Den größeren Teil von Kreuzberg gibt es nun auf einen Blick. Eine ausführliche Legende erleichtert die Orientierung. Außerdem ist die Seite selbstverständlich ebenfalls Lizenzfrei. Wer sie kopieren will, kann das gerne tun, mit einem Hinweis auf das OpenStreet-Map-Projekt, versteht sich. kh/psk

In der Tat, in letzter Zeit tut sich Einiges auf dem Transfermarkt. Wir hatten einige prominente Abgänge zu vermelden, aber auch junge hungrige Nachwuchskräfte verpflichtet. Könnt Ihr schon Namen nennen? Haben wir bereits. Schaut doch einfach mal ins Impressum und auf die Seite 8. [Raschel, Blätter] Ach du Scheiße! Jungmann und der Finne sind weg. Hoffentlich gab es wenigstens eine rauschende Abschiedsparty. Die beiden wollten eigentlich Ihren Ausstand in Form eines zünftigen Grillfestes auf der Admiralbrücke geben. Die Blaskapelle war bereits bestellt. Aber dann haben die Jungs den Plan plötzlich fallen gelassen. Eigentlich sehr schade, denn wir grillen gerne und haben eine Schwäche für Blechbläser.

Seite 19 Dann müsst Ihr wohl zum Oktoberfest fahren. Hatten wir fest vor. Aber Peter passte einfach nicht mehr in seine alten krachledernen Hosen. Und Manu guckte keineswegs neidisch, als sie ein Bild von Andrea Nahles im Dirndl sah. Gebt es zu: Ihr habt was gegen den Freistaat Bayern und seine Bewohner.

So ist es. Cordelia, Robert und Kai wurden uns frei Haus geliefert von einem ausgesprochen vierschrötigen Maori. Wie seid Ihr denn an den gekommen? Lange Geschichte. Der Kontakt kam noch über Martin zustande. Er hatte den Burschen bei einer Rugbyübertragung

Und wieder Antworten auf Fragen, die keiner gestellt hat Keineswegs. Wir essen beispielsweise ausgesprochen gerne bayrische Würste. Das ist doch nur ein Vorwand, dazu Gallonenweise Weizenbier zu trinken. Mist! Ertappt. Können wir das Thema wechseln? Ungern. Aber gut: Wie machen sich denn die Neuen im KuK-Team? Gut, sehr gut sogar. Sie sind freundlich, höflich, pünktlich und hochmotiviert. Außerdem fit an Kamera und Computer. Klingt beeindruckend. Wo bekommt Ihr immer die exzellenten Fachkräfte her. Wir haben mal wieder einen Headhunter beauftragt. Um Gottes Willen! Einen Kopfjäger? So etwas kennt man doch sonst nur aus der Südsee.

in irgendeinem obskuren Pub kennengelernt. Viele Maori lieben Rugby. Ihr offenbar auch. Unbedingt. Die KuK zu machen ist dem Rugby ziemlich ähnlich. Inwiefern? Es ist hart bis an die Grenze der Brutalität, machmal auch darüber hinaus. Doch die Akteure gehen immer sehr fair miteinander um. Außerdem sehen ein Rugbyspiel und ein Produktionswochenende der KuK für Außenstehende aus wie ein heilloses Durcheinander. Erst der geübte Beobachter erkennt die Harmonie der Abläufe und die ihnen innewohnende Schönheit. Das ist ja fast lyrisch. Jetzt haben wir uns aber verquatscht und gar nicht über Doktor Schulz gesprochen. Ist auch besser so.

Suche 3-Zimmer Whg mit großer Wohnküche bis 700 € warm Tel: 01777454342

1 | Artemis Friseur | Fürbringerstr. 6 2 | BackHaus Liberda | Zossener Str. 47 3 | Cantina Orange | Mittenwalder Str. 13 4 | Yu Tattoo | Mittenwalder Str. 13 5 | Blue Gecko | Mittenwalder Str. 47 6 | Sala i Teatro | Mittenwalder Str. 15 7 | Too Dark | Fürbringer Str. 22a 8 | Backbord | Gneisenaustr. 80 9 | Reisebüro Neckien | Gneisenaustr. 81 10 | Heiderhoff DesignMarketing | Mittenwalder 11 | Grober Unfug | Zossener Str. 33 12 | schönsein | Zossener Str. 32 13 | Friseur Albrecht/Jolic | Zossener Str. 19 14 | Schrottis Inn | Blücher Str. 9-11 15 | Bioladen Storkau | Mittenwalder Str. 61 16 | Henkelstuben | Blücherstr. 19 17 | Weinkeller | Blücherstr. 22 18 | Café Logo | Blücherstr. 61 19 | Yorkschlösschen | Yorckstr. 15 20 | Sanitär Berger | Blücherstr. 58 21 | Matzbach | Marheineke-Markthalle

