Wissenschaftskommunikation, ein Sanierungsfall! ScienceComm 15, Solothurn Donnerstag, 24. September 2015 Beat Gerber, Wissenschaftsjournalist, Zürich
April 19, 2018 | Author: Sofie Fischer | Category: N/A
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Wissenschaftskommunikation, ein Sanierungsfall ! ScienceComm ’15, Solothurn – Donnerstag, 24. September 2015 Beat Gerber, Wissenschaftsjournalist, Zürich
Chemiehörsaal, 1917 (Bildarchiv ETH-Bibliothek)
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Inhalt ●
Hauptthese Geringer sozialer Mehrwert der Wissenschaft
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Neue Rolle der Forschenden Raus aus dem Elfenbeinturm, an den Tisch der Mächtigen !
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Wissenschaftskommunikation steht am Berg Das Transmissionsriemen-Prinzip und weitere Defizite
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Andere Formate, Kanäle und Ansprechgruppen Neue Aktionsfelder in Journalismus und Hochschul-PR
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Diskussion
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ScienceComm ‘15 – Wissenschaftskommunikation, ein Sanierungsfall! – Beat Gerber
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Zu meiner Person Vom ETH-Ingenieur zum Journalisten und Kommunikator Bauingenieur ETH F+E Strukturdynamik Planer/Berater Energie/Umwelt Wissenschaftsredaktor Tages-Anzeiger Präsident SKWJ (1996–2001) Kommunikationsleiter PSI Persönlicher Referent ETH-Präsident Freier Journalist, Freiwilliger (Namibia, CH) und nebenbei noch Rentner www.dot-on-the-i.ch; @beatgerber
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Hauptthese Manko der Wissenschaft beim sozialen Mehrwert In der Schweiz betragen die Ausgaben von Bund und Kantonen für F+E jährlich über 5 Milliarden Franken. Vor allem in politisch umstrittenen Gebieten wie Klimaschutz, Energie, Städtebau und Ernährung bringt die öffentlich finanzierte Forschung der Gesellschaft zu wenig Nutzen für das investierte Geld. Zu diesem Mangel trägt auch die Wissenschaftskommunikation (aus Hochschulen und Medien) bei.
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Versagen bei den grossen Herausforderungen Beispielsweise im zaudernden Klimaschutz
Stets detailliertere und genauere Klimamodelle – Noch nie ein derart hoher anthropogener CO2-Ausstoss (Kohle-Boom in China/Indien, Fracking in USA/Kanada, Rebound-Effekt), Zwei-Grad-Ziel eine Farce Donnerstag, 24. September 2015
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Versagen in der paradoxen Energiefrage
Energiewende in Europa: Ausstieg aus der Atomenergie – Massiver AKW-Ausbau in China, Russland und Indien: in den 3 Staaten total 45 Anlagen im Bau und 109 projektiert (2014) Donnerstag, 24. September 2015
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Versagen beim unkontrollierten Städtebau
Slums, Favelas und Townships boomen chaotisch (Wasser, Abfall, Energie etc.) – Mehrere 100 Millionen Menschen strömen künftig in Städte: Geplante Umsiedlungen in China, anhaltende Stadtflucht in Afrika, Asien, Lateinamerika Donnerstag, 24. September 2015
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Versagen bei der planlosen Ernährungssicherheit
Rekordstand (in absoluten Zahlen) an unterernährten Menschen – Konzeptlose globale Ernährungssicherheit: betreffend Marktgerechtigkeit, Produktionssteigerung, Bio-landwirtschaft, Einsatz Gentechnik Donnerstag, 24. September 2015
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Wo bleibt die Stimme der Hochschulen? Stillhalteabkommen zwischen Politik und Wissenschaft Welche Lösungen schlagen Unis und FH für die grossen globalen Herausforderungen vor? Was meint die ETH (und ihre Leitung) zu Energiewende, Klimawandel, Städtebau und Welternährung?
ETH-Institut für Aerodynamik, 1955 (Bildarchiv ETH-Bibliothek)
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Neue Rolle der Wissenschaft Raus aus dem Elfenbeinturm, an den Tisch der Mächtigen !
