ZGF GORILLA DAS EUROPA-PROGRAMM DER ZGF. Im Rahmen ihrer neuen strategischen Ausrichtung setzt die ZGF verstärkt auf den Schutz großer Wildnisgebiete

November 10, 2017 | Author: Louisa Giese | Category: N/A
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1 Ausgabe 3/2012 ISSN ZGF GORILLA Mitteilungen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. DAS EUROPA-PROGRAM...

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Ausgabe 3/2012 ISSN 1863-1789

ZGF GORILLA Mitteilungen der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V.

DAS EUROPA-PROGRAMM DER ZGF Im Rahmen ihrer neuen strategischen Ausrichtung setzt die ZGF verstärkt auf den Schutz großer Wildnisgebiete

Der Urwald von Bialowieza | Zehn Jahre Saigaschutz in Kasachstan | Die Polesie – unerforschte Wildnis

ZGF VORSTAND & STIFTUNGSRAT Vorstand der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) und des Stiftungsrates der Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt (HbT): Gerhard Kittscher (Präsident ZGF; HbT) Prof. Dr. Manfred Niekisch (Vizepräs. ZGF, HbT) Klaus Becker (Hbt) Herrmann Clemm (HbT) Gerold Dieke (ZGF) Prinzessin Alexandra von Hannover (ZGF, HbT) Dr. Thomas Kantenwein (ZGF, HbT) Dr. Rudolf Kriszeleit (HbT) Johann-Peter Krommer (HbT) Altfried Lütkenhaus (Hbt) Renate von Metzler (ZGF) Prof. Dr. Volker Mosbrugger (ZGF) Herbert Pfennig (HbT) Hans Joachim Suchan (ZGF)

IMPRESSUM

INHALT 3/2012 1 EDITORIAL 2 PROJEKTHÄPPCHEN 5 NOTIZEN AUS AFRIKA 6 SCHWERPUNKT | ZGF-EUROPAPROGRAMM 6 10 12 16

Bialowieza: Ein Mythos im Osten Interview: Mehr Konzentration auf Wildnis und Artenvielfalt Kasachstan: Die Serengeti des Nordens Polesie: Wildnis im Sperrgebiet

Herausgeber Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. Bernhard-Grzimek-Allee 1, 60316 Frankfurt Tel. (069) 94 34 46 0 Fax (069) 43 93 48 E-Mail: [email protected] www.zgf.de Redaktion Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer, Zoologische Gesellschaft Frankfurt Tel.: (069) 94 34 46 11 Fax: (069) 43 93 48 E-Mail: [email protected] Mit Beiträgen von Dr. Christof Schenck, Dagmar Andres-Brümmer, Katharina Hensen, Dr. Stefan Stadler, Claudia CardaDöring, Melanie Wenzel, Michael Brombacher, Lena Schmidt, Christine Kurrle sowie namentlich gekennzeichneten Autorinnen und Autoren. Layout: Markus Bernatzky, www.himmelbraun.de Lektorat: Maria Ullmann ZGF GORILLA ist die Mitgliederzeitschrift der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Erscheinungsweise: vierteljährlich Auflage: 5.500 Exemplare Druck: Hassmüller Graphische Betriebe, Frankfurt, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Fotos: alle Bilder ZGF, sofern nicht anders angegeben. Titelfoto: Okapia/imagebroker/Bernd Zoller ISSN: 1863-1789 © ZGF 2012 Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet

DANKE Wir danken unseren Freunden, Spendern und Sponsoren, ohne die wir unsere Naturschutzarbeit nicht in dem Maße umsetzen könnten, wie wir es heute tun.

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18 ZGF INTERN 18 18 19 20 21

SRU: Ökologische Grenzen ernst nehmen Nachruf: Zum Tode von Professor Fittkau Leserbriefe Ein Dankeschön an unsere Spender Einladung zur Mitgliederversammlung 2012

24 AUS DEM ZOO FRANKFURT 24 24 25 25

Umzug der Tigerjungen Bonobo-Baby Sambo Veränderungen im Tierbestand Nachwuchs bei den Netzgiraffen

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EDITORIAL

LIEBE LESERINNEN UND LESER, LIEBE MITGLIEDER UND FREUNDE, Dieses Heft haben wir dem Heimatkontinent der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt gewidmet: Europa! Doch da fangen die Probleme schon an. Über welche Gebiete berichten wir? Während die Grenzen Europas im Westen, Norden und Süden noch eindeutig sind, wird es im Osten schwierig. Mangels einer eindeutigen geographischen Grenze, bestimmen Konventionen den Grenzverlauf. Wir jedenfalls haben, ganz pragmatisch, Kasachstan unserem Europa-Referat zugeteilt, auch wenn das Land zum größeren Teil Asien zugerechnet wird.

Und doch gibt es Truppenübungsplätze die still gelegt werden, Almen und Bergwälder die nicht mehr bewirtschaftet werden oder weiter im Osten, Grasländer, aus denen die Menschen weggezogen sind. Während komplexe Ökosysteme wie Regenwälder oder Korallenriffe Millionen Jahre zur großflächigen Regeneration benötigen, sind die Chancen für neue echte Naturlandschaften und Wildnisgebiete in Europa wesentlich besser. Mit den Eisund Warmzeiten gab es hier über Millionen von Jahren weiträumige Veränderungen. Ein geringerer Artbestand, aber gut regenerationsfähige Ökosysteme waren die Folge. Wird heute ein Wald in Mitteleuropa seiner natürlichen Entwicklung überlassen, dann wird, je nach Ausgangslage früher oder später, etwas entstehen, dass einem Urwald sehr ähnlich ist. Können dann mitunter noch fehlende Großtiere wie Wolf, Luchs und Bär wieder zuwandern oder Landschaftsgestalter wie der Bieber aktiv werden, dann gibt es wieder bedeutsame Wildnis, auch und gerade in Europa.

Während komplexe Ökosysteme Jahrmillionen zur Regeneration brauchen, sind die Chancen für Wildnisgebiete in Europa wesentlich besser.

In knapp 50 souveräne Staaten ist dieser relativ kleine Kontinent aufgeteilt – er ist gerade einmal ein Drittel so groß wie Afrika. 740 Millionen Menschen leben hier und viele Teile Europas gehören zu den am dichtesten besiedelten Regionen der Welt. Doch das wird sich vielleicht ändern. Während die afrikanische Bevölkerung in den nächsten 40 Jahren die zwei Milliardengrenze überschreitet und sich damit verdoppelt, wird die europäische im gleichen Zeitraum um 15 Millionen abnehmen. Weniger Menschen heißt oft: mehr Chancen für den Naturschutz. Doch gilt das auch für Europa?

Die Antwort lautet eindeutig: Jein. In Mitteleuropa mussten wir jetzt lernen, dass frei werdende Flächen keineswegs dem Naturschutz zufallen. Mit der Energiewende stieg der Flächenbedarf sprunghaft an und mit der Finanzkrise wurde Grund und Boden zur gefragten Anlageform. Ohnehin liegt der Flächenbedarf unserer Lebensweise, zusammengefasst im ökologischen Fußabdruck, bereits heute über dem Doppelten der verfügbaren Fläche.

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Bewahren, was an natürlichen, wichtigen Lebensräumen noch da ist und natürlicher Entwicklung Raum geben – das ist der Schwerpunkt unserer Naturschutzarbeit in Europa. Schauen Sie uns bei dieser Arbeit auf den nächsten Seiten über die Schulter. Herzlichst, Ihr

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AKTUELLES | WELTWEIT

ZGF PROJEKTHÄPPCHEN | WELTWEIT Neues aus unseren Projekten, von unseren Partnern und rund um die ZGF-Projektgebiete

VIETNAM

Große Ehre für das EPRC as Endangered Primate Rescue Center (EPRC), im Cuc Phuong National Park in Vietnam, wurde ins vietnamesische Buch der Rekorde aufgenommen. Anlässlich des World Environmental Day am 5. Juni haben die Herausgeber des Rekordverzeichnisses erstmals auch Umweltrekorde in Vietnam ausgezeichnet.

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Das von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt über Jahrzehnte geförderte EPRC erhielt die Auszeich-

nung, weil es die erste Tierauffangstation Vietnams bzw. Indochinas war. Momentan werden hier 150 Primaten von 15 bedrohten Arten versorgt. Tilo Nadler, ZGF-Projektleiter des Primatenschutzprogramms Vietnam, der das EPRC 1993 mit aufbaute, freut sich über die Auszeichnung: „Unerwartet waren die Juroren plötzlich der Meinung, dass wir wichtiger seien als die längste Nudel oder die größten Füße.“ Na, und ob das EPRC wichtiger ist als eine Nudel.

Neben dem EPRC zählen auch der Ba Be See in der Provinz Bac Kan, das Ozeanographische Institut in der Provinz Khanh Hoa, eine Fabrik in der Stadt Danang, die Plastikmüll zu Öl und Kohle recycelt, die größte Solaranlage, der größte künstliche See, das Thac Ba Reservoir und die größte Windkraftanlage des Landes in der Provinz Binh Thuan zu den Rekordhaltern.

GALAPAGOS

Eine Art weniger – zum Tode von „Lonesome George“ ährend Charles Darwins historischer Reise zu den Galápagosinseln im Jahr 1835 existierten noch alle 15 Arten der Galápagos-Riesenschildkröte. Vier davon galten bisher als ausgestorben – die der Inseln Santiago, Santa Fé, Fernandina und Floreana. Seit Ende Juni sind es fünf, die Pinta-Schildkröte steht nun auch auf der Liste der ausgestorbenen Arten.

zum Opfer gefallen und irgendwann ausgestorben. Sie wurde ausgerottet. Von unseren Vorfahren. Die Piraten und Seefahrer des 19. Jahrhunderts hatten Tausende von Riesenschildkröten geschlachtet oder als lebenden Proviant mit an Bord genommen.

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Als man George 1972 auf der Insel Pinta fand, galt die Pinta-Riesenschildkröte Chelonoidis abingdoni eigentlich schon als ausgestorben. George war als einziger Vertreter übrig. Um die Unterart erhalten zu können, wurden über die letzten Jahre auf Galápagos verschiedenste Anstrengungen unternommen. George teilte sich sein Gehege 15 Jahre lang mit zwei weiblichen Wolf-Riesenschildkröten von der Insel Isabela; beide legten zwar Eier, diese waren jedoch nicht befruchtet. Weitere Versuche, George mit Espagnola-Riesenschildkröten zu verpaaren, schlugen ebenfalls fehl. Nun ist Lonesome George tot. Am Sonntag, den 24. Juni 2012, fand Ranger Fausto Llerena seinen Schützling leblos in dessen Gehege auf der Galapagos-Insel Santa Cruz. Gestorben ist er eines natürlich Todes, wie man 2

Lonesome George, der letzte seiner Art. mittlerweile weißt ganz einfach an Altersschwäche. „George war ein Mahnmal, wie wir Menschen nicht mit der Natur und unseren Mitgeschöpfen umgehen dürfen“, sagt ZGF-Geschäftsführer Dr. Christof Schenck. „Millionen von Menschen haben George im Besucherzentrum in Puerto Ayora besucht, und seine „Einsamkeit“ hat sie immer emotional berührt. Wir Menschen haben ihn und seine Artgenossen in diese Sackgasse gebracht – und letztendlich ausgerottet.“ George galt als ein Sinnbild für den Schutz der bedrohten Tierarten auf unserem Planeten. Die Pinta-Riesenschildkröte ist nicht etwa einem langen Evolutionsprozess

„Wir schauen vorwurfsvoll auf die Seefahrer von vor 200 Jahren zurück – doch im Moment läuft überall auf unserer Erde ein ähnliches Szenario ab: In Afrika wurden allein 2011 Zehntausende von Elefanten erlegt, Hunderte von Nashörnern wegen ihrer Hörner gewildert. Wir werden in die Geschichte eingehen als die Generation, die zugelassen hat, dass Arten in einem vorher ungekannten Ausmaß von unserer Erde verschwinden. Für die Pinta-Riesenschildkröte ist es zu spät. Für viele andere Arten jedoch gibt es noch eine Chance, sie auch in die Zukunft zu retten. „Dazu brauchen wir große Wildnisgebiete, vor allem aber Gebiete, die unter Schutz stehen und deren Schutz auch umgesetzt wird“, sagt Schenck. Die ZGF fördert seit mehr als 30 Jahren die Charles Darwin Foundation und ihre Arbeit auf Galápagos, unter anderem das Programm zur Zucht und Wiederansiedlung von Riesenschildkröten. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

AKTUELLES | WELTWEIT

SUMATRA

Babyboom in Bukit Tigapuluh reudige Überraschung für die Orang-Utan-Patrouille. Ende Mai wurde unser Rangerposten am Manggatalfluss fertig und gleich die erste Patrouille traf auf Orang-UtanDame Sita mit ihrem erst wenige Wochen alten Nachwuchs. Sita ist eine alte Bekannte am Manggatal, wo sie schon im Jahr 2006 ausgewildert wurde und seitdem in der Umgebung regelmäßig angetroffen wird. Sita ist heute etwa 12 Jahre alt und damit eigentlich noch etwas jung für eine Orangmutter. Wilde OrangUtans bekommen erst im Alter von etwa 15 Jahren Nachwuchs. Nichtsdestotrotz: Mutter und Kind sind in guter Verfassung und werden jetzt regelmäßig von uns beobachtet, um zu sehen, wie Sita ihr neues Leben als junge Mutter meistert.

