Wirbelsäulenverletzungen

May 4, 2017 | Author: Krista Richter | Category: N/A
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1 Wirbelsäulenverletzungen Verletzungen der Halswirbelsäule Ursachen Stauchung, Abknickung, Verdrehung der HWS...

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Wirbelsäulenverletzungen Verletzungen der Halswirbelsäule Ursachen Stauchung, Abknickung, Verdrehung der HWS bei Verkehrsunfällen , Sportunfällen (Turnen, Bergsteigen) Freizeitunfällen (typischerweise Kopfsprung in zu flaches Wasser) und Strangulationsunfällen. Erstmaßnahmen am Unfallort: Wenn Verdacht auf HWS-Verletzung besteht, jegliche unnötige Bewegung der Halswirbelsäule unbedingt vermeiden, ganz vorsichtig Helm bei Motorradfahrer abnehmen, Bergung aus der Gefahrenzone. Keine Seitlagerung, ggf. Intubation ohne Kopf- oder HWS-Bewegungen. Sichere Fixation von Kopf, HWS und Schultern in der Vakuummatratze, mit Kunststoff-Cervicalstütze. Diagnostik Sofort exakte neurologische Untersuchung der Extremitäten soweit möglich, ohne Umlagerungen des Patienten. Röntgen HWS möglichst in 2 Ebenen ohne Lageveränderung des Patienten, am wichtigsten ist die Seitaufnahme. Das Segment C7 sollte abgebildet sein (Zug über die Arme an den Schultern nach unten). Eventuell später Funktionsaufnahmen der HWS bei Verdacht auf Instabilität, bei Verdacht auf Fraktur / Bandscheibenläsion Computertomographie. Bandscheibe und Bänder der HWS können auch kernspintomographisch gut gesehen werden. Verletzungsarten und Therapie HWS-Distorsion Früher HWS-Schleudertrauma genannt worden. Cervikalstütze für einige Tage, Muskeltonolytikum, ggf. Schmerzmittel. Anschließend krankengymn.-balneophysikalische Therapie, eventuell auch Chirotherapie. Bandverletzungen Am häufigsten sind Verletzungen des Ligamentum longitudinale anterius und posterius. Wenn Bandrupturen zu Instabilität führen (Funktionsaufnahmen, Kernspintomographie), ist Operation erforderlich: ventrale H-Platte, Morscher-Platte oder Casar-Platte, dorsale Draht- / Knochenspanstabilisierung.

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Bandscheibenvorfall / -schädigung wenn keine Neurologie Cervikalstützenruhigstellung, frühzeitig Beginn mit isometrischen, stabilisierenden Übungen. Bei neurologischer Symptomatik, langanhaltenden Schmerzen Bandscheibenresektion und Versteifung angezeigt. Subluxation / Luxation zum Nachweis einer einseitigen Luxation sind oft Schrägaufnahmen erforderlich. Die Luxation wird sicher auf der Seitaufnahme erkannt. Therapie: Reposition unter Zug, eventuell über die Crutschfild-Zange. Anschließend Segmentversteifungsoperation mittels Platte oder HaloFixateur bzw. Kopfbrustgips für 10 bis 16 Wochen.

Wirbelfrakturen Wirbelfrakturen kommen recht häufig im Zusammenhang mit Luxationen vor, der Wirbelbogenbruch mit Verschiebung des Wirbelbogen nach hinten bewahrt den Patienten dann vor der Querschnittslähmung (rettender Wirbelbogenbruch!). Bei instabilen Wirbelbrüchen muß die Wirbelversteifungsoperation über ventralen Zugang durchgeführt werden, stabile Wirbelbrüche können mit Kopfbrustgipsverband für 2 bis 3 Monate behandelt werden. Wenn es zu einem kompletten Querschnitt-Syndrom oberhalb von C4 oder in Höhe C4 gekommen ist, ist die Prognose infaust. Atlasfrakturen die Atlasfrakturen können uni- oder bilateral, dorsal und/oder ventralen Bogen betreffend auftreten. Selten haben sie neurologische Ausfälle zur Folge, in der Regel genügt eine 3 bis 4-monatige Ruhigstellung mit Cervikalstütze. Operatives Vorgehen ist erforderlich, wenn die kombinierte Fraktur des dorsalen und ventralen Bogen (Jefferson-Fraktur) mehr als 7 mm verschoben ist, oder wenn ausgedehnte Bandverletzungen des Segmentes C1/2 vorliegen.