KuK

22 | Docura | Marheineke-Markthalle 23 | Presse.Tabak.Papier6 | Zossener 20 24 | Docura | Zossener Str. 20 25 | Dresscode | Riemannstr. 3 26 | Druckertankstelle | Solmsstr. 23 27 | Molinari & Ko | Riemannstr. 13 28 | Nemrut-Apotheke | Solmsstr. 35 29 | Piratenburg | Großbeerenstr. 54 30 | Büchertisch | Mehringdamm 51 31 | Café Sarotti-Höfe | Mehringdamm 57 32 | Fotostudio Klam | Hagelbergerstr. 12 33 | Fotografie | Großbeerenstr. 28b 34 | The RAT PACK Lounge | Yorckstr. 15 35 | Carabao Thai Food | Hornstr. 4 36 | Susi Wau | Hornstr. 2 37 | Afredo Pasta Bar | Großbeerenstr. 27a 38 | Destille | Mehringdamm 67 39 | New Bangkok Café | Hagelberger 57 40 | Es brennt-Kerzen | Hagelberger Str. 53 41 | Senf Salon | Hagelberger Str. 46 42 | Paul Sister | Chamissoplatz 6

43 | Chemische Reinigung | Bergmann 93 44 | RA Niggemann | Friesenstr. 1 45 | Hammett | Friesenstr. 27 46 | Brezelbar Oren Dror | Arndtstr. 35 47 | Hair Affair | Friesenstr. 8 48 | Heidelberger Krug | Arndtstr. 15 49 | Crêperie Sillpatti | Nostitzstr. 33 50 | Ballhaus Billard | Bergmannstr. 102 51 | art to order | Arndtstr. 38 52 | Stieg & Partner Bäder | Heimstr. 14 53 | RA Dr. Hartmann | Jüterboger Str. 10 54 | Café Primel | Fidicinstr. 9 55 | M+K Bestattungen | Fidicinstr. 42 56 | Fitnesscenter | Am Tempelhofer Berg 6 57 | Baghira | Monumentenstr. 29 58 | OffStoff | Grimmstr. 20 59 | Café Nova | Urbanstr. 30 60 | taktlos | Urbanstr. 21 61 | AFT-Kfz.-Sachverst. | Urbanstr. 171A 62 | Hotel Johann | Johanniterstr. 8 63 | Stadtmission | Johanniterstr. 2

64 | Campus Berufsbild. | Friedrichstr. 231 65 | Atelier Handpresse | Neuenburger Str. 66 | Tierärzte Urbanhafen | Baerwaldstr. 69 67 | Mrs. Lovell | Gneisenaustr. 53a 68 | taktlos 2 | Gneisenaustr. 46/47 69 | Anno´64 | Gneisenaustr. 64 70 | Vins d‘Alsalce | Körtestr. 18 71 | Maison Blanche | Körtestr. 15 72 | Valentin | Körtestr. 21 73 | Dynamic Women | Hasenheide 54 74 | Berliner Mieterverein | Hasenheide 63 75 | Little John Bikes | Hasenheide 61 76 | Titanic Reisebüro | Südstern 14 77 | Café Atempause | Bergmannstr. 52 78 | Bio-Restaurant Diwan | Bergmann 59 79 | Exclusive Style | Gneisenaustr. 80 | Zürich Versicherung | Baerwaldstr. 50 81 | Zum alten Kameraden | Baerwald 54 82 | Café Grundgehalt Fichtestr. | Fichtestr. 19a 83 | Brauhaus Südstern | Hasenheide 69 84 | Tanzschule a compás | Hasenheide 54

Karte: OpenStreetMap www.openstreetmap.org

85 | Jade Vital | Graefestr. 74 86 | Kadó Lakritzladen | Graefestr. 20 87 | Eva Blume | Graefestr. 16 88 | MiKa | Graefestr. 11 89 | Lohnsteuerhilfe | Planufer 92E 90 | Bier-Kombinat | Manteuffelstr. 53 91 | Tabea Tagespflege | Böckhstr. 22/23 92 | Schlawinchen | Schönleinstr. 34 93 | Nimmersatt | Dieffenbachstr. 53 94 | Frisör Narziß | Schönleinstr. 8 95 | Bethesda | Dieffenbachstr. 40 96 | Ohne Ende | Dieffenbachstr. 36 97 | Agatha | Jahnstr. 15 98 | Heide 11 | Hasenheide 11 99 | Bilderrahmen | Dieffenbachstr. 12 100 | Hammers Weinkost | Körtestr. 101 | Fair Exchange | Dieffenbachstr. 58 102 | Murrays Irish Pub | Erkelenzdamm 49

View more...

Comments

Copyright � 2017 SILO Inc.