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Schon im April wurde am Manggatal ein Orangweibchen mit Nachwuchs gesichtet, das allerdings nicht identifiziert werden konnte. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um Bolo, die 2009 ausgewildert wurde. Außerdem evakuierte eine Orang-Utan-Patrouille Kiki vom Rand einer Tagebaugrube in SuoSuo. Das OrangUtan-Weibchen Kiki war bereits 2006 ausgewildert worden. Ihrem aktuellen Erscheinungsbild nach hat offensichtlich auch Kiki zwischenzeitlich Nachwuchs bekommen. Diese drei Ereignisse deuten darauf hin, dass der lange prognostizierte „Babyboom“ in unserer ausgewilderten Orang-Utan-Population endlich eingesetzt hat. Wir sind auf dem richtigen Weg!

Sita mit Nachwuchs.

INDONESIEN

Brandrodung ungebremst ntwaldung ist eine Sache von gestern“, bekannte Indonesiens Präsident Susilo Bamang Yudhoyono im Vorfeld der Rio+20-Konferenz. „Der Verlust unserer tropischen Regenwälder wäre ein ultimatives nationales und globales Desaster.“ Schöne Worte – doch die Realität in Indonesien straft den Präsidenten Lügen. Aktuelle Satellitenaufnahmen sowie Luftbilder des Sumatran Orangutan

Conservation Programme (SOCP) zeigen, dass die Torfwälder von Tripa auf Sumatra an mehreren Stellen brennen. Fünf Palmöl-Firmen brandroden die Flächen, mit dem Ziel weitere Plantagen mit Ölpalmen anzulegen, die brennenden Flächen werden teilweise sogar von der Polizei und Militär bewacht, die damit das illegale Vorgehen der Firmen stützen. Rund 1.500 Hektar Wald wurden dort allein

Foto: SOCP /YEL

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Palmölfirmen brennen illegal die letzten Organ-Utan-Lebensräume ab, um auch diese Flächen in Plantagen zu verwandeln. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

in den letzten sechs Monaten in Plamölplantagen umgewandelt. Die Situation der Orang-Utans in der Region Rawa Tripa im Leuser Ökosystem im Norden Sumatras verschlimmert sich täglich und dramatisch. Dr. Ian Singleton vom SOCP ist immer wieder entsetzt über das Ausmaß und die Geschwindigkeit mit der in Tripa der Wald zerstört wird: „Jedes Mal, wenn ich in Tripa bin, finde ich Orang-Utans, die am Waldrand um ihr Überleben kämpfen. Sie sind nicht zu übersehen, und ein paar wenige Glückliche haben wir schon evakuiert.“ Noch 1990 lebten etwa 2.000 Orang-Utans in den Wäldern von Tripa, heute sind es noch geschätzte 200 und deren Anzahl fällt rapide. Immerhin hat Zaini Abdullah, der Gouverneur der Provinz Aceh, vor wenigen Tagen versprochen, sich der Sache ernsthaft anzunehmen und die illegalen Machenschaften der Palmölfirmen nicht weiter zu akzeptieren. Ú www.endoftheicons.wordpress.com 3

AKTUELLES | WELTWEIT

NOTIZEN AUS AFRIKA

Kurzmeldungen aus ZGF-Projekten und Projektgebieten

SAMBIA

TANSANIA

Nashornnachwuchs

Mehr Sicherheit für die Serengeti

ach einigen Rückschlägen mit den wieder angesiedelten Nashörnern im North Luangwa Nationalpark in Sambia, gab es im Mai endlich frohe Kunde. Am 20. Mai fanden die Nashorn-Tracker Spuren eines kleinen Nashornkalbs neben denen von Mapalo, einem Weibchen, dem die Tracker an dem Tag auf der Spur waren, um nach dem Rechten zu sehen. Bislang konnten sie sich Mutter und Kalb noch nicht so weit nähern, dass es für Fotos gereicht hätte, die Indizien sind jedoch klar. Zudem war Mapalo im Dezember 2010 bei der Paarung mit Londokeni beobachtet worden und Nashörner haben eine Tragzeit von 15 bis 16 Monaten. „Das ist eine tolle Nachricht. Vor allem nach dem schweren Jahr 2011 ist das Jungtier ungemein wichtig für die Moral unserer Mitarbeiter hier“, freut sich Projektleiterin Claire Lewis. Im letzten Jahr hatte es drei Nashornkälber in North Luangwa gegeben, aber nur eins hat überlebt.

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m westlichen Rand der Serengeti, außerhalb des Parks, wurden Ende Juni ein holländischer Tourist und ein tansanischer Guide während eines bewaffneten Überfalls auf ihr Camp getötet. Vor allem für den lokalen Tourismus, mit dem nicht die großen Veranstalter, sondern die Dörfer der Region verdienen, ist das ein

Parkverwaltung und Polizei haben mittlerweile zwar vier Verdächtige festgenommen, von den Hörnern fehlt jedoch jede Spur. Die Nationalparkverwaltung TANAPA versäumte es, die Regierung über den Vorfall zu informieren. Die erfuhr davon erst im Mai aus der Presse. Daraufhin suspendierte der Umweltmini-

Die ZGF drängt in der Serengeti auf die schnellere Umsetzung des Sicherheitsplans durch die Parkverwaltung.

Im Dezember konnten die Nashorn-Tracker den Bullen Londokeni bei der Paarung mit Mapalo beobachten.

schwerer Schlag. Polizei und Behörden griffen jedoch sehr schnell und konsequent durch, so dass mittlerweile sechs dringend Tatverdächtige in Haft sind. Das gesamte Diebesgut wurde ebenfalls sichergestellt. Der Serengeti District Commissioner, Captain James Yamungu, sagt: „Wir nehmen die Sache sehr ernst, denn es ist uns wichtg, das die Serengeti für Besucher wie Wildtiere gleichermaßen ein sicherer Ort ist.“ Spezialkräfte der Polizei sind seitdem in der Region aktiv und gehen auch verstärkt gegen Elefantenwilderei vor. GEWILDERTE NASHÖRNER Bereits im April hatten Ranger im Serengeti Nationalpark die Überreste eines Nashornweibchens und ihres Kalbs gefunden. Die Tiere waren bereits Wochen zuvor von Wilderern getötet und enthornt worden.

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ster umgehend vier hochrangige TANAPA-Mitarbeiter und 28 Ranger. Diese sind mittlerweile zwar wieder im Amt, die Frage nach der Schlagkräftigkeit des Sicherheitssystems des Parks bleibt jedoch. ZGF-Referatsleiter Robert Muir: „Seit einem Jahr drängen wir auf die Umsetzung des neuen Sicherheitskonzeptes, das vom Rhino Technical Committee beschlossen worden war. Solange dieser Plan nicht konsequent umgesetzt wird, sind die Nashörner gefährdet.“ Zu diesem Plan gehört u. a. eine Disziplinarordnung für die Ranger, die damit denselben rechtlichen Strukturen unterstellt würden wie Polizei und Armee. Die ZGF empfiehlt außerdem, sofort einen Sicherheitsberater zu engagieren, der den Plan umsetzt, die Patrouillen verbessert und neue Technologien bei der Strafverfolgung einführt.

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

AKTUELLES | WELTWEIT

DR KONGO

UNESCO warnt vor Ölbohrung in Virunga emeinsam mit dem WWF, Greenpeace, der Wildlife Conservation Society, Fauna & Flora International und der Lukuru Foundation hatte sich die Zoologische Gesellschaft Frankfurt Ende Juni gegen die Ölsuche im Virunga Nationalpark positioniert. In einem gemeinsamen Positionspapier hatten die Organisationen die nationalen Delegationen sowie das Welterbe-Komitee der UNESCO aufgefordert, auf der 36. Sitzung des WelterbeKomitees in Sankt Petersburg, klar Stellung zu beziehen. Dies hat das Komitee am 26. Juni schließlich auch getan. Die UNESCO forderte die Demokratische Republik Kongo auf, die bereits an Ölfirmen erteilten Genehmigungen zurückzuziehen, da Ölbohrungen nicht mit dem Status eines Weltnaturerbes vereinbar seien.

G

Die Regierung der DR Kongo hat Konzessionen in fünf Blocks zur Ölexploration an verschiedene Firmen vergeben, obwohl dies nach ihren eigenen Gesetzen illegal ist. Die Aus-

beutung von Rohstoffen in Nationalparks ist nach kongolesischem Recht verboten. Die französische Total S. A.,

Block III

Block 3b

DR Kongo Block IV Block 4 EdwardBlock V see

Uganda

Mikeno Sektor

Ruanda

Lage ist unübersichtlich, da verschiedene bewaffnete Gruppen im Nationalpark operieren und sich Kämpfe liefern mit den UN-Friedenstruppen, der kongolesischen Armee FARDC und den Rangern des Virunga Nationalparks. Immer mehr gewalttätige Zwischenfälle richten sich gegen die Bevölkerung.

er mit Zahlen und Finanzen zu tun hat, kommt schon mal ins Schwitzen. Der ZGF-Referatsleiter Finanzen Florian Becker-Gitschel schwitzte Anfang Juni – allerdings nicht an seinem Schreibtisch, sondern in Afrika. Becker-Gitschel hatte die Projektleiter und Hauptbuchhalter aus den drei Projekten im Kongo (Virunga, Maiko und Upemba) zu einer gemeinsamen Schulung der einheitlichen Finanzprozesse zusammengerufen. Aufgrund der heiklen Sicherheitslage im Kongo und der begrenzten Einreisemöglichkeiten für den Frankfurter Trainer wurde der Workshop in der Grenzstadt Gisenyi in Ruanda abgehalten. Mit dem Workshop nahm die ZGF einen weiteren großen Schritt bei der Einführung ihres weltweit einheitlichen Finanzsystems.

„Wir stehen weiterhin voll hinter dem Schutz des Virunga Nationalparks, aber in Zeiten wie diesen müssen wir auch für die Sicherheit unserer Mitarbeiter sorgen“, sagt Alison Mollon, ZGF-Projektleiterin in Virunga. „Wir sind in Gedanken bei den ICCN-Rangern, die unter extrem schwierigen Bedingungen eines der wichtigsten Wildnisgebiete Afrikas schützen, und bei der kongolesischen Bevölkerung, die die Folgen dieses Konflikts ertragen muss.“

Finanztraining in Ruanda: Florian Becker-Gitschel (2. v. r. stehend) und seine afrikanischen Kollegen.

Virunga Nationalpark

Schutzgebiete

Block III - IV der Ölkonzessionen liegen zu großen Teilen im Virunga Nationalpark

ZGF evakuiert Mitarbeiter aus Virunga eit Anfang April herrschen im Osten der Demokratischen Republik Kongo in der Provinz Nord Kivu wieder kriegsähnliche Zustände. Aufgrund der zunehmenden Gewalt im Virunga Nationalpark hat die ZGF am Sonntag, den 17. Juni, alle ihre Mitarbeiter aus Rumangabo, wo sich das Projektbüro sowie das Hauptquartier des Nationalparks befinden, abgezogen. Sie folgte damit dem Beispiel der kongolesischen Naturschutzbehörde ICCN (Institut Congolais pour la Conservation de la Nature). Inzwischen befinden sich nur noch wenige bewaffnete Ranger in Rumangabo. Bis auf Weiteres arbeiten unsere Kollegen nun von Goma aus. In den letzten Monaten gab es unzählige kriegerische Auseinandersetzungen und heftige Kämpfe. Die

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

DR KONGO

Finanztraining

DR KONGO

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die britischen Unternehmen SOCO International und Ophir sowie der südafrikanische Konzern DIG teilen sich die Ölausbeute der Region. Auch wenn im Moment zunächst nur Erkundungen anstehen, ist damit zu rechnen, dass es in den nächsten Jahren auch zu Ölbohrung kommt, da in der Region um und unter dem Edwardsee große Ölvorkommen vermutet werden. Ú www.zgf.de Ú www.savevirunga.com Ú www.panda.org/virunga

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Foto: David & Micha Sheldon/OKAPIA

SCHWERPUNKTTHEMA | EUROPAPROGRAMM

BIALOWIEZA – EIN MYTHOS IM OSTEN

Bis 2010 war die ZGF im polnischen Teil des Bialowieza Nationalparks engagiert, jetzt startet sie ihr neues Engagement auf der weißrussischen Seite des legendären Waldes. Von Michael Brombacher

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ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

SCHWERPUNKTTHEMA | EUROPAPROGRAMM

ialowieza hat für viele Naturschützer etwas Magisches. Bialowieza steht für einen „Urwald“ oder vielleicht besser und genauer für einen ursprünglichen, alten Wald mitten in Europa. Ein Rest von Wildnis auf einem so stark vom Menschen geprägten und zerschnittenen Kontinent. Wahrscheinlich hat kein Naturschutzgebiet der Welt, vielleicht mit Ausnahme des Virunga Nationalparks in Afrika, eine wechselvollere Geschichte als Bialowieza. Es ist eines der ältesten Schutzgebiete der Welt: 2009 feierte man das 600-jährige Jubiläum. 1409 wurde der „dichte Wald“ erstmalig als königliches Jagdgebiet des Königreichs Polen erwähnt. Heute ist der Waldkomplex Bialowieza c.a. 150.000 Hektar groß und politisch geteilt: Rund 63.000 Hektar entfallen auf polnisches und 87.000 Hektar auf weißrussisches Staatsgebiet. Seit 1923 gibt es den Bialowieza Nationalpark, der 1991 auch auf weißrussisches Gebiet erweitert wurde, 1979 wurde Bialowieza zum später grenzüberschreitenden UNESCO-Weltnaturerbe erklärt.