▶ Um Lösungsvorschläge aus der Forschung einzubringen (Honest Broker), mitzureden und Feedback aufzunehmen (keine Expertokratie). ▶ Bedingt ein erweitertes Rollenverständnis der Wissenschaft: Förderung und Belohnung auch anderer Werte, wie kommunikative und soziale Kompetenzen (Teamplayer). ▶ Medien und Hochschul-PR müssen diesen Paradigmenwechsel kommunikativ begleiten und unterstützen. Donnerstag, 24. September 2015
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Die Debatte läuft Schweiz hält sich (noch) zurück «Professors, We Need You!», The NYT, 15.02.2014 «Geht in die Politik!», SR Felix Gutzwiller in der SoZ, 21.06.2015 «Wo seid ihr, Professoren?», DIE ZEIT, 12.08.2015 «ETH-Professoren wollen Ölheizungen verbieten», TA/NZZ, 25.08.2015 «Mischt Euch endlich wieder ein!», DIE ZEIT, 27.08.2015 Donnerstag, 24. September 2015
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Defizite der Wissenschaftskommunikation Medienkrise und massiver Ausbau der Hochschul-PR Die moderne Wissenschaft ist durchdrungen von Propaganda, PR und Promotion. Was heute effektiv zählt, sind Brand (neudeutsch für Marke) und Bewertung (sprich: Ranking). Dazu trägt bei: ▶ Wachsendes Ungleichgewicht zwischen Journalismus und PR (Abbau von Ressourcen hier, Ausbau dort) In den Medien fehlen demzufolge Hintergründe, Vertiefung, Zusammenhänge, Einordnung, Analyse, Meinung, Kommentar (in der Wissenschaft elementar).
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Verlautbarung der Hochschulpropaganda Heute vorherrschend: das Transmissionsriemen-Prinzip
Medien (Angetriebene) TA/SoZ, NZZ, NZZaS, SRF (Radio, TV) WW, WoZ, 20 Minuten, Le Temps, L’Hebdo diverse Zeitschriften, SDA, Online-Portale Donnerstag, 24. September 2015
Hochschulen (Antreibende) Unis, ETHZ/EPFL, FH öff. Forschungsinstitutionen SNF, Akademien, div. Lobbys
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Das Resultat (mit fraglicher Relevanz): Zusammenhangslose Erfolgsmeldungen Aber … wie sagte schon der französische Universalgelehrte Henri Poincaré, Mathematiker, Physiker und Philosoph (1854–1912):
Schmelzofen am ETH-Institut für Metallurgie, 1953
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«Man macht Wissenschaft aus Tatsachen, so wie man ein Haus aus Steinen baut. Aber eine Ansammlung einzelner Tatsachen ist ebenso wenig Wissenschaft, wie ein Haufen Steine ein Haus ist.»
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Fassen wir das Fazit zusammen Die wichtigsten Barrieren Gesellschaftlich relevante wissenschaftliche Erkenntnisse werden zu wenig effektiv in die Praxis umgesetzt. Die wichtigsten Hindernisse dabei sind: ▶ Starke Interessen der Wirtschaft, mit «Sonderbeilagen» zu wiss./techn. Themen in den Medien, Betrug (VW u.a.), Korruption (Petrobras & Co.) ▶ Präferenzen der Politik (bei Bildung, Finanzierung etc.) ▶ Mangelnde Präsenz der Wissenschaft in wichtigen Entscheidungsprozessen zu forschungsrelevanten Themen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ▶ Information: Hochschulkommunikation mit befangenen News sowie Events für ein bereits interessiertes Publikum, Medien als (meist unkritisches) Sprachrohr der Unis (alias «Schulradio»)
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Die Wissenschaftskommunikation steht am Berg, sie ist ein Sanierungsfall! Angesagt sind Gegenmassnahmen.
Reliefmodell einer alpinen Berggruppe, ETH-Professur für Kartografie, 1939 Donnerstag, 24. September 2015
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Andere Formate, Kanäle und Ansprechgruppen Neue Aktionsfelder in Journalismus und Kommunikation 1.