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Dens-Frakturen Fraturen des Dens axis werden manchmal übersehen. Bei Verdacht auf solche Frakturen ist oft Tomographie erforderlich. Manchmal enden Dens-Frakturen tödlich, wenn der sich verschiebende Dens axis die in dieser Höhe gelegene Medulla oblongata mit dem Atemzentrum komprimiert. Wird die Dens-Fraktur überlebt, treten selten neurologische Ausfallerscheinungen auf. Die Dens-Frakturen Typ II, III, die dislozierten Frakturen werden operativ angegangen (teilweise durch den Rachenraum), durch Verschraubung stabilisert. Hangman-fracture Diese Fraktur beinhaltet einen Bruch der Bogenwurzel des Axis und eine Verschiebung des 2. gegenüber dem 3. Wirbel mit oder ohne Axiskörperverletzungen. Wenn die Frakturen überlebt werden sind neurologische Ausfälle selten. Undislozierte Frakturen werden durch eine Cervikalorthese ruhig gestellt, bei starker Dislokation und / oder zusätzlicher Axiskörperverletzung ist operative Behandlung angezeigt. Nachbehandlung der HWS-Verletzungen Erst nach sicherer knöcherner Durchbauung der Spondylodesen, sicherer Bandheilung, können vorsichtig Bewegungsübungen der HWS einsetzen. Insbesondere bezüglich Rotationsbewegungen ist äußerste Vorsicht geboten. Ansonsten kann vorher nur vorsichtig isometrisches Muskeltraining einsetzen. Bewegungsübungen erfolgen immer unter Protektion der verletzten Segmente.

Verletzungen der Brustwirbelsäule Ursache Direkte Traumen (Anfahrunfälle, schwere Pkw- Motorradunfälle) oder indirekte Gewalteinwirkung (Sturz aus größerer Höhe). Formen Häufig sind Kompressionsfrakturen mit Kyphosierung. Bei leichtem Kyphosierungsknick kann funktionell behandelt werden, d.h. sofort Krankengymnastik mit insbesondere Reklinationsübungen. Bei Frakturen unter Th7 kann 3-Punktstützkorsett unterstützend angezeigt sein. Zu schweren Kyphosierungen, Wirbelkörperberstung, Brüchen mit Querschnittsymptomatik kommt es selten, da der Brustkorb größere Deformierungen abfängt. Damit ist die operative Versorgung der Frakturen (Spondylodesen mit transthorakalem Zugang, Redression und Fixierung mittels dorsaler Platten oder Fixateur interne mit transpedikulärer Verschraubung)

nur selten erforderlich.

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Verletzungen der Lendenwirbelsäule Der 12. Brustwirbel gehört funktionell noch zur Lendenwirbelsäule und wird bei Verletzungen entsprechend behandelt. Ursachen Stürze aus größerer Höhe auf Beine oder Gesäß, direkt einwirkende Kraft bei Anfahrunfall. Verletzungsformen und Therapie Bandscheibenverletzungen sind nicht selten. Therapie wie nichtunfallbedingte Bandscheibenschädigung. Wenn es durch Bandscheiben- und Bänderverletzungen zur Instabilität kommt, ist die dorsoventrale Spondylodese angezeigt. Subluxationen oder gar Luxationen kommen nur bei massiver Gewalteinwirkung vor, sind fast immer mit Querschnittslähmung verbunden. Auch beim Querschnitt ist dann Spondylodese angezeigt, damit Patient umlagerungsfähig usw. bleibt, es nicht zu schlimmen Dekubitalulzera kommt. Die häufigste Frakturform ist die Kompression von BWK 12 oder LWK 1 mit Keilwirbelbildung. Wenn die Wirbelvorderkante nicht zu sehr eingesunken ist, erfolgt Bettruhe bis zum Abklingen der Schmerzen, eventuell mit reklinierendem Keil, parallel schon schmerzlindernde physikalische Therapie und krankengymnastische reklinierende Übungen, isometrisches Rumpfmuskeltraining. Mit Mobilisierung dann 3-Punktstützkorsett bis gesicherte Wirbelkörperheilung. Wenn die Wirbelkörpervorderkante mehr als die Hälfte eingesunken ist, die Kyphose mehr als 25 Grad beträgt, kommt beim jüngeren Menschen operative Aufrichtung in Betracht, mit der Distraktionstechnik. Die ventralen Kantenabriße sind ebenfalls häufig, werden funktionell behandelt. Auch die Dornfortsatz- und Quersatzbrüche, die seltener sind, werden funktionell behandelt, d.h. frühzeitig Krankengymnastik ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen.

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Von diesen Wirbelfrakturen, die in der Klassifikation nach Harms, Magerl und Kreutzbein als A bezeichnet werden unterscheidet man noch die Typen B und C: dies sind Frakturen durch den Bogen, durch die Wirbelbogengelenke und Torsionsbrüche (Typ C) mit Kombinationen der oben genannten Frakturarten. Diese schweren Wirbelbrüche sind häufig instabil, disloziert, werden zunehmend operativ behandelt: operativer Zugang durch die Bauchhöhle mit Ausräumung der oft verletzten Bandscheiben und dann Einbau von körpereigenen Knochen vom Beckenkamm. Anschließend Umlagerung des Patienten und Versteifung von hinten mit transpedikulären Schrauben und Fixateur interne, oder alleinige Aufrichtung mit Stabilisierung durch Fixateur interne nach Abtragung von Fragmenten, die in den Spinalkanal hineinragen.

Nach solchen Versteifungsoperationen soll krankengymnastisch früh Bauch- und Rückenmuskulatur isometrisch trainiert werden, strenge Rückenschule muß stattfinden. In den meisten Fällen ist Korsettbehandlung bis knöcherne Verheilung der Wirbelbrüche angezeigt. Anschließend vorsichtig Beginn auch mit Bewegungsübungen, wobei stärkere Beugung / Streckung, auch Seitneigung und vor allem Rotation der operierten Segmente vermieden werden muß.

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