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Foto: Okapia/imagebroker/Lydie Gigerichova

Über Jahrhunderte gingen Mitglieder der Oberschicht Polens, später dann die Mächtigen Russlands, des Deut-

schen Reiches und schließlich der Sowjetunion in Bialowieza auf die Jagd. Vor allem Rot- und Schwarzwild, Wisente und Bären wurden zur Strecke gebracht. Die gute Seite dieser Jagdprivilegien einiger weniger war, dass der Holzeinschlag stark eingeschränkt wurde. Deshalb blieb Bialowieza als großer und urwaldähnlicher Wald erhalten – mit mächtigen Beständen von Eichen, Ulmen, Eschen und Linden, durchmischt von Fichten und in Teilen auch Weißtannen, die hier an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze vorkommen. Ein Mischwald mit einer vielfältigen Altersstruktur und großen Anteilen an Totholz hat sich gebildet. Imposant sind die etwa 500-jährigen Eichen, die bis zu 40 Meter hoch sind. Selbst Linden werden in Bialowieza so alt und so groß. Buchen gibt es nicht, Bialowieza liegt außerhalb ihres Verbreitungsgebiets. Fast alle europäischen Spechtarten, darunter der Weißrücken- und der Dreizehenspecht, kommen dort vor. Darüber hinaus Schreiadler, Schelladler, Auerhuhn und Schwarzstorch. Im Niedermoor Dikoye brüten rund zehn Paare des Seggenrohrsängers, einem der seltensten Singvögel Europas. Bis auf den Braunbären kommen noch alle europäischen Großsäuger in Bialowieza vor: Elch, Wisent, Wolf, Luchs

Bialowieza ist ein Synonym für einen der letzten großen Urwälder Europas. Bekannt ist vor allem der polnische Teil des Waldes mit seinen großen Wisentbeständen. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

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SCHWERPUNKTTHEMA | EUROPAPROGRAMM

BIALOWIEZA KEIN NEULAND FÜR DIE ZGF Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) unterstützte von 2004 bis 2010 das Forschungsinstitut für Säugetiere der polnischen Akademie für Wissenschaften mit dem Ziel, die Vernetzung isolierter Wisentherden zu fördern. Innerhalb der Projektlaufzeit wurden 16 Tiere mit Telemetriesendern ausgestattet, um so deren Wanderverhalten studieren zu können. Auf Grundlage dieser Daten konnten zur Ausbreitung der Tiere an den Park angrenzende Flächen gekauft werden. So sollte die Herde aus dem Bialowieza-Wald mit der Herde im nordwestlich gelegenen Knysynski Wald in Kontakt gebracht werden, um den Bestand langfristig zu sichern und die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Herden zu vergrößern. Seit den ersten Wiederansiedlungsbemühungen von europäischen Wissenschaftlern und Forstwirten im Jahr 1929, ist der Bestand der großen Pflanzenfresser im polnischen Bialowieza Nationalpark auf etwa 400 Tiere angewachsen. Dieselbe Anzahl von Wisenten lebt auf der weißrussischen Seite. Die Ergebnisse aus Polen werden dem auf der weißrussischen Seite von Bialowieza neu begonnen Projekt zugute kommen.

und Biber. Der Braunbär wurde bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Zwischen 1937 und 1944 versuchte man ihn wieder anzusiedeln, was jedoch misslang.

IST BIALOWIEZA WIRKLICH EIN URWALD? Ist der magische Wald von Bialowieza wirklich ein Urwald, also eine Landschaft, die seit jeher vom Menschen unbeeinflusst geblieben ist? Ein Blick in die Geschichte zeichnet ein etwas anderes Bild. Schon allein die Lage des Gebiets – an der Nahtstelle verschiedenster Weltmächte – hatte einen starken Einfluss: Kriege, großflächige Abholzung und Jagd haben die ökologische Dynamik mitgeprägt. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es die ersten Forsteinrichtungspläne, d. h., Bäume wurden zu wirtschaftlichen Zwecken gefällt. Während des Ersten Weltkriegs begannen die Besatzer des Deutschen Reiches damit, wertvolle alte Bäume großflächig zu roden. Vier Sägewerke und eine Bahnlinie für den Abtransport des Holzes nach Westen wurden extra für die Waldwirtschaft in Bialowieza gebaut. Kurz nach Ende des Krieges wurde der letzte Wisent in Bialowieza geschossen. Bereits rund 100 Jahre zuvor war das stark dezimierte Rotwild mit Tieren aus dem Deutschen Reich wieder aufgestockt worden, der Wisent sollte erst später wieder angesiedelt werden. Bialowieza einen Urwald zu nennen, ist also nicht ganz richtig – das Gebiet wurde zwar nie vollständig gerodet, der Mensch hat hier jedoch stark gewirkt. Trotz allem stehen im polnischen und im weißrussischen Teil des Gebietes immer noch die wahrscheinlich ältesten und 8

wichtigsten Tiefland-Mischwälder Europas – auch wenn sie vom Grenzzaun zerschnitten sind, der die EU von Weißrussland trennt. Für viele Wildtiere scheint dieser Zaun kein Hindernis zu sein. Wölfe und Luchse, die im polnischen Teil des Parks mit GPS-Halsbändern ausgestattet werden, tauchen hin und wieder auch in Weißrussland auf. Die Wölfe graben sich offenbar unter dem Grenzzaun hindurch, die Luchse springen drüber. Lediglich die beiden getrennten Wisentpopulationen haben keine Chance auf einen Kontakt und können sich nicht verpaaren. Vielleicht kann der grenzüberschreitende Naturschutz einen Beitrag dazu leisten, dass sich dieser Zustand irgendwann einmal ändert und das Gebiet wieder zu einer ökologischen Einheit wird. In Polen wird ein Großteil des Bialowieza-Waldes heute forstlich genutzt, genauso wie im weißrussischen Teil. Nach der von wirtschaftlichen Schwierigkeiten geprägten Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepublik, wurde der Wald von Bialowieza für Weißrussland eine wirtschaftlich wichtige Ressource. Im großen Stil wurde Holzeinschlag betrieben – internationalen Verpflichtungen zum Trotz. Heute stehen die imposanten alten Eichen vielfach allein auf durchforsteten Waldflächen, auf denen sich langsam ein sogenannter Altersklassenwald bildet. Ein Wald also, der genau das Gegenteil einer natürlichen Waldentwicklung darstellt, bei der die Bäume meist ein ähnliches Alter haben.

ZU VIELE WISENTE FÜR DEN WALD Vom einstigen alten und strukturreichen Wald sind dort nur noch wenige Teilflächen übrig: geschätzte 8.000 Hektar. Auch die Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl haben den Druck auf den Bialowieza-Wald erhöht, denn der waldreiche Osten und Südosten Weißrusslands wurde verstrahlt, dessen Wälder somit für die Nutzung gesperrt. Die großen Wisentbestände etwa im weißrussischen Teil von Bialowieza täuschen, sie sind kein Indiz für einen ungestörten, ursprünglichen Wald, sie sind vielmehr der Zufütterung durch die Parkverwaltung zu verdanken. Die Wisent-Population überschreitet bereits die natürliche Tragfähigkeit des Waldes, was dazu führt, dass einzelne Tiere in den angrenzenden Feldern oder Gärten weiden, worüber Dorfbewohner und Bauern häufig verärgert sind. Weißrussland hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und eine Wende hin zum Positiven eingeleitet, nicht zuletzt deswegen, weil auch der internationale Druck größer wurde. Die Leitung der Parkverwaltung wurde ausgetauscht, die Kernzone des weißrussischen Teils des Nationalparks von rund 25.000 auf 50.000 Hektar verdoppelt. Der Holzeinschlag ist gestoppt und für die neuen Grenzen wurde ein moderner Managementplan entwickelt, der das Ziel hat, die natürliche Entwicklung auf einer großen Waldfläche wieder zuzulassen. Mit einem neuen Projekt hat die ZGF nun dieses Jahr damit begonnen, die Parkverwaltung des weißrussischen Nationalparks „Belovezhskaya Pushcha“ auf diesem

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Foto: Fred Bruemmer/OKAPIA

SCHWERPUNKTTHEMA | EUROPAPROGRAMM

Arteninventar des Nationalparks durchgeführt werden. Vor allem die auf alte Wälder spezialisierten Tier- und Pflanzenarten sind hier bedeutend, beispielsweise Vögel, Fledermäuse, Holzkäfer oder Baumpilze. Auch Bestandsgrößen und Revierverhalten von Elch, Wolf und Luchs sollen weiter erforscht werden, um Managementvorschläge zu entwickeln und umzusetzen. Anhand der Ergebnisse kann dann ein langfristiges Monitoringprogramm für den Park ausgearbeitet werden. Mit diesem lassen sich die Naturschutzerfolge in Zukunft messen und bewerten.

mutigen Weg zu unterstützen. Gemeinsam mit Partnern in Weißrussland, darunter der nicht staatliche Naturschutzverband APB – BirdLife Belarus sowie wissenschaftliche Institute der Akademie der Wissenschaften, wird in den kommenden Jahren eine Wildnisstrategie für den Park entwickelt und umgesetzt. Möglichst viel Urwald soll sich in der jetzt vergrößerten Kernzone des Parks wieder entwickeln. Die Parkverwaltung hat auch um Hilfe bei ihrem Vorhaben gebeten, die Wisentbestände auf eine natürliche Größe zurückzufahren. In den kommenden Jahren sollen zudem ergänzende Untersuchungen zum

------------Michael Brombacher leitet das Referat Deutschland und Europa bei der ZGF.

lb /ZGF Karte: himmelbraun/ZGF

Das Totholz alter, umgefallener Bäume bietet neuen Lebensraum.

Die ZGF unterstützt auch eine Machbarkeitsstudie zur Wiederansiedlung des Braunbären in Bialowieza, denn diese attraktive Art kam einstmals in Bialowieza vor. Die Anwesenheit von Bären würde den Prozess einer natürlichen Entwicklung in der neuen Nationalpark-Kernzone vielleicht unterstützen. Mehr als 20 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion (besiegelt übrigens im Nationalpark Belovezhskaya Pushcha) können charismatische Tierarten und der Wunsch nach grenzüberschreitender Wildnis vielleicht dazu beitragen, die streng geschützte Grenze zwischen EU und Weißrussland ein wenig zu öffnen, und so einmal die Migration von Bären und Wisenten zu ermöglichen. Moderne Überwachungstechnik könnte den Zaun an dieser Stelle vielleicht ersetzen. Einen Versuch ist es wert.

DER BIALOWIEZA WALD

52:50N

Polen Staatsgrenze 52:40N

Weißrussland

UNESCO Weltnaturerbe Bialowieza Nationalpark Nationalpark Belovezhskaya Pushcha mit Puffergebieten Polnischer Staatswald 52:30N

Belovezhskaya Pushcha / Bialowi UNESCO World Heritage si Scale 1:250000

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km

Total area of the World Heritage Prop 92 676 ha

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SCHWERPUNKTTHEMA | EUROPAPROGRAMM

„Wir wollen uns noch stärker

auf europäische Wildnis und Artenvielfalt konzentrieren“

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hat Ende 2011 in einem großen Workshop ihre Naturschutzstrategie auf den Prüfstand gestellt. Ein Gespräch mit Referatsleiter Michael Brombacher über die Auswirkungen auf das ZGF-Europaprogramm.

Herr Brombacher, Sie sind seit etwa einem Jahr Referatsleiter für Deutschland und Europa bei der ZGF und haben inzwischen einiges verändert. Warum? Für einen Teil der Änderungen waren die Weichen vor meiner Zeit gestellt worden. Im Naturschutz muss man behutsam vorgehen, um Investitionen nicht zu gefährden, aber irgendwann kommt dann der Punkt, da wird eine Umwandlung sichtbarer Die ZGF hat in Deutschland, aber auch in unseren Projektländern, einen exzellenten Ruf, gilt als zuverlässig und als Naturschutzorganisation, die weiß, dass Erfolge im Naturschutz nur durch langfristiges Engagement zu erreichen sind. Aber 2011, zehn Jahre nach der letzten Strategieplanung, war der Zeitpunkt gekommen, das gesamte Naturschutzprogramm der ZGF auf den Prüfstand zu stellen – nicht nur das Europaprogramm. Wir wollten die veränderten globalen Rahmbedingungen und unsere lokalen Chancen bewerten und die organisatorische Entwicklung der ZGF für die kommenden Jahre festschreiben. Daraus folgten für mein Referat einige zusätzliche Änderungen. Europa ist – auf Ihr Referat bezogen – ohnehin ziemlich groß. Kann man das denn alles managen? 10

Stimmt, Europa reicht für uns von Thüringen bis nach Kasachstan – aber wir haben sehr gute Partner und Mitarbeiter in den Projekten vor Ort. Das ist wichtig, um eine solche geografische Breite abdecken zu können. Kann man Zentralasien und Europa so einfach in einen Topf werfen? Natürlich sind die Rahmenbedingungen für den Naturschutz in Zentralasien anders als in Mitteleuropa, vor allem ist die Bevölkerungsdichte in weiten Teilen geringer als hier – man kann tagelang durch die kasachische Steppe fahren, ohne einem Menschen zu begegnen. Dennoch sind die Regierungen dort beim Naturschutz engagiert und bemühen sich, ihre internationalen Verpflichtungen zu erfüllen. Was heißt das? Das heißt zum Beispiel, neue Schutzgebiete auszuweisen oder die vom Aussterben bedrohte Saiga-Antilope so gut zu schützen, dass sich deren Populationen wieder erholen. Ist Naturschutz in Deutschland eigentlich anders als in Osteuropa? Wenn wir hier Wälder schützen wollen, beplanen wir manchmal fast jeden einzelnen Baum, um fast statisch

eine bestimmte Tier- oder Pflanzenart für möglichst lange genau an dieser Stelle halten zu können. Manchmal wäre etwas mehr Gelassenheit vielleicht besser und vor allem billiger. Man sollte mehr auf die Dynamik der natürlichen Prozesse vertrauen, die davon geprägt sind, dass Landschaften sich dauernd verändern und Arten an einer Stelle verschwinden und an anderer wieder auftauchen. Im Osten ist man dafür oft etwas offener. Wie sieht nun die Neuausrichtung im ZGF-Europaprogramm aus? In Deutschland und Europa haben wir über die letzten Jahrzehnte sehr gute Naturschutzarbeit geleistet und exzellente Erfolge erzielt. Die Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen ist so ein Erfolg. In den 80erund 90er-Jahren konnte die ZGF in Deutschland durch den Kauf von Flächen einiges bewirken – etwa die Renaturierung der Werra in Nordhessen. Nach unserer strategischen Neuausrichtung wollen wir uns jedoch noch stärker auf biodiversitätsreiche Wildnisgebiete konzentrieren. Praktische Naturschutzarbeit vor Ort zu leisten und sich langfristig für ein Gebiet zu engagieren, sind zwei weitere Grundsätze unserer Strategie. Das heißt, wir ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

SCHWERPUNKTTHEMA | EUROPAPROGRAMM

sein, mit ihren alten und leider durch Abholzung bedrohten Wäldern. Dann der Bialowieza Urwald, zunächst auf weißrussischer Seite. Und natürlich die von großen Säugern, wie Saigas und Wildeseln bewohnten Steppen und Halbwüsten Kasachstans. Darüber hinaus eine der größten Wildnisregionen Europas, die Polesie im Grenzgebiet von Belarus, Russland und der Ukraine, mit ihren weiten Flussauen, Nieder- und Hochmooren und Waldgebieten.

Michael Brombacher ist für das Europaprogramm der ZGF verantwortlich.

wollen dort arbeiten, wo wir noch große, zusammenhängende, intakte und vor allem artenreiche Naturlandschaften finden. Auch in Europa haben wir noch sogenannte „Hotspots“ der Biodiversität, etwa den Kaukasus. Wenn Sie von biodiversitätsreichen Wildnisgebieten sprechen, sollte sich die ZGF dann nicht lieber ausschließlich auf die Tropen konzentrieren? Nein. Die ZGF hat ihren Sitz in Frankfurt und ist fest in Deutschland verankert. Und auch bei uns hier stehen wir im Naturschutz vor gewaltigen Herausforderungen. Nur wenn wir, und das gilt auch für die Bundesregierung, unsere Hausaufgaben machen, können wir auch glaubhaft in anderen Ländern arbeiten bzw. dort Forderungen stellen. Was meinen Sie mit Herausforderungen? Zum Beispiel war der Druck auf Europas Wälder noch nie so groß wie heute. Hier stehen der Klimaschutz – und damit der Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen – und der Naturschutz in Konkurrenz. Wir müssen aber einen Teil der Wälder – und wir reden hier ja nur über Bruchteile der Waldfläche in Deutschland – ungenutzt lassen, damit sich dort wieder alte Buchenwälder entwickeln können. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Es ist toll, wenn wir zum Beispiel im Wald Versteckplätze für die Wildkatze schaffen. Aber was wir wirklich brauchen, sind Strukturen im Wald und keine ausgeräumten Forste, die wir dann künstlich mit Reisighaufen aufpeppen. Nur wenn in einem Wald Bäume alt werden, umfallen und liegen bleiben dürfen, entstehen hier die passenden Lebensräume für die Wildkatze. Wird Wald also zu einem neuen Schwerpunkt der ZGF in Deutschland? Ja, Waldwildnis zu schaffen oder zu erhalten, wird hier in Deutschland einer unserer Schwerpunkte sein. Im Zentrum stehen dabei unsere Projekte auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen in Brandenburg und in der Hohen Schrecke in Thüringen. Ich glaube, dass so die Mittel der ZGF sehr effektiv und nachhaltig eingesetzt werden. Wie sehen die zukünftigen Schwerpunktgebiete der ZGF außerhalb Deutschlands aus? Wie schon erwähnt, wollen wir uns künftig auf Gebiete konzentrieren, die möglichst in einem naturnahen Zustand sind. Eine unserer Schwerpunktregionen in den kommenden Jahren werden daher die Karpaten

Natürliche Prozesse und große Wildtierpopulationen benötigen Platz. Zusätzlich erfordert der Klimawandel Wander- und Ausweichmöglichkeiten für Tier- und Pflanzenarten. Daher gilt für uns bei der Flächenauswahl: je größer, desto besser. Reine Artenschutzprojekte ohne Flächenbezug werden wir in Zukunft nur noch in Ausnahmefällen durchführen. Besteht jedoch die Chance, den natürlichen Tierbestand in einem wichtigen Projektgebiet wiederherzustellen, dann würden wir uns hier – nach grundlegender interner Prüfung – engagieren. Und was genau macht die ZGF dann dort? Im Zentrum unserer Arbeit steht immer die Schaffung, die Erhaltung und die Unterstützung von Schutzgebieten. Gefährdete Arten brauchen Lebensräume. Hier geht Arten- und Flächenschutz Hand in Hand. Was passiert eigentlich mit den Projekten oder Vorhaben, die nicht mehr zur neuen Strategie passen? Viele unserer Projektpartner sind, auch dank unserer jahrelangen Förderung, heute eigenständig. Das heißt, die brauchen uns nicht mehr – und das ist eigentlich einer der wichtigsten Erfolge unserer Arbeit. Projekte, die nicht mehr in unserem strategischen Fokus liegen, werden wir aber nicht einfach fallen lassen. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern suchen wir nach Lösungen bzw. suchen andere Geber. Schließlich wollen wir ja den Erfolg dieser Projekte nicht gefährden. Beispielsweise wird die Schweizer MAVA Stiftung den von uns mehr als 30 Jahre geförderten Schutz der europäischen Geierarten weiterführen. 11

Foto: Steffen Zuther, ACBK

SCHWERPUNKTTHEMA | KASACHSTAN

DIE SERENGETI DES NORDENS

In den Weiten der kasachischen Steppen setzt sich die ZGF für die Erhaltung der letzten unberührten Grasländer Eurasiens mit ihrer einmaligen Fauna und Flora ein. Die ersten Erfolge können sich sehen lassen. Von Steffen Zuther

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ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

SCHWERPUNKTTHEMA | KASACHSTAN

Kasachstan hat vor allem eines zu bieten: Weite. Auf über 2,7 Millionen Quadratkilometern (das ist mehr als 7-mal so groß wie Deutschland) wohnen gerade einmal etwas mehr als 16 Millionen Einwohner (das ist etwa ein Fünftel der Einwohnerzahl Deutschlands). So kommt es, dass von einem Ort zum anderen erhebliche Strecken zurückzulegen sind. Der wohl östlichste Zipfel Europas findet sich in Kasachstan. Ganz im Westen fließt der Fluss Ural durch das Land und sorgt dafür, dass Kasachstan sowohl in Europa als auch in Asien liegt. Auch politisch wird es oft als östlicher Außenposten Europas gesehen. Naturräumlich liegt das Land in den kontinentalen Trockengebieten Eurasiens. Im nördlichen Bereich findet man Steppen mit einzelnen Waldinseln, weiter südlich Halbwüsten und Wüsten, am südlichen und östlichen Rand auch Gebirge. Landwirtschaftlich genutzt wird vor allem der Nordteil. Die fruchtbaren Böden der Steppengebiete brachten in den 50er-Jahren die Herrscher des Sowjetsystems in Moskau auf die Idee, Kasachstan zur Kornkammer des Landes auszubauen. Im Zuge der Neulandkampagne wurden daraufhin riesige Flächen zu Acker umgepflügt. Wo im Süden das Klima zu trocken für den Weizen war, wurde die Viehwirtschaft vorangetrieben.

In dieser dramatischen Situation begann die ZGF, sich vor etwa zehn Jahren zu engagieren, um die durch die sowjetische Ausbeutung und das postsowjetische Chaos gebeutelten Steppenlebensräume zu schützen und wiederherzustellen. Bis dahin wurden Grasländer weltweit vom Naturschutz vernachlässigt, was man daran sieht, dass im Vergleich zu anderen Lebensräumen nur relativ wenige Flächen unter Schutz stehen. In Kasachstan findet man noch weite, natürliche Steppengebiete am südlichen Rand der Steppenzone, weshalb diesem Land eine besondere Bedeutung bei der Erhaltung der temperaten Grasländer zukommt, die anderenorts durch Nutzung komplett umgeformt oder zerstört wurden.

ZEHN JAHRE SAIGASCHUTZ Seit 2002 ist nun die ZGF in Zentralkasachstan aktiv und unterstützte zunächst konkrete Maßnahmen zum Schutz der Saiga-Antilope vor Wilderei. 2005 formte die ZGF maßgeblich die Altyn Dala Conservation Initiative (ADCI). Diese Initiative ist ein groß angelegtes Naturschutzprogramm, das von der Regierung Kasachstans mit initiiert wurde und von der ZGF und der Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) unterstützt wird. Vor Ort werden alle Aktivitäten durch eine lokale Partnerorganisation umgesetzt, die Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK), die mittlerweile der größte Naturschutzverband Kasachstans ist. Die Ziele von ADCI sind ambitioniert: Mehrere Millionen Hektar Schutzgebiet sollen neu entstehen und miteinander vernetzt werden. Bedrohte Arten sollen in ihrer Bestandszahl wieder anwachsen und ausgestorbene Arten sogar Foto: Klaus Nigge

Kasachstan ist das neuntgrößte Land der Erde. Es liegt im Zentrum des eurasischen Kontinents, ist ein bedeutender Rohstofflieferant und Weizenexporteur und ist mit außergewöhnlichen Naturschätzen ausgestattet. Und dennoch kennen dieses Land wohl die wenigsten. Kasachstan ist einer der Nachfolgestaaten der Sowjetunion, der größte in Zentralasien, und seit 1991 unabhängig. Nach den schwierigen 90er-Jahren hat sich eine sehr positive und rasante wirtschaftliche Entwicklung eingestellt, die das Land zu dem pulsierenden Staat gemacht hat, der er heute ist.

DAS ENDE DER SOWJETZEIT – EINE CHANCE FÜR DIE NATUR Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion durchlebten die Kasachstaner schwierige Jahre. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Energie, Heizmaterial und anderen lebenswichtigen Gütern brach teils oder gänzlich zusammen. Aus entlegenen Gebieten zogen sich die Menschen wieder zurück in die größeren Städte, was allerdings der Natur die Chance gab, nach der Ausbeutung in der Sowjetzeit verlorene Regionen zurückzuerobern. Eine Schlüsselart der Steppen und Halbwüsten Kasachstans ist die Saiga-Antilope. Sie durchstreifte zur Sowjetzeit in riesigen Herden die kasachischen Grasländer und wurde sogar jagdlich genutzt, mit beträchtlichen jährlichen Abschüssen. Bis zu eine Million Tiere lebten in Kasachstan. Als nach dem Ende des Sowjetregimes jegliche Jagdkontrolle wegfiel, nutzen die Menschen die Saiga als Fleischquelle, aber auch zum Gelderwerb, weil das Horn der Männchen teuer über die nun offene Grenze nach China verkauft werden konnte, wo es in der traditionellen Medizin Anwendung findet. Dies führte dazu, dass die Bestände um mehr als 95 % zurückgingen, so dass die Saiga-Antilope heute den Status einer stark bedrohten Tierart hat. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Wegen ihrer Hörner werden die Saiga-Männchen wieder zunehmend von Wilderern gejagt. 13

SCHWERPUNKTTHEMA | KASACHSTAN

wieder eingeführt werden. Breit gefächerte Forschungsarbeiten sollen alle Komponenten der Steppenökosysteme berücksichtigen. Die Bevölkerung vor Ort soll intensiv miteinbezogen werden, um einerseits ihre Unterstützung sicherzustellen und sie andererseits vom Wildern abzuhalten. Das Projektgebiet liegt in Zentralkasachstan im Bereich der historischen Verbreitung der Betpak-Dala-Popula-

tion der Saiga, die am stärksten unter der Wilderei gelitten hat. Das Gebiet ist etwa so groß wie Frankreich. Hier gibt es noch wirklich wilde Steppengebiete fast ohne menschliche Einflüsse, in denen man weitere interessante Arten wie den Steppenwolf, den Schakal, den Mönchsgeier, die Zwergtrappe, den Steppenkiebitz und die Mohrenlerche in großer Anzahl finden kann. Viel zu tun also im Rahmen dieser Naturschutzinitiative, die zunächst auf zehn Jahre angelegt ist.

ALTYN DALA CONSERVATION INITIATIVE (ADCI) Im Jahr 2005 schlossen sich kasachische und internationale Organisationen, darunter die kasachischen Naturschutzbehörden, ACBK, ZGF, die Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) und der WWF International (Partner bis 2008) zusammen und initiierten ein großangelegtes Programm zum Schutz von Steppe und Halbwüste, die Altyn Dala Conservation Initiative (ADCI). Als Projektgebiet wurde das Verbreitungsgebiet der einst größten Saiga-Population, der „Betpak-Dala“-Population, in Zentralkasachstan ausgewählt. ADCI hat sich zum Ziel gesetzt: neue Schutzgebiete in den Steppen und Halbwüsten Kasachstans einzurichten die Wilderei auf die Saiga-Antilopen zu bekämpfen

durch eine Verbesserung der Zählmethoden für die SaigaAntilopen genaue Informationen über die tatsächliche Populationsgröße zu bekommen

die Bewohner der Projektregion, vor allem die Kinder, über die Bedeutung des Lebensraumes Steppe und Halbwüste zu informieren und für dessen Schutz zu sensibilisieren

zu prüfen, ob nicht noch mehr in der Steppe und Halbwüste vorkommende Wildtiere, wie Przewalski-Pferde und Wildesel, auch dort wieder angesiedelt werden können

ADCI wird unterstützt von:

PROJEKTGEBIET VON ADCI MIT SCHUTZGEBIETEN R i h Russische Föderation

Kostanay

ADCI-Projektgebiet Astana Karaganda

Zapovednik (höchste Schutzkategorie, Naturschutzgebiet) Naturreservat

Kaspisches Meer

Kasachstan

Zakaznik (Schutzgebiet Zhezkasgan

mit Naturschutzmanagement)

geschützte Zone geplantes Naturreservat AralSee

Usbekistan

Seen Almaty 0

14

100 200 300 400 km

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

SCHWERPUNKTTHEMA | KASACHSTAN

ENTWICKLUNG DES SAIGA-BESTANDS IN BETPAK-DALA Anzahl Tiere 500.000

400.000

300.000

Keine genauen Daten

200.000

100.000

1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Ab Mitte der 90er-Jahre brach die Saigapolulation in Betpak-Dala aufgrund übermäßiger Jagd rasant zusammen. Die Schutzmaßnahmen der letzen zehn Jahre greifen nun und der Bestand erholt sich langsam.

Doch die Bedingungen für die Umsetzung unserer Ziele sind günstig: Die Natur hat nun eine Chance zur Rehabilitierung, nachdem der in dieser trockenen Region unwirtschaftliche Weizenanbau nahezu zum Erliegen kam. Infolgedessen wurden viele zur Sowjetzeit aufgebaute Dörfer aufgegeben. Auch ist die kasachische Regierung ein sehr engagierter Partner, immer offen für Kooperationen und gewillt, ihren internationalen Verpflichtungen im Biodiversitätsschutz nachzukommen. Und wir haben auch schon einiges erreicht: Schutzgebiete mit einer Größe von mehr als 1,3 Millionen Hektar, die die zentralen Lebensräume der Saiga-Antilope mit einschließen, sind bereits zur Ausweisung vorgesehen. Gleichzeitig wird zurzeit die Unterschutzstellung von Wanderkorridoren zwischen den Schutzgebieten geplant. Ein umfangreiches Monitoringsystem konnte bereits aufgebaut werden, nur so kann der Erfolg unserer Projektarbeit auch gemessen werden. Zudem konnten Saigas mit Satellitenhalsbändern ausgestattet werden, was uns erlaubt, ihre Wanderungen aus der Distanz zu verfolgen. Diese Informationen werden genutzt, um die Patrouillen der staatlichen Ranger zu planen, was die Effektivität ihrer Arbeit ungemein erhöht. Die Betpak-Dala-Population der SaigaAntilopen konnte sich mittlerweile von dem Zusammenbruch erholen und ihre Anzahl ist auf über 100.000 Tiere gestiegen. Umfangreiche Forschungen an den Pflanzen und Tieren des Projektgebietes sorgen für ein besseres Verständnis der ökologischen Zusammenhänge und liefern die Grundlage für unsere Naturschutzmaßnahmen. Viele Menschen in den Dörfern im Projektgebiet sind bereits mit der ADCI und ihren Zielen vertraut und unterstützen unsere Vorhaben. Mit der gestiegenen Anzahl an Saigas sind wir der Vision einer „Serengeti des Nordens“ bereits viel näher, als man das vor einigen Jahren noch hätte erwarten können. Der Vision einer Steppe, die voller Leben ist, mit großen Her-

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

den von Huftieren, die grasend über die Ebenen ziehen, und einem funktionierenden Grasland-Ökosystem, wie es einmal war. Saigas kann man schon jetzt wieder zu Tausenden beobachten, in Zukunft sollen sich Przewalski-Pferde und auch Kulane – wilde Esel – dazugesellen. Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt unterstützt die Verwirklichung dieser Vision finanziell und hilft dabei, zusätzliche Finanzmittel zu gewinnen. Aber auch fachlich berät die ZGF die ADCI, etwa mit ihren Erfahrungen aus der tansanischen Serengeti und ihren Kontakten in Deutschland. Diese Unterstützung ist wichtig. Die gestiegene Anzahl an Saigas hat auch Wilderer angelockt, die wieder verstärkt aktiv sind und viele Saigaböcke schießen, um an deren Horn zu gelangen. Gleichzeitig werden die Saigas seit einigen Jahren von mysteriösen Massensterben heimgesucht. In den letzten beiden Jahren traten derartige Fälle in Westkasachstan auf, in diesem Jahr in der Betpak-Dala. Wenn wir die generell positive Entwicklung der Saigas nicht zu sehr gefährden wollen, ist es wichtig, dass wir uns hier weiter engagieren. Die Wilderei muss effektiv bekämpft werden und die Gründe für die Massensterben müssen so bald wie möglich aufgeklärt werden. Durch die Partnerschaft innerhalb der ADCI besteht die Chance, die letzten wirklich wilden Grasländer Eurasiens zu bewahren bzw. sie wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen – und letztlich die Serengeti des Nordens wieder aufleben zu lassen. ------------Steffen Zuther ist Project Advisor, Experte für GIS und Forschung der Altyn Dala Conservation Initiative, Association for the Conservation of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK). Diese Position wird vom Centrum für internationale Migration (CIM) mitgetragen. 15

Foto: APB BirdLife Belarus

AUS DEN PROJEKTEN | POLESIE

Die Po Die Pole lesi siee im Gre renz nzge gebi biet et von Rus ussl slan andd, der Ukr krai aine ne und Wei eißr ßrus ussl slan andd is istt di diee gr größ ößte te Feuc Fe ucht htge gebi biet etsr sreg egio ionn Eu Euro ropa pass. Sie ist wei eitg tgeh ehen endd un unbe beka kann nntt, une nerf rfor orsc scht ht – und zäh ählt lt zu den künfftige ig n Schhwerpu p nktreg k gionen der ZG ZGFF. Von Michael Brombacher

Stechmücken wird es dort wohl zur Genüge geben. Zumindest kommt einem dieser Gedanke unweigerlich, beim Anblick dieser endlosen Weite, dieser nicht enden wollenden Sümpfe, Moore, Tümpel, Feuchtwiesen, Flussauen und Flüsse: 65.000 Quadratkilometer Feuchtgebiete – das größte zusammenhängende Feuchtgebietssystem Europas. Die Polesie ist bei uns weitgehend unbekannt und wer diese Region im Norden der Ukraine, im Grenzgebiet mit Russland und Weißrussland googelt, findet kaum etwas, außer dass dort das Epizentrum des Reaktorunglücks von Tschernobyl lag und Teile der Polesie bis heute als unbewohnbar gelten. Was es hier gibt, ist Natur. Weite, vom Menschen kaum beeinflusste Naturlandschaften. So schlän16

gelt sich beispielsweise die Desna von Osten her durch endlose Auen, bis sie nördlich von Kiew in den Dnepr mündet. In der Desna soll noch eines der seltensten Säugetiere Europas vorkommen: der Russische Desman, eine unter Wasser lebende Maulwurfart mit einem markanten Rüssel. Endlos breit und von Hunderten Nebenarmen durchzogen ist das Flusstal des Pripyat, der die Polesie von Westen her ins Schwarze Meer hin entwässert.

MOORE, FEUCHTWIESEN, FLUSSAUEN - UND WALD Die Dimensionen der einzelnen Teilgebiete sind, ebenso wie die Gesamtfläche der Polesie, beeindruckend: Südlich des Pripyats, im Westen Weißrusslands und direkt an der ukrainischen Grenze liegt Alman, Eu-

ropas größtes Übergangsmoor. Es hat eine Fläche von 90.000 Hektar und ist nahezu unzerstört. Zum Vergleich: Die Landschaft des Teufelsmoors in Niedersachsen, dem einst größten Hoch- und Niedermoorkomplex in Deutschland, umfasst rund 50.000 Hektar. In der Polesie findet man noch nahezu den kompletten Bestand an Großsäugern, die für ausgedehnte und wenig vom Menschen beeinflusste Ökosysteme in Europa charakteristisch sind: Braunbär (er kommt im russischen Schutzgebiet Bryanski Les und auch in der nördlichen Polesie vor), Wolf und Luchs, aber auch die großen Pflanzenfresser Elch, Wisent und sogar das wieder angesiedelte Przewalskipferd durchstreifen die riesigen, oft mehrere Zehntausend Hektar großen Waldgebiete der Region. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

AUS DEN PROJEKTEN | POLESIE

PROJEKTPARTNER Das Projekt zum Schutz des Feuchtgebietssystems Polesie wird mit Mitteln des Beratungshilfeprogramms des Bundesumweltministeriums für den Umweltschutz in den Staaten Mittel- und Osteuropas, des Kaukasus und Zentralasiens finanziert und vom Umweltbundesamt und Bundesamt für Naturschutz fachlich begleitet. Partner im Projekt sind: Russland: Ministerium für Naturressourcen und Ökologie der Russischen Föderation, Birds and People, Wetlands International Die Wasserflächen der Polesie liegen entlang wichtiger Vogelzugrouten und sind ein bedeutender Rastplatz für Zugvögel, die dieses Gebiet während der Frühjahrs- und Herbstmigration zur Zwischenrast brauchen. Wichtige Brutvögel der Region sind Schwarzstorch sowie See-, Fisch-, Schell- und Schreiadler. Auf den riesigen Mooren liegen die Kernlebensräume des Seggenrohsängers, der auf der internationalen Roten Liste als „global gefährdet“ eingestuft wird. Wasservogelzählungen auf den Seen und Flussauen sind bislang nur teilweise durchgeführt worden, die volle Bedeutung der Gebiete ist noch nicht wirklich bekannt.

WISENTE, ELCHE, WÖLFE UND BÄREN Ein Teil der Polesie wurde 1986 von der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die sich direkt in ihrem Zentrum, im Dreiländereck Russland, Ukraine und Weißrussland, ereignete, stark beeinträchtigt. Große Teile der Wälder, Flussauen und Seen wurden verstrahlt. Eine riesige Sperrzone wurde eingerichtet und die Nutzung der Wälder, vor allem im Osten Weißrusslands verboten. Über den Zustand dieser Wildnisgebiete der Polesie ist wenig bekannt. Von großen Wisentherden und Elchen wird berichtet und auch von zahlreichen Wolfsrudeln, die die Region besiedelt haben. Auch Braunbären haben sich vereinzelt wieder eingefunden. Auf tragische Weise ist hier vor fast 30 Jahren ein riesiges „Experimentierfeld“ entstanden, das uns zeigen könnte, wie sich Waldwildnis entwickelt, wenn wir Menschen nicht mehr eingreifen. Aus naheliegenden Gründen ist es jedoch kaum erforscht. Lediglich wenige Forscher wagen sich zu Feldarbeiten in das Gebiet und untersuchen das Verhalten von Wölfen und deren Beutetieren wie Rotwild, Wildschweinen und Elchen. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Ukraine: Ministerium für Ökologie und Naturressourcen der Ukraine, Ukrainian Society for the Protection of Birds (USPB - BirdLife Ukraine, Desnyansko-Starogutski Nationalpark) Belarus: Ministerium für Naturressourcen und Umweltschutz der Republik Belarus, APBBirdLife Belarus, Akademie der Wissenschaften

Die ZGF hat die gesamte Polesie zu einer ihrer künftigen Schwerpunktregionen erklärt, nachdem sie bereits fast ein Jahrzehnt im ukrainischen Teil arbeitete. In einem auf zunächst zwei Jahre angelegten und vom Bundesministerium für Umwelt-, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unterstützten Projekt werden die größten und wichtigsten Teilgebiete besser erforscht, vor allem auch ihre Bedeutung für die Vogelwelt. Die gewonnenen Daten sollen in einer englisch- und russischsprachigen Publikation präsentiert wer-

den und dienen als Grundlage für die Ausweisung oder Erweiterung von neuen Schutzgebieten. Auch können mit diesen neuen Daten einzelne Flächen als Ramsar-Gebiet oder Important Bird Area nominiert werden. Außerdem wird die Klimarelevanz des Gebietes untersucht – sie kann ein wichtiges Argument für den künftigen Schutz der Flächen sein. Das Projekt hat in diesem Frühjahr begonnen und wird sicherlich interessante Ergebnisse liefern, über die wir auch zukünftig im GORILLA berichten werden.

DIE POLESIE Weißrussland Pripyat POLESIE

Polen

Tschernobyl Desna

Russland

Kiew

Ukraine

Dne

pr

Stadtname

Moldawien Odessa

Rumänien Schwarzes Meer

Halbinsel Krim

Polesie auf ukrainischer Seite Polesie auf weißrussischer / russischer Seite 17

AUS DER GESELLSCHAFT | ZGF INTERN

ÖKOLOGISCHE GRENZEN ERNST NEHMEN Seit 40 Jahren berät ein Gremium aus Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen die Bundesregierung in Umweltfragen. ZGF-Vizepräsident und Zoodirektor Prof. Dr. Manfred Niekisch ist seit 2008 Mitglied dieses Sachverständigenrates. Von Stefanie Jung weltfragen die Bundesregierung mit seiner Fachkompetenz. 1971 hatte der damalige Bundesinnenminister HansDietrich Genscher den Umweltrat ins Leben gerufen. 1986 übernahm das Umweltministerium die Zuständigkeit

Foto: SRU/Andreas Kämper

Anfang 2011 hatte der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) für Aufsehen gesorgt. In einem Sondergutachten hatte er Szenarien aufgezeigt, wie unsere Stromversorgung aus vollständig erneuerbaren Ener-

Übergabe des SRU-Gutachtens durch die Ratsmitglieder an Bundesumweltminister Peter Altmaier (Mitte). giequellen gespeist werden könnte. Querdenken, Weiterdenken, Grenzen und Machbares aufzeigen – das sind Aufgaben des SRU, eines siebenköpfigen Gremiums aus Professorinnen und Professoren, das die Bundesregierung in Fragen der deutschen und europäischen Umweltpolitik berät. Seit nunmehr vierzig Jahren unterstützt der Sachverständigenrat für Um-

für den SRU. Der Sachverständigenrat ist unabhängig und verfasst Gutachten und Stellungnahmen zu Themen, die er für wichtig und prioritär hält. In einer begrenzten Welt kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Mit dieser Kernbotschaft überreichte der Sachverständigenrat für Umweltfragen vor wenigen Wochen in Berlin sein aktuelles Gutachten „Verantwor-

tung in einer begrenzten Welt“ an Bundesumweltminister Peter Altmaier und die Öffentlichkeit. Im Gutachten werden elf Schwerpunktthemen behandelt, die von der neuen Wachstumsdebatte, über den Schutz wichtiger Ökosysteme wie der Moore, Wälder und Meere, bis hin zur Stärkung des integrativen Umweltschutzes reichen. Im Zentrum des Gutachtens steht das Konzept der „ökologischen Grenzen“. Der SRU richtet damit den Blick über die Energiewende hinaus auf besonders wichtige Themen der deutschen und europäischen Umweltpolitik. Weitere aktuelle Stellungnahmen befassen sich zum Beispiel mit der dringend nötigen Reform der Agrarpolitik in der Europäischen Union und der europäischen Fischereipolitik. Die Universitätsprofessorinnen und -professoren des Rates bringen dank ihrer unterschiedlichen Fachdisziplinen eine breite Palette an wissenschaftlichen Kenntnissen sowie Erfahrungen im Natur- und Umweltschutz ein. Prof. Dr. Manfred Niekisch, Vizepräsident der ZGF und Frankfurter Zoodirektor, der seit 2010 zudem die neu geschaffene Professur „Internationaler Naturschutz“ an der Goethe-Universität Frankfurt innehat, ist der einzige Ökologe im SRU. Vor wenigen Tagen wurde er für eine weitere Amtszeit von vier Jahren wiederberufen. Mehr unter Ú www.umweltrat.de

NACHRUF PROF. DR. ERNST JOSEF FITTKAU Einer der wusste, was Freilandarbeit in den Tropen bedeutet Doktorväter sind besonders. Man sucht sie sich aus. Doch auch sie können wählen, ob sie die Betreuung annehmen, denn sie tragen ja eine erhebliche Mitverantwortung an den wissenschaftlichen Arbeiten. Wenn man in einem der abgelegensten Gebiete der Welt an einer extrem seltenen Säugetierart arbeiten möchte, über die noch dazu fast nichts bekannt ist, braucht man einen Doktorvater mit Mut, Einfühlungsvermögen, Kenntnis des 18

Lebensraums und ausreichend Realitätssinn, um einschätzen zu können, ob sich da nicht ein junger Wissenschaftler in ein hoffnungsloses Vorhaben verrennt. Als wir, meine Frau und ich, vor 21 Jahren mit Prof. Dr. Ernst Josef Fittkau zusammensaßen und unser Vorhaben zur Erforschung der Riesenotter in den Tropenwäldern Perus erläuterten, da wussten wir von der ersten Minute an, dass wir die richtige Wahl getroffen hatten. Bei der Prüfung der bescheidenen Auswahl an Tropenökologen

in Deutschland waren wir rasch auf den damaligen Leiter der Zoologischen Staatssammlung München gestoßen. Er galt als intimer Kenner der südamerikanischen Regenwälder und hatte auch ein besonderes Interesse an den dort lebenden Menschen und ihren Kulturen. Seine wichtigsten Studienobjekte, die Zuckmücken, hatten allerdings mit „unseren“ Riesenottern wenig gemein. Aber immerhin: Beide kommen in den Gewässern der TropenZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

LESERMEINUNG

LESERBRIEFE FALSCHES NASENHORN GORILLA 2/2012

NICHT LEICHT ZU LÖSEN GORILLA 2/2012

POSITIONSBESTIMMUNG GORILLA 2/2012

Mit Interesse, aber auch Betroffenheit, habe ich den Artikel „Kampf ums Horn“ in der letzten ZGF-GorillaAusgabe gelesen. Als Laie tue ich mir schwer, die Situation und Möglichkeiten realistisch zu beurteilen. Was mir aber seit Längerem durch den Kopf geht, ist Folgendes: Könnten mit „normalen“ Haaren oder z. B. Rinderhörnern von verstorbenen Tieren etc. mithilfe einer „Nashornformschablone“ Imitate von Hörnern eines Nashorns hergestellt werden? Diese könnte man dann auf den freien Markt bringen unter Angabe, dass es sich nicht um ein echtes Horn eines Nashorns handelt, sodass dies legal sein müsste. Wie sich die Imitate dann auf dem Markt verteilen würden, wäre eine andere Geschichte.

Leider werden die Adressaufkleber, die ich in meinem letzen Brief an die ZGF gelobt habe, anscheinend nicht mehr verwendet. Zumindest hat sich der Aufkleber bei den Gorillaausgaben 01/12 und 02/12 nicht mehr rückstandslos ablösen lassen. Dies ist sehr schade, gerade im Hinblick auf das sehr eindrucksvolle Titelblatt „Kampf ums Horn“, das beim Ablösen beschädigt wurde. Harald Piekert, Dresden

Der Beitrag „Keine leichte Beute“ hat mich amüsiert. Er macht deutlich, wie in der Presse durch den lockeren Umgang mit Meldungen Halbwahrheiten verbreitet werden. […] Außerdem hat mir die offene Debatte über den Nashornschutz gefallen. Das Abwägen der Argumente, wie sie auf der einen Seite von Hugo van der Westhuizen, auf der anderen von Michael´t Sas-Rolfes vorgebracht werden, hat mir bei der Bildung einer eigenen Meinung geholfen. Der Position der ZGF kann ich mich nun mit guten Gründen anschließen: kein Handel mit Nasenhorn! Werner Hasselbacher, Frankfurt

Foto: privat

Eventuell könnte so Misstrauen bei potenziellen Käufern aufkommen, ob es sich nun tatsächlich um ein echtes Horn eines Nashorns handelt oder um ein Imitat, sodass die Nachfrage zurückgehen könnte. Wie gesagt, kann ich dies nicht wirklich beurteilen, wollte aber eine eventuelle Chance nicht vertun. Thomas Kassel per E-Mail

Prof. Dr. Ernst Josef Fittkau ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Anmerkung der Redaktion: Nach Auskunft unserer Druckerei ist der verwendete Klebstoff immer der gleiche und grundsätzlich gut ablösbar, allerdings variiert die Klebkraft von Klebstoffen abhängig von verschiedenen Faktoren. So kann z.B. trockene Luft die Ablösbarkeit erschweren, feuchte, schwülwarme Luft die Ablösbarkeit deutlich erleichtern. Man will aber versuchen, dies zu optimieren.

M Möchten Sie Kritik, Lob oder AAnregungen zum ZGF-Gorilla loswerden? Scheiben Sie uns: lo Zoologische Gesellschaft Frankfurt Bernhard-Grzimek-Allee 1 60316 Frankfurt am Main E-Mail: [email protected] Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse mit an, denn anonyme Zuschriften werden von uns nicht veröffentlicht. Auch behalten wir uns vor, lange Zuschriften sinngemäß zu kürzen.

wälder Südamerikas vor. Und so fanden wir in den folgenden Jahren immer sehr schnell interessanten Gesprächsstoff: Da ging es über die Leitfähigkeit der Gewässer, ihre mineralische Grundversorgung und den organischen Eintrag, die komplexe Ökologie der Altarme bis hin zu den indigenen Kulturen, mit denen wir im Rahmen des Schutzprogramms im Auftrag der ZGF immer wieder zu tun hatten. Es waren wenige Treffen in der Staatssammlung oder später, nach Prof. Fittkaus Emeritierung, zuhause in Icking. Doch jedes Zusammentreffen haben wir in besonders positiver Erinnerung.

Am 12. Mai ist Prof. Fittkau im Alter von 84 Jahren gestorben. Mit ihm verliert Deutschland einen bedeutenden Tropenökologen und liebenswerten Menschen, der wusste, was es heißt, wochen- und monatelang in Zelten im Regenwald zu leben und den widrigen Bedingungen zu trotzen und der Respekt hatte vor Freilandstudien an Säugern, bei denen Laborbiologen und Statistiker angesichts der Datenlage schon mal verächtlich die Nase rümpfen. Wir verdanken Prof. Fittkau viel. Die zwei erfolgreichen Doktorarbeiten gehören dazu. Elke Staib, Christof Schenck 19

AUS DER GESELLSCHAFT | ZGF INTERN

Danke

VIELE MITGLIEDER UND FREUNDE DER ZGF TRAGEN MIT IHREN GANZ PERSÖNLICHEN SPENDENAKTIONEN ZU UNSERER NATURSCHUTZARBEIT BEI. AN DIESER STELLE MÖCHTEN WIR IHNEN DAFÜR GANZ HERZLICH DANKEN.

Ein Küchenbuffet zugunsten der Orang-Utans

Filmvorführung für die Serengeti

Die Schüler der Klasse 6d der TullaRealschule in Kehl mögen OrangUtans und haben sich das Thema für die Projektwoche der Schule ausgesucht. Nach einem Besuch im Karlsruher Zoo entschlossen sie sich, eine Spendenaktion für Orang-Utans zu

„Besonders bewegend ist für mich das Zitat von Bernhard Grzimek: „Wenn ein Löwe im rötlichen Morgenlicht aus dem Gebüsch tritt und dröhnend brüllt, dann wird auch Menschen in fünfzig Jahren das Herz weit werden.“ Genau fünfzig Jahre später waren wir mit der Reisegruppe in der Serengeti und es ist genauso wie Bernhard Grzimek es damals beschrieben hat“, schwärmt Helmut Föll. Seine eindrucksvolle Tansaniareise mit einer kleinen Wandergruppe hat Dr. Helmut Föll aus Göppingen filmisch festgehalten. Highlights der Reise waren die Besteigung des Mount Meru, der Ngorongoro-Krater und eine abschließende Safari. Auch der Besuch des Grabmals der Grzimeks hat die Gruppe sehr berührt. All diese Erlebnisse wurden mit viel Liebe zum Detail und ausführlichen Kommentaren in einem privaten Film zusammengefasst. Doch: Warum sollte man diesen nicht auch einem breiteren Publikum vorführen? Gesagt, getan: Die Filmpremiere in der Stadthalle in Göppingen vor 150 Personen war ein voller Erfolg. Helmut Föll übernahm die Miete für den Saal und bat die Gäste um eine Spende, die ohne Abzug und zweckgebunden in den Schutz des Serengeti Nationalparks geht. 670 Euro kamen zusammen – und weitere Vorführungen sind geplant.

starten. Mit selbst gebackenem Kuchen, der bei Schülern und Lehrern reißenden Absatz fand, nahmen die Kinder stolze 600 Euro ein, die nun in das Orang-Utan-Projekt der ZGF auf Sumatra fließen. Toll gemacht!

Die Klasse 6d der Tulla-Realschule in Kehl

Ein Fest für den Maiko-Nationalpark Das Ehepaar Stefan Algermissen und Petra Struckmeyer aus Isernhagen in Niedersachsen unterstützt die ZGF schon seit vielen Jahren und hat nun ein Fest mit Freunden und Familie genutzt, um für den Maiko-Nationalpark

Stefan Algermissen und Petra Struckmeyer

im Kongo Spenden zu sammeln. Der Park ist durch fast 11.000 km² unberührten Regenwald und eine einzigartige Tierwelt ein außergewöhnliches Wildnisgebiet. Wichtig ist dem Ehepaar aber noch ein anderer Aspekt. „Im Maiko-Projekt geht es nicht nur um Tiere und Natur, sondern auch um Menschen. Die Unterstützung der Ausbildung der Menschen im Park ist ein wichtiger Punkt für Spender“, sagt Petra Struckmeyer. Beeindruckende 1.600 Euro sammelten die beiden für das Projekt! Die nächste Afrikareise hat das Paar bereits für dieses Jahr gebucht und ein Besuch bei den Gorillas ist auf jeden Fall für die nächsten Jahre geplant.

Das Grabmal Grzimeks am Ngorongoro-Krater, fotografiert von Dr. Hans Mosthaf.

Haben Sie auch eine individuelle Idee, wie Sie die ZGF unterstützen könnten? Möchten Sie Ihren Geburtstag oder eine Gelegenheit zum Anlass nehmen, Gutes zu tun und für ein ZGF-Projekt zu spenden? Sprechen Sie uns an: Frau Monika Lennig, Telefon: 069/943446-0, [email protected]. Anregungen und Infos zu obigen Beispielen finden Sie auf www.zgf.de unter „Helfen und fördern“. 20

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

AUS DER GESELLSCHAFT | ZGF INTERN

EINLADUNG zur Mitgliederversammlung 2012 der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt Im Namen des Vorstandes möchte ich hiermit alle Mitglieder der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. zu unserer jährlichen Mitgliederversammlung im September herzlich einladen. Datum

Dienstag, 25. September 2012

Beginn

16:00 Uhr

Ort

Ausstellungssaal im Zoo-Gesellschaftshaus des Zoos Frankfurt Bernhard-Grzimek-Allee 1 603166 Frankfurt 603 a u t aam Main a

Tagesordnung 1. Begrüßung 2. Geschäftsbericht & Jahresabschluss 2011 3. Beschlussfassung über den Jahresabschluss 2011 4. Entlastung des Vorstandes 5. Wahl des Abschlussprüfers 6. Anträge Antrag des Vorstands auf Änderung der Satzung 7. Verschiedenes Kaffeepause anschließend Präsentation der Naturschutzarbeit der ZGF im Jahre 2011 durch die Referatsleiter/innen und Möglichkeit zur Diskussion.

Gerhard Kittscher, ZGF-Präsident

ANTRAG DES VORSTANDES AUF ÄNDERUNG DER SATZUNG DER ZOOLOGISCHEN GESELLSCHAFT FRANKFURT VON 1858 E.V. Der Vorstand stellt folgenden Antrag an die Mitgliederversammlung der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt am 25. September 2012. Die Mitgliederversammlung möge beschließen, die Satzung in folgenden Paragrafen zu ändern (siehe Anlage): § 1 Absatz 1 §1a §1b § 2 Absatz 1 § 2 Absatz 2 § 2 Absatz 4 §6 § 8 Unterpunkt 6 § 10 Absatz 1 § 10 Absatz 2 § 10 Absatz 3 § 10 Absatz 4

Änderung/Kürzung Ergänzung Ergänzung Änderung/Kürzung Änderung/Ergänzung Streichung Streichung Streichung infolge Änderung § 6 Änderung Änderung Änderung/Ergänzung Änderung/Kürzung

Begründung Das Finanzamt Frankfurt hat bei einer Vereinsprüfung einige Anpassungen der Satzung als wünschenswert genannt. Dies betrifft u. a. die Präzisierung der Aufgabenstellungen und die Mittelbeschaffung zugunsten ausländischer Organisationen. Zusätzlich erfolgen redaktionelle Klarstellungen und Vereinfachungen sowie sprachliche Anpassungen. Hinweise auf Konten wurden präzisiert und es wurde dargelegt, auf welche Aktionen und Aufgabenstellungen Bezug genommen wird. Handlungen und Gremien, die seit vielen Jahren keine Anwendungen fanden, wie der Versand einer Mitgliedskarte oder die Etablierung eines Kuratoriums wurden gestrichen. Das Verfahren bei Auflösung der Gesellschaft wurde den Erfordernissen angepasst. Alle Änderungen sind mit dem Finanzamt vorabgestimmt.

Gerhard Kittscher Kittscher, ZGF ZGF-Präsident Präsident

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

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AUS DER GESELLSCHAFT | ZGF INTERN

Aktuell gültige Fassung

Änderungsvorschläge

§1

§1

Unter dem Namen „Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858“ mit dem Sitz in Frankfurt am Main haben sich die Freunde der Natur im Allgemeinen und die Freunde des Zoos Frankfurt zusammengefunden. Diese Gesellschaft ist als Verein im Vereinsregister eingetragen.

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. mit Sitz in Frankfurt am Main ist als Verein im Vereinsregister eingetragen.

Die Gesellschaft hat zwei Aufgabenstellungen:

Die Gesellschaft hat zwei Aufgabenstellungen:

a) Sie unterstützt die Erhaltung der Biologischen Vielfalt weltweit

a) Sie unterstützt die Erhaltung der Biologischen Vielfalt weltweit

Kürzung / Änderung

Dies erfolgt insbesondere durch den Schutz von Wildtieren in ihren Lebensräumen und durch den Schutz von Ökosystemen wie zum Beispiel herausragende Wildnisregionen in aller Welt, auch in Schutzgebieten. Ergänzung b) Sie fördert den Zoo Frankfurt.

b) Sie fördert den Zoo Frankfurt. Dies erfolgt insbesondere durch die Unterstützung der Umweltbildung und der Aufgabenstellung „Naturschutz“ des Zoos sowie bei außergewöhnlichen Investitionsmaßnahmen. Ergänzung

(....)

(....)

Aktuell gültige Fassung

Änderungsvorschläge

§2

§2

Die Gesellschaft führt das von Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Grzimek ins Leben gerufene Spendenkonto „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“.

Die Gesellschaft führt die internationale Naturschutzarbeit sowie die Aktion „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ von Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Grzimek fort.

Die in diesem Konto vorhandenen Mittel werden ausschließlich im Sinne der Aufgabenstellung (§ 1a) für Naturschutzzwecke verwendet, wobei Mittel zur Durchführung von Naturschutzprojekten auch an andere Institutionen oder Körperschaften im Sinne des § 58 Ziff. 2 Abgabenordnung gegeben werden können.

Die dort vorhandenen Mittel werden ausschließlich im Sinne der Aufgabenstellung (§ 1a) für Naturschutzzwecke verwendet, wobei Mittel zur Durchführung von Naturschutzprojekten auch an andere Institutionen oder Körperschaften im Sinne des § 58 Ziff. 2 Abgabenordnung und für Zwecke gemäß § 58 Ziff. 1 Abgabenordnung im In- und Ausland gegeben werden können. Außerdem kann eine Mittelbeschaffung zugunsten ausländischer Organisationen im Rahmen der Aufgabenstellung § 1a) erfolgen. Änderung / Ergänzung

Spendenmittel, die zur Förderung des Zoos Frankfurt zweckbestimmt vorhanden sind, können sinngemäß dann auch nur zu dessen Förderung verwendet werden (§ 1b).

Spendenmittel, die zur Förderung des Zoos Frankfurt zweckbestimmt vorhanden sind, können sinngemäß dann auch nur zu dessen Förderung verwendet werden (§ 1b).

Die Konten werden getrennt geführt.

Streichung

(...)

(....)

Aktuell gültige Fassung

Änderungsvorschläge

§6 Der Verein erhält ein Kuratorium, welches beratend den Vorstand bei seinen Aufgaben unterstützen soll. Das Kuratorium kann bis zu 30 Mitglieder umfassen. Die Mitglieder des Kuratoriums werden durch den Vorstand ernannt, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Mitgliederversammlung.

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§ 6 wird ersatzlos gestrichen. Damit verschiebt sich ab hier die bisherige Nummerierung. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

AUS DER GESELLSCHAFT | ZGF INTERN

Aktuell gültige Fassung

Änderungsvorschläge

§8

§7

Der Mitgliederversammlung obliegt:

Der Mitgliederversammlung obliegt:

1. Die Wahl des Vorstandes, 2. die Entgegennahme des Geschäftsberichtes des Vorstandes, 3. die Beschlussfassung über die Jahresrechnung, 4. die Entlastung des Vorstandes, 5. die Beschlussfassung über Änderungen der Satzung, 6. die Genehmigung der Beschlüsse des Vorstandes wegen der Zusammensetzung des Kuratoriums 7. die Wahl des/der Abschlussprüfers/in nach Vorschlägen des Vorstandes 8. auf Vorschlag des Vorstandes Wahl eines Ehrenpräsidenten

1. Die Wahl des Vorstandes, 2. die Entgegennahme des Geschäftsberichtes des Vorstandes, 3. die Beschlussfassung über die Jahresrechnung, 4. die Entlastung des Vorstandes 5. die Beschlussfassung über Änderungen der Satzung,

Aktuell gültige Fassung

Änderungsvorschläge

§ 10

§9

Der Beschluss der Mitgliederversammlung, dass die Gesellschaft aufgelöst werden soll, bedarf der Mehrheit von drei Viertel der Mitglieder, die zu einer mit dieser Tagesordnung unter Einhaltung der dreiwöchigen Einladungsfrist einberufenen Mitgliederversammlung erschienen sind.

Einzig der Beschluss der Mitgliederversammlung, dass die Gesellschaft aufgelöst werden soll, bedarf der Mehrheit von drei Viertel aller stimmberechtigten Mitglieder, die zu einer mit dieser Tagesordnung unter Einhaltung der dreiwöchigen Einladungsfrist einberufenen Mitgliederversammlung einzuladen sind.

Streichung 6. die Wahl des/der Abschlussprüfers/in nach Vorschlägen des Vorstandes 7. auf Vorschlag des Vorstandes Wahl eines Ehrenpräsidenten

Änderung Ein solcher Beschluss bedarf jedoch der Bestätigung einer innerhalb eines Monats mit dreiwöchiger Frist gem. § 7 einzuberufenden Mitgliederversammlung; sonst gilt der erste Beschluss als nicht gefasst. Auch in der zweiten Versammlung ist zur Beschlussfassung eine Mehrheit von drei Viertel der erschienenen Mitglieder erforderlich.

Nur für den Fall der Auflösung gilt weiter: Ist die Versammlung nicht beschlussfähig, lädt der Vorstand innerhalb eines Monats zu einer zweiten Mitgliederversammlung mit gleicher Tagesordnung ein. Diese Mitgliederversammlung ist unabhängig von der Anzahl der Anwesenden beschlussfähig, sofern dies in der Einladung ausdrücklich mitgeteilt ist. Ein Auflösungsbeschluss erfordert dann lediglich eine Mehrheit von drei Viertel der erschienenen stimmberechtigten Mitglieder. Änderung

Bei Aufhebung oder Auflösung des Vereins oder bei Wegfall des bisherigen Zweckes fällt das im Konto „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ gesammelte Vermögen an die Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“.

Bei Aufhebung oder Auflösung des Vereins oder bei Wegfall des steuerbegünstigten Zweckes fällt das für die Förderung des Zoos zweckgebundene Vermögen an den Zoo Frankfurt. Alle anderen Vermögenswerte und das verbleibende Eigentum fallen an die Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“. Der Zoo Frankfurt und die Stiftung Hilfe für die bedrohte Tierwelt haben das zugefallene Vermögen/Vermögenswerte/verbleibende Eigentum unmittelbar und ausschließlich für gemeinnützige Zwecke zu verwenden. Änderung / Ergänzung

Sollte diese nicht mehr existieren, so fällt das Vermögen an eine vergleichbare Naturschutzvereinigung, die ähnliche Ziele wie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 nach § 1a) verfolgt. Das restliche Vermögen des Vereins fällt an den Zoo Frankfurt, der es ausschließlich und unmittelbar für seine gemeinnützigen Zwecke zu verwenden hat.

ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Sollte diese nicht mehr existieren, so fällt das Vermögen an eine vergleichbare Naturschutzvereinigung, die ähnliche Ziele wie die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 nach § 1a) verfolgt. Änderung / Ergänzung / Kürzung

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AUS DEM ZOO FRANKFURT

Sumatra-Tigerjunge ASIM ist Ende Juni in den Heidelberger Zoo umgezogen. Sein Bruder TARU verlässt Frankfurt im Juli in Richtung Frankreich. Die beiden Tiger-Brüder wurden Anfang Mai 2011 geboren und sind somit nahezu erwachsen. Sie müssen nun eigene Wege gehen, bevor sie geschlechtsreif werden und mit Revierkämpfen beginnen. Wenn beide Jungtiger den Zoo Frankfurt verlassen haben, wird deren Vater IBAN aus dem Zoo Warschau zurückkehren. Dort hat der Kater für reichlich Nachwuchs mit Tigerdame RATU gesorgt. Gleich drei Babys wurden geboren. Sumatra-Tiger sind in ihrem natürlichen Lebensraum, der südostasiatischen Insel Sumatra, vom Aussterben bedroht. Nur noch rund 400–500 Tiere leben in freier Natur. In europäischen Zoos leben rund 150 Sumatra-Tiger. Sie alle sind Teil eines Erhaltungszuchtprogramms. Dieses organisiert die Nachzucht und den Austausch der Tiere zwischen den Zoos.

Foto: Michael Leibfritz

UMZUG DER TIGERJUNGEN

So niedlich war ASIM vor knapp einem Jahr. Bei seiner Reise nach Heidelberg wog er schon fast so viel wie seine Mutter MALEA.

BONOBO-BABY SAMBO zu belassen waren leider vergeblich“, berichtet Zoodirektor Manfred Niekisch. Tagsüber wurde SAMBO von seinen Tierpflegern herumgetragen oder schlief in seinem „Spieleparadies“ – einem Gehege im Foyer des

Foto: Carsten Knott

In einer Januar-Nacht kam im Zoo der kleine Bonobo SAMBO zur Welt. Da seine Mutter ZOMI nicht genug Milch für ihn hatte, musste er mit der Flasche großgezogen werden. „Alle Bemühungen SAMBO bei seiner Mutter

SAMBO im Spieleparadies. Kleine Menschenaffen brauchen viel Anregung für eine gesunde Entwicklung. 24

Menschenaffenhauses. Nachts wurde er von Revierleiter Carsten Knott und dessen Frau betreut. „Handaufzuchten sind bei Säugetieren und vor allem bei Menschenaffen immer problematisch“, erklärt Niekisch, „Als Erwachsene können die Tiere häufig nicht mehr in eine Gruppe integriert werden, da sie die natürlichen Verhaltensweisen ihrer Artgenossen nicht kennen. Sie sind dann zu einem völlig artuntypischen Leben als Einzeltier verdammt.“ Dieses Schicksal soll SAMBO erspart bleiben – er wurde mittlerweile wieder in die Bonobo-Gruppe integriert. Der Name SAMBO bedeutet „sieben“ auf Lingala, einer der vier Landessprachen im Kongo. Namensgeber war sein Geburtsdatum, der 7. Januar. Bonobos stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Der Bestand der Menschenaffen in ihrem natürlichen Lebensraum – der Demokratischen Republik Kongo – ist insbesondere durch Bürgerkriege, Bejagung und Lebensraumzerstörung bedroht. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

ZOO FRANKFURT | VERÄNDERUNGEN IM TIERBESTAND (01.03.2012 BIS 30.06.2012)

0,0,1 Helmkasuar; 0,0,1 Satyrtragopan; 0,0,2 Krickente; 0,0,7 Brandgans; 0,0,1 Königsgeier; 0,0,1 Sonnenralle; 1,0 Bartlett-Dolchstichtaube; 0,0,5 Blauracke; 0,0,4 Wiedehopf; 0,0,1 Furchenschnabel-Bartvogel; 0,0,3 Azurkopftangare; 0,0,5 Blaukopf-Schmetterlingsfink; 0,0,3 Blauohr-Honigfresser; 0,0,8 Rotohrbülbül; 0,0,4 Kowari; 1,0 Alpaka RICO; 0,0,1 Kleinkantschil; 0,1 Netzgiraffe KIANGA; 4,5 Afrikanische Zwergziege; 1,0 Südafrikanischer Zwergseebär; 1,0 Seehund HENRY; 0,0,x Zwergotter (Anzahl und Geschlechter noch nicht bekannt); >8,3,2 Brillenblattnase; 0,0,1 Braunhaar-Gürteltier; 0,2 Kurzohr-Rüsselspringer; 0,1 Tamandua PEPITA; 1,1 Katta; 0,0,1 Moholigalago; 0,0,1 Weißkopfsaki; 0,0,1 Mantelpavian; 0,0,6 Ägyptische Stachelmaus; 0,0,4 Goldstachelmaus; 0,0,1 Greifstachler; 1,3 Mara; 1,2 Gundi; 0,1 Erdferkel LOTTE

Bartvogel (Zoo Attica, Athen/GR); 2,2,7 Blaukopf-Schmetterlingsfink (Zoo Warschau/PL; privat); 1,3 Blauohr-Honigfresser (Gan-Garoo Australian Park, Nir-David/IL); 0,0,6 Rotohrbülbül (Zoo Warschau/PL); 1,0 Königsglanzstar (Schönbrunner Tiergarten, Wien/A); 1,1 Igeltanrek (privat); 0,2 Afrikanische Zwergziege (privat); 1,0 Sumatra-Tiger ASIM (Zoo Heidelberg); 1,1 Zwergmanguste (Zoo Hof); 0,1 Erdmännchen (Tierpark Jaderberg); 1,0 Braunhaar-Gürteltier (Zoo Sóstó/HU); 1,1 Kurzohr-Rüsselspringer (Zoo-Gesellschaft Kaiserslautern; privat); 1,0 Zweifinger-Faultier ZIPPO (Zoo Budapest/HU); 1,0 Katta (Thüringer Zoopark Erfurt); 1,1 Roter Vari (Thüringer Zoopark Erfurt); 1,0 Schlanklori (Uni Bochum); 1,0 Kaiserschnurrbarttamarin NANNO (Zoo Hoyerswerda); 1,4 Wüstenschläfer (Breeding Centre for Endangered Arabian Wildlife, Sharjah/UAE); 6,3 Mara (Zoo Wuppertal; privat)

ZUGÄNGE

GESTORBEN

0,2 Komodowarane (Zoo Los Angeles/USA via Zoo Leipzig); 1,1 PalawanPfaufasan (Zoo Bristol/UK; Durrell Wildlife Conservation Trust, Jersey/UK); 1,1 Mandschurenkranich (Tierpark Hagenbeck, Hamburg); 0,1 Fächertaube (Zoo Wuppertal); 0,0,1 Gouldamadine (privat); 1,1 Gemalter Astrild (privat); 1,1 Blaugrüne Papageiamadine (privat); 1,1 Japanisches Mövchen (privat); 1,1 Spitzschwanz-Bronzemännchen (privat); 0,1 Rebhuhnastrild (privat); 1,0 Zweifinger-Faultier ALF (Zoo Budapest/HU); 2,0 Schlanklori (Zoo London/UK; Uni Bochum)

1,0 Palawan-Pfaufasan; 0,0,2 Krickente; 1,0 Kolbenente; 1,0 Rostgans; 0,1 Chile-Flamingo; 1,0 Elsterreiher; 0,1 Schuhschnabel MAUSI; 0,0,1 Königsgeier; 0,1 Fächertaube; 0,0,1 Blauracke; 0,1 Japanisches Mövchen; 0,1 Rebhuhnastrild; 0,2,2 Blaukopf-Schmetterlingsfink; 0,0,1 Blauohr-Honigfresser; 0,0,3 Rotohrbülbül; 1,0 Kowari; 0,3 Igeltanrek; 1,0 Netzgiraffe ZULU; 0,1 Zwergotter; 15,12,13 Brillenblattnase; 0,0,1 Braunhaar-Gürteltier; 1,1 Katta; 1,0 Schlanklori; 1,0 Borstenhörnchen; 0,1 Kleine Wüstenspringmaus; 1,0,1 Goldstachelmaus; 1,2 Australische Schwimmratte; 1,2 Springhase; 0,0,1 Greifstachler; 0,1 Magna-Wildmeerschweinchen; 2,2 Mara

GEBOREN

ABGÄNGE 1,0 Steinhuhn (Zoo Neuwied); 1,0 Satyrtragopan (Zoo Osnabrück); 1,0 Palawan-Pfaufasan (Zoo Lissabon/P); 2,1 Kahnschnabel (Zoo Lagos/P; Zoo Lourosa/P); 0,1 Sonnenralle (Schönbrunner Tiergarten, Wien/A); 1,0 Mandschurenkranich (Zoo Warschau/PL); 1,0 Bartlett-Dolchstichtaube (privat); 1,1 Polillo Tariktik-Hornvogel (Tierpark Berlin); 1,1 Furchenschnabel-

ERLÄUTERUNG Mit den Zahlen vor den Artnamen bezeichnen Tiergärtner die Anzahl männlicher (vor dem Komma) und weiblicher (nach dem Komma) Individuen. Die dritte Zahl gibt die Anzahl von Tieren unbekannten Geschlechts an.

Der Sonnenschein ist ins Giraffenhaus eingezogen: Am 24. Juni kam im Zoo Frankfurt ein großäugiges Netzgiraffen-Mädchen zur Welt und wurde auf den Namen KIANGA getauft. „KIANGA bedeutet Sonnenschein auf Swahili, jener Sprache, die in der Heimat ihrer Artgenossen gesprochen wird“, erklärte Zoodirektor Prof. Manfred Niekisch. Mutter MONIQUE hat die Geburt gut überstanden. Innerhalb von nur 15 Minuten kam die kleine KIANGA inmitten der Gruppe zur Welt. MONIQUE ist die „dienstälteste“ Giraffenmutter und kümmert sich liebevoll um ihr achtes Jungtier, das noch etwas wackelig auf den langen Beinen steht. „Mit 68,5 kg Geburtsgewicht und einer Größe von 1,69 m ist das kleine NetzgiraffenMädchen sehr zierlich“, so Niekisch. Dennoch ist die kleine Giraffe fit und aufmerksam und trinkt regelmäßig Milch bei ihrer Mutter. Etwa drei Wochen nach der Geburt wird das Jungtier in die Gruppe integriert. ZGF GORILLA | AUSGABE 3/2012

Foto: Lisa Groschupff

NACHWUCHS BEI DEN NETZGIRAFFEN

Hallo Welt! Unter Mamas Bauch ist es erst mal sicher. 25

ERLEBNIS ZOO – ABENTEUER NATURSCHUTZ VORTRAGSREIHE 2012 „NEUES AUS FORSCHUNG & NATURSCHUTZ“ | MITTWOCHS, 18.00 UHR | EINTRITT FREI

MI 04. JULI 18:00

MI 01. AUGUST 18:00

SAMBIA – ZWISCHEN LUANGWA TAL WAS GIBT ES NEUES IM ZOO FRANKFURT? UND DER QUELLE DES SAMBESI DR. PHILIPP WAGNER | MUSEUM KOENIG, BONN

PROF. DR. MANFRED NIEKISCH | DIREKTOR ZOO FRANKFURT

MI 05. SEPTEMBER 18:00

KOHLENSTOFFFINANZIERUNG VON WALDSCHUTZ IN DER REGION BIKIN IM RUSSISCHEN FERNEN OSTEN FRANK MÖRSCHEL | KFW- ENTWICKLUNGSBANK, FRANKFURT

MI 10. OKTOBER 18:00

MI 07. NOVEMBER 18:00

MI 05. DEZEMBER 18:00

DER KIWI IM ZOO – KLEIN, BRAUN, NACHTAKTIV UND TROTZDEM EINE SENSATION

DER SOKOTRA-ARCHIPEL IM INDISCHEN OZEAN: UNESCO WELTNATURERBE ZWISCHEN ENTWICKLUNG UND NATURSCHUTZ

NEUES VOM NATURSCHUTZ – DIE STRATEGIE DER ZOOLOGISCHEN GESELLSCHAFT FRANKFURT

BRITTA LÖBIG | UNI FRANKFURT

BILD: ANUP UND MANOI SHAH

GESTALTUNG: WWW.HIMMELBRAUN.DE

DR. UWE ZAJONZ | SENCKENBERG GESELLSCHAFT FÜR NATURFORSCHUNG, FRANKFURT

IM ZOO FRANKFURT | ZOOGESELLSCHAFTSHAUS | AUSSTELLUNGSSAAL BERNHARD-GRZIMEK-ALLEE 1 | 60316 FRANKFURT

DR. CHRISTOF SCHENK | GESCHÄFTSFÜHRER ZGF

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