Zusammenhänge aufzeigen und einordnen bezüglich Relevanz: Kampagnen/Serien zu aktuellen Themen (Online, Print, Social Media, gekoppelt mit Storytelling)
2.
Vertiefung anbieten: Blogs (Hintergründe, Argumente für kleinere, interessierte Publika, auch aus erster Hand)
3.
Bewusstsein wecken: Impact Journalism (über Projekte, die die Welt verbessern und Lösungen aufzeigen, Nord/Süd)
4.
Anderes Publikum ansprechen: «Wissen» in Gratismedien (Migros, Coop), Scientainment (Theater, Performance etc.)
5.
Mächtiges Publikum beeinflussen: Public Affairs/Lobby- arbeit in Politik (Bundesbern) und Wirtschaft (Energie etc.) Donnerstag, 24. September 2015
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Beispiele aus Medien und Hochschulen (1) Zusammenhänge aufzeigen und einordnen, Debatten fördern ETH-News: Breites Spektrum aus Forschung, aber zusammen-hangslos, früher gab es Dossiers zu Schwerpunkthemen UZH News: Thema der Woche, sonst viel Institutionelles EPFL NEWS MEDIACOM: Reine Erfolgsmeldungen («Wir sind super»), attraktiv und multimedial aufgemacht Fachhochschulen: Nachrichtenlage eher dürftig (schade!)
DIE ZEIT – Serie: Wo seid ihr, Profs? (4)
Träumt nicht von gestern!
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen schrieb: Wo seid ihr, Professoren? Eine Dozentin antwortet: Unsere Gesellschaft bekommt die Professoren, die sie verdient. Ein Gastbeitrag von Sandra Richter, 14. August 2015.
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Beispiele aus Medien und Hochschulen (2) Vertiefung anbieten (von Übersee lernen) ETHZ Zukunftsblog (früher ETH-Klimablog): Forschung aus erster Hand (von Profs geschrieben, journalistisch redigiert) DIE ZEIT – TEILCHEN-BLOG Im Netz verstecken sich kleine Schätze aus der Wissenschaft – ZEIT ONLINE findet sie. Diverse Blogs von Unis, Forschungsinstitutionen und NGOs zu verschiedenen Wissenschaftsthemen (Vorreiter USA, z.B. Ecointernet – Earth Blog)
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Beispiele aus Medien und Hochschulen (3/4) Bewusstsein wecken und grosses Publikum anpeilen Impact Journalism (neu jeden Montag im TA) Die Lösung Der «Tages-Anzeiger» setzt auf konstruktiven Journalismus. Künftig erscheint jeden Montag in der neuen Rubrik «Die Lösung» ein Artikel, Lösungsansätze für ein aktuelles Problem aufzeigt.
der
Beispiele: «Entstopfte» Stauseen (Verlandung), Elektroautos in Norwegen; wo bleibt Nord/Süd? Grosse (potenzielle) Multiplikatoren sind Gratismedien: MIGROS MAGAZIN, nun in jedem Briefkasten (Aufl. 1,5 Mio.) coopzeitung (Auflage 2,5 Mio.) 20 mit Wissen am Freitag (gesponsert von Mercator Schweiz) Donnerstag, 24. September 2015
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Beispiele aus Medien und Hochschulen (4/5) Anderes und einflussreiches Publikum ansprechen «Mit Wissenschaftskommunikation zu den Leuten»: Gebert Rüf Stiftung fördert Scientainment. Z.B. am Zürcher Theater Spektakel: «Hirni», Stück von und mit Matto Kämpf und Gerhard Meister, initiiert von Science et Cité. Das Netzwerk FUTURE, eine Interessengemeinschaft von Hochschulen und Politik, vertritt die Interessen von Wissenschaft und Bildung im Bundesparlament. Donnerstag, 24. September 2015
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Medialer Ausblick Weniger Nabelschau, weniger Tabus. Mehr über Rebound-Effekt, CO2-Abscheidung, mehr über Generation IV, Umsiedlungen in China, grüne Gentechnik ausserhalb Europas, Ethanol in Brasilien, globale Abhängigkeiten. Eidgenössische Sternwarte, ohne Datum. Donnerstag, 24. September 2